Ein letztes Zupacken im Gruben­haus

Als nächstes steht der Innenausbau des Grubenhauses in Süpplingenburg an. Foto: Landkreis Helmstedt
Als nächstes steht der Innenausbau des Grubenhauses in Süpplingenburg an. Foto: Landkreis Helmstedt

Mit Abschluss der Lehmbau­kurse rückt die Fertig­stel­lung des mittel­al­ter­li­chen Gruben­hauses am Petersteich immer näher.

„Ja so warn’s die alten Handwerks­leut‘“ – Das von der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE und der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz geför­derte mittel­al­ter­liche Projekt Gruben­haus bei Süpplin­gen­burg biegt langsam auf die Zielge­rade ein. Und am Ende geht es noch einmal schmud­delig zur Sache. Der Innen­ausbau mit Lehmwänden steht als eine der letzten größeren Maßnahmen auf der To-do-Liste, ehe das mittel­al­ter­li­ches Leben und Arbeiten wider­spie­gelnde Handwer­ker­do­mizil fertig ist. Der Endspurt erfolgt mit Hilfe an damaligen Handwerks­tech­niken Inter­es­sierter. Zwei Lehmbau­se­mi­nare für Jedermann finden am 21./22. sowie 28./29. Juni jeweils von 9 bis 17 Uhr statt.

„Der Rohbau ist fertig. Aber wir haben insgesamt doch mehr Zeit benötigt, als wir vorher gedacht haben“, gibt die für die Ausgra­bungen zustän­dige Kreis­ar­chäo­login Dr. Monika Bernatzky zu. Der ursprüng­lich angepeilte Eröff­nungs­termin Juni 2014 war einfach nicht zu halten. Kein Beinbruch, wie Dr. Monika Bernatzky betont: „Das macht wirklich überhaupt nichts. Es ist spannend zu beobachten, wie ein Gruben­haus original wieder aufgebaut wird.“ Viele der handwerk­li­chen Fähig­keiten wie vor 1000 Jahren seien erst durch „learning by doing“ erlernt worden, berichtet die Projekt­lei­terin.

Der (histo­ri­sche) Hinter­grund: Auf etwa halber Strecke zwischen Königs­lutter am Elm und Helmstedt liegt Süpplin­gen­burg. Nicht nur Histo­riker, Heimat­for­scher und am mittel­al­ter­li­chen Leben Inter­es­sierte wissen, dass Kaiser Lothar III. dort seine Herkunfts­burg hatte. Dass darüber hinaus lediglich einen Steinwurf entfernt zwischen 800 und 1100 eine unbefes­tigte Siedlung existierte, kam 2002 durch archäo­lo­gi­sche Grabungen unweit der früheren Salzstraße zu Tage. Insgesamt standen dort einst rund 400 Häuser. Luftauf­nahmen hatten die Wissen­schaftler auf die Fährte gebracht. Die Fußböden der Siedlungs­häuser bei Süpplin­gen­burg lagen allesamt in einem Meter Tiefe, daher der Begriff Gruben­häuser. Zwischen zwölf und 16 Quadrat­meter maß die Grund­fläche der schlichten Häuser aus Holz und Lehm, die meist einen Zwischen­boden aufwiesen.

Die origi­nal­ge­treue Rekon­struk­tion des Gruben­hauses am Petersteich – übrigens ein Webhaus – samt Innen­aus­stat­tung findet am Origi­nal­fundort statt. Bis Ende Mai werden die Rofen und Latten für den Dachstuhl fixiert. Ein profes­sio­neller Reetdach­de­cker wird am Monats­ende das Dach decken. Parallel wird das Flecht­werk der Wände fertig gestellt. Die Lehmver­klei­dung schließ­lich wird im Rahmen von zwei Lehmbau­se­mi­naren Ende Juni aufge­bracht. Diese sind als Mitmach­se­mi­nare konzi­piert, an denen unter Anleitung einer Lehmbau­fach­frau die uralte Technik der Stroh­lehm­ver­ar­bei­tung praktisch erlernt werden kann. Einmal Mittel­alter, immer Mittel­alter: Die Verkös­ti­gung erfolgte in den Vormo­naten häufig nach Rezepten unserer Vorfahren vor 1000 Jahren.

„Unser Projekt entwi­ckelt sich nach dem Baukas­ten­prinzip weiter. Wir suchen noch Ehren­amt­liche, die sich bei uns engagieren und helfen. Dies können gerne auch jüngere Menschen sein“, so Dr. Bernatzky.

Eine Aktions­fläche im Freien bietet Schülern und anderen Besucher­gruppen ab 2015 ein paar Mal pro Jahr ebenfalls die Möglich­keit, weitere Facetten des damaligen Handwer­kerle­bens sowie die damaligen Arbeits­tech­niken kennen zu lernen.

Der genaue Termin für die Eröffnung des Gruben­hauses wird noch bekannt­ge­geben.

Termine Lehmbau­se­mi­nare:
Sa./So. 21./22. Juni 2014, jeweils 9 bis 17 Uhr
Sa./So. 28./29. Juni 2014, jeweils 9 bis 17 Uhr

Kosten pro Wochen­ende: 40 Euro

Anmeldung:
Kreis­ar­chäo­logie Helmstedt, Frau Dr. Bernatzky
Tel.: 05351–121-2205
Email: monika.bernatzky@landkreis-helmstedt.de

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