„Stiftung hilft bei der Energie­wende“

Das passt zusammen: Landwirtschaft und Windenergie. Foto: Andreas Greiner-Napp
Das passt zusammen: Landwirtschaft und Windenergie. Foto: Andreas Greiner-Napp

Auf landwirt­schaft­li­chen Flächen der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz stehen 45 Windener­gie­an­lagen.

Die Atomka­ta­strophe von Fukushima war ein riesiger Schock für die Weltbe­völ­ke­rung. Vor allem Deutsch­land übernahm angesichts des japani­schen Super-GAUs Verant­wor­tung und handelte als erstes: schnellst­mög­lich der Atomenergie den Rücken kehren. Dies geschieht durch das schritt­weise Abschalten aller Atomkraft­werke. Zwischen Küste und Alpen entstehen im Gegenzug unter anderem kleine und große Windparks mit Windener­gie­an­lagen (WEAs) für eine die Umwelt schonende und nachhal­tige Energie­er­zeu­gung. Die Wenigsten wissen, dass auch auf Grund­be­sitz der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) profes­sio­nelle Windkraft-Betreiber auf diese Art und Weise sicheren Strom erzeugen – und dies bereits seit 17 Jahren.

45 sogenannte Windener­gie­an­lagen (WEAs) befinden sich heute auf verpach­teten landwirt­schaft­lich genutzten Flächen der SBK. Errichtet wurden sie auf dem Gebiet des ehema­ligen Landes Braun­schweig – aber auch in Sachsen-Anhalt, dort wo die Stiftung ihre Güter nach 45 Jahren „Eisernen Vorhangs“ im Zuge der deutschen Wieder­ver­ei­ni­gung zurück­er­hielt. 23 Windkraft­räder folgen voraus­sicht­lich in den nächsten zwei Jahren. „Wir helfen mit, die von der Politik ausge­ru­fene Energie­wende umzusetzen“, sagt Heinrich Hennigs, Dezer­nats­leiter und damit Leiter der Domänen­ver­wal­tung des neuen Amtes für regionale Landes­ent­wick­lung Braun­schweig (ArL).

Der Sonder­auf­trag der hiesigen Regio­nal­di­rek­tion lautet unter anderem, außer den Liegen­schaften des Landes Nieder­sachsen auch die insgesamt rund 9.500 Hektar Flächen der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz – das landwirt­schaft­liche Vermögen der SBK (neun Kloster­güter, elf Stiftungs­güter mit ihren zum Teil unter Denkmal­schutz stehenden Wohn- und Wirtschafts­ge­bäuden sowie umfang­reiche Streu­be­sitz­flä­chen) zu verwalten.

In Üplingen, Bündheim, Haken­stedt, Unseburg, Neuhof, Theding­hausen, Warsleben und Remlingen stehen die Windräder. Bis zur obersten Rotor­spitze messen die neueren Anlagen bis zu rund 200 Meter. 19 sind es in Üplingen – und damit die meisten auf SBK-Gebiet. Doch nicht erst seit der Katastrophe von Fukushima im März 2011 existieren WEAs auf Stiftungs­flä­chen. Die ersten drei Windräder wurden bereits 1997 in Bündheim errichtet. Vorran­giges Ziel war es, den umwelt­schäd­li­chen CO2-Ausstoß zu verrin­gern und statt­dessen die erneu­er­bare Energie, die fossile Ressourcen schont, zu fördern.

Die Windräder der ersten Genera­tion sorgen für eine Leistung von 0,5 Megawatt. Die neuesten Windkraft­räder leisten mehr als das Sechs­fache (3,2 Megawatt). Betrieben werden die Windräder über eine Laufzeit von 20 Jahren plus einer Option auf fünf und mehr Jahre von regio­nalen, natio­nalen und inter­na­tio­nalen Partnern wie So Wi Was – Sonne Wind und Wasser GmbH (Erkerode), WindStrom (Edemissen), SAB Wind Team GmbH (Itzehoe), Nordtank(Ostenfeld), masseVolt GmbH &Co.KG (Theding­hausen) und European Energy aus Dänemark.

Übrigens: Die Windkraft-Standorte der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz sind nicht die einzigen, die das LGLN unter seinem Dach verwaltet. Auf den braun­schwei­gi­schen Domänen Hofschwi­cheldt, Weddingen, Bahrdorf und Schladen drehen sich ebenfalls Windräder. Wahrlich eine inter­es­sante Geschichte: Mit der Windenergie Hofschwi­cheldt GmbH & Co KG wurden die Pächter der Domäne Hofschwi­cheldt selbst zu Windpark-Betrei­bern und setzten ihre umwelt­freund­liche Vision in die Tat um.

Doch, wo ein ganzer Windpark oder auch nur ein einzelnes Windrad errichtet werden darf, entscheiden öffent­lich-recht­liche Vorgaben. Die Zustän­dig­keit für die Region Braun­schweig obliegt dem Zweck­ver­band Großraum Braun­schweig (ZGB). Den größten Bekannt­heits­grad erlangte der ZGB durch die stufen­weise Umsetzung des Regio­nal­bahn­kon­zepts 2014+. Windrad-Errich­tungen in Wäldern oder gar Natur­schutz­ge­bieten sind in Nieder­sachsen – anders als in anderen Bundes­län­dern – nicht erlaubt. 1000 Meter Abstand sind zu Siedlungen einzu­halten. Fünf-Kilometer-Schutz­räume bestehen zum Beispiel auch um den Harz und Elm/Lappwald.

Es ist kein Geheimnis, dass sich mit Windrä­dern der heutigen Genera­tion Einnahmen von rund 60.000 Euro und mehr pro Anlage erzielen lassen. „Die Gelder werden bei der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz unter anderem zur Förderung kultu­reller Projekte verwendet“, erklärt Heinrich Hennigs. „Oder aber zum Erhalt der stiftungs­ei­genen zum Teil denkmal­ge­schützten Gebäude. Zum Stiftungs­ei­gentum zählt zum Beispiel auch der weltweit bekannte Kaiserdom in Königs­lutter.“

Bis zu 23 neue Windkraft­an­lagen sollen in Ahlum, Hagendorf / Süpplingen, Wobeck, Vienen­burg und Unseburg entstehen, um die Kehrt­wende in der Energie­po­litik voran­zu­treiben. Vor Ort laufen noch die Verhand­lungen. Aber alle sind sich einig: Nie wieder Fukushima, nie wieder Tscher­nobyl. Atomkraft? Nein – auf keinen Fall.

Wo existieren bereits Windparks, wo sind welche in Planung? Im Internet: geoportal.zgb.de/energie/energieportal.html

www.lgln.niedersachsen.de; www.zgb.de

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