Von Glücksgefühlen, Geheimniskrämerei und dem Eröffnungskonzert als „Leuchtturm, der strahlt“: Zwischen den Festivals und vor dem Jubiläum – ein Gespräch mit den Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival über kommende Highlights und das unermüdliche Engagement für Braunschweigs Filmszene.
Das Gespräch findet an einem sonnigen Tag kurz vor Ostern statt. Mit den beiden Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival, Karina Gauerhof und Anke Hagenbüchner-Sobiech, sprach ich in ihrem Büro über dem „Kino Universum“ im Herzen der Braunschweiger Innenstadt.
Ein Highlight des letzten Festivals: Karina Gauerhof mit Hollywood-Schauspieler Udo Kier. Foto: Carisma Media / Braunschweig International Film Festival.
Als ich den Raum betrat, hatten beide die auf dem Tisch stehenden Cola-Flaschen mit dem Verweis auf das Koffein bereits geöffnet. Seit 2021 sind die beiden als Co-Leiterinnen für das Filmfestival tätig, das im letzten Jahr mit einer atemberaubenden Aufführung von Bram Stokers „Dracula“ in der vollbesetzten Volkswagenhalle eröffnete und den einzigartigen Udo Kier als Gewinner der „Europa“ nach Braunschweig holte.
„Im Stress?“ war meine erste Frage – und tatsächlich: die Beiden sind schon wieder mitten in den Planungen für den kommenden November. Nach einer etwas ruhigeren Phase im Dezember und Januar laufen die Aktivitäten des Vereins wieder auf Hochtouren. Komplexe EU-Anträge werden auf den Weg gebracht, Stellen ausgeschrieben, Filmeinreichungen sind möglich und auch die erste Einladung für den Wettbewerb wurde gerade verschickt – den Namen des Films will Karina Gauerhof noch nicht verraten.
Aktuell nimmt also nicht nur das neue Programm des 39. Festivals vom 10.-16.11.2025 Gestalt an, auch das 38. wird nach und nach Geschichte. Damit sind jenseits der künstlerischen Fragen auch ganz profane Dinge Teil des Büroalltags, wie Anke Hagenbüchner-Sobiech verrät:
„Da unser Haushalt immer bis zum 30.4. geht, sind wir einerseits am Ende und andererseits schon mitten im neuen Jahr. Und da geht es um so trockene Dinge, wie Restverwendungsnachweise, Nachforderung von Daten und Berichte an Förderer.“
Die Debatten um Kürzungen in den Kulturhaushalten machen den beiden direkt keine Sorgen, haben doch Stadt und Land gerade erst die Zuschüsse erhöht und auch der Hauptsponsor hat die Förderung fortgeschrieben und das gleich um zwei Jahre. Das gäbe Sicherheit. Gleichwohl hat auch das Festival mit zahlreichen Preissteigerungen, etwa bei Saalmieten, Löhnen, Technikerfirmen und nicht zuletzt bei Übernachtungen zu kämpfen. Dies führt auch dazu, dass die Eintrittspreise voraussichtlich moderat steigen werden. „Am Ende bleibt da nichts übrig, es ist immer ein Nullsummenspiel“, bekennt die Haushälterin nüchtern.
Umso wichtiger sind die zahlreichen an der Planung und Realisierung beteiligten Ehrenamtlichen. Die knapp 50 Männer und Frauen sind das Rückgrat des Vereins. Nach dem letzten Festival seien zudem zahlreiche jüngere Mitglieder dazu gekommen, die nun auf ihre Aufgaben vorbereitet werden müssten, u.a. in den zahlreichen Sichtungsgruppen. „Innerhalb dieser Gruppen sichten die Ehrenamtlichen einen Pool an Filmen, besprechen und werten aus, welche Filme jetzt relevant sein könnten fürs Festival. Und dann wird in Abstimmung mit mir das Programm erstellt“, erläutert Karina Gauerhof den Prozess und fügt hinzu: „Ohne das ehrenamtliche Engagement des Vorstands und der Mitglieder würde es nicht funktionieren, sie sind das Herzstück des Vereins und des Festivals!“
Erinnerungen an das letzte Festival – wie so viele Kulturveranstaltungen in Braunschweig lebt auch das große Filmfest vom Engagement seiner Ehrenamtlichen. Foto: Carisma Media / Braunschweig International Film Festival
Und mittlerweile geht es ja nicht nur um die Woche im November. „Wir machen ja außerhalb der Festivalwoche auch noch ganz viel“, betont Karina Gauerhof sichtlich stolz und fügt hinzu, dass dies für die Sichtbarkeit und die Verankerung des BIFF in der Region sehr wichtig sei. So wird das BIFF in 2025 Teil der Braunschweiger Kulturnacht sein, einige Veranstaltungen im Planetarium in Wolfsburg sind in Planung und als besonderes Highlight steht noch ein Filmabend in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin auf dem Programm.
Ansonsten wird der Terminkalender von Karina Gauerhof in der nächsten Zeit von Festivalreisen bestimmt. Der Cineast in mir hört nicht ganz ohne Neid die Städtenamen Oberhausen, Cannes und München. Die künstlerische Leiterin weist darauf hin, wie wichtig es sei, persönlich vor Ort zu sein, Netzwerke und Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Diese dienten nicht nur der Wahrnehmung und Sichtbarkeit Braunschweigs als Festivalstadt, sondern helfen auch bei der Einladung von Filmen und Schauspielern in der Konkurrenz mit anderen Standorten, verrät sie.
Und dann richten wir doch noch den Blick nach vorne. Mit Blick auf den November verspricht Anke Hagenbüchner ein „bombastisches Eröffnungskonzert“, natürlich mit Staatsorchester. Das Eröffnungsfilmkonzert ist ein „Leuchtturm, der strahlt“, bestätigt die aus Baden-Württemberg stammende Karina Gauerhof, und auch die VW-Halle sei, angesichts der schmerzlich fehlenden Stadthalle, ein Muss. Beide schließen die Hoffnung an, dass der neue Intendant des Staatstheaters die erfolgreiche Zusammenarbeit fortführen wolle. Weiter lassen sie sich mit Blick auf die Eröffnung jedoch nicht in die Karten blicken. Lediglich gegen Ende des Gesprächs mit Blick auf die Wünsche für das Festival 2025 verrät Anke Hagenbüchner-Sobiech noch: „Wenn ich in der VW-Halle stehe und die Ränge sind voll, in dem Moment bin ich glücklich!“
Auch bei etwaigen neuen Spielstätten halten sich die beiden bedeckt. Inhaltlich deutet Karina Gauerhof zwar an, dass der thematische Schwerpunkt, der im letzten Jahr den Sami-Filmen galt, in 2025 einem historischen Thema mit nationalem Bezug vorbehalten sei – verweist aber bei der Frage nach dem konkreten Ereignis oder der möglichen Personengruppe auf die Programmkonferenz vor dem Festival. Verraten haben die beiden dann doch noch, dass die Zahl der Filmvorstellungen tagsüber erhöht wird. Ziel sind noch mehr Gäste und noch mehr Austausch.
Auch das als Pilot gestartete, mit Arbeitsblättern versehene und auf der Homepage abrufbare Kurzfilmprogramm als Angebot für die Schulen soll evaluiert und verstetigt werden. Dies gelte auch für die Zusammenarbeit mit Schulen insgesamt. Denn diese seien die Besucher von Morgen, betonen Beide. Für die weitere Zukunft wünscht sich Karina Gauerhof auch die Ansiedlung von mehr Filmindustrie in der Region, die nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher, sondern auch ein bedeutender kultureller Faktor sei.
