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Welfischer Weltstar in New York

Präsentation des Tischbrunnens (rechts) in der Sonderausstellung im Metropolitan Museum New York. Foto: Kulturstiftung der Länder
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Der Tischbrunnen aus dem 17. Jahrhundert ist Teil einer Sonderausstellung im Metropolitan Museum.

Immerhin einen kleinen Teil des Ruhmes kann sich die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ans Revers heften: Denn zum wahrlich kostspieligen Erwerb des welfischen, frühbarocken und silbervergoldeten Tischbrunnens aus dem 17. Jahrhundert, der aktuell als Weltstar aus Niedersachsen im New Yorker Metropolitan Museum ausgestellt wird, hat die SBK ihren Teil beigetragen. Die Ersteigerung des Tischbrunnens und zweier weiterer silbervergoldeter Pokale aus dem Nachlass des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent und Pierre Bergé galt 2009 als national bedeutend. An der finanziellen Kraftanstrengung für das Los mit der Nummer 210 beteiligten sich auch Kulturstiftungen der Länder, das Land Niedersachsen sowie weitere Stiftungen.

Präsentation im Residenzmuseum Celler Schloss. Foto: Fotostudio Loeper, Celle

Präsentation im Residenzmuseum Celler Schloss. Foto: Fotostudio Loeper, Celle

Seither steht der Tischbrunnen für gewöhnlich in einer Vitrine des Residenzmuseums im Schloss Celle. Und da gehört er auch hin. „Der Tischbrunnen gehört zum Kernbestand der Silberkammer des letzten Celler Herzogs Georg Wilhelm, wie ein 1706 abgefasstes Inventar belegt. Er war ein Huldigungsgeschenk des Amtes Bodenteich an seinen Vorgänger, Herzog Christian Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg. Die Übergabe dieses Huldigungsgeschenkes am 12. September 1649 ist quellenkundlich belegt“, versichert Juliane Schmieglitz-Otten, Leiterin Residenzmuseum im Celler Schloss. Die 56 Zentimeter hohe, spektakuläre Skulptur hatte der Hamburger Goldschmied Evert Kettwyck im Auftrag des früheren Amtes Bodenteich zwischen 1628 und 1643 angefertigt.

Neben der aufwendigen Gestaltung und der handwerklichen Qualität besticht der Tischbrunnen durch eine technische Finesse. „In der unteren Kugel eingefüllter Wein steigt mittels Druck durch den Schaft nach oben und läuft dann aus den Brüsten der vier oben angeordneten Nymphenfiguren heraus, um anschließend in Gläsern aufgefangen zu werden. Tischbrunnen dieser Art waren Besonderheiten der barocken Tafel und dienten dem Trinkvergnügen“, schildert Juliane Schmieglitz-Otten die Funktion.

„Die Bedeutung des Objektes ist herausragend. Europaweit gibt es nur noch wenige Einzelstücke solch kostbarer Silberobjekte“, sagt die Leiterin des Residenzmuseums in Celle. Von dieser Art Tischbrunnen sind weltweit nur zwei weitere erhalten: einer im Kopenhagener Schloss Rosenborg und ein weiterer im Kreml, ein Geschenk an Zar Alexej Michailowitsch im Jahr 1662.

Die Sonderausstellung „Making Marvels. Science & Splendor at the Courts of Europe“ läuft noch bis zum 1. März. Gezeigt werden ausgewählte Repräsentations-, Macht- und Kunstobjekte europäischer Herrscherfamilien. Mehr als 200 Exponate von mehr als 40 Leihgebern werden präsentiert. Darunter befinden sich so renommierte Institutionen wie das Paul Getty Museum in Los Angeles, das Victoria & Albert Museum in London, das Kunsthistorische Museum in Wien, die Sammlung Esterhazy, das Dresdener Grüne Gewölbe und schließlich das Residenzmuseum im Schloss Celle.

Länger als ein Jahr dauerten die Verhandlungen zwischen dem Residenzmuseum, dem Land und dem Bund mit dem New Yorker Metropolitan Museum über die Modalitäten für die Leihgabe. Der bestens ge- und versicherte Kunsttransport nach Übersee fand bereits im Oktober statt. Das Residenzmuseum im Schloss Celle wartet jetzt schon sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Weltstars.

Fakten:

Celle ist eine der wichtigsten Residenzstädte Niedersachsens. Fast drei Jahrhunderte lang war es ständige Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und somit Regierungssitz des bedeutendsten welfischen Fürstentums. Das Residenzmuseum beschäftigt sich mit der Geschichte der Welfenresidenz vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Kontakt:

Residenzmuseum Celle
Schloßplatz 1
29221 Celle

Telefon: 05141-9090850
E-Mail: counter.schloss@celle-tourismus.de
Internet: www.residenzmuseum.de

Öffnungszeiten:

Die Besichtigung des Residenzmuseums ohne Führung ist von Dienstag bis Sonntag möglich.
Mai bis Oktober: 10 – 17 Uhr
November bis April: 11 – 16 Uhr

Eintritt:

Erwachsene: 8 Euro (mit Führung 9 Euro)
Ermäßigt: 5 Euro (mit Führung 7 Euro)
Kinder und Schüler: frei

Fotos:

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