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Der Loewe - Journal der Braunschweigischen Stiftungen
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Verein „Kunstrauschen“ präsentiert 30 Identicons im Stadtraum, die auf historisch bedeutende Persönlichkeiten hinweisen.

Mit dem spannenden Projekt „Kulturstreifzug“ lädt der junge Verein „Kunstrauschen“ zu einem speziellen, künstlerischen Spaziergang durch die Stadt ein, der nicht nur Spaß macht, sondern gleichzeitig auch die Allgemeinbildung auffrischt. Bis zum 26. Mai werden sogenannte Identicons auf 30 historisch bedeutende Persönlichkeiten an zehn Litfaßsäulen in Braunschweig hinweisen. Zu jedem dieser im Stil der Männlich-/Weiblich-Zeichen aus der Biologie gestalteten Symbole gehört ein QR-Code. Nur, wer ihn mit seinem Smartphone scannt, wird erfahren, welche Persönlichkeit sich hinter dem jeweilgen Identicon verbirgt. Die Auflösung gibt es in etwa zwei bis vier minütigen biografischen Audios. In der Galerie Vita-Mine in der Karl-Marx-Straße 6 findet zeitgleich eine weiterführende Identicons-Kunstausstellung statt. Der „Kulturstreifzug“ ist das erste Projekt des Vereins. Weitere sollen folgen.

Besondere Merkmale

„Jede der dargestellten Persönlichkeit hat ein besonderes Merkmal, einen zentralen Punkt im Leben und den habe ich herausgestellt“, erklärt Grafikdesigner Timo Rödiger seine Umsetzung in abstrahierte Abbildungen, in die Identicons. Zu den so dargestellten Persönlichkeiten gehören unter anderem Mutter Theresa, Angela Merkel, Charles Darwin, Michelangelo, Käthe Kollwitz, Heinrich der Löwe, Wilhelm Conrad Röntgen oder Frida Kahlo. Wer sich auf die Spur der Berühmtheiten begibt, erlebt manche Überraschung. Die biografischen Audios hat Schauspielerin Susanne Maierhofer eingesprochen.

Kostenfrei für jedermann

Mit dem „Kulturstreifzug“ ist ein niederschwelliges Kulturprogramm gelungen, das von jedermann kostenfrei nutzbar ist. Das war das Ziel des Vereins „Kunstrauschen“. Es ist nicht erforderlich den Rundgang zu wählen, um teilzuhaben. Man kann an jedem Punkt der Route einsteigen. An jeder Litfaßsäule gibt es Hinweise zur vorherigen und zur nächsten Station. Die Identicons sind farblich so auffällig und jeweils oben an der Litfaßsäule präsentiert, so dass Interessenten nicht lange suchen müssen, bis sie die nächsten drei Persönlichkeiten entdecken können.

Die zehn Stationen im Öffentlichen Raum befinden sich an den Litfaßsäulen am Ägidienmarkt, am Bohlweg/Ecke Waisenhausdamm, an der Münzstraße, an der Neuen Straße, an der Kannengießerstraße, gegenüber dem Welfenhof, am  Ruhfäutchenplatz, am Hagenscharrn, am Steinweg und am Eingang Theaterpark.

Am Samstag, 7. Mai, beginnt die Vernissage mit einem gemeinsamen öffentlichen Kulturstreifzug um 16 Uhr. Starpunkt ist die Litfaßsäule am Ägidienmarkt. Der Rundgang endet in der Galerie Vita-mine in der Karl-Marx-Straße. Die Finissage startet am Mittwoch, den 25. Mai um 17.30 Uhr an gleicher Stelle.

Gefördert wird der Kulturstreifzug von der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK) und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung (BSS), der Richard Borek Stiftung und dem Kulturamt der Stadt Braunschweig. Zweck des Vereins „Kunstrauschen“ ist die Förderung von Kunst und Kultur, insbesondere der bildenden Kunst, in Braunschweig und der Region.

Kontakt:

Kunstrauschen e. V.
Berliner Straße 52J
38104 Braunschweig

Tel.: 0531-390 705 39
E-Mail: mail@kunstrauschen.de
Internetseite: www.kunstrauschen.de

 

Das Festival Theaterformen zeigt vom 30. Juni bis 10. Juli 19 Stücke aus zwölf Ländern.

Nachdem das Festival Theaterformen 2020 in Braunschweig mehr oder weniger nur digital stattfinden konnten, ist die Vorfreude auf die vom 30. Juni bis 10. Juli stattfindende Neuauflage wieder mit Publikum bei allen Beteiligten riesengroß. 19 Produktionen aus zwölf Ländern werden im Großen Haus des Staatstheaters, dem Kleinen Haus und im LOT-Theater zu sehen sein. „Es sind Stücke zu spannenden politischen Themen“, sagte Dagmar Schlingmann anlässlich der Programmvorstellung im Louis-Spohr-Saal des Staatstheaters. Der Kartenvorverkauf hat begonnen.

Dagmar Schlingmann (links) und Anna Mülter. Foto: Theaterformen/Moritz Küstner

Die Stücke, so erklärte die Künstlerische Leiterin des Festivals, Anna Mülter, „werden unsere Gegenwart schonungslos in den Blick nehmen“. Viele von ihnen setzten sich mit unterschiedlichen Formen von Gewalt gegen Frauen, mit Rassismus und Inklusion auseinander. Vertreten sind zeitgenössische Produktionen, die vor allem Widerstand postulieren, aber eben auch Hoffnung auf Veränderung machen wollen. Im Rahmen des Festivals wird unter anderem eine Gesprächsreihe mit dem Titel „Perspektiven und Diskurse zu diskriminierungskritischem Theater“ angeboten. Für Anna Mülter ist es das erste Festival in Braunschweig. Sie löste 2021 Martine Dennewald ab, die seit 2014 die Theaterformen geleitet hatte, und feierte bereits eine gelungene Premiere im vergangenen Jahr in Hannover.

Etat von 1,2 Millionen Euro

Die Theaterformen zählen zu den größten Festivals für internationales Theater in Deutschland. Veranstaltet wird es von den Staatstheatern Braunschweig und Hannover. Der Ursprung lag 1990 in der Löwenstadt. Seit 2007 wird es im jährlichen Wechsel in beiden Städten ausgetragen. Es wird unter anderem durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert. Das Gesamtbudget beträgt für das anstehende Festival rund 1,2 Millionen Euro. Das Land und die Stadt Braunschweig tragen den Löwenanteil.

Proben zu SWATIK. Foto: Theaterformen/Andreas Greiner/Napp

Auf die ganz große Kontroverse im Stadtraum verzichtet das Festival diesmal. Im vergangenen Jahr war noch die Raschplatz-Hochbrücke gesperrt und eine Bühne für das „Stadtlabor“ unter dem Motto Klimagerechtigkeit aufgebaut worden. Bezugnehmend auf den ehemaligen Schlosspark wird das Festivalzentrum auf dem Herzogin-Anna-Amalia-Platz zwischen Schloss-Arkaden und Kleinem Haus angesiedelt. Dort wird während des Festivalzeitraums unter anderem das Projekt „I am a tree“ der indigenen Künstlerin Naine Terena zu sehen sein. Jeweils nach Sonnenuntergang wird eine Projektion von Baniwa Botany, ebenfalls indigener Herkunft, zu sehen sein, die die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit ins Bewusstsein der Betrachter rücken soll.

Vom Broadway nach Braunschweig

Eröffnet wird das Festival am 30. Juni im Großen Haus mit dem Theaterstück „Is this a room“ von Tina Satter und ihrem Theaterkollektiv Half Straddle aus New York. Die Inszenierung, die ihre Uraufführung am Broadway feierte, zeigt den Fall der Whistleblowerin Reality Winner. Sie wurde vom FBI beschuldigt, Beweise für eine russische Einflussnahme auf den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 veröffentlicht zu haben. Das Stück inszeniert das offizielle FBI-Protokoll Wort für Wort als hochaktuellen Polit-Thriller.

