Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 15: Der ursprüngliche Charakter des historischen Stadtquartiers wurde Hinter der Magnikirche bewahrt.
Die Sanierung des Fachwerkensembles am Ackerhof kann als die gegenwärtig wohl interessanteste Denkmal-Baustelle in der Löwenstadt angesehen werden. Damit findet das historische Stadtquartier, das sich mit seinen fünfzig Fachwerkhäusern um die Magnikirche schart, eine wundervolle Abrundung. Aber auch hier hinterließen die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges empfindliche Lücken. Dieser Beitrag soll verschwundene Kostbarkeiten im Magniviertel in die Erinnerung zurückrufen.
Braunschweigischen Landschaft legt thematischen Archivführer „Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte“ vor.
Es ist so viel mehr geworden als ein schnödes Nachschlagewerk für Archive hierzulande. „Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte“ ist ein Plädoyer für die Nutzung gesicherter Quellen jenseits der Fakes, die nur allzu oft im Internet kursieren und Nutzern glauben machen wollen, dass sie die Wahrheit gefunden hätten. Schon der Untertitel „Ein thematischer Archivführer“ verrät, was die Herausgeber Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer im Sinn hatten, als sie das von der Braunschweigischen Landschaft in Auftrag gegebene Buch in Angriff nahmen: Erkenntnisgewinn durch Recherche an wahrhaftigen Orten.
Titel „Von Asse bis Zucker“. Foto: BSL/Heike Ullmann
Das sehr gelungene Buch orientiert sich dabei nicht an den einzelnen Institutionen, sondern an den Überlieferungen zu besonderen Themen und stellt so exemplarisch vor, wie Quellen zu engeren und breiteren Fragestellungen in Archiven gefunden werden können. Der Archivführer ist gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro in der Geschäftsstelle der Braunschweigischen Landschaft erhältlich. Das Projekt wurde unter anderem von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert.
„Das Braunschweiger Land ist eine ausgesprochen geschichtsträchtige Region. Im Laufe der Zeit ist eine Vielzahl von Institutionen entstanden, deren Aufgabe die Bewahrung, Erforschung oder Vermittlung dieses reichen kulturellen Erbes ist. Unter diesen Einrichtungen kommt den zahlreichen öffentlichen Archiven eine besondere Bedeutung zu. Als ‚Gedächtnisorte des Braunschweiger Landes‘ sind sie ein wesentlicher Träger und Bewahrer der historischen Erinnerung. Ohne die in den Archiven in authentischen Quellen gespeicherten historischen Informationen wäre eine regionale Geschichtsschreibung bloß nach dem Hörensagen möglich. Der vorliegende thematische Archivführer soll einen Überblick über die Fülle und die Vielfalt der archivischen Überlieferung im Wirkungskreis der Braunschweigischen Landschaft geben“, erläutern die Herausgeber in ihrem Vorwort.
Birgit Hoffmann, Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Wolfenbüttel, Brage bei der Wieden, Leiter der Abteilung Wolfenbüttel des Niedersächsischen Landesarchivs, und Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs in Braunschweig, haben in diesem anregenden Lesebuch dem Alphabet nach 49 populäre geschriebene Beiträge zusammengestellt, die eine „historische Relevanz besitzen und zugleich charakteristisch für die Geschichte des für Braunschweiger Landes“ sind. Neben den Herausgebern haben die Texte Mitglieder der Arbeitsgruppe Geschichte der Braunschweigischen Landschaft verfasst. Die Beiträge sind jeweils mit zwei Abbildungen illustriert sind. Ein Foto beschreibt symbolhaft das Thema, das andere zeigt jeweils eine dazu passende Archivalie.
Ein Kapitel widmet sich Fritz Bauer. Foto: BSL/Heike Ullmann
„Das Spektrum der behandelten Themen vermag durchaus zu beeindrucken und reicht von den Naturphänomenen (Asse, Harz, Oker) über Ereignisse und Spezifika der Geschichte des Braunschweiger Landes (Reformation, Konservenindustrie, Welfen) bis hin zu Fragen der Symbolik (Blau und Gelb, der Löwe), der Erinnerungskultur (Nationalsozialismus, Konzentrationslager) oder der Kultur- und Alltagsgeschichte (Braunkohl, Karneval). Kurzum, jede und jeder wird ein Thema finden, das sie oder ihn zu fesseln vermag“, lobt Anja Hesse, Geschäftsführerin der Braunschweigischen Landschaft und Kulturdezernentin der Stadt Braunschweig.
Das Buch „Von Asse bis Zucker“ ist Ergebnis eines Projekts der AG Geschichte. Die Arbeitsgruppe entstand bereits im Gründungsjahr der Braunschweigischen Landschaft 1990. Ihr gelangen seitdem mehrere Standardwerke zur Regionalgeschichte und zur regionalen Identität. „Das Braunschweigische Biographische Lexikon“, „Die Braunschweiger Bürgermeister“ und in „Amt und Verantwortung“. Beteiligt war jeweils ein ganzes Netzwerk an Historikerinnen und Historikern.
