Herzog Anton Ulrich-Museum zeigt mit den Silbermöbeln und den Silbermedaillen der Welfen zwei außergewöhnliche Sammlungen.
Die Triade, bestehend aus einem Prunkspiegel, einem Wandtisch und zwei Beistelltischen. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Mit den beiden neuen Dauerausstellungen „Grandios! Die Silbermöbel der Welfen“ und „Schatz aus der Tiefe. Silbermedaillen der Welfen“ zeigt das Herzog Anton Ulrich-Museum zwei außergewöhnliche Sammlungen. Nach einer abenteuerlichen Reise durch drei turbulente Jahrhunderte europäischer Geschichte sind einerseits die Silbermöbel der Welfen nun als langfristige Leihgabe nach Braunschweig gekommen, und andererseits wird in einzigartiger Genauigkeit die Entwicklung der welfischen Münzprägung und Medaillenkunst dargestellt.
Kernbestand des Kulturerbes
Ernst August Erbprinz von Hannover hat die Silbermöbel dem Herzog Anton Ulrich-Museum als Dauerleihgaben des Hauses Hannover für die Zeit der Sanierung der Marienburg bei Hildesheim anvertraut. Für Ernst August gehören die Silbermöbel zum Kernbestand des Kulturerbes seiner Familie. „Seit ihrer Entstehung vor fast 300 Jahren nehmen die Silbermöbel einen besonderen Platz in meiner Familie ein. Sie verbinden durch ihre wechselvolle Geschichte die ältere Linie der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel mit den Kurfürsten und Königen von Hannover“, sagt er. Die Silbermöbel werden nach Schloss Marienburg zurückkehren, sobald die Sanierung des Familiensitzes abgeschlossen ist und die Silbermöbel dort angemessen präsentiert werden können.
Die Silbermöbel gelten als herausragende Zeugnisse fürstlicher Repräsentation und sind Meisterwerke Augsburger Goldschmiedekunst. Die Objekte sind in verschiedenen Werkstätten der besten Gold- und Silberschmiede in zwei Etappen zwischen etwa 1725 und 1730 hergestellt worden. Beschäftigt waren Künstler der berühmten Goldschmiededynastien Biller und Drentwett. Die schon in ihrer Zeit als „königliche“ Stücke gefeierten Silbermöbel repräsentieren einen kaum je wieder erreichten Stand gestalterischen Könnens in der Silberverarbeitung, heißt es auf der Internetseite des Herzog Anton Ulrich-Museums. Das Ensemble nimmt unter den wenigen erhaltenen Werken dieser Art einen international herausragenden Platz ein.
Die Reise der Silbermöbel. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Ebenbürtig mit den Gemälden
„Die Möbel gehören zu den bedeutendsten Stücken ihrer Art. Ihr künstlerischer und materieller Wert ist hervorragenden Gemälden der Braunschweiger Galerie absolut ebenbürtig. Für das Herzog Anton Ulrich-Museum bedeutet diese Leihgabe eine hohe Auszeichnung und die einzigartige Chance, bedeutendstes Kulturgut einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren“, erläutert Museumsdirektor Dr. Thomas Richter. Gezeigt werden 13 Stücke – zwei Prunkspiegel, zwei Tische, vier Gueridons und fünf Stühle.
In Auftrag gegeben wurden die ersten acht Silbermöbel – die beiden Prunkspiegel, zwei Tische und vier Guéridons (Beistell- bzw. Kerzentische) – von dem in Wien residierenden Prinz Maximilian Wilhelm von Hannover (1666 – 1726), dem jüngeren Bruder König Georgs I. Lange konnte er sich allerdings nicht an den kostbaren Stücken erfreuen. Er starb schon 1726, kurz nach Fertigstellung. Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel (1662-1731) erwarb die Silbermöbel und gab die weiteren fünf Stücke, einen Armlehnstuhl sowie die vier weiteren Stühle, als Ergänzung ebenfalls in Augsburg in Auftrag.
Zum dritten Mal im Braunschweigischen
Konrad Detlev von Dehn ersteigerte die Silbermöbel in Wien, die das neue Braunschweiger Residenzschloss fürstlich ausstatteten. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Weil August Wilhelm seinem Nachfolger hohe Schulden hinterließ, verkaufte dieser die Silbermöbel an die rivalisierende kurfürstlich-königliche Welfenlinie in Hannover. 1933/34 verlegte der letzte Herzog von Braunschweig seinen Wohnsitz von Österreich nach Schloss Blankenburg im Harz. Damit fanden die Silbermöbel zum zweiten Mal den Weg ins Braunschweiger Land, bis sie 1945 von der britischen Besatzungsmacht nach Schloss Marienburg gebracht wurden. 1952 waren die Stücke im Victoria and Albert Museum in London zu sehen. Jetzt „gastieren“ sie zum dritten Mal in drei Jahrhunderten im alten Land Braunschweig.
In Kooperation mit der Braunschweigischen Sparkassenstiftung präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum außerdem Silbermedaillen der Welfen aus der „Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse in der Braunschweigischen Sparkassenstiftung“. Sie ist ein Schatz der besonderen Art: Mehr als 8.000 Münzen und Medaillen der Welfenherzöge aller Linien, der im welfischen Territorium gelegenen Städte, insbesondere Braunschweigs, und der mit den Welfen verbundenen Bistümer, Abteien und Stifte, reflektieren spannende Facetten der Wirtschafts- und Geldgeschichte. Die Ursprünge der „Münzforschungssammlung“ reichen ins 19. Jahrhundert zurück und liegen in Münzbeständen der Braunschweigischen Staatsbank. Eigentümerin der Sammlung ist heute die Braunschweigische Sparkassenstiftung, die Sammlung wurde dem Herzog Anton Ulrich-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Symbolfiguren des Harzes
In der Ausstellung „Schatz aus der Tiefe. Silbermedaillen der Welfen“ werden 50 ausgewählte Silbermedaillen des 16. bis 18. Jahrhunderts gezeigt. Sie bieten faszinierende Einblicke in die Medaillenkunst der Welfen. Dabei tauchen immer wieder auch die Bergwerke im Harz und der Wilde Mann als Symbolfigur des Harzes auf, denn der Harz spielte eine herausragende Rolle für die Silbergewinnung. Daneben finden sich klassische Themen der fürstlichen Repräsentation, insbesondere Porträts der Herrscher und Symbole ihrer Macht wie etwa Darstellungen der Schlösser und Residenzen oder das Welfenross.