Im Rahmen des Festivals wird es zwei Uraufführungen geben. Eine davon ist die erste gemeinsame Produktion zwischen dem Festival Theaterformen und dem JUNGEN! Staatstheater Braunschweig. Dabei handelt es sich um ein Tanzstück des marokkanischen Choreografen Taoufiq lzeddiou mit dem Titel „SAWTIK. Deine Stimme – Your silence will not protect you“. lzeddiou verarbeitet darin die Erfahrungen junger Menschen aus zwei Jahren Pandemie. Die zweite Uraufführung ist das Projekt „Radio Ghost“ des Theater- und Digitalkunstkollektivs ZU-UK aus London. Darin werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Anweisungen durch die „Schloss-Arkaden“ geführt. Der Fokus liegt auf dem Aspekt des nachhaltigen Konsums.

Projekt mit dem Goethe-Institut

Einen besonderen Raum nimmt das Projekt „Gathering in a better world“ während der Theaterformen ein. Am zweiten Festivalwochenende vom 7.bis 10. Juli werden im Rahmen eines internationalen Projektes des Goethe-Instituts drei behinderte Künstlerinnen und Künstler ihre Perspektiven aufzeigen. Edu O. (Brasilien), Jess Thom vom Projekt Touretteshero (Großbritannien) und Alexandrina Hemsley aka Yewandel03 (Großbritannien) werden die Räume im Großen Haus des Staatstheaters besetzen und ein vielgestaltiges Workshop- und Performance-Programm anbieten, das sich an Erwachsene, Familien und Kinder richtet. Der Eintritt zu dem viertätigen Programm ist frei. Das Programm wird in Johannesburg, Montevideo, Shanghai und Kyoto fortgesetzt.

Szene aus Carte Noir Nommée Désir. Foto: Theaterformen/Vincent Zobler

Den Abschluss des Festivals gestaltet die in Frankreich arbeitende Regisseurin und Autorin Rébecca Chaillon am 9. und 10. Juli im Großen Haus. Carte Noire nommée Désir ist ein bittersüßer Kommentar auf die Vergleiche Schwarzer Körper mit süßen Lebensmitteln und heißen Getränken. Acht schwarze Performerinnen hinterfragen die Hypersexualisierung und Exotisierung Schwarzer Körper und die fortlaufenden rassistischen Stereotypisierungen und Zuschreibungen in unserer Gesellschaft.

Das Festival Theaterformen findet im nächsten Jahr vom 22. Juni bis zum 2. Juli turnusgemäß wieder in Hannover statt.

Mehr zum Programm 2022 unter: www.theaterformen.de

Das Land Niedersachsen investiert in den nächsten Jahren 47,5 Millionen Euro in das Braunschweigische Landesmuseum.

Seit 1985 dient das Vieweghaus dem Braunschweigischen Landesmuseum als zentraler Ausstellungsstandort im Herzen der Stadt. Der ehemalige Direktor des Museums, Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, rückte es in den Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Interesses. Nach der langen Nutzungszeit gilt das Museumsgebäude der Direktion und den zuständigen Stellen im Kultusministerium in Hannover als renovierungsbedürftig, wohl zu Recht. Das weckt Sorgen, ob hier nicht abermals ein Kahlschlag wie in den Jahren 1980/85 ansteht, als aus dem Geschäfts- und Wohnhaus das Musemsgebäude wurde. Immerhin wird die Schließung des Haupthauses, nicht des Museumsbetriebes wie in „Hinter Ägidien“, voraussichtlich bis 2026 andauern.

Mit diesem Blick auf die begonnenen Umbauarbeiten am Gebäude endet die vierteilige Reihe über die Geschichte des Vieweghauses (erbaut von 1800 bis 1804) am Burgplatz in Braunschweig und über seine Baumeister David und Friedrich Gilly. Die Folgen eins bis drei sind unten verlinkt.

Bedenken zerstreut

Richard Borek sen., der zusammen mit Prof. Dr. Reinhard Liess vom ehemaligen Institut für Kunstgeschichte der TU Braunschweig die „Initiative Vieweghaus“ aus den 1980er Jahren gegründet und mit ihrer Hilfe wesentliche Teile des Gillyschen Gebäudeinneren vor einem Zuviel an musealen Einbauten gerettet hatte, suchte daher das Gespräch. Im März 2020 traf er sich mit Vertretern des Landes Niedersachsens, dem Bauherren. Der Meinungsaustausch und die rasche Bereitstellung der Baupläne zerstreuten die Bedenken, es könnten sich Ereignisse wie vor 40 Jahren wiederholen.

Im Vordergrund stehen Sanierungen sowie die Erneuerung der Betriebs- und Museumstechnik, die Ertüchtigung des Hauses nach heutigen Brandschutzauflagen, die Barrierefreiheit des Haupteinganges am Burgplatz über einen Seiteneingang und die Gewinnung zusätzlicher Ausstellungsflächen im Umfang von bis zu 400 Quadratmetern.

Die Raumfluchten bleiben

Die alten Raumfluchten bleiben bestehen, lediglich ein Raum würde verändert werden, so Dr. Heike Pöppelmann, die Direktorin.
Das 1. Obergeschoss birgt zukünftig auf 1200 Quadratmeter Fläche für wechselnde Ausstellungsthemen, das Mezzanin- bzw. Zwischengeschoss das Kindermuseum und eine Darstellung über die Geschichte des berühmten Vieweghauses, was sehr zu begrüßen ist. Im 2. Obergeschoss wird wie gewohnt die braunschweigische Landesgeschichte zwischen Mittelalter und Gegenwart ihren Platz erhalten.

Die wichtigste Neuerung für das äußere Erscheinungsbild des Vieweghauses ist der Austausch der Dachformen über dem Innenhof. Das damals in der Öffentlichkeit hart umkämpfte Dach, das gemäß der Planung von Röcke und Quiram die Hoffronten über dem 2. Obergeschoss optisch durchtrennte, entfällt. Das neue Dach ist rund und wird flacher ausgeführt. Sein weitmaschiges Gittergefüge kommt ohne Stützen aus und liegt auf der Traufkante des 3. Obergeschosses. Die viergeschossigen Hoffronten und die Dachgiebel sind zukünftig ganzheitlich erfassbar.

Denkmalpflege eingebunden

Auch wurde in den Gesprächen versichert, dass unter der Ägide der Landesdenkmalpflege und ihren Braunschweiger Vertretern die historische Innen- und Außenstruktur bis hin zu den klassizistisch wirkenden Hoffenstern bestehen bleibt. Im Fall letzterer wird es im Detail noch Gesprächsbedarf zwischen dem Land und der Denkmalpflege geben. Diese ist jetzt in das Planungsverfahren eingebunden und kein bloßes Anhängsel des Landes mehr wie beim Umbau des Vieweghauses in den Jahren 1980/85. Die aktuellen Umbaupläne respektieren das Vieweghaus als Denkmal, und die vom Land investierten 47,5 Millionen Euro werden am Ende dazu beigetragen haben, dass das in Europa einzigartige Bauwerk von David und Friedrich Gilly für die Zukunft gesichert und ein hochrangiges, zeitgemäßes Museumsgebäude ist.

Dr. Bernd Wedemeyer ist Bau- und Kunsthistoriker sowie Autor mehrerer Bücher über das Braunschweiger Residenzschloss.

