Objekt des Monats, Folge 4: der Storm Reiseführer „Durch den Harz und das Kyffhäusergebirge“.
Ein Wanderbuch aus dem Besitz der letzten Braunschweigischen Herzogin Victoria Luise (1892-1980)? Ja! Ihre typisch verschlungenen Initialen VL zieren den inneren Buchdeckel. Der Storm Reiseführer „Durch den Harz und das Kyffhäusergebirge“, mit einem Titel in Goldschrift auf dem grün geprägten Ledereinband, mutet gediegen an und ist dennoch ein normaler, sehr nützlicher Reisebegleiter.
Herausgegeben wurde das Buch 1926 in Leipzig von der großen „Kursbuch- und Verkehrs-Verlagsgesellschaft“. Der flotte Titel aus Block-, Kursiv- und Schreibschrift verheißt Wanderfreuden. Das mit 16 x 11 Zentimetern kleine Buchformat ermöglicht eine einfache Handhabung. Vorgestellt werden auf 230 Seiten samt Kartenmaterial die Anfahrt ins Gebirge, Ortschaften, die Kosten von Hotels, Sehenswürdigkeiten, Wanderwege inklusive Schwierigkeitsgraden, medizinische Bäder, Cafés, Reiseabstecher und noch vieles mehr. Solch ein Reiseführer aus dem Besitz der Herzogin, dessen Werbeteil noch weitere Landschaften zum Besuch empfiehlt, darf nicht verwundern.
Nach dem Verlust der Herzogswürde durch die Revolution von 1918 fand die junge Familie zunächst im Alpenraum eine neue Heimat. Ernst August (1887-1953), der vormalige Braunschweigische Herzog, war im Welfenschloss in Gmunden am Traunsee, in der Bergwelt des Salzkammerguts, aufgewachsen. Die an die flache Mark Brandenburg gewohnte Preußin Victoria Luise teilte aber bald mit ihrem Mann die Vorliebe für die Berge und Alpenwiesen. Sie war zur Naturfreundin geworden.
In ihren Erinnerungen schreibt Victoria Luise, dass ihre Familie in der Villa Weinberg nahe beim Gmundener Schloss die glücklichsten Jahre verlebt habe. Als Privatleute in robuster Kleidung, in Joppe, Rock, Knickerbockern und Stiefeln, versorgt aus dem Rucksack, erwanderten sie die Berge. Sie mussten niemandem mehr etwas abringen wie es noch bei ihren Standesgenossen im 19. Jahrhundert war: so bei Königin Marie von Bayern, ihrem Sohn Ludwig (II.) und bei der österreichischen Kaiserin Elisabeth, die alle gerne wanderten und damit ihre Begleiter nicht selten zur Verzweiflung trieben. Victoria Luise blieb ihrer Vorliebe bis ins hohe Alter treu.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum sie, nachdem 1926 der Umzug in das zurückerhaltene Braunschweigische Blankenburg im Harz erfolgt war, sich auch für die nähere Entdeckung des Harzes entschied und das Wanderbuch erwarb. Sie erhoffte sich davon auch den Kindern die einstige Heimat wieder näher zu bringen. Und über Blankenburg berichtet der Reiseführer in der Tat ausführlich. Gewandert wurde wieder in Bergkleidung und die 10-15jährigen Kinder erscheinen auf den Familienfotos nicht unwillig, dem grünen Wanderbuch wohl vertrauend.
Pfleglich behandelt sieht das Buch, eine private Schenkung für die Sammlung der Richard Borek Stiftung, noch heute wie neu aus. Es überdauerte auch die Flucht der Familie 1945 auf die Marienburg und 1956 die Umsiedelung der Herzogin nach Braunschweig. Für Victoria Luise barg das kleine Buch viele Erinnerungen, die halfen, es für die jüngere Gegenwart zu erhalten.
Die Braunschweigische Landschaft lädt vom 23. März bis zum 14. Oktober im Rahmen ihres Themenjahres zu Führungen, Vorträgen und Radtouren mit Heimatpflegern der Region ein.
