Das Schlossmuseum Wolfenbüttel erwarb mit dem „Holländisches Service“ eines der bedeutendsten Ensembles europäischer Porzellankunst.
Der Erwerb des „Holländischen Service“ stellt die größte Anschaffung in der Geschichte des Schlossmuseums Wolfenbüttel dar. Seit wenigen Tagen bereichert damit eines der bedeutendsten Ensembles europäischer Porzellankunst die Ausstellung in den Räumen der ehemaligen Welfenresidenz. Aus eigener Kraft wäre es dem Museum unmöglich gewesen, diesen „Braunschweigischen Schatz“ zu sichern. Der Kaufpreis betrug stolze 600.000 Euro. „95 Prozent davon stammen von deutschen Stiftungen und privaten Förderern“, bedankt sich Museumsleiterin Dr. Sandra Donner für die enorme Unterstützung. Zuvor hatten mehrere Gutachten führender deutscher Porzellanexperten die hohe Qualität des Ensembles bestätigt und es als „Kulturgut von nationaler Bedeutung“ eingestuft.
Das Service wurde in den 1770er Jahren in der von Carl I. gegründeten herzoglichen Porzellanmanufaktur Fürstenberg hergestellt. Der damalige Auftraggeber aus den Niederlanden ist heute unbekannt. Sicher aber ist, dass es der damalige Bürgermeister der Stadt Rotterdam, Willem Suermondt (1740 bis 1828), erwarb, um es vermutlich für ein Abendessen mit dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte zu nutzen. Seitdem ist das Service in Familienbesitz und wurde von Generation zu Generation vererbt, ehe die heute in Luxemburg lebende Besitzerfamilie van Rijckevorsel es nun an das Schlossmuseum Wolfenbüttel verkaufte.
„Wir sind glücklich, dankbar und auch stolz, dass wir mit dem ‚Holländischen Service‘ ein einzigartiges Kunstwerk aus dem Braunschweiger Land zurück ins Braunschweiger Land holen konnten“, freut sich Thorsten Drahn, Erster Stadtrat der Stadt Wolfenbüttel. Zu sehen ist das Service zunächst bis zum 10. November. Für Mai 2025 ist eine Sonderausstellung geplant, in der die besondere Bedeutung und Entstehungsgeschichte des Porzellankunstwerks beleuchtet werden soll. Zudem sollen wissenschaftliche Forschungen an der Schnittstelle zwischen Kunst- und Wirtschaftsgeschichte ermöglicht werden. Von 2026 an wird das „Holländische Service“ dann in die Dauerausstellung integriert.
Jedes einzelne Objekt zeigt ein anderes Motiv holländischer Küstenlandschaften. Zusammen ergibt sich ein Gesamtkunstwerk, das in seiner Vielfalt, Pracht und handwerklichen Perfektion einzigartig ist. An der Bemalung der Teller, Schalen und Terrinen war der berühmte Landschaftsmaler Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723-1803) beteiligt. Weitsch hatte als vielseitiger Künstler, Kunsthändler, Zeichenlehrer und Verwalter der Gemäldegalerie in Schloss Salzdahlum eine wichtige Stellung im Herzogtum Braunschweig. Mit der Landschaftsmalerei auf Porzellan sicherte sich Fürstenberg im ausgehenden 18. Jahrhundert einen Platz unter den führenden Anbietern des Luxusgutes Porzellan.
Neben der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz haben bedeutende nationale Stiftungen wie die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie weitere regionale Förderer wie die Hans und Helga Eckensberger Stiftung, die Stiftung Zukunftsfonds Asse, die Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, die Volksbank eG Wolfenbüttel, der Förderverein des Museums Wolfenbüttel e. V., die Stadt Wolfenbüttel und zahlreiche private Stifter das Schlossmuseum Wolfenbüttel beim Ankauf finanziell unterstützt.
Kontakt:
Schloss Museum Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel
E-Mail: museum@wolfenbuettel.de
Telefon: 05331 9246-0
Internetseite: www.schlosswolfenbuettel.de
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag (10 – 17 Uhr).
Eintritt: Erwachsene: 5 Euro, Ermäßigung: 2,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: frei
Cathrin Mayer spricht über ein offenes Haus, Experimentierlust und den Kunstverein als Ort ästhetischer Erfahrung.
Seit mehr als einem Monat ist die 36-jährige Wienerin Cathrin Mayer Direktorin des Kunstvereins Braunschweig. Die Schlüssel zur Villa Salve Hospes, die sie stolz in der Tasche trägt, sind altertümlich und schwer. Sie verweisen nicht nur auf die Tradition des von Peter Josef Krahe gebauten Hauses, sondern auch auf die lange Geschichte des 1832 gegründeten Braunschweiger Kunstvereins. Das Haus und den Kunstverein kannte sie aus früheren Besuchen. Als die Stelle schließlich ausgeschrieben war, hat sie sich nicht zuletzt wegen der „tollen Villa“ beworben – und, weil sie, wie sie später bekennt, Orte faszinieren, „die nicht für die Kunst gebaut worden sind“.
Doch zunächst sprechen wir über ihren Werdegang. Wien sei in vielerlei Hinsicht eine prägende Stadt gewesen, verrät sie gut gelaunt im Interview. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sich in einer Stadt, die geprägt ist durch die Historie, im Studium mit zeitgenössischer Kunst zu beschäftigen. Hier habe sie im Rahmen eines Praktikums in einer kommerziellen Galerie auch ihre erste Berührung mit dem Kunstmarkt gehabt.
