Impuls­geber für die Region

Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber erhält viel Anerkennung. Foto: Peter Sierigk
Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber erhält viel Anerkennung. Foto: Peter Sierigk

Symposium in der Evange­li­schen Akademie Abt Jerusalem zum Abschied von Landes­bi­schof Prof. Dr. Friedrich Weber.

Anläss­lich der Verab­schie­dung von Landes­bi­schof Prof. Dr. Friedrich Weber hatten die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) und die Evange­li­sche Akademie Abt Jerusalem zu einem Symposium mit dem  Thema “Das Braun­schweiger Land – Tradi­tionen und Perspek­tiven” einge­laden. Als Vizeprä­si­dent gehörte der schei­dende Landes­bi­schof dem Stiftungsrat der SBK seit der Gründung am 1. Januar 2005 an und leitete sie im ersten halben Jahr des Bestehens bis zur Berufung eines Präsi­denten. Das Symposium fand im Franziskus-Saal der Evange­li­schen Akademie Abt Jerusalem in Braun­schweig statt, die ihre Gründung der Initia­tive Webers verdankt.

In den Abend führte der Präsident der SBK, Dr. Gert Hoffmann, ein. Der Oberbür­ger­meister der Stadt Braun­schweig machte deutlich, dass das alte Braun­schweiger Land, so wie es bis 1945 bestanden hat, in Insti­tu­tionen und Einrich­tungen wie der Landes­kirche, der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse, der Öffent­li­chen Versi­che­rung und auch der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz weiter­lebe. Und vor allem: „Das alte Braun­schweiger Land ist – trotz seines Unter­gangs 1945 – noch heute im Bewusst­sein der Menschen sehr präsent, das spürt man bei vielen Diskus­sionen. Das zeigt, dass das alte Braun­schweiger Land so stark war, dass es bis in die heutige Zeit nachhallt.”

Einen Beweis dafür sieht der Präsident der SBK auch im Erfolg der Veran­stal­tungen zur Landes­ge­schichte, wie der Heinrich-der-Löwe-Ausstel­lung, die von Zehntau­senden besucht wurde, dem „Projekt 1913” mit bundes­weitem positiven Echo sowie  dem Jubiläum Carl I, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie populär das Braun­schweiger Land noch immer ist, mache auch der Publi­kums­an­sturm bei den “Tagen der Braun­schwei­gi­schen Landschaft” mit ihrem Motto „Kultur verbindet eine Region – Modern aus Tradition” deutlich.

Der Begriff Heimat, der lange Zeit den Ruf des Ewiggest­rigen hatte, gewinne durch Globa­li­sie­rung und Entwur­ze­lung der Menschen wieder einen höheren Stellen­wert. „Heimat” ist nicht länger ein Fall für die Heimat­pflege und Archivare, sondern etwas sehr Leben­diges. Den Menschen sind Heimat und Geschichte des Braun­schweiger Landes wichtig, die Dome, Burgen, Klöster, die die SBK in ihrer Obhut hat. Dazu gehöre auch das Erbe des Braun­schweiger Landes, das Staats­theater, die Techni­sche Univer­sität, als Carolo Wilhel­mina eine der ältesten Deutsch­lands, das Herzog Anton Ulrich-Museum und die Herzog August Biblio­thek in Wolfen­büttel sowie vor allem auch die Landes­kirche, erklärte Dr. Gert Hoffmann.

All die Insti­tu­tionen, die mit eine Grundlage für die Entwick­lung des Braun­schweiger Landes zu einer der wichtigsten Wirtschafts- und Forschungs­re­gionen Deutsch­lands bilden, schöpften ihre Stärke aus der Ausstrah­lung von Persön­lich­keiten, hob der Präsident hervor. „Eine dieser Persön­lich­keiten ist der Landes­bi­schof, der seinem Amt eine Ausstrah­lung verliehen hat, und das in einer Zeit, in der die Kirche in Frage gestellt wird”, fuhr der Präsident fort und endete mit den Worten: „Sie waren als Vizeprä­si­dent der Stiftung eine Persön­lich­keit, die man sich an der Spitze einer Braun­schweiger Insti­tu­tion wünscht. Ich danke Ihnen für Ihr Wirken.”