12x Braunschweig, das ist eine Veranstaltungsreihe, die traditionell zwölf Führungen, Vorträge oder Radtouren zu besonderen Orten in Braunschweigs Stadtteilen anbietet. Aber in diesem Jahr gibt es ein deutlich größeres Programm. Hintergrund ist, dass die veranstaltende Braunschweigische Landschaft sich erstmals in einem Themenjahr mit „Wasser“ befasst. Sie lädt nun in 32 Veranstaltungen vom 23. März bis zum 14. Oktober zur Spurensuche ebenfalls erstmals in der ganzen Region Braunschweig ein.
Dabei bleibt das Konzept unverändert: Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger geben ihr profundes Wissen an interessiertes Publikum weiter. Initiator der Reihe war 2013 die Bürgerstiftung Braunschweig, die neben der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und anderen als Förderer an Bord blieb. Die Braunschweigische Landschaft hatte die Trägerschaft im vergangenen Jahr übernommen.
Braunschweigische Landschaft e. V.
Löwenwall 16
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/ 28019750
E-Mail: info@braunschweigischelandschaft.de
Internet: www.braunschweigischelandschaft.de
Sanierung des Fachwerkensembles am Ackerhof auf der Zielgeraden: Die fünf neuen, modern ausgestatteten Wohnungen werden zum Frühjahr vermietet.
Die Außenarbeiten am restaurierten Fachwerkensemble Ackerhof 2 nähern sich dem Ende. Das Baugerüst um das für Braunschweig herausragende Denkmalschutzprojekt mit den vier historischen Gebäuden und den beiden neu errichteten Fachwerkhäusern wird Anfang März abgebaut, so dass bald freie Sicht auf das neue Schmuckstück des Magniviertels möglich ist.
Ebenfalls im Frühjahr sollen die fünf zur Verfügung stehenden Wohnungen vermietet werden. Der Innenausbau der Gewerbefläche soll der künftigen Nutzung angepasst werden, die gegenwärtig noch nicht feststeht. Bis zur Klärung wird der Innenausbau ruhen.
Das Haupthaus Ackerhof 2 war im Mittelalter, im Jahr 1432, errichtet worden. Darauf weist die entsprechende Inschrift auf einem Balken an der Ecke zur Langedammstraß mit den römischen Ziffern (MCCCCXXXII) hin. Der aufwändig restaurierte Balken ist jetzt sichtbar. Er wird noch mit Blattgold belegt, so wie das wohl auch in früheren Zeiten war. Gegenwärtig sind davon noch Spuren erkennbar. Die weiteren sanierten Häuser stammen aus den Jahren 1517, 1645 und 1646.
Das Familienunternehmen Borek Immobilien hatte das dem Verfall preisgegebene Ensemble 2013 mit dem Ziel der denkmalgerechten Sanierung erworben. Zunächst war die Bausubstanz gesichert worden, um den weiteren Verfall der historisch bedeutenden Häuser zu stoppen, bevor es in nach intensiven Abstimmungen mit dem Referat Stadtbild und Denkmalpflege zu einem tragfähigen Konzept für die Sanierung des historischen Gebäudeensembles Ackerhof kam. „Im Idealfall soll im Hauptgebäude über zwei Stockwerke auf rund 400 Quadratmetern eine öffentliche Nutzung realisiert werden“, sagt Christopher Hundertmark, Geschäftsführer der Borek Immobilien.
Vier der neuen Wohnungen sind über die Straße Ölschlägern zu erreichen. Dabei handelt es sich um drei kleinere Wohneinheiten von jeweils rund 35 Quadratmetern und eine größere mit rund 75 Quadratmetern. Alle sind nach modernen Maßstäben ausgestattet und befinden sich im Dachgeschoss des Ensembles. Die Wohnungen in den Bestandsbauten sind mit großem Aufwand und unter Berücksichtigung der denkmalrechtlichen Anforderungen des Gebäudebestands saniert worden. In großen Teilen ist historische Substanz sichtbar. Die Wohnung im Neubauteil ist mit einer Galerie ausgestattet. Das großzügig dimensionierte Treppenhaus findet sich im Neubauteil am Ölschlägern.