Teil 1: www.der-loewe.info/die-wiedergeburt-der-architektur

Teil 2: www.der-loewe.info/ein-in-deutschland-einzigartiges-wohn-und-geschaeftshaus

Teil 3: www.der-loewe.info/streit-um-das-vieweghaus

Konzerte anlässlich des Jubiläums „15 Jahre Wiederaufbau Residenzschlosses Braunschweig“ im Weißen Saal des Schlossmuseums.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass auf dem in den USA wiederentdeckten Flügel des Braunschweiger Klavierbauers Friedrich Carl Wilhelm Lemme (1746-1815) schon einmal früher im Braunschweiger Residenzschloss gespielt wurde. Ein Papier weist jedenfalls auf den einstigen Standort in Braunschweig hin. Die vermeintliche Rückkehr des Lemme-Flügels steht jetzt anlässlich des Jubiläums „15 Jahre Wiederaufbau Residenzschlosses Braunschweig“ an. m Weißen Saal des Schlossmuseums finden am Sonntag, 8. Mai (15 Uhr), und am Mittwoch, 11. Mai (18 Uhr), zwei Konzerte mit dem Lemme-Flügel statt.

Sonaten des Hofkapellmeisters

Claus Eduard Hecker, Landeskirchenmusikdirektor i.R. sowie ehemaliger Kantor und Organist von St. Katharinen, spielt lange vergessene Klaviersonaten des herzoglichen Braunschweiger Hofkapellmeisters Johann Gottfried Schwanberger (1737-1804). Die Sonaten wurden nun erstmals auf CD eingespielt, diese kann im Anschluss an das Konzert käuflich erworben werden. Eintrittskarten sind zum Preis von 15 Euro und ermäßigt 9 Euro (für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre) an der Kasse des Schlossmuseums erhältlich.

Lemme Hammerflügel von 1796. Foto: P. Karsten

Initiator des kulturhistorischen Projekts, das an die Blütezeit Braunschweigs im Barock erinnert, ist der Braunschweiger Sammler Peter Karsten. Ihm gelang es, das im Jahr 1796 gefertigte Instrument wieder in seine Heimat zu holen. Er wird in einer Einführung vor dem Konzert mehr zu den Zusammenhängen von Schloss, Instrument und Komponist berichten. Seine umfangreichen Recherchen hat er zudem in einem Begleitheft zusammengefasst, das mit der CD erworben werden kann.

Der Klang ist leichter

Da Carl Lemme nicht nur Instrumentenmacher, sondern seit 1771 selbst auch Organist an St. Katharinen war, erschien es Peter Karsten nur logisch, dessen späteren Amtsnachfolger, Claus Eduard Hecker, um die CD-Einspielung anzufragen. Ein Jahr Vorbereitungszeit brauchte es, bis die CD produziert werden konnte. „Es war eine besondere Herausforderung und ein großer Reiz, dieses wunderbare Instrument zu spielen. Der Tastengang ist im Vergleich zu heutigen Flügeln wesentlich leichter, die Tastenbreite viel schmaler. Es hat sehr viel Spaß gemacht, es war eine tolle Aufgabe“, berichtet Hecker von vielen, vielen Proben, bis alles perfekt saß.

Bauartbedingt unterscheidet sich der Klangcharakter des Lemme-Flügels deutlich von heutigen Flügeln. „Er klingt leichter, luftiger“, sagt Claus-Eduard Hecker. Kein Wunder, denn der Lemme-Flügel wiegt nur 75 Kilogramm, ein moderner Flügel dagegen bis zu 500 Kilogramm. Für den Anschlag der Tasten reichen schon 30 Gramm, bei einem modernen Instrument sind es 250 Gramm.

Freier Eintritt ins Museum

Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums ist der Eintritt in das Schlossmuseum vom 1. bis zum 15. Mai 2022 für alle frei.

Kontakt: 

Schlossmuseum Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig

Telefon: 0531/470 4876
E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Internet: www.schlossmuseum-braunschweig.de

Öffnungszeiten:

Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr, Mittwoch 13 – 20 Uhr.

Mehr um Lemme-Flügel: www.der-loewe.info/lemme-hammerfluegel-ueberstand-225-bewegte-jahre

Eröffnung auf dem Magnikirchplatz: Fotoausstellung mit Arbeiten von Nina Stiller und Yvonne Salzmann sowie Ali Altschaffel und Sascha Griese.

Unter dem Titel „EinTRACHTEN“ beschäftigt sich die Braunschweigische Landschaft seit zwei Jahren intensiv mit der Frage, welchen Einfluss traditionelle, historische oder regionaltypische Kleidung auf die regionale Identität hat.

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Als die Umbaupläne des Landes für das Vieweghaus im Herbst 1978 in Braunschweig bekannt wurden, breitete sich ein am Ende erfolgreicher Proteststurm aus.

Im Oktober 1804 bezog der Verleger Friedrich Vieweg sein neues Wohn- und Geschäftspalais am Braunschweiger Burgplatz; 1974 verließ die Firma (als Teil der Bertelsmanngruppe) die Stadt und zog nach Wiesbaden. Sie hinterließ ein abgewohntes, abgenutztes Gebäude, zugleich Baudenkmal ersten Ranges.

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Die Wolfenbütteler Herzog-August-Bibliothek feiert ihr 450-jähriges Bestehen mit einer Schau ihrer schönsten Objekte.

Im Tresor-Schauraum der Herzog-August-Bibliothek geht es einem wieder ein bisschen so wie den Adligen, die Bibliotheksgründer Herzog Julius oder Namenspatron Herzog August einst durch die Büchersammlung führten: Hier reihen sich Kostbarkeiten an Kuriosa, und mit Respekt verneigt man sich vor der Bildung und der finanziellen Einsatzbereitschaft für Werke der Kultur, mit denen man damals sein Renommee vermehrte.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.04.2022 (Bezahl-Artikel)

Staunen wir also erneut und angesichts der von den Rückkäufern verordneten Ruhezeiten des Buches endlich mal wieder über die farbenprächtigen Illustrationen im Evangeliar Heinrichs des Löwen, das im Rahmen der Jubiläumsschau zu 450 Jahren Herzog-August-Bibliothek hier für wenige Wochen im Original zu sehen ist. 32,5 Millionen D-Mark ließen sich der Bund, die Länder Bayern und Niedersachsen sowie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Privatspender 1983 den Erwerb aus zweifelhaften Quellen kosten. Da wäre Provenienzforschung auch mal dringend angebracht.

Ein Blick auf die Seiten der Passion bezaubert freilich von neuem. Dieses Leuchten der Farben, die erstaunliche Natürlichkeit in der Bewegung der Figuren, ob sie nun mit Geißeln auf den Heiland einschlagen oder weinend wie Maria und Johannes unter dem Kreuz stehen. Der Malermönch aus Helmarshausen hat die Rippen Jesu am Kreuz fein eingezeichnet. In elegantem, energischem Schritt tritt eine der Frauen vom Grabe auf die versammelten Jünger zu und verkündet die neue Botschaft: Christ ist erstanden. Und so breitet sich das Strahlen Christi über das ganze untere Bildfeld mit den Frauen und den Engeln am leeren Grab aus, verkündet ein neues goldenes Zeitalter der Gnade.

Martin Luther ist im Porträt Lucas Cranachs (das Pendant zeigt seine Frau Katharina) und mit eigenhändigen Psalter-Notizen präsent. Foto: Andreas Berger

Nicht immer wurde Gottes Wort so festlich ausgeschmückt. Der Drucker einer Bibel von 1858 etwa ließ (aus Versehen oder aus Scherz) im sechsten Gebot das „nicht“ weg: „Du sollst ehebrechen“ steht da nun und wurde Besuchern, die Fingerabdrücke beweisen es, gern gezeigt. Neben der „Ehebrecherbibel“ gehören eine „Schreibübung“ des Findelkinds mysteriöser Herkunft Kaspar Hauser oder der eigenhändige Eintrag Voltaires in den Besucherbüchern der Bibliothek zu den Eklektika der Ausstellung. Im seit Herzog Julius’ Regierungsantritt evangelischen Haus waren zudem Zeugnisse des reformatorischen Bekenntnisses gefragt. So befinden sich originale Lucas-Cranach-Porträts von Martin Luther und seiner Frau Katharina ebenso im Schatzraum wie ein Löffel aus Luthers Besitz und das berüchtigte Tintenfass: Und wenn die Welt voll Teufel – mit dieser faustgroßen bleiernen Kugel hätte er dem altbösen Feind schon den Garaus machen können. Leider hat Luther damals auf der Wartburg nicht getroffen.

