Per Bahn und Rad in Braunschweigs alten Weserdistrikt nach Fürstenberg und ins UNESCO-Welterbe Corvey.
Anfassen erlaubt! Was in Museen sonst strikt verboten ist, darf man im Porzellanmuseum Schloss Fürstenberg gerade tun: die feinen Teller und Tassen anfassen, nach eigener Wahl zusammenstellen und den Tisch damit decken. Tatsächlich ist Porzellan bei aller Zerbrechlichkeit nichts bloß zum Angucken, es will gestreichelt sein. Und man wird sofort spüren, dass das gute Fürstenberger sich besonders weich und glatt in die Hand schmiegt, kein Scherz!
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 14.09.2024
Dass es dieses Porzellan gibt, verdankt sich der klugen Wirtschaftsförderung des Braunschweiger Herzogs Carl I., der im 18. Jahrhundert Arbeitsplätze in den ländlichen Weserdistrikt seines Fürstentums bringen wollte. Und dem als aufgeklärtem Barockfürsten an Kultur und Bildung und entsprechender Selbstdarstellung lag. Braunschweig sollte sein eigenes Porzellan bekommen wie die reichen Vettern in Sachsen.
Das Geheimnis seiner Herstellung, das sogenannte Arkanum, war freilich noch immer ein Politikum. Und so ist die Geschichte der braunschweigischen Porzellanherstellung auch eine von Betrug, Abwerbung und früher Industriespionage.
Und dass dies alles in knappen Worten so überaus anschaulich aufbereitet im aktuellen Porzellanmuseum zu Fürstenberg mitzulesen ist und im Wortsinn fasslich wird, ist wesentlich der Braunschweigischen Stiftung zu danken, die mit ihrer hundertprozentigen Tochter, der Kulturgut Fürstenberg GmbH, das Schloss und Museum seit 2017 restaurierte und betreibt. In diesen Tagen feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen.
Die Neukonzeption des Museums setzt auf Klarheit, erklärt Geschichte, Formgebung, Bemalung, Stilepochen und Trends an ausgesuchten Beispielen, da fühlt man sich nicht überfordert, während in der Schausammlung, einem Raum als einzige begehbare Vitrine, dann alles zusammengestopft wurde, was man Schönes aus Porzellan machen kann. Vom hübschen Väschen bis zur aufwendigen Commedia-dell’arte-Figur.
So startet man bei der Herstellung, wo es – wie beim Bier – nur um drei Bestandteile geht: beim Porzellan sind es Quarz, Feldspat und Kaolin, die man hier auch in die Hand nehmen kann. In welchem Mischungsverhältnis man das wie lange brennen muss, ist das Geheimnis. Der umgebende Solling war der Energielieferant.
Um ca. 15 Prozent schrumpft das Objekt beim Brennen. Je dünner und lichtdurchlässiger die Stücke sind, umso feiner. An der letzten Station, der Schauwerkstatt unterm Dach, sieht man auch mal ein paar im Ofen verunglückte Objekte: einen verzogenen Teller oder ein in sich zusammengebrochenes Pferd.
Das Niedersachsenross ist übrigens bis heute als Gastgeschenk der Landesregierung beliebt – die weiterhin bestehende Fürstenberger Porzellanmanufaktur in der Nachbarschaft gehört dem Land Niedersachsen. Stundenweise führen Mitarbeitende im Schloss das Modellieren und Bemalen vor. In den Ausstellungsräumen gibt es natürlich auch historische Schaustücke unter Glas: das vergoldete Service der Goethezeit ebenso wie die unfassbar bunten Schokoladenkannen für den amerikanischen Markt und das flotte schlanke Kaffeekännchen aus den 50ern.
Dann wieder Stilkunde zum Anfassen als Spiel: Wer die richtige Tasse zum richtigen Teller stellt und nicht Rokoko mit Jugendstil mischt, bekommt Signal. An anderer Stelle dürfen die Besuchenden der festlichen Barocktafel in der Vitrine eine selbst aus dem Regal zusammengestellte entgegensetzen, da gibt es fantastische Ergebnisse wie beim Kindergeburtstag. Und sehr schön die kleine Videoschau, bei der die projizierten Dekore auf den echten Vasen tanzen.
