Reise­führer zu den Bauten der Moderne

Horten-Kaufhaus in Braunschweig. Foto: Knufinke / aus Achtung modern!

Braun­schwei­gi­sche Landschaft legt neuen Archi­tek­tur­führer zur Archi­tektur der 1960er bis 1980er Jahre im Braun­schweiger Land vor.

Es ist weit mehr als nur ein Fachbuch geworden. Das war auch das Ziel. Den Autoren ging es darum, mit einer populären Veröf­fent­li­chung ein breiteres Bewusst­sein in der Bevöl­ke­rung für die Archi­tektur der Moderne zu entwi­ckeln. Und wie klappt das am besten? Na klar, in dem man Inter­es­sierte auf eine touris­ti­sche Entde­ckungs­reise schickt, damit sie sich die Bauwerke ansehen und nach Möglich­keit ihre Schönheit oder doch wenigs­tens ihre Beson­der­heit entdecken. Die Publi­ka­tion der Braun­schwei­gi­schen Landschaft „60 70 80 Archi­tektur der Moderne“ ist also vor allem ein Reise­führer, der zu Spazier­gängen und Radtouren im Braun­schweiger Land einlädt.

Buchtitel. Foto: Screen­shot

Unter­stri­chen wird das durch die dem Buch angeglie­derte App, die über den Google Play Store oder den Apple App Store herun­ter­ge­laden werden kann. Dort sind Vorschläge zu zusam­men­hän­genden Touren vorge­schlagen, die am besten mit dem Fahrrad zu bewäl­tigen sind. Vorge­stellt werden in dem Buch insgesamt 95 Gebäude und Bauwerke in Braun­schweig (30), Helmstedt (5), Peine (6), Salzgitter (19), Wolfen­büttel (9) und Wolfsburg (29). Das Spektrum der vorge­stellten Bauten und Freiräume reicht vom Bahnhof bis zur Schule, vom Kaufhaus bis zur Kirche, vom Privat­haus bis zur Fabrik, vom Stadtteil bis zur Platz­an­lage. Fast allen gemein sind ihnen geome­tri­sche Formen und ihr wesent­li­cher Baustoff Beton, der ihrem Stil auch den Namen „Bruta­lismus“ einbrachte.

Die Archi­tektur der 1960er bis 1980er Jahre hat im Braun­schweiger Land eine große Zahl bemer­kens­werter Bauwerke und Ensembles hervor­ge­bracht. Das Spektrum reicht von den Bauten inter­na­tio­naler Stars wie Alvar Aalto und Hans Scharoun über einige heraus­ra­gende Gebäuden der „Braun­schweiger Schule“ von beispiels­weise Dieter Oesterlen oder Friedrich Wilhelm Krämer in den Städten Braun­schweig, Salzgitter und Wolfsburg bis hin zu einer großen Anzahl sehens­werter, aber in der Öffent­lich­keit kaum wahrge­nom­mener Bauten in den ländli­chen Bereichen des Braun­schweiger Landes, oft Kirchen oder Schulen.

„Über die Zukunft der Bauten der Moderne wird leiden­schaft­lich disku­tiert. Ein wichtiges Anliegen ist es deswegen auch, ein Gespür für die Einzig­ar­tig­keit dieser teilweise durchaus umstrit­tenen, oftmals sanie­rungs­be­dürf­tigen und durch Vernach­läs­si­gung, Überfor­mung und Abriss bedrohten Gebäude und Siedlungen zu entwi­ckeln“, nennen die Autoren Nicole Froberg, Olaf Gisbertz, Friede­rike Hansen, Katrin Kessler, Ulrich Knufinke, Christoph Lücke und Holger Pump-Uhlmann eine Motiva­tion für die Publi­ka­tion.

So verständ­lich und nachvoll­ziehbar manche Kritik im Einzelnen sein mag, in der Pauscha­lität, in der sie vorge­bracht wird, ist sie unange­bracht. Die Archi­tektur zwischen 1960 und 1980 verdient, diffe­ren­zierter betrachtet zu werden. Darauf will die Initia­tive ACHTUNG modern! mit diesem Archi­tek­tur­führer durch das Braun­schweiger Land aufmerksam machen.

Die Initia­tive ACHTUNG modern! startete 2013/14 als Projekt der Braun­schwei­gi­schen Landschaft mit öffent­li­chen Rundgängen zu vierzehn bekannten und unbekannten Bauwerken der 1960er und 1970er Jahre in der Region. Experten, Archi­tekten, Nutzer und Bürger kamen in einen inten­siven Dialog. Die Publi­ka­tion der Beiträge dieser Exkur­si­ons­reihe 2017 und die Ausstel­lung „Brutal modern!“ im Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum ein Jahr später bildeten den vorläufigen Abschluss. Oft wurde seitdem Interesse geäußert, mehr von den Bauten zu erfahren, die zwischen 1960 und 1980 in der Region gebaut wurden. Diesem Wunsch ist die Braun­schwei­gi­sche Landschaft als Heraus­ge­berin nachge­kommen.

Haupt­bahnhof Braun­schweig. Foto: Knufinke / aus Achtung modern!

Die Autoren erläutern die Bauten mit den jeweils inter­es­santen Aspekten im Hinblick auf Konzept, Gestal­tung, Konstruk­tion und Funktion. Das Spektrum der vorge­stellten Bauten und Freiräume reicht vom Bahnhof bis zur Schule, vom Kaufhaus bis zur Kirche, vom Privat­haus bis zur Fabrik, vom Stadtteil bis zur Platz­an­lage. Die Sammlung beabsich­tigt dabei keine Vollstän­dig­keit, sondern vielmehr einen breiten Blick auf die archi­tek­to­ni­sche Vielfalt der 1960er bis 1980er Jahre im Braun­schweiger Land.

Gefördert wurde das Projekt von der Braun­schwei­gi­schen Stiftung, der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, dem Regio­nal­ver­band Großraum Braun­schweig, dem Nieder­säch­si­schen Minis­te­rium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digita­li­sie­rung, dem Nieder­säch­si­schen Landesamt für Denkmal­pflege und der Evange­lisch-luthe­ri­sche Landes­kirche Braun­schweig.

Fakten:

60 70 80. Archi­tektur der Moderne 
Spazier­gänge und Radtouren im Braun­schweiger Land

Hrsg, Braun­schwei­gi­sche Landschaft e.V.
Braun Publi­shing AG, Salen­stein (Schweiz)
Softcover, 16 x 18,5 cm, 224 Seiten
400 Abbil­dungen
ISBN 978–3‑03768–288‑3 Preis: 29,90 Euro

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