Schließen
  • Start
  • Heimat & Identität
  • Gesellschaft & Lebensstil
  • Kunst & Kultur
  • Wissenschaft & Technik
  • Sport & Freizeit
 
Der Loewe - Journal der Braunschweigischen Stiftungen
  • Start
  • Heimat & Identität
  • Gesellschaft & Lebensstil
  • Kunst & Kultur
  • Wissenschaft & Technik
  • Sport & Freizeit

Die Panoramatafeln auf der Plattform der Braunschweiger Quadriga erstrahlen wieder.

Sie ist eines der Wahrzeichen Braunschweigs: Die Quadriga thront über dem Mittelrisalit des wiederaufgebauten Teils des Braunschweiger Residenzschlosses. Doch nicht nur die Großplastik selbst lockt Besucher: Ein besonderes Erlebnis bietet die Besucherplattform direkt darunter.

Die Plattform ist über einen kombinierten Zugang aus Fahrstuhl und 48 Stufen erreichbar, der Eingang liegt rechts vom Portikus am Schlossplatz. Sie bietet einen der spannendsten Ausblicke auf die Figuren – und natürlich auch auf die Stadt. Aber sowohl Braunschweiger als auch Besucher von außerhalb fragen sich oft: Wie heißt eigentlich diese Kirche da? Und wozu gehört dieser Turm dort?

Panoramatafeln schaffen Orientierung

Um diese Fragen zu beantworten, wurden schon damals neben den vier weiteren Tafeln, die die Geschichte von Schloss und Figurengruppe erzählen, fünf gravierte Messingtafeln auf der Plattform angebracht. Diese Panoramatafeln geben Auskunft über die Gebäude, die Besucher von der Plattform aus sehen.

Über die letzten Jahre waren die Tafeln durch Wind und Wetter korrodiert. Pünktlich zu Sonnenschein und gutem Wetter waren sie vor wenigen Wochen für vier Tage verschwunden – sie wurden in dieser Zeit poliert und die Schrift und die Silhouetten wurden neu ausgelegt. Jetzt lassen sie sich wieder bewundern und erklären Besucherinnen und Besuchern den Ausblick auf die Stadt. Sie sind eine Einladung, die Quadriga zu besuchen und ihn zu genießen.

Auch die anderen Tafeln auf der Plattform strahlen wieder. Foto: Der Löwe

Auch die anderen Tafeln auf der Plattform strahlen wieder. Foto: Der Löwe

Die größte Quadriga Europas

Mit über 9 Metern Höhe, 7,5 Metern Breite und fast 10 Metern Länge ist die Braunschweiger Quadriga die Größte Europas. Nach dem unglücklichen Schicksal der ersten Quadriga und der Zerstörung der zweiten Figurengruppe in der Nachkriegszeit wurde sie zwischen 2006 und 2008 aus Siliziumbronze auf Basis eines historischen Rietschel-Modells angefertigt und 2008 auf dem wiedererrichteten Schloss aufgestellt.

Öffnungszeiten und weitere Informationen

Die Plattform ist ganzjährig geöffnet, saisonal angepasst:
April–September: täglich 10 – 20 Uhr, letzter Einlass um 19:30 Uhr
Oktober–März: täglich 10 – 16:30 Uhr, letzter Einlass 16:00 Uhr

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Stadt Braunschweig sowie des Museums Residenzschloss Braunschweig.

 

Die Mittelaltersammlung wird vorübergehend aus der maroden Burg ins Herzog Anton Ulrich-Museum verlegt.

Zwei lange Jahre hat es gedauert, bis jetzt endlich eine Zwischenlösung für die Präsentation der Mittelaltersammlung aus der gesperrten Burg Dankwarderode gefunden wurde. Vom 5. März nächsten Jahres an werden im Herzog Anton Ulrich-Museum (HAUM) rund 80 Prozent der kostbaren Kunstwerke in eigens dafür hergerichteten Ausstellungsräumen wieder für Besucher zugänglich sein. Auch der originale Burglöwe wird dann im wahrsten Sinne des Wortes wieder aus der Versenkung auftauchen. Diesen Beschluss trafen das Land Niedersachsen und die Stadt Braunschweig, teilt das Herzog Anton Ulrich-Museum mit.