Das Fürstenberger Porzellanschloss ist ein Museum, das Spaß macht. Aber es liegt damals wie heute etwas entfernt vom Braunschweiger Mutterland. Deswegen bietet es sich an, aus dem Besuch einen richtigen Tagesausflug zu machen – mit Bahn und Rad. Zwar muss man von Braunschweig bis Holzminden mit der Regionalbahn zweimal umsteigen, aber nach zwei Stunden kann man sich dann auf das mitgeführte Fahrrad schwingen und die Weserschleifen entlangfahren gen Höxter.
Schon bald grüßt dann das Westwerk der Stiftskirche Corvey herüber, die wegen ihres original karolingischen Bestands zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Gegen Eintritt ist es zu besichtigen, der sich für das stattliche Schloss, Bibliothek und Garten auf eine ebenso stattlichen Summe von 19 Euro erhöht. Auf dem Friedhof ist das Grab eines anderen Bekannten der Region – aus Fallersleben zu besichtigen: August Heinrich Hoffmann, der Dichter des Deutschlandliedes, war seit 1860 als Bibliothekar in Corvey tätig und starb hier 1874 an einem Schlaganfall.
In Höxter geht es dann auf die andere Weserseite und über Boffzen, dessen Pfarrhaus in Wilhelm Raabes „Hastenbeck“ ebenso eine Rolle spielt wie die Porzellanmanufaktur, rauf nach Fürstenberg. Und nachher auf selber Weserseite wieder zurück nach Holzminden zu Imbiss und Bahn.
Porzellanmuseum Fürstenberg, geöffnet Di.-So. und feiertags 10-17 Uhr, Eintritt 8,50 Euro, Ermäßigte 5,50 Euro. Werksverkauf nebenan 10-18 Uhr.
„Hausgäste“: Während der Sanierung des Kestner-Museums in Hannover sind Teile aus dessen Beständen an Fürstenberger Porzellan vom 21. September 2024 bis 2. März 2025 in Fürstenberg zu sehen.
„Scherben zum Glück“: Das Hochzeitsservice zur Vermählung von Victoria Luise und Ernst August zu Hannover wurde erst 1921 fertig, als das Fürstenpaar längst abgedankt hatte. Stücke des 700-teiligen Service aus Nymphenburger Porzellan werden vom 21. September 2024 bis 27. April 2025 in Fürstenberg gezeigt.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 14.09.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article407233746/braunschweiger-porzellan-zu-besuch-im-schloss-fuerstenberg.html
Verschwundene Kostbarkeiten, Folge 31: der Steinweg
Der Steinweg ist einer der markanten Straßenzüge der Braunschweiger Innenstadt. Denn er zielt auf die Schaufront des Staatstheaters und bildet somit eine Sichtachse.
Cathrin Mayer spricht über ein offenes Haus, Experimentierlust und den Kunstverein als Ort ästhetischer Erfahrung.
Seit mehr als einem Monat ist die 36-jährige Wienerin Cathrin Mayer Direktorin des Kunstvereins Braunschweig. Die Schlüssel zur Villa Salve Hospes, die sie stolz in der Tasche trägt, sind altertümlich und schwer. Sie verweisen nicht nur auf die Tradition des von Peter Josef Krahe gebauten Hauses, sondern auch auf die lange Geschichte des 1832 gegründeten Braunschweiger Kunstvereins. Das Haus und den Kunstverein kannte sie aus früheren Besuchen. Als die Stelle schließlich ausgeschrieben war, hat sie sich nicht zuletzt wegen der „tollen Villa“ beworben – und, weil sie, wie sie später bekennt, Orte faszinieren, „die nicht für die Kunst gebaut worden sind“.