Die Silbermedaillen der Welfen zeigen die spannenden Facetten der Wirtschafts- und Geldgeschichte. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Begleitet werden die Dauerausstellung von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, das neben -Führungen und Fortbildungen für Lehrkräfte auch Kostümführungen für Kinder und Familien umfasst. Zu themenbezogenen Fachvorträgen werden darüber hinaus renommierte Expertinnen und Experten namhafter Kulturinstitutionen eingeladen.
Lessing-Preis wurde an die Zeit-Online-Journalistin Vanessa Vu für ihre Haltung in Podcasts und Instagram-Talks verliehen.
Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) hat die Kritik zur Intervention erhoben. Mit seinen Werken und Aufführungen begründete er erst eine kritische Öffentlichkeit. Mit der diesjährigen Verleihung des Lessing-Preises für Kritik an die Zeit-Online-Journalistin Vanessa Vu, die für ihre Interventionen in digitalen Medien ausgezeichnet wurde, habe die Auszeichnung eine neue Wendung genommen, sagte Cord-Friedrich Berghahn, Präsident der Lessing-Akademie. „Podcasts und Instagram-Talks sind dabei nur scheinbar weit weg von Lessings Ansatz. Denn es eint sie das gemeinsame Ziel, nämlich mit ihrer Kritik Öffentlichkeit zu erreichen“, argumentierte er während der Preisverleihung im Wolfenbütteler Lessing-Theater.
Beispielgebend für die ausgezeichnete Arbeit von Vanessa Vu wurde im Rahmen der Zeremonie ihr mit Minh Thu Tran gemeinsam produzierter Podcast über den ersten rassistisch motivierten Mord in der Bundesrepublik abgespielt. Beim Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Hamburg am 22. August 1980 starben zwei junge Männer (18 und 22 Jahre alt). Sie waren als sogenannte Boatpeople aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Das Ereignis griff Vanessa Vu in ihrer unabhängigen Reihe „Rice and Shine“ anlässlich des 40. Jahrestags 2020 auf. Sie recherchierte in alten Gerichtsakten, alten Zeitungsberichten und führte Gespräche mit Zeitzeugen.
DerLessing-Preis für Kritik wird seit dem Jahr 2000 im zweijährigen Rhythmus von der Lessing-Akademie und der Braunschweigischen Stiftung verliehen. Seit 2019 ist die Stadt Wolfenbüttel als dritte preisvergebende Einrichtung beteiligt. Mit dem Preis wird, nach dem Vorbild Lessings, Kritik in einem elementaren, fachübergreifenden, auch gesellschaftlich wirksamen Sinn ausgezeichnet: Kritik als bedeutende, geistig und institutionell unabhängige, risikofreudige Leistung. „Wir leben in einer Zeit, in der Kritikfähigkeit und Kritikbereitschaft abnehmen. Wenn es dunkler in der Welt wird, sind Leuchttürme wichtig. Lessing ist aktueller denn je, der Lessing-Preis wichtiger denn je“, erklärte Gerhard Glogowski, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung.
Gruppenbild vor dem Lessing-Theater (v.l.): Corinna Fischer (Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur), Cord-Friedrich Berghahn, Moshtari Hilal, Sinthujan Varatharajah, Gerhard Glogoweski, Vanessa Vu und Laudatorin Bascha Mika. Foto: DBS/Peter Sierigk
Die Laudatio auf Vanessa Vu hielt Bascha Mika, Professorin an der Universität der Künste Berlin und Mitglied im Stiftungsrat für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie lobte: „Der mehrfach ausgezeichnete Podcast ‚Rice and Shine‘, den Vanessa Vu seit 2018 mit Minh Thu Tran betreibt, beschäftigt sich mit all den Phänomenen, die die gesellschaftliche Spaltung und ihre Überwindung aus der viet-deutschen Perspektive betreffen, hervorragend in der Form, handwerklich vorbildlich, professionell nach allen Regeln der Podcastkunst. Und das alles mit einem großartigen Gespür für die richtigen, wichtigen und durchaus auch unterhaltsamen Themen.“
„Nur der Gute-Laune-Teil“
In ihrer Dankesrede verwies Vanessa Vu trotz aller Freude über die Auszeichnung vor allem auf Missstände, die Minderheiten in der Gesellschaft bis heute noch immer erdulden müssten. „Natürlich freue ich mich über die vielen Chancen und Räume, die sich mir eröffnen. Meine Freude darüber ist aber immer wieder auch davon getrübt, dass ich eine Ausnahmeerscheinung bin. Warum bin ich bis heute in so vielen Räumen und Positionen, die gesellschaftlich anerkannt sind und auch die Macht haben, die Gesellschaft zu prägen, immer wieder eine der sehr wenigen nicht weißen Personen? Warum gibt es dort nicht mehr Menschen, die aus strukturschwachen Räumen kommen, die in Armut aufgewachsen sind, die weiblich oder non-binär sind, die eine Behinderung haben oder anders glauben, als die christliche Mehrheit? Was von außen gerne als Erfolg gewertet wird, ist für mich auch ein Armutszeugnis. Denn der objektive Erfolg von Einzelpersonen wie mir ist nur der schöne Teil, ist der Gute-Laune-Teil einer Gesellschaft, der es trotz aller Ressourcen und verfassungsrechtlich verbriefter Ziele bis heute kaum gelungen ist, für Chancengleichheit und fair verteilte Teilhabe zu sorgen“, kritisierte Vanessa Vu.
Vanessa Vu, 1991 geboren als Vu Hong Van, ist Tochter vietnamesischer Einwanderer. Die Familie verbrachte ihre ersten Jahre in Deutschland in einem Asylbewerberheim im niederbayrischen Pfarrkirchen. Nach dem Abitur studierte Vu Ethnologie und Völkerrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Sozialwissenschaften in Paris und Südostasien-Studien in London. Anschließend absolvierte sie die Deutsche Journalistenschule München. Sie war Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung, die sie im Programm „Medienvielfalt, anders“ förderte.
Ausgrenzung und Anfeindungen
Während ihrer Kindheit und Jugend, so berichtete sie, erlebte sie allerdings schwierige Situationen, auch Ausgrenzung und Anfeindungen. „Ich war überzeugt, wenn ich hier offenbar nicht hingehöre, dann sollte ich wenigstens nicht negativ auffallen. Ich lernte also, jedes Spiel so mitzuspielen, dass ich am besten keine Aufmerksamkeit erzeuge. Ich ging lange Zeit so klein und leise wie ich konnte, durch die Welt. Ich schlich und flüsterte mich durch meine ersten Jahre“, schilderte sie die Zeit, bevor sie eine selbstbewusste, kritische und vielfach ausgezeichnete Journalistin wurde, die die wahrnehmbare Stimme so vieler Menschen geworden ist, die wie sie einst einfach schweigen.
