Das Museum für Photographie in Braunschweig zeigt ein außergewöhnliches Fotoalbum. Wie es half, ein Krankenhaus zu unterstützen.
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat … lebte in Braunschweig eine Frau, die ihrer Zeit ein bisschen voraus war. Käthe Buchler, geboren 1876, war eine talentierte, ambitionierte und experimentierfreudige Amateurfotografin, die der Stadt Bilder hinterließ, die zu wertvollen Zeitzeugnissen wurden: Ihre Bilder aus den Jahren des Ersten Weltkrieges führen eindringlich vor Augen, wie es im Alltag an der „Heimatfront“ zuging. Sie fotografierte verwundete Soldaten im Lazarett, Frauen in Männerberufen und Kinder im Braunschweiger Rettungshaus, einer Erziehungsanstalt für sozial benachteiligte Jungen und Mädchen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 27.11.2024
Das Museum für Photographie in Braunschweig präsentiert in seiner aktuellen Jubiläumsausstellung zum 40-jährigen Bestehen aber auch die verspielte, romantische Seite der gebildeten, wohlhabenden Bürgersfrau: Käthe Buchlers Märchenalbum. Die Sammlung poetischer Inszenierungen vor allem von Märchen der Brüder Grimm entstand noch vor dem Ersten Weltkrieg. Das Fotoalbum ist datiert auf den 19. November 1909 und in der Ausstellung sorgsam hinter Glas geschützt. Familie, Freunde, Bekannte der Fotografin standen damals Pate für das Märchenpersonal der hessischen Brüder.
So sehen wir ein traurig dreinschauendes, blumenbekränztes Schneewittchen mit wallendem Haar im weißen Kleid, umgeben von einem Zwergen-Trio – allerliebst dargestellt von drei Kindern mit angeklebten Rauschebärten. Unter dem Foto ist vermerkt, wer Schneewittchen darstellt: eine gewisse Elisabeth Hartwig. Für die lächelnde Gänseliesel mit ihren dicken Zöpfen hat Käthe Buchler ihre Tochter Ellen gewinnen können, die die fette Gans unter den Arm geklemmt hat. Wir sehen auch die Mutter der sieben Geißlein, die mit dem Finger droht vor dem bösen Wolf, der sich schon herangepirscht hat und seine Pranke auf eines der kleinen Geißenkinder legt. Alle Darsteller tragen Tiermasken; die Ziegenschar hat auch noch üppige weiße Kragen um die Hälse gelegt bekommen. Ob „Aschenbrödel“ im geschnürten Mieder, „Die sieben Raben“ (junge Frauen mit federbesetzten Häubchen) oder „Rotkäppchen“ mit Wein und Kuchen im Körbchen: Die Fotos sind sorgsam arrangiert und die Modelle liebevollst kostümiert und ausgestattet mit allerlei Requisiten.
„Die Bilder dieses einmaligen Märchenbuchs dienten dazu, Geld zu sammeln für wohltätige Zwecke“, berichtet Museumsleiterin Barbara Hofmann-Johnson. Die Fotografin hatte auf der ersten Buchseite vermerkt: „Aufgenommen für den Bazar zum besten eines Krüppelheim‘s in Braunschweig“. Das Museum vermutet, dass die Spende dem Herzogin Elisabeth Hospital galt, das im Juni 1909 auf Betreiben der namensgebenden Herzogin und des damaligen Stadtrates Max Jüdel als Herzogin-Elisabeth-Heim (Landeskrüppel-, Heil- und Pflegeanstalt) gegründet worden war. Fortschritte in der chirurgischen Orthopädie sollten hier für die Behandlung körperlich benachteiligter Kinder genutzt werden.
In Käthe Buchlers Märchenalbum sind 35 Aufnahmen enthalten, die die Fotografin mit 23 Bildern des professionellen Braunschweiger Fotografen Adolph Sternitzky erweiterte. Er besaß ein eigenes Studio; die Märchenbilder von Käthe Buchler waren im Atelier ihres befreundeten Kollegen Wilhelm Müller entstanden. Das Originalbuch war der Museumssammlung 2019 überlassen worden. Bilder des Albums waren dort 2021 zum ersten Mal zu sehen gewesen: als Abzüge von Vintage-Fotografien aus dem Album sowie Neuabzüge (sogenannten Modern Prints) von digitalisierten Glasplattennegativen. Das Märchenbuch war für die Ausstellung „Double Dialoges“ erstmals digitalisiert und 2024 im Braunschweiger Stadtarchiv restauriert worden.
Nachfahren Käthe Buchlers hatten dem Museum im Jahr 2003 rund 1000 beschichtete Glasplatten, Kontaktabzüge und Abzüge überlassen. Noch in diesem Jahr sollen die letzten 300 Platten digitalisiert werden, um ihre Motive für die Nachwelt zu erhalten.
Käthe Buchler entdeckte ihre Leidenschaft für die Fotografie 1901, nachdem sie von ihrem Mann eine in Braunschweig gefertigte doppeläugige Voigtländer-Kamera geschenkt bekommen hatte. Sie versuchte es erst autodidaktisch, nahm ab 1906 jedoch an Fotografiekursen an der Lette-Schule in Berlin teil. „Dort waren Frauen zugelassen, was sonst zu jener Zeit nicht selbstverständlich war“, betont Museumsleiterin Hofmann-Johnson. Später habe Käthe Buchler ihre Bilder unter anderem in Lichtbildervorträgen gezeigt, die häufig aufklärerische und karitative Ziele verfolgt hätten.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 27.11.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article407588937/kaethe-buchler-eine-maerchenhafte-braunschweigerin.html
Fotoausstellung „Der weiße Faden“ von Elena Kaufmann in der Klosterkirche Riddagshausen
Mit einer ungewöhnlichen Fotoausstellung zu unseren Bildern von Gegenwart, Glauben und Religion eröffnet die Kirchgemeinde Gliesmarode-Riddagshausen das Jubiläumsjahr anlässlich der 750. Wiederkehr der Weihe der Klosterkirche Riddagshausen im Jahr 1275. Vom 16. Januar (Vernissage 18 Uhr) bis 3. April 2025 zeigt die Ausstellung „Der weiße Faden“ der Erfurter Künstlerin Elena Kaufmann 20 zeitgenössische Porträts von Frauen aus 20 Religionen und ihre Lebensgeschichten – getrennt voneinander.