Die Burg Dankwarderode. Foto: HAUM/Keiser

Die Burg Dankwarderode. Foto: HAUM/Keiser

Gegenwärtig liefen dafür bereits die Vorbereitungen der Ausstellungsräume an der Museumsstraße sowie die finalen Planungen für den Transport der wertvollen Objekte. Der Knappensaal der Burg war seit 1963 Ausstellungsraum der Sammlung mittelalterlicher Kunst. Seit 1989 wurde er auch die Bleibe für den von Heinrich dem Löwen um 1166 als Gerichts- und Herrschaftsmal auf dem Burgplatz errichteten bronzenen Burglöwen. Der Bronzeguss war ehemals vergoldet und gilt als ein Hauptwerk der romanischen Plastik. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Löwe in Braunschweig gegossen worden und die erste monumentale Freifigur nördlich der Alpen. Er ist der Kern der Braunschweigischen Identität. Auf dem Burgplatz befindet sich eine Kopie des Originals.

Vor der Zerstörung gerettet

Die Existenz des originalen Burglöwen verdankt die Stadt dem einstigen Landeskonservator Kurt Seeleke (1912 – 2000). Neben anderen wertvollen Kunstschätzen rettete er den Löwen während des Zweiten Weltkriegs, indem er ihn 1943 unabgestimmt in einem Bergwerksstollen im nahegelegenen Rammelsberg bei Goslar unterstellte und nicht wie es die NSDAP-Führung wollte nach Schlesien überführte. Das Wahrzeichen Braunschweigs kehrte im Oktober 1945 Löwe wohlbehalten zurück.

Schutz bedeutender Kulturgüter im HAUM

Die Mittelaltersammlung soll perspektivisch in die Burg Dankwarderode zurückkehren. Nähere Angaben machte das HAUM in seiner Pressemitteilung nicht. Unverändert bleibt die Außenstelle des Herzog Anton Ulrich-Museums, wie es heißt, „auf unbestimmte Zeit“ geschlossen. Grund dafür ist der bauliche Zustand der Burg. Aufgrund erheblicher Mängel musste das historische Gebäude im Sommer 2023 geschlossen werden.

Zum Schutz des Kulturguts ist der Transfer der gesamten Kunstsammlung unumgänglich. Neben dem Burglöwen, einer Bronzeplastik von europäischem Rang und Wahrzeichen der Stadt Braunschweig, zählen bedeutende Objekte wie das Blasius-Armreliquiar aus dem 11. Jahrhundert, der „Kaisermantel Ottos IV.“ (um 1200) oder der „Domaltar“ (1506), zu den bedeutendsten Werken.

Die Kosten für den Umzug trägt das Land. Veranschlagt sind 190.000 Euro. Die Gestaltung der Interimsausstellung wird zudem rund 200.000 Euro benötigen. Diese Summe wird von Förderern aufgebracht. Dazu zählen die Braunschweigische Landessparkasse, der Niedersächsische Sparkassenstiftung, der Braunschweigische Stiftung und die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz sowie die Öffentliche Versicherung Braunschweig.

Video: Die Burg Dankwarderode

Im Sommer soll die Deutsche Bank Immobilien ihre neuen Geschäftsräume beziehen.

Der letzte Bauabschnitt zur Rettung des bedeutendsten Braunschweiger Fachwerkensembles steht unmittelbar vor dem Abschluss. Noch in diesem Sommer wird der Bauherr, die Borek Immobilien GmbH & Co. KG, das Erdgeschoss des Gebäudes Ackerhof 2 an den Mieter Deutsche Bank Immobilien übergeben. Im ersten Obergeschoss entstehen zwei weitere Wohnungen zur Vermietung. Das ursprüngliche Nutzungskonzept hatte die Ansiedlung einer attraktiven Gastronomie vorgesehen, um das Gebäude der Allgemeinheit zugänglich zu machen, doch das ließ sich nach den Corona-Jahren nicht mehr realisieren.