„Mit 19 bin ich in die Galerie reinspaziert, habe mal meinen ganzen Mut zusammengenommen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Ich habe dort alles gemacht: nach der Eröffnung die Bierflaschen weggeräumt, Künstlerinnen betreut, Wände wieder schließen, verputzen, auch erste Textarbeiten und die Betreuung der Datenbank, also wirklich alles. Und diese Erkenntnis, dass zum Ausstellungsbetrieb so viele verschiedene Tätigkeiten gehören – von ganz banalen Dingen, die man in jedem Haushalt macht, bis zu internationalen Kooperationen – hat mich fasziniert und geprägt.“
In Berlin, bei der „Berlin-Biennale“ und in den „Berliner Kunstwerken“ sammelte sie weitere, vor allem internationale Erfahrungen und erweiterte ihre Perspektive auf die Ausstellungsarbeit.„Was mich immer interessiert hat, ist, in die Perspektive des Künstlers, der Künstlerin zu schlüpfen. Das ist ein wahnsinniges Potenzial der bildenden Kunst, andere Sichtweisen zu sehen, zu erleben und erlebbar zu machen.“
Prägende Momente waren nicht zuletzt in Graz die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Kosovo oder Albanien – Länder mit einer ganz eigenen Dynamik und auf dem Weg der Stabilisierung. Hinzu kamen Erfahrungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Estland. Es waren Blicke in die europäische Peripherie, verbunden mit der Erkenntnis über die Möglichkeiten als Kuratorin: „Ich kann durch meine institutionelle Anbindung diesen Künstler aus der Peripherie ins Zentrum bringen. Das ist die Macht, die Institutionen haben und die ich – auch mit einer Entscheidung für unbekannte künstlerische Positionen – reflektiert einsetzen kann.“
In Braunschweig möchte sie das Haus und den Garten „als Ort ohne Konsumzwang“ auch für den Austausch mit der Stadtgesellschaft öffnen. Sie betont, der Kunstverein sei auch ein Ort der Experimente, des Risikos und der Kooperationen, die zum Beispiel mit Performances auch örtlich weit in die Stadt reichen können. Und sie möchte wieder die Kunst in den Vordergrund stellen.
„In der letzten Zeiten gab es ganz vielfach den Anspruch, dass man schon sehr, sehr viele Diskurse kennt, dass man weiß, wie man was einordnet. Wir müssen wieder dazu zurückkommen, dass wir naiv sein dürfen, dass wir Sachen anschauen können und erstaunt sein können von dem, was wir sehen.“
Mit Blick auf die besondere Situation in Braunschweig freue sie sich besonders auf die Zusammenarbeit mit der HBK. Die Ausstellung der Meisterschüler im Kunstverein sei absolut unabdingbar. Nicht zuletzt, weil ein Publikum da sei, das man auch aktivieren könne. „Im besten Fall entstehen neue Kooperationen und Formate“.
Den „erstaunten“ Blick möchte sie auch in ihrer ersten Ausstellung deutlich machen. „Die erste Ausstellung heißt Mirage und Mirage ist ein Bild, das aus dem Französischen ins Englische Einzug gehalten hat. Es bedeutet im Prinzip so etwas wie eine Halluzination. Es geht darum, dass Dinge gar nicht das sind, was man auf den ersten Blick denkt.“
„Und“, dies sagt sie mit Blick auf die Villa, „die Ausstellung möchte auch den Raum des Kunstvereins mitdenken. Das heißt, es gibt Arbeiten, die sich ganz stark auf den Körper und den Raum beziehen und die erlebbar die Wahrnehmung des Raums verändern.“
Diese Begegnung mit der Kunst und ihrer Veränderbarkeit und damit gleichzeitig ihrer Offenheit ist wichtiger Ansatz ihrer Arbeit. Es ist ein Ansatz, der nicht auf Hermetik und identitätspolitische oder sonstige Eindeutigkeit setzt, sondern auf Begegnung und Kommunikation, nicht nur mit der Kunst, sondern auch mit den Betrachterinnen und Betrachtern. Die Einladung ist ausgesprochen, den Kunstverein in alten Räumen neu zu entdecken. So öffnen die alten Schlüssel vielleicht neue Wege zur Kunst.
Michael Grisko ist Geschäftsführer der Richard Borek Stiftung und Honorarprofessor am Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt.
Mit der Verpflichtung des Symphonic-Metal-Quintetts „Visions of Atlantis“ haben die Organisatoren des 24. Lammer Open Air wahrlich ein glückliches Händchen bewiesen. Denn mit ihrem gerade erschienenen Album „Pirates II – Armada“ ist die österreichische Band gleich auf Platz 5 der deutschen Album-Charts durchgestartet. Mit dem Auftritt wird am 24. August auch ein Hauch von Wacken über das Festivalgelände am alten Sportplatz wehen. „Visions of Atlantis“ räumten 2022 auf dem legendären Festival in Schleswig-Holstein ab – und das Wacken Open Air zählt weltweit zu den bedeutendsten und größten Hard-Rock-Festivals. 2023 war „Visions of Atlantis“ mit der charismatischen Sängerin Clémentine Delauney für den Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie „Hard & Heavy“ nominiert.