Die Porträts verzichten auf religiöse oder weltliche Symbole, damit man sie keiner Religion oder Kultur zuordnen kann – der Mensch steht im Mittelpunkt. Es geht um Respekt und darum, über unsere Vorstellungen nachzudenken. Passen sie zur Wirklichkeit? Die einfache Frage – Wer ist Wer? – ruft auf zum Dialog über Kulturen, Religionen und den Umgang zwischen den Menschen.
Ihre Motivation beschreibt die Künstlerin wie folgt: „Mich hat die Frage fasziniert, was uns als Menschen unterscheidet und was uns trotz aller Unterschiede verbindet. ‚Der weiße Faden‘ steht dabei für das, was uns menschlich macht und uns zusammenhält. Mit der Porträtserie wollte ich dieses Verbindende sichtbar machen und den Fokus auf das Wesentliche legen: den Menschen selbst.“
Dies hat sie auch im künstlerischen Prozess erlebt: „Meine Fotositzungen sind weniger ein technischer Ablauf als vielmehr ein Energieprozess. Jeder Mensch bringt seine eigene Energie mit, und es ist meine Aufgabe, diese wahrzunehmen und darauf einzugehen. Am Ende geht es darum, einen authentischen Moment einzufangen, der nicht perfekt sein muss, sondern echt. Denn diese Echtheit ist es, die berührt.“
Eröffnet wird die Ausstellung am 16. Januar um 18 Uhr mit einem Gespräch zwischen Elena Kaufmann und Cord Berghahn (TU Braunschweig, Präsident der Lessing-Akademie) über Fragen von Toleranz und die Gleichberechtigung von Religionen.
Im Rahmen der Ausstellung finden Workshops für Schülerinnen und Schüler statt. Darüber hinaus wird die Fotografin am 20. März um 18 Uhr in einem Gespräch zusammen mit Barbara Hofmann-Johnson (Museum für Photographie, Braunschweig) und dem Fotografen und Stifter Christoph Borek (Braunschweig) über die vielfältigen Ausprägungen des Porträts in der fotografischen Praxis diskutieren und im Anschluss durch die Ausstellung führen.
Der Eintritt in die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Kirche 10-18 Uhr (und für Führungen nach Vereinbarung) frei. Zur Ausstellung ist ein Kunstbuch erschienen, das in den Buchhandlungen Graff und Bücherwurm in Braunschweig erhältlich ist.
Das Jubiläumsjahr steht im Zeichen der lebendigen Vielfalt des Gemeindelebens der Klosterkirche Riddagshausen. Neben der Ausstellung „Der weiße Faden“, einem Video-Konzert der Capella della Torre (29. März) und einer Aufführung der Musik Hildegard von Bingens von „Ordo Virtutum“ (16. August) ist der Festgottesdienst am 15. Juni ein Höhepunkt des Festjahres. Darüber hinaus finden zahlreiche Veranstaltungen wie etwa der 22. Internationale Riddagshäuser Orgelsommer (29. Juni – 10. August), der Dorfmarkt (30./31. August) oder der 7. Zisterziensertag (14. Juni) statt, die ganz im Zeichen des Jubiläums stehen.
Aktuelle Informationen: www.klosterkirche-riddagshausen.de.
Das Jubiläum wird unterstützt durch die Landeskirche Braunschweig, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Evangelische Stiftung Neuerkerode, die Richard Borek Stiftung, die Braunschweigische Stiftung und die Braunschweigische Sparkassenstiftung.
Das Berliner Ensemble Polyharmonique präsentiert ihre „Historia Nativitatis“, wie sie im 17. Jahrhundert in Mitteldeutschland hätte erklungen sein können.
Die Klosterkirche St. Marienberg in Helmstedt erwartet am 18. Dezember um 19:30 Uhr ein weihnachtliches Highlight: Das in Berlin beheimatete Ensemble Polyharmonique, einer Gruppe professioneller Sängerinnen und Sänger der vielfältigen Alten-Musik-Szene, präsentiert eine Weihnachtshistorie, wie sie möglicherweise im 17. Jahrhundert in Mitteldeutschland in einer Christvesper oder einem Mettenspiel erklungen sein könnte. Sie verbindet Kunstmusik mit den traditionellen weihnachtlichen Weisen mitteldeutscher Provenienz und entwickelt sich in ihrem Verlauf zu einem lebendigen Oratorium.
Heinrich Schütz‘ Weihnachtshistorie SWV435, veröffentlicht im Jahr 1664 und Inspirationsquelle für die „Historia Nativitatis“ des Ensemble Polyharmonique, ist in ihrer Faktur für die damalige Dresdner Hofkapelle konzipiert, deren Musiker und Sänger mehrere Instrumente beherrschten. Aufgrund der opulenten Besetzung gestaltete sich damals wie heute eine Aufführung dieser außerordentlichen Musik für Kantoreien, Kammerchöre und Ensembles als schwer realisierbar.