Preisträgerin Vanessa Vu während ihrer Dankrede. Foto: DBS/Peter Sierigk
Zur Besonderheit des Preises zählt, dass die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger eine Förderpreisträgerin beziehungsweise einen Förderpreisträger eigener Wahl bestimmt. Dotiert ist der Preis mit insgesamt 20.000 (15.000 und 5.000) Euro. Vanessa Vu wählte die Künstlerin Moshtari Hilal und den Geograph Sinthujan Varatharajah als Förderpreisträger aus.
Begründung der Jury für die Preisvergabe an Vanessa Vu: „Mit dem Lessing-Preis für Kritik zeichnet die Jury eine junge, vielseitig aktive Journalistin aus, die sich mit einem scharfen, aufmerksamen Blick nah am Puls der Zeit bewegt. Vanessa Vu, in Deutschland als Kind vietnamesischer Einwanderer geboren, bringt in ihren Texten, Podcasts und Gesprächsreihen unerzählte Geschichte zu Gehör und lotet dabei die Untiefen des gesellschaftlich scheinbar Selbstverständlichen aus. Mutig, bereichernd und pointiert konturiert sie über den Horizont eigener Erfahrungen hinaus das Gesicht der viet-deutschen „Generation 1991“. Die Vielschichtigkeit der Stimmen, die sie ohne Vorbehalt zu Wort kommen lasst, ihre – mit Lessing gesprochen – „aufrichtige Mühe um Offenlegung von Herkunft, Rassismus und Diskriminierung sowie ihr Gespür, die Bedürfnisse einer medienbewussten Gesellschaft zu hinterfragen, finden in Lessings wissbegieriger, beweglicher und unvoreingenommener Haltung ihren Widerhall. Mit ihrer journalistischen Arbeit tritt Vanessa Vu entschlossen für inklusive Erzählweisen ein, ohne die Besonnenheit kritischen Fragens aus den Augen zu verlieren.“
Die Jury 2022: Franziska Augstein (Publizistin, München), Cord-Friedrich Berghahn (Präsident der Lessing-Akademie Wolfenbüttel), Peter Burschel (Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Lena Gorelik (Schriftstellerin, München), Angela Ittel (Präsidentin der TU Braunschweig), Albrecht von Lucke (Publizist, Berlin).
Die bisherigen Preisträger (in Klammern Förderpreisträger):
2000: Karl Heinz Bohrer (Michael Maar)
2002: Alexander Kluge (St. Petersburger Cello-Duo)
2004: Elfriede Jelinek (Antonio Fian)
2006: Moshe Zimmermann (Sayed Kashua)
2008: Peter Sloterdijk (Dietmar Dath)
2010: Kurt Flasch (Fiorella Retucci)
2012: Claus Peymann (Nele Winkler)
2014: Hans-Ulrich Wehler (Albrecht von Lucke)
2016: Dieter Wieland (Thies Marsen)
2018: Elizabeth T. Spira (Stefanie Panzenböck)
2020: Ines Geipel (Margarita Maslyukova, Ekaterina Melnikova, Ekaterina Pavlenko)
Die Preisträgerin Vanessa Vu (Mitte) mit den Förderpreisträgern Moshtari Hilal und Sinthujan Varatharajah. Foto: DBS/Peter Sierigk
Fakten
Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781), Bibliothekar der Herzog August Bibliothek, war ein bedeutender Dichter der Aufklärung. In seinen Stücken beschäftigt er sich vor allem kritisch mit Themen der Religion und der Toleranz. Seine Werke werden bis heute ununterbrochen aufgeführt. Neben Nathan der Weise gehört Emilia Galotti zu seinen bekanntesten Dramen. Es wurde am Herzoglichen Opernhaus am Hagenmarkt in Braunschweig 1772 uraufgeführt. Lessing starb in Braunschweig. Sein Grab befindet sich auf dem Magnifriedhof an der Ottmerstraße.
Im DenkRaum Braunschweig können Menschen kreativ werden – der Gemeinwohl- und Nachhaltigkeitsgedanke steht dabei stets im Vordergrund.
Im Herzen der Stadt, halb versteckt in einem unscheinbaren Innenhof nahe des Hagenmarkts, liegt der Braunschweiger DenkRaum. Die Räumlichkeiten, die als Workshop- und Veranstaltungsort dienen, verströmen einen urbanen Loft-Charakter. Retro-Samtsofas, Grünpflanzen und selbstgebaute Palettenmöbel bilden einen spannenden Kontrast zum industriellen Betonboden. Als wir an diesem Morgen zu einem Gespräch mit Geschäftsführer Pascal Abel und Kommunikationsmanagerin Ina van Beesel verabredet sind, ist durch das gläserne Dach der blaue Himmel zu sehen.
Die unterschiedlichen Raumelemente sind Teil einer Infrastruktur, die kreatives Arbeiten fördert, erklärt Abel. „Wir nutzen sie gezielt als kreative Trigger. Denn wenn eine Firma zu uns kommt, muss sie erstmal aus ihrer gewohnten Perspektive herausgeholt werden.“ Es sei wichtig, die vielbefahrenen Autobahnen im Kopf zu verlassen und stattdessen die Landstraßen zu nutzen, beschreibt es der Gründer. „Das schafft man, indem man Dinge in ihrem ursprünglichen gedanklichen Kontext bricht“, ergänzt van Beesel. Ein Basketballkorb und eine Sofaecke, in der Mario Kart auf dem Nintendo gespielt werden kann, sollen dabei unterstützen.