Die Geschäftsräume der Deutsche Bank Immobilien entstehen. Foto: Der Löwe

Die Geschäftsräume der Deutsche Bank Immobilien entstehen. Foto: Der Löwe

Ältestes inschriftlich datiertes Fachwerkhaus Deutschlands

„Wir sind froh, das Projekt nach mehr als zehn Jahren nun erfolgreich zum Abschluss gebracht und vermarktet zu haben. Die denkmalgerechte Sanierung war insgesamt sehr aufwändig, aber sie hat sich gelohnt. Mit dem Fachwerk-Ensemble Ackerhof/Ölschlägern/Langedammstraße konnten wir ein Herzstück der charakteristischen Fachwerkbebauung des Magniviertels erhalten“, freut sich Christoph Borek, Geschäftsführer der Borek Immobilien.

Soll nach Möglichkeit sichtbar bleiben: Holzgeflecht aus dem 14. Jahrhundert. Foro: Der Löwe

Soll nach Möglichkeit sichtbar bleiben: Holzgeflecht aus dem 14. Jahrhundert. Foro: Der Löwe

Das Hauptgebäude Ackerhof 2 war im Jahr 1432 errichtet worden. Darauf weist die entsprechende Inschrift in römischen Ziffern (M D CCCC XXX II) auf einem Balken hin. Nach eingehenden Untersuchungen des renommierten Bauhistorikers Elmar Arnhold handelt es sich damit um das älteste durch Inschrift datierte Fachwerkhaus Deutschlands. Die weiteren Häuser des Ensembles, die an der Langedammstraße und am Ölschlägern erhalten und saniert wurden, stammen aus den Jahren 1517, 1645 und 1647.

Die lange Geschichte des Ackerhofs

Seit dem 19. Jahrhundert wurde im ganzen Haus Ackerhof 2, vor allem im Erdgeschoss, immer wieder umgebaut. Zuletzt war das Zoogeschäft Adam dort beheimatet. 2013 erwarben die Borek Immobilien das gesamte Ensemble. Zunächst war die Bausubstanz gesichert worden, um den weiteren Verfall der historisch bedeutenden Häuser zu stoppen. Die Bauarbeiten hatten dann acht Jahre später begonnen. Gegenwärtig wird der Innenausbau als letzter Schritt nach den Wünschen des Mieters gestaltet.

Die aufwändig restaurierte Inschrift an der Nordfassade lautet: "ANNO D M CCC XXX II". Foto: Der Löwe

Die aufwändig restaurierte Inschrift an der Nordfassade lautet: „ANNO D M CCC XXX II“. Foto: Der Löwe

Die Gebäude hatten den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden. Sie stehen somit symbolhaft für das „mittelalterliche Braunschweig“, das vor allem in der Bombennacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 im Feuersturm verbrannte. Braunschweig zählte weltweit zu den bedeutendsten Fachwerkstädten. Doch von den ehemals 2.000 Fachwerkbauten im Stadtgebiet blieben nur knapp 100 erhalten. Das älteste, allerdings undatierte noch stehende Fachwerkhaus Braunschweigs ist das Spohrhaus (1357) gefolgt vom Gebäude Echternstraße 8 (1391).

Videos

Timejump: Blick auf Ackerhof 2 und  die Langedammstraße

 

Geschichte(n) von nebenan, Folge 2: Juni 1945 wurden die für den Flugbetrieb erforderlichen Anlagen demontiert.

Braunschweig hatte vor und während des Zweiten Weltkriegs große Bedeutung für die deutsche Luftfahrt. Nachdem es auf dem Flugplatz in Broitzem bereits 1917 ersten Flugbetrieb gegeben hatte, folgte 1929 die Ansiedlung der Deutschen Verkehrsfliegerschule, die zuvor ihren Standort in Berlin gehabt hatte. Von 1934 bis 1945 übernahm das Reichsluftfahrtministerium den Platz für militärische Zwecke. Die zivile Luftfahrt wurde 1936 zum neuen Flughafen Waggum verlagert. In Broitzem aber wurden Kasernen, Hallen und Wohnungen gebaut.