Die fünfte Wohnung, rund 96 Quadratmeter groß, ist von der Langedammstraße zu erreichen und erstreckt sich komplett über die drei Etagen des Gebäudes Hausnummer 11. Sie besitzt einen eigenen Eingang und hat den charmanten Charakter eines kleinen Stadthauses.
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Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 24: Bis zur Bombennacht vom 14. auf den 15. Oktober stand dort ein unverfälschtes Ensemble von Fachwerkhäusern aus dem 15. bis 18. Jahrhundert.
Im September 1985 wurde mit Ratsbeschluss ein uralter Braunschweiger Straßenname ausgelöscht: der Nickelnkulk. Dieser auch aus dem Stadtbild völlig verschwundene Straßenzug trug eine der wohl klang- und geheimnisvollsten Bezeichnungen in der historischen Topografie der Löwenstadt.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 4: Der Turm von St. Andreas war 1544 imposante 122 Meter hoch und galt als eines der höchsten Bauwerke der Erde.
Wer die 389 Stufen im Südturm der Andreaskirche bewältigt hat, kann den wohl spektakulärsten öffentlich zugänglichen Ausblick über Braunschweig genießen und wird damit für die vorherigen Anstrengungen wahrlich entlohnt.
Objekt des Monats aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung, Folge 3: Die Nachbildung des Obelisken am Löwenwall wird zurzeit im Schlossmuseum präsentiert.
Die Nachbildung des Obelisken am Löwenwall stammt aus dem Jahr 1903. Das auf einem Holzsockel stehende Objekt besteht aus Bronze und ist 54,5 Zentimeter hoch. Es zeigt in verkleinerter Form das 1823 für die beiden Braunschweigischen Herzöge Carl Wilhelm Ferdinand (1735−1806) und Friedrich Wilhelm (1771−1815) errichtete Monument am Löwenwall. Die Nachbildung aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung kann zurzeit in der Interimsausstellung im Weißen Saal des Schlossmuseums Braunschweig betrachtet werden.
Der heutige Löwenwall war Teil der Wallanlagen, die der Braunschweiger Architekt und Stadtbaumeister Peter Joseph Krahe von 1801 an nach der Schleifung der Befestigungsanlagen anlegen ließ. Er hieß zunächst Monumentplatz und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts umbenannt.
Die Idee für ein Denkmal zu Ehren der in den Kämpfen gegen Napoléon I. gefallenen Herzöge kam bereits 1815 auf, im Todesjahr des Herzogs Friedrich Wilhelm. Sein Vater, Herzog Carl Wilhelm Ferdinand, kämpfte noch mit 71 Jahren als Oberbefehlshaber preußischer Truppen gegen Napoléon, wurde jedoch in der Schlacht bei Jena und Auerstedt schwer verwundet und starb 1806. Die Regierungsgeschäfte hatte er noch kurz zuvor an seinen jüngsten Sohn, Friedrich Wilhelm, übergeben. Dieser kämpfte mit einem Freikorps, der Schwarzen Schar, gegen die französische Besatzung. Friedrich Wilhelm, der „Schwarze Herzog“ fiel in Quatre-Bras nur zwei Tage vor der entscheidenden Schlacht bei Waterloo.
Vater wie Sohn wurden als Helden verehrt. 1815 erschien als private Initiative eine „Vorlaeufige Anzeige eines Plans zur Errichtung eines vaterlaendischen Denkmals“. Zur Finanzierung des Projekts wurde zu Spenden aufgerufen. Die feierliche Einweihung erfolgte am 13. August 1823.
Das Ehrenmal entstand nach einem Entwurf von Peter Joseph Krahe. Der Obelisk hat eine Gesamthöhe von 22 Meter mit Metallplatten auf einem Unterbau aus Sandstein. An den Ecken befinden sich diagonal vier ruhende Löwenfiguren aus Gusseisen nach einem Entwurf des preußischen Bildhauers Johann Gottfried Schadow. Gegossen wurden Platten und Löwenfiguren in Zorge im Harz.
