„Der Dom ist das bedeu­tendste Baudenkmal Braun­schweigs“

Imposante Erscheinung: der Dom auf dem Burgplatz. Foto: Elmar Arnhold

Die heraus­ra­genden Kirchen im Braun­schweiger Land, Teil 1: Vor 850 Jahren wurde der Grund­stein für die Stifts­kirche von Heinrich dem Löwen gelegt.

Bis der Braun­schweiger Dom St. Blasii das uns heute so lieb gewonnene Gebäude wurde, dauerte es rund 300 Jahre. Die letzte große bauliche Verän­de­rung erfuhr die Stifts­kirche von Heinrich dem Löwen zwischen 1463 und 1474, als das nördliche Seiten­schiff Richtung Burgplatz neu errichtet und dafür der dort zuvor stehende Gebäu­de­teil vollständig abgebro­chen wurde. Für den Bauhis­to­riker Elmar Arnhold ist der Dom „das bedeu­tendste Baudenkmal Braun­schweigs“. Nicht von ungefähr bildet der „Leitbau der nieder­säch­si­schen Spätro­manik“ den Auftakt zu unserer neuen Serie „Die heraus­ra­genden Kirchen im Braun­schweiger Land“: Denn genau vor 850 Jahren, also 1173, ließ der Herzog von Sachsen und Bayern mit dem Bau seiner Grab- und Memori­al­kirche beginnen.

Die Türme des Doms. Foto: Elmar Arnhold

„Mittel­al­ter­liche Metropole Braun­schweig“

Heute zählt die imposante Basilika zu den heraus­ra­genden Kirchen­ge­bäuden Deutsch­lands und natürlich zu den insgesamt sieben Profil­kir­chen der Braun­schwei­gi­schen Landes­kirche. Dazu gehören auch die Kloster­kirche Riddags­hausen, der Kaiserdom Königs­lutter, die Haupt­kirche Beatae Mariae Virginis in Wolfen­büttel, die Markt­kirche in Goslar, die Stifts­kirche in Bad Ganders­heim und das Kloster Walken­ried. Sie alle werden in unserer Serie berück­sich­tigt. Darüber hinaus stellen wir auch die großen Braun­schweiger Stadt­kir­chen St. Aegidien, St. Andreas, St. Katha­rinen, St. Magni, St. Martini, St. Martini, St. Petri und St. Ulrici-Brüdern in Zusam­men­ar­beit mit Bauhis­to­riker Arnhold vor. Was die Braun­schweiger Stadt­kir­chen angeht, so hat Arnhold sie in seinem Standard­werk „Mittel­al­ter­liche Metropole Braun­schweig“ ausführ­lich und wissen­schaft­lich beschrieben. Sein Buch wurde unter anderem von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der Richard Borek Stiftung gefördert.

Seit 1923 Bischofs­kirche

Die Südost-Ansicht des Doms. Foto: Elmar Arnhold

Zurück zum Dom und den weiteren wesent­li­chen histo­ri­schen Daten: Erst 1226 erfolgte die Schluss­weihe der Stifts­kirche. Zu diesem Zeitpunkt waren die Stifter Heinrich der Löwe (gestorben 1195), seine Ehefrau Mathilde (gestorben 1189) und ihr Sohn, Otto IV. (gestorben 1218) längst tot. Sie wurden aber im noch nicht fertig­ge­stellten Dom beigesetzt. 1542 bekannte sich der Domstift zum Protes­tan­tismus. Nach der Eroberung der Stadt durch Herzog Rudolf August im Jahr 1671 wurde er Herzog­liche Hofkirche. Mit der Abdankung Herzog Ernst Augusts endete 1918 die Monarchie in Braun­schweig. Seit 1923 ist der Dom nun Bischofs­kirche der Evange­lisch-luthe­ri­schen Landes­kirche in Braun­schweig und hat einen erfolg­rei­chen Wandel von der Herzog­li­chen Hofkirche zur Alltags­kirche im Zentrum der Stadt vollzogen.

Aller­dings mit einer unschönen Unter­bre­chung: „Nach 1933 geriet der Dom als Grabstätte Heinrichs des Löwen ins Visier der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Macht­haber. Sie entweihten den Dom und missbrauchten ihn für ihre Propa­ganda. Im November 1940 wurde er zu einer natio­nalen Weihe­stätte prokla­miert“, erinnert Histo­riker Elmar Arnhold an ein düsteres Kapitel deutscher Geschichte. Verbunden damit war die teilweise Zerstö­rung mittel­al­ter­li­cher Ausstat­tung.

Heraus­ra­gende Kunst­werke

Der Hohe Chor mit dem Sieben­ar­migen Leuchter und dem Marien­altar. Foto: Elmar Arnhold

Glück­li­cher­weise unberührt blieben jedoch die heraus­ra­genden Kunst­werke, die teilweise noch aus Erbau­ungs­zeit datieren. Dazu zählen vor allem das Imervard-Kreuz (um 1150 entstanden), der Marien­altar (1188 geweiht), der Sieben­ar­mige Leuchter (Ersterwäh­nung 1196) sowie das Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Frau Mathilde (wohl 1230/40), das um 1230 gestiftet wurde und sich seither an gleicher Stelle im Mittel­schiff befindet.

In der romani­schen Unter­kirche befindet sich die Krypta mit 21 Särgen. Im ältesten Teil des Braun­schweiger Doms steht auch der von der Richard Borek Stiftung restau­rierte Sarg des 1815 bei Waterloo gestor­benen „Schwarzen Herzogs“ Friedrich Wilhelm. Erst zwischen 1935/37 kam die kleine separate Welfen­gruft Heinrichs des Löwen hinzu, die von der Krypta aus über eine kurze Treppe erreichbar ist.

Bedeutend sind weiterhin die Wand- und Gewöl­be­ma­le­reien, besonders im Hohen Chor im Zusam­men­spiel mit dem Sieben­ar­migen Leuchter. Die Malereien sind Ende des 13. Jahrhun­derts entstanden. Weitere Attrak­tionen des Doms sind unter anderem das mittel­al­ter­liche Geläut mit seinen zwölf Glocken und die Tafel­son­nenuhr von 1716 auf der Südseite des Südturmes

Histo­ri­sche Ansicht zum Hohen Chor. Foto: Staats­ar­chiv Wolfen­büttel

Kontakt:
Domplatz 1
38100 Braun­schweig
Pfarrerin Cornelia Götz, Tel: 0531 243350
E‑Mail: dom.bs.buero@lk-bs.de
Internet: www.braunschweigerdom.de

Weitere Beiträge zum Dom:

Histo­ri­sche Ansicht zur Orgel mitr dem Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde. Foto: Staats­ar­chiv Wolfen­büttel

Fotos:

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