Doch zunächst sprechen wir über ihren Werdegang. Wien sei in vielerlei Hinsicht eine prägende Stadt gewesen, verrät sie gut gelaunt im Interview. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sich in einer Stadt, die geprägt ist durch die Historie, im Studium mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen. Hier habe sie im Rahmen eines Praktikums in einer kommerziellen Galerie auch ihre erste Berührung mit dem Kunstmarkt gehabt.
„Mit 19 bin ich in die Galerie reinspaziert, habe mal meinen ganzen Mut zusammengenommen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Ich habe dort alles gemacht: nach der Eröffnung die Bierflaschen weggeräumt, Künstlerinnen betreut, Wände wieder schließen, verputzen, auch erste Textarbeiten und die Betreuung der Datenbank, also wirklich alles. Und diese Erkenntnis, dass zum Ausstellungsbetrieb so viele verschiedene Tätigkeiten gehören – von ganz banalen Dingen, die man in jedem Haushalt macht, bis zu internationalen Kooperationen – hat mich fasziniert und geprägt.“
In Berlin, bei der „Berlin-Biennale“ und in den „Berliner Kunstwerken“ sammelte sie weitere, vor allem internationale Erfahrungen und erweiterte ihre Perspektive auf die Ausstellungsarbeit.„Was mich immer interessiert hat, ist, in die Perspektive des Künstlers, der Künstlerin zu schlüpfen. Das ist ein wahnsinniges Potenzial der bildenden Kunst, andere Sichtweisen zu sehen, zu erleben und erlebbar zu machen.“
Prägende Momente waren nicht zuletzt in Graz die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Kosovo oder Albanien – Länder mit einer ganz eigenen Dynamik und auf dem Weg der Stabilisierung. Hinzu kamen Erfahrungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Estland. Es waren Blicke in die europäische Peripherie, verbunden mit der Erkenntnis über die Möglichkeiten als Kuratorin: „Ich kann durch meine institutionelle Anbindung diesen Künstler aus der Peripherie ins Zentrum bringen. Das ist die Macht, die Institutionen haben und die ich – auch mit einer Entscheidung für unbekannte künstlerische Positionen – reflektiert einsetzen kann.“
In Braunschweig möchte sie das Haus und den Garten „als Ort ohne Konsumzwang“ auch für den Austausch mit der Stadtgesellschaft öffnen. Sie betont, der Kunstverein sei auch ein Ort der Experimente, des Risikos und der Kooperationen, die zum Beispiel mit Performances auch örtlich weit in die Stadt reichen können. Und sie möchte wieder die Kunst in den Vordergrund stellen.
„In der letzten Zeiten gab es ganz vielfach den Anspruch, dass man schon sehr, sehr viele Diskurse kennt, dass man weiß, wie man was einordnet. Wir müssen wieder dazu zurückkommen, dass wir naiv sein dürfen, dass wir Sachen anschauen können und erstaunt sein können von dem, was wir sehen.“
Mit Blick auf die besondere Situation in Braunschweig freue sie sich besonders auf die Zusammenarbeit mit der HBK. Die Ausstellung der Meisterschüler im Kunstverein sei absolut unabdingbar. Nicht zuletzt, weil ein Publikum da sei, das man auch aktivieren könne. „Im besten Fall entstehen neue Kooperationen und Formate“.
Den „erstaunten“ Blick möchte sie auch in ihrer ersten Ausstellung deutlich machen. „Die erste Ausstellung heißt Mirage und Mirage ist ein Bild, das aus dem Französischen ins Englische Einzug gehalten hat. Es bedeutet im Prinzip so etwas wie eine Halluzination. Es geht darum, dass Dinge gar nicht das sind, was man auf den ersten Blick denkt.“
„Und“, dies sagt sie mit Blick auf die Villa, „die Ausstellung möchte auch den Raum des Kunstvereins mitdenken. Das heißt, es gibt Arbeiten, die sich ganz stark auf den Körper und den Raum beziehen und die erlebbar die Wahrnehmung des Raums verändern.“
Diese Begegnung mit der Kunst und ihrer Veränderbarkeit und damit gleichzeitig ihrer Offenheit ist wichtiger Ansatz ihrer Arbeit. Es ist ein Ansatz, der nicht auf Hermetik und identitätspolitische oder sonstige Eindeutigkeit setzt, sondern auf Begegnung und Kommunikation, nicht nur mit der Kunst, sondern auch mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Die Einladung ist ausgesprochen, den Kunstverein in alten Räumen neu zu entdecken. So öffnen die alten Schlüssel vielleicht neue Wege zur Kunst.
