Muss die Wasser­mauer am Schloss weg, um Graffiti zu verhin­dern?

Schnöder Beton und auch noch beschmiert: Wasserwand am St. Nicolai-Platz. Foto: Der Löwe

Verschie­dene Möglich­keiten, den ärger­li­chen Schmie­re­reien am St. Nicolai-Platz Herr zu werden, werden disku­tiert.

Sinnfreie, illegale und strafbare Graffiti-Schmie­re­reien sind grund­sätz­lich ein großes Ärgernis im Stadtbild. Aktuell ist die sogenannte Wasser­wand, die die den St. Nicolai-Platz von der Georg-Eckert-Straße hinter den Schloss-Arkaden trennt, ein aktuelles Thema der Richard Borek Stiftung, die sich seit vielen Jahren für das Besei­tigen von Schmie­re­reien im Stadtbild einsetzt. Vom St. Nicolai-Platz aus gesehen blicken Passanten auf die ohnehin schon hässliche, aber jetzt noch mit sogenannten Taggs verun­stal­tete schnöde Beton­mauer. Faktisch handelt es sich bei den Schmie­re­reien um Sachbe­schä­di­gung.

Viele neural­gi­sche Punkte

Aktiv wird wie oft in solchen Fällen die Richard Borek Stiftung mit dem Graffiti-Beauf­tragten Hans-Joachim Zeddies. Er trifft sich regel­mäßig mit der Stadt, der Polizei und dem Verein Graffiti-Ex und bringt zur Sprache, wo dringender Handlungs­be­darf besteht. Neural­gi­sche Punkte sind zum Beispiel der Bahnhof Glies­ma­rode samt Umfeld, die Burgpas­sage und Hutfil­tern sowie Gebäude am Friedrich-Wilhelm-Platz. Den Eingang zur Burgpas­sage hat die Richard Borek Stiftung bereits kürzlich säubern lassen, denn sie legt großen Wert auf ein möglichst sauberes Erschei­nungs­bild Braun­schweigs und hat im Vergleich zu anderen Großstädten durchaus Erfolg mit ihrem Ansinnen.

Disku­tiert werden für die Wasser­wand am St. Nicolai-Platz gleich verschie­dene Varianten, die von der schlichten Säuberung der Vanda­lis­mus­schäden weiter­führen. Eine dieser Möglich­keit ist es, die Wand zu vermoosen. Dazu wird ein Gemisch aufge­tragen, dass den Prozess beschleu­nigt. So wäre die Beton­fläche zügig bedeckt und Sprayer würden ihre Schmie­re­reien wohl kaum in gewünschter Manier darauf bekommen. Denkbar ist auch die Beauf­tra­gung großflä­chiger Graffitis von Künstlern. Sie zu Beschmieren, davor schrecken Sprayer gewöhn­lich zurück. Entspre­chende Beispiele gibt es bereits am Bahnhof Glies­ma­rode.

Kunst­volles Graffiti am Bahnhof Glies­ma­rode. Foto: Der Löwe

Abschre­ckende Video­über­wa­chung

Abschre­ckende Wirkung gegen Sprayer hätten vor allem Beleuch­tung und Video­über­wa­chung, sagt Hans-Joachim Zeddies. Er verweist auf den Erfolg in der Schlos­s­pas­sage. Dort hat der Eigen­tümer eine Video­über­wa­chungs­an­lage in Abstim­mung mit der Polizei instal­lieren lassen. Weil ihm der „Grund und Boden“ des gesamten Durch­gangs gehört, ist das unter der Auflage gestattet, die Daten nach vier Wochen zu löschen. Die Weiter­gabe der Aufnahmen erfolgt nur an die betref­fenden Behörden mit Straf­an­trag gegen Graffiti-Schmie­re­reien und sonstige Straf­taten. Ein entspre­chendes Hinweis­schild auf die Video­über­wa­chung ist angebracht. Seither ist Ruhe. Das wäre auch eine Lösung für die Wasser­wand.

Eisen­bahn­brücke Glies­ma­rode. Foto: Der Löwe

Treppen­stufen statt Wand

Der weitrei­chendste Ansatz des Problems ist der Abriss der Mauer und eine Umgestal­tung der städte­bau­li­chen Situation mit Treppen­stufen. In anderem Zusam­men­hang hatte sich Stadt­planer Walter Ackers diesbe­züg­lich geäußert. So ließe sich zudem der Charakter einer Promenade vom Herzog Anton Ulrich-Museum zur Innen­stadt herstellen. Im Zusam­men­spiel mit der Reduzie­rung der überdi­men­sio­nierten Georg-Eckert-Straße ergäbe sich so eine städte­bau­lich attrak­tive Situation, in der sich gegebe­nen­falls auch der Wieder­aufbau des Acker­hof­por­tals reali­sieren ließe.

Den Einsatz gegen Graffiti setzt die Richard Borek Stiftung zudem im Uni-Viertel fort. Die Rahmen­ver­ein­ba­rung zwischen TU und der Stiftung wurde um weitere drei Jahre verlän­gert. Die erste Verein­ba­rung war 2021 geschlossen worden. Die TU verpflichtet sich, alle Graffiti postwen­dend zu entfernen, im Gegenzug beteiligt sich die Richard Borek Stiftung an der Hälfte der dafür entste­henden Kosten. Das Gesamt­pro­jekt der Reinigung an Gebäuden der Techni­schen Univer­sität umfasst mehr als 50 Immobi­lien.

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