Vielleicht können die beiden davon schon 2026 berichten, wenn das Festival 40 Jahre alt wird und ein kleines Jubiläum feiern kann – die Planungen dafür haben bereits begonnen. Von Midlife-Crisis war an diesem sonnigen Vormittag jedenfalls nichts zu spüren.
Objekt des Monats, Folge 14: Das Porträt von Elisabeth Christine, Königin von Preußen aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797)
Ein Staatsporträt stellt sich uns vor. Im Silberrahmen aus Holz setzt sich der silberne Farbton des Kleides der Königin fort, und eine Kühle liegt über allem. Silbergerahmte Bilder mit solchen Rocaillen – Muschelformen – sind indes typisch für den einstigen preußischen Hof in Potsdam, so daß das Bild von dorther stammen dürfte. Es kann mit dem in Braunschweig 1911 unter der Nummer „HSB 107“ aufgelisteten Bild identisch sein und hing dann im historischen Herzoglichen Schloss Braunschweig. Der weitere Verbleib ist lückenhaft: nach 1918 im Herzog Anton Ulrich-Museum, 1955 im Welfenbesitz, 2009 Veräußerung im Kunsthandel und ab 2011 Aufhängung im Braunschweiger Schlossmuseum. In Schloss Drottningholm bei Stockholm und in der Bayreuther Eremitage gibt es Varianten des Bildes mit der Königin in blauem Kleid.
Das Porträt ist voller Krönungssymbolik und daher gut datierbar. Rechts neben Elisabeth liegt die preußische Königskrone auf einem roten, goldbestickten Samtkissen. Es ruht auf einem Konsoltischchen, das von dem preußischen Adler mit Krone und Lanze in den Fängen getragen wird. Links im Gemälde ist der rotweiße, hermelingefütterte Kronmantel mit eingewebten Bildern der Königskrone aufgeschlagen. Alles deutet auf das Jahr 1740, als Elisabeth Christine an der Seite ihres Gemahls, König Friedrich II., der „Große“, zur preußischen Königin aufstieg.
Gemalt haben kann es nur einer: Diese luftigen, mehrschichtigen Ärmelspitzen, der Silberdamast des stark taillierten Kleides, wo eine gestickte Blüte an der nächsten sitzt, und der porzellanartige Teint der Königin sprechen für eine Zuschreibung des unsignierten Bildes an den preußischen Hofmaler Antoine Pesne (Paris 1683-1757 Berlin). Pesne pflegte auch hier im Bildhintergrund die für ihn typischen Gartenkulissen ein, die an die ersten friderizianischen Gärten in Rheinsberg erinnern.
Die Bildstimmung ist zweigeteilt. Der Blick wird über der preußischen Krone von der frischen Buchsbaumhecke und dem hellen Morgenhimmel angezogen: ein Gleichnis für den Neubeginn von Elisabeths Leben am preußischen Hof. Aber die düstere Wolke links im Hintergrund lässt ihr schwieriges Dasein anklingen, das sich bald nach der Heirat anbahnte. Es prägte ihr Leben und führte sie im Alter der Armenfürsorge zu.
Ihre Hochzeit im Juni 1733 auf Schloss Salzdahlum bei Wolfenbüttel war das Ergebnis einer dynastischen Eheanbahnung. Ihr Vater, Herzog Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern, und der zukünftige Schwiegervater, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, kannten sich aus der kaiserlichen Armee Leopolds I. Sie hatten die Vermählung ihrer Kinder vorbestimmt. Friedrichs Mutter hatte für ihren Sohn zwar eine Tochter ihres Bruders, König Georgs II. von Großbritannien, als Braut ausgewählt, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Kein Wunder, dass Elisabeth am preußischen Hof von der Königin und der älteren Schwester Friedrichs, Wilhelmine, abgelehnt wurde. Ihnen galt sie als zu „ungebildet“. Aber Elisabeths guter Charakter und ihre standesgemäße Erziehung ließen sie den Anfeindungen widerstehen. Mit Philippine Charlotte, der dritten Schwester Friedrichs, verband sie sogar eine lebenslange Freundschaft. Weil Friedrich aber seine persönliche Freiheit vorzog, trennte er sich spätestens nach den kühlen, kinderlosen Ehejahren als Kronprinzenpaar in Schloss Rheinsberg von ihr. Als eigene Residenz wies er ihr Schloss Niederschönhausen zu, das von Elisabeth wegen des dortigen Parks geliebt wurde. Friedrich schätzte dennoch zeitlebens Elisabeths Loyalität und ihre Repräsentationstärke als Königin, die den Hof während der häufigen Abwesenheit des Königs vertrat.
Charlotte Pangels, Königskinder im Rokoko. Die Geschwister Friedrichs des Großen, München 1976.
Elisabeth E. Kwan, Anna E. Röhrig, Frauen vom Hof der Welfen, München 2009.
27 besondere Porträts und die finsteren Geschichten der Mächtigen dahinter: Ab dem 11. April öffnet das Herzog Anton Ulrich-Museum seine neue Sonderausstellung für Besucher.
Schon seine Herrschaft beginnt mit einem Mord.
Mit 17 Jahren wird Cosimo I. de’ Medici Herzog von Florenz, nachdem sein Vorgänger Alessandro de’ Medici von einem seiner Vettern umgebracht wurde.
Herzog von Florenz, ab 1569 Großherzog der Toskana – und skrupelloser Machtmensch: Cosimo I. de’ Medici. Martino Rota (um 1520–1582/1583) nach Agostino Carracci (1557–1602), Bildnis des Cosimo I. de‘ Medici, 1586. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum
Politische Widersacher bedeutender Familien aus Florenz versuchen, ihn mit einer Armee zu vertreiben. Stattdessen nimmt er eine Reihe der Anführer fest – und lässt sie öffentlich enthaupten.
Während seiner Herrschaft lässt er 146 Menschen hinrichten und zahllose weitere ermorden. Wer bei ihm in Ungnade fällt, wird verbannt, während er sich an den Besitztümern der Verbannten und ihrer Erben bereichert – ganz legal, denn er hat das Gesetz dafür selbst erlassen. Und doch: In seinem Porträt begegnet er uns wie ein goldschimmernder „Heiliger“.
Intrigen, Korruption und Gewalt hinter der schillernden Fassade der Macht – das ist ein Thema, das nicht erst seit den Netflix-Hits „House of Cards“ oder „The Crown“ beliebt ist und Unterhaltungswert hat. Das Herzog Anton Ulrich-Museum widmet sich diesem Spannungsfeld nun mit der Sonderausstellung „True Crime Cast“.
Die 27 ausgestellten graphischen Werke stammen aus der bedeutenden und in ihrer Art nahezu einzigartigen Sammlung illuminierter Porträts des Herzog Anton Ulrich-Museums. Einst im Besitz des Amsterdamer Anwalts Laurens van Hem (1621–1678) zeigen sie berühmte Herrscher, Geistliche und Künstler, denen man in ihrer Zeit Respekt und Verehrung entgegenbrachte. Doch steckt hinter der schimmernden Fassade nicht selten eine Geschichte von Intrigen, Gewalt und Machtmissbrauch.