Die vergoldeten Inschriften auf dem Braunschweiger Obelisken lauten:
In den Jahren 1996/97 wurde der Obelisk durch die Förderung der Richard Borek Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz umfassend restauriert und instandgesetzt.
Die Inschrift macht die engen Beziehungen zwischen Vaterland, Volk und den beiden Herzögen deutlich. Es war eher ungewöhnlich, dass Herzöge nicht nur strategisch am Krieg beteiligt waren, sondern Seite an Seite gemeinsam mit dem Volk kämpften. Das Denkmal wurde sechs Wochen vor dem Regierungsantritt des Sohnes Friedrich Wilhelms, Herzog Karl II, eingeweiht. Acht Jahre lang war das Herzogtum Braunschweig unter der vormundschaftlichen Regierung Georg IV. von England gewesen. Vor diesem Hintergrund lässt sich der Obelisk auf verschiedene Weise lesen: Als eine Ehrung für die verstorbenen Herzöge, als ein Hinweis auf die enge Beziehung zwischen Volk/Vaterland und Herzog und als Aufruf an den jungen Herzog, sich als Nachfolger von Vater und Großvater in ebendiese Tradition einzureihen und das gute Verhältnis zwischen Volk und Herzog weiterzuführen.
Nicht nur in Braunschweig wurde ein Obelisk im Zusammenhang mit den napoleonischen Kriegen errichtet. Das „Bunzlauer Denkmal“ entstand 1819 für den russischen Feldmarschalls Michail Kutusow-Smolenski. 1833 wurde in Bayern durch Leo von Klenze ein Obelisk zu Ehren im Russlandfeldzug gefallener bayrischer Soldaten errichtet.
Neben der historischen Bedeutung sind diese Ehrenmäler ein Beleg für die frühesten Arbeiten der deutschen Eisengießereien, die Anfang des 19. Jahrhunderts eine durch den 30-jährigen Krieg unterbrochene Tradition wieder aufnahmen. Die besondere Leistung der für Braunschweig tätigen Eisengießerei Zorge wird im Kontext der sich gerade erst entwickelnden Gießerei-Produktion besonders deutlich.
Zorge im Harz hatte bereits im Jahr 1249 eine urkundlich erwähnte Erzschmelzhütte. Um 1800 bestand dort die Herzoglich Braunschweigisch-Lüneburgische Eisenhütte. Der Guss der Platten für das Monument in Braunschweig stellte eine technische Besonderheit dar: bei einer Länge von 12,80 Metern und einer Breite in der Mitte von 1,40 Metern waren die Platten nur 25 Millimeter stark. Nicht nur die Herstellung auch der Transport war somit ein sorgfältig zu planendes Unterfangen. Sicherheitshalber wurde eine Extraplatte in Auftrag gegeben.
Die kleine Bronze-Nachbildung des Obelisken wurde hingegen nicht in Zorge, sondern vermutlich in Braunschweig bei der Gießerei Howaldt gefertigt. Dafür spricht die Widmung: „1853 – 16 August 1903 gew. von Paul Rinckleben“. Paul Rinckleben war ein Bildhauer und Kupfertreiber, der seit 1865 in der Gießerei Howaldt arbeitete. Ab Januar 1892 wurde er Pächter der Gießerei, die seit dem Lessing-Denkmal aus dem Jahr 1853 überregionale Bekanntheit erreicht hatte. Aus welchem Anlass und für wen 1903 die Bronze-Nachbildung gefertigt wurde, ließ sich bislang nicht entschlüsseln.
Helga Berendsen ist Kunsthistorikerin und Leiterin des Schlossmuseums Braunschweig.
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 23: Der Katharinenkirchhof mit seinem alten Baumbestand ist neben dem verkehrsumtosten Hagenmarkt eine kleine Oase.