Der Fliegerhorst erstreckte sich in südwestlicher Richtung vom Kasernengelände mit dem ehemaligen Empfangsgebäude (heute Gemeinschaftshaus Weststadt) bis zur Gaststätte „An der Rothenburg“. Nach 1945 entstand auf dem ehemaligen Rollfeld wieder Acker- und Gartenland. 1960 erfolgte der erste Spatenstich für die neue Weststadt.

(mehr …)

Der Wolfenbütteler Motorrad-Enthusiast Carl-Heinrich „Ente“ Stiddien

Allenthalben wird beklagt, dass die heutige Zeit keine wirklichen Originale mehr hervorbringen würde. Vielleicht stimmt das sogar angesichts des konformistischen Einflusses von Social Media. Aber wir wollen das hier nicht verteufeln, sondern uns einem Menschen widmen, der so eigen gelebt hat und lebt, wie es ihm die finanziellen Möglichkeiten ermöglichten und es ihm in den Sinn kam. Die Rede ist von Carl-Heinrich Stiddien, besser bekannt unter dem Spitznamen „Ente“, jedenfalls bei den Motorradfahrern im Braunschweigischen und darüber hinaus. Ja, der 77 Jahre alte gebürtige Wolfenbütteler ist ein Original wie es im Buche steht – liebenswert, bescheiden, authentisch.

(mehr …)

Die Arbeitsgruppe der Heimatpfleger in der Braunschweigischen Landschaft macht mit Informationstafeln auf historisch und touristisch besondere Orte aufmerksam.

Die 162 Jahre alte Dettumer Windmühle gilt als ein bedeutendes technisches Denkmal und als ein Wahrzeichen der Region. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatpfleger der Braunschweigischen Landschaft würdigt das mit einer ihrer beliebten Hinweistafeln, die jetzt enthüllt wurde. Die Tafel wurde in Kooperation mit dem Verein zur Erhaltung der Dettumer Windmühle e.V. betextet und gestaltet.

(mehr …)

Herzogliches Kalenderblatt, Folge 8: Vor 65 Jahren wurde das historische Braunschweiger Residenzschloss abgerissen.

In diesem Jahr jährt sich in Braunschweig der städtbauliche Sündenfall zum 65. Male: der Abriss der Ruine des Residenzschlosses. Nur fünf Jahre später wäre das Schloss aufgrund einer den Bauten des 19. Jahrhunderts gewogeneren Haltung erhalten geblieben, wie z. B. in Braunschweig der große Empfangsbau des Alten Hauptbahnhofes, der in den Neubau der NORD/LB einbezogen wurde. Carl Theodor Ottmers Hauptwerk wäre gerettet gewesen.Wie kam es damals zu der in Westdeutschland einzigartigen Fehlentscheidung?

(mehr …)

Ein Stück braunschweigische Automobilgeschichte: Jahrzehntelang fuhr der „herzogliche Ober-Chauffeur“ Wilhelm Schmidt den deutschen Hochadel, unter anderem auch den letzten Braunschweiger Herzog. In seinem Nachlass befindet sich der erste Führerschein der Löwenstadt.

Sichtlich stolz steht Wilhelm Schmidt vor seinem frühen Automobil, im Hintergrund das Braunschweiger Schloss. Die Uniform weist ihn als „herzoglichen Fahrer“ aus. Wie die Zeitung „Wochenend“ in Schmidts Todesjahr 1951 schrieb, sei er „fast sein ganzes Leben nicht mehr hinter dem Steuerrad hervorgekommen“: Er fuhr die Reichen und Mächtigen durch die Welt und erhielt Braunschweigs Führerschein Nummer 1.

(mehr …)

St. Leonhard hat ein neues, altes Kleinod: Das zwischen Garten und Kapelle stehende Gemeindehaus zeigt sich nun mit neuem Gesicht.

Man muss schon zweimal hinsehen, um das gleiche Gebäude „vorher“ und „nachher“ zu erkennen. Die „Alte Schmiede“, das Gemeindehaus und Begegnungszentrum der Christengemeinschaft direkt neben der Kapelle St. Leonhard, erstrahlt in neuem Glanz.