Jedoch wird in gedruckten Musikalien des 17. Jahrhunderts oft darauf verwiesen, die aufzuführenden Werke entsprechend den Gegebenheiten und Möglichkeiten vor Ort anzupassen. Dieser Ansatz hat das Ensemble Polyharmonique dazu inspiriert, eine alternative und für das Ensemble praktikable Version der Weihnachtshistorie zu erstellen. Die daraus entstandene „Historia Nativitatis“ folgt formal strikt der Intention von Schütz und wurde für ein „Corpus Musicum“ von sechs Gesangsstimmen, zwei Violinen, Dulzian und einen farbigen Basso continuo (Orgel, Regal, Theorbe, Barockharfe, Violone) eingerichtet.
Die „Historia Nativitatis“ als Weihnachtsoratorium nach Heinrich Schütz SWV 435 versteht sich als Plädoyer für einen freien Umgang mit dem Repertoire des 17. Jahrhunderts und möchte die heutigen Musikschaffenden dazu animieren, sich mit eigenen Versionen und Varianten der Weihnachtshistorie zu beschäftigen und auch andere Werke für konzertante Aufführungen oder den gottesdienstlichen Gebrauch individuell einzurichten.
Das Konzert wird von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und GvdS Consult veranstaltet.
HISTORIA NATIVITATIS – ein Weihnachtsoratorium nach Heinrich Schütz SWV 435
Ensemble Polyharmonique
Mittwoch, 18. Dezember 2024 um 19.30 Uhr
Klosterkirche St. Marienberg, Klosterstraße 13, 38350 Helmstedt
Tickets: 20 € / 15 € ermäßigt über www.regiolights.de und an der Abendkasse
„Fritz Bauer Ultras“ ist mehr als ein Schauspiel von Christian Weiß über den legendären früheren Braunschweiger Oberstaatsanwalt, der die Ausschwitz-Prozesse in Frankfurt initiierte.
Die Produktionen von xweiss gehen oft über das reine Schauspiel im Theatersaal hinaus. Mit besonderen Aktionen soll die Relevanz eines Themas unterstrichen und den Besuchern ein Mehrwert geboten werden. Bei dem aktuellen Stück „Fritz Bauer Ultras“, das kürzlich im Kleinen Haus des Staatstheaters Premiere feierte und noch bis in den Februar 2025 hinein gespielt wird, wird das „Mehr als Theater“ auf die Spitze getrieben. Es wurde die für das Stück namensgebende Fan-Initiative gegründet. Es gibt ein Sammelbildheft a la Panini sowie eine komplette Fan-Kollektion mit Fan-T-Shirt, Fan-Schal, Basecap und Poster. Erhältlich ist alles am „Fritz Bauer Kiosk“ vor und nach den Vorstellungen im Foyer des Kleinen Hauses.
Kultstatus posthum
Fritz Bauer (1903-1968) ist fraglos eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit der Zeitgeschichte, die es verdient, in den Kultstatus erhoben zu werden – so wie es sonst nur Fußball- oder Pop-Stars vergönnt ist. Was jenen zu Lebzeiten zuteil wird, geschieht bei Fritz Bauer spätestens seit dem Fernsehfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ aus dem Jahr 2015 posthum.
Eine Schlüsselfigur der jungen Demokratie
Zu Lebzeiten, als Bauer als Generalstaatsanwalt wirkte, wurde seine famose juristische Leistung im Nachkriegs-Deutschland längst nicht so bejubelt wie der Schuss von Helmut „Boss“ Rahn im WM-
Finale 1954 gegen Ungarn. Den Respekt, den er verdient hätte, hätten ihm seine Zeitgenossen versagt. Dabei sei er in der Rückschau eine der Schlüsselfiguren der jungen Demokratie gewesen, die Deutschland den Rückweg in die Gemeinschaft der Völker geebnet hätten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 50. Todestag von Fritz Bauer am 1. Juli 2018.
Späte Anerkennung
Seine Arbeit als Staatsanwalt begann Fritz Bauer nach der Rückkehr aus dem Exil bis 1956 in Braunschweig. Nach Verhaftung durch die Nationalsozialisten 1933 war er 1935 nach Dänemark emigriert. Als Oberstaatsanwalt erreichte er in dem aufsehenerregenden Remer-Prozess vor dem Landgericht Braunschweig 1952 die Rehabilitation der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Mit seinem Wirken bis 1968 verbinden sich die Entführung Adolf Eichmanns und die Auschwitz-Prozesse. Der streitbare Jurist stieß auf vielfältige Ablehnung, als Jude auch auf offen antisemitische Anfeindungen. Er setzte sich für die konsequente strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts ein und trug damit wesentlich zur Demokratisierung der westdeutschen Gesellschaft bei.
Vorbild für die Demokratie
„Wir müssen in Zeiten, in denen die AfD erstarkt und durch das Setzen von Triggerpunkten die Gesellschaft polarisiert, stärker zusammenrücken und aktiv etwas für den Erhalt unserer Demokratie tun. Hierzu stellt die Inszenierung Fritz Bauer in den Mittelpunkt. Sein unermüdlicher Einsatz für die Demokratie kann ein Vorbild sein. Wir wollen das nutzen und ihn popikonisch aufladen“, erläutert Regisseur Christian Weiß. „Wir müssen etwas tun gegen die Risse im Fundament der Demokratie“, lässt er in dem Stück eine Darstellerin sagen. Das steht sinnhaft als Überschrift zu Stück und Bewegung.
Auf die Menschen kommt es an
Im ersten Teil der Aufführung trägt das Publikum Kopfhörer und taucht akustisch in eine Art Traumwelt ein, in der sich historische Tonaufnahmen mit puzzleartig verschnittenen Aussagen von und über Fritz Bauer mischen. Der Generalstaatsanwalt ist tot. Aber, als sich die Gegenwart, mit all ihren Hasskommentaren Bahn bricht, die auch Bauer zu Lebzeiten bereits selbst erleben musste, ist es Zeit, aufzustehen und etwas zu tun.