Der Blick in die Halle des DenkRaums. Foto: DenkRaum
„Mein Herz schlägt höher, wenn Menschen hier kreativ werden“
Der DenkRaum ist wandelbar: Auf einer Fläche von gut 500 Quadratmetern können sowohl Yoga- und Meditationskurse als auch Business-Meetings stattfinden – der Platz reicht für bis zu 100 Personen aus. Ein reiner Co-Working-Space sei es jedoch nicht, betont Abel. Vielmehr verstehe sich der DenkRaum als gemeinwohlorientierter Workshop- und Veranstaltungsort, in dem sich jeder eingeladen fühlen soll, aktiv mitzuarbeiten. „Mein Herz schlägt höher, wenn Menschen hier kreativ werden und den Mut finden, ihre Ideen umzusetzen.“
Dabei seien klassische frontale Formate wie Vorträge oder Projektvorstellungen auf einer Bühne ebenso möglich wie Workshop-Formate mit Gruppenarbeitsplätzen, portablen Stehtischen und Whiteboards. Ina van Beesel bevorzugt das Arbeiten in Kleingruppen: „Dabei hat jeder gleichermaßen die Möglichkeit sich einzubringen und seine Meinung zu äußern.“
Vom Uni-Projekt zum eigenen Unternehmen
Um die Kreativität zu fördern, steht eine Spielecke mit Nintendo bereit. Foto: Der Löwe
Die Idee zu einem solchen Ort kam dem 36-Jährigen während seines Masterstudiums an der Technischen Universität Braunschweig. Dort gab es eine Partizipationsplattform, über die Studierende den Campus und die Uni mitgestalten konnten, erzählt Pascal Abel. Gemeinsam mit dem Gründungsteam legte er Ende 2017 das Konzept zum Kreativraum vor. Kurz darauf entdeckten sie die leerstehenden Räumlichkeiten des Studentenwohnheims im Wilhelmsgarten – und schnell kam das Projekt ins Rollen.
„Es war sofort klar, dass wir den Raum in einer Kooperation betreiben, dabei aber selbstständig bleiben wollen“, erklärt der Wahlbraunschweiger. „Deshalb haben wir den DenkRaum ausgegründet.“ Ohne die Unterstützung von Frauke Oerding-Blumenberg, der geschäftsführenden Gesellschafterin der Oeding Unternehmensgruppe, zu der auch die nachhaltige Oeding Print-Druckerei aus Braunschweig gehört, wäre all das jedoch nicht möglich gewesen, räumt er ein. „Sie und das Studentenwerk stellen uns den Raum kostenlos zur Verfügung.“
Wie sieht das Braunschweig der Zukunft aus?
Zunächst als Lernort für Studierende gedacht, haben Abel und sein Team das Konzept mittlerweile überarbeitet. Mit dem Programm „Raum geben“ wird der DenkRaum gemeinwohlorientierten Organisationen in Zusammenarbeit mit der Braunschweigischen Stiftung seit 2021 kostenfrei zur Verfügung gestellt. Insbesondere Projekte mit Bezug zu Diversität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl werden auf diese Weise unterstützt. Das ist für Abel ein wichtiger Gedanke, denn Nachhaltigkeit spielt auch bei dem Start-up eine entscheidende Rolle: „Wir achten auf ein regionales Catering und bauen alte Möbel um, anstatt neue zu kaufen.“
Gemeinsam mit regionalen Yoga- und Meditations-Gruppen hat der DenkRaum das Programm Body & Mind initiiert. Die Teilnehmer sollen dort neue Energie tanken können. Foto: DenkRaum
Abel selbst treibt der Wunsch um, Braunschweig nachhaltig zu verändern und aktiv zu gestalten. Seine Vorstellung einer Zukunftsstadt beinhaltet vor allem ein Ziel: die sogenannten Partnerschaften auf dem Weg. „Meine Vision für Braunschweig ist eine sehr partizipative – was schaffen wir, wenn wir den 250.000 Menschen die Möglichkeit geben, sich am Wandel zu beteiligen?“ Die Technik und das Werkzeug seien bereits vorhanden, doch für einen Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft müsse eine Atmosphäre des Miteinanders herrschen. „Wir müssen uns auf das besinnen, was wir im Kollektiv erreichen können.“
Vereine, Gruppen und Organisationen, die sich mit ihren Ideen an den DenkRaum wenden, erhalten nicht nur einen Ort zum Arbeiten, sondern auch wertvolle Impulse. Denn damit ein Projekt nach der Ideenfindung und Konzipierung realisiert werden kann, muss es gefördert werden. Welche Möglichkeiten der Förderung gibt es? Wie stellt man die notwendigen Anträge? Und wie funktioniert effektive Vernetzung? Bei all diesen Fragen hilft das DenkRaum-Programm „Projektstart“. „Wir fragen, wie wir unterstützen können und ob sich Partner finden lassen, die das Programm mitfinanzieren“, erläutert van Beesel.
Gesellschaftlicher Wandel gelingt nur gemeinsam
Der gemeinsame Ansatz ist Abel wichtig: „Ich wünsche mir einen Wandel, aber gestalten kann ich ihn nicht allein.“ Sein Konzept geht auf. Unter den Ideen, die mit „Raum geben“ bereits verwirklicht wurden, findet sich etwa die Braunschweiger Initiative „Hey, Alter“, die Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien mit der Bereitstellung von gespendeten Laptops zu mehr Chancengleichheit beim Homeschooling verhilft.
Keine Grenzen: Auch Livestreams sind im DenkRaum möglich. Foto: DenkRaum
Der DenkRaum begreift sich als gemeinwohlorientiert. Um Modernisierungen und die Ausstattung finanzieren zu können, werden die Räumlichkeiten regelmäßig an Unternehmen vermietet – ähnlich einem Tagungsraum. In der Tagesmiete sind außerdem Getränke und Snacks sowie ein Mittagscatering im Bistro „Erna & Käthe“ inbegriffen. Rund 150.000 Euro hat das DenkRaum-Team so bereits in den Raum investieren können. „Wenn wir Wandel gestalten wollen, sind wir alle Handwerker“, ist Pascal Abel überzeugt. Den Ausbau leisten die Geschäftsführer, vier Angestellten und die Ehrenamtlichen in Eigenregie – auch Familie und Freunde helfen stets dabei mit. Am nächsten Wochenende beispielsweise soll die gesamte Beleuchtung erneuert und der Aufbau einer Photovoltaikanlage vorbereitet werden, erzählt er. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit – für den DenkRaum und schlussendlich auch für die Stadt Braunschweig.
Ende April war die Veranstaltungsreihe Ortswechsel im DenkRaum zu Gast. Foto: DenkRaum
Portable Stehtische und Tafeln fördern die Arbeit in Kleingruppen. Foto: DenkRaum
Samstag im Millenium-Eventcenter: Messe „Alternative sein Vater“ für junge Menschen mit gesellschaftspolitischem Anspruch ersetzt Parteitag der Alternative für Deutschland.