Das in diesem Jahr mehr denn je auf Rockmusik setzende Programm des Lammer Open Air beginnt um 15.30 Uhr und dauert mit insgesamt fünf Band-Auftritten bis 23.55 Uhr. Nach dem musikalischen Feuerwerk erwartet die Fans zum Abschluss Pyrokunst. Bis zu 3.000 Besucher finden auf dem Festivalgelände Platz. Längst ist das Lammer Open Air weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Veranstaltung wird unter anderem unterstützt von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Der Verein Lammer Open Air Freunde wurde 1999 gegründet. Von Anfang an ist Peter Bethge der Vorsitzende. Die Bekanntschaft zum früheren Sänger der britischen Rock-Band Uriah Heep, John Lawton (1946-2021), führte zur Premiere. Gemeinsam mit Black Sabbath, Deep Purple, Led Zeppelin und Nazareth zählte Uriah Heep in den 1970er Jahren zu den führenden Hardrock-Bands. Ihr bekanntester Hit war „Lady in black“ aus dem Jahr 1971.
John Lawton, der 1976 David Byron ersetzte, spielte zweimal hintereinander in Lamme, damals noch vor dem Dorfgemeinschaftshaus. Seit 2001 bot der alte Sportplatz an der Frankenstraße die Möglichkeiten zur Expansion, zu einem bemerkenswerten Musikfestival. Aufgetreten sind dort seither viele Bands überwiegend aus der Region, wie zum Beispiel „Sweety Glitter and the Sweethearts“, „Vodoo Lounge“, „The Twang“, „Lothar Leger und die Herzensbrecher“, „No Mercy“, „Silent Radio“ oder „The Esprits“. Erklärtes Ziel des Vereins ist es auch, Bands aus der Region Auftrittschancen zu geben.
Weiter am Start sind in diesem Jahr „Tragedy“ aus New York, die Disco-, Soft-Rock- und Pop-Klassiker völlig neu interpretieren und als Heavy Metal auf die Bühne bringen. Mit ihrem 2021 erschienen Album „Disco Balls to the Wall“ erreichte „Tragedy“ die Top 10 der Hard Rock/Heavy Metal Charts in Europa und den USA. Zuvor spielen „Pinski“ aus Köln mit der energiegeladenen Sängerin Insa Reichwein und „Dunning Kruger“ aus Bayern, die Heavy Country zum Besten geben. Das Festival eröffnen wird die Band „Stutzki“, die der Braunschweiger Klaus-Dieter „Tutti“ Stutzki erst im Januar gründete. Diesmal hat sich der eher als Singer-Songwriter bekannte Musiker kräftigen Rock auf die Fahnen geschrieben.
Einlass: 15 Uhr, Beginn: 15.30 Uhr
Tickets: 35 Euro im Vorverkauf, 40 Euro an der Abendkasse (Kinder bis 12 Jahre frei)
Vorverkauf: www.lammer-open-air.de/tickets
Vorverkaufsstellen: Friseursalon Melhaarmonie, Frankenstr. 5, 38116 Braunschweig; Gaststätte Lufteck, Hannoversche Str. 15, 38116 Braunschweig
info@lammer-open-air.de
Internetseite:www.lammer-open-air.de
Die Anzahl der Bewerbungen für den von der Braunschweigischen Landschaft ausgeschriebenen Foto-Wettbewerb zum Thema „Wasser“ war überwältigend. Mehr als 100 gingen ein, knapp 50 davon kamen mit ihren eingereichten Vorhaben schließlich in die Endausscheidung. Eine Expertenjury entschied über die fünf Finalteilnehmer. Aus dem Verfahren gingen Boris Becker (Köln), Jette Held (Tanne/Harz), Kai Löffelbein (Hannover), Oscar Lebeck (Leipzig) und Yana Wernicke (Hochheim am Main) erfolgreich hervor. Die Ausschreibung des Wettbewerbs erfolgte anlässlich des Themenjahres „Wasser“ der Braunschweigischen Landschaft.
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz vergab die mit insgesamt 12.000 Euro dotierten Diplomstipendien 2024.
Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) hat zur Eröffnung des Rundgangs an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig seine drei Diplom-Stipendien 2024 vergeben. Die Preisträger sind Delia Samila Naghavi Alhosini und Atiye Noreen Lax sowie Eden Nael Liedtke. Die Stipendien in Höhe von jeweils 4.000 Euro überreichte die stellvertretende Direktorin der Stiftung, Brunhilde Frye-Grunwald. Die Stipendiaten hatte die aus Dr. Bettina Ruhrberg, Leiterin Mönchehaus Museum Goslar, Fabian Bruns (SBK) und Prof. Martin Krenn (HBK) bestehende Jury ausgewählt.
Bereits seit 1993 – damals noch als Braunschweigischer Kloster- und Studienfond – stellt die SBK jährlich 12.000 Euro zur Verfügung, um vielversprechende Studentinnen und Studenten der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig zu unterstützen. Die Bewerbung ist seit 2009 für Absolventen des Diplomstudiums der Freien Kunst gedacht. Das Stipendium erfolgt nach Abschluss des Diplomstudiums und ist an die Realisierung eines künstlerischen Projekts gebunden.
