Sechs Orte, sechs Künst­le­rinnen, sechs Monate

Foto aus dem Werkzyklus „Was bleibt ist nur die Illusion eines Gletschers” von Franziska Rutz.
Foto aus dem Werkzyklus „Was bleibt ist nur die Illusion eines Gletschers” von Franziska Rutz.

Die Park Side Gallery startet am 1. Mai in Braun­schweig, Helmstedt, Lucklum, Bad Harzburg, Salzgitter und Holzminden.

Es sind zwei grund­sätz­liche Überle­gungen, die ein ungewöhn­li­ches Kunst­pro­jekt hervor­ge­bracht haben. Die Initia­torin Yvonne Salzmann und fünf befreun­dete Künst­le­rinnen wollen trotz der Corona-Pandemie ihre Kunst zeigen – einer­seits jenen, die wegen des Lockdowns keine Museen oder Galerien besuchen können, und anderer­seits jenen, die mit Kunst in ihrem Alltags­leben kaum oder gar nicht in Berührung kommen. Was liegt da näher, als Kunst im öffent­li­chen Raum zu präsen­tieren? Genau das geschieht mit der Park Side Gallery, ohne Eintritt und ohne Zutritts­be­schrän­kung.

Ausstel­lung bis Ende Oktober

Die Ausstel­lung soll bis Ende Oktober an sechs Orten zu sehen sein. An dem Projekt betei­ligen sich Braun­schweig, Helmstedt, Lucklum, Bad Harzburg, Salzgitter und Holzminden. Dabei wechseln die Objekte jeden Monat, so dass alle Künst­le­rinnen an jedem Ort zu sehen sein werden. „Bedingt durch die Corona-Pandemie entstand die Idee, Ausstel­lungs­mög­lich­keiten für Künstler neu zu denken und mit der Kunst in öffent­liche Parkan­lagen zu gehen“, erläutert Yvonne Salzmann.

Foto aus der Serie „Los Angeles 2015 bis 2018“ von Tuğba Şimşek.
Foto aus der Serie „Los Angeles 2015 bis 2018“ von Tuğba Şimşek.

Das Projekt baut auf ihre Initia­tive „Mein Erleben in der Corona­zeit“ auf. Dabei hatten Braun­schweiger Künst­le­rinnen und Künstler Kindern und Jugend­li­chen ein Forum geboten, um sich mit ihren Erfah­rungen während der Corona-Pandemie künst­le­risch ausein­an­der­zu­setzen. Heraus­ge­kommen war eine spannende Ausstel­lung, bei der auf LKW-Planen gedruckte Gemälde und Fotogra­fien der Kinder und Jugend­li­chen im Prinzen­park auf dem Weg zum Nußberg gehängt worden waren. „Viele Passanten fanden die Aktion großartig. Das hat uns ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen und eigene Werke zu zeigen“, erläutert Yvonne Salzmann.

Ganz beson­derer Reiz

Diesmal wurden die LKW-Planen mit Werken von Susanne Hesch, Rosi Marx, Güde Renken, Franziska Rutz, Tuğba Şimşek sowie Yvonne Salzmann bedruckt. „Bilder in einem öffent­li­chen Raum zu zeigen hat einen ganz beson­deren Reiz. Es tun sich neue Zusam­men­hänge auf, die Passanten werden durch das Ungewohnte überrascht und heraus­ge­for­dert. Anders als auf der weißen Wand einer Galerie beginnen die Bilder sofort, sich mit den Gegeben­heiten der Umgebung auszu­tau­schen, sich anzufreunden oder in eine Konkur­renz zu treten“, ist Susanne Hesch auf die Wirkung gespannt.

Bereits in diesen Tagen werden die ersten Planen aufge­hängt. Richtig los geht es mit der Park Side Gallery aber erst am 1. Mai. „Schon beim Aufhängen gibt es viele positive Reaktionen. Wir überlegen deswegen, wie wir über die Ausstel­lung hinaus mit den Menschen stärker in den Austausch kommen können“, sieht Yvonne Salzmann, Möglich­keiten das Projekt noch zu erweitern.

