„Runder Tisch“ zum Acker­hof­portal

Ackerhofportal mit Stallmeisterhaus und Fassade der Reithalle an der Langedammstraße. Foto: aus Uhde, Braunschweigs Baudenkmäler, 1893

SPD und Grüne im Rat wollen mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteuren den Wieder­aufbau des histo­ri­schen Bauwerks voran­treiben.

Nach der CDU-Ratsfrak­tion, die bereits angekün­digt hat, zur Dezember-Ratssit­zung eine Anfrage zum Thema „Wieder­aufbau des Acker­hof­por­tals“ an die Stadt­ver­wal­tung zu richten, schalten sich jetzt auch Sozial­de­mo­kraten und Grüne erneut in die Diskus­sion ein. Sie wollen einen „Runden Tisch“ mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteuren initi­ieren und neuen Schwung in das Vorhaben bringen. Damit gibt es eine breite politi­sche Phalanx im Rat der Stadt, die für das Projekt einsteht. Das Acker­hof­portal, erbaut zwischen 1773 und 1775, war vor 50 Jahren im Zuge des Horten-Neubaus mit der Zusage der Stadt abgebbaut worden, es innerhalb von 24 Monaten wieder neu zu errichten. Seither wird das Verspre­chen immer wieder gebrochen.

Das soll sich nun ändern. Gefragt sind für die Rückkehr des städte­bau­li­chen und histo­ri­schen Leucht­turms gleich­wohl mehr als reine Absichts­be­kun­dungen. Gefragt sind vor allem kreative Ideen, um die wirtschaft­liche Machbar­keit darstellen zu können. Die Grünen hatten sich im Bezirksrat Innen­stadt 2017 für den Wieder­aufbau stark gemacht. Ein Jahr später hatte die SPD-Ratsfrak­tion nochmals eine entspre­chende Anfrage an die Stadt gerichtet. Beide Initia­tiven liefen bei der Stadt­ver­wal­tung ins Leere. Unsere Serie „Verschwun­dene Kostbar­keiten“ hat das Acker­hof­portal jetzt wieder in den Blick­punkt gerückt. Die Beson­der­heit: Es ist eine Kostbar­keit, die mit politi­schem Willen und Einsatz­be­reit­schaft vieler zurück­kehren kann!

„Beson­deres Schmuck­stück“

Christoph Bratmann, Frakti­ons­vor­sit­zender der SPD, und Helge Böttcher, Vorsit­zender der Grünen, positio­nierten sich auf Anfrage neu in einer gestern übermit­telten gemein­samen Stellung­nahme. „Wir sehen das Acker­hof­portal als ein beson­deres Schmuck­stück, welches leider seit vielen Jahren auf dem städti­schen Bauhof in Einzel­teilen liegt. Zu gerne würden wir das wieder aufge­baute Acker­hof­portal an einem geeig­neten Standort in Schloss­nähe sehen“, erklärten sie. Gleich­wohl verhehlten sie nicht die finan­zi­ellen Schwie­rig­keiten dieses Unter­fan­gens.

„Die insbe­son­dere durch die Corona-Pandemie und energie­po­li­ti­sche Situation angespannte Haushalts­lage machen es uns jedoch zurzeit sehr schwer, dieses Projekt finan­ziell aus eigener Kraft zu stemmen“, heißt es weiter. Sehr gerne seien sie aber bereit mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteuren wie beispiels­weise der Bürger­schaft Magni­viertel e.V. gemeinsam nach Möglich­keiten zu suchen, dieses Projekt endlich anzugehen. „Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen werden dazu im neuen Jahr zu einem ersten Austausch einladen“, verspre­chen Bratmann und Böttcher. Sie werden damit offene Türen einlaufen.