Nachfolgend die Statements der Jury zu den diesjährigen Preisträgern:
Delia Samila Naghavi Alhosini (Diplom bei Prof. Candice Breitz):
„Delia Samila Naghavi Alhosini behandelt auf überzeugende Weise in ihrer Video-, Foto- und Performancekunst Fragen zu Identität und Sozialisation. Sie thematisiert die Marginalisierung bestimmter Gruppen und damit verbundene gesellschaftliche Zuschreibungen und setzt diesen das emanzipatorische Potential von queeren und postmigrantischen Selbstentwürfen entgegen. Ihr Projektvorhaben ‚WIR SIND HIER – Queere Kunst in Braunschweig‘ wird anhand eines Fotobandes, eines Dokumentarfilms und diversen Veranstaltungen mit Kunst- und Kulturschaffenden, das kulturelle Leben in Braunschweig durch die Linse queerer Erfahrungen dokumentieren.“ (Prof. Martin Krenn, HBK Braunschweig)
Eden Nael Liedkte (Diplom bei Prof. Lutz Braun):
„Eden Liedkte arbeitet mit dem Medium der Zeichnung. Jeden Tag zeichnet er mit einem weichen Graphitstift auf Din A4-Papier Alltagszenen aus seinem Leben. Sie halten sowohl familiäre als auch partnerschaftliche Dynamiken fest oder geben intime Einblicke in sein eigenes Innenleben. In letzter Zeit hat er insbesondere den Prozess seiner medizinischen Angleichung als Trans-Mann dokumentiert. Themen wie Sexualität, Geschlechteridentität und Neurodiversität ziehen sich durch sein gesamtes Werk. Die einzelnen Blätter fügt der Künstler wie in einem Storyboard zusammen, ohne dass sich eine stringente Erzählung ergibt. Zusammenhänge bleiben der Imagination des Betrachters überlassen. Hervorgehoben hat die Jury die Prägnanz der Zeichnungen mit ihren nuancierten Licht- und Schattenwerten ebenso wie ihre inhaltliche Intensität.“ (Dr. Bettina Ruhrberg, Leiterin Mönchehaus Museum Goslar)
Atiye Noreen Lax (Diplom bei Prof. Michael Brynntrup):
„Direkt ins Herz schneiden die Worte, direkt in den Verstand schlagen sich die Bilder und fokussieren unsere Sicht auf die Realität: Atiye Noreen Lax fusioniert unter anderem die Disziplinen Performance, Klang und Film zu einer einzigartigen Komposition, die den Betrachtenden auf sanfte Weise und gleichzeitig brutal schön die Augen öffnet. In ihren Arbeiten geht es um Zwischenbereiche, den Zwiespalt von kultureller Zugehörigkeit, culture clash und: Das Brückenbauen. Sie regt nicht auf, sie regt an: Zum Infragestellen, zum Nachdenken. Genau dafür ist es Zeit!“ (Fabian Bruns, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz)
Objekt des Monats, Folge 8: Die Wandkonsole aus dem Schlossmuseum.
Im Musikzimmer des Braunschweiger Schlossmuseums steht ein neuer Konsoltisch. Der Tisch ist 93 x 88 cm groß, sehr elegant und seine Herkunft birgt eine äußerst spannende Geschichte. Das polierte Mahagonifurnier auf einem üblichen Nadelholzkorpus, die zweifach geschwungene Bodenplatte, feine vergoldete Messingstäbe und Rosetten zur Betonung des architektonischen Gefüges von Beinen, Querbalken und Sockeln sowie der zierliche achtteilige Stern auf der Innenseite: all das verrät die hohe Möbelkunst aus der Zeit des Spätempire um 1820 aus russischer Herkunft. Ein ursprünglich aufgesetzter Spiegel ist heute nicht mehr vorhanden.
Die Konsole aus dem Musikzimmer und 16 weitere Stücke – ein Schreibtisch, ein Bett, Kommoden, Schränke, Tische und Sitzmöbel – gehörten einst zum Fundus der Braunschweigischen Residenz. Nach 1820 liegt ihr Verbleib für lange Jahre im Dunkeln. Erst 1885 wurde das Ensemble mit Sicherheit im Schloss am Bohlweg greifbar. Zu diesem Zeitpunkt wurden alle Stücke registriert und erhielten den HRSCHL-Stempel (Herzogliches Residenzschloss), der den Kronbesitz vom privaten Besitz des 1884 verstorbenen Herzog Wilhelms trennte.
Die Möbel standen vielleicht schon seit 1868 in einem Wohnzimmer für Hofgäste mit Blick auf den Schlossplatz in der zweiten Etage des Schlosses. 1885 bezieht Prinz Friedrich Heinrich, Sohn von Herzogsregent Albrecht von Preußen, diesen Raum, 1911 wohnt hier die Oberhofmeisterin unter Herzogsregent Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und von 1913 bis 1918, bei ihren Besuchen in Braunschweig, Kaiserin Auguste Victoria, Mutter der letzten Herzogin Victoria Luise. 1911 erfolgte dort im Zimmer auch die Stempelung mit HSB (Herzogliches Schloss Braunschweig) und einer vierstelligen Zahl zur Auffindung im Möbelinventar.
Die Geschichte des geradlinigen ‚Aufstiegs‘ des Ensembles geriet von nun an zur Achterbahn. Um 1921 wurden die Konsole, ein Kleiderschrank und eine Vitrine vorab an das vormalige Herzogspaar Ernst August und Victoria Luise in die Weinbergvilla in Gmunden im Salzkammergut abgegeben. Die übrigen dreizehn Stücke gelangten ins museale Ministerzimmer des Braunschweiger Schlossmuseums, gingen aber 1925 bei der großen Abgabe aller Museumsgemälde und Möbel von vor 1835 auch an das bis 1918 regierende Herzogshaus. Das wiedervereinte Ensemble verfrachtete man 1928 ins Schloss Blankenburg und 1945 (vor dem Einmarsch der russischen Truppen nach dem Ende des Weltkriegs) auf die Marienburg bei Nordstemmen.
Dort blieb es jedoch nicht lange. Aufgrund finanzieller Nöte wurde es im April 1950 in Braunschweig im Herzog Anton Ulrich-Museum durch das Auktionshaus „Eduard Hünerberg“ für 4000 D-Mark zum Kauf angeboten. Unter dem beschriebenen Konvolut findet sich auch die Konsole im Schlossmuseum. Das Ensemble wurde einzeln an Händler verkauft, einiges gelangte an eine Industriellenfamilie in Kassel.