Der Titel klingt etwas kryptisch: „Alternative sein Vater“ heißt das Projekt, das der Verein „If a Bird e. V.“ gemeinsam mit dem Netzwerk „Remember Why You Started“ aus Salzgitter am Samstag, 7. Mai (12 – 18 Uhr), im Millenium-Eventcenter Braunschweig veranstaltet. Dahinter verbirgt sich eine Messe für „progressive Jugendinitiativen“. Es soll gleichzeitig Startpunkt für eine Plattform sein, so die Veranstalter, auf der sich junge Menschen mit gesellschaftspolitischen Themen kreativ und künstlerisch auseinandersetzen können. Die Messe soll die Möglichkeit bieten, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Die daraus entstehenden Synergien sollen helfen, Projekte konkret weiterzuentwickeln.
Rund 50 Aussteller
Dafür treffen sich an diesem Samstag Initiativen und Organisationen junger Menschen. Sie eint das Ziel, die „gegenwärtige und zukünftige Gesellschaft inklusiver, sozialer, demokratischer und nachhaltiger zu gestalten“. Der Eintritt zur Messe ist für alle Interessierten aller Altersklassen kostenfrei. Auf dem Programm stehen Kunstaktionen, Workshops und Performances, an denen Besucher auch teilhaben können. Neben den rund 50 Ausstellern, werden etwa 800 junge Leute im Alter zwischen 16 und 30 Jahren erwartet. Mit „Alternative sein Vater“ solle eine eigendynamische, überparteiliche Plattform geschaffen werden, die den gesellschaftlichen Wandel nachhaltig beeinflusst und beschleunigt, heißt es vom Veranstalter.
„Zu oft tun wir so, als wären wir nicht in der Lage, etwas gegen Missstände zu unternehmen und wälzen die Verantwortung auf Institutionen ab. Erst durch die vielen mutigen People of Color hier in Deutschland haben es Diskurse wie zum strukturellen Rassismus, dem deutschen Kolonialerbe und zum Ungleichgewicht unseres Systems in den sichtbaren Alltag geschafft. Anstatt weiter zu spalten, sollten wir gemeinsam für eine tolerantere Gesellschaft einstehen“, beschreibt Billy Ray Schlag von „If a Bird e. V.“ das Hauptanliegen von Verein und Veranstaltung.
Vereinbarung mit Betreiber
Im Ursprung ging es dem Verein „If a Bird e. V.“ vor allem darum, dem regelmäßigen Parteitag der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ in Braunschweig einen Riegel vorzuschieben. Zusammen mit dem Betreiber des Millenium-Eventcenters wurde deswegen für zunächst drei Jahre die Vereinbarung getroffen, stattdessen einmal jährlich eine Gegenveranstaltung zu realisieren. Die Halle werde nun, so die Veranstalter, mit jungem Spirit, mit Innovation, Demokratie und Toleranz statt rechtspopulistischer Parolen gefüllt.
Der Veranstalter „If a Bird e. V.“ ist ein junger Verein aus Braunschweig, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendlichen, insbesondere aus Randgruppen, eine direktere Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen. Dies wollen die Mitglieder vor allem durch musikalisch-künstlerische Talentförderung, Ertüchtigung durch Identifikationsfiguren mit Vorbildfunktion, internationale Austauschprojekte und kritische Aufklärungsarbeit sowie politische Bildungsprogramme erreichen.
„Alternative sein Vater“ wird von der Braunschweigischen Landessparkasse, der Lotto Sport Stiftung, Demokratie Leben, der Spielfeld Gesellschaft, der Braunschweigischen Stiftung und der Richard Borek Stiftung finanziell unterstützt und ermöglicht.
Radio Okerwelle erreicht nach den Zahlen der Landesmedienanstalt regelmäßig 40.000 Hörerinnen und Hörer.
Das erste Funkhaus war in der Leopoldstraße beheimatet. Foto: Radio Okerwelle
Am 1. Mai 1997 ging Radio Okerwelle um 0 Uhr aus dem Funkhaus in der Leopoldstraße auf Sendung. Seit diesem Tag sendet das Bürgerradio, vor allem getragen durch ehrenamtliches Engagement, verlässlich 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. „Nach den Zahlen der Landesmedienanstalt können wir davon ausgehen, dass uns mittlerweile mehr als 40.000 Hörerinnen und Hörer in der Region Braunschweig regelmäßig hören. In den 25 Jahren des Bestehens hat sich Radio Okerwelle immer weiterentwickelt und erfolgreich in der Region etabliert“, sagt Geschäftsführer Wolfram Bäse-Jöbges anlässlich des Sendejubiläums. Gefeiert wird am 2. Mai im Rahmen einer Feierstunde.
„Espresso“ mit dem OB
Zeitung zum Sendestart 1997. Foto: Radio Okerwelle
Bereits am Samstag (30. April) ist Braunschweigs Oberbürgermeister, Thorsten Kornblum, pünktlich zum Jubiläum bei Radio Okerwelle zu hören. In der beliebten Sendung „Espresso“, durch die stets Wolfram Bäse-Jöbges führt, wird viel Persönliches über den Braunschweigs OB zu erfahren sein. Es wird geplaudert über Themen von der Kindheit im Emsland bis hin zur beruflichen Karriere. Die Sendung wird jeweils untermalt durch die Musikauswahl der Gäste.
Neben dem Unterhalten will Radio Okerwelle aber vor allem informieren. Mit dem Bürgerrundfunk nehmen Ehrenamtliche am öffentlichen Diskurs teil. „Das Bürgerradio leistet einen praxisbezogenen Beitrag zur Förderung von Meinungsvielfalt. Radio Okerwelle sichert einen niederschwelligen Zugang zu Informationen und Meinungsbildung über Themen, die für unsere Stadt und die Region relevant sind“, sagt Wolfram Bäse-Jöbges. Abgedeckt werden Politik, Kultur, Sport und vieles mehr. Längst ist Radio Okerwelle nicht nur in der Region unter der Frequenz 104,6 zu empfangen, sondern außerhalb des Sendegebiets auch unter dem Live-Stream www.okerwelle.de oder der Okerwelle-App.
Oberbürgermeister Thorsten Kornblum besuchte Okerwelle-Geschäftsführer Wolfram Bäse-Jöbges. Foto: Radio Okerwelle
Medienkompetenz vermitteln
Zehn Fachredaktionen berichten über fast alle Sparten des gesellschaftlichen Lebens. „Wir bieten sozialen Themen eine Plattform, die in anderen Medien wenig bis keinen Platz finden“, erläutert Bäse-Jöbges das Redaktionskonzept, das auch ein Forum für alle Generationen beinhaltet. So gibt es auch jeweils eine Senioren-, Kinder- und Jugendredaktion. „Gerade die Vermittlung von Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche ist ein sehr wichtiges Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt“, ist sich der Okerwelle-Geschäftsführer sicher.
