Doppeltes Jubiläum für die Quadriga

Die „neue“, dritte Braunschweiger Quadriga. Foto: Schlossmuseum / Andreas Greiner-Napp

Das Schloss­mu­seum schreibt aus diesem Anlass einen Mal- und Schreib­wett­be­werb für Kinder und Jugend­liche aus.

Die Braun­schweiger Quadriga wurde vor 160 Jahren erstmals auf das Residenz­schloss gestellt, die aktuelle vor 15 Jahren. Die von Bildhauer Ernst Rietschel entwor­fene Skulptur feiert also doppeltes Jubiläum. Sie gilt neben dem Burglöwen als bedeu­tendstes Wahrzei­chen der Stadt. Jedes Kind kennt die Quadriga, und deswegen hat das Schloss­mu­seum Braun­schweig einen Mal- und Schreib­wett­be­werb für Kinder und Jugend­liche im Alter zwischen sechs bezie­hungs­weise acht und 16 Jahre ausge­schrieben. Einsen­de­schluss ist jeweils im September.

Vorlage zum Schreib­wett­be­werb mit dem ausbüxten Pferd aus dem vergan­genen Jahr. Foto: Schloss­mu­seum

Quadriga-Pferd ist ausgebüxt

„Der Malwett­be­werb ‚Mein Bild vom Schloss‘ im vergan­genen Jahr hat uns begeis­tert. Es wurden so großar­tige Arbeiten einge­reicht, dass daraus eine kleine Ausstel­lung und sogar ein Kalender entstanden sind. Deswegen haben wir uns entschlossen, so etwas zu wieder­holen. Erweitert haben wir das Projekt um einen Schreib­wett­be­werb. Anlass dazu war ein Bild aus dem vergan­genen Jahr, auf dem eines der vier Quadriga-Pferde vor dem Schloss steht“, erläutert Helga Brendsen, Leiterin des Schloss­mu­seums. Ziel ist es, mit den Wettbe­werben die Braun­schwei­gi­sche Identität bei jungen Menschen zu fördern. Die Aufsätze dürfen bis zu 1000 Worte lang sein. Die Bilder sollen maximal DIN A3 groß sein.

Die Einlei­tung der Geschichte für den Schreib­wett­be­werb lautet so: „Also ehrlich… Immer nur Braun­schweig von oben betrachten? Zugegeben, es ist schon ein toller Blick von hier oben auf dem Braun­schweiger Schloss. Am besten gefallen mir die Sonnenuntergänge. Nein, die Regenbögen. Das sieht dann so aus, als hätte jemand mit bunten Pinseln eine Kuppel über das Schloss gemalt. Aber unten wimmelt es nur so von Menschen, Autos, Straßen­bahnen. Es sieht aufregend aus! Wie gerne wäre ich einmal dabei …“ Alle Braun­schweiger Schulen wurden angeschrieben und über die beiden Quadriga-Wettbe­werbe infor­miert. „Wir sind sehr gespannt, was uns diesmal an Arbeiten erwartet. Erste Zeich­nungen sind bereits einge­gangen. Und sie sind wieder sehr überra­schend und eindrucks­voll“, berichtet Helga Berendsen.

Ausschnitt aus einem Bild des vorhe­rigen Malwett­be­werbs „‚Mein Bild vom Schloss“. Foto: Schloss­mu­seum

Geschenk zu Wilhelms Thron­ju­bi­läum

Die Geschichte der Quadriga reicht bis ins Jahr 1863 zurück, als sie erstmals aufge­stellt wurde. Die Braun­schwei­gi­sche Landes­ver­samm­lung vermachte sie Herzog Wilhelm zu dessen silbernen Thron­ju­bi­läum. Die aktuell dritte Quadriga auf dem Schloss war von 2006 bis 2008 in der Bronze­kunst­gie­ßerei Emil Kosicki im polni­schen Komorniki herge­stellt worden. Sie wurde durch die Privat­in­itia­tive von Familie und Firma Richard Borek ermög­licht.

Im Gegensatz zu ihren beiden Vorgän­ge­rinnen, die 1865 (Schloss­brand) und 1955 (späte Kriegs­folgen) zerstört worden waren, wurde die aktuelle Quadriga nicht mehr aus handge­trie­benen Kupfer­platten über einem Eisen­ske­lett angefer­tigt, sondern nach dem Gipsguss des 1999 in Dresden überra­schend entdeckten 1:3‑Originalmodells von Ernst Rietschel aus Silizi­um­bronze gegossen. Zur Einwei­hung am 27. Oktober 2008 waren mehr als 6.000 Braun­schweiger Bürger auf den Schloss­platz gekommen.

Der Name „Brunonia“ ist erfunden

Die einge­bro­chene zweite Quadriga auf dem kriegs­be­schä­digten Schloss. Foto: Sammlung Wedemeyer

Die Quadriga zeigt die Brunonia, Schutz­pa­tronin des Herzog­tums Braun­schweig, stehend in einem von vier Pferden gezogenen Streit­wagen. Mit der linken Hand hält sie die Zügel, in der rechten einen Ehrenstab mit einem in einem Lorbeer­kranz unter­ge­brachten W, das für den in der Bevöl­ke­rung beliebten Herzog Wilhelm steht. Wilhelm (1806 – 1884) kam 1830 auf den Thron, weil sein älterer Bruder Karl II. nach einem Volks­auf­stand abdanken musste. Wilhelm war der zweite Sohn des „Schwarzen Herzogs“ Friedrich Wilhelm.

Der Name der Wagen­len­kerin Brunonia ist eine konstru­ierte Namens­ge­bung aus dem Jahr 1856 von Künstler Rietschel und dessen Freund Carl Schiller mit Bezug auf die Brunonen, dem ersten mittel­al­ter­li­chen Herrscher­ge­schlecht im Braun­schwei­gi­schen. Als Patronin trägt Brunonia eine Kopfbe­de­ckung aus zwei Elementen: zuunterst ein kleiner Kronreif als Zeichen von Landes­herr­schaft und darüber einen Mauerring mit fünf Türmen, der als Symbol von Stadt­frei­heit gilt.

Infos zum Wettbe­werb: https://www.schlossmuseum-braunschweig.de/quadrigawettbewerbe

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