Hohe Spenden­be­reit­schaft

Dank Spenden wieder zu besteigen: Turm der St. Andre­as­kirche. Foto: Braun­schweig Stadt­mar­ke­ting GmbH/Bormann

In jedem Fall wäre die Richard Borek Stiftung bereit, sich wesent­lich an den Kosten eines Wieder­auf­baus zu betei­ligen. Die Stiftung hatte ihre Bereit­schaft bereits im Zuge der Schloss­re­kon­struk­tion signa­li­siert, 2018 mit den beauf­tragten Visua­li­sie­rungen beim Archi­tek­tur­büro Dr. Richi+Opfermann+Partner unter­stri­chen und hat sie aktuell nochmals bekräf­tigt. Die Richard Borek Stiftung macht sich seit Jahrzehnten um das Stadtbild verdient. Sie spendete unter anderem die Quadriga auf dem Dach des Residenz­schlosses, unter­stützt seit jeher viele Projekte gemeinsam mit der Stadt im Rahmen eines Denkmal­ver­trags und auch auf eigene Initia­tive hin wie aktuell bei den Stall­scheunen im Quartier St. Leonhard und beim Haupt­ge­bäude Ackerhof 2, das im Jahr 1432 als ältestes durch Inschrift datiertes Fachwerk­haus Deutsch­lands errichtet wurde.

Darüber hinaus hat sich Braun­schweigs Bevöl­ke­rung bereits mehrfach durch enorme Spenden­be­reit­schaft für heraus­ra­gende Projekte in ihrer Stadt ausge­zeichnet. Das frühklas­si­zis­ti­sche Portal, zunächst als Allee-Eingang zum Schloss­garten des 1830 abgebrannten Schlosses „Grauer Hof“ errichtet und zwischen 1791 und 1807 an den Ackerhof im Magni­viertel versetzt, hat fraglos eine besonders motivie­rende Strahl­kraft. Es hat das Zeug dazu, wieder ein städte­bau­li­ches Vorzei­ge­pro­jekt zu werden, das die Bedeutung Braun­schweigs als einstige Residenz­stadt unter­streicht und eine Wunde mehr heilt.

Namhafte Beispiele

Spenden und Dritt­mittel ermög­lichten 1975 die Sanierung der Kloster­kirche Riddags­hausen. Foto: Der Löwe

Ein frühes Vorbild großer Spenden­be­reit­schaft ist die Sanierung der Kloster­kirche Riddags­hausen, die 1975 zur 700-Jah-Feier wieder eröffnet werden konnte, und heute zu den belieb­testen Braun­schweiger Kirchen zählt. Dank der Spenden aus der Bevöl­ke­rung ist es seit dem Jahr 2000 auch wieder möglich, die Turmstube der Andre­as­kirche in 72 Metern Höhe touris­tisch über 389 Stufen einer neuen Treppe zu erreichen. Zu den namhaften Beispielen, die über Spenden reali­siert werden konnten, zählt auch die Verset­zung der Reiter­stand­bilder von Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) und Friedrich Wilhelm (1771–1815), dem „Schwarzen Herzog“. 2007 konnten sie ihr sprödes Exil an der Kurt-Schuma­cher-Straße verlassen und stehen seither wieder stolz an ihrem angestammten Platz vor dem Schloss.

Bürger­schaft­li­ches Engage­ment holte den „Schwarzen Herzog“ zurück vor das Schloss. Foto: Der Löwe

Eine weitere Möglich­keit zur Finan­zie­rung bedeu­tender Denkmal­pro­jekte bietet das Einwerben von Dritt­mit­teln. So hat sich die Deutsche Stiftung Denkmal­schutz bei der Dachsa­nie­rung des Doms wesent­lich einge­bracht. Die Stiftung setzt sich nach eigenen Worten „kreativ, fachlich fundiert und unabhängig für den Erhalt bedrohter Baudenk­male ein“. Dieser Ansatz passt perfekt zum Acker­hof­portal. Die Stiftung unter­stützt jährlich etwa 600 Projekte bundes­weit. Einen Versuch wäre das also allemal wert und auf jeden Fall weitaus besser als jahrzehn­te­lang zu lamen­tieren, warum etwas nicht geht.

Mehr unter:

https://www.der-loewe.info/die-residenz-war-mehr-als-nur-das-schloss

https://www.der-loewe.info/es-ist-zeit-fuer-den-wiederaufbau-des-ackerhofportals

https://www.der-loewe.info/wiederaufbau-des-ackerhofportals-wird-zum-politikum

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