Kinderredaktion „Okerpiraten“. Foto: Radio Okerwelle
Im vergangenen Jahr wurde die Lizenz für weitere zehn Jahre verlängert. Mit einem technischen Investitionszuschuss der Landesmedienanstalt wurden die Sendestudios auf digitale Studiotechnik umgerüstet. Der Sender sieht darin ein großes Maß an Wertschätzung und Bestätigung und ist nicht zuletzt dank moderner Technik für die Zukunft gerüstet.
Finanziert wird das Bürgerradio durch die Beiträge seiner Vereinsmitglieder, die Zuwendung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt aus einem Anteil der Rundfunkgebühren sowie durch Spenden und Unterstützungsleistungen lokaler Einrichtungen und Firmen. Das Landesmediengesetz verbietet den Bürgersendern jede Form von Werbung.
Im Einsatz für die Hörerinnen und Hörer: Redaktionsauto. Foto: Radio Okerwelle
Zentrale Veranstaltung zum 2. Regionalen Putztag von Stolpersteinen findet in Braunschweig statt.
Der Arbeitskreis Stolpersteininitiativen zwischen Harz und Heide wird im Mai den zweiten Putztag von Stolpersteinen in der Region zwischen Harz und Heide veranstalten. Jung und Alt, Gruppen und Einzelpersonen werden in der gesamten Region Stolpersteine putzen.
Traditionell, kreativ und innovativ: Lichtinstallation in der Frauenkapelle, Veranstaltungen unter dem „Himmelszelt“, Riddagshäuser Orgelsommer.
In der Frauenkapelle Riddagshausen können Besucherinnen und Besucher seit kurzem mit Licht und Klang je nach ihrer persönlichen Stimmungslage die Atmosphäre in der Kirche gestalten.
Richard Borek Unternehmensgruppe und Richard Borek Stiftung stocken Spendensumme aus dem Firmenlauf erheblich auf.
Die Spendenkampagne für die „Kinderoase“ erfährt einen deutlichen Anschub: Die Richard Borek Unternehmensgruppe und die Richard Borek Stiftung unterstützen das Klinikum Braunschweig und damit das Zentrum für tumorkranke Kinder mit 100.000 Euro. Mit dem Geld werden die erforderlichen Sanierungs- und Umbauarbeiten eines Verwaltungsgebäudes am Standort Salzdahlumer Straße unterstützt. In der Nähe des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, möchten die „Weggefährten, Elternhilfe zur Unterstützung tumorkranker Kinder e.V.“ eine Oase für Kinder und Eltern einrichten. Diese soll sowohl ein Ort für Begegnungen als auch ein Rückzugsort werden.
Sehr gute und hilfreiche Idee
„Wenn Kinder an Krebs erkranken, ist das schrecklich und für die betroffenen Familien eine enorm belastende Situation. In einer solchen Situation ist es wichtig, sich bestmöglich unterstützt zu fühlen. Einen Ort für Begegnungen und zum Rückzug für die Familien abseits des normalen Krankenhausbetriebs zu schaffen, ist eine sehr gute und hilfreiche Idee. Wir unterstützen das Projekt ‚Kinderoase‘ aus voller Überzeugung. Ein großes Dankeschön gebührt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit ihrem sportlichen Einsatz dafür gesorgt haben, dass die Spendensumme in dieser Höhe möglich wurde“, erläutert Richard Borek jr., Vorstandsmitglied der Richard Borek Stiftung und Geschäftsführender Gesellschafter der Richard Borek Unternehmensgruppe.
Denn der Grundstock für die Spende resultiert aus dem Braunschweiger Firmenlauf. Dieser musste zwar wegen der Corona-Pandemie als gemeinsames Lauferlebnis der Belegschaft erneut ausfallen, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter drehten, insbesondere wegen des ausgewählten Förderprojekts, selbstständig ihre Runden. Die Beteiligung war außergewöhnlich hoch, und es wurden rund 1.000 Kilometer gelaufen. Seit Jahren beteiligt sich die Richard Borek Unternehmensgruppe unter dem Motto „100 x 100“ am Braunschweiger Firmenlauf und spendet die Summe jeweils für soziale Projekte. In diesem Jahr wurde der erlaufene Betrag ganz erheblich aufgestockt.
Krankenkassen beteiligen sich nicht
„Wir freuen uns sehr über dieses Engagement der Richard Borek Unternehmensgruppe und der Richard Borek Stiftung“, bedankte sich Dr. Andreas Goepfert, Geschäftsführer des Klinikums Braunschweig. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Wirtschaft und Gesellschaft wäre die „Kinderoase“ nicht zu realisieren. Zumal das Klinikum für das Projekt keine Refinanzierung durch die Krankenkassen und das Land Niedersachsen erhalte. Demnach müssen das Klinikum Braunschweig etwa eine Million für die Baumaßnahmen und die „Weggefährten“ weitere 300.000 Euro für die Innenausstattung aufbringen.
Neue Möglichkeiten der Unterstützung
Die „Weggefährten“ als künftige Nutzer des Gebäudes zeigten sich ebenfalls erfreut über die Unterstützung durch die Richard Borek Unternehmensgruppe und die Richard Borek Stiftung. „Die neuen Räumlichkeiten der ,Kinderoase‘ werden es uns ermöglichen, unter anderem einen Eltern-Ruhe-Bereich, eine Jugendgruppe, eine Nachsorge-Beratung und Trauergruppe anbieten zu können“, erläutert Dr. Thomas Lampe die Pläne der Weggefährten
Für die „Kinderoase“ (Verwendungszweck) werden weiterhin auf folgenden Konten Spenden gesammelt:
Weggefährten – Elternhilfe zur Unterstützung tumorkranker Kinder e.V. IBAN: DE59 3006 0601 0035 6113 85.
Wieder sauber: Fassade eines Wohnhauses an der Georg-Westermann-Allee und Durchgang von der Kannengießerstraße zum Parkplatz des einstigen Citypoints.