„Es bleibt nichts anderes übrig, als dass wir einfach zusammenstehen und diese Fülle von Dingen tun“, ist Fritz Bauer im Originalton zu hören. „Sie können Paragrafen machen, Sie können Artikel schreiben, Sie können die besten Grundgesetze machen, was Sie brauchen, sind die richtigen Menschen, die diese Dinge leben. Kein Mensch schafft Demokratie, es sei denn, Sie und ich und wir, jeder für uns.“ In diesem Sinne zeigt der zweite Teil des Abends dann die fünf Frauen auf der Bühne, wie sie darum ringen, sich selbst für die Demokratie im eigenen Alltag einzusetzen.
Einstieg in die Ultraszene
Ein schöner Einstieg in die „Fritz Bauer Ultraszene“ ist das Sammelbildheft zu Fritz Bauer und der Produktion. Es ist wie ein erweitertes Programmheft und liefert noch mehr Inhalt zu der Figur Fritz Bauer. Das Heft ist im Staatstheater erhältlich. Die dazugehörigen Sammelbilder gibt es bei verschiedenen Kooperationspartnern in der Stadt, die ein gesellschaftliches Engagement verbindet.
Es sind: Gedenkstätte Schillstraße, Refugium e.V., Haus der Braunschweigischen Stiftungen, Café Riptide, Theater Fadenschein, Cura e.V., Kunstverein Braunschweig, Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V., Staatstheater und DRK Kaufbar.
Weitere Termine: 8., 12., 14., 19., 22., 28. Dezember, 5., 12., 24., 26. Januar und 14. Februar.
Kontakt: post@xweiss.info
Fritz Bauer Ultras (Trailer): https://www.youtube.com/watch?v=0-GDPCEr6gU&t=3s
Fritz Bauer Ultras (Teaser): https://staatstheater-braunschweig.de/produktion/fritz-bauer-ultras-at
Neue Sonderausstellung im Schlossmuseum Braunschweig: „Residenzwechsel – zwei Museen, eine Ausstellung“
Eine Residenz zieht um. Mitte des 18. Jahrhunderts verlegt Carl I. seinen Hof wieder von Wolfenbüttel in die Handelsstadt Braunschweig, die damit zur Hauptresidenz der Braunschweiger Welfen wird. In der Ausstellung „Residenzwechsel. Zwei Museen, eine Ausstellung“ befasst sich das Schlossmuseum Braunschweig mit der Bedeutung des herzoglichen Umzugs für die Stadt Braunschweig und schaut insbesondere auf den Schlossbau des „Grauen Hofs“. Mit kostbaren Exponaten und bedeutenden Archivalien werden die Besucher bis zum 31. August nächsten Jahres mitgenommen in das 18. Jahrhundert.
Eine Besonderheit: „Residenzwechsel“ ist eine gemeinschaftliche Ausstellung mit dem Schloss Museum in Wolfenbüttel, bei der jedes Schlossmuseum den Fokus auf die jeweilige Stadt legt. „Wir haben uns sehr über die Möglichkeit gefreut, zu diesem Thema eine Kooperationsausstellung zu konzipieren“, sagt Museumsleiterin Helga Berendsen. „Die Besucher haben dadurch die Möglichkeit, von beiden Stadtseiten aus auf die Zeit der Residenzverlegung zu blicken. Der Umzug war für beide Städte prägend – auf unterschiedliche Weise.“
Braunschweig wurde 1671 von den Welfenherzögen eingenommen, die jedoch nicht unmittelbar ihre Residenz in die größte Stadt des Herzogtums verlegten, sondern erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Das genaue Datum des Residenzumzuges ist nicht überliefert, sodass sich anhand von verschiedenen Fragestellungen und Quellenuntersuchungen dem Thema für die Ausstellung angenähert werden musste. „Wir haben insbesondere den Bau des Braunschweiger Schlosses ‚Grauer Hof‘ untersucht und konnten anhand der Bauakten deutlich machen, wie und wann die Voraussetzungen aus baulicher Sicht für einen Umzug gegeben waren“, erläutert Helga Berendsen. Das Thema solle gern einen wissenschaftlichen Austausch anregen. Bereits am Eröffnungsabend seien neue Aspekte aus musikhistorischer Sicht hinzugekommen.
Zu sehen sind Ausstellungsstücke aus dem Museum Schloss Fürstenberg, dem Museum Schloss Wolfenbüttel, der Richard Borek Stiftung, dem Naturhistorischen Museum Braunschweig, dem Niedersächsischen Landesarchiv, dem Stadtarchiv Braunschweig, dem Archiv der TU Braunschweig und mehreren Privatsammlungen. Abbildungen aus der Herzog August Bibliothek und dem Herzog Anton Ulrich-Museum sowie dem Städtischen Museum Braunschweig runden die Exponatsliste ab. Gefördert wird die Ausstellung von der Braunschweigischen Stiftung sowie der Stadt Braunschweig und dem Stadtmarketing Braunschweig. Wer beide Ausstellungen sehen möchte, erhält beim jeweils zweiten Besuch einen ermäßigten Eintrittspreis von 2,50 Euro statt 5 Euro an.
