Grund­stein­le­gung des Residenz­schlosses am 26. März 1833

Entwurf Carl Theodor Ottmers von 1836 zum Braunschweiger Residenzschloss, teilausgeführt, Lithographie von Friedrich Salathé, Paris. Foto: Archiv Wedemeyer

Unter dem Titel „Herzog­li­ches Kalen­der­blatt“ erscheinen künftig in loser Reihen­folge Beiträge über besondere Ereig­nisse aus der Geschichte des Residenz­schlosses Braun­schweig.

Es war sicher kein gewöhn­li­cher Dienstag für Braun­schweig und man kann sich gut vorstellen, dass die Grund­stein­le­gung am 26. März 1833 ein großer Festakt auf der Schloss­bau­stelle war. Darauf weisen die vom Schloss- und Hofbau­meister Carl Theodor Ottmer mit leichter Hand skizzierten Festbauten hin: Triumph­bogen, Fahnen, Girlanden und die Herzogs­krone. Alles war vorbe­reitet. Auf einer Tribüne versam­melten sich die hohen Gäste, Reden wurden gehalten. Im Beisein von Herzog Wilhelm, den Mitglie­dern der Schloss­bau­kom­mis­sion sowie den Planern und Bauleuten wurde eine Gedenk­platte in einer Bleikas­sette in das Schloss­fun­da­ment aus Kalkstein einge­mauert, das seit dem Sommer 1831 über einem Pfahlrost entstanden war.

Gezeich­neter Plan für die Festbauten zur Grund­stein­le­gung am Residenz­schloss Braun­schweig vom 26. März 1833, Braun­schwei­gi­sches Landes­mu­seum. Foto: Archiv Wedemeyer

Ein aufmerk­samer Bagger­fahrer fand die Kassette 1972 beim letzten Akt des Schlossab­bru­ches, beim Ausräumen der Funda­mente (für eine Tiefga­rage) ca. 5 Meter südwest­lich vom Porti­kus­standort. Die Bleikas­sette war verbeult. Aber von Ölpapier geschützt, lag darin noch immer die silberne Gedenk­platte. Später, 2007, kam sie wieder in den Besitz der Stadt; im Schloss­mu­seum wird sie ausge­stellt.

Silber­platte als Zeugnis des Ereig­nisses

Sie ist etwas größer als ein heutiger Schreib­bogen, aus massivem Silber und fast einen Zenti­meter stark. Fein gravierte sie die Hand des Braun­schweiger Silber­schmieds Johann Carl Haeseler. Sie ist einzig­artig: Baudo­ku­ment und Gäste­liste zugleich, und berichtet in einem archi­tek­tür­li­chen Bild aus Namen – in Zeilen­blö­cken über einem großen Kreis – von der damaligen „Schloss­bau­kom­mis­sion“.

Im oberen Zeilen­block lesen wir zuerst von Herzog Wilhelm, dem Bauherrn, als nächstes von den Mitglie­dern des Staats­mi­nis­te­riums: die „Geheimen Räte“ v. Veltheim, v. Schle­i­nitz, Schulz und „Hofrath“ Koch. Danach ist der Name von Wilhelm v. Mahren­holtz eingra­viert, dem Oberhof­mar­schall und Chef der Schloss­ver­wal­tung, der auch der Schloss­bau­kom­mis­sion vorstand. Abschlie­ßend sind noch der Präsident der Finanz­ver­wal­tung v. Bülow und der Braun­schweiger Stadt­di­rektor Wilhelm v. Bode genannt.

Gedenk­platte vom 26. März 1833 zur Grund­stein­le­gung des Residenz­schlosses zu Braun­schweig. Foto: Archiv Wedemeyer

Im Kreisfeld der Platte sind die wichtigsten Planer zu erwähnen: der altge­diente Baurat Carl Liebau, ferner der Landbau-Inspektor und beim Schlossbau zweite Baumeister Ludwig Röbber, die Bauas­sis­tenten Friedrich Uhlmann und Carl Frühling und schließ­lich der „Baurath und Erfinder des Bauplanes und … ausfüh­rende Architect Carl Theodor Ottmer“. Aber auch der „Stein­metz­meister C. Leopold“ fehlt nicht, der bei den Festlich­keiten die Bleikas­sette mit der Silber­platte in das Fundament des Schlosses einmau­erte.

Es ist eine Beson­der­heit, dass die Platte wieder auftauchte und nur dem Total­ab­riss der Schloss­ruine zu ‚verdanken’, der am 18. März 1960 begann. Aber auch die im Jahr 2007 abgeschlos­sene Fertig­stel­lung der Schloss­re­kon­struk­tion und die Eröffnung der „Schlos­s­ar­kaden“ lagen im März, an einem Achtund­zwan­zigsten. So wird der März zum Schick­sals­monat für das Schloss, dessen Geschichte doch gut ausging.

 

In unserer Podcast-Reihe spricht Schloss­experte Dr. Bernd Wedemeyer über die histo­ri­sche Grund­stein­platte und wie sie ins Museum kam: Die Folge 7 gibt es hier zu hören.

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