Illegale Graffiti sind ein permanentes Ärgernis, insbesondere in Großstädten, so auch in Braunschweig. Vollgeschmierte Hauswände, Straßenschilder und Zugwaggons sind ein fast alltägliches Bild. Dagegen geht in Braunschweig ein gut funktionierendes Netzwerk vor. Ihm gehören der Verein Graffiti-ex, die polizeiliche Ermittlungsgruppe Graffiti im Heidberg, die Stadt und die Richard Borek Stiftung an. Die Schmierereien sind keine Jugendsünde und kein Kavaliersdelikt, sondern Sachbeschädigungen, für die die Täter schadenersatzpflichtig sind und strafrechtlich verfolgt werden: Eine Studie des Deutschen Städtetags kommt bundesweit auf eine Schadenssumme von rund 200 Millionen Euro pro Jahr durch illegale Graffiti.
Regress und Haft drohen
Die Bundespolizei klärt in einem Flyerüber die wichtigsten Folgen für die zumeist jugendlichen Täter auf:
Sprayer, die erwischt werden, können 30 Jahre lang nach der Tat für zivilrechtliche Regressforderungen der Opfer bezahlen.
Bei Verurteilung drohen im Rahmen der Jugendstrafe sechs Monate bis fünf Jahre Haft.
Weil ein sauberes Braunschweig ein wesentliches Anliegen der Richard Borek Stiftung ist, bringt sie sich stark ein in das von ihr initiierte Netzwerk. Aktuell wurden von ihr wieder zwei Schandflecke in der Stadt beseitigt. Mit Unterstützung der Stiftung wurden die Fassade eines Wohnhauses an der Georg-Westermann-Allee und der Durchgang von der Kannengießerstraße zum Parkplatz des einstigen Citypoints gereinigt.
Einzelprojekte gefördert
Die rechte Seite des gereinigten Durchgangs von der Kannengießerstraße zum Parkplatz des einstigen Citypoints. Foto: RBS
„Die Sprayer vergreifen sich gedankenlos an fremdem Eigentum und begehen Straftaten. Nicht selten sind private Eigentümer betroffen, die gerade erst die Fassade ihres Hauses für viel Geld saniert und neu gestrichen haben. Deswegen unterstützen wir private Einzelprojekte, dort, wo es sonst keine Lösung für eine schnelle Beseitigung geben würde, direkt“, erläutert Hans-Joachim Zeddies für die Richard Borek Stiftung. Dabei lehnt die Stiftung keineswegs Graffiti als Kunstform grundsätzlich ab. Voraussetzung ist jedoch, dass Eigentümer Graffiti-Künstler entsprechend beauftragt haben, wie das die Stiftung auch bereits getan hat.
Für die Entfernung illegaler Graffiti im öffentlichen Raum ist die Stadt zuständig. Für die Stadt sind Mitarbeiter der VHS Arbeit und Beruf GmbH unterwegs, um die Verschandlungen zu beseitigen. Dazu gehört auch das Entfernen von zigtausend Aufklebern jedes Jahr. Jahr für Jahr gibt es tausende Sachbeschädigungen im Stadtgebiet. Angezeigt werden rund zwei pro Tag. Die Aufklärungsquote liegt dank der 2003 erfolgten Spezialisierung der polizeilichen Ermittlungsgruppe deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Etwa jede dritte Tat wird aufgeklärt.
Graffiti-ex seit 1997
Dem 1997 gegründeten Verein Graffiti-ex gehören rund 300 Mitglieder an. Aus den Beiträgen werden die erforderliche Fassadensäuberungen durch Fachbetriebe finanziert. Die meisten Mitglieder sind mit einem Gebäude dabei, aber es gibt mit der Stadt Braunschweig, Wohnungsbaugesellschaften und der Technischen Universität auch große Beitragszahler. Eine Mitgliedschaft bei Graffiti-ex gilt quasi als Versicherung gegen Farbvandalismus.
Die Leiterin des Tagestreffs Iglu sagt über Obdachlose: „Es sind Menschen wie du und ich.“ Mit ihrem Team nimmt sie die Betroffenen an, wie sie sind.
Der Umgang mit den Ärmsten der Armen in der Stadt, mit Obdachlosen, ist für Barbara Horn völlig normal. Seit elf Jahren leitet sie den Tagestreff Iglu. Ihr Rezept: Die Menschen nehmen, wie sie sind – und dann das jeweils Beste suchen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 06.02.2022 (Bezahl-Artikel)
„Ich bin richtig stolz auf dich, Mama“ – der anerkennende Satz von Benjamin trifft Barbara Horn direkt ins Herz. Eher beiläufig von ihrem erwachsenen Sohn beim jüngsten Besuch gesagt, ist er für die Mutter Ermutigung und Bestätigung.
Seit rund 11 Jahren arbeitet sie im Tagestreff Iglu an der Wilhelmstraße und 25 Jahre in der Wohnungslosenhilfe. Sie weiß, was sie kann, sie weiß, was sie will, sie weiß, dass sie am richtigen Platz ist. Und dennoch: So ein Lob wie das von Benjamin ist noch einmal etwas ganz Besonderes. Auch und gerade nach all den Jahren.
Im Tagestreff Iglu können die Menschen duschen und sich aufwärmen
Der Anblick der zum Teil vom Leben auf der Straße schwer gezeichneten Frauen und Männer, berührt sie nach wie vor, aber schockt längst nicht mehr. „Es sind Menschen wie du und ich“, sagt sie. Das ist ihre Haltung, das strahlt sie aus. Warmherzig, freundlich, lächelnd – auch, wenn es schwierig wird.
„Vor ein paar Tagen klopft ein Mann an unsere Tür und sagt, er habe Hunger“, berichtet Barbara Horn von einer jüngsten Begegnung. „Er sah schlimm aus, hatte nur einen Schuh an, der andere Fuß war mit Lumpen verbunden, vermutlich eine Verletzung.“
Die Einladung, hereinzukommen, das Angebot zu duschen oder einen heißen Kaffee zu trinken, schlug der Fremde aus. Er blieb einfach vor der Tür stehen. „Ich habe ihm ein Lunchpaket gemacht, er hat sich bedankt und ist davongetrottet“, erzählt Horn. „Und ich habe mir gedacht: Immerhin hat er heute etwas zu essen.“
„Es gab viele lila Latzhosen, Dozenten mit langen Bärten“
Regeln müssen sein, zum Beispiel diese: Jeder bekommt einen Platz. Foto: Bernward Comes
Bis zu ihrem Studium der Sozialarbeit Anfang der 80er Jahre wusste Barbara Horn kaum, was Obdachlosigkeit ist. „Ich bin 1960 geboren, in Salzgitter-Lebenstedt aufgewachsen, in einer guten, warmherzigen Familie, mit netten Freundinnen und Freunden am Gymnasium, in einer rundum schönen Blase eben“, blickt sie zurück.