Im Rahmenprogramm zur Sonderausstellung „Residenzwechsel – zwei Museen, eine Ausstellung“ werden Führungen und Vorträge angeboten. Den Auftakt macht am 5. Februar 2025 um 18 Uhr Sebastian Mönnich mit seinem Vortrag „Gegeben in Unserer Stadt Braunschweig. Die herzogliche Nebenresidenz 1671-1753“. Silke Wagener-Fimpel spricht am 5. März 2025 um 18 Uhr über „Das Ende des Schlosses Antoinettenruhe am Lechlumer Holz bei Wolfenbüttel“. Zwei besondere Ereignisse werden ein Konzert auf historischem Instrument in der Ausstellung sein und eine Fahrradtour von Braunschweig nach Wolfenbüttel. Für Familien sind spezielle Führungen ab März vorgesehen und Kinder können in den Oster- und Sommerferien in Workshops ein Zimmer im Schloss in einem Karton bauen.
Kontakt:
Schlossmuseum Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/470 4876
E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr
Zwei Ansichten der Martinikirche standen zur Auktion. Wie die Versteigerung lief und warum Braunschweig-Kenner irritiert sein dürften.
Taxiert wurde das Gemälde von Michael Neher auf 30.000 bis 40.000 Euro. Erbracht hat es 40.320 Euro: Das gab Jan Bykowski, Sprecher des Kölner Kunsthauses Lemperz, am Montag auf Anfrage unserer Zeitung bekannt. Die Ansicht der Martinikirche vom Eiermarkt aus gesehen aus dem Jahr 1862 wurde gemeinsam mit etwa 100 weiteren Werken bei einer Auktion in Berlin versteigert. Zusammen bilden die Gemälde die Privatsammlung eines Kunstfreundes, deren Erben die Versteigerung veranlassten.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.10.2024
Laut Bykowksi wurden mehrere Gebote auf das Gemälde abgegeben, bevor der Hammer fiel. Das Ergebnis lag dabei deutlich unter dem, was das Bild noch vor zehn Jahren erbrachte. Andreas Büttner vom Stadtmuseum Braunschweig hatte im Vorfeld herausgefunden, dass es im Jahr 2014 für 78.000 Euro verkauft wurde. Mit 50.000 bis 60.000 Euro wurde vorab das Gemälde von Cornelius Springer veranschlagt, das ebenfalls zur Auktion stand – aber nicht verkauft wurde. Laut Kurator Büttner wurde es im Jahr 2004 für 140.000 Euro verkauft. „Die Romantik ist nicht der aktuelle Geschmack“, urteilte Büttner im Gespräch mit unserer Zeitung.
Trotzdem: Mehrere tausend Euro sind viel Holz für Normalos, zumal in Zeiten von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit; aber die Zielgruppe von Auktionen wie dieser dürfte eher aus Kunsthändlern und gut betuchten Liebhaberinnen und Liebhabern bestehen. Eingeschweißten Braunschweiger Lokalpatrioten fällt beim Blick auf die beiden Werke sowieso ziemlich schnell auf: Hier stimmt was nicht.
Unter den Hammer kamen Michael Nehers Gemälde „Die St. Martinskirche in Braunschweig“ (in der Stadt selbst würde man sie wohl nie so nennen) aus dem Jahr 1862 und Cornelius Springers Werk „Marktplatz vor der Martinikirche in Braunschweig“ von 1874. Beide sind Beispiele der sogenannten Vedutenmalerei, erklärt Jan Bykowski, Pressesprecher des Kunsthauses, im Gespräch mit unserer Zeitung. Man könnte auch sagen: Stadtansichten. „Der Sammler hat beispielhafte Werke aus den Hochzeiten der Architekturmalerei zusammengestellt“, so Bykowski, „so eine kompakte Sammlung zu einer Kunstgattung ist selten zu finden.“
Die Stadtansichten seien von den auf sie spezialisierten Malern mal als Auftragsarbeit, mal „auf Verdacht“ angefertigt worden. „Sie wurden häufig von gut betuchten Käufern erworben und als Statussymbol zum Beispiel in Amtsstuben gehängt“, sagt Bykowksi. So war der erste Käufer der Martinikirche von Michael Neher niemand anders als der bayerische König Ludwig I. „Er war ein großer Freund von Stadtansichten“, sagt Bykowksi.
Was aber ist von diesen Ansichten zu halten? Auf den ersten Blick wirken die Gemälde harmonisch; die Martinikirche ist vor allem auf Nehers Gemälde eindeutig zu erkennen. Die charakteristischen Türme, die Giebel, – aber Moment: da steht ja der Altstadtbrunnen vor den Kirchtüren, und der befindet sich bekanntermaßen auf dem Altstadtmarkt. „Die Malerei bietet die Freiheit, die Komposition anzupassen“, sagt Andreas Büttner, Kurator für Malerei am Städtischen Museum, „und damals stand die Malerei schon in Konkurrenz zur Fotografie.“
Womöglich, um ein besonders majestätisches Bild der Stadt festzuhalten, versetzte der Maler den Marienbrunnen also dahin, wo der Eiermarkt liegt. Tatsächlich dürfte sich hier damals eine freie Fläche befunden haben, sagt Büttner, nachdem ein Friedhof samt Friedhofskapelle abgetragen worden war. Der versetzte Brunnen ist aber nicht der einzige „Fehler“ im Gemälde. „Die Kirche ist zusammengeschoben“, sagt Büttner; der verzierte Abschnitt mit der Tür befindet sich eigentlich weiter östlich. Außerdem sind die Türme in der Realität gerade, nicht nach oben zulaufend. Das Dach der Annenkapelle hingegen sei damals tatsächlich kuppelförmig gewesen, sagt Büttner. Auch Dachreiter und Glockenturm gehörten damals zur Martinikirche, sie wurden später abgetragen.
