Jubiläum für Professor Eschen­burg

Enthüllten die 60. Persönlichkeitstafel für Professor Johann Joachim Eschenburg: (von rechts nach links): TU-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Manfred Krafczyk, Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Bibliotheksdirektor Robert Strötgen und Dr. Ulf Hilger, Leiter des Kulturinstituts der Stadt Braunschweig. Foto: IBRG

Mit dem ersten Biblio­theks­di­rektor des Collegium Caroli­nums wurde einer der letzten Univer­sal­ge­lehrten des späten 18. Jahrhun­derts gewürdigt.

Die 60. Persön­lich­keits­tafel in Braun­schweig ist jüngst an der Univer­si­täts­bi­blio­thek enthüllt worden. Gewürdigt wurde mit ihr Professor Johann Joachim Eschen­burg (1743–1820). „Im Zentrum von Eschen­burgs wirkungs­mäch­tiger Strahl­kraft stand das Collegium Carolinum, die heutige Techni­sche Univer­sität Carolo Wilhel­mina zu Braun­schweig. Er war ihr erster Chronist, ein Univer­sal­ge­lehrter, prägender Wissen­schafts­or­ga­ni­sator und langjäh­riger Biblio­theks­di­rektor“, erläu­terte Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Gründungs­di­rektor des Instituts für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte. Eschen­burg hatte seine Laufbahn im Herbst 1767 als öffent­li­cher Hofmeister am Collegium Carolinum begonnen und wirkte in Braun­schweig bis zu seinem Tod am 29. Februar 1820.

Ein Mann der Aufklä­rung

„Eschen­burg, ein Mann der Aufklä­rung, war vor allem Pädagoge und Vermittler, dessen ungeheure enzyklo­pä­di­sche Sammel- und Publi­ka­ti­ons­tä­tig­keit ihn zu einem der letzten Univer­sal­ge­lehrten des späten 18. Jahrhun­derts machte. Zugleich hat er mit seinem Wirken erheblich zum Ansehen des Collegium Carolinum und zu Braun­schweig als städti­schem Zentrum der norddeut­schen Aufklä­rung beigetragen“, sagte Biegel weiter. Eschen­burg hielt Vorle­sungen über Wissen­schafts- und Gelehr­ten­ge­schichte, Wissen­schafts­kunde, Philo­so­phie und Philo­so­phie­ge­schichte, Litera­tur­ge­schichte und Litera­tur­theorie, Rhetorik, Sprach­ge­schichte, Ästhetik, Kunst­ge­schichte und Mytho­logie, Klassi­sche Philo­logie, Bücher­kunde und Biblio­theks­wis­sen­schaften.

Die Würdigung Eschen­burg geht auf eine Anregung aus dem Jahr 2013 zurück. Die Idee entstand während einer Tagung zu Eschen­burg mit den Germa­nisten der Techni­schen Univer­sität am Institut für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte. Aufgrund der Corona-Jahre verzö­gerte sich die Umsetzung. Nun ist sie mit einer deutsch-engli­schen Doppel­tafel an der Pockels­straße vor der Univer­si­täts­bi­blio­thek pünktlich zu deren 275. Geburtstag gelungen.

Persön­lich­keits­ta­feln seit 2006

Im Stadt­ge­biet werden seit 2006 Persön­lich­keits­ta­feln aufge­stellt. Sie rücken bedeu­tende Persön­lich­keiten Braun­schweigs wieder in das Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung und auswär­tiger Gäste. Bei den berück­sich­tigten Persön­lich­keiten handelt es sich entweder um gebürtige Braun­schweiger oder Zugezo­gene, die mit ihrem Wirken auf unter­schied­lichsten Gebieten nachhaltig zur Gestal­tung und Entwick­lung Braun­schweigs beigetragen haben. Dazu zählen beispiels­weise Max Jüdel und Heinrich Büssing, Ricarda Huch und Martha Fuchs, Gotthold Ephraim Lessing und Louis Spohr oder Luise Löbbecke und Käthe Buchler.

Die Tafeln reprä­sen­tieren alle gesell­schaft­li­chen und beruf­li­chen Bereiche wie Wirtschaft, Kultur, Politik, Sport und vieles mehr. Das Projekt „Persön­lich­keits­ta­feln“ wird in gemein­samer Träger­schaft von der Stadt Braun­schweig und der Bürger­stif­tung Braun­schweig organi­siert und zu großen Teilen durch privates Engage­ment finan­ziert. In der inter­na­tio­nalen Kultur­in­for­ma­ti­ons­farbe Braun signa­li­sieren die Tafeln, dass es an dieser Stelle Infor­ma­tionen zu Baudenk­malen und zu Persön­lich­keiten gibt.

Die Tafeln sind im Design des Braun­schweiger Leit- und Infor­ma­ti­ons­system für Kultur gehalten, das 1995 von Prof. Dr. Heiner Erke (TU Braun­schweig) und Claudia Albrecht (Albrecht Design) zusammen mit der Stadt Braun­schweig entwi­ckelt wurde. BLIK erschließt für Besucher Braun­schweiger Kultur­denk­male syste­ma­tisch, thema­tisch und zielge­richtet mit Objekt­schil­dern für die Tradi­ti­ons­in­seln sowie besondere Gebäude und Anlagen.

Direktor des Intel­li­genz­we­sens

Eschen­burg hat sich mit seinen Kennt­nissen und dem inten­siven Studium der wissen­schaft­li­chen Literatur enorme Verdienste beim Ausbau und den Nutzungs­mög­lich­keiten der Biblio­thek erworben, so dass er als „der bedeu­tendste unter den Biblio­the­karen des Collegium Carolinum“ gilt. 1787 übernahm er zusätz­lich die Direktion des Intel­li­genz­we­sens. Damit verbunden waren die Heraus­gabe der Braun­schwei­gi­schen Anzeigen, die Redaktion der Gelehrten Beyträge sowie die Leitung der Waisen­hausbuch­hand­lung.

In vielfäl­tiger Weise war Eschen­burg darüber hinaus gesell­schaft­lich in Braun­schweig engagiert. Er hatte den „Großen Club“ mitge­gründet, eine Lesege­sell­schaft einge­richtet, sich im Musik­leben der Stadt organi­sa­to­risch und vermit­telnd einge­bracht. Mit seinen Arbeiten zum Armen­wesen hat er jene Reformen angestoßen die schließ­lich zur Gründung der Braun­schwei­gi­schen Armen­an­stalt 1805 führte. Eschen­burg war beruflich und privat eng mit Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) verbunden.

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