Das Studium ab 1979 an der Fachhochschule für Soziale Arbeit in Braunschweig, dem Vorläufer der Ostfalia, war eher zufällig gewählt, weil eine Freundin ihr davon erzählt hatte. Also Umzug, erste eigene Wohnung, Studentenleben. „Das Mädchen aus der Provinz“ war beeindruckt: „Es gab viele lila Latzhosen, Dozenten mit langen Bärten, jede Menge freie Kunstprojekte, endlos lange Diskussionen.“
Barbara Horn erlebt die Verwahrlosung von Kindern
Ihre Berufung fand sie während des Anerkennungsjahres beim Jugendamt in Helmstedt. „Wir haben Familien zu Hause besucht, wir haben versucht, das Wohl der Kinder zu beurteilen“, erzählt sie von der Arbeit damals. „Zum ersten Mal habe ich Lebensumstände gesehen, die ich mir bis dahin gar nicht vorstellen konnte“, weiß sie noch wie heute und erzählt von undichten Fenstern, schimmeligen Wänden, Verwahrlosung. „Und mittendrin die Kinder“, fügt sie an. „Das war prägend für mich“, sagt sie, „und vor allem prägend für die Kinder. Oft für ein ganzes Leben.“
Sie hat gelernt und erlebt, dass ungünstige Rahmenbedingungen den gesellschaftlichen und sozialen Absturz gefährlich beschleunigen können. Sie weiß, dass „ihre“ Obdachlosen im Iglu zu einem großen Teil aus genau solch schwierigen Familien kommen. „Sie hatten und haben , keine Verwandten, keine Freunde, kein Netzwerk. Einsamkeit ist ein gefährlicher Begleiter.“
Denn dieses Alleinsein führt häufig zu einer schwachen Resilienz, heißt: Wenig Widerstandskraft, um Schicksalsschläge oder unglückliche Umstände meistern zu können. „Wir haben auch Menschen mit einem abgeschlossenen Studium unter unseren Klienten“, sagt Barbara Horn.
Ende der 1990er Jahre beginnt sie bei Tagestreff Meilenstein in Helmstedt
Im Iglu kann man sich aufwärmen – es gibt Kaffee und Zuneigung. Foto: Peter Sierigk
Nach beruflichen Stationen in der Erwachsenenbildung gab es für sie eine Hochzeit, die Geburt von Tochter Cinderella und Sohn Benjamin, und rund neun Jahre Familienzeit zu Hause mit den kleinen Kindern. Gleichzeitig soziales Engagement zu leisten, war selbstverständlich: „Wir haben damals in Helmstedt gewohnt, ich habe zum Beispiel Ferienfreizeiten bei Kirchengemeinden begleitet.“
Dann kam 1997 das Angebot für den Tagestreff Meilenstein in Helmstedt. Und da war sie sofort richtig. „Ich bin ein Organisationstalent“, erzählt sie, „ich habe direkt alle meine Kontakte aktiviert, ruckzuck hatten wir Social Clubs, Kirchengemeinden und auch Privatleute, die uns mit Spenden unterstützt haben.“
Die waren dringend nötig. „Hier im ehemaligen Grenzgebiet gab es zahlreiche Menschen, die durch die deutsche Einigung entwurzelt waren, ihre kärglichen Hütten oder Häuser waren abgerissen oder verkauft worden“, blickt sie zurück. Auch eine andere Begegnung hier hat sie noch gut in Erinnerung: „Ein gut angezogener Mann kam auf dem Fahrrad an und ich dachte nur: Was wollen denn jetzt die Zeugen Jehovas hier?“ Aber so war es nicht. Der Mann war obdachlos. „Er hatte nur das, was er auf dem Leib trug“, erinnert sich Horn genau, „er hat sich gepflegt, so gut er konnte. Das war sein letzter Halt.“
„Mit einer Gruppe wohnungsloser Menschen fällt man natürlich draußen auf“
2009, zwölf Jahre später, sucht Barbara Horn die Veränderung. Privat und beruflich. Sie zieht nach Braunschweig und übernimmt eine Stelle im Stadtteilladen West. Aber als 2011 das Angebot für den Tagestreff Iglu kommt, zögert sie nicht. „Ich wusste, dass ich im Tagestreff noch weitaus mehr Felder bespielen kann“, erklärt sie die schnelle Entscheidung.
Spenden ranholen, Ausflüge organisieren, tragende Netzwerke aufbauen und pflegen. Das kann sie. „Länger vor Corona waren wir zum Beispiel im Zoo Magdeburg“, erzählt sie. „Das klingt einfach, ist aber nicht trivial. Denn unsere Klientel ist nicht so verbindlich, es ist immer eine Überraschung, wer von den angemeldeten Mitfahrern dann wirklich am Bus steht“, erklärt sie lachend. Dann muss das Thema Alkohol für die Fahrt noch geklärt werden („wir versuchen, die Alkoholiker zu überzeugen, ihren Pegel für ein paar Stunden relativ niedrig zu halten“).
Der Organisationsaufwand ist hoch. Und: „Mit einer Gruppe wohnungsloser Menschen fällt man natürlich draußen auf“, sagt die 62-Jährige, die locker zehn Jahre jünger wirkt, und lacht. Das macht sie aus. Sie nimmt nicht übel, sie wirft nichts vor, sie hat wenig Erwartungshaltung.
Barbara Horn nimmt die Menschen so, wie sie sind. Und findet dann das jeweils Beste. Eine Gabe. Und ein Segen für die Menschen im Iglu. Nicht nur Sohn Benjamin kann stolz sein auf seine Mutter.
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Es gibt Führungen zum Thema Artenbestimmung, Quizspiele, Basteln mit Naturmaterialien, Malaktionen, Musik, Kulinarisches und vieles mehr. Große und kleine Besucher sind eingeladen sich zu informieren, zu staunen und bei der Stempelrallye mit tollen Preisen mitzumachen.
Die Veranstaltung wird von der Braunschweigischen Landschaft gemeinsam mit dem Regionalen Umweltbildungszentrum Dowesee (RUZ) und dem Förderverein Schul- und Bürgergarten ausgerichtet und mit Mitteln der Stadt Braunschweig-Fachbereich Umwelt, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Braunschweigischen Landessparkasse, der Volker Brumme-Stiftung, der Bürgerstiftung Braunschweig und der Bingo-Umweltstiftung Niedersachsen gefördert.