Der Münchner Maler Michael Neher (1798-1867) sei bekannt für seine Vedutenmalerei, sagt Andreas Büttner, habe sich aber auch in der Landschafts- und Genremalerei verdingt. „Seine Werke sind lieblicher und schönfärberischer als die von Cornelius Springer“, sagt Büttner. Der holländische Maler Springer (1817-1891) sei dagegen spezialisiert gewesen auf Stadtansichten, vor allem solche aus Holland, aber auch aus Norddeutschland. Und so machte Springer aus der aus Naturstein gebauten Martinikirche einen Backsteinbau – womöglich für den nordischen Flair.
Vor allem aber wird es Springer darum gegangen sein, Braunschweig als Handelsstadt zu portraitieren. Das Markttreiben steht klar im malerischen Fokus, während bei Neher die Kirche selbst im Zentrum steht. Springer lässt einen Abschnitt des Altstadtrathauses vor die Kirche springen, alles wirkt gedrängter als in der Realität. Büttner sieht in dem Gemälde eine verklärte Darstellung von Tradition. Die bäuerlichen Menschen, die den Handel in die Stadt bringen, die alten Gebäude. „Das Althergebrachte drohte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verschwinden“, sagt er, „die Innenstadt veränderte sich zum Beispiel durch den Bahnhofsbau stark.“ Okerarme seien kanalisiert, Fachwerkhäuser in großer Zahl abgerissen worden. Das Gemälde hingegen verewigt Geschichtliches und Ehrwürdiges.
Welches Bild sagt dem Braunschweiger Kunsthistoriker mehr zu? „Ich würde eher das von Neher nehmen, aber das ist persönliche Vorliebe“, sagt Büttner. Dem Stadtmuseum würde es wohl durchaus gefallen, beide Gemälde in die Sammlung aufzunehmen. Realistisch ist das angesichts der knappen Stadtkasse aber nicht.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.10.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article407516969/teure-braunschweig-gemaelde-finden-sie-die-fehler.html
Teilnahme am inklusiven Kurzfilmwettbewerb „ganz schön anders“ ist noch bis zum 15. Februar 2025 möglich.
Was ist Power? Wer hat Power? Diese Fragen beschäftigen Schülerinnen und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Wolfenbüttel, die derzeit Spielfilme und Animationsfilme über die vielfältigen Dimensionen von Energie und Macht drehen. Sie nehmen damit am inklusiven Kurzfilmwettbewerb „ganz schön anders“ in Niedersachsen teil. Das Motto diesmal lautet „ganz schön viel – POWER“. Die Themen ihrer Filme sind ebenso abwechslungsreich wie spannend: Ein Sportler dopt sich, um zu gewinnen, ein Team setzt sich mit der Bedeutung von mentaler Stärke und der Kraft von Träumen auseinander, während ein anderes die zerstörerische Macht von Gerüchten im Klassenchat untersucht.
Der Wettbewerb richtet sich an Regel- (7. – 10. Jahrgangsstufe) und Förderschulen (7. – 12. Jahrgangsstufe) in Niedersachsen. Ziel ist es, Jugendlichen unabhängig von ihren körperlichen und geistigen Fähigkeiten die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen zu ermöglichen. Veranstalter ist Blickwechsel e. V., der Verein für Medien- und Kulturpädagogik in Göttingen, in Zusammenarbeit mit Königsworth Medienbüro Hannover. Noch bis zum 15. Februar können sich weitere Schulklassen aus ganz Niedersachsen beteiligen. Im vergangenen Jahr nahmen mehr als 1.200 Schülerinnen und Schüler teil. Der Wettbewerb wird unter anderem von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert.
Die Schülerinnen und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Wolfenbüttel wurden zum Start ihrer Dreharbeiten von den Filmemachern Tim Fischer und Tobias Milde sowie der Animationskünstlerin Maria Taebling unterstützt. Sie hatten sich neben 178 weiteren Filmteams aus niedersächsischen Schulen bereits für die Wettbewerbsteilnahme angemeldet und einen der fünf ausgeschriebenen Drehbuch- und Filmworkshop gewonnen.
Der Wettbewerb findet seit mehr als zehn Jahren jährlich zu wechselnden Mottos statt. In diesem und den kommenden Jahren dreht sich alles um wichtige Zukunftsthemen. Die besten Filme aus Niedersachsen werden am 2. April 2025 auf der großen Kinoleinwand in Hannover präsentiert und die Filmpreise vergeben. Hauptgewinn ist eine Reise nach Berlin und der Besuch des Filmparks Babelsberg.
Hoffnung darauf machen sich auch die zehn Filmteams des Theodor-Heuss-Gymnasiums, die sich für ihre Projekte teilweise Spiel- und auch Animationsfilme vorgenommen haben. Während des Workshops waren alle mit großem Eifer bei der Sache. „Ich finde, dass alle sehr gut mitgemacht haben. Es ist großartig, dass die Schülerinnen und Schüler einen ganzen Tag an ihrem Projekt arbeiten konnten und nicht nach 90 Minuten alles wieder aufgeräumt sein musste. Davon profitieren alle, und es ist viel mehr in einem Fluss“, urteilt Lehrerin Barbara Mende nach dem Workshop.
Auch die Schülerinnen und Schüler waren begeistert von der professionellen Anleitung. „Es war sehr interessant, weil wir am Anfang nicht so wirklich wussten, wie man einen Trickfilm überhaupt dreht. Wir haben eine Einweisung bekommen und durften uns dann ausprobieren. Da haben wir gemerkt, wie wichtig Details sind“, sagt Amelie aus der Animationsgruppe. Für Erik aus der Spielfilmgruppe hat die Kameraarbeit am meisten Spaß gemacht: „Hinter der Kamera zu stehen, zu drehen und zu gucken, wie es am besten funktioniert und welche Optionen es gibt, fand ich sehr interessant.“ Jetzt kommt es für sie darauf an, mit ihrer Gruppe bis Mitte Februar einen kompletten Film abzuliefern und auf die Jury-Entscheidung zu warten. Wer weiß, vielleicht geht es ja dann nach Berlin?