Aus Zeiten, da selbst Luther noch nicht evangelisch war, stammt ein auf seine Veranlassung hin gedruckter lateinischer Psalter, den er ringsum in Minischrift mit seinen Anmerkungen versehen hat. „Theologen können das nun mit den Predigten des Reformators Luther vergleichen“, erläutert Kurator Hole Rößler. Eine Abhandlung als Beispiel wäre schön gewesen, denn das verspricht ja der Ausstellungstitel „Wir machen Bücher“: Aus der Arbeit mit den Beständen entstehen immer neue Publikationen, wie Bibliotheksdirektor Peter Burschel betont. Denn spätestens seit der Aufklärung geht es nicht mehr darum, Bücher zu zeigen, sondern zu nutzen, darin zu forschen und diese Ergebnisse in neuen Büchern zu präsentieren.

Das reicht von den Nachdrucken seltener Werke wie dem ersten auf Deutsch gedruckten Buch, dem Fabelbuch „Der Edelstein“ von 1461, bis zum Faksimile des teuren Evangeliars. Als 1756 der Wolfenbütteler Franz Anton Knittel unter dem Text eines Buches aus dem 8. Jahrhundert Seiten einer gotischen Bibelübersetzung aus dem 5. Jahrhundert entdeckte, ein sogenanntes Palimpsest auf schon benutztem, abgekratztem und neu beschriebenem, weil teurem Pergament, begann man mit Versuchen, die alte Schrift mit immer neuen Druckverfahren wieder sichtbar zu machen und zu verbreiten.

Lessing exzerpierte als Bibliothekar Bücher und gab Entdeckungen wie ein Traktat des Berengar heraus, eine angeblich vorreformatorische Abendmahlslehre.

Wiederum ließ sich Friedrich Wilhelm Blasius von Ramdohr nach gescheiterten Beziehungen 1798 zu seinem Dreibänder „Über die Natur der Liebe“ inspirieren auch durch die Lektüre von 69 einschlägigen Werken der Herzog-August-Bibliothek, die wir gern mal gesehen hätten. Verstecken sich Erotica in den Beständen?

Seit 1972 jedenfalls hat die Bibliothek auch einen Verlag für Bücher über ihre Bücher. Und die von Direktor Erhart Kästner begründete Malerbuchsammlung, in der renommierte Künstler wie Tàpies und Vasarely sich aus den Beständen zu künstlerischen Gestaltungen inspirieren ließen, wird inzwischen mit einem Malerbuchpreis und dem damit verbundenen Auftrag von zeitgenössischen Künstlern weitergeführt.

Die Schau breitet prägnante Kuriosa und Kostbarkeiten aus. Und eine Bibliothek, die auch ein Verzeichnis der Doubletten druckt (von 1833) muss schon reich gesegnet sein.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.04.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article235002723/Goldstrahlende-Buecher-in-Wolfenbuettels-Bibliothek.html (Bezahl-Artikel)

Gillys Vieweghauses in Form eines sehr strengen, ornamentarmen Klassizismus war eine enorme Neuerung auf dem mittelalterlich gestimmten Burgplatz.

Als der Berliner Verleger Friedrich Vieweg, Bauherr des Vieweghauses und Schwiegersohn des Braunschweiger Verlegers Johann Heinrich Campe, 1798 seinen Antrag für den Bau eines palaisförmigen Wohn- und Verlagshauses am prominenten Braunschweiger Burgplatz stellte, traf er auf einen verständigen Herzog. Auch Carl Wilhelm Ferdinand hatte sich vor 1800 bemüht, das mittelalterliche Stadtbild von Braunschweig durch neue Großbauten zu verschönern.

Seit den 1760er Jahren hatten Baumeister wie E.W. Fleischer, E. Horn und G. Langwagen immer wieder klassische Elemente wie zum Beispiel flache Tempelfronten und Portiken bei ihren Projekten verwendet, aber in eine ornamentreiche, hierarchisch – barocke Gliederung einbezogen. Das Vieweghaus zeigt uns hingegen den neuen Baustil, der damals in Deutschland von einigen fortschrittlichen Architekten bevorzugt wurde. Zu jenen zählten vor allem die Gillys aus Berlin.

Mit großem Lichthof

In Ermangelung von beweiskräftigen Archivalien wird seit dem späten 19. Jahrhundert bis heute das Vieweghaus stilistisch dem Baumeister David Gilly (1748-1808) zugeschrieben. Aber dieser verwirklichte wohl eher die Anregungen seines Sohnes Friedrich und leitete vor Ort die Bauarbeiten zwischen 1800 und 1804. So zeigt auch nach seinen Umbauten um 1865 und von 1982 bis 1985 dieses in Deutschland einzigartige Wohn- und Geschäftshaus aus vier dreigeschossigen Gebäudeflügeln auf trapezförmigem Grundriss mit großem Lichthof eine monumentale Gestalt: Gillys Baustil in Form eines sehr strengen, ornamentarmen Klassizismus. Eine enorme Neuerung auf dem mittelalterlich gestimmten Burgplatz! (Abb.1)

Friedrich Gilly hatte ihn aus der griechischen Antike als dem Ursprung von Architektur unter dem Einfluss der französischen „Revolutionsarchitektur“ entwickelt. Wie die Franzosen noch in der Zeit des Königtums interessierte ihn an der Antike bloß die Gruppierung der großen Baumassen aus rein stereometrischen Körpern wie z. B. Kubus, Zylinder und Kugel.

Gegensätze bestimmen das Bild

Vieweghaus, Ausschnitt der Fassade zum Burgplatz mit Portikus, Attika und Fenstertür. Foto: Wedemeyer

Gillys Baugesinnung führte am Vieweghaus zu einer Neubestimmung und Umformung althergebrachter Baudetails wie Wandfläche, Säulenhalle, Kellersockel, Fensterbank, Tür- und Fenstersturz, Pfeiler, Attika und Wirtschaftswege. Gegensätze bestimmen das Bild: glatte Wandflächen stehen neben kubischen Bauteilen. Gegenseitig steigern sie ihre Wirkung und werden zu eigenständigen Bauteilen. Jedes wirkt wie das Monument seiner Funktion (Abb.2). Es wird damit zu einem ‚Blicklenker‘ zwecks genauer Erfassung von Gebäudeausmaß, Mauerstärke, Stockwerkanzahl, Hauseingängen, Fensterstandorten etc. Damit wird auch die Bauaufgabe ‚Wohnhaus’ am Vieweghaus insgesamt neu bestimmt. Es genügte eine zeitgenössisch modern anmutende Massengruppierung, die fast ohne die kleinteiligen, gliedernden Ornamente der vorangehenden Jahrhunderte auskommt.

Der Weg wird inszeniert

Vieweghaus, Torweg von der Straße „Vor der Burg“ und dem Innenhof, Aufnahme von 1979. Aus: R. Liess, Das Vieweghaus…, Braunschweig

Betritt der Besucher das Hausinnere von der Straße „Vor der Burg“, wird er durch die weit herunter gezogenen Trennwände über Halbbögen nach innen geleitet (die für durchfahrende Fuhrwerke hoch genug waren). Der Weg wird dem Besucher inszeniert. Er kommt aus dem Licht der Straße, betritt einen dunklen, gewinkelten Weg und kommt wieder ins Helle des Lichthofs (Abb.3).