Es dauerte bis 2009, bis der Richard Borek Stiftung acht Stücke aus dem Ensemble zum Kauf angeboten wurden, wenn auch erfolglos. 2012 geht es lediglich um zwei überteuerte, abgewiesene Armlehnstühle, und 2023 kommt die Konsole auf den Markt. Sie kann durch die Richard Borek Stiftung für das Schlossmuseum – den Ursprungsort – zurückgewonnen werden. Die anderen Stücke des Ensembles sind noch im Umlauf.
Dr. Bernd Wedemeyer ist Bau- und Kunsthistoriker sowie Autor mehrerer Bücher über das Braunschweiger Residenzschloss.
Die 42. Domkonzerte im Kaiserdom Königslutter finden vom 13. bis 26. September mit fünf Veranstaltungen statt.
Der Kaiserdom in Königslutter ist ein beeindruckendes Monument romanischer Baukunst. Am Rande des Elm gelegen, ragen seine Turmspitzen weithin sichtbar auf. Jedes Jahr im September laden die Domkonzerte dorthin ein, um hochkarätige, oft internationale Musikerinnen und Musiker in begeisternden Veranstaltungen zu erleben. Zwischen dem 13. und 26. September lädt der Verein Domkonzerte Königslutter e.V. mit seinen Partnern, der Stadt Königslutter und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz zu fünf besonderen Konzerten ein.
Von himmlischen Boten und starken Frauen im Mittelalter handeln die Veranstaltungen mit Wort und Musik. Cross-over prägt das Konzert im Kreuzgang, wenn Wildes Holz über „25 Jahre auf dem Holzweg“ resümiert. Mit den „King’s Singers“ kommen erneut internationale Künstler in den Kaiserdom und werden den Freunden der Vokalmusik ebenso viel Begeisterung entlocken, wie „German Brass“ den Fans der klassischen Blechblasmusik. Das Festival findet bereits zum 42. Mal statt.
13, September, 19.30 Uhr: Das Trio „Wildes Holz“ gastiert mit seinem Jubiläumsprogramm „25 Jahre auf dem Holzweg“. Das außergewöhnliche Cross-Over-Ensemble aus Blockflöte, Gitarre und Kontrabass ist bekannt für seine waghalsigen Arrangements aus allen Epochen und Genres. Neben dem musikalischen Können überzeugen die witzigen Moderationen, die aus jedem Konzert ein mitreißendes Gesamtkunstwerk machen.
15. September, 16 Uhr: Der Dom ist die Grablege von Kaiser Lothar III. und seiner Frau Richenza. Mächtige Kaiser und ihre starken Frauen sind das Thema der musikalischen Lesung mit dem bekannten Schauspieler Udo Schenk als Sprecher und der Capella Antiqua Bambergensis. Musik aus dem Mittelalter, gespielt auf 30 authentischen Instrumenten, umrahmt spannende Erzählungen von Herrschern und ihren Frauen, die die Politik ihrer Zeit maßgeblich beeinflussten. Aus der Sicht des Chronisten Thietmar von Merseburg öffnet Udo Schenk ein Fenster in diese längst vergangenen Zeiten.
17. September, 19.30 Uhr: „The King’s Singers“ treten im Kaiserdom auf. Das weltbekannte, vielfach mit Preisen ausgezeichnete A-cappella-Ensemble aus London, das als „Gold-Standard“ bezeichnet wird, hat bereits 2022 das Publikum verzaubert. In diesem Jahr kommen die Sänger mit einem breitgefächerten Programm bestehend aus ihren Lieblingsstücken – von traditionellen Liedern über Rossini und Gershwin bis hin zu Paul McCartney, Billy Joel und The Beach Boys.
20. September, 19.30 Uhr: „German Brass“ macht mit der Jubiläumstournee „50 Jahre German Brass“ im Dom Station. Die zehn Blechbläser zählen weltweit zu den besten Ensembles ihrer Art. Dank souveräner Neubesetzungen begeistern sie Musikliebhaber auf der ganzen Welt. Im unnachahmlichen Zusammenspiel bieten die Musiker einzigartigen, unerreichten Musikgenuss.
26. September, 19.30 Uhr: Besinnliche Töne beschließen das diesjährige Programm der Domkonzerte Königslutter. Pater Anselm Grün spricht in einer Konzert-Meditation mit dem Titel „Sinfonie der Engel“ über die himmlischen Wesen, die von vielen Menschen als Beschützer, Begleiter, Helfer in der Not wahrgenommen werden. Die Musik wird von Hans-Jürgen Hufeisen (Blockflöten) ergänzt, der den Worten eine zusätzliche Dimension verleiht.
Weitere Informationen: www.domkonzerte.org.
Kontakt:
Domkonzerte Königslutter
c/o Image Concert – Ihr Partner für Kultur GmbH
Hüttuferstraße 4
37412 Herzberg am Harz
Telefon: 05521 – 5610
E-Mail: domkonzerte@image-concert.de
TU-Ausstellung im Flebbe-Haus: „Sleeping Beauties“ vom 9. bis zum 16. Juli
Das Institut für Entwerfen und Baugestaltung (IEB) und das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und der Stadt (GTAS) beschäftigen sich mit Leerständen in der Stadt. In der aktuell anstehenden Ausstellung „Sleeping Beauties“ (schlafende Schönheiten) präsentieren sie in Zusammenarbeit mit Jennifer Baus studentische Arbeiten, die im Rahmen von Seminaren, Entwürfen und Abschlussarbeiten entstanden. Die Vernissage findet am 9. Juli in den Räumen des ehemaligen Modehauses Flebbe am Bohlweg 1 statt. Die Ausstellung ist in der Zeit von 14 bis 18 Uhr bis zum 16. Juli zu sehen. Unterstützt wird das Projekt von der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz (SBK), New Yorker und dem Institut Heidersberger.