(mehr …)

Aus den persönlichen Erinnerungen meines Vaters Adolf Meyer zum Kriegsende 11./12. April 1945

Am 12. April 1945 endeten in Braunschweig der verheerende Zweite Weltkrieg und die schreckliche NS-Herrschaft. 80 Jahre ist das her. Zeitzeugen, die das Elend noch bewusst miterlebten, werden rar. Mein Vater, Adolf Meyer (12. März 1925 – 24. Oktober 2017), berichtete im Gegensatz zu vielen heimgekehrten Soldaten oft über seine Erlebnisse, waren sie doch eigentlich angesichts der deutschen Gründlichkeit jener Tage in anderen so schuldbeladenen Fragen schier unglaublich. Geprägt durch den frühen und sinnlosen „Heldentod“ seines Bruders Herbert auf Kreta, wohl am 20. Mai 1941, und den Verlust der elterlichen Wohnung in der Karlstraße durch einen schweren Bombentreffer am 10. Februar 1944, entzog sich mein Vater (zum Glück) bis zuletzt der Nazi-Diktaur erfolgreich. Mehrfach hätte ihn dafür ein Todesurteil ereilen können, aber das ist eine andere Geschichte. Im Februar 1998 schrieb er unter anderem seine Erinnerungen auf. Daraus berichte ich in Auszügen über das Kapitel der letzten Kriegstage.

Gedenken oft unpersönlich

Je mehr man sich zeitlich vom Ende des Krieges 1945 entfernte, so schreibt Gerd Biegel, Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte, in seinem jüngsten Beitrag, desto geringer wurden die persönlichen Erinnerungen an das reale Geschehen, vielleicht auch der Grad der Verdrängung größer. Die Analyse der damaligen Medienberichte lässt erkennen, dass an die Stelle des persönlichen Erinnerns mehr und mehr ein offiziell-öffentliches und politisches Gedenken – anonym und unpersönlich – trat. Zum 12. April 1945 anlässlich der 75. Wiederkehr des Kriegsendes veröffentlichte „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ einen allgemeinen Bericht über das Kriegsende in Braunschweig.

Hier Auszüge aus den persönlichen Erinnerungen meines Vaters: 

„Was Hitler seiner Jugend zudiktierte, äußerte er im Jahre 1938:

Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Sie kommt vom Jungvolk in die Hitlerjugend, dann nehmen wir sie sofort in die Partei. Und wenn sie dort noch nicht ganz Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst. Und was dann an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht. Sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.

Das war nun überhaupt nicht meine Welt, und so habe ich mir schon mit 15/16 Jahren andere Wege gesucht. In dieser Hinsicht positive Einflüsse meines Elternhauses und weltweit gereister Mühlenbau-Ingenieure während meiner Lehrzeit in der MIAG sowie negative Beobachtungen einiger Onkel in braunen Uniformen (SA-Sturmführer beziehungsweise Partei-Ortsgruppenleiter) … haben mich dazu motiviert. Tanzmusik bei Börner und Swingmusik von BBC London lagen mir sehr viel mehr als dröhnende Marschmusik hinter einer Fahne, die mehr sein sollte als der Tod…

Die für mich kritischen Kriegsjahre 1943 – 1945 (18 – 20 Jahre alt) habe ich für meine Kinder und Enkel geschildert und festgehalten, die gar nicht wissen können, wie grausam diese Zeit war, denn das Tausendjährige Reich währte zum Glück nur zwölf Jahre, aber mit 55 Millionen Toten als Blutspur eines der größten Verbrecher der Weltgeschichte…

Volkssturmuntauglich geschrieben

Am 17. Januar 1945 wurde ich bei einer Volkssturm-Nachmusterung volkssturmuntauglich geschrieben – von dem Zahnarzt Dr. Stuntz, Hagenring/Ecke Roonstraße. Diese Nachmusterung hatte ich erwirkt, indem ich beim ersten Antreten mit 1,85 m Körpergröße ganz nach hinten ging, was erwartungsgemäß auffiel und mir Gelegenheit gab, meine ganze Vorgeschichte aus Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht [lädierte Knie] in aller Ausführlichkeit zu schildern. Herr Dr. Stuntz war dann vertraulich der Meinung, dass Hitler mit mir den Krieg auch nicht mehr gewinnen würde und auch nicht gewonnen hätte…