Zum Burgplatz hatte Gilly den inneren Torweg entsprechend zum äußeren Portikus innen mit zwei dorischen Säulenpaaren und schweren Gebälken besetzt, den man durch das gedrückte Halbbogenportal hätte betreten sollen. Das war F. Vieweg dann doch zu wuchtig und ließ die Tür nachträglich zusetzen und zum Burgplatz ein aufwendiges hölzernes Treppenhaus einbauen (bis 1982, Abb. 4; im Nordflügel teils erhalten). Der äußere viersäulige Portikus mit schwerer Attika war jetzt der Haupteingang für Fußgänger; sein optisches Pendant, der zweisäulige dorische Portikus an der Ecke Papenstieg/„Vor der Burg“ störte den Straßenverlauf und wurde 1931 abgetragen (Abb.5).

Vieweghaus, kleine Portikus an der Ecke zum Papenstieg, Aufnahme vor 1931. Aus: R. Liess, Das Vieweghaus…, Braunschweig
Vieweghaus, Historische Haupttreppe im Burgplatzflügel (bis 1982), Aufnahme 1979. Aus: R. Liess, Das Vieweghaus…, Braunschweig

Optisches Gegengewicht

Die Monumentalität des Vieweghauses prägt auch seine städtebauliche Riegelwirkung. Beide Flügel (Abb. 6), der Burgplatzflügel und der links anschließende an der Straße „Vor der Burg“ mit flachem, übergiebeltem Mittelrisalit über starkem Rustikamauerwerk neben der sonstigen feinlinigen Quaderzeichnung der Erdgeschosswände, bilden zusammen auf der westlichen Burgplatzseite das optische Gegengewicht zu Burgpalast und Blasiusdom. Damit war der Platz nach Westen großflächig geschlossen, und das Burgensemble hatte seine Kastellwirkung auf neuzeitliche Weise wieder erhalten. Die alten Riegelbauten, das Burgtor, das herzogliche Pantomimenhaus und zwei andere Gebäude waren ja vom diesem überbaut worden.

Vieweghaus, Gesamtanlage mit zwei Fassaden auf der Burgplatzwestseite. Foto: Wedemeyer

Die kubische und städtebaulich einfühlsame Entwurfsart sind das handwerkliche Signet von Friedrich Gilly. Die älteren Projekte des Vaters David sind eher eine Mischung von Spätbarock und Frühklassizismus und jüngere, wie das dem Vieweghaus ähnelnde Amtshaus in Steinhövel (1799), entstanden wohl schon unter dem Eindruck der Entwürfe des Sohnes.

Denkmal für Friedrich den Großen

Bei der Suche nach Vorgaben in Friedrich Gillys Plänen muss man vor allem an das unausgeführte Denkmal für Friedrich den Großen von 1796 denken. Die Pfeilerhalle am Hang (Abb. 7) als völlig ornamentloser Bau aus bloßen Stützen und Balken findet sich buchstäblich als Wandgliederung auf der Papenstiegfront des Vieweghauses wieder (Abb.8.). Auch andere Elemente vom Vieweghaus wie Portiken, Gebälke und der bogenüberfangene Torweg zur Straße „Vor der Burg“ wurden im Denkmalsentwurf beim Eingangsbau vorgebildet.

Friedrich Gilly, Ausschnitt aus der Skizze zur Pfeilerhalle aus den Entwürfen zum Denkmal Friedrich des Großen, 1796. Aus: Alfred Rietdorf, Gilly, Wiedergeburt der Architektur, Berlin 1940
Vieweghaus, Papenstiegfront nach Süden mit der Pfeilerreihe im Erdgeschoss. Foto: Wedemeyer

Betrachtet man Gebautes von Friedrich Gilly, muss an das große (nicht mehr existente) Wohnhaus in Berlin in der Behrensstraße erinnert werden (Abb. 9). Es gleicht in der Massengruppierung der Wohngeschosse und in vielen vereinfachten Details dem Vieweghaus, zum Beispiel besonders der Front zu „Vor der Burg“ (Abb.10).

Friedrich Gilly, Haus Behrensstraße 68, um 1799, (abgebrochen). Aus: Alfred Rietdorf, Gilly, Wiedergeburt der Architektur, Berlin 1940

Häuserzeile mit „Revolutionsarchitektur“

In Braunschweig regten die Entwürfe der Gillys mehrere Baumeister an. Um 1800 gab H.L. Rothermund seinen Bauten auf der gegenüberliegenden Seite des Vieweghauses eine sehr ähnliche Form (Abb. 11). Dadurch besitzt Braunschweig eine Straßenzeile jener „Revolutionsarchitektur“, wie sie sonst eigentlich nur noch in Paris die Rue de Colonnes aufweisen kann.

Vieweghaus, Fassade an der Straße „Vor der Burg“. Foto: Wedemeyer

Auch P.J. Krahe (1758-1840) entwarf 1806 das Palais am Magnitor für Prinz Friedrich Wilhelm ganz im Sinne des Vieweghauses. Der Rohbau des kubischen, abweisend wirkenden Palais wurde nach 1815 abgebrochen. Auch Krahes Torbauten in Braunschweig und sein Haus „Salve Hospes“ von 1805 zitiert wie die beiden anderen Lokalbeispiele etliches vom Vieweghaus: den hohen Kellersockel, die bloßen Fenstereinschnitte und massigen Gebälke. Aber insgesamt wirkt das Haus „Salve Hospes“ aufgrund der älteren spätbarocken Schulung Krahes ornamentreicher, so dass das Massige wie getilgt erscheint.

Ottmer nahm Anleihen von Gilly

Vieweghaus und gegenüber die stilverwandte Häuser von H.L Rothermund. Foto: Wedemeyer

Selbst der jüngere Carl Theodor Ottmer (1800-1843), Schüler Krahes und Braunschweiger Nachfolger Karl Friedrich Schinkels, setzte Details nach Gillys Entwürfen ein. Ottmer gestaltete aber nach Bauaufgabe und Standort eines Bauteils. Gillys geböschte hohe Sockel, die gedrückten Halbbogenfenster, ornamentlosen Pfeiler und Gebälke setzte er in Erdnähe und bei nachrangigen Bauteilen ein. Näher am Betrachter konnten die Baudetails dann wieder formenreicher ausfallen. Diese sich steigernde, pointierte Gestaltung kann man sowohl am rekonstruierten Schloss am Mittelrisaliten und auf den Seitenflügeln, am „Alten Bahnhof“ und an der Villa am Wilhelmitorwall (von 1841) entdecken.

In Deutschland und Frankreich zählt das Vieweghaus zu einer sehr kleinen Gruppe erhaltener Bauten von gleicher Gestaltung aus der Zeit der „Wiedergeburt der Architektur“. Peter Speeths Zuchthaus (1810/26) in Würzburg und einige erhaltene Zollbauten rings um Paris mögen hier als weitere Beispiele genügen.

Dr. Bernd Wedemeyer ist Bau- und Kunsthistoriker sowie Autor mehrerer Bücher über das Braunschweiger Residenzschloss.

Hier geht es zu Teil 1 der Serie.

Hier geht es zu Teil 3 der Serie.

Der berühmte Berliner Baumeister Friedrich Gilly schuf auch das Vieweghaus am Burgplatz.

In diesem Jahr jährt sich der Geburtstag des berühmten Berliner Baumeisters Friedrich Gilly zum 250. Mal. Er gilt auch als Erbauer des Vieweghauses in Braunschweig. Die Geschichte des Gebäudes am Burgplatz, in dem heute das Braunschweigische Landesmuseum beheimatet ist, zeichnet „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ in einer vierteiligen Reihe nach. In Teil 1 erinnern wir an die wichtigsten Lebenstationen des damals modernsten Baumeisters Deutschlands, dessen Entwürfe bis in die heutige Zeit wirken.

