„Im Quartier St. Leonhard wird die Zukunft der sozialen Großstadt gelebt“

Die ehemaligen Stallscheunen wurden als letztes im Quartier St. Leonhard fertig. Foto: Der Löwe

Das für Braun­schweig städte­bau­liche und soziale Leucht­turm­pro­jekt von der Richard Borek Stiftung und der Borek Immobi­lien GmbH & Co. KG wurde mit der offizi­ellen Einwei­hung abgeschlossen.

Vierzehn Jahre nach der Unter­zeich­nung der Absichts­er­klä­rung ist das Quartier St. Leonhard Realität geworden. Mit der offizi­ellen Einwei­hung im in der nördli­chen Stall­scheune unter­ge­brachten Theater­saal fand das Baupro­jekt mit fünf neuen und zwei denkmal­ge­recht sanierten Gebäuden seinen feier­li­chen und würdigen Abschluss. Erste Einrich­tungen waren bereits 2019 eröffnet worden. Das für Braun­schweig städte­bau­liche und soziale Leucht­turm­pro­jekt wurde von der Richard Borek Stiftung und der Borek Immobi­lien GmbH & Co. KG mit Partnern reali­siert. Entschei­dend für die Nutzungs­kon­zep­tion des Quartiers St. Leonhard war die Vision von Ursula Hellert, der ehemalige Gesamt­lei­terin des CJD Braun­schweig. Stefan Drees von Feddersen Archi­tekten aus Berlin oblag der bauliche Entwurf.

Während der Einwei­hung: Richard Borek sen. mit Tobias Henkel (links), Vorstand der Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode, und Oberbür­ger­meister Thorsten Kornblum. Foto: Der Löwe

Zu neuem Leben erweckt

Baustelle Quartier St. Leonhard mit Inter­na­tio­naler Kita und Internat (im Hinter­grund) im Jahr 2018. Foto: Der Löwe

„Was lange währt, wird endlich gut. Es war eine sehr lange Zeit von der ersten Idee bis heute, aber es ist dafür auch sehr gut geworden. Drei gemein­nüt­zige Braun­schweiger Träger, die Richard Borek Stiftung, die Evange­li­sche Stiftung Neuerke­rode (esn) und das Christ­liche Jugend­dorf­werk Deutsch­lands (CJD), haben mit ihrem Impuls und ihrer Energie das jahrzehn­te­lang ungenutzte Areal gegenüber der Braun­schweiger Stadt­halle vor dem weiteren Verfall bewahrt und zu neuem Leben erweckt. Die innova­tive Idee basiert auf der Verknüp­fung von genera­ti­ons­über­grei­fendem Wohnen, Leben und Arbeiten in Verbin­dung mit sozialen Angeboten. Im Quartier St. Leonhard wird die Zukunft der sozialen Großstadt gedacht und gelebt. In Anlehnung an die histo­ri­sche Tradition von St. Leonard”, sagte Oberbür­ger­meister Thorsten Kornblum. Der erste Spaten­stich hatte im Juni 2017 statt­ge­funden.

Braun­schweigs erstes integra­tives Stadt­viertel

Im Quartier St. Leonhard finden Menschen genera­ti­ons­über­grei­fend eine unter­stüt­zende Nachbar­schaft, auch wenn sie mit Einschrän­kungen leben. Diese Vernet­zung ist in ihrer inklu­siven und inter­ge­ne­ra­tiven Vielfalt einmalig. Gemeinsam entwi­ckelten die Partner mit Tages­klinik, Diako­nie­sta­tion, statio­närem und betreutem Wohnen sowie Tages­för­de­rung mit Werkstätten für Menschen mit Einschrän­kungen sowie Wohnungen neben Internat und inter­na­tio­naler Kita Braun­schweigs erstes integra­tives Stadt­viertel.

Ortstermin in der Scheune an St. Leonhard im Juni 2021 (v.l.) Erika und Richard Borek, Stefani Theis und Martin von Hoyningen Huene (beide LOT) sowie Christoph Borek. Foto: Der Löwe

„Das Projekt St. Leonhard ist nicht nur meine Sache gewesen, sondern auch vieler anderer. St. Leonhardt war vor allem eine Angele­gen­heit von Frau Hellert, die dieses Leucht­turm­pro­jekt, wie sie es erstmalig nannte, entwi­ckelte, voran­trieb und vor allem mich überzeugte. Es war die Angele­gen­heit von Pastor Becker, der mit esn als zukünf­tiger Mieter helfend einsprang, als das Projekt zu scheitern drohte“, erinnerte Richard Borek sen. an bedeu­tende Wegge­fährten. Er strich zudem die Arbeit der Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter der Borek Immobi­lien, insbe­son­dere Projekt­leiter Chris­to­pher Hundert­m­arck heraus.