Nur Deppen glaubten noch an den Endsieg, den die Nazis verkündeten, um ihr kümmerliches Leben noch ein paar Wochen zu verlängern und dafür Tausende junger Menschen auf die Schlachtbank zu führen…

Anfang April 1945 erhielt ich von der NSDAP-Ortsgruppe die Aufforderung, mich als Melder im Bunker Methfesselstraße (an der Gliesmaroder Straße) einzufinden. Das ging auf eine Denunziation … zurück. Mit dieser Einberufung konnte ich mich legal bei der MIAG beurlauben lassen. Etwa acht Tage vor dem Einzug der 30. US Infantery-Division hatte ich meinen ersten Dienstweg ins Flieger- (heute Maler-)viertel auszuführen. Der Weg zum Bahnhof Gliesmarode war nur ein Katzensprung, so dass ich es vorzog, mich von dort aus zu meinen Eltern nach Meine abzusetzen…

Todesstrafe durch Erhängen

Die acht Tage bis zur Befreiung durch die US-Army habe ich bei herrlichem Sonnenschein, alle Hamstermöglichkeiten (sogar per Fahrrad bei der Öffnung der Wehrmachts-Silos in Gliesmarode – nicht weit von der Dienststelle entfernt) ausnutzend, in Meine … verbracht und von dort die Tiefflieger über Braunschweig beobachtet. Es wäre für die NS-Ortsgruppe ein Leichtes gewesen, mich aufzuspüren, denn nach unserer Ausbombung auf der Karlstraße war ich offiziell Gliesmaroder Str. 89 (beim Bruder meiner Mutter) und meine Eltern in Meine (bei der Schwester meiner Mutter) gemeldet. Ich habe mich in keiner Weise versteckt gehalten, indes ließen wohl die nahenden US-Truppen und das Ende ihrer Macht die Bonzen ängstlich und vorsichtig werden. Denn eigentlich war mein Verschwinden eine Fahnenflucht mit der üblichen Folge der Todesstrafe durch Erhängen mit umgehängtem Schild ‚Ich bin ein Feigling‘ oder ‚Ich bin ein Verräter‘…

Das Kriegsende war für meinen Vater endlich ein Neustart ohne Angst. Foto: privat

Das Kriegsende war für meinen Vater endlich ein Neustart ohne Angst. Foto: privat

Mein eigener Onkel (SA-Sturmführer der Reiter SA) schämte sich, wie er mir erklärte, einen Neffen zu haben, der nicht das Ehrenkleid des Führers trug und tragen wollte, obwohl außer meinem Bruder sogar sein eigener Sohn Friedel mit 19 Jahren bei Rshew für den heißgeliebten Führer gefallen war. Ich durfte ihm dafür dann seine braune Uniform samt Orden und Ehrenzeichen auf dem Fahrrad nach Meine schmuggeln und unter dem Waschkessel verbrennen, sowie ihm köstliche amerikanisch-englische Feind-Zigaretten abtreten. So ging die politische Meinungsvielfalt damals oft quer durch die Großfamilien. Der allerdings schon 1941 verstorbene Ehemann der Schwester meiner Mutter in Meine war NSDAP-Ortsgruppenleiter gewesen. Von der Konsequenz meiner Eltern war ich stets beeindruckt, denn sie hielten nie mit ihrer anderen Überzeugung hinter dem Berg (Mutter hatte stets ‚christlich‘ und Vater sozialdemokratisch gewählt).

Von Feindseligkeit keine Spur

Am 11. April 1945 habe ich mich gegen 20 Uhr auf die Straße gewagt, auf der die US-Panzer durch Meine rollten. Ich war zwar in Zivil, aber doch ein junger Mann von 20 Jahren. Die GIs fuhren grinsend und kaugummikauend an mir vorbei, von Feindseligkeit keine Spur. Ich war weit und breit mutterseelenallein auf der Straße, aber glücklich und froh, dass der braune Spuk ein Ende hatte.