Auf Initiative Heinrichs des Löwen begann um 1160 die Anlage des Weichbildes Hagen, eine der fünf Teilstädte des mittelalterlichen Braunschweigs. Mit dem Bau der Katharinenkirche von um 1200 an ist auch die Entstehung eines zugehörigen Kirchhofes verbunden. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Areal um den mittelalterlichen Sakralbau von Beginn an als Ruhestätte für die Verstorbenen der Hagen-Gemeinde genutzt wurde. Mit dem Bau eines Rathauses für diese Teilstadt im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstand der westliche Abschluss für den Kirchhofbereich südlich von St. Katharinen. Im Spätmittelalter erfolgte die Erweiterung des Rathauskomplexes nach Süden mit einer Laube und nach Norden hin durch ein Gewandhaus. Rat- und Gewandhaus bildeten eine Trennung zwischen belebtem Markt und stillen Kirchhofgelände.
Die Katharinenkirche wurde in der Zeit zwischen 1250 bis in das frühe 15. Jahrhundert von einer romanischen Basilika mit kreuzförmigem Grundriss zu einer Hallenkirche mit sieben Jochen umgebaut und erweitert. Die Giebelreihen der Kirchenschiffs-Fassaden sind bis heute prägend für die umgebenden Platz- und Straßenräume. Eine entsprechende Architektur zeigen die mit St. Katharinen sehr verwandten Pfarrkirchen der beiden Weichbilde Alt- und Neustadt: St. Martini und St. Andreas.
In der planmäßigen Anlage der Teilstadt Hagen findet sich in ihrem Zentrum eine für den hochmittelalterlichen Städtebau des 12. Jahrhunderts typische Disposition von Markt und Pfarrkirche. Beide wurden durch den Rathauskomplex voneinander getrennt.
Zudem war der Kirchhof noch durch eine norsöstlich an das Rat- beziehungsweise Gewandhaus anschließende Häuserzeile von der Einmündung von Wenden- und Fallersleberstraße auf den Hagenmarkt abgeschirmt. Der als Gemeindefriedhof genutzte Kirchhof war auf beiden Seiten des Kirchenschiffs von Mauerzügen von den begleitenden Straßenzügen abgeteilt. Ein Kupferstich von Johann Georg Beck aus dem Jahr 1711 bietet die einzige überlieferte Ansicht des südlichen Katharinenkirchhofs mit seiner Ummauerung.
Vor der nördlichen Kirchhofmauer an der Fallersleber Straße verlief die Zuleitung des in einem Becken (Jödebrunnen) östlich der mittelalterlichen Stadt gesammelten Frischwassers für den Brunnen auf dem Hagenmarkt. Diese Wasserversorgung ist seit 1332 überliefert. Die unter dem Straßenniveau verlaufende Röhrenleitung aus Holz (Pipenleitung) hatte einen Abzweig vor der Kirchhofmauer für die Speisung eines dort errichteten öffentlichen Brunnens. Seine Tradition lebt fort in dem 1842 entstandenen und mit einer Löwenskulptur geschmückten Brunnenbecken.
In der Frühen Neuzeit ist die Tendenz zur Verlegung der Friedhöfe aus innerstädtischen Lagen im unmittelbaren Umfeld der Pfarrkirchen auf Areale außerhalb der Stadtbefestigungen zu beobachten. Ein erster Friedhof von St. Katharinen vor der seinerzeit im Bau befindlichen Bastionärbefestigung um Braunschweig ist für 1706 überliefert (Katharinenstraße, nähe Campus-Gelände der Technischen Universität). Mit einer Verordnung Herzog Karls I. wurden die Bestattungen im Stadtbereich ab 1753 untersagt.
Während die herzogliche Regierung entstanden am ehemaligen Martinikirchhof in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wichtige öffentliche Gebäude. So entstand dort ein repräsentativer Architekturplatz, während die übrigen Kirchhöfe als stille Orte ohne eine neue Funktion im Gefüge der barocken Residenzstadt blieben. Auch der unter Einbeziehung des mittelalterlichen Rathauses erfolgte Bau des Opernhauses auf dem Hagenmarkt im Jahr 1690 blieb ohne Wirkung auf den Katharinenkirchhof.