Zu den bekanntesten Gesichtern zählen Ludwig XIV., der „Sonnenkönig“, der mit glanzvoller Kunstförderung und rücksichtsloser Kriegspolitik gleichermaßen in die Geschichte einging, Papst Pius V., bekannt für seine unerbittliche Verfolgung Andersgläubiger, und Jan van Leyden, der mit Terror und Gewalt über Münster herrschte.
Ergänzend zur Ausstellung bietet das Herzog Anton Ulrich-Museum ein vielseitiges Rahmenprogramm. Ein besonderes Highlight ist die Veranstaltung „Im Angesicht des Verbrechens“ am 12. April, die eine Führung durch die Sonderausstellung mit einer Vorstellung von „Dorian G.“ im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig verbindet. Zudem gibt es eine Krimi-Lesung, einen Stadtspaziergang zu historischen Verbrechensorten und einen Literaturworkshop.
TRUE CRIME CAST. Macht und Gewalt im Portrait
Eröffnung: 10.04., 18.30 Uhr, um Anmeldung wird gebeten unter buchung.haum@3landesmuseen.de
Ausstellungslaufzeit: 11.04.–24.08.2025
Ausstellungsort: Herzog Anton Ulrich-Museum, Museumstr. 1, 38100 Braunschweig
Öffnungszeiten: Di–So von 11 bis 18 Uhr, Mo geschlossen
Eintrittspreise: Erw. 9 €, erm. 7 €, Kinder (6–17 Jahre) 2 €
Noch bis zum 3. April ist die Fotoausstellung „Der Weiße Faden“ in der Klosterkirche Riddagshausen zu sehen. Am 20. März setzte eine Gesprächsrunde zur Porträtfotografie einen abschließenden Impuls. Barbara Hofmann-Johnson, Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig, schreibt hier über zentrale Aspekte des Abends.
Anlässlich der Ausstellung von Elena Kaufmann Der weiße Faden zum 750jährigen Kirchweihjubiläum in der Klosterkirche Riddagshausen lohnte es sich, in einer Gesprächsrunde am 20. März 2025 über wichtige Aspekte der Porträtfotografie und unsere Erwartung an das Abbild des Menschen, über Individualität und Identität, über Aura, Wahrnehmung und Bewertung sowie über die konzeptuellen Möglichkeiten künstlerischer Porträtfotografie aus heutiger Sicht nachzudenken. An dem Podium, moderiert von Prof. Dr. Michael Grisko (Richard Borek Stiftung), nahmen neben Elena Kaufmann auch der Braunschweiger Fotograf Christoph Borek (Stiftung ManyFaces) sowie die Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig, Barbara Hofmann-Johnson, teil.
Der weiße Faden der Erfurter Fotografin Elena Kaufmann stellt Halb-Porträts von Frauen unterschiedlichen Alters, Hautfarbe und Herkunft vor hellem Hintergrund vor. Sie gehören unterschiedlichen Religionen an und sind stets in dem gleichen naturweißen Kleid vor neutralem Bildgrund aufgenommen. Das Kleid wurde eigens für das umfassende Projekt entworfen und scheint eher zeitlos denn modisch. Kleidung erscheint nicht als Attribut oder gar symbolisch der jeweiligen Person und deren Identifikation mit einer Religion zugeschrieben und stellt damit indirekt die Frage danach, wie oft wir Bewertungen und Einordnungen von Menschen auch durch Kleidung vorschnell vornehmen. Zu den Porträts gehören bei Elena Kaufmann Texte – sie können den Porträts in den Seitenschiffen der Kirche nicht eindeutig zugeordnet werden und regen ebenfalls unser Nachdenken über mögliche Zuordnungen an.
Die Geschichte der Porträtfotografie als wichtiges Themenfeld der Fotografie mit ihren bis heute vielschichtigen Bildsprachen und künstlerischen Vorgehensweisen reicht als Genre bis in die Anfänge der Geschichte des Mediums im 19. Jahrhundert zurück.
Neben Inszenierungen des Menschen vor besonderen Bühnen war es bereits der berühmte französische Fotograf Nadar (1820 – 1910) im 19. Jahrhundert, der das Wesen und die Aura von Personen eher vor neutralen Bildgründen vorstellte, um nicht von der Person abzulenken. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vollzog August Sander (1876 – 1964) den nächsten konzeptuellen Schritt der Porträtfotografie und widmete sich in seinem umfassenden Porträtwerk in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts den „Menschen des 20. Jahrhunderts“ in sieben Gruppen und in Form von Typisierungen als Gesellschaftsbild der Zeit.
Die zeitgenössische Fotografin Rineke Dijkstra (* 1959) begleitet seit 1994 die ursprünglich aus Bosnien in die Niederlande geflüchtete und inzwischen zu einer jungen Frau mit eigener Familie herangewachsene „Almerisa“ in Porträts, die ihre Entwicklung im kulturellen Kontext nach gleichem Inszenierungsmuster auf einem Stuhl sitzend vorstellen. Dem Einzelbild wird das sich entwickelnde, serielle Porträt gegenübergestellt.
Jetzt auch Teil der „Many Faces“-Familie: Fotografin Elena Kaufmann. Foto: Christoph Borek, ManyFaces.
Dass der Mensch nicht mit einem Bild zu fassen ist und seine Identität komplex ist, zeigt auch das Projekt „Many Faces“ von Christoph Borek, das er an diesem Abend vorstellte. In den vergangenen Jahren hat er inzwischen über 1.000 Personen in stets drei unterschiedlichen Gemütslagen fotografiert, um damit die Facetten der Befindlichkeiten als Varianten des Porträts zu thematisieren. Auch Elena Kaufmann gehört inzwischen zu den Porträtierten seines Großprojekts, für das er momentan eine Ausstellungsfläche sucht. In der Gesprächsrunde konnte man beides betrachten: die lebhaft agierende Fotografin und ihr dreiteiliges Porträt von Christoph Borek.
Porträts sind Ausschnitte aus Lebenszusammenhängen oder Inszenierungen, die uns im Gegenüber auch stets unsere eigene Identität und das Bild von uns überdenken lassen.
Barbara Hofmann-Johnson ist Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig.
Herzogliches Kalenderblatt, Folge 7: Am 13. März 2025 jährte sich zum 309. Male der Geburtstag von Herzogin Philippine Charlotte. Wer war diese Tochter des bekannten „Soldatenkönigs“, und wie kam sie nach Braunschweig?
Am 13. März 2025 jährte sich zum 309. Male der Geburtstag von Herzogin Philippine Charlotte (1716-1801), der Gemahlin von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713-1780). Sie entstammte dem preußischen Königshaus, und ihr Vater, Friedrich Wilhelm I., nannte sie nach ihrem Rufnamen Charlotte zärtlich seine „dulle Lotte“.
Das verwundert vielleicht, denn der „Soldatenkönig“ ist eher als herrschsüchtig bekannt, dem aber auch die unbedingte Pflichterfüllung für das von ihm aufgebaute Land über alles gingen. „Lotte“ behielt ihre Spaßhaftigkeit bis ins Erwachsenenleben, und mit ihren Neckereien erheiterte sie als Kind die vielköpfige Königsfamilie, in der auch Spannungen und Intrigen vorherrschten, allen voran der schwere väterliche Zwist mit Kronprinz Friedrich (II.). Die familiären Kosenamen waren daher in Anlehnung an die französische Umgangssprache am Hof „Lolotte“, Lottine“ und sogar Sanssouci“.
