Heinrich der Löwe schenkte ihnen sechs Hufe

Im Torhaus und im angrenzenden Wirtschaftsgebäude ist das Zisterziensermuseum untergebracht. Foto: Der Löwe
Im Torhaus und im angrenzenden Wirtschaftsgebäude ist das Zisterziensermuseum untergebracht. Foto: Der Löwe

Braun­schweigs Museen, Folge 9: Das Zister­zi­en­ser­mu­seum in Riddags­hausen infor­miert über Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Kunst des Ordens.

Dereinst saß im Torhaus des Klosters Riddags­hausen ein Mönch, der Fremde empfing und sich der Armen annahm. Heute können Besuche­rinnen und Besucher einfach hindurch­schlen­dern, wenn sie zur Kloster­kirche wollen oder über den Kleider­sel­lerweg Richtung „Grüner Jäger“ wandern möchten. Es lohnt sich indes, nach dem Durch­queren innezu­halten und den Blick nach links zur kleinen, grünen Eingangs­pforte mit dem Schild „Zister­zi­en­ser­mu­seum Riddags­hausen“ schweifen zu lassen. Wer ein wenig Zeit mitbringt und eintritt, kann dort eine spannende Zeitreise erleben, am besten mit einer Führung durch Griseldis Knisch, die wie keine Zweite über die Zister­zi­enser in Riddags­hausen Bescheid weiß.

Blick in die Ausstellung mit ihren umfangreichen Schautafeln. Foto: Der Löwe
Blick in die Ausstel­lung mit ihren umfang­rei­chen Schau­ta­feln. Foto: Der Löwe

Das Museum wird vom Förder­verein Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft e. V. getragen. Es existiert seit 1988 und ist im seiner­zeit speziell dafür restau­rierten Torge­bäude aus dem 12. Jahrhun­dert sowie im unmit­telbar angren­zenden Wirtschafts­ge­bäude aus dem 18. Jahrhun­dert, der ehema­ligen Kleinen Meierei, unter­ge­bracht. In 13 Abtei­lungen wird auf einer Ausstel­lungs­fläche von 150 Quadrat­me­tern die Geschichte, Wirtschaft, Kultur und Kunst des Zister­zi­en­ser­or­dens im Allge­meinen und am Beispiel des Klosters Riddags­hausen erläutert. Bei seiner Gründung stellte das Museum eine Novität in der deutschen Museums­land­schaft dar.

Urkunde über die Grundstücksüberlassung durch Heinrich den Löwen (Kopie). Foto: Der Löwe
Urkunde über die Grund­stücks­über­las­sung durch Heinrich den Löwen (Kopie). Foto: Der Löwe

Geplant ist nach mehr als 30-jährigem Betrieb nun eine Neuaus­rich­tung. Das moder­ni­sierte Zister­zi­en­ser­mu­seum soll ein klares Profil erhalten und statt eines heimat­kund­li­chen Museums eher ein touris­ti­sches Erleb­nis­zen­trum werden. Vorbild ist auch das Natur­er­leb­nis­zen­trum „Haus Entenfang“, das infor­mativ und unter­haltsam die Beson­der­heiten des Natur­schutz­ge­bietes Riddags­hausen erklärt. Das Zister­zi­en­ser­mu­seum soll natürlich weiterhin seinen Bildungs­auf­trag erfüllen, aber eben künftig auch zeitge­mäßen Erleb­nis­cha­rakter aufweisen. Es könnte zudem die Funktion eines Besucher­zen­trums für Riddags­hausen übernehmen und auf die vielfäl­tigen Erleb­nis­mög­lich­keiten des Ortes aufmerksam machen. Aber das ist Zukunfts­musik, die zugege­be­ner­maßen sehr verlo­ckend klingt. Aktuell sucht der Förder­verein Riddags­hausen Möglich­keiten der Finan­zie­rung.

Gegen­wärtig dreht sich noch alles vor allem um die Dokumen­ta­tion der Entwick­lung des ehema­ligen Klosters Riddags­hausen. Insgesamt infor­mieren 94 Wandta­feln mit kurzen, einfüh­renden Texten und Abbil­dungen über das Leben der Mönche. Dem Gründungs­kon­vent gehörten 1145 Abt Robert und zwölf Mönche an. Sie waren von ihrem Mutter­kloster Amelungs­born ausge­sandt worden. Der welfische Minis­te­riale Ludolf von Wenden hatte ihnen zunächst ein Gut gestiftet, das durch Herzog Heinrich den Löwen vergrö­ßert wurde. In Vitrinen werden diverse Objekte als Originale oder Repliken ausge­stellt. Darunter befindet sich auch jene Urkunde, mit der Heinrich der Löwe den Zister­zi­en­sern „sechs Hufe“ (mittel­al­ter­liche Größen­ein­heit) Land überließ.

Modell des Klosters um 1725. Foto: Der Löwe
Modell des Klosters um 1725. Foto: Der Löwe

Riddags­hausen entwi­ckelte sich rasch zu einem reichen Kloster. Die Ausdeh­nung reichte über die heutigen Stadt­teile Schapen, Volkma­rode, Querum, Waggum, Hondelage bis zum Elmrand bei Schöp­pen­stedt. Fisch­zucht, einst existierten 28 Teiche rund um den heute als Naherho­lungs­ge­biet so beliebten Kreuz­teich, Viehzucht und Ackerbau erledigten sogenannte Laien- oder Arbeits­mönche. Sie sorgten für das Auskommen des Klosters und verkauften Waren in der Stadt am Grauen Hof. Die Pries­ter­mönche waren für die Liturgie, für das Beten und den Chorge­sang zuständig.

Gezeigt werden im Zister­zi­en­ser­mu­seum unter anderem auch die Kopie einer mittel­al­ter­li­chen Stein­zange, die zum Transport der großen Steine für den Bau der Kloster­kirche benutzt wurde, und eine Teich­ab­lass­vor­rich­tung, die zum Abfischen benötigt wurde. Ein Modell der Kloster­an­lage von 1725 zeigt die einstigen Dimen­sionen. Übrig sind letztlich aus der frühen Zeit nur die Kloster­kirche, die Frauen­ka­pelle, die Siechen­ka­pelle und das Torhaus sowie Reste der Kloster­mauer. Deutlich gemacht werden im Museum darüber hinaus die weitläu­figen Bezie­hungen und Verflech­tungen der Zister­zi­enser.

Schild im Foyer des Museums. Foto: Der Löwe
Schild im Foyer des Museums. Foto: Der Löwe

Das Kloster wurde bis 1912 von insgesamt 54 Äbten geführt. Davon zeugen Listen im Museum. Seit der Refor­ma­tion 1568 waren es 22 evange­li­sche Äbte. Der wohl berühm­teste unter ihnen war Abt Jerusalem, der als Initiator des Collegium Caroli­nums, dem Vorläufer der heutigen Techni­schen Univer­sität Braun­schweig, gilt. Seine Grabbüste steht in der Kloster­kirche Riddags­hausen.

Öffnungs­zeiten:

  • Samstag: 12 – 17 Uhr
  • Sonntag: 12 – 17 Uhr

Besich­ti­gungen sind nach Verein­ba­rung auch außerhalb der regulären Öffnungs­zeiten möglich
(Griseldis Knisch Tel.: 0531–74282 oder 0151–10592564).

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