Für jeden, der die damaligen Verhältnisse nicht erlebt hat, ist dieses vielfältige Glück während der Zeit der gnadenlosesten Diktatur nicht zu begreifen. Ich selbst komme nur zu dem Schluss, dass der Herrgott es wohl besonders gut mit mir gemeint hat (… in wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet … aus ‚Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren‘)…“

So war der Zweite Weltkrieg für meinen Vater einen Tag früher zu Ende als für die Menschen in Braunschweig. Die große Erleichterung spricht aus seinen Zeilen. Zeit Lebens war er den Amerikanern verbunden, ob das freilich heute mit Donald Trump immer noch so gewesen wäre, wage ich, wie ich meinen Vater kannte, ehrlicherweise zu bezweifeln.

Aktuelle Artikel

Dr. Bernd Wedemeyer führt durch das Schlossmuseum. Foto: Schlossmuseum Braunschweig

„Residenzwechsel“: Kuratorenführung im Schlossmuseum

Noch bis Ende August 2025 ist im Schlossmuseum Braunschweig die Sonderausstellung "ResidenzWechsel. Die Verlegung des Hofes von Wolfenbüttel nach Braunschweig" zu sehen. Kunsthistoriker und Co-Kurator Dr. Bernd Wedemeyer führt am Sonntag, den 13. Juli um 15. Uhr durch die Ausstellung.

Juli 3, 2025
mehr
Landesbischof Christoph Meyns verabschiedet sich in den Ruhestand. Foto: Schulze / epd

„Menschen wird zunehmend fremd, wofür Glaube und Kirche stehen“

Christoph Meyns tritt nach elf Jahren als Landesbischof der Landeskirche Braunschweig dankbar in den Ruhestand. Im Interview spricht er über den Zustand der Landeskirche, Herausforderungen des evangelischen Glaubens und darüber, was er an Braunschweig vermissen wird.

Juli 3, 2025
mehr
Plattform mit Aussicht: Von der Quadriga bietet sich ein schöner - und ausgeschilderter - Blick auf die Stadt. Foto: Der Löwe

Glänzende Perspektiven von der Quadriga

Die Panoramatafeln auf der Plattform der Braunschweiger Quadriga erstrahlen wieder.

Juli 1, 2025
mehr
Das Blockflötenorchester der Städtischen Musikschule. Foto: © Christina Saborowski

Blockflötenorchester feiert Erfolge – Jubiläumskonzert am 29. Juni in der Dornse

Frisch ausgezeichnet beim Deutschen Orchesterwettbewerb 2025 in Wiesbaden zeigt das Blockflötenorchester „Recording Generations“ der Städtischen Musikschule Braunschweig sein Wettbewerbsprogramm am Sonntag, 29. Juni, um ...

Juni 27, 2025
mehr
Schwarze Uniform, ernster Blick: Der "Schwarze Herzog verdankt seinen Beinamen seiner Uniform. Detail aus: Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog, als Reiteroffizier, Friedrich Barthel, um 1840.

Der Schwarze Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels – Fürst und Heerführer

Herzogliches Kalenderblatt, Folge 9: Am 16. Juni 2025 jährte sich zum 210. Male der Tod von Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Schwarze Herzog.

Juni 27, 2025
mehr
Der originale Burglöwe aus den 1160er Jahren muss umziehen. Foto: HAUM/Kathrin Ulrich

Der Braunschweiger Löwe taucht wieder aus der Versenkung auf

Die Mittelaltersammlung wird vorübergehend aus der maroden Burg ins Herzog Anton Ulrich-Museum verlegt. Mit dabei: Das Original des Braunschweiger Burglöwen.

Juni 25, 2025
mehr
Ackerhof 2 nach der denkmalgerechten Sanierung. Foto: Elmar Arnhold

Die Sanierung Ackerhof 2 steht vor dem Abschluss

Im Sommer soll die Deutsche Bank Immobilien ihre neuen Geschäftsräume beziehen.