Am 16. Februar 1772 wurde Gilly in Stettin geboren. Er entstammte einer hugenottischen Familie aus Frankreich, die sich in Preußen 1689 angesiedelt hatte. Die Gillys waren Strumpfwirker und Kaufleute, und erst Friedrichs Vater David (1748-1808) wechselte 1761 ins Baufach. Nach etlichen Dienstjahren zog er 1788 nach Berlin und wurde dort Geheimer Oberbaurat für die Provinz Pommern.

Vom Vater gefördert

Friedrich Gilly, Büste von Johann Gottfried Schadow, 1801. Aus: Ulrike Krenzlin, Johann Gottfried Schadow, Stuttgart 1990

Der Vater förderte die Leidenschaft des Sohnes für die Baukunst in jeder Weise. Schon ab dem 16. Lebensjahr nahm Friedrich Unterricht an der Berliner Akademie für Bildende Künste unter anderem bei Carl Gotthard Langhans, dem Baumeister des Brandenburger Tors, im Fach Architektur sowie bei Daniel Chodowieki und Johann Gottfried Schadow im Zeichenfach. Schadow widmete ihm 1801 eine Büste.

Am 3. August 1800 verstarb Friedrich Gilly viel zu früh an Tuberkulose. Sein Werk umfasst nur wenig Gebautes, fast nichts ist erhalten. Hingegen ist sein Nachlass an Entwürfen und theoretischen Schriften zu Architektur und Lehre sehr umfangreich.
Gilly begründete in seiner Zeit ein Interesse am Denkmalschutz. Als er den Vater 1794 auf einer Dienstreise nach Westpreußen begleitete, begeisterte er sich für die halb verfallene Marienburg des Deutschen Ritterordens in Westpreußen. Gillys Zeichnungen der großen Burg wurden durch ihre Ausstellung 1795 in Berlin berühmt und vervielfältigt, wodurch sie eine neue Empfindlichkeit für die vergehenden Altertümer Preußens als Nationalbaukunst des Landes erweckten, verbunden mit einem Appell zu deren Erhaltung.

Schutz der Altertümer

Gillys bedeutendster Schüler Karl Friedrich Schinkel erwirkte aufgrund dieses neuen Geschichtsbewußtseins ab 1815,  dass in Preußen der Staat für den Schutz der Altertümer einstand. 1919 gingen daraus im Deutschen Reich im Verein mit den frühen Denkmalschutzgesetzen in anderen deutschen Ländern wie Baden und Hessen der Denkmalschutz als Verfassungsauftrag hervor.

Aber Gilly verehrte – wie im späten 18. Jahrhundert auch nicht anders zu erwarten – besonders die griechische Architektur der Antike, nach Studien der Stichwerke zum Beispiel von James Stuart und Nicholas Revett von 1762  in der königlichen  Bibliothek in Berlin. Ferner traf er dort auf die jüngsten Veröffentlichungen der französischen Theoretiker und Architekten wie J. F. Blondel,  J. L. Desprez, E. L. Boullée, M. A. Laugier und N. Ledoux. Diese Vertreter einer neuen Architektur in Frankreich wandten sich bereits zu Zeiten der Monarchie gegen die Affektiertheit des Rokokos und die Eintönigkeit des Louis seize. Blondels und Ledoux Lehren vom „Charakter“ einer Baufaufgabe sollten zum „wahren Stil“ und damit zu den Anfängen der Architektur führen, vergleichbar mit J. J. Rousseaus Forderungen zu einem Zurück zum Urzustand der Menschen.

Französische Vorbilder

Desprez, Laugier, Boullée und Ledoux sahen außerdem in den einfachen stereometrischen Körpern wie Kugel, Quader, Zylinder und Kegel die urtümlichen Bauformen. Nicht immer zur Verwirklichung gedacht, stellten sie häufig überzeitliche Projekte wie Grabbauten und Denkmäler dar. An der auch von ihnen verehrten griechischen Antike interessierte sie nicht die gestalterische Fülle, sondern bloß die sich steigernde Anordnung großer Baueinheiten und der pure Säulen- und Gebälkbau. Für notwendige kleinere Bauteile wie Tore, Eingangshallen und Portiken wurde daher ein Gefüge aus ornamentlosen Stützen, Balken, Mauerflächen und Gewölben verwendet. Mitunter kam noch die dorischen Säulenordnung der Griechen zur Anwendung, weil ihr eine verwandte Wuchtigeit anhaftet. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese kompromisslose Architektursprache von dem Kunsthistoriker Emil Kaufmann zutreffend als „Revolutionsarchitektur“ bezeichnet. Bei Gilly traf man auf ähnliches Gedankengut, und seine Nordfrankreich- und Parisfahrt 1797 bestätigte seine Erkenntnisse.

Schon Gillys frühe Entwürfe einer Toranlage von 1795 und vor allem die vielen Skizzen zum nicht ausgeführten Denkmal Friedrichs des Großen in Berlin von 1796 schildern diese neue Entwurfsart. Besonders die Pfeilerhalle am Hang mit zentraler Rotunde für einen Sarkophag besteht nur noch aus einer gestuften Abfolge von kastenförmigen Hallen gleichen Rasters, getragen von kantigen Stützen und Balken. In Gillys Worten drücke sich nunmehr „Pracht … [in der] allereinfachsten Schönheit [aus]; [in] ehrerbietiger Größe, die allen üppigen Sinnenreiz entfernt…[und] mit Würde zum Anblick des großen Gegenstandes führte“. Allenfalls die „dorische Säulenordnung“ ließ er wie die Franzosen in seinen Entwürfen als Gliederung zu.

Einfache Baugefüge und Bauformen

Das Braunschweigische Landesmuseum wird umfassend saniert. Foto: Braunschweigisches Landesmuseum

Das Vieweghaus entstand von 1799 bis 1804 und war bis 1976 Wohn- und Verlagshaus. Es ist eines der wichtigsten Beispiele für die klassizistische Architektur um 1800. Heute beherbergt es das Braunschweigische Landesmuseum. Foto: Braunschweigisches Landesmuseum

Gilly entdeckte bei einfachen Baugefügen und Bauformen die ihnen innewohnende, eigene Ästhetik. So sollte von nun an gebaut werden und beim Betrachter hehre Empfindungen geweckt werden, um ihn zum Guten und Schönen zu erziehen. Dies war für Gilly – um nochmals mit seinen Worten zu sprechen – die „Wiedergeburt der Architektur“. Bauten solcher Gesinnung wie das Friedrichsdenkmal sollten aber um ihrer großen Wirkung halber am besten auf einem großen freien (Potsdamer) Platz stehen. Damit trifft man auf eine weitere Neuerung in Gillys Lehre. Eine gewachsene und vielfältige, städtische Umgebung wurde hier zum ersten Mal zu einer rahmenden Folie aufgewertet. Die Umgebung blieb unangetastet, während der Barock durch gezielte Eingriffe in ältere Stadtviertel seine zentralen Bauten hervorhob. Gillys ausgeführte Gebäude waren freilich bescheidener, angepaßter, wie in Berlin die nicht mehr existenten Häuser zum Beispiel in der Behrensstraße sowie in der Breiten- und Jägerstraße von um 1798/1800 zeigen konnten.

Gillys Architekturtheorien wurden ab Janaur 1799 auf einer von ihm mitbegründeten, privaten Architekturgeschellschaft erörtert, zu der auch u.a. Ferdinand Langhaus, Haller v. Hallerstein, Leo v. Klenze, Heinrich Gentz und der junge Karl Friedrich Schinkel zählten. Ihre planerischen Absichten mündeten, unterstützt durch Vater David Gilly, in die am 18. März 1799 von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen eingerichtete Bauakademie. Zur neuen Ausbildung gehörten neben Gillys Entwurfskategorien auch solche Lehrinhalte, die zur Bewältigung aller anstehenden Bauaufgaben dienten. Neben anderen wurde dort Friedrich Gilly Professor fürs Zeichnen und sein Vater David Professor für den Schleusen-, Brücken-, Hafen- und Wegebau.