Auf der Suche nach einer geeigneten Partie kam der Vater auf Ferdinand Albrecht II., den er als protestantischen Fürsten im Dienste des römisch-deutschen Kaisers schätzen gelernt hatte. Der Wiener Kaiserhof unterstützte die Wahl, und so wurde am 19. Mai 1730 in Berlin die Verlobung gefeiert. Kostspielig war die Fahrt dorthin für die Bevernsche Linie der Braunschweigischen Herzöge. Aber eine preußische Prinzessin als Schwiegertochter im Fürstenhaus zerstreute alle finanziellen Bedenken. Der zukünftige Schwiegervater gab dem schüchternen Carl den Rat, er solle sie nun „caressieren“ [liebkosen] und ihr „douceurs“ [Zärtlichkeiten] sagen.
Wegen der Jugend der Braut fand die Hochzeit erst 3 Jahre später, am 2. Juli 1733 in Berlin, statt. Da hatte die ältere Schwester Carls, Elisabeth Christine, bereits am 12. Juni 1733 in Schloß Salzdahlum den preußischen Kronprinzen geheiratet; die preußisch-braunschweigische Doppelhochzeit, eingefädelt von den Vätern, hatte stattgefunden.
Die Ehe Charlottes verlief gut. Ihr Einzug in Wolfenbüttel am 22. Juli war großartig, und ihr neues Zuhause im (erhaltenen) Kronprinzenpalais fand sie „bequem und sauber“. Die Schwiegereltern und das regierende Herzogspaar Ludwig Rudolf und Christine vergötterten sie. Aber viel zu rasch wurden sie und Carl nach ihrem Gefühl regierende Fürsten.
1735 starben am 21. März Herzog Ludwig Rudolf und nur ein halbes Jahr später am 13. September Herzog Ferdinand Albrecht II., ihr Schwiegervater. Die unbeschwerte Zeit endete. Es folgten der Umzug ins Residenzschloss und das Zusammenraufen mit drei Herzogswitwen. Besonders im Grauen Hofschloss der Elisabeth Sophie Marie, Gemahlin von August Wilhelm (verstorben 1731), als man zur Braunschweiger Sommermesse fuhr, gab es Streit um die gemeinsame Küchenbenutzung. 1736 erhielt das Herzogspaar dort aber den ganzen Südflügel und konnte standesgemäß residieren.
Der Graue Hof, die Braunschweiger Residenz der Herzöge, um 1830. Nach einer Lithografie von W. Pätz. Charlottes Wohnsitz lag mit Unterbrechungen von 1736 bis 1755 im äußeren Südflügel (rechts), und von da ab bis 1780 im äußeren Nordflügel (links).
Charlotte behielt ihre Frohnatur. Damit überstand sie Vieles, wie den Kindstod von drei ihrer 13 Kinder und das frühe Ableben vor dem 35. Lebensjahr von weiteren vier Kindern. Die Flucht aus Braunschweig 1757/58 und 1761 vor den Franzosen, die Mätressen Carls I. und sein Tod 1780 belasteten schwer. Trost boten die zahlreichen Briefe, die sie mit ihren Geschwistern austauschte und die Nähe zu den alten und neuen Verwandten.
Sie hatte auch großes Interesse an der deutschen Literatur und holte 1770 G. E. Lessing als Bibliothekar nach Wolfenbüttel. Nach 1780 hatte sie sich zurückgezogen und lebte schließlich in Schloss Antoinettenruhe am Nordrand Wolfenbüttels, wo sie noch 21 Jahre einer kleinen Hofhaltung vorstand (der Hof war 1755/56 nach Braunschweig verzogen). Am 16. Februar 1801 verstarb sie. Im Schlossmuseum Braunschweig gibt es von J. G. Pickhardt ein großes Porträt dieser Herzogin.
Objekt des Monats, Folge 13: Der mit Tulpen verzierte Schrank der letzten Äbtissin von Gandersheim.
Frühlingsduft liegt in der Luft! Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kündigt sich der Frühling an und lässt die Natur zu neuem Leben erwachen. Zu den schönsten Frühlingsboten gehören Tulpen. Seit alters her gelten Tulpen als Symbol für neues Leben, Liebe und Hoffnung. Nicht nur in Vasen, auf dem Balkon, Parkanlagen oder auf ganzen Feldern finden sich die Frühlingsboten, sondern ganzjährig auch auf Kunstobjekten vergangener Zeiten.
Vielleicht nicht gleich auf den ersten, jedoch spätestens auf den zweiten Blick offenbart sich das Tulpenmotiv: Ein Strauß aus drei prächtigen Tulpen ziert beide Seiten eines Schrankes, der einst im Besitz von Auguste Dorothea von Braunschweig-Wolfenbüttel war (Abb. 1 und 2). Die jüngste Tochter des Braunschweiger Herzogs Carls. I. und dessen Gemahlin Philippine Charlotte von Preußen war von 1778 bis zu ihrem Tod im Jahr 1810 die letzte Äbtissin des Reichsstifts in Gandersheim, das danach aufgelöst wurde.
Aus dieser Zeit stammt auch der etwa ein Meter hohe Schrank aus dem Frühklassizismus, der mit verschnörkelten Elementen des Rokoko dekoriert ist. Neben dem mit Blattornamenten versehenen, bekrönten Monogramm Auguste Dorotheas, das unter einem Baldachin zu sehen ist, gehören dazu auch die aus gefärbtem Holz gestalteten Tulpensträuße. Diese zieren – ebenso wie weitere florale Motive – als kunstvolle Einlegearbeiten, sogenannte Marketerien, den Korpus des Schrankes. Marketerien waren ein zentrales Gestaltungsmerkmal des Rokoko. Sie konnten aus verschiedenen Hölzern, Perlmutt oder Elfenbein bestehen. Bei dieser Technik wurden mit einer hohen Präzision die jeweiligen Motive in die Holzoberfläche eingearbeitet und zusammengesetzt, wodurch eine fast malerische Wirkung geschaffen wurde. Die Tulpe passte mit ihren geschwungenen Blütenformen als dekoratives Element nahezu perfekt zur verspielten Ästhetik des Rokoko. Über der abschließbaren Tür des Schrankes befindet sich eine Schublade, die mit zwei Messinggriffen in Form von Blättern versehen ist.
Bei den Tulpen, die hier mit einer Schleife als Strauß zusammengebunden sind, handelt es sich um die Sorte Semper Augustus, was so viel wie „immer erhaben“ bedeutet. Die mittlerweile ausgestorbene Tulpensorte galt als eine der bekanntesten und kostspieligsten Blumen, die sich ausgehend von den Niederlanden seit dem 17. Jahrhundert vor allem in wohlhabenden Kreisen als Statusobjekt großer Beliebtheit erfreute. Sie war jedoch nicht nur ein Symbol für Luxus, Eleganz und Reichtum, sondern auch für Vergänglichkeit. Ihre kurze jährliche Blütezeit erinnerte an die Endlichkeit des Lebens und weltlichen Reichtums. Diese Bedeutung war besonders in der barocken Vanitas-Malerei verbreitet, die die Vergänglichkeit des Lebens thematisierte. Aber auch im Rokoko setzte sie sich weiter fort, oft jedoch in einer spielerischeren Weise, wie auch hier zu sehen.
