Nein zur Machbar­keits­studie für das Acker­hof­portal

Konzeptstudie des Ackerhofportals, Blick von Ölschlägern, Ecke Schlossstraße des Architekturbüros Dr. Richi+Opfermann+Partner aus dem Jahr 2004. Foto: RBS

Nur Lippen­be­kennt­nisse: Trotz vorhe­riger positiver Stellung­nahmen lehnten SPD und Grüne den CDU-Antrag ohne Debatte und Begrün­dung im Rat ab.

Überra­schend ist der CDU-Antrag für eine Machbar­keits­studie zum Wieder­aufbau des Acker­hof­por­tals von der SPD- und der Grünen-Fraktion in der gestrigen Ratssit­zung ohne Aussprache und Begrün­dung abgelehnt worden. Noch am 1. März erreichte die Redaktion von „der Löwe – das Portal für das Braun­schwei­gi­sche“ eine ganz anders lautende Stellung­nahme des SPD-Frakti­ons­vor­sit­zenden Christoph Bratmann und zuvor bereits eine positive Einschät­zung des Vorstands der Bürger­schaft Magni zum Sachstand. Zur besseren Einord­nung veröf­fent­li­chen wir an dieser Stelle beide im kompletten Wortlaut:

Christoph Bratmann am 1. März: „Die Frakti­ons­vor­sit­zenden von SPD und Grünen haben Vertre­te­rinnen und Vertreter der Bauver­wal­tung sowieso von der Werbe­ge­mein­schaft Magni, der Bürger­schaft Magni und der Firma Borek zum Gespräch über Perspek­tiven der Wieder­errich­tung des Acker­hof­por­tals einge­laden. Darüber hinaus war auch der Stadt­teil­hei­mat­pfleger der Innen­stadt, Elmar Arnhold, der Einladung gefolgt. Grund­sätz­lich besteht Einigkeit in dem Wunsch, das Acker­hof­portal wieder zu errichten. Verschie­dene Standort-Varianten wurden disku­tiert, ohne ein abschlie­ßendes Meinungs­bild. Zeitnah soll nun die Verwal­tung beauf­tragt werden, erneut die Machbar­keit und den Kosten­rahmen für die Errich­tung des Acker­hof­por­tals an drei möglichen Stand­orten zu prüfen.“

Nur einen Tag später wurde der gleich­lau­tende Antrag der CDU-Fraktion in der Sitzung des Finanz­aus­schusses ebenfalls ohne Debatte und Begrün­dung von den Vertre­tern der SPD und den Grünen abgelehnt. Auch die Bürger­schaft Magni dürfte mit einem anderen Abstim­mungs­ver­halten gerechnet haben.

Silvester Plotka am 21. Februar: „Zwischen­zeit­lich haben sehr konstruk­tive Gespräche mit den Frakti­ons­vor­sit­zenden der SPD, den GRÜNEN und der CDU im Rat der Stadt Braun­schweig statt­ge­funden. Alle drei Fraktionen haben uns gegenüber ihren Willen bekundet, Mittel für eine Machbar­keits­studie für den Wieder­aufbau des Acker­hof­por­tals zum städti­schen Haushalt beantragen zu wollen. Auch Stadt­baurat Heinz-Georg Leuer hat in den Gesprä­chen die Unter­stüt­zung für die Machbar­keits­studie bei der Suche nach geeig­neten Stand­orten zugesagt. Histo­ri­sche, städte­bau­liche und verkehr­liche Kriterien sollen bei der Stand­ort­suche den Ausschlag geben. Die Bürger­schaft präfe­riert nach wie vor zunächst die Prüfung der Machbar­keit am ursprüng­li­chen Standort. Alter­nativ käme ein Platz am Ende der Straße Am Magni­tor/Kurt-Seelecke-Platz in Betracht, der ehemalige Standort des Magnitors.“

In dem Antrag unter der Überschrift „Stadtbild und Denkmal­pflege“ hatte die CDU-Ratsfrak­tion vorge­schlagen, in dem milli­ar­den­schweren Doppel­haus­halt 2023/24   50.000 Euro für die Machbar­keits­studie bereit­zu­stellen. Die Studie sollte ergeb­nis­offen mögliche Standorte und das erfor­der­liche Kosten­vo­lumen für den Wieder­aufbau ermitteln. Mit dem negativen Votum in der gestrigen Ratssit­zung ist die Chance vertan worden, ein jahrzehn­te­altes Verspre­chen der Stadt gegenüber den Bürge­rinnen und Bürgern endlich einzu­lösen.

Das Acker­hof­portal war 1971 im Zuge des Baus des damaligen Horten-Kaufhauses abgetragen worden. Die Stadt hatte seiner­zeit die Zusage gegeben, das denkmal­pfle­ge­ri­sche wertvolle Bauwerk zügig wieder zu errichten. Sie ist dem bis heute nicht nachge­kommen. Die Stein­quader liegen seit mehr als 50 Jahren numme­riert auf dem Städti­schen Bauhof und sind zu etwa 80 Prozent vollzählig. Das zwischen­zeit­lich verlo­ren­ge­glaubte schmie­de­ei­serne Tor wurde 1985 zufällig in Bauschutt gefunden und restau­riert. Es lagert ebenfalls im Städti­schen Bauhof. Immer wieder gab es vergeb­liche Anläufe seitens der Politik für den Wieder­aufbau. Auch SPD und Grüne hatten in der Vergan­gen­heit Initia­tiven gestartet.

Fakten: Das früh klassi­zis­ti­sche Portal wurde zwischen 1773 und 1775 vom herzog­li­chen Kammerrat Wilhelm von Gebhardi als Allee-Eingang zum Schloss­garten des 1830 abgebrannten Schlosses „Grauer Hof“ entworfen. Zwischen 1791 und 1807 wurde es an den Ackerhof versetzt, wo es den Eingang zum Marstall bildete und seither als Acker­hof­portal bezeichnet wird. Das einem römischen Triumph­bogen nachemp­fun­dene Portal hatte für den König von Westfalen, Jérôme Bonaparte, der in Kassel residierte, einen wuchtigen Aufsatz mit Sieges­kranz und den Insignien HNR (Hyronimus Napoleon Rex) erhalten.

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