„Bauhaus“ knüpfte an Gilly an

Im frühen 20. Jahrhunderts konnte die moderne Architektur und ihre von antiken Vorbildern gelöste Entwurfsart der „Werkbünde“ und des „Bauhauses“ in Friedrich Gillys betont ornamentlosen Baugefügen und Massengruppierungen direkte Anknüpfung finden. Damit ging auch der Ersatz des Natursteins als Baustoff einher, den Gilly noch verwendet hatte. Die NS-Architektur blieb hingegen beim Naturbaustoff in Verbindung mit einfachsten Formen, der zu einem klobigen Neoklassiszismus führte. Die Vor- und Nachkriegsmoderne schuf aber durch Stahlkonstruktion, Sichtbeton und lichte Glaswände filigrane und solitäre Großbauten. Mies van der Rohes neue Nationalgalerie in Berlin mag als beredtes Beispiel stehen, die Gillys Hallenkonstruktion vom Friedrichsdenkmal frei nachbildet. Darin wirkt Gillys Architektur bis heute nach: das Baugefüge in seiner  räumlichen und städtebaulichen Anordnung zu begreifen, um es danach in einem zweiten Schritt angemessen durchzugestalten.

Dr. Bernd Wedemeyer ist Bau- und Kunsthistoriker sowie Autor mehrerer Bücher über das Braunschweiger Residenzschloss.

Hier geht es zu Teil 2 der Serie.

Vor neun Jahren gründete sich der Verein KinderKlassik in Braunschweig. Das Ziel: Kindern klassische Musik näherbringen und Konzerte für Kinder organisieren – nicht nur als Zuhörer, sondern auch als Musizierende. Seitdem hat der Verein zahlreiche Konzerte und Aufführungen organisiert …

Die kleine Runde am Esstisch der Vorsitzenden Ilka Schibilak hat gute Laune, als wir für ein Gespräch dazu stoßen. Mitten in Braunschweig, nicht weit entfernt vom Herzog Anton Ulrich-Museum lebt die Musikpädagogin, die vor neun Jahren die Idee für KinderKlassik hatte und diesen gemeinsam mit einigen Berufskollegen und -kolleginnen ins Leben rief. Im Mittelpunkt stehen, auch an diesem Nachmittag, junge Nachwuchsmusikerinnen und -musiker. Mit Charlotte Warstat, 18 Jahre, und July Riemann, 16 Jahre, sitzen zwei Mitglieder des Jugendvorstands mit am Tisch. Dazu gesellt haben sich außerdem Aaron, 12 Jahre, und die „Notenfee Fasola“, die eigentlich Luzia heißt und 7 Jahre alt ist.

Aaron, July, Luzia und Charlotte sind im Verein KInderKlassik aktiv. Foto: Der Löwe

Die Notenfee ist eines der Wiedererkennungsmerkmale des Vereins. In den Konzerten entdeckt sie, stets von einer der Musikerinnen dargestellt, die Welt der Noten und Musikstücke. Mit ihren Erlebnissen bilde sie während der Konzerte zwischen den Stücken der jungen Musiker und Musikerinnen thematische Brücken, ihre Texte schreiben die Kinder selbst. Seit 2020, dem Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland, verkörpert Luzia die Fee und stellt anderen Musikern in einem Videoformat, das auf der Webseite des Vereins veröffentlicht wird, Feenfragen zu ihren Instrumenten, ihrer Liebe zur Musik und den Beweggründen, Musik zu ihrem Lebensinhalt zu machen. „Nach dem Abitur endet für die Jugendlichen ihre aktive Zeit im Verein, aber mit vielen bleiben wir in Kontakt und binden sie in unsere regelmäßigen Konzerte ein“, erzählt Schibilak.

Derzeit besteht der Verein aus ungefähr 20 Nachwuchsmusikern ab dem Grundschulalter, hinzu kommen rund 50 erwachsene Mitglieder, die den Verein mal passiv, mal aktiv unterstützen – freiberufliche und angestellte Musikpädagog:innen, Eltern, Ehemalige und Förderer. Sie bilden das Netzwerk, durch das immer wieder Nachwuchs an klassische Musik herangeführt wird.

Von Kindern für Kinder

Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten zu organisieren ist die Hauptaufgabe des Vereins. Aber es ist nicht nur das. Wer July, Charlotte und Aaron zuhört, bekommt einen Eindruck davon, wie vielfältig die Aufgaben sind, die sie übernehmen. „Wir waren zum Beispiel früher in Kindergärten zu Besuch, um unsere Instrumente zu zeigen und den Kindern klassische Stücke vorzuspielen. Das hat allen immer viel Spaß gemacht und manchmal haben die Kinder uns dann erzählt, dass sie selbst gerne ein Instrument lernen möchten“, sagt Charlotte. Und July ergänzt, dass nicht alle Familien die Möglichkeit haben, ihren Kindern den Unterricht zu finanzieren – aber der Kontakt mit der Musik, das Erlebnis, sei ebenfalls wichtig. Als Jugendvorstandsmitglieder sind sie außerdem dafür verantwortlich, die Social Media-Auftritte zu pflegen, Flyer und Programmhefte zu gestalten und den Kontakt zu den jüngeren Kindern zu halten. „Manche trauen sich noch nicht, ihre Ideen für ein Stück oder den Ablauf eines Konzerts, den Erwachsenen zu erzählen. Vor uns fällt ihnen das leichter. Außerdem sind wir während der Auftritte für sie da“, so July. Aaron entwächst gerade aus den Reihen der Jüngeren und übernimmt immer mehr Aufgaben, gibt Interviews und hilft beim Gestalten von Flyern.

July und Charlotte sind im Jugendvorstand von KinderKlassik. Foto: Der Löwe

Bei den Auftritten, so wie beim jährlichen Highlight in Schloss Richmond, packen schließlich alle mit an. Sie bauen Stühle und Bänke auf, organisieren und kümmern sich um die Deko und Technik und moderieren die Veranstaltungen. „Eigentlich machen die Kinder alles selbst. Bei uns können sie sich ausprobieren und lernen, dass die Musikbranche mehr ist, als bei einem Konzert sein eigenes Stück zu spielen. Für den Fall der Fälle und bei Fragen gibt es uns Erwachsene im Vereinsvorstand“, sagt Schibilak.

Zu den Sommerkonzerten von KinderKlassik gehören kurze Theater- und Tanzeinlagen. Die Texte kommen, wie auch die Themenideen, oft von den Kindern selbst. Foto: KinderKlassik e. V.

Die Erwachsenen bleiben im Hintergrund

Die Musikpädagogin Ilka Schibilak hatte die Idee für einen Verein, der Nachwuchmusiker:innen fördert. Foto: KinderKlassik e. V.

Ebendieser kümmert sich um die Finanzierung der Projekte. Er schreibt Förderanträge, wirbt um Spenden und hält den Kontakt zur Kulturförderung der Stadt. Denn ohne die Unterstützung zahlreicher Stellen ginge es nicht. „Die Miete eines Flügels kostet 1.500 Euro. Wir bekommen ihn von Grotrian-Steinweg gestellt, müssen aber die Kosten für den Transport übernehmen“, berichtet Schibilak. Das sei für die Konzerte kein unwesentlicher Kostenpunkt, dazu kommen Raummieten, Kostüme und Werbung. Der Kiwanis Club Deutschland schenkte dem Verein vor einiger Zeit einen Digitalflügel, mit dem das Reisen etwas einfacher ist – und ein ganz neues Projekt möglich macht.