Kontakt:
ganz schön anders-Kurzfilmwettbewerb
c/o Königsworth Medienbüro
Königsworther Str. 23A
Telefon: 0511-165 80334
E-Mail: info@ganz-schoen-anders.org
Internet: ganz-schoen-anders.org
youtube.com/kurzfilmwettbewerb
instagram.com/ganzschoenanders
Große Retrospektive der Fotografien von Uwe Brodmann im Braunschweigischen Landesmuseum und im Städtischen Museum Braunschweig.
Wer einen Blick in das private Archiv des Fotografen Uwe Brodmann erhascht, kann das vergangene halbe Jahrhundert des Braunschweiger Landes vorüberziehen sehen. Diesen Schatz hat jetzt das Braunschweigische Landesmuseum in Kooperation mit dem Städtischen Museum Braunschweig gehoben: Beide Häuser zeigen vom 25. Oktober 2024 bis zum 16. Februar 2025 das Werk Uwe Brodmanns erstmals in einer umfassenden Retrospektive mit rund 200 Arbeiten. Die Ausstellungen werden von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Braunschweigischen Stiftung gefördert.
Uwe Brodmann, gebürtig in Hohne bei Celle, begann seine Laufbahn 1961 mit einer Lehre als Reproduktionsfotograf in Braunschweig. Der berufliche Werdegang führte ihn später zu Büssing und die MIAG. Seit 1989 ist Brodmann freischaffender Fotograf. Seine Werkgruppen umfassen Porträts, Stadt-, Industrie- und Naturlandschaften, öffentliche Kulturräume und Stillleben. Charakteristisch für ihn ist dabei sein schnörkelloser Stil, kombiniert mit einem ausgeprägten Gespür für Perspektiven. Seine Dokumentarfotografie hat mit der von ihm seit den 1970er-Jahren erprobten Panorama-Technik ein besonderes Format gefunden.
Von den Anti-Vietnamkrieg-Protesten der 60er Jahre bis zu Porträts von Geflüchteten unserer Tage entfaltet die Ausstellung ein Panorama des Braunschweigischen durch die Brodmann’sche Linse. Brodmanns Bilder– das zeit-dokumentarische Frühwerk ebenso wie die kunstvollen Panoramafotografien und die jüngsten Collagenfotos – sind unverwechselbar. Im Landesmuseum am Standort Hinter Aegidien sind Brodmanns Fotos aus seiner Lebensregion rund um Braunschweig zu sehen, im Städtischen Museum Braunschweig werden Fotos von Brodmanns Reisen zu sehen. In neun Ausstellungskapiteln zeichnen die Museen Brodmanns Werdegang nach.
Im Mittelpunkt seines Schaffens steht das Braunschweiger Land. Im Ausstellungsteil des Landesmuseums geht es in sechs Kapiteln und 136 Fotografien auf einen Streifzug durch das Braunschweigische. Teils erstmals zu sehen sind seine frühen Bilder, die das städtische und ländliche Leben in den 1960er und 1970er Jahren festhalten. Einen großen Raum nehmen Panoramafotografien der hiesigen Industrielandschaft und Landschaftsindustrie ein. „Mich fasziniert die Gegensätzlichkeit von Motiven auf Brodmanns Fotos, das Rübenfeld und die Silhouette der Stahlwerke von Salzgitter, die Magnolie und der Bombensplitter. Sie machen aus Braunschweigischen B-Seiten eine A-Seite“, sagt Heike Pöppelmann, Direktorin des Landesmuseums.
Unter dem Aspekt „Gedenkorte“ zeigt das Städtische Museum Aufnahmen von historischen Schauplätzen wie Verdun oder von Treffen französischer Veteranen, die am D-Day bei der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 beteiligt waren. Auf seinen Reisen hat Brodmann seit den 1960er Jahren auch die Welt fotografisch eingefangen. Eine Auswahl von rund 70 Aufnahmen aus Australien, Belgien, England, Frankreich, Griechenland, Italien, Marokko, Russland und Thailand zeugt von der künstlerischen Produktivität Brodmanns. „Uwe Brodmann verbindet in seinen Reisefotografien weltberühmte Sehenswürdigkeiten mit in jeder Hinsicht denkwürdigen, teilweise skurril anmutenden Alltagsansichten“, erläutert Peter Joch, Direktor des Städtischen Museums.
Ein gemeinsamer Katalog mit einer Auswahl der in beiden Häusern gezeigten Bilder ist in den Museumshops erhältlich. Der Katalog ist im Michael Imhof Verlag erschienen und kostet 24,90 Euro.
Braunschweigisches Landesmuseum, Standort Hinter Aegidien
„Auslöser. Brodmann im Braunschweigischen“
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr
Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Kinder (6-17 Jahre) 2 Euro, Kombiticket für beide Ausstellungen 8 Euro.
Städtisches Museum Braunschweig
„Auslöser. Brodmann weltweit“
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils von 11 bis 17 Uhr
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder (6–16 Jahre) 2 Euro, Kombiticket für beide Ausstellungen 8 Euro.
Das Schlossmuseum Wolfenbüttel erwarb mit dem „Holländisches Service“ eines der bedeutendsten Ensembles europäischer Porzellankunst.
Der Erwerb des „Holländischen Service“ stellt die größte Anschaffung in der Geschichte des Schlossmuseums Wolfenbüttel dar. Seit wenigen Tagen bereichert damit eines der bedeutendsten Ensembles europäischer Porzellankunst die Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Welfenresidenz.
