„Spülma­schi­nen­fest“ schon im 18. Jahrhun­dert

Apothekengefäß mit unterglasurblauer Malerei, um 1765. Foto: Museum Schloss Fürstenberg

Weißes Gold aus Fürsten­berg, Folge 4: Apothe­ken­gefäß mit unter­gla­sur­blauer Malerei, um 1765

Zu den seltensten Produkten der Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg gehören Apothe­ken­ge­fäße, die zur Aufbe­wah­rung von Arzneien dienten. Dabei besaß das Material unbestreit­bare Vorzüge: In die vollkommen dichte und glatte Oberfläche können keine Flüssig­keiten eindringen, chemisch verhält es sich völlig neutral. Außerdem können Substanzen licht­ge­schützt aufbe­wahrt werden.

Bemalt wurde das Gefäß von Johann Christoph Kind, einem besonders vielsei­tigen Porzel­lan­maler. Über seine Herkunft und Ausbil­dung ist kaum etwas bekannt, 23 Jahre jung trat er 1751 in die Fürsten­berger Manufaktur ein. Üblicher­weise arbei­teten Porzel­lan­maler im 18. Jahrhun­dert in einer Technik und in einer Gattung, das heißt sie malten entweder unter oder auf der Glasur und waren – nach ihrem Talent – einer bestimmten Motiv­sparte zugeordnet. Kind hingegen war versiert in der Unter- wie der Aufgla­sur­ma­lerei und er verstand sich gleicher­maßen auf das Malen von Blumen und Vögeln.

Kobalt­blau war die einzige Farbe

Für das Malen unter der Glasur stand im 18. Jahrhun­dert nur ein einziger Farbton zur Verfügung, das Kobalt­blau. Das Problem bei dieser Technik ist, dass die Malfarbe vor dem Glasieren aufge­tragen wird und anschlie­ßend den so genannten Glatt­brand bei 1400 Grad durch­läuft. Das Kobalt­oxid war damals der einzige bekannte Farbkörper, der dieser hohen Tempe­ratur stand­hielt. Der Vorteil dieser Maltechnik aber bestand darin, dass der Dekor durch die Glasur vor Beschä­di­gung geschützt ist – heute nennt man es „spülma­schi­nen­fest“.

In welcher Apotheke das Gefäß einst genutzt wurde, ist nicht bekannt. Dank der Aufschrift „CONF. CARDIACA“ lässt sich aber immerhin sagen, dass ein Herzme­di­ka­ment darin aufbe­wahrt wurde. Ursprüng­lich gehörte ein Porzel­lan­de­ckel dazu, der irgend­wann durch einen Holzde­ckel ersetzt wurde. Aus einer Privat­samm­lung kommend, hat das Apothe­ken­gefäß als ein Exponat in der Jubilä­ums­aus­stel­lung „In Herz und Hand“ im vergan­genen Jahr den Weg zurück zu seinem Entste­hungsort gefunden. Dankens­wer­ter­weise konnte es im Anschluss für die Museums­samm­lung übernommen werden und hat im Schau­ma­gazin sein neues Zuhause gefunden.

Anläss­lich des 275-jährigen Gründungs­ju­bi­läums der Porzel­lan­ma­nu­faktur stellt „Der Löwe – das Portal für das Braun­schwei­gi­sche“ in einer sechs­tei­ligen Reihe heraus­ra­gende Stücke des Museums Schloss Fürsten­berg vor.

Dr. Christian Lechelt ist Leiter des Museums Schloss Fürsten­berg

Kontakt:
Museum Schloss Fürsten­berg
Meinbrexener Straße 2
37699 Fürsten­berg

Telefon: 05271/966778–10
E‑Mail: museum@fuerstenberg-schloss.com
Internet: www.fuerstenberg-schloss.com

Öffnungs­zeiten: Dienstag bis Sonntag sowie an Feier­tagen 10–17 Uhr
Eintritt: 8,50 Euro, ermäßigt: 5,50 Euro

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