Juni 23, 2025
mehr
Der Kreuzchor in Aktion. Foto: Grit Dörre / Dresdner Kreuzchor.

Dresdner Kreuzchor in Riddagshausen

Einer der berühmtesten Knabenchöre der Welt ist zu Gast in der Klosterkirche Riddagshausen.

Juni 23, 2025
mehr
Fliegerhorst Broitzem, 1931. Foto: Archiv Dieter Heitefuß

Einst Fliegerhorst Broitzem – heute Weststadt

Geschichte(n) von nebenan, Folge 2: Juni 1945 wurden die für den Flugbetrieb erforderlichen Anlagen demontiert.

Juni 20, 2025
mehr

Natur zum Anfassen

Unter dem Motto „Natur zum Anfassen“ veranstalten Die Braunschweigische Landschaft und die Bürgerstiftung Braunschweig am 22. Juni einen Aktionstag (11 bis 17 Uhr) zu Natur und Artenvielfalt im Braunschweiger Land.

Juni 19, 2025
mehr
123...223Nächste Seite 1 von 223

Dr. Bernd Wedemeyer führt durch das Schlossmuseum. Foto: Schlossmuseum Braunschweig

"Residenzwechsel": Kuratorenführung im Schlossmuseum

Noch bis Ende August 2025 ist im Schlossmuseum Braunschweig die Sonderausstellung "ResidenzWechsel. Die Verlegung des Hofes von Wolfenbüttel nach Braunschweig" zu sehen. Kunsthistoriker und Co-Kurator Dr. Bernd Wedemeyer führt am Sonntag, den 13. Juli um 15. Uhr durch die Ausstellung.

Mitte des 18. Jahrhunderts zogen die Braunschweigischen Herzöge aus Wolfenbüttel zurück nach Braunschweig. Im Gegensatz zu Wolfenbüttel war Braunschweig seit dem späten Mittelalter eine der größten Handelsstädte Deutschlands und besaß mit der 1690 eröffneten Oper und der Einrichtung des Collegium Carolinum im Jahr 1745 attraktive Einrichtungen, die dem Hof und der Bevölkerung zugutekamen. Mit dem Umzug in das neue Braunschweiger Residenzschloss Mitte des 18. Jahrhunderts kam eine lange Entwicklung zum Abschluss, die wiedergewonnene Hoheit über Braunschweig dauerhaft zu festigen.

Welche Impulse daraus für die Entwicklung der Stadt Braunschweig entstanden und welche Spuren im Stadtbild noch heute sichtbar sind,  erklärt Dr. Bernd Wedemeyer im Laufe der Führung. Die Kosten liegen bei 5,00 Euro pro Person, zzgl. Eintritt.

Um Anmeldung unter Tel. 0531/470-4876 oder per Mail unter schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de wird gebeten. Mehr Informationen und weitere Termine finden Sie auf der Internetseite des Schlossmuseums.

Unsere Serien

  • Geschichte(n) von nebenan
  • Herzogliches Kalenderblatt
  • Objekt des Monats
  • Timejumps
  • Herausragende Kirchen im Braunschweiger Land
  • Verschwundene Kostbarkeiten
  • Unsere Sportpersönlichkeiten
  • Braunschweigs skurrile Ecken
  • Braunschweigische Spaziergänge
  • Braunschweigische Geschichte(n)
  • Braunschweigische Museen
  • Braunschweigs Plätze

Newsletter

  • Unser Newsletter erscheint monatlich und kann gratis abonniert werden.

Videos

  • Unsere Videos

Initiatoren

  • Logo Richard Borek Stiftung  Logo Braunschweigische Stiftung 
    Der Löwe in sozialen Netzwerken
    Logo Facebook  Logo Instagram  Logo YouTube 
    Partner

    Logo Kroschke Kinderstiftung 

    Logo Braunschweig 

    Logo Radio Okerwelle 

Der Löwe
  • Impressum
  • Über uns
  • Datenschutz
  • Kontakt