Ein nach der Fertigstellung des klassizistischen Wallrings 1826 veröffentlichter Stadtplan zeigt den Katharinenkirchhof mit Baumreihen an der Nord-, Ost- und Südseite. Mit der Erneuerung des Brunnens erfolgte 1842 auch eine Umgestaltung des Kirchhofes, auf welche vermutlich die Lesestein-Pflasterung des nördlichen Abschnitts an der Fallersleberstraße zurückging.
In der südlichen und östlichen Randbebauung des Kirchhofes war die reizvolle Bebauung mit Fachwerkhäusern bis 1944 erhalten. Dort sind Gebäude überliefert, die eng mit der Gemeinde in Verbindung standen: Im Süden bestand neben einem „Kirchenhaus“ (An der Katharinenkirche 3) die Gemeindeschule (Nr. 4/5), an der östlichen Platzseite existierte zwischenzeitlich ein weiteres Haus der Gemeinde mit schulischer Nutzung (Nr. 15). Letzteres war ein stattlicher Fachwerkbau aus dem Jahr 1469 mit Treppenfriesen und Inschrift. Auf dem Grundstück der Schule An der Katharinenkirche 4/5 stand bis zur Zerstörung 1944 ein um 1600 errichtetes Renaissance-Fachwerkgebäude mit Erker.
Östlich dieser Gemeindeschule befand sich die erste Heimstatt des 1415 gleichzeitig mit dem Martineum in der Altstadt gegründeten Katharineums. Beide Schulen fungierten als städtische, von der Geistlichkeit unabhängige Lateinschulen und sollten vorwiegend dem Erwerb juristischer Grundlagen dienen. Vor den Kriegszerstörungen stand auf dem Grundstück des einstigen Katharineums (An der Katharinenkirche 7) ein schmales Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert. Es war möglicherweise nach der Verlagerung der Schule in das ehemalige Paulinerkloster am Bohlweg (1537) errichtet worden. Im Jahr 1700 bezog das Katharineum ein barockes Schulhaus am Hagenmarkt.
Ein Werk des Stadtbaurats Ludwig Winter war das 1882 in Backstein errichtete Gemeindehaus an der östlichen Kirchhofseite. Seine neugotische Formensprache repräsentierte die seinerzeit beliebte Orientierung an den Werken der norddeutschen Backsteingotik – welche in Braunschweig nur an einem einzigen Baudenkmal in Erscheinung tritt: der Liberei am Kirchhof von St. Andreas.
Nach der fast vollständigen Zerstörung des ehemaligen Weichbildes Hagen im Zweiten Weltkrieg entstanden am Kirchhof überwiegend schlichte Gebäude der Nachkriegsmoderne. Ein qualitätsvoller Bau dieser Epoche ist das von Prof. Justus Herrenberger gestaltete Gemeindehaus von St. Katharinen mit dem auf Stützen über dem Platz schwebenden Gemeindesaal. Die Grünanlage mit altem Baumbestand lässt den Kirchplatz bis heute neben dem verkehrsumtosten Hagenmarkt als kleine Oase erscheinen.
Elmar Arnhold ist Bauhistoriker (Gebautes Erbe) und Stadtteilheimatpfleger. Auf Instagram @elmararnhold veröffentlicht er regemäßig Beiträge zu historischen Bauten in Braunschweig.
Am „Tag der Archive“ am 2. März präsentiert das Braunschweiger Stadtarchiv die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählende Hanse-Urkunde von 1476.
Die Hanse-Urkunde aus dem Braunschweiger Stadtarchiv gehört zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Das Dokument aus dem, Jahr 1476 ist ein Bündnisvertrag zwischen 19 Hansestädten. Sie wird am bundesweiten „Tag der Archive“ am 2. März erstmals öffentlich präsentiert. Die Urkunde ist eines von 17 Dokumenten zur Geschichte der Hanse aus Archiven in Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Lettland und Polen, die in das UNESCO-Register eingeschrieben wurden. Sie dokumentieren das einzigartige historische Phänomen der Hanse, die über 600 Jahre die Geschichte Nordeuropas prägte.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 3: Die Klosterkirche Riddagshausen hat entsprechend den Regeln des Zisterzienserordens keinen Turm.