Das Motiv der Semper Augustus erinnert zudem an eine der ersten Spekulationsblasen der europäischen Geschichte: die sogenannte „Tulpenmanie“ in den Niederlanden. Denn die heute bei uns verbreitete Zierpflanze kam erst im Zuge der immer weiter ausgreifenden europäischen Handelsnetze Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich nach Europa. Die Zucht von immer komplexer gemusterten Sorten wurde besonders in den Niederlanden betrieben.
Eine zeitgenössische Darstellung der Tulpenart „Semper Augustus“, vor 1640. Bild: Wikimedia Commons (gemeinfrei).
Dort entwickelte sich im Laufe des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts auch ein reger Markt für Tulpenzwiebeln mit teils hohen Preisen: So ist für die seltene Semper Augustus für das Jahr 1623 pro Zwiebel ein Preis von 1.000 Gulden erzielt worden. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen lag bei etwa 150 Gulden. Nach einem rasanten Preisanstieg besonders Anfang 1637 fanden sich Anfang Februar bei einer Versteigerung in Haarlem aber wider Erwarten keine Käufer mehr, die die aufgerufenen Preise zahlen wollten oder konnten. Innerhalb weniger Tage brach dadurch der gesamte Tulpenmarkt in den Niederlanden zusammen, und der Wert besonders hoch geschätzter Tulpensorten fiel um bis zu 95 Prozent.
Die Historikerin Anne Goldgar hat sich intensiv mit der Krise beschäftigt und gezeigt, dass der Handel mit Tulpenzwiebeln vor allem ein Phänomen gehobener Schichten und damit einer Minderheit war, und sich der wirtschaftliche Schaden des Zusammenbruchs in Grenzen hielt. Dennoch wurde das Geschehen schnell in Satire und bildender Kunst verarbeitet und oft im Rahmen moralischer Kritik an zügelloser Gier als Paradebeispiel angeführt. Die hübschen Frühlingsboten trugen als Motiv also sowohl einen Hauch der Exklusivität als auch eine Warnung mit sich.
Der Schrank aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung kann bis zum 31. August 2025 in der Sonderausstellung „ResidenzWechsel“ im Weißen Saal des Schlossmuseums Braunschweig betrachtet werden.
Die aktuelle Sonderausstellung „People and Pianos“ im Städtischen Museum Braunschweig, kuratiert durch Frau Dr. Antje Becker, zeigt noch bis Ende April 2025 die Geschichte der beiden berühmten Klavierbaufirmen Steinway & Sons und Grotrian-Steinweg. Doch schon vor diesen beiden bekannten Firmen waren Braunschweiger Klaviere in aller Welt zu finden. Peter Karsten, Experte für historische Musikinstrumente aus dem Braunschweigischen, erzählt in seinem Beitrag ihre weitgehend unbekannte Geschichte.
Klavierbauer siedelten sich schon früh in der Region des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel und dem späterem Herzogtum Braunschweig an.
Von ihnen gingen wegweisende Innovationen aus. Im 18. Jahrhundert wurden in Braunschweig hergestellte Klaviere bis nach Finnland, Russland und Indonesien exportiert – über einhundert Jahre, bevor Steinway & Sons mit herausragendem Qualitätsverständnis als Ikone im Olymp der Klavierbauer in Amerika bekannt wurde.
Mit Blick auf möglichst große Kundennähe – in der Regel die Höfe und vermögenden Schichten der Zeit – siedelten sich die Klavierbauer stets in den regionalen Zentren an. Ein Beispiel dafür ist der Autodidakt Barthold Fritze.
Fritze, 1697 als Sohn eines Müllers in Holle geboren, erhielt 1720 in Braunschweig das Bürgerrecht. Zunächst bezeichnete er sich selbst als „Mechanikus“. Sein erster Kunde für ein von ihm neu gebautes kleines Clavichord war 1721 Organist Hurlebusch, welcher 1722 als Hofkapellmeister an den königlichen Hof von Stockholm, dann Bayreuth, Braunschweig und Hamburg ging und schließlich als Organist in Amsterdam wirkte.
Fritze hat bis 1765 allein etwa 460 Instrumente gebaut, davon etwa 70% die kostengünstigeren gebundenen Clavichorde (bei denen sich benachbarte Töne eine Saite teilen) und etwa 30% ungebundene Clavichorde. Etwa 20% davon verkaufte er an adelige Kunden und 80% an Berufsmusiker, gehobenes Bürgertum wie auch die Professoren der neu gegründeten Collegio Carolinum.
Seine Instrumente waren sehr begehrt – er führte eine Bestellliste und Kunden mussten sich bis zu einem Jahr Lieferzeit gedulden. In seiner Referenzliste finden sich berühmte Kunden, zum Beispiel der Komponist Carl Heinrich Graun, der zu dieser Zeit als Kapellmeister in Berlin am Hof Friedrichs des Großen wirkte. Etwa 10% seiner Instrumente nahmen Händler wie Kaufmann Gräfe aus Hamburg in Kommission und lieferten bis London, Gibraltar, Norwegen und Archangelsk (Russland).
1755 brachte Fritze bei Breitkopf und Härtel in Leipzig eine Stimmanleitung heraus, in deren Vorwort er stolz betont, dass Carl Phillip Emanuel Bach bei einem Besuch in Braunschweig seine Stimmmethode persönlich für gut befunden habe. Auch stimmte er die Instrumente des Braunschweiger Herzogs. Seit 1755 bezeichnet er sich nun auch als „Clavier-Instrumentenmacher“. Da er keine Nachkommen hatte, verfügte er sein Haus am Marstall 12 für wohltätige Zwecke – das „Fritzesche Vermächtnis“. Vier Clavichorde sind von ihm bis heute in Museen erhalten, u.a. ein prachtvolles Exemplar im Städtischen Museum in Braunschweig.
Ein weiterer bedeutender Klavierbauer der Zeit war Georg Wilhelm Lemme. Eigentlich war er Organist an der Fürstlichen Schlosskirche und der Magnikirche. Er fertigte darüber hinaus aber auch Clavichorde an und bildete seinen 1746 in Braunschweig geborenen Sohn Carl Lemme sowohl im Orgelspiel als auch im Instrumentenbau aus. Beide bauten bis 1815 etwa 800 Instrumente, darunter Clavichorde, Tafelklaviere und Hammerflügel nach dem Vorbild von Johann Andreas Stein aus Augsburg.
Die Instrumente wurden bis Indonesien und Russland exportiert. Darüber hinaus reparierten, handelten und vermieteten sie auch Instrumente anderer Erbauer, vornehmlich englischer Herkunft, welche auf Grund der Verflechtung der welfischen Königshäuser mit England in der Region einen bedeutenden Marktanteil hatten.
Werkstatt und Verkaufsraum befanden sich am Bohlweg, direkt gegenüber dem Schloss. Vater und Sohn Lemme haben sich darüber hinaus mit eigenen Erfindungen einen Namen gemacht, darunter einer geraden Tastenführung und ovalrunden Korpussen bei Clavichorden, welche für eine leichtere Spielbarkeit und einen schönen und starken Ton gelobt wurden, sowie den gepressten Resonanzboden, bei dem zwei Böden winkelversetzt so miteinander verleimt wurden, dass eine Rissbildung beim Transport und späterer Nutzung unter starker klimatischer Beanspruchung verhindert werden konnte.
Auch Lemme lieferte an den Braunschweiger Hof. Um Nachahmer und Fälscher abzuschrecken, kennzeichnete er seine Instrumente mit Genehmigung seines Herzogs ab 1786 mit dem Braunschweiger Wappen.
Sein Sohn, auch Carl Lemme benannt, wanderte 1799 nach Paris aus und baute dort bis 1832 als Charles Lemme weiterhin Tafelklaviere.
1814 beendete Carl Lemme seine Tätigkeit in Braunschweig und verkaufte die in seiner Werkstatt lagernden Holzvorräte, z.B. Resonanzbodenholz aus Böhmen.
Von Carl Lemme sind drei Clavichorde und zwei Hammerflügel erhalten. Ein bis heute spielbarer Hammerflügel befindet sich in Braunschweig.
Neben Barthold Fritze und Georg Wilhelm Lemme gab es zahlreiche weitere Klavierbauer, die in der erweiterten Region um Braunschweig aktiv waren. Mit Rücksicht auf die Begrenzung des Umfangs dieses Beitrages muss ich mich auf deren Nennung, Wirkungszeit und Adresse beschränken:
1721 – 1765: Barthold Fritze (Marstall 12)
1741 – 1809: Johann Bernhard Katterfeld (Friesenstraße)
1750 – 1766: Georg Wilhelm Lemme
1765 – 1815: Carl Lemme (Bohlweg assec. 2038)
1770 – 1826: Krämer / Gebrüder Krämer (Göttingen)
1795 – heute: Rithmüller und Söhne (Göttingen) bis heute aktiv, jedoch nur Weiterverwendung des Markennamens
1799 – 1832: Charles Lemme (Rue d Orleans 7 in Paris)
1835 – heute: Theodor Steinweg (Seesen – Wolfenbüttel – Braumschweig – Steinway & Sons. New York und Hamburg) die Linie kann insofern als durchgehend angesehen werden, da die Nummerierung der Instrumente fortlaufend erfolgte
1837 – 1962: Zeitter & Winkelmann (ab 1963 zu Seiler in Kitzingen gehörig)
1848 – 1890: Wilhelm Wehage (Breite Str. 9)
1855 – ?: H. Beese & H. Bremer (Wilhelmstr. ass.1511)
1857 – 1893: Günther Wechsung (Fallersleber Str. 40)
1865 – heute: Th. Steinweg Nachf. / Grotrian, Helfferich, Schulz, Th. Steinweg Nachf. / Grotrian-Steinweg (Bohlweg 48 und weitere) mit gemeinsamen Wurzeln aus 1835 Theodor Steinweg (siehe oben) – (2015 zu Parsons Music Group, Fortführung aktuell unsicher)
1882 – 1893: Klusmann & Wenzel (Schöppenstedter Str. 40)
1885 – heute: Schimmel in Leipzig gegründet, ab 1929 in Braumnschweig (2016 zu Pearl River Piano Group)
1888 – 1891: Carl Dünkel (Friedrich-Wilhelm-Str. 27)
1896 – 1912: Max Noack (Brabantstr. 7)
1902 – 1940: Fritz Ohm (Wilhelmstr. 88)
1904 – 1948: Gustav Lutze (Bohlweg 6-7)
1929 – heute: Schimmel aktuell als einzige aktiv produzierende Klaviermarke in Braunschweig
Für alle, die die historischen Musikinstrumente gerne in Aktion hören möchten, finden im Laufe des März 2025 verschiedene Konzerte statt:
16.3.25: Eröffnungskonzert der Reihe „300 Jahre Hammerflügel“ im Prinzenpalais Wolfenbüttel (Kulturinitiative TonArt), Konzert auf originalem Hammerflügel von Carl Lemme, Braunschweig 1796.
30.3.25: Konzert „Zwischentöne“ im Schlossmuseum Braunschweig auf einem originalen Clavichord aus ca. 1750.
23.8.25: Konzert „Hör mal“ in der Orangerie der Herrenhäuser Gärten in Hannover auf einem originalen Spinett von Johannes Player London 1690, dem Hammerflügel von Carl Lemme, Braunschweig 1796 und einem modernen Konzertflügel – eine „Zeitreise“.
Peter Karsten sammelt, restauriert und beforscht historische Musikinstrumente vorzugsweise regionaler Herkunft hinsichtlich ihrer Provenienzen und technischen Entwicklungen und versucht dabei stets auch eine Einordnung in den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext.
Mit der erneuten Verleihung des Gütesiegels des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen e.V. nach 2017 wird die Weiterentwicklung des Konzepts gewürdigt.
Die Messlatte war nochmals höher gelegt worden für das Gütesiegel des Museumsverbands Niedersachsen und Bremen e.V. Den schwierig zu erfüllenden Anforderungen hat das Schlossmuseum Braunschweig erneut entsprochen. Museumsleiterin Helga Berendsen nahm die Auszeichnung am Montag, 10. März, in der Aula Academica der TU Clausthal aus den Händen von Professor Joachim Schachtner, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, und Professor Rolf Wiese, Vorsitzender des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen, entgegen.
Das Museumsgütesiegel zeichnet besonders qualitätsvolle Museumsarbeit aus. Zertifizierte Museen erfüllen die festgeschriebenen Standards in vorbildlicher Weise. Das einjährige Zertifizierungsverfahren ermöglicht hauptamtlich und ehrenamtlich geführten Museen jeder Größe und Sparte, die Stärken und Schwächen ihrer Arbeit mithilfe eines Selbstchecks zu analysieren und sich durch Qualifizierung zu verbessern. Nach Ablauf von sieben Jahren Gültigkeit können sich Museen, wie es das Schlossmuseum jetzt erfolgreich getan hat, erneut bewerben und rezertifizieren lassen.
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Die Teilnahme war für uns alle sehr motivierend. Unser Team ist seit der ersten Verleihung im Jahr 2017 komplett neu zusammengesetzt. Deswegen war die Bewerbung eine große Herausforderung und auch ein sehr sinnvolles Verfahren für die Qualitätssicherung und um uns neu zu verorten. Wir haben unser eigenes Profil geschärft“, sagt Helga Berendsen. Neben den Hauptthemen Leitbild und Museumskonzept mit den Unterkategorien Bildung, Vermittlung, Marketing, Sammlung und Sammlungspflege war diesmal auch ein Vertiefungsthema gefragt. Das Schlossmuseum Braunschweig entschied sich für „Partizipation“. Ein thematischer Schwerpunkt während der Rezertifizierung soll, so der Verband, die individuelle Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Museen stärken.
Sichtlich stolz: Helga Berendsen präsentiert das neue Museumsgütesiegel zusammen mit Maria-Rosa Berghahn (SBK) und Prof. Dr. Anja Hesse (Stadt Braunschweig). Foto: Der Löwe
Das Konzept der Partizipation hat Helga Berendsen seit ihrem Antritt 2021 bereits konsequent verfolgt. Es beinhaltet kleinere Konzerte, Lesungen und Vorträge, geht über spezielle Führungen für Kinder und junge Familien bis hin zu Kooperationen mit Schulen und anderen Museen. „Durch unsere niederschwelligen Angebote haben wir vielen die Schwellenängste genommen. Das Schlossmuseum hat seinen Platz in Braunschweigs großartiger Museumslandschaft gefunden. Das Interesse an unseren Veranstaltungsformaten ist groß“, sieht sich die Museumsleiterin in ihrem Handeln bestätigt.
Das Schlossmuseum verleiht dem wieder aufgebauten Residenzschloss mit seiner eindrucksvollen und historisch hergerichteten Raumflucht seit 2011 Authentizität. In der Dauerausstellung entführen idealtypisch gestaltete Arbeits- und Wohnräume in die Zeit der Regentschaft von Herzog Wilhelm (1831–1884). Die Enfilade im Nordflügel besteht aus Spiel- und Musikzimmer, Arbeitszimmer, Audienzzimmer und Thronsaal. Die Räume sind nach dem Konzept eines Raumkunstmuseums mit originalen Möbeln, Gemälden und Kunstgegenständen gestaltet.
Neben der Dauerausstellung besticht das Museum durch seine wechselnden Sonderausstellungen. Aktuell ist „ResidenzWechsel“ zu sehen. Behandelt wird darin die Residenzverlegung der Braunschweigischen Herzöge aus Wolfenbüttel zurück in die größte Stadt des Fürstentums. Zuvor waren beispielsweise „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“, „Revolution. Abdankung. Schloss.“ oder „Wer ist Carl I.? Auf den Spuren des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel“ sehr erfolgreich. Die nächste Sonderausstellung ist bereits in Vorbereitung.
Die Beurteilung der Gesamtqualität eines Hauses erfolgt bei der Vergabe des Museumsgütesiegels durch eine unabhängige Fachjury. Mit dem Schlossmuseum Braunschweig wurden das Focke-Museum Bremen, das Niedersächsische Kleinbahn-Museum Bruchhausen-Vilsen, das Historische Museum Hellental, das Heimatmuseum Leer, das Museum Nienburg / Weser, das Museum am Schölerberg, Osnabrück, das Deutsche Pferdemuseum Verden, das Museum im Marstall Winsen (Luhe), das Küstenmuseum Wilhelmshaven und das Rundlingsmuseum Wendland Lübeln ausgezeichnet.
Mehr unter: www.schlossmuseum-braunschweig.de
Schlossmuseum Braunschweig, Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig
Telefon: 0531-470 4876
E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr (Montag geschlossen)
Eintritt: 5 Euro (ermäßigt 2 Euro)
Im Städtischen Museum Braunschweig ist eines der letzten Überbleibsel der ursprünglichen Braunschweiger Quadriga zu entdecken. Doch wie landete Brunonias Kopf im Museum? Die Spur führt in die Vergangenheit.
Man wird beobachtet, wenn man als Museumsbesucher durch den Lichthof des Städtischen Museums läuft.
Denn während wir unten die spannenden Sonderausstellungen bestaunen, aktuell gerade „People and Pianos: Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg“, blickt von oben fast unbemerkt ein bekanntes Braunschweiger Gesicht auf uns herab: Die Brunonia – oder vielmehr das, was davon übrig ist: ihr Kopf.
Die neue Quadriga mit ihrer Stadtpatronin steht seit dem Jahr 2008 wieder auf dem Braunschweiger Schloss. Wie kommt also ihr Kopf ins Städtische Museum? Um es vorwegzunehmen: Durch eine fürchterliche Tragödie.
Dabei beginnt die Geschichte der Figurengruppe hoffnungsvoll. 1855 stifteten die Braunschweiger Landstände die Statuen Herzog Wilhelm, um sein neues Residenzschloss zu krönen. Der Schöpfer der Quadriga, der bedeutende Bildhauer Ernst Rietschel, schuf die Brunonia als Stadtpatronin nach dem Vorbild antiker Göttinnen, vor allem der Athene. Sinnbildlich sollte sie für eine weise und gerechte Regentschaft des Herzogs stehen.
1863 war es so weit. Nach acht Jahren Arbeit vom ersten Entwurf bis zur Fertigung wurden die Figuren zwischen dem 1. September und dem 14. Oktober auf dem Portikus des Schlosses aufgebaut.
Die Freude darüber währte nur kurz. In der Nacht des 23. Februars 1865, also gerade einmal 15 Monate nach ihrer Aufstellung, brach ein Feuer im neuen Residenzschloss aus. Zwei Drittel des Baus fielen dem Unglück zum Opfer. Die Flammen fraßen sich bis durch das Dach, das zusammenbrach – und die Quadriga 25 Meter mit sich in die Tiefe riss.
Wenige Tage nach dem Unglück malte der Braunschweiger Historienmaler Andreas Christian Ludwig Tacke die abgestürzte Quadriga, vermutlich auf eigene Initiative, und schenkte das Bild dem Städtischen Museum, das erst wenige Jahre zuvor 1861 gegründet worden war. Das Gemälde hängt heute im Städtischen Museum, oben auf der Galerie, nur wenige Meter vom Kopf der Brunonia entfernt.
Die abgestürzte Quadriga nach dem Schlossbrand 1865, Gemälde von Andreas Christian Ludwig Tacke,1865. Foto: Der Löwe
Wie der knapp ein Meter hohe und 63 Zentimeter breite Kopf schließlich aus dem Trümmerhaufen ins Museum kam, weiß Kurator Dr. Andreas Büttner. „Nach dem Brand gab es natürlich die große Frage, was man mit den Resten der Quadriga macht. Der Kopf war das besterhaltene Objekt.“ Die Unterlagen des Museums verraten, dass er zunächst an den Braunschweiger Bildhauer Georg Ferdinand Howaldt übergeben wurde, vermutlich, um kleinere Schäden auszubessern. Howaldt hatte die Figuren als ausführender Bildhauer ursprünglich angefertigt. „Dann gelangte er wieder in den Besitz von Herzog Wilhelm“, erklärt Andreas Büttner. „Er wiederum hat sie dann kurz danach, 1865 bereits, dem Städtischen Museum geschenkt.“
Aber warum steht der Kopf so weit oben und blickt über den Lichthof? Auch dafür gibt es eine Erklärung, die mit dem Neubau des Museumsgebäudes am Löwenwall zu tun hat. Zuvor war die Sammlung im Neustadtrathaus untergebracht. „Als das Museum 1906 gebaut wurde, stand Brunonias Kopf schon hier oben, weil der heutige Lichthof des Museums als ein Ehrenraum der Braunschweiger Geschichte konzipiert wurde, mit Wandmalereien, die die verschiedenen Braunschweiger Stadtteile zeigten.“ erläutert Büttner. Auch die Original-Gipsfiguren wichtiger Braunschweiger Denkmäler standen dort, wie beispielweise der beiden Reiterstandbilder, die heute wieder auf dem Schlossplatz stehen. „Und da gehört natürlich die Stadtpatronin als Hüterin Braunschweigs dazu“, sagt Büttner. So steht sie noch heute im Städtischen Museum und behält die Geschichte ihrer Stadt im Blick.
Im Braunschweig des Jahres 1865 ließ man das Unglück übrigens nicht auf sich sitzen und beauftragte schnell die Anfertigung einer zweiten Quadriga, die Ende 1868 aufgestellt wurde. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges stand sie auf dem Schloss, wo sie kaum beschädigt wurde. Erst in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde sie durch Buntmetalldiebe zerstört. Im Zuge der Schlossrekonstruktion entstand dann die heutige, dritte Quadriga.
Wer Lust bekommen hat, die Figurengruppe aus der Nähe zu sehen, kann heute die Plattform besuchen – und dabei, genau wie die Brunonia selbst, einen wunderbaren Ausblick über die Stadt genießen.
Objekt des Monats, Folge 12: Ein begehrter Lauensteiner Glaspokal aus dem 18. Jahrhundert.
Der erste Blick fällt auf die üppige Verzierung auf der Vorderseite des 16 cm kleinen Glaspokals. Dekorelemente im Stil des Rokokos schmücken die Wandung des Kelches, der in seiner Form an eine Tulpe erinnert: In einem mit verschiedenen Blättern und Blüten verzierten Rahmenornament, einer sogenannten Kartusche, ist das nach links springende Welfenross innerhalb einer Wiesenlandschaft eingraviert. Daneben stehen jeweils rechts und links die Worte „freyheit“ und „mit furcht“. Hergestellt wurde der Pokal in der ersten welfischen Glashütte im niedersächsischen Osterwald.
Das Welfenross, auch Sachsenross genannt, zierte als einzelnes Wappensymbol nicht nur Gläser, sondern ist auch auf Keramiken, Siegeln oder Talern zu finden. Kristallgläser dieser Art waren ein unverzichtbarer Bestandteil höfischen Lebens. Sie verfeinerten den Genuss des Weines, indem sie mehrere Sinne gleichzeitig ansprachen: Ein wohlgeformter Schaft appellierte an den Tastsinn, die Farbigkeit des Weines, ob hell oder dunkel, umschmeichelte das Auge, der Gläserklang beim Anstoßen das Ohr. Darstellungen auf der Wandung des Kelches, der sogenannten Kuppa, sorgten häufig für Gesprächsstoff und geistige Anregungen. Neben Wappenmotiven waren unter anderem auch mythologische oder biblische Themen sowie Alltagsszenen gern genutzte Dekorationen. Häufig wurden diese durch eingravierte Inschriften ergänzt, die als Träger von Botschaften und Segenswünschen dienten.
Glas gehört zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit. Seine Grundbestandteile sind – kurzgefasst – Kieselerde in Form von Sand oder Quarz, Soda oder Pottasche und Kalk als Stabilisator. Ausgehend von Italien wurden seit dem Mittelalter in nahezu ganz Europa Glashütten gegründet, in denen die unterschiedlichsten Erzeugnisse produziert wurden. Im Laufe der Zeit entwickelten die meisten Hütten ihre eigenen Schwerpunkte in der Glasherstellung, wodurch einige Glasmacher und -schneider große Berühmtheit erlangten. Hierzu gehörte u.a. auch Johann Heinrich Balthasar Sang, der ab 1747 als Hofglasschneider für den Braunschweiger Herzog Carl I. tätig war.
Eine der bekanntesten Glashütten des 18. Jahrhunderts war die im Jahr 1701 gegründete Osterwalder Glashütte im Weserbergland nahe Hameln, im ehemaligen Amt Lauenstein. Hier wurden neben diversen Trinkgläsern Karaffen, Gelee- und Konfektschalen, Öl- und Essiggläser sowie Leuchter in teils vergoldeter Ausführung produziert. Überregionale Bedeutung erlangte die Hütte durch die Produktion einer exklusiven Glasmasse für besonders feines und klares Kristallglas, weshalb sie in den historischen Quellen auch als „Weiße Feinglashütte“ bezeichnet wird.
Die wichtigste Aufgabe der Lauensteiner Glashütte bestand seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Herstellung von Rokoko-Pokalen, vornehmlich für den englisch-hannoverschen Hof und das Kurfürstentum Hannover. Ein hervorstechendes Merkmal der Pokale sind neben dem hohen, glockenförmigen Fuß die in den Schaft oder in den massiven Kuppaboden eingeschlossenen Luftblasen, die wie durchsichtige Perlen wirken.
Die zwischen 1768 und 1827 in Lauenstein hergestellten Gläser haben unter dem Standfuß eine gravierte Löwenmarke und, wenn sie aus Kristallglas sind, zusätzlich ein „C“. In dieser Zeit war die Hütte im kurfürstlich-hannoverschen Besitz. Da der Pokal keine Marke aufweist, ist davon auszugehen, dass das Glas vor 1768 hergestellt wurde.
Ab 1827 existierte die Hütte unter verschiedenen Unternehmen weiter bis 1887. Im Jahr 1837 wurde die Fabrikation von farblosem Glas aufgegeben und die Produktion auf Flaschen beschränkt. Bis heute zählen Lauensteiner Gläser zu den beliebtesten Glashüttenerzeugnissen des 18. Jahrhunderts und sind in vielen bedeutenden Glassammlungen in ganz Europa vertreten.
Der Pokal aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung kann bis zum 31. August 2025 in der Sonderausstellung „ResidenzWechsel“ im Weißen Saal des Schlossmuseums Braunschweig betrachtet werden.
Am 2. Mai eröffnet eine neue Ausstellung des Museums für Photographie Braunschweigum Kriegsende 1945. Sie erinnert an die Folgen des Krieges und Aspekte der gesellschaftlichen Realitäten, die bis heute Auswirkungen haben.
Von Glücksgefühlen, Geheimniskrämerei und dem Eröffnungskonzert als „Leuchtturm, der strahlt“: Zwischen den Festivals und vor dem Jubiläum – ein Gespräch mit den Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival über kommende Highlights und das unermüdliche Engagement für Braunschweigs Filmszene.
Seit knapp einem Jahr gibt es das Science and Art Lab der TU Braunschweig, seit einem Monat bespielt es als erste Organisation das Wissenschaftsschaufenster am Waisenhausdamm. Im Interview ziehen die Projektleiterinnen Henrike Wenzel und Dr. Jule Hillgärtner eine erste Bilanz.
Die Beachclub-Atmosphäre kehrt zurück an die Oker: Die "Grinsekatz" startet in ihre dritte Saison. Beate Wiedemann verrät, auf was sich die Löwenstadt dieses Jahr freuen kann.
"Die zentrale Anlaufstelle für naturschutzinteressierte Besucher in Riddagshausen": Das Naturerlebniszentrum Haus Entenfang in Riddagshausen feiert am 27. April sein zehnjähriges Bestehen.
Objekt des Monats, Folge 14: Das Porträt von Elisabeth Christine, Königin von Preußen aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797).
Vor 80 Jahren, am 12. April 1945, endeten in Braunschweig der verheerende Zweite Weltkrieg und die schreckliche NS-Herrschaft. Zu diesem Jahrestag gibt Ralph-Herbert Meyer Einblick in die persönlichen Erinnerungen seines Vaters aus dieser Zeit.
Geschichte(n) von nebenan, Folge 1: Ein vergessener Ort am Rande Querums war einst das wichtigste und schönste Schwimmbad in Norden der Stadt Braunschweig.
27 besondere Porträts und die finsteren Geschichten der Mächtigen dahinter: Am 11. April eröffnet das Herzog Anton Ulrich-Museum seine neue Sonderausstellung.
„Nachts im Museum“ kennt jeder – aber nachts in der Bibliothek? Am 4. April 2025 lädt die Universitätsbibliothek Braunschweig zur „Langen Nacht der Bibliotheken“ ein. Unter dem bundesweiten Motto „Wissen. Teilen. Entdecken“ öffnet sie von 18 bis 22 Uhr mit einem abwechslungsreichen Programm für alle Interessierten ihre Türen.