KinderKlassik richtet Konzerte für Nachwuchsmusiker aus, spielt aber auch auf Festivals und unterstützt weitere Kulturveranstaltungen. Da in den vergangenen Jahren keine Besuche in Kindergärten und Pflegeheimen möglich waren, entstand die Idee einer Open-Air-Konzertreihe für Privatpersonen, unterstützt von der Braunschweigischen Stiftung: Der Digitalflügel ging auf Reisen. Ein kleines Programm junger Profis, das auch in Gärten, Sackgassen und Wohnanlagen funktioniert. „Die Jüngeren haben oft noch nicht genug Repertoire, um eine dreiviertel Stunde am Stück zu spielen. Außerdem mussten wir lange auf die Personenanzahl achten“, erzählt Charlotte. Auch 2022 soll der Flügel wieder unterwegs sein, aber erst im Anschluss an die traditionellen Sommer-Konzerte in Schloss Richmond im Mai.

Als während der Corona-Pandemie kaum reguläre Konzerte möglich waren, verlegte KinderKlassik Auftritte an die frische Luft. So wurde das Konzert in einer Sackgasse zu einem Erlebnis für die ganze Nachbarschaft. Foto: KinderKlassik e. V.

Anton Diabelli übernimmt Schloss Richmond

Im vergangenen Jahr verteilten sich die Zuschauer im Park des Schlosses und verfolgten die Darbietungen von Stühlen, Bänken und Picknickdecken aus. „Das Schloss ist ein Juwel und wir sind immer wieder dankbar, dass wir es für unsere Konzerte nutzen dürfen. Dieses Jahr sind fünf Konzerte an drei Tagen geplant“, sagt Schibilak. Hauptthema ist der österreichische Komponist Anton Diabelli, der auf der Bühne von Aaron verkörpert wird. Im Vorjahr gab es eine Aufführung des Braunschweiger Karnevals der Tiere, Variationen von Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“. Ein Stück über Beethoven, das die Kinder für 2020 geschrieben und geprobt hatten, konnte durch die Corona-Pandemie 2020 nicht aufgeführt werden. Immer dabei: Die Fee Fasola, deren Name sich aus den Tonfolgen Fa-So-La der Solmisation ableitet. Neben ihrem Wiedererkennungswert erleichtert sie den Kindern im Publikum, sich mit den Stücken zu identifizieren, ohne dabei zu kindlich zu wirken.

Die Konzerte und Auftritte geben den Kindern und Jugendlichen einen Anreiz, sich weiter zu entwickeln. Foto: Der Löwe

„Die Kinder müssen jeweils nur ihr Stück mit ihren Pädagog:innen üben und ein wenig Text einstudieren. So ist der Probenaufwand für alle zusammen sehr gering“, erklärt Charlotte. Denn mitmachen können nicht nur Kinder aus Braunschweig, sondern auch aus den umliegenden Städten und Landkreisen. Das Einzugsgebiet umfasst gut 50 Kilometer, auch Kinder aus Helmstedt, Salzgitter, Wolfsburg, Wolfenbüttel und Peine sind dabei. Und wenn jemand mal keine Lust hat öffentlich aufzutreten? Dann ist das auch kein Problem, denn die Mitgliedschaft verpflichtet nicht zum Spielen vor Publikum. „Aber das macht Spaß und ist etwas ganz anderes, als wenn nur meine Eltern zuhören“, findet Aaron.
Wie viele andere Nachwuchsmusizierenden spielt er mehr als ein Instrument – neben Klavier noch Oboe – und ist außerdem sportlich aktiv. Der Umgang mit Musik, das Engagement im Verein und die vielseitigen Erlebnisse wirken sich auf Sicht von Schibilak positiv auf die Kinder aus. Viele Ehemalige haben die Bühne als ihren Bestimmungsort entdeckt – wenn nicht als Musizierende, dann als Schauspieler:in und ähnliches.

Die Ideen gehen nicht aus

Um wieder mehr Kindern den Kontakt zur klassischen Musik zu ermöglichen, arbeitet KinderKlassik in Kooperation mit der TU Braunschweig und Lehramtstudierenden an Konzepten, wie Musik in den Schulen gefördert werden könnte. Es entstehen zudem Ideen für neue Kindergarten-Projekte. „Wir hatten im Kindergarten Flötenunterricht“, erinnert sich Charlotte und Aaron erzählt von Trommelstunden in seiner Kindertagesstätte. „Oh ja, da hast du Rhythmusgefühl entwickelt“, sagt Schibilak. Das früh in der Kindheit zu lernen, sei wichtig, um es zu verstehen und zu verinnerlichen. Je früher, desto besser – auch wenn es zum Erlernen eines Instrumentes keine Altersgrenze gibt. „Stimmt“, wirft July ein, „meine sechsjährige Klavierschülerin hat schneller Noten gelernt, als viele meiner Mitschüler:innen.“ Und im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden falle es der Grundschülerin leicht.

Mit einem gestifteten Digitalflügel reist der Verein durch das Braunschweiger Land und gibt Konzerte für private Gastgeber – in Gärten, Parks und Wohnzimmern. Foto: KinderKlassik e. V.

Flexibel und ungebunden

So wie die Mitglieder aus unterschiedlichen Orten kommen, so ist auch der Verein für seine Konzerte nicht an Orte gebunden. Neben dem Schloss Richmond gehörte das Café Haertle am Staatstheater jahrelang zu den wiederkehrenden Plätzen, an denen KinderKlassik zu Gast war. Immer montags spielten die jungen Musiker:innen dort in der Vorweihnachtszeit. Doch das Café hat in der Pandemie seine Öffnungszeiten geändert; ob es die Winterkonzerte weitergeben wird, ist noch nicht entschieden. Zu den ungewöhnlichsten Orten, an denen KinderKlassik schon Konzerte organisiert hat, gehören der BTHC-Tennisplatz und das Hallenbad in Wolfsburg. Nur auf dem Brocken haben sie noch nicht gespielt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

KinderKlassik SommerKonzerte 2022

Das Braunschweiger Schloss Richmond gibt den Sommerkonzerten der Nachwuchsmusiker:innen einen einzigartigen Rahmen. Foto: KinderKlassik e. V.

  • Freitag, 20. Mai, 18 Uhr
    „Cantabile, cantabile!“ mit Anna Gottschlich (Violine) und Max Mostovetski (Pianist).  Mastovetski (Klavier)
  • Samstag, 21. Mai, 12 Uhr
    „Flautissimo“ unter der Leitung von Madoka Takayanagi.
  • Samstag, 21. Mai, 18 Uhr
    „Zwischen Virtuosität und Herzensklängen“: Ein Konzert mit Tabea Wink, Paul Kreitz und weiteren.
  • Sonntag, 22. Mai, 11 Uhr
    „Romantik im Schloss“: Nachwuchsmusizierende laden ein zu Musik und Poesie.
  • Sonntag, 22. Mai, 15 Uhr
    „Die Notenfee Fasola tanzt Diabelli“,
    Werke von Anton Diabelli, für alle ab fünf Jahren.

Kontakt

Geschäftsstelle
KinderKlassik.com e. V.
Helmstedter Str. 154
38102 Braunschweig

Mobil: +49 (0) 160 / 7350467
E-Mail: info@kinderklassik.com
kinderklassik.com

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Es gibt Führungen zum Thema Artenbestimmung, Quizspiele, Basteln mit Naturmaterialien, Malaktionen, Musik, Kulinarisches und vieles mehr. Große und kleine Besucher sind eingeladen sich zu informieren, zu staunen und bei der Stempelrallye mit tollen Preisen mitzumachen.

Die Veranstaltung wird von der Braunschweigischen Landschaft gemeinsam mit dem Regionalen Umweltbildungszentrum Dowesee (RUZ) und dem Förderverein Schul- und Bürgergarten ausgerichtet und mit Mitteln der Stadt Braunschweig-Fachbereich Umwelt, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Braunschweigischen Landessparkasse, der Volker Brumme-Stiftung, der Bürgerstiftung Braunschweig und der Bingo-Umweltstiftung Niedersachsen gefördert.

Weitere Informationen: www.braunschweigischelandschaft.de

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