Die Klosterkirche Riddagshausen St. Mariae, eingebettet in ein historisch einmaliges Ensemble aus denkmalgeschützten Gebäuden, gilt als starker identitätsstiftender Ort für das Braunschweigische Land. Sie wurde als frühgotische Pfeilerbasilika errichtet und ist eines der ältesten gotischen Bauwerke in Deutschland. Die Baulast an der Klosterkirche trägt seit 2013 die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Sie hat die Liegenschaft von der Stadt Braunschweig übernommen. Hintergrund war seinerzeit ein erheblicher Sanierungsstau in Höhe von damals bezifferten 4,5 Millionen Euro, den die Stadt nicht beheben konnte, weil anderes priorisiert worden war. Seither werden bauliche Defizite Stück für Stück ausgeglichen.
Die Amerikanerin Julia Hammid recherchiert im Braunschweiger Stadtarchiv zu historischen Unterlagen über ihre berühmte Großmutter Lette Valeska.
Die Fotografin, Malerin und Archivarin Lette Valeska, die als Valeska Heinemann 1885 in Braunschweig geboren wurde und nach ihrer Emigration in die USA in Hollywood mit ihren Fotos der Filmstars berühmt wurde, steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Städtischen Museum Braunschweig. Julia Hammid, die Enkelin von Lette Valeska, steuerte dazu zahlreiche Leihgaben bei. Dies war der Anlass für die 73-Jährige, sich von Baltimore auch auf Spurensuche ins Stadtarchiv Braunschweig zu begeben.
Was Julia Hammid mit der Hilfe ihrer Tochter und ihres Enkels im Archiv entdeckt hat, lesen Sie hier.
Der Braunschweigische Geschichtsblog versammelt Beiträge zur Geschichte des historischen Landes und der heutigen Region Braunschweig. Er wird vom Braunschweigischen Geschichtsverein getragen und von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Archiven und Museen der Region sowie von Heimatpflegerinnen und Heimatpflegern, Autorinnen und Autoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestückt – er ist offen für alle an der Geschichte der Region Interessierten. Der Blog ist interdisziplinär ausgerichtet. Die Beiträge sollen die Vielfalt und Breite landeskundlicher Forschung aus Geschichte, Archäologie, Geographie und Volkskunde spiegeln. Insbesondere sollen aktuelle Themen und Tendenzen der Forschung abgebildet und popularisiert werden. Hinzu kommen Hinweise auf Veranstaltungen und Ausstellungen in der Region sowie Neuerscheinungen.
Schüler-Filmpreise „ganz schön anders“ 2023/24 verliehen: Video der Neuen Oberschule schaffte Sprung auf Platz drei.
Anna Katharina Pook und Leon Maximilian Koehler vom Gymnasium HvF haben sich für das 59. Bundesfinale von „Jugend forscht“ qualifiziert.
Die Hans-Würtz-Schule richtete das 35. Rollstuhlbasketball-Turnier aller norddeutschen Förderschulen für körperliche und motorische Entwicklung in Braunschweig aus.
Objekt des Monats, Folge 4: der Storm Reiseführer „Durch den Harz und das Kyffhäusergebirge“.
Die Initiative „spaces4future“ hat viele Ideen für neue Formen des Arbeitens, Wohnens und Lebens entworfen. Drei davon stellen wir vor.
Friederike von Bünau, neue Generalsekretärin des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, kam zum Antrittsbesuch ins Haus der Braunschweigischen Stiftungen.
Die neue Ausgabe des „Vier Viertel Kults“ ist erschienen. Die Vierteljahresschrift der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) setzt sich im Schwerpunkt mit dem Thema „Luft“ auseinander. Damit endet die Reihe über...
Multimedia-Künstlerin Alona Rodeh testete ihre Installation „Slow Swan Social Club“ für den Lichtparcours 2024
Die Braunschweigische Landschaft lädt vom 23. März bis zum 14. Oktober im Rahmen ihres Themenjahres zu Führungen, Vorträgen und Radtouren mit Heimatpflegern der Region ein.
Ministerpräsident Stephan Weil würdigt damit ihren außerordentlich vielseitigen zivilgesellschaftlichen Einsatz.