Michael Grisko ist Geschäftsführer der Richard Borek Stiftung und Honorarprofessor am Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt.
Ergebnisse von Facharbeiten aus dem Seminarfach „Geschichte“ zum Thema „Beziehungen. Welfen und Hohenzollern“
Im Braunschweiger Schlossmuseum ist bis 27. Oktober eine besondere Ausstellung zu sehen. Sie zeigt Ergebnisse aus Facharbeiten von Schülerinnen und Schülern des Hoffmann-von-Fallersleben Gymnasiums (HvF) im Seminarfach „Geschichte“ zum Thema „Beziehungen. Welfen und Hohenzollern“.
Die Braunschweigische Stiftung, gegründet als STIFTUNG NORD/LB · ÖFFENTLICHE, arbeitet seit 30 Jahren für die Identität des alten Landes Braunschweig.
Die Braunschweigische Stiftung, vormals STIFTUNG NORD/LB · ÖFFENTLICHE, verdankt ihre Existenz zu einem erheblichen Teil dem politischen Engagement des damaligen Niedersächsischen Innenministers und ihres heutigen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Glogowski.
Das neue Erlebnismuseum „Sensoria“ in Holzminden eröffnet am Wochenende 28./29. September.
Pünktlich zum Jubiläum „150 Jahre Vanillin“ wird das neue Erlebnismuseum „Sensoria – Haus der Düfte und Aromen“ in Holzminden eröffnet. 1874 begann dort die Produktion des mengenmäßig weltweit bedeutendsten Aromastoffs.
Tausende Menschen zog es am Freitag und Samstag in die Domstadt, um eine einzigartige Nacht im und rund um den Kaiserdom zu genießen.
Das leichte Rauschen des Wassers säuselt der Seele ein Stück heile Welt vor, während auf der Bühne am Teich unterhalb des Kaiserdoms in Königslutter der irische Sänger Morgan Finlay ein Lied zur Begleitung seiner Gitarre singt, das er in der unheilvollen Zeit der Corona-Pandemie für alle kleinen Seelen geschrieben hatte, die nicht zur Ruhe kommen konnten. Gänsehautmomente. Am Wochenende fand die 13. Sommernacht am Kaiserdom statt, ein Erfolgsmodell, zu dem auch diesmal etwa 1000 Menschen am ersten von zwei Veranstaltungstagen in Königslutter kamen, um gemeinsam zu genießen. Wir haben uns am Freitag unter sie gemischt.
Es ist 18 Uhr. In 15 Minuten wollen die Hauptverantwortlichen der Sommernacht ebendiese auf der Gartenbühne offiziell eröffnen. Da schieben sich die Menschen von der Seitentür gleich neben dem Refektorium in Richtung der Bühne. Butler Johann schenkt jeder Dame ein paar freundliche Worte und eine kleine Süßigkeit, das erlaubt er sich, die Herren will er später „betreuen“, eine Süßigkeit dürfen sie sich auch nehmen. Ein Schelm, dieser Johann, der im wahren Leben Dieter Warszawa heißt, aus Hamburg kommt und Schauspieler ist.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 3.8.2024
Vor der Bühne unten im Garten tummeln sich bereits die Menschen. Dort hebt Maria-Rose Berghahn die Leistung des Teams rund um Katharina Beichler und Beatrix Romeike als Hauptverantwortliche hervor. Die Sommernacht ist ein Format der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, SBK, in Kooperation unter anderem mit der Stadt Königslutter, dem AWO Psychiatriezentrum (APZ) und der Kirchengemeinde Stiftskirche. Berghan ist die Direktorin der SBK, Beichler die Nachfolgerin von Norbert Funke, der sich die Sommernacht einst mit Beatrix Romeike hat einfallen lassen. Eine fortwährende Liebeserklärung der Protagonisten an den Dom und sein Umfeld. Und diese Liebeserklärung zieht auch im 13. Jahr Menschen in die Domstadt, die das noch nie gesehen haben, ist Königslutter Bürgermeister Alexander Hoppe begeistert. Alleinstellungsmerkmal.