Für die LKW-Planen haben die Künst­le­rinnen eine Koope­ra­tion mit der Lebens­hilfe Braun­schweig verein­bart. Es ist geplant, dass die Planen im Anschluss an die Ausstel­lung in den Werkstätten der Lebens­hilfe Braun­schweig zu sogenannten „ARTbags“‘ verar­beitet werden. Der Erlös kommt den Künst­le­rinnen zugute.

Gefördert wird das Projekt unter anderem von der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse, der Braun­schwei­gi­sche Sparkas­sen­stif­tung sowie der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz im Rahmen der Corona-Förderung „Nieder­sachsen dreht auf“.

Die Künst­le­rinnen und ihre Werke:

Susanne Hesch zeigt sehr verein­fachte, fast schat­ten­hafte Zeich­nungen von Boxern. Die abstrakten, farbigen Bildele­mente sind speziell für diese Präsen­ta­tion hinzu­ge­fügt worden. Es ergeben sich immer wieder neue Konstel­la­tionen aus sechs Punkten, jeweils zwei Köpfe und vier Fäuste.

Collage „und jetzt“ von Rosi Marx.
Collage „und jetzt“ von Rosi Marx.

Rosi Marx präsen­tiert Collagen, für die sie Papiere unter­schied­lichster Art verwendet. Die Bilder­flut, mit der wir ständig konfron­tiert werden, ist ihr künst­le­ri­scher Ansatz. Text- und Bildfrag­mente erhalten durch einen neuen Kontext und durch die Darstel­lungs­form eine eigene Ästhetik.

Güde Renken hat Motive aus unter­schied­li­chen Serien neu aufge­griffen und zusam­men­ge­stellt. Im Original sind es klein­for­ma­tige Zeich­nungen auf Papier mit Farbstift oder Aquarell­farbe. Die gebürtige Flens­bur­gerin nähert sich ihren Motiven auf zeich­ne­ri­sche und maleri­sche Weise.

Franziska Rutz zeigt ihren Werkzy­klus „Was bleibt ist nur die Illusion eines Gletschers”. Die Arbeiten der gebür­tigen Schwei­zerin sind durch digitale Montage und Demontage von fotogra­fi­schen Motiv­ele­menten gekenn­zeichnet. Sie schafft so neue Bildland­schaften. Der Gletscher­zy­klus entsteht seit 2012.

Yvonne Salzmann zeigt in ihrer Arbeit „Blütezeit“ Fotogra­fien, die im April und Mai des vergan­genen Jahres während des ersten Lockdowns entstanden sind. Ihre Fotogra­fien hat sie mit eigenen Texten ergänzt. So wird, wie sie in einem Bildtext schreibt, Nicht­sicht­bares sichtbar.

Tuğba Şimşek liegt es in der aktuell andau­ernden Pandemie sehr am Herzen auf den Einfluss des Fremden und Unbekannten aufmerksam zu machen. Gerade in der Corona-Krise betont die in Rheinland-Pfalz geborene deutsch-türkische Künst­lerin in ihren analogen Fotogra­fien Weltof­fen­heit.

Die Ausstel­lungs­orte:

  • Braun­schweig: Prinz-Albrecht-Park an der Herzogin-Elisabeth-Bank
  • Helmstedt: Park Alter Friedhof, Gustav-Stein­bre­cher-Straße
  • Lucklum: Backstein-Mauer am Ortsein­gang
  • Bad Harzburg: Kurpark zwischen Talposten und Restau­rant an der Bergbahn
  • Salzgitter: Insel im Salzgit­tersee, Spitze der Insel, rechts vom Hunde­strand
  • Holzminden: Park am Unteren Teich hinter Hochschule HAWK
Foto und Text aus „Blütezeit von Yvonne Salzmann.
Foto und Text aus „Blütezeit von Yvonne Salzmann.

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