Wie Braunschweigs Schoduwel entstand. Foto: BSL/Heike Ullmann
Am Ende des Buches sind neben den Visitenkarten von mehr als 20 Archiven im Braunschweiger Land weiterführende Leseempfehlungen sowie eine kurze Anleitung zur Nutzung eines Archivs enthalten. Darin heißt es unter anderem: „lm Archiv werden Ihnen sogenannte Findbücher vorgelegt, das sind Kataloge der Akten, die Sie bestellen können. Dazu müssen Sie sich die Signatur, die Bestellnummer, notieren. Anders als in Bibliotheken erhalten Sie in jedem Fall eine individuelle Beratung. Die Akten (Urkunden, Karten, Pläne, Bilder …) werden Ihnen im Lesesaal vorgelegt. Dafür gelten Regeln wie sie in Lesesälen gelten: Ruhe und Rücksicht, Fotografieren nur mit Erlaubnis. Die Archivalien sind im Unterschied zu Büchern und Zeitungen alle original und unersetzlich, das heißt Beschädigungen müssen unter allen Umständen vermieden werden. Eine Ausleihe nach Hause ist nicht möglich.“
Es ist keine Frage, dass die Lektüre des Buches nicht nur an den vorgestellten Themen, sondern auch an der Recherche in Archiven weckt. Das war das Ziel von Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer.
Infos:
Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte
144 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen
Hrg: Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer
Im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft
Verlag Uwe Krebs
ISBN 979-3-910570-01-06
Vom letztlich doch erfolgreichen Kampf der Braunschweigischen Herzöge Carl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm gegen Napoleon.
Es waren stürmische Zeiten, ausgelöst von den Unruhen in Frankreich, die sich 1789 in der Französischen Revolution entladen hatten, bald den gesamten Kontinent erfassten und im Kampf um die Vorherrschaft zwischen Frankreich und Großbritannien globale Auswirkungen gewannen. Die hohen Wogen der revolutionären Veränderungen, die das französische Staatssystem radikal veränderten, sollten „in der Geschichte der Menschheit eine neue Epoche machen“, wie der Braunschweiger Philanthrop und Aufklärer Joachim Heinrich Campe (1746-1818) bereits am 9. Juli 1789 in einem seiner berühmten Briefe aus Paris schrieb. Campe erkannte bereits zu einem frühen Zeitpunkt die transnationale, ja sogar globale Bedeutung des revolutionären Geschehens, die auch am Braunschweigischen nicht vorbeigehen sollte.
Braunschweigische Landschaft legt neuen Architekturführer zur Architektur der 1960er bis 1980er Jahre im Braunschweiger Land vor.
Es ist weit mehr als nur ein Fachbuch geworden. Das war auch das Ziel. Den Autoren ging es darum, mit einer populären Veröffentlichung ein breiteres Bewusstsein in der Bevölkerung für die Architektur der Moderne zu entwickeln. Und wie klappt das am besten? Na klar, in dem man Interessierte auf eine touristische Entdeckungsreise schickt, damit sie sich die Bauwerke ansehen und nach Möglichkeit ihre Schönheit oder doch wenigstens ihre Besonderheit entdecken. Die Publikation der Braunschweigischen Landschaft „60 70 80 Architektur der Moderne“ ist also vor allem ein Reiseführer, der zu Spaziergängen und Radtouren im Braunschweiger Land einlädt.
Der 102. Niedersachsentag des Niedersächsischen Heimatbunds findet am 13. Mai in Peine statt.
„Heimat.Planet – Industriekultur.Klimawandel“ lautet das Motto des 102. Niedersachsentags, der am 13. Mai in Peine stattfindet. Die Veranstaltung beginnt um 9 Uhr mit einer Andacht in der St.-Jakobi-Kirche und endet um 16.30 Uhr mit der Eröffnung des Stadtradelns. Veranstalter ist der Niedersächsische Heimatbund (NHB) als Landesverband und Arbeitsgemeinschaft für die Heimatpflege in Niedersachsen. Der erste Niedersachsentag fand bereits im Jahr 1902 in Hannover statt. Seither wurde der Niedersachsentag, mit einigen Unterbrechungen, jährlich in verschiedenen Städten Niedersachsens ausgerichtet. Die Veranstaltung 2024 wird in Wildeshausen stattfinden.
Unter dem Slogan „Wir geben der Heimat ein Zuhause“ versammeln sich unter dem Dach des Niedersächsische Heimatbunds mehr als 100.000 engagierte Bürgerinnen und Bürger in 285 Vereinen und Verbänden. Zu den Mitgliedern zählen 120 Städte, Gemeinden und Kreise, 26 Niedersächsische Behörden, Institutionen, Kammern und Museen, elf Landschaften und Landschaftsverbände.
Im Rahmen der öffentlichen Festversammlung im Forum Peine von 10 Uhr an wird die „Rote Mappe“ an Ministerpräsident Stephan Weil übergeben. In der jährlich zusammengestellten „Roten Mappe“ listet der Heimatbund Hinweise aus der niedersächsischen Bevölkerung zum Zustand der Heimatpflege im Land auf. Seit 1960 wird sie als wichtiges Instrument der Bürgerbeteiligung an die Landesregierung übergeben. Seit 1977 antwortet die Landesregierung mit einer Stellungnahme, der sogenannten „Weißen Mappe“. Im Anschluss an die Veranstaltung stehen beide Mappen frei zur Verfügung und können in gedruckter Form oder als digitale Datei über den NHB bezogen werden.
Die Informationsstände im Foyer sind von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Unter den Ständen ist auch jener der Braunschweigischen Landschaft. Die Landschaft ist auf dem Gebiet des ehemaligen Landes Braunschweig das Informations- und Kommunikationsforum für ehrenamtliches Engagement im Zusammenhang mit Heimatpflege. Gegründet wurde der Verein 1990 mit dem Ziel, die regionale Kultur- und Identitätspflege zu