Die Offiziellen fassen sich kurz. Auf der Bühne im Garten übernehmen die verrückten Musiker von „GLAS-BLAS-SING“. Das Trio macht Musik auf Flaschen, Kanistern und so weiter, hauptberufliche Bläser, Zupfer, Klapperer, Schepperer oder sowas. Singen können die auch, und wie. Alles zusammen ein Kunstwerk mit Spaßeffekt, das aus „Das Haus am See“ von Peter Fox einfach den „Klaus am See“ macht, oder Hallelujah von Leonard Cohen in einzigartiger Version in den Abend schweben lässt. Das sind Momente, die sich sogar das „Großmaul“ nicht entgehen lässt. Diese Märchenfigur läuft allenthalben durch den Park und den Dom, um, nun ja, großmäulige Sprüche von sich zu geben. Und zu Hallelujah zeigt das Wesen, dass sogar hinter manchem Großmaul ein Gesangstalent steckt.
Der Erfolg der Sommernacht ist wohl die Einzigartigkeit in jeder Facette: Bühnenprogramm mit den Sängern von Metaklapa im „Dom, den ich noch nie so voll besetzt gesehen habe“, wie Katharina Beichler sich ehrfürchtig äußerte, Fidi Steinbeck mit Stimme und Cello im Refektorium, das bei jeder ihrer Vorstellungen zum Bersten besetzt ist, den Herren von The Bluesanovas, die im Kreuzgang satten Blues bis hin zu vollkommenem Roch ‚n‘ Roll hinlegen, der Balladenmeister Morgan Finlay mit dieser „Boah-Stimme“ und die Spaßmacher von „Glas-Blas-Sing“ – geballte Gegensätze, die eine perfekte Symbiose eingehen.
Aber Musik alleine macht die Sommernacht nicht aus. Die Elfen, die die Männer bezirzen dürfen, ohne dass die Frauen die Scheidung einreichen, die Waldkatze mit den magischen Augen, in die man nicht zu tief schauen darf, die kulinarischen Angebote, und dann: die Lage samt Lichtinstallation – eine Atmosphäre, wie aus einer anderen Welt. Kein Wunder, dass sich Moni und Achim aus Schöppenstedt so wohl fühlen: „Uns beeindruckt das Ambiente, die Auswahl der musikalischen Darbietungen und die Fröhlichkeit und Freundlichkeit der Menschen“, sagen sie. Und so sehen das auch Sabine, Trixie, Christina und Anna aus Rieseberg: „Das Ambiente, die Musik, das ist sowas von schön“, meinen die Damen. Je mehr Menschen man fragt, desto freundlicher die Antworten.
Später bei Dämmerung und einbrechender Dunkelheit gehen die Lichter an, Nebel wabert über das Wasser, Morgan Finlay haucht seinem Publikum die nächste gefühlvolle Balllade in die Seelen, im Refektorium singt sich Fidi Steinbeck in die Herzen, und sogar die Waldkatze leuchtet aus sich heraus. Boah … „Da sind so viele Player, und die Zusammenarbeit, die Synergien, funktionieren einfach richtig gut“, sagt Dr. Katharina Beichler später. Da laufen eben die letzten Vorstellungen. Die Nacht aber hat eben erst begonnen. Hoffentlich hatten Feuerwehr und DRK, die zur Sicherheit da waren, auch Zeit zum Genießen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 3.8.2024 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/helmstedt/article406939733/erfolgsformat-sommernacht-am-kaiserdom-in-koenigslutter.html
Fadi Saad, Buchautor, Dozent und im Hauptberuf Polizeibeamter, besuchte die Hauptschule Sophienstraße in Braunschweig.
Mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität geht kaum, wenn Fadi Saad, Buchautor, Dozent und im Hauptberuf Polizeibeamter, vor Schülerinnen und Schülern referiert, Workshops leitet und aus seinem Buch „Der große Bruder von Neukölln“ liest. Jetzt war er an zwei Tagen zu Gast an der Hauptschule Sophienstraße in Braunschweig.
Graffiti-Entfernung am St. Nicolai-Platz und an der Georg-Eckert-Straße.
Eine Mutter sagte auf dem Weg in die Schloss-Arkaden zu ihrer Tochter: „Wenn wir morgen hier lang gehen, dann können wir die Wand endlich wieder sauber sehen.“ Das ist zwar etwas optimistisch formuliert, aber bis zum Wochenende sollten die Graffiti-Entfernung an der Wasserwand am St.-Nicolai-Platz und an der Mauer an der Georg-Eckert-Straße weitgehend erledigt sein.
Objekt des Monats, Folge 9: Das Nymphenburger Hochzeitsservice wird von September an unter dem Titel „Scherben zum Glück“ im Museum Schloss Fürstenberg ausgestellt.
Das Porzellanmuseum Fürstenberg stellt von September an erstmals seit seiner Entstehung ein kostbares Service aus: Ganze 700 Teile aus feinstem Porzellan, hergestellt zur Hochzeit zweier Herrscherdynastien. Und doch wurde es wohl nie benutzt. Wie kam es dazu?
1913, ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als Monarchie und deutscher Adel noch intakt waren, feierten Viktoria Luise von Preußen und Welfenprinz Ernst August III. von Hannover ihre Hochzeit. Diese aus Liebe geschlossene Ehe beendete ein halbes Jahrhundert der Feindschaft zwischen den Adelshäusern der Hohenzollern und der Welfen. Gleichzeitig bestieg somit erneut – und zum letzten Mal – ein Welfe den braunschweigischen Thron. Ein Geschenk für das braunschweigische Herzogspaar war ein 700-teiliges Hochzeitsservice, in Auftrag gegeben vom Landesdirektorium Hannover bei der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.
Porzellan wurde als Werkstoff überaus geschätzt und erfüllte als Kunstwerk und Inbegriff höfischer Kultiviertheit einen im höchsten Maße repräsentativen Zweck. Als das Geschenk jedoch erst Anfang der 1920er-Jahre ausgeliefert wurde, konnte es diesen Zweck schon nicht mehr erfüllen.
Die kurfürstliche Manufaktur Nymphenburg wurde Mitte des 18. Jahrhunderts in Neudeck bei München gegründet und machte sich vor allem durch Rokoko-Porzellane einen Namen. Dort bestellte man für das Hochzeitsservice 50 Suppen-, 300 Speise- und 150 Dessertteller, 50 halbmondförmige Teller, 15 ovale und 20 runde Platten, fünf eckige Gemüseschüsseln, 15 runde Kompottschüsseln, fünf Salatschüsseln, fünf Fruchtschalen, fünf Konfektschalen, 15 Saucieren und zwölf Salzfässer. Als stilistisches Vorbild diente das erste kurfürstliche Hofservice der Manufaktur Nymphenburg aus Händen Franz Anton Bustellis, um 1765 mit aufwendigem, bunten Blumendekor und reicher Goldstaffage. Zusätzlich wurden Teile ergänzt, die auch Frankenthaler Vogeldekor mit Gittermuster zeigten, und dazu 50 verschiedene Dessertteller mit topografischen Ansichten des ehemaligen welfischen Herzogtums. Darunter sind Motive wie das Residenzschloss Braunschweig, der große Garten bei Herrenhausen und die Insel Norderney.