Cathrin Mayer spricht über ein offenes Haus, Experimentierlust und den Kunstverein als Ort ästhetischer Erfahrung.
Seit mehr als einem Monat ist die 36-jährige Wienerin Cathrin Mayer Direktorin des Kunstvereins Braunschweig. Die Schlüssel zur Villa Salve Hospes, die sie stolz in der Tasche trägt, sind altertümlich und schwer. Sie verweisen nicht nur auf die Tradition des von Peter Josef Krahe gebauten Hauses, sondern auch auf die lange Geschichte des 1832 gegründeten Braunschweiger Kunstvereins. Das Haus und den Kunstverein kannte sie aus früheren Besuchen. Als die Stelle schließlich ausgeschrieben war, hat sie sich nicht zuletzt wegen der „tollen Villa“ beworben – und, weil sie, wie sie später bekennt, Orte faszinieren, „die nicht für die Kunst gebaut worden sind“.
Doch zunächst sprechen wir über ihren Werdegang. Wien sei in vielerlei Hinsicht eine prägende Stadt gewesen, verrät sie gut gelaunt im Interview. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sich in einer Stadt, die geprägt ist durch die Historie, im Studium mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen. Hier habe sie im Rahmen eines Praktikums in einer kommerziellen Galerie auch ihre erste Berührung mit dem Kunstmarkt gehabt.
„Mit 19 bin ich in die Galerie reinspaziert, habe mal meinen ganzen Mut zusammengenommen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Ich habe dort alles gemacht: nach der Eröffnung die Bierflaschen weggeräumt, Künstlerinnen betreut, Wände wieder schließen, verputzen, auch erste Textarbeiten und die Betreuung der Datenbank, also wirklich alles. Und diese Erkenntnis, dass zum Ausstellungsbetrieb so viele verschiedene Tätigkeiten gehören – von ganz banalen Dingen, die man in jedem Haushalt macht, bis zu internationalen Kooperationen – hat mich fasziniert und geprägt.“
In Berlin, bei der „Berlin-Biennale“ und in den „Berliner Kunstwerken“ sammelte sie weitere, vor allem internationale Erfahrungen und erweiterte ihre Perspektive auf die Ausstellungsarbeit.„Was mich immer interessiert hat, ist, in die Perspektive des Künstlers, der Künstlerin zu schlüpfen. Das ist ein wahnsinniges Potenzial der bildenden Kunst, andere Sichtweisen zu sehen, zu erleben und erlebbar zu machen.“
Prägende Momente waren nicht zuletzt in Graz die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Kosovo oder Albanien – Länder mit einer ganz eigenen Dynamik und auf dem Weg der Stabilisierung. Hinzu kamen Erfahrungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Estland. Es waren Blicke in die europäische Peripherie, verbunden mit der Erkenntnis über die Möglichkeiten als Kuratorin: „Ich kann durch meine institutionelle Anbindung diesen Künstler aus der Peripherie ins Zentrum bringen. Das ist die Macht, die Institutionen haben und die ich – auch mit einer Entscheidung für unbekannte künstlerische Positionen – reflektiert einsetzen kann.“
In Braunschweig möchte sie das Haus und den Garten „als Ort ohne Konsumzwang“ auch für den Austausch mit der Stadtgesellschaft öffnen. Sie betont, der Kunstverein sei auch ein Ort der Experimente, des Risikos und der Kooperationen, die zum Beispiel mit Performances auch örtlich weit in die Stadt reichen können. Und sie möchte wieder die Kunst in den Vordergrund stellen.
„In der letzten Zeiten gab es ganz vielfach den Anspruch, dass man schon sehr, sehr viele Diskurse kennt, dass man weiß, wie man was einordnet. Wir müssen wieder dazu zurückkommen, dass wir naiv sein dürfen, dass wir Sachen anschauen können und erstaunt sein können von dem, was wir sehen.“
Mit Blick auf die besondere Situation in Braunschweig freue sie sich besonders auf die Zusammenarbeit mit der HBK. Die Ausstellung der Meisterschüler im Kunstverein sei absolut unabdingbar. Nicht zuletzt, weil ein Publikum da sei, das man auch aktivieren könne. „Im besten Fall entstehen neue Kooperationen und Formate“.
Den „erstaunten“ Blick möchte sie auch in ihrer ersten Ausstellung deutlich machen. „Die erste Ausstellung heißt Mirage und Mirage ist ein Bild, das aus dem Französischen ins Englische Einzug gehalten hat. Es bedeutet im Prinzip so etwas wie eine Halluzination. Es geht darum, dass Dinge gar nicht das sind, was man auf den ersten Blick denkt.“
„Und“, dies sagt sie mit Blick auf die Villa, „die Ausstellung möchte auch den Raum des Kunstvereins mitdenken. Das heißt, es gibt Arbeiten, die sich ganz stark auf den Körper und den Raum beziehen und die erlebbar die Wahrnehmung des Raums verändern.“
Diese Begegnung mit der Kunst und ihrer Veränderbarkeit und damit gleichzeitig ihrer Offenheit ist wichtiger Ansatz ihrer Arbeit. Es ist ein Ansatz, der nicht auf Hermetik und identitätspolitische oder sonstige Eindeutigkeit setzt, sondern auf Begegnung und Kommunikation, nicht nur mit der Kunst, sondern auch mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Die Einladung ist ausgesprochen, den Kunstverein in alten Räumen neu zu entdecken. So öffnen die alten Schlüssel vielleicht neue Wege zur Kunst.
Michael Grisko ist Geschäftsführer der Richard Borek Stiftung und Honorarprofessor am Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt.
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