Im Rahmen der Vernissage werden die besten Visionen für die Nachnutzung des ehemaligen Klosters zur Ehre Gottes in Wolfenbüttel prämiert. Bei dem denkmalgeschützten Ensemble handelt es sich um ein repräsentatives Hofbeamtenhaus aus dem Jahr 1591 sowie eine umfassende Erweiterung und Umgestaltung Anfang des 18. Jahrhunderts. In den Jahren zwischen 1791 und 2006 war es Domizil eines evangelischen Damen-Konvents. Die Gebäude gehören der SBK. Seit der notwendigen statisch-konstruktiven Sanierung im Jahr 2007 steht das Ensemble leer. Es stellt sich die Frage nach der Zukunft.
Auf Initiative der Stiftung entwickelten acht Studentinnen und Studenten konkrete Ideen. Die einzige Vorgabe war, den Ort wiederzubeleben und künftig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Herausgekommen sind Entwürfe für ein Zentrum für Pflanzenkunde, ein Haus des Essens mit Fokus auf saisonale Küche, ein Kultur- und Jugendhaus, ein Haus für politische Bildung oder ein standortübergreifender Wohn- und Ausbildungscampus für Studentinnen und Studenten.
Die Ausstellung im Flebbe-Haus beschäftigt sich gleichwohl mit einer Vielzahl von leerstehenden Räumen wie Wohnblocks, Ladenzeilen, Lagerhäusern, Bürogebäuden und Brachflächen. Sie werden in Beziehung zur wachsenden Nachfrage nach Wohnraum, insbesondere in städtischen Ballungsräumen, gestellt. „Um diesem Widerspruch zu begegnen, werden häufig Abriss bestehender Infrastrukturen und Neubau vorgezogen, anstatt das vorhandene Bauerbe umzudenken“, heißt es zur Ausstellung. Die Herausforderung sei, gemeinwohlorientierte Formen des Leerstandsmanagements, nachhaltige Nutzungskonzepte, geeignete Finanzierungsprogramme sowie neue rechtliche Rahmenbedingungen zu entwickeln.
Der Ausstellungsort ist treffend gewählt. Denn das Flebbe-Haus selbst zählt zu Braunschweigs bekanntesten Leerständen. Es wurde Anfang der 1950er Jahre errichtet und beherbergte bis 2002 das beliebte Herrenbekleidungsgeschäft „Flebbe“. Architekt war Friedrich Wilhelm Kraemer, ein Protagonist der berühmten „Braunschweiger Schule“. Nach mehrjährigem Leerstand wurde das unter Denkmalschutz stehende Gebäude („Ein Haus von nobler Wirkung, ja zeitloser Eleganz.“) im Jahr 2007 saniert. Die Sanierung wurde 2008 mit einem Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung ausgezeichnet. Eine nachhaltige Geschäftsansiedlung gelang trotz mehrerer Versuche nicht.
Sleeping Beauties
10. Juli – 16. Juli, jeweils 14 – 18 Uhr
9: Juli: Eröffnung (18 Uhr), Preisverleihung Wettbewerb Kloster Wolfenbüttel (19.30 Uhr).
10. Juli: Diskussion „Auf zur lebendigen Stadt!“ (18 Uhr)
13. Juli: Filmvorführung „Abriss“ (2023) von Yamen Abou Abdallah (20 Uhr)
17. Juli: Abschlusspräsentation (14 – 21 Uhr)
18. und 19. Juli: Wechselnde Schaufensterausstellung
Königslutters Propsteikantor Matthias Wengler blickt zurück – und berichtet von bewegenden Momenten. Aber auch einem großen Einschnitt.
April 2004, ein Donnerstagabend, 21 Uhr. Propsteikantor Matthias Wengler, seit zwei Monaten als erster Propsteikantor in Königslutter neu im Amt, beendet gerade seine erste Chorprobe und begrüßt dazu rund 30 Sängerinnen und Sänger. Aus dem bisherigen Chor an der Stadtkirche, der Ökumenischen Kantorei, wurde die Propsteikantorei Königslutter. „Von Anfang an wollten wir durch unseren Namen deutlich machen, dass unser Chor nicht nur offen ist für Sänger und Sängerinnen aus Königslutter, sondern für die ganze Propstei“, blickt Matthias Wengler in einer Mitteilung angesichts des jetzt 20-jährigen Bestehens zurück.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 12.05.2024
Bis heute kommt rund die Hälfte aller Chormitglieder aus den Gemeinden der Propstei, zum Teil auch aus Helmstedt oder Braunschweig, um in Königslutter einerseits die musikalische Gestaltung der Gottesdienste in der Stadtkirche zu übernehmen, zum anderen Teil aber auch große kirchenmusikalische Werke im Kaiserdom zur Aufführung zu bringen, teilt der Kantor mit.
Die ersten Jahre bedeuteten vor allem eine intensive Aufbauarbeit. „Irgendwann war klar: Wenn wir größere kirchenmusikalische Werke wie Bachs Weihnachtsoratorium aufführen wollen, genügt eine Chorprobe pro Woche nicht“, erläutert der Propsteikantor.