Besonders herausragend ist der Tafelaufsatz mit einer dazugehörigen Unterplatte, der mit seiner Höhe von 65 Zentimetern wohl das Können aller Beteiligten herausforderte. Geschaffen vom Bildhauer Josef Wackerle, ist das springende Welfenross mit Putto und einem Wappenschild dargestellt, auf dem das Hochzeitsdatum „Vierundzwanzigster Mai Neunzehnhundertdreizehn“ vermerkt ist. Auf dem gedeckten Tisch bildete der Tafelaufsatz zweifellos den künstlerischen Fokuspunkt: Die Vorderbeine des Pferdes ragen weit nach vorne über den blumenverzierten Sockel hinaus. In der Längsachse neigt sich das im Sprung begriffene Tier leicht nach links, wodurch die raumgreifende Dynamik der Bewegung unterstrichen wird. Je nachdem, wie nah die Gäste an der Tafeldekoration saßen, ergaben sich verschiedene Eindrücke. Auf die Entfernung begeisterte die dynamisch aufragende Pferdeplastik und aus der Nähe entfaltete die Unterplatte (73x62x8 cm) mit Blumendekor, Rocaillefüßen und Goldstaffage ihre Wirkung.
Der Produktionsauftrag an Nymphenburg erfolgte jedoch zu kurzfristig, um das Prunkservice pünktlich zur Hochzeit 1913 fertigzustellen. Dazu kamen bald der Erste Weltkrieg und damit Produktionsschwierigkeiten für die Manufaktur. Erst 1921 erreichte das Hochzeitsservice die Beschenkten, als das Paar längst im österreichischen Exil lebte und ein so umfangreiches Prunkservice nicht mehr gebrauchen konnte. Der ideelle Wert des Tafelaufsatzes für die Adelsfamilie zeigt sich jedoch in der Tatsache, dass er in den 1930er Jahren in der Bibliothek des Schlosses Blankenburg ausgestellt wurde. Ob das Hochzeitsservice je zum gedachten Zweck, eventuell im kleineren Kreis, zum Einsatz kam, ist jedoch ungewiss. 2005 wurde es von der Richard Borek Stiftung nahezu unversehrt angekauft und wird nun erstmals seit seiner Entstehung für ein breites Publikum ab September 2024 in der Ausstellung „Scherben zum Glück. Ein Hochzeitgeschenk für Kaisertochter Victoria Luise und Herzog Ernst August“ im Museum Fürstenberg zu sehen sein.
Johanna Johnen ist Kunsthistorikerin und beschäftigt sich mit Kunsthandwerk und Druckgrafik sowie mit der Darstellung von Krankheit in der Kunst.
Mehr unter:
der-loewe.info/goetterdaemmerung-mit-braunschweigischer-geschichte
der-loewe.info/moderne-museumswelt-fuer-20-000-porzellan-objekte
der-loewe.info/skywalk-und-design
„Timejumps“ machen die Veränderungen des Stadtbilds anhand historischer Fotos und Zeitraffer-Überblendungen ins Hier und Jetzt deutlich.
Historiker Gerd Biegel schreibt in seinem „Wochenbrief“ aus dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte über die Erinnerungskultur zur Bombennacht.
Die Braunschweigischen Landschaft und die Mundstock-Stiftung ermöglichen das Schulprojekt.
Das Schlossmuseum Wolfenbüttel erwarb mit dem „Holländisches Service“ eines der bedeutendsten Ensembles europäischer Porzellankunst.
Nächste Station der Wanderausstellung „Das Braunschweigische Land im Nationalsozialismus“ der Arbeitsgemeinschaft Heimatpfleger der Braunschweigischen Landschaft ist vom 24. Oktober an Station im Kaiserdom Königslutter.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 11: die Michaeliskirche
Per Bahn und Rad in Braunschweigs alten Weserdistrikt nach Fürstenberg und ins Unesco-Welterbe Corvey.
Verschwundene Kostbarkeiten, Folge 32 und Abschluss: der Untergang des alten Braunschweigs am 15. Oktober 1944.
Objekt des Monats, Folge 9: Ein Erfolgsbild des Malers Carl Joseph Begas als Vorlage für kunstgewerbliche Zier- und Gebrauchsgegenstände
Elf Fachvorträge zu „Stadt und Schloss – eine (Braunschweiger) Beziehungsgeschichte“ am 7. und 8. November im Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte.