Objekt des Monats, Folge 17: Das Tafelservice Herzog Carls I. und das Holländische Service.
Dieser flache Teller mit Goldrand aus dem berühmten Fürstenberger Tafelservice Herzog Carls I. (1713–1780) hat ein „graviertes Muster“ nach einem Entwurf von Johann Christof Rombrich (1757/1758). Das zarte Relief dieses Musters teilt die „Fahne“, den flachen erhöhten Tellerrand, in Felder bzw. Reserven, dabei wechseln sich geschuppte mit glatten und gravierten Feldern ab. Die glatten Felder sind mit Blumensträußen bemalt, die breiten gravierten Felder zieren Blumengirlanden und goldgehöhte reliefierte Blattzweige.
Auf dem Spiegel des Tellers ist eine dörfliche Landschaft mit einer Kirche, Häusern und Figuren umrahmt von Gebüsch, Bäumen, Wurzeln und Wolken zu sehen. Da das Landschaftsbild nicht die gesamte Innenfläche des Tellers bedeckt, spricht man hier von einer Malerei im „Inselstil“. Die rückseitige Beschriftung des Tellers benennt das Motiv als eine Ansicht des Ortes Rüningen.
Mit der Landschaftsmalerei auf Porzellan schrieb die Manufaktur Fürstenberg Geschichte. Auf Fürstenberger Porzellan findet man die ersten topografisch bestimmbaren Landschaften in der Porzellangeschichte Europas. Pascha Weitsch (1723–1803) steht für diese Ära und die neue Auffassung in der Landschaftsmalerei: Er malte das persönliche Naturerlebnis – und das zunächst auf Porzellan. Seine Motive fand Weitsch im Braunschweiger Land und im Harz.
Das herausragende Ergebnis ist das Tafelservice Herzog Carls I., gefertigt 1763 bis 1768. Weitsch bemalte im Auftrag des Herzogs alle Serviceteile mit braunschweigischen Ansichten – wie bei diesem Teller den Ort Rüningen. Die gedeckte Tafel bot somit ein Bild des gesamten Herzogtums und seiner landschaftlichen Vielfalt.
Doch Pascha Weitsch ließ sich nicht nur von den realen Landschaften des Braunschweiger Landes inspirieren, auch die niederländische Kunst des 17. Jahrhunderts beeinflusste seine Werke. Diese Vorliebe prägte einen weiteren wichtigen Auftrag der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, das Holländische Service. Das Holländische Service zählt ebenfalls zu den berühmten Tafelservicen der Manufaktur. Mit seinen 185 Teilen ist dieses einzigartige Ensemble das am umfangreichsten erhaltene Fürstenberger Landschaftsservice des 18. Jahrhunderts.
Teller bemalt mit goldumrandeten niederländischen Küstenansichten, Blumenbouquets, Girlanden und Blumen, Holländisches Service, Porzellanmanufaktur Fürstenberg, Fürstenberg, 1773/1774, Museum Wolfenbüttel, Foto: Andreas Greiner-Napp
Schon wegen seines Umfangs, der Fülle an Formstücken und des außerordentlich guten Erhaltungszustandes ist das 1773/1774 gefertigte Holländische Service eine Rarität, das Bildprogramm und die künstlerische Ausführung machen es zu einem bedeutenden Beispiel europäischer Porzellankunst: Jedes der 185 Objekte zeigt ein anderes Motiv holländischer Küstenlandschaften. Zusammen ergeben diese ein Gesamtkunstwerk von einzigartiger Vielfalt, Pracht und handwerklicher Perfektion.
Sowohl das Service Carls I. als auch das Holländische Service stehen als bedeutende Fürstenberger Landschaftsservice des 18. Jahrhunderts für die hohe Qualität der Porzellanmanufaktur in dieser Epoche.
Bis zum 30. November 2025 besteht die einmalige Gelegenheit, ausgewählte Teile des Tafelservice Herzog Carls I. aus dem Bestand der Richard Borek Stiftung und das komplette Holländische Service aus der Sammlung des Museums Wolfenbüttel in einer Ausstellung im Wolfenbütteler Schloss Museum zu sehen.
Dr. Sandra Donner ist Museumsleiterin des Museums Wolfenbüttel.
Ausstellung im Schloss Museum Wolfenbüttel
06. Juni bis 30. November 2025
Schloss Museum Wolfenbüttel
Schlossplatz 13
38304 Wolfenbüttel
0 53 31/ 92 46 0
museum@wolfenbuettel.de
www.museumwolfenbuettel.de
Im Juni 2005 fand die Erstbesichtigung von Objekten der Welfenauktion in Amsterdam statt.
Es war ein Sammelsurium aus verschiedenen Schlössern, das das Welfenhaus nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Schloss Marienburg zusammengetragen und gelagert hatte. Das meiste, vom edlen Besteck bis zum imposanten Gemälde, wurde wegen fehlender Verwendung auf dem Dachboden gestapelt. Weil sich Prinz Ernst August von Hannover nicht mit dem Land Niedersachsen auf die Übernahme der Marienburg und der Kunstobjekte durch das Land einigen konnte, entschloss er sich zu einem Verkauf der Kunstobjekte über eine Auktion mit Sotheby`s, um die notwendigen Mittel zur Sanierung des Schlosses Marienburg zu erhalten. Das war ein großes Glück für das seinerzeit erst in Planung befindliche Schlossmuseum im rekonstruierten Residenzschloss Braunschweig.
Herzogliches Kalenderblatt, Folge 9: Am 16. Juni 2025 jährte sich zum 210. Male der Tod von Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Schwarze Herzog.
1808/09 stellte Friedrich Wilhelm auf eigene Kosten das Freikorps „Schwarze Schar“ auf, deren schwarzer Uniformstoff der Truppe ihren Namen gab. Als Freikorpsführer wollte er an der napoleonischen Besatzung Deutschlands, die ihm die Frau, das Land und sein Erbe geraubt hatte, Vergeltung üben und die Befreiung seiner Heimat vorbereiten. Daraus erwuchs die volkstümliche Bekanntheit von Herzog Friedrich Wilhelm (geb. am 9. Oktober 1771). Vorzeitig ereilte ihn der Tod im Vorgefecht bei Quatre-Bras am 16. Juni 1815 an der Spitze seiner Braunschweiger, vor der Schlacht bei Waterloo, die Napoleon I. endgültig bezwang.
Nach langem Junggesellendasein als Offizier in preußischen Diensten drängte ihn Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, sein Vater, sich endlich zu verehelichen. Als Viertgeborener brauchte er keine dynastische Ehe einzugehen, sondern fand auf einem Ball im Herbst 1801 in Berlin seine ideale Frau: Marie aus dem Hause Baden. An der Hochzeit am 1.November 1802 in Karlsruhe nahmen die Eltern dann auch nicht teil. Da aber die drei älteren, behinderten Brüder Friedrichs ohne Nachkommen waren, rückten Marie und Friedrich in die Rolle des Erbprinzenpaares. Einige Jahre später, im Oktober 1805, hatte die Erbschaft von Oels (östlich von Breslau) außer Schulden noch einen Herzogstitel eingebracht.
Dem Paar wurden zwei gesunde Prinzen geboren: 1804 Karl (II.) und 1806 Wilhelm. So war das Haus Braunschweig abgesichert, als der offizielle Erbprinz, Friedrichs älterer Bruder Karl Georg August, am 21.September 1806 überraschend verstarb. Aber der Krieg Preußens gegen Napoleon im Herbst 1806, an dem Vater und Sohn als Heer- und Truppenführer mitstritten, zerschlugen das Fürstentum und damit alle Hoffnungen auf ein standesgemäßes Leben.
Die Monate zwischen Friedrichs Gefangenschaft nach der verlorenen Doppelschlacht von Jena und Auerstedt – er war ja preußischer Kommandeur – und seinem Wiedersehen mit der samt den Kindern nach Schweden zur königlichen Schwester geflüchteten Marie zeigen uns Friedrich, wie er immer mehr an Bedeutung verlor. Nach dem Tode des Vaters infolge der Kriegsverletzung am 10. November 1806 im dänischen Ottensen, wo sich auch Friedrich auf Ehrenwort aufhielt, stieg er zwar zum Herzog auf. Aber Friedrich sah sein Land und sein Erbe für das Königreich Westfalen durch Napoleon annektiert, der „diese Familie auslöschen will“. Den Grund dafür lieferte 1792 der Vater als alliierter Heerführer gegen das revolutionäre Frankreich.
War aus der empfindlichen Marie nach 1802 allmählich die Partnerin ihres Gatten fast bürgerlichen Zuschnitts geworden, erwies sie jetzt als seine erste Ratgeberin. Besonnenheit zu üben, aber auch die Rechte gegenüber Napoleon zu verteidigen, sind der Grundtenor ihrer Briefe.
Endlich war die Familie im badischen Bruchsal wieder vereint, da starb bei einer Totgeburt im April 1808 die Gemahlin. Friedrich geriet in tiefste Verzweiflung. Im Herbst 1808 schafft er es, sich aus der Lähmung zu befreien, und nahm die Rolle des „Schwarzen Herzogs“ an. Am 22. Dezember 1813 gelangte er schließlich in das befreite Braunschweig zurück und erreichte 1814 auf dem Wiener Kongress die Wiedereinrichtung seines Landes als Herzogtum Braunschweig. Noch heute erinnern elf Denkmäler in der Region, in Norddeutschland und selbst bei Quatre-Bras in Belgien an Friedrich Wilhelm. Im Museum im Schloss Braunschweig sind auch mehrere bedeutende Porträts zu sehen, darunter die hier abgebildeten.
Auf den Spuren des Schwarzen Herzogs
Objekt des Monats, Folge 16: Ein wertvolles Erinnerungsstück an eine bedeutende Braunschweiger Hochzeit.
Die Umschrift auf der Vorderseite der 3-Mark-Münze identifiziert das im Profil dargestellte Paar (Abb. 1). Es handelt sich um Herzog Ernst August III. von Hannover (1887-1953), der letzte regierende Herzog von Braunschweig, und seine Gemahlin Herzogin Victoria Luise von Preußen (1892–1980). Unter ihren Konterfeis findet sich das Datum 1. XI 1913. Die Rückseite ziert der Reichsadler mit Kaiserkrone sowie die Jahreszahl 1915.
Objekt des Monats, Folge 15: Ein Braunschweiger Glanzstück aus dem 18. Jahrhundert.
Möchte man sich in dem ca. einen Meter hohen Wandspiegel aus der Zeit um 1750 betrachten, gestaltet es sich als Herausforderung. Denn sobald man davorsteht, fällt der Blick zunächst auf den kunstvoll gestalteten Rahmen, der mit einer lebhaften floralen Ornamentik verziert ist. Bis auf die großen Ranken im vierteiligen Giebel im oberen Bereich und auf den beiden Seitenrändern, wurden die symmetrisch angeordneten Muster – darunter Streublumen, Früchte, Stängel und Blätter – rückseitig in das Glas eingeschnitten. Dennoch wirken sie, als wären sie von vorne eingeschliffen, was dem Spiegel eine faszinierende Tiefe verleiht. Nicht zuletzt entsteht dadurch ein faszinierendes Spiel zwischen Glanz und Schatten, dem auch die blinden Stellen, die sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet haben, kaum etwas anhaben können.
Das mundgeblasene, aus gestreckten Glaszylindern bestehende Spiegelglas wurde in der Fürstlichen Spiegelglashütte Grünenplan am niedersächsischen Hils, der einzigen Spiegelglashütte im Herzogtum Braunschweig, gefertigt und dort vermutlich auch geschliffen poliert. Für die weitere Verarbeitung versandte man die Glasplatten per Kurier – gut in Holzwolle eingepackt – in die Braunschweiger Hofspiegelmanufaktur Thomas Körblein (um 1713–1753), die einst in der Nähe des Steintores gelegen war. Hier wurden sie mit Zinnfolie bzw. Quecksilber belegt und verziert.
Wie u. a. auch die Fürstenberger Porzellanmanufaktur oder die Glashütte zu Schorborn, gingen diese beiden Unternehmen ebenfalls aus dem Bestreben des Braunschweiger Herzogs Carl I. (1713–1780) hervor, die Kultur und Wirtschaft in seinem Herrschaftsgebiet zu fördern und zu stärken. Die 1744 gegründete „Fürstliche Spiegelglashütte auf dem Grünen Plan“ ist heute Teil der Schott AG, die weltweit vor allem für die Herstellung von Spezialglas und Glaskeramik bekannt ist.
Die künstlerische Verzierung des Wandspiegels geht auf Johann Heinrich Balthasar Sang (geb. 1723) zurück, dessen Signatur unten links am Spiegel zu sehen ist. Der aus einer berühmten thüringischen Glasschneiderfamilie stammende Glaskünstler, der die Kunst der Glasveredelung von klein auf bei seinem Vater Andreas Friedrich Sang erlernte, wurde im Jahr 1747 von Carl I. zum Herzoglichen Hofglasschneider berufen. Als namhafter Meister des Glasschnittes veredelte er in Braunschweig bis mindestens 1764 Glaserzeugnisse mit verspielten Ornamenikmustern, figürlichen Darstellungen und Landschaften. Dazu gehörten vor allem Pokale, aber auch Glasplatten für Spiegel sowie Schränke und Uhrengehäuse. Meist nutzte er dafür Kupferstiche oder von ihm auf Papier gezeichnete und signierte Vorlagen.
Als Luxusgüter waren Spiegel dieser Art nahezu ausschließlich für die Ausstattung adeliger Räume bestimmt. Auch konnten sie als reiner Wandschmuck dienen, indem die glatte Spiegelfläche in der Mitte mit figürlichen Darstellungen oder Landschaften – ähnlich einem Gemälde – verziert wurde. So wünschte sich beispielsweise Carl I. für die Gastgemächer seines Schwagers, König Friedrich der Große, im Schloss Salzdahlum etwas Besonderes. Nach einem Kupferstich des italienischen Künstlers Jacopo Amigoni (1682 –1752) aus der berühmten Serie „Die vier Elemente“ schuf Johann Heinrich Balthasar Sang eine Darstellung in der Mitte der Spiegelfläche, die er rückseitig eingravierte. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, wurden die Darstellungen gern auch uminterpretiert und abgewandelt.
Neben dem Stück aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung sind heutzutage nur wenige Stücke erhalten geblieben. Bis zum 31. August 2025 kann der Wandspiegel in der Sonderausstellung „ResidenzWechsel“ im Weißen Saal des Schlossmuseums Braunschweig betrachtet werden.
Von Glücksgefühlen, Geheimniskrämerei und dem Eröffnungskonzert als „Leuchtturm, der strahlt“: Zwischen den Festivals und vor dem Jubiläum – ein Gespräch mit den Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival über kommende Highlights und das unermüdliche Engagement für Braunschweigs Filmszene.
Das Gespräch findet an einem sonnigen Tag kurz vor Ostern statt. Mit den beiden Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival, Karina Gauerhof und Anke Hagenbüchner-Sobiech, sprach ich in ihrem Büro über dem „Kino Universum“ im Herzen der Braunschweiger Innenstadt.
Ein Highlight des letzten Festivals: Karina Gauerhof mit Hollywood-Schauspieler Udo Kier. Foto: Carisma Media / Braunschweig International Film Festival.
Als ich den Raum betrat, hatten beide die auf dem Tisch stehenden Cola-Flaschen mit dem Verweis auf das Koffein bereits geöffnet. Seit 2021 sind die beiden als Co-Leiterinnen für das Filmfestival tätig, das im letzten Jahr mit einer atemberaubenden Aufführung von Bram Stokers „Dracula“ in der vollbesetzten Volkswagenhalle eröffnete und den einzigartigen Udo Kier als Gewinner der „Europa“ nach Braunschweig holte.
„Im Stress?“ war meine erste Frage – und tatsächlich: die Beiden sind schon wieder mitten in den Planungen für den kommenden November. Nach einer etwas ruhigeren Phase im Dezember und Januar laufen die Aktivitäten des Vereins wieder auf Hochtouren. Komplexe EU-Anträge werden auf den Weg gebracht, Stellen ausgeschrieben, Filmeinreichungen sind möglich und auch die erste Einladung für den Wettbewerb wurde gerade verschickt – den Namen des Films will Karina Gauerhof noch nicht verraten.
Aktuell nimmt also nicht nur das neue Programm des 39. Festivals vom 10.-16.11.2025 Gestalt an, auch das 38. wird nach und nach Geschichte. Damit sind jenseits der künstlerischen Fragen auch ganz profane Dinge Teil des Büroalltags, wie Anke Hagenbüchner-Sobiech verrät:
„Da unser Haushalt immer bis zum 30.4. geht, sind wir einerseits am Ende und andererseits schon mitten im neuen Jahr. Und da geht es um so trockene Dinge, wie Restverwendungsnachweise, Nachforderung von Daten und Berichte an Förderer.“
Die Debatten um Kürzungen in den Kulturhaushalten machen den beiden direkt keine Sorgen, haben doch Stadt und Land gerade erst die Zuschüsse erhöht und auch der Hauptsponsor hat die Förderung fortgeschrieben und das gleich um zwei Jahre. Das gäbe Sicherheit. Gleichwohl hat auch das Festival mit zahlreichen Preissteigerungen, etwa bei Saalmieten, Löhnen, Technikerfirmen und nicht zuletzt bei Übernachtungen zu kämpfen. Dies führt auch dazu, dass die Eintrittspreise voraussichtlich moderat steigen werden. „Am Ende bleibt da nichts übrig, es ist immer ein Nullsummenspiel“, bekennt die Haushälterin nüchtern.
Umso wichtiger sind die zahlreichen an der Planung und Realisierung beteiligten Ehrenamtlichen. Die knapp 50 Männer und Frauen sind das Rückgrat des Vereins. Nach dem letzten Festival seien zudem zahlreiche jüngere Mitglieder dazu gekommen, die nun auf ihre Aufgaben vorbereitet werden müssten, u.a. in den zahlreichen Sichtungsgruppen. „Innerhalb dieser Gruppen sichten die Ehrenamtlichen einen Pool an Filmen, besprechen und werten aus, welche Filme jetzt relevant sein könnten fürs Festival. Und dann wird in Abstimmung mit mir das Programm erstellt“, erläutert Karina Gauerhof den Prozess und fügt hinzu: „Ohne das ehrenamtliche Engagement des Vorstands und der Mitglieder würde es nicht funktionieren, sie sind das Herzstück des Vereins und des Festivals!“
Erinnerungen an das letzte Festival – wie so viele Kulturveranstaltungen in Braunschweig lebt auch das große Filmfest vom Engagement seiner Ehrenamtlichen. Foto: Carisma Media / Braunschweig International Film Festival
Und mittlerweile geht es ja nicht nur um die Woche im November. „Wir machen ja außerhalb der Festivalwoche auch noch ganz viel“, betont Karina Gauerhof sichtlich stolz und fügt hinzu, dass dies für die Sichtbarkeit und die Verankerung des BIFF in der Region sehr wichtig sei. So wird das BIFF in 2025 Teil der Braunschweiger Kulturnacht sein, einige Veranstaltungen im Planetarium in Wolfsburg sind in Planung und als besonderes Highlight steht noch ein Filmabend in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin auf dem Programm.
Ansonsten wird der Terminkalender von Karina Gauerhof in der nächsten Zeit von Festivalreisen bestimmt. Der Cineast in mir hört nicht ganz ohne Neid die Städtenamen Oberhausen, Cannes und München. Die künstlerische Leiterin weist darauf hin, wie wichtig es sei, persönlich vor Ort zu sein, Netzwerke und Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Diese dienten nicht nur der Wahrnehmung und Sichtbarkeit Braunschweigs als Festivalstadt, sondern helfen auch bei der Einladung von Filmen und Schauspielern in der Konkurrenz mit anderen Standorten, verrät sie.
Und dann richten wir doch noch den Blick nach vorne. Mit Blick auf den November verspricht Anke Hagenbüchner ein „bombastisches Eröffnungskonzert“, natürlich mit Staatsorchester. Das Eröffnungsfilmkonzert ist ein „Leuchtturm, der strahlt“, bestätigt die aus Baden-Württemberg stammende Karina Gauerhof, und auch die VW-Halle sei, angesichts der schmerzlich fehlenden Stadthalle, ein Muss. Beide schließen die Hoffnung an, dass der neue Intendant des Staatstheaters die erfolgreiche Zusammenarbeit fortführen wolle. Weiter lassen sie sich mit Blick auf die Eröffnung jedoch nicht in die Karten blicken. Lediglich gegen Ende des Gesprächs mit Blick auf die Wünsche für das Festival 2025 verrät Anke Hagenbüchner-Sobiech noch: „Wenn ich in der VW-Halle stehe und die Ränge sind voll, in dem Moment bin ich glücklich!“
Auch bei etwaigen neuen Spielstätten halten sich die beiden bedeckt. Inhaltlich deutet Karina Gauerhof zwar an, dass der thematische Schwerpunkt, der im letzten Jahr den Sami-Filmen galt, in 2025 einem historischen Thema mit nationalem Bezug vorbehalten sei – verweist aber bei der Frage nach dem konkreten Ereignis oder der möglichen Personengruppe auf die Programmkonferenz vor dem Festival. Verraten haben die beiden dann doch noch, dass die Zahl der Filmvorstellungen tagsüber erhöht wird. Ziel sind noch mehr Gäste und noch mehr Austausch.
Auch das als Pilot gestartete, mit Arbeitsblättern versehene und auf der Homepage abrufbare Kurzfilmprogramm als Angebot für die Schulen soll evaluiert und verstetigt werden. Dies gelte auch für die Zusammenarbeit mit Schulen insgesamt. Denn diese seien die Besucher von Morgen, betonen Beide. Für die weitere Zukunft wünscht sich Karina Gauerhof auch die Ansiedlung von mehr Filmindustrie in der Region, die nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher, sondern auch ein bedeutender kultureller Faktor sei.
Vielleicht können die beiden davon schon 2026 berichten, wenn das Festival 40 Jahre alt wird und ein kleines Jubiläum feiern kann – die Planungen dafür haben bereits begonnen. Von Midlife-Crisis war an diesem sonnigen Vormittag jedenfalls nichts zu spüren.
Objekt des Monats, Folge 14: Das Porträt von Elisabeth Christine, Königin von Preußen aus dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797)
Ein Staatsporträt stellt sich uns vor. Im Silberrahmen aus Holz setzt sich der silberne Farbton des Kleides der Königin fort, und eine Kühle liegt über allem. Silbergerahmte Bilder mit solchen Rocaillen – Muschelformen – sind indes typisch für den einstigen preußischen Hof in Potsdam, so daß das Bild von dorther stammen dürfte. Es kann mit dem in Braunschweig 1911 unter der Nummer „HSB 107“ aufgelisteten Bild identisch sein und hing dann im historischen Herzoglichen Schloss Braunschweig. Der weitere Verbleib ist lückenhaft: nach 1918 im Herzog Anton Ulrich-Museum, 1955 im Welfenbesitz, 2009 Veräußerung im Kunsthandel und ab 2011 Aufhängung im Braunschweiger Schlossmuseum. In Schloss Drottningholm bei Stockholm und in der Bayreuther Eremitage gibt es Varianten des Bildes mit der Königin in blauem Kleid.
Das Porträt ist voller Krönungssymbolik und daher gut datierbar. Rechts neben Elisabeth liegt die preußische Königskrone auf einem roten, goldbestickten Samtkissen. Es ruht auf einem Konsoltischchen, das von dem preußischen Adler mit Krone und Lanze in den Fängen getragen wird. Links im Gemälde ist der rotweiße, hermelingefütterte Kronmantel mit eingewebten Bildern der Königskrone aufgeschlagen. Alles deutet auf das Jahr 1740, als Elisabeth Christine an der Seite ihres Gemahls, König Friedrich II., der „Große“, zur preußischen Königin aufstieg.
Gemalt haben kann es nur einer: Diese luftigen, mehrschichtigen Ärmelspitzen, der Silberdamast des stark taillierten Kleides, wo eine gestickte Blüte an der nächsten sitzt, und der porzellanartige Teint der Königin sprechen für eine Zuschreibung des unsignierten Bildes an den preußischen Hofmaler Antoine Pesne (Paris 1683-1757 Berlin). Pesne pflegte auch hier im Bildhintergrund die für ihn typischen Gartenkulissen ein, die an die ersten friderizianischen Gärten in Rheinsberg erinnern.
Die Bildstimmung ist zweigeteilt. Der Blick wird über der preußischen Krone von der frischen Buchsbaumhecke und dem hellen Morgenhimmel angezogen: ein Gleichnis für den Neubeginn von Elisabeths Leben am preußischen Hof. Aber die düstere Wolke links im Hintergrund lässt ihr schwieriges Dasein anklingen, das sich bald nach der Heirat anbahnte. Es prägte ihr Leben und führte sie im Alter der Armenfürsorge zu.
Ihre Hochzeit im Juni 1733 auf Schloss Salzdahlum bei Wolfenbüttel war das Ergebnis einer dynastischen Eheanbahnung. Ihr Vater, Herzog Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern, und der zukünftige Schwiegervater, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, kannten sich aus der kaiserlichen Armee Leopolds I. Sie hatten die Vermählung ihrer Kinder vorbestimmt. Friedrichs Mutter hatte für ihren Sohn zwar eine Tochter ihres Bruders, König Georgs II. von Großbritannien, als Braut ausgewählt, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Kein Wunder, dass Elisabeth am preußischen Hof von der Königin und der älteren Schwester Friedrichs, Wilhelmine, abgelehnt wurde. Ihnen galt sie als zu „ungebildet“. Aber Elisabeths guter Charakter und ihre standesgemäße Erziehung ließen sie den Anfeindungen widerstehen. Mit Philippine Charlotte, der dritten Schwester Friedrichs, verband sie sogar eine lebenslange Freundschaft. Weil Friedrich aber seine persönliche Freiheit vorzog, trennte er sich spätestens nach den kühlen, kinderlosen Ehejahren als Kronprinzenpaar in Schloss Rheinsberg von ihr. Als eigene Residenz wies er ihr Schloss Niederschönhausen zu, das von Elisabeth wegen des dortigen Parks geliebt wurde. Friedrich schätzte dennoch zeitlebens Elisabeths Loyalität und ihre Repräsentationstärke als Königin, die den Hof während der häufigen Abwesenheit des Königs vertrat.
Charlotte Pangels, Königskinder im Rokoko. Die Geschwister Friedrichs des Großen, München 1976.
Elisabeth E. Kwan, Anna E. Röhrig, Frauen vom Hof der Welfen, München 2009.
27 besondere Porträts und die finsteren Geschichten der Mächtigen dahinter: Ab dem 11. April öffnet das Herzog Anton Ulrich-Museum seine neue Sonderausstellung für Besucher.
Schon seine Herrschaft beginnt mit einem Mord.
Mit 17 Jahren wird Cosimo I. de’ Medici Herzog von Florenz, nachdem sein Vorgänger Alessandro de’ Medici von einem seiner Vettern umgebracht wurde.
Herzog von Florenz, ab 1569 Großherzog der Toskana – und skrupelloser Machtmensch: Cosimo I. de’ Medici. Martino Rota (um 1520–1582/1583) nach Agostino Carracci (1557–1602), Bildnis des Cosimo I. de‘ Medici, 1586. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum
Politische Widersacher bedeutender Familien aus Florenz versuchen, ihn mit einer Armee zu vertreiben. Stattdessen nimmt er eine Reihe der Anführer fest – und lässt sie öffentlich enthaupten.
Während seiner Herrschaft lässt er 146 Menschen hinrichten und zahllose weitere ermorden. Wer bei ihm in Ungnade fällt, wird verbannt, während er sich an den Besitztümern der Verbannten und ihrer Erben bereichert – ganz legal, denn er hat das Gesetz dafür selbst erlassen. Und doch: In seinem Porträt begegnet er uns wie ein goldschimmernder „Heiliger“.
Intrigen, Korruption und Gewalt hinter der schillernden Fassade der Macht – das ist ein Thema, das nicht erst seit den Netflix-Hits „House of Cards“ oder „The Crown“ beliebt ist und Unterhaltungswert hat. Das Herzog Anton Ulrich-Museum widmet sich diesem Spannungsfeld nun mit der Sonderausstellung „True Crime Cast“.
Die 27 ausgestellten graphischen Werke stammen aus der bedeutenden und in ihrer Art nahezu einzigartigen Sammlung illuminierter Porträts des Herzog Anton Ulrich-Museums. Einst im Besitz des Amsterdamer Anwalts Laurens van Hem (1621–1678) zeigen sie berühmte Herrscher, Geistliche und Künstler, denen man in ihrer Zeit Respekt und Verehrung entgegenbrachte. Doch steckt hinter der schimmernden Fassade nicht selten eine Geschichte von Intrigen, Gewalt und Machtmissbrauch.
Zu den bekanntesten Gesichtern zählen Ludwig XIV., der „Sonnenkönig“, der mit glanzvoller Kunstförderung und rücksichtsloser Kriegspolitik gleichermaßen in die Geschichte einging, Papst Pius V., bekannt für seine unerbittliche Verfolgung Andersgläubiger, und Jan van Leyden, der mit Terror und Gewalt über Münster herrschte.
Ergänzend zur Ausstellung bietet das Herzog Anton Ulrich-Museum ein vielseitiges Rahmenprogramm. Ein besonderes Highlight ist die Veranstaltung „Im Angesicht des Verbrechens“ am 12. April, die eine Führung durch die Sonderausstellung mit einer Vorstellung von „Dorian G.“ im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig verbindet. Zudem gibt es eine Krimi-Lesung, einen Stadtspaziergang zu historischen Verbrechensorten und einen Literaturworkshop.
TRUE CRIME CAST. Macht und Gewalt im Portrait
Eröffnung: 10.04., 18.30 Uhr, um Anmeldung wird gebeten unter buchung.haum@3landesmuseen.de
Ausstellungslaufzeit: 11.04.–24.08.2025
Ausstellungsort: Herzog Anton Ulrich-Museum, Museumstr. 1, 38100 Braunschweig
Öffnungszeiten: Di–So von 11 bis 18 Uhr, Mo geschlossen
Eintrittspreise: Erw. 9 €, erm. 7 €, Kinder (6–17 Jahre) 2 €
Noch bis zum 3. April ist die Fotoausstellung „Der Weiße Faden“ in der Klosterkirche Riddagshausen zu sehen. Am 20. März setzte eine Gesprächsrunde zur Porträtfotografie einen abschließenden Impuls. Barbara Hofmann-Johnson, Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig, schreibt hier über zentrale Aspekte des Abends.
Anlässlich der Ausstellung von Elena Kaufmann Der weiße Faden zum 750jährigen Kirchweihjubiläum in der Klosterkirche Riddagshausen lohnte es sich, in einer Gesprächsrunde am 20. März 2025 über wichtige Aspekte der Porträtfotografie und unsere Erwartung an das Abbild des Menschen, über Individualität und Identität, über Aura, Wahrnehmung und Bewertung sowie über die konzeptuellen Möglichkeiten künstlerischer Porträtfotografie aus heutiger Sicht nachzudenken. An dem Podium, moderiert von Prof. Dr. Michael Grisko (Richard Borek Stiftung), nahmen neben Elena Kaufmann auch der Braunschweiger Fotograf Christoph Borek (Stiftung ManyFaces) sowie die Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig, Barbara Hofmann-Johnson, teil.
Der weiße Faden der Erfurter Fotografin Elena Kaufmann stellt Halb-Porträts von Frauen unterschiedlichen Alters, Hautfarbe und Herkunft vor hellem Hintergrund vor. Sie gehören unterschiedlichen Religionen an und sind stets in dem gleichen naturweißen Kleid vor neutralem Bildgrund aufgenommen. Das Kleid wurde eigens für das umfassende Projekt entworfen und scheint eher zeitlos denn modisch. Kleidung erscheint nicht als Attribut oder gar symbolisch der jeweiligen Person und deren Identifikation mit einer Religion zugeschrieben und stellt damit indirekt die Frage danach, wie oft wir Bewertungen und Einordnungen von Menschen auch durch Kleidung vorschnell vornehmen. Zu den Porträts gehören bei Elena Kaufmann Texte – sie können den Porträts in den Seitenschiffen der Kirche nicht eindeutig zugeordnet werden und regen ebenfalls unser Nachdenken über mögliche Zuordnungen an.
Die Geschichte der Porträtfotografie als wichtiges Themenfeld der Fotografie mit ihren bis heute vielschichtigen Bildsprachen und künstlerischen Vorgehensweisen reicht als Genre bis in die Anfänge der Geschichte des Mediums im 19. Jahrhundert zurück.
Neben Inszenierungen des Menschen vor besonderen Bühnen war es bereits der berühmte französische Fotograf Nadar (1820 – 1910) im 19. Jahrhundert, der das Wesen und die Aura von Personen eher vor neutralen Bildgründen vorstellte, um nicht von der Person abzulenken. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vollzog August Sander (1876 – 1964) den nächsten konzeptuellen Schritt der Porträtfotografie und widmete sich in seinem umfassenden Porträtwerk in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts den „Menschen des 20. Jahrhunderts“ in sieben Gruppen und in Form von Typisierungen als Gesellschaftsbild der Zeit.
Die zeitgenössische Fotografin Rineke Dijkstra (* 1959) begleitet seit 1994 die ursprünglich aus Bosnien in die Niederlande geflüchtete und inzwischen zu einer jungen Frau mit eigener Familie herangewachsene „Almerisa“ in Porträts, die ihre Entwicklung im kulturellen Kontext nach gleichem Inszenierungsmuster auf einem Stuhl sitzend vorstellen. Dem Einzelbild wird das sich entwickelnde, serielle Porträt gegenübergestellt.
Jetzt auch Teil der „Many Faces“-Familie: Fotografin Elena Kaufmann. Foto: Christoph Borek, ManyFaces.
Dass der Mensch nicht mit einem Bild zu fassen ist und seine Identität komplex ist, zeigt auch das Projekt „Many Faces“ von Christoph Borek, das er an diesem Abend vorstellte. In den vergangenen Jahren hat er inzwischen über 1.000 Personen in stets drei unterschiedlichen Gemütslagen fotografiert, um damit die Facetten der Befindlichkeiten als Varianten des Porträts zu thematisieren. Auch Elena Kaufmann gehört inzwischen zu den Porträtierten seines Großprojekts, für das er momentan eine Ausstellungsfläche sucht. In der Gesprächsrunde konnte man beides betrachten: die lebhaft agierende Fotografin und ihr dreiteiliges Porträt von Christoph Borek.
Porträts sind Ausschnitte aus Lebenszusammenhängen oder Inszenierungen, die uns im Gegenüber auch stets unsere eigene Identität und das Bild von uns überdenken lassen.
Barbara Hofmann-Johnson ist Leiterin des Museums für Photographie Braunschweig.
Herzogliches Kalenderblatt, Folge 7: Am 13. März 2025 jährte sich zum 309. Male der Geburtstag von Herzogin Philippine Charlotte. Wer war diese Tochter des bekannten „Soldatenkönigs“, und wie kam sie nach Braunschweig?
Am 13. März 2025 jährte sich zum 309. Male der Geburtstag von Herzogin Philippine Charlotte (1716-1801), der Gemahlin von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713-1780). Sie entstammte dem preußischen Königshaus, und ihr Vater, Friedrich Wilhelm I., nannte sie nach ihrem Rufnamen Charlotte zärtlich seine „dulle Lotte“.
Das verwundert vielleicht, denn der „Soldatenkönig“ ist eher als herrschsüchtig bekannt, dem aber auch die unbedingte Pflichterfüllung für das von ihm aufgebaute Land über alles gingen. „Lotte“ behielt ihre Spaßhaftigkeit bis ins Erwachsenenleben, und mit ihren Neckereien erheiterte sie als Kind die vielköpfige Königsfamilie, in der auch Spannungen und Intrigen vorherrschten, allen voran der schwere väterliche Zwist mit Kronprinz Friedrich (II.). Die familiären Kosenamen waren daher in Anlehnung an die französische Umgangssprache am Hof „Lolotte“, Lottine“ und sogar Sanssouci“.
Auf der Suche nach einer geeigneten Partie kam der Vater auf Ferdinand Albrecht II., den er als protestantischen Fürsten im Dienste des römisch-deutschen Kaisers schätzen gelernt hatte. Der Wiener Kaiserhof unterstützte die Wahl, und so wurde am 19. Mai 1730 in Berlin die Verlobung gefeiert. Kostspielig war die Fahrt dorthin für die Bevernsche Linie der Braunschweigischen Herzöge. Aber eine preußische Prinzessin als Schwiegertochter im Fürstenhaus zerstreute alle finanziellen Bedenken. Der zukünftige Schwiegervater gab dem schüchternen Carl den Rat, er solle sie nun „caressieren“ [liebkosen] und ihr „douceurs“ [Zärtlichkeiten] sagen.
Wegen der Jugend der Braut fand die Hochzeit erst 3 Jahre später, am 2. Juli 1733 in Berlin, statt. Da hatte die ältere Schwester Carls, Elisabeth Christine, bereits am 12. Juni 1733 in Schloß Salzdahlum den preußischen Kronprinzen geheiratet; die preußisch-braunschweigische Doppelhochzeit, eingefädelt von den Vätern, hatte stattgefunden.
Die Ehe Charlottes verlief gut. Ihr Einzug in Wolfenbüttel am 22. Juli war großartig, und ihr neues Zuhause im (erhaltenen) Kronprinzenpalais fand sie „bequem und sauber“. Die Schwiegereltern und das regierende Herzogspaar Ludwig Rudolf und Christine vergötterten sie. Aber viel zu rasch wurden sie und Carl nach ihrem Gefühl regierende Fürsten.
1735 starben am 21. März Herzog Ludwig Rudolf und nur ein halbes Jahr später am 13. September Herzog Ferdinand Albrecht II., ihr Schwiegervater. Die unbeschwerte Zeit endete. Es folgten der Umzug ins Residenzschloss und das Zusammenraufen mit drei Herzogswitwen. Besonders im Grauen Hofschloss der Elisabeth Sophie Marie, Gemahlin von August Wilhelm (verstorben 1731), als man zur Braunschweiger Sommermesse fuhr, gab es Streit um die gemeinsame Küchenbenutzung. 1736 erhielt das Herzogspaar dort aber den ganzen Südflügel und konnte standesgemäß residieren.
Der Graue Hof, die Braunschweiger Residenz der Herzöge, um 1830. Nach einer Lithografie von W. Pätz. Charlottes Wohnsitz lag mit Unterbrechungen von 1736 bis 1755 im äußeren Südflügel (rechts), und von da ab bis 1780 im äußeren Nordflügel (links).
Charlotte behielt ihre Frohnatur. Damit überstand sie Vieles, wie den Kindstod von drei ihrer 13 Kinder und das frühe Ableben vor dem 35. Lebensjahr von weiteren vier Kindern. Die Flucht aus Braunschweig 1757/58 und 1761 vor den Franzosen, die Mätressen Carls I. und sein Tod 1780 belasteten schwer. Trost boten die zahlreichen Briefe, die sie mit ihren Geschwistern austauschte und die Nähe zu den alten und neuen Verwandten.
Sie hatte auch großes Interesse an der deutschen Literatur und holte 1770 G. E. Lessing als Bibliothekar nach Wolfenbüttel. Nach 1780 hatte sie sich zurückgezogen und lebte schließlich in Schloss Antoinettenruhe am Nordrand Wolfenbüttels, wo sie noch 21 Jahre einer kleinen Hofhaltung vorstand (der Hof war 1755/56 nach Braunschweig verzogen). Am 16. Februar 1801 verstarb sie. Im Schlossmuseum Braunschweig gibt es von J. G. Pickhardt ein großes Porträt dieser Herzogin.
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