Und so begann für den Chor ab 2007 eine intensive Zeit mit zusätzlichen Einzelstimmen-Proben. Wengler: „Ohne diese zusätzlichen Termine hätte die Kantorei nicht all die großen Werke der letzten Jahre singen können.“ Ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Chorarbeit sei auch eine gute Chorgemeinschaft.
Auf Initiative von einigen Chormitgliedern und dem damaligen Propst Andreas Weiß wurde 2009 der Freundeskreis Propsteikantorei Königslutter gegründet, um die Kirchenmusik in der Propstei, insbesondere aber die finanziell aufwändigen Chor- und Orchesterkonzerte zu unterstützen. Der Freundeskreis hat heute rund 80 Mitglieder und bietet jährlich somit eine verlässliche finanzielle Unterstützung der Kirchenmusik. Ebenso ist der Konzertservice coramclassic aus dem Chor heraus entstanden.
Höhepunkte gab es in den vergangenen 20 Jahren reichlich, steht für Wengler fest. Neben den gemeinsamen Konzerten sind dies vor allem die Chor-Probenwochenenden, die bis 2019 regelmäßig in Springe stattfanden, und Chorausflüge, die die Kantorei bisher etwa nach Leipzig, Hildesheim und Berlin geführt haben. Ein Konzertbesuch im Gewandhaus, Führungen im Berliner Dom oder auch Backstage etwa in der Komischen Oper mit anschließendem Besuch der Vorstellung seien Erlebnisse, von denen die Chormitglieder bis heute schwärmen.
Natürlich bleiben aber vor allem die besonderen Gottesdienste und Chorkonzerte in Königslutter in Erinnerung. Zu den regelmäßigen Gottesdiensten zählten in den vergangenen Jahren in der Stadtkirche die Andacht zur Sterbestunde am Karfreitag mit Auszügen aus Bachs „Johannes-Passion“, die Christvesper am Heiligen Abend mit Chören aus Bachs Weihnachtsoratorium und bis 2014 die Aufführung von Bach-Kantaten und Messen von Mozart und Schubert am Reformationstag im Kaiserdom.
Spitzenreiter im Konzert sei Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, das die Propsteikantorei seit 2008 bisher fünfmal aufgeführt hat. Unvergessen: Die Wiedereinweihung des Kaiserdoms nach Fertigstellung der Innenrestaurierung im Jahr 2010, im selben Jahr die Aufführung von Haydns Oratorium „Die Schöpfung“.
Nicht möglich gewesen wäre dieses Programm ohne zusätzliche Förderer, macht Wengler deutlich: „Neben dem Freundeskreis seien hier stellvertretend die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und die Bürgerstiftung Ostfalen genannt.“
Hin und wieder ist die Propsteikantorei auch mit ungewöhnlichem Repertoire zu erleben, etwa mit Auszügen aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Jesus Christ Superstar“, Giuseppe Verdis „Hymne der Nationen“ oder dem Gefangenchor aus der Oper „Nabucco“. Zum zehnjährigen Jubiläum hat sich der Chor 2014 schon einmal an nicht alltägliches Repertoire gewagt: „Die Singschule aus Albert Lortzings Oper ‚Zar und Zimmermann‘ war ein großer Spaß.“
Einen unerwarteten Schlussstrich gab es dann im Dezember 2019 mit Rheinbergers Weihnachtskantate „Der Stern von Bethlehem“. Zu Ostern 2020 sollte Beethovens Oratorium „Christus am Ölberge“ zur Aufführung kommen, die Proben waren bereits in der Endphase. Vier Wochen davor brach im März die Corona-Pandemie aus, es folgte ein langer Lockdown.
„Unter sehr erschwerten Bedingungen konnten wir trotz 2G-Plus-Regel im Dezember 2021 ein Weihnachtskonzert zur Aufführung bringen. Nach zweijähriger Unterbrechung konnte unser Chor wieder mit der Camerata Instrumentale Berlin gemeinsam musizieren“, berichtet Wengler. „Wir hatten unglaublich bewegende und dankbare Rückmeldungen zu diesem Konzert. Wer je daran gezweifelt hat, wie wichtig Musik in schwierigen Zeiten ist und wie sehr sie Menschen seelisch stärken kann, wird durch so dankbare Briefe und Mails eines Besseren belehrt.“ Die Weihnachtskonzerte sind in den vergangenen Jahren übrigens immer ausverkauft.
Die Corona-Pandemie bedeutete für die Propsteikantorei einen starken Einschnitt: „Erst nach sechzehnmonatiger Pause haben wir uns wieder in Chorstärke in geschlossenen Räumen treffen können – zwei Jahre haben wir in der Destedter Epiphaniaskirche geprobt. Der Chor hat in dieser Pause nur zwei Mitglieder verloren, dafür aber noch viele neue Sängerinnen und Sänger dazugewonnen“, berichtet Wengler. Mittlerweile zählt der Chor mehr als 50 Mitglieder.
Diese Erfolgsgeschichte soll gefeiert werden: Zum Jubiläumskonzert am 8. Juni im Kaiserdom wurden die Camerata Instrumentale Berlin, der Kammerchor Vela Cantamus (Helmstedt), die Kantorei Schöppenstedt und der Chor an St. Michaelis eingeladen, mit denen in den vergangenen 20 Jahren regelmäßig Chorwerke aufgeführt wurden. Gegeben wurde Rossinis Petite Messe solennelle – mit rund 180 Mitwirkenden und den Solisten Katharina Göres, Julia Fercho, Michael Pflumm und Marco Vassalli.
