„Ein automa­ti­siertes Liebes­lied“

Die Inspiration: Eine historische Postkarte, die Schwäne auf dem Portikusteich zeigt. Foto: Richard Borek Stiftung

Künst­lerin Alona Rodeh berichtet exklusiv über ihre Instal­la­tion „Social Swan Club“, die während des Braun­schweiger Licht­par­cours 2024 vom 15. Juni bis 6. August auf dem Porti­kus­teich im Bürger­park zu sehen sein wird.

Ein „social club“ kann eine Gruppe von Menschen sein oder ein Ort, an dem sich eine Gemein­schaft mit einem bestimmten Charakter trifft. „Social Swan Club“ versucht, die Idee eines solchen Clubs aufzu­greifen und ihr einen beson­deren Dreh zu geben. Stellen Sie sich vor, Sie schlen­dern an einem warmen Sommer­abend durch den schönen Bürger­park von Braun­schweig. Sie kommen an einem ruhigen Teich vorbei, auf dem zwei schwa­nen­för­mige Tretboote unauf­hör­lich ihre Kreise drehen.

Halten Sie einen Moment inne und nehmen Sie die Szene in sich auf. Das sanfte, diffuse Licht, das auf die nahe gelegene roman­ti­sche Ruine des Portikus fällt, verstärkt die bezau­bernde Atmosphäre. Aber diese Attrak­tion im Park hat etwas Sonder­bares an sich. Es ist kein typischer Anblick: Die Schwäne aus Fiberglas haben leuchtend rote Augen, und ihre Pedale bewegen sich wie von Geister­hand, ohne dass Menschen in den Booten sitzen. Sie berühren sich nie, ihre Bahnen überschneiden sich nie, und Licht­kegel verfolgen ihre Bewegungen im Wasser – wie bei einer Theater­show. Sie stehen vor dem „Social Swan Club“, einem kineti­schen Kunstwerk, das exklusiv für den Licht­par­cours 2024 Braun­schweig geschaffen wurde.

Die von Alona Rodeh genutzten Tretboote in Schwa­nen­form werden “hübsch” gemacht. Foto: Richard Borek Stiftung

Hommage an den Bürger­park

Die Arbeit ist inspi­riert von kommer­zi­ellen Tretbooten in Schwa­nen­form, wie sie noch heute auf der Oker genutzt werden, und histo­ri­schen Bildern von Schwänen, die anmutig auf dem Porti­kus­teich schwimmen. Sie ist eine Hommage an das Konzept des Bürger­parks als maleri­scher, idylli­scher Ort für fried­liche Erholung und für den kontrol­lierten Konsum von (vom Menschen geschaf­fener) Natur. Ein automa­ti­siertes Liebes­lied, das das roman­ti­sche Bild des 19. Jahrhun­derts von histo­ri­schen Ruinen und Schwa­nensee-Choreo­gra­fien wieder­be­lebt.

Auf den ersten Blick mag das Werk unschuldig, fast simpel erscheinen, und das ist auch beabsich­tigt. Die Komple­xität liegt jedoch darin, dass die Boote gänzlich unabhängig vonein­ander und selbst­ständig in die Pedale treten und automa­ti­sierte Follow­spots am Ufer ihre Bewegung im Raum verfolgen. Was so einfach aussieht, macht eine akribi­sche Planung hinter den Kulissen erfor­der­lich. Es handelt sich um eigens konstru­ierte Mecha­nismen, die für den Unter­wasser- und Außen­ein­satz über einen Zeitraum von vier Monaten konzi­piert wurden. Die techni­schen Aspekte des Werks werden von einem Spezia­lis­ten­team unter der Leitung der Künst­lerin betreut: einem Licht­tech­niker, einem Archi­tekten und einem Produkt­de­si­gner. Es gibt dabei keinen Leitfaden, an dem man sich orien­tieren kann, sondern nur Ideen und verschie­dene Wege, sie zu verwirk­li­chen.

Wenn Sie die Schwa­nen­boote bei ihrem rhyth­mi­schen, kreisenden Tanz beobachten, überkommt Sie eine Mischung aus Melan­cholie und Vergnügen. Die Instal­la­tion versprüht den Charme eines Vergnü­gungs­parks und lädt dazu ein, sich in ihrem hypno­ti­schen Rhythmus zu verlieren. „Social Swan Club“ ist ein spiele­ri­sches Zeugnis für die trans­for­ma­tive Fähigkeit der Kunst: Sie verwan­delt gewöhn­liche Objekte und Räume in etwas, das sowohl humorvoll ist als auch zum Nachdenken anregt.

Der 6. Braun­schweiger Licht­par­cours

Vom 15. Juni bis 6. Oktober bringt der 6. Braun­schweiger Licht­par­cours die Stadt entlang der Oker zum Leuchten. Inter­na­tional renom­mierte Künst­le­rinnen und Künstler haben Illumi­na­tionen für den Stadtraum entwi­ckelt. Die Licht­in­stal­la­tionen sind eigens für die jewei­ligen Standorte in Braun­schweig entwor­fenen und entlang des inner­städ­ti­schen Flusses positio­niert. Im Dämmer­licht der unter­ge­henden Sonne entfalten die Licht­kunst­werke ihre volle Wirkung und verbreiten entlang der Oker eine außer­ge­wöhn­liche Atmosphäre. Den inhalt­li­chen Schwer­punkt bildet die Ausein­an­der­set­zung mit der Ambiva­lenz des Lichts selbst, mit seinen vielfäl­tigen, sicht- und unsicht­baren Effekten auf den Menschen und die Umwelt, sowie auch die Folgen der Nutzung seiner künst­li­chen Form. Dabei soll der Aspekt der Nachhal­tig­keit, insbe­son­dere von Ressour­cen­scho­nung und einem voraus­schau­enden Umgang mit unserer Umwelt, direkt oder indirekt, in der Ausein­an­der­set­zung, Materia­lität oder der Energie­nut­zung Eingang in die Arbeiten finden.

Weitere Infor­ma­tionen gibt es hier.

Das könnte Sie auch interessieren