Julius von Ingelheim, Geschäfts­führer der Allianz für die Region, richtete seinen Blick auf die Region als Marke. Dem Zugereisten, der nicht wisse, wohin er komme, böten sich viele Überra­schungen. Ihn erwarte hier alles, was eine Gesell­schaft stark macht, Wissen­schaft, Kunst und Kultur. Region, das sind die Menschen, und Menschen machen die Marke, die daraus erwächst, wie sie sich mit der Region identi­fi­zieren und sich einbringen. „Sie haben das alles befolgt, viel für die Menschen bewirkt und damit die Regio­nal­marke gestärkt”, lautete Julius von Ingel­heims Lob für Weber.

Einen Blick auf die Geschichte des Protes­tan­tismus im Braun­schweiger Land sowie der Herzog August Biblio­thek in Wolfen­büttel eröffnete deren Direktor Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer. Er erinnerte daran, dass die Geschichte der Wolfen­büt­teler Biblio­thek und der protes­tan­ti­schen Kirche im Braun­schweiger Land eng mitein­ander verflochten sei – wenn auch nicht immer ohne Probleme. „Landes­kirche und Biblio­thek tragen für ihre gemein­same Wurzel eine Verant­wor­tung für das Fortbe­stehen.”

„Auch wenn  Braun­schweig seinen Status als Land und Staat verloren hat, so behielt es doch die Landes­kirche. Mit dem Amt des Landes­bi­schofs hat das Braun­schweiger Land damit noch immer eine Identi­fi­ka­ti­ons­figur. Das liegt nicht zuletzt auch an der Persön­lich­keit von Professor Weber”, sagte Peter Kollmar, Oberlan­des­kir­chenrat i. R.  Er hob das Wirken Webers für Bestand und Entwick­lung der Braun­schwei­gi­schen Landes­kirche hervor. Dabei beschrieb er den schei­denden Landes­bi­schof als einen Hirten, der immer nah bei seiner Herde, also bei den Menschen gewesen sei.

Der stell­ver­tre­tende Vorsit­zende der Forschungs­re­gion Braun­schweig, Prof. Dr. Joachim Klein, meinte, Wissen­schaft und Kirche existierten nicht in einer eigenen, isolierten Welt neben­ein­ander, der eine in seinem Elfen­bein­turm, der andere in seinem Gottes­haus. „Beide Bereiche haben heute eine zentrale Aufgabe dahin­ge­hend, ihre Ziele, Werte und Taten in der Gesell­schaft zu vermit­teln, und dabei ihre der Gesell­schaft dienende Funktion zu erkennen und anzuer­kennen“, so Professor Klein.

Den Reigen der Redner schloss Dr. Wolf-Michael Schmid, Präsident der IHK Braun­schweig, mit einer Betrach­tung von Aspekten zu Tradition und Perspek­tiven des Braun­schweiger Landes aus Sicht der Wirtschaft. Er schlug den Bogen von der Inten­si­vie­rung der Landwirt­schaft durch die Zister­zi­enser und deren nachhal­tige Waldwirt­schaft über die Hanse, die  Indus­tria­li­sie­rung im 19. Jahrhun­dert bis heute. Dabei habe sich die Kirche immer wieder als Impuls­ge­berin für die Bildung in der Gesell­schaft erwiesen. Webers Wirken als Vorsit­zender des Hochschul­rates sei ein aktuelles Beispiel dafür. Für die Sicherung der Zukunft der Region führte Dr. Schmid zwei Aspekte beispiel­haft an, eine Begren­zung des Anstiegs des Strom­preis­ni­veaus und die Sicherung des Fachkräf­te­an­ge­bots. Dr. Schmid schloss mit Appell an die Politik: „Die Perspek­tiven der Region hängen in hohem Maße auch davon ab, wie stark es gelingt, auf der politi­schen Ebene eine stärkere Schlag­kraft für unseren Wirtschafts­raum insgesamt zu entwi­ckeln.”

Akade­mie­di­rektor Pfarrer Dieter Rammler dankte dem schei­denden Landes­bi­schof für die gemein­same Arbeit und vor allem auch für dessen Initia­tive bei der Gründung der Evange­li­schen Akademie.  Nach den Dankes­worten des so vielfach Geehrten schloss ein Streicher-Quartett des Staats­or­ches­ters, das zuvor schon Werke von Manfred Trojahn und Louis Spohr gespielt hatte, das Symposium mit einem Stück von Michael Praeto­rius.

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