Neue Sänger und Sängerinnen sind willkommen. In der Regel probt der Chor donnerstags von 19.30 bis 21.30 Uhr im Gemeindehaus der Stadtkirche Königslutter.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 12.05.2024 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/helmstedt/article242314406/20-Jahre-Propsteikantorei-Koenigslutter-eine-Erfolgsgeschichte.html
Das musikalische Spektrum reicht am 2. und 3. August von kroatischem A-cappella über Blues bis hin zu einfühlsamen Singer-Songwritern.
Magisch, musisch, märchenhaft mit diesen Attributen wirbt die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) nun schon traditionell für ihr zweitägiges Musikfestival „Sommernacht am Kaiserdom“. In Zusammenarbeit mit den Partnern AWO Psychiatriezentrum Königslutter und der Stadt Königslutter ist es den Veranstaltern zur 13. Auflage erneut gelungen, ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm mit fünf Konzerten zusammenzustellen. Die populären Sommernächte rücken das bedeutende Kulturdenkmal im Herzen Königslutters am 2. und 3. August (jeweils 18-23 Uhr) in den Fokus der kulturinteressierten Öffentlichkeit im Braunschweigischen. Der Vorverkauf läuft bereits (s.u.).
Die Konzerte finden auf vier Bühnen statt – im Dom selbst, im Kreuzganghof, im Refektorium des ehemaligen Klosters sowie im Berggarten. Das musikalische Spektrum reicht diesmal von Heavy Metal-Interpretationen, über Blues bis hin zu einfühlsamen Singer-Songwritern. Die Walk Acts, Theater Ik’s, Theater der Nacht und die Elfenagentur, tragen zu der einmaligen Atmosphäre bei. Die idyllische, unmittelbar am Kaiserdom gelegene Parkanlage verwandelte sich zu später Stunde in eine traumhaft illuminierte Szenerie – passend zum Motto „magisch, musisch, märchenhaft“.
Die erste „Sommernacht am Kaiserdom“ fand nach Abschluss der umfangreichen Restaurierung im Jahr 2010 statt. Bis dahin hatte der Kaiserdom trotz seiner Bedeutung als herausragendes Bauwerk der Romanik im Dornröschenschlaf gelegen. Ziel der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ist es seither, den Kaiserdom als herausragende kulturelle Einrichtung zu etablieren. Dazu tragen auch die Sommernächte in besonderer Weise bei. Sie erschließen andere Besuchergruppen als etwa das klassische Festival „Domkonzerte Königslutter“ (13. bis 26. September) oder die „die Internationalen Orgelwochen“.
Die im Jahr 1135 von Kaiser Lothar III. von Süpplingenburg (1075–1137) und Ehefrau Richenza (ca. 1087–1141) gestiftete Abteikirche St. Peter und Paul wird in einem Atemzug mit den großen rheinischen Domen in Speyer, Mainz und Worms genannt. Zur Gruppe der sogenannten Kaiserdome zählen auch die Dome in Aachen, Bamberg, Frankfurt am Main, Magdeburg und Merseburg. Der Kaiserdom in Königslutter ist Teil der europäischen TRANSROMANICA. Die Kulturroute verbindet seit 2007 das gemeinsame kulturelle Erbe der Romanik in Europa. Der Kaiserdom ist einzig vertretenes Bauwerk in Deutschland. Weitere „steinerne Zeugen“ des Mittelalters finden sich in Österreich, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Serbien und Rumänien sowie in der Slowakei.
Fidi Steinbeck kam 2019 im Team Mark Forster bis ins Finale von „The Voice of Germany“. Ihre sanfte Stimme und ihr einfühlsames Cellospiel fühlen sich wie eine Umarmung an. In der privaten Atmosphäre des Refektoriums gibt sie all ihren Gefühlen Raum.
Der in Vancouver geborene Morgan Finley präsentiert dagegen federleichte, optimistische Songs. Der Singer- und Songwriter mit irischen Wurzeln hat unter anderem in Montreal, Toronto, Berlin, Bern und Sevilla gelebt. Er hat also viel zu berichten in seinen Liedern.
The Bluesanovas haben bereits dreimal den „German Blues Award“ gewonnen und waren Vorband von Eric Clapton. In den vergangenen Jahren erarbeitete sich das Quintett mit ihrem Blues „made in Germany“ den Ruf eines absoluten Live-Geheimtipps.
Skurril ist GlasBlasSing. Das Trio spielt auf unterschiedlich hoch gefüllten Flaschen Blasmusik. Die Berliner starteten mit ihrer Idee zunächst als Straßenmusiker. Längst treten sie auch international auf Bühnen auf. Ihr Auftritt bei „Wetten dass…?“ ist legendär.
Metalklapa interpretiert die Songs der britischen Hard-Rock- und Heavy-Metal-Band Iron Maiden ganz ohne Instrumente. Die kroatische A-cappella-Band überzeugt mit ihrem brillanten polyphonen Gesang.
Königslutter: Buchhandlung Kolbe – Sarinas Bücher- und Spieleparadies, Am Markt 17, Tel. 05353 5264
Braunschweig: Konzertkasse in den Schloss-Arkaden, Platz am Ritterbrunnen 1, Tel. 0531-16606
Musikalien Bartels, Wilhelmstr. 98, Tel. 0531-49491
Wolfsburg: Service-Center Wolfsburger Nachrichten, Porschestraße 22–24, Tel. 0531 16606
sowie bei allen anderen Vorverkaufsstellen der Region und online unter reservix.de
35 Euro im Vorverkauf, ermäßigt 15 Euro für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre im Vorverkauf für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre.
Die Besucherzahl ist begrenzt.
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