Durch den sozialen Schwer­punkt wird zudem an die ursprüng­liche, mittel­al­ter­liche soziale Nutzung des Areals als Siechen­hos­pital im 16. Jahrhun­dert angeknüpft. Zum Gesamt­quar­tier gehört auch die namens­ge­bende St. Leonhard-Kapelle aus dem 12. Jahrhun­dert. Sie ist nach dem Dom Braun­schweigs zweit­äl­testes noch erhal­tenes Bauwerk in der Stadt. Mit dem ehema­ligen Verwal­ter­haus, das heute Teil der Hans-Georg-Karg-Grund­schule ist, gibt es noch ein weiteres denkmal­ge­schütztes Gebäude im Viertel. Die Schule ergänzt dazu den genera­ti­ons­über­grei­fenden Anspruch des Projekts.

„Das Zusam­men­leben im Quartier ist inklusiv, inter­kul­tu­rell und inter­ge­ne­rativ.  Es gestaltet die Entwick­lung sozialen Kapitals.“ Tobias Henkel, esn-Vorstand

„Sollen diese Bezie­hungen funktio­nieren, müssen die Bewoh­ne­rinnen und Bewohner, müssen die Akteure sich gegen­seitig wertschätzen und gedeih­lich für den gemein­samen Erfolg arbeiten und gemeinsam die Zukunft gestalten wollen. Das Quartier St. Leonard ist dafür ein hervor­ra­gendes Beispiel. In Anlehnung an die Tradition von St. Leonard als Lebensort werden Aspekte wie Inklusion, Bildung und Teilhabe unter fachli­chen Aspekten neu inter­pre­tiert. Das Zusam­men­leben im Quartier ist inklusiv, inter­kul­tu­rell und inter­ge­ne­rativ.  Es gestaltet die Entwick­lung sozialen Kapitals“, lobte esn-Vorstand Tobias Henkel.

Unver­wech­sel­bare Identität

„Das ist ein ganz toller Moment für mich als Architekt. In einem Theater zu sprechen, das man selbst gebaut hat, das ist tatsäch­lich ein Höhepunkt in meinem Archi­tekten-Leben. Wir sind auf einen Investor, auf einen Bauherrn gestoßen, der sich hat auch auf Kurs halten lassen. Es gibt auch andere Beispiele. Wir sind glücklich, dass ein Ensemble aus Alt und Neu entstanden ist, das in seiner in seiner beson­deren Eigenart unver­wech­selbar ist”, erläu­terte Stefan Drees.

Als letzte Mosaik­steine des Quartiers St. Leonhard fügen sich das LOT-Theater und das Theater­päd­ago­gi­sche Zentrum ein. Das LOT-Theater wurde 1996 als zeitge­nös­si­sches freies Theater­haus für die regionale Kultur­szene gegründet. Aus der Zusam­men­ar­beit mit der Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode ist bereits unter anderem das Festival „Wechsel­blick“ entstanden, das Kunst von Menschen mit Beein­träch­ti­gungen zeigt. Seit mehr als 20 Jahren spielen Menschen mit körper­li­cher und geistiger Beein­träch­ti­gung Theater im „Theater Endlich“ der esn. Im Quartier St. Leonhard hat es nun eine neue feste Bühne samt Proben­räumen.

In der nördli­chen Stall­scheune ist das LOT-Theater unter­ge­bracht. Ein Café folgt. Foto: Der Löwe

Mehrwert für die Stadt­ge­sell­schaft

„Die kultu­relle Landschaft der Stadt erfährt eine massive Aufwer­tung, nicht zuletzt durch den inklu­siven Ansatz, der hier gelebt wird”, sagte Martin von Hoyningen Huene, Leiter des LOT-Theaters und des Theater Endlich. Das Zusam­men­wirken mit den anderen im Quartier angesie­delten sozialen Einrich­tungen habe bereits begonnen. Es entstehe ein Mehrwert nicht nur im Quartier, sondern für die gesamte Braun­schweiger Stadt­ge­sell­schaft mit Symbol und Signal­kraft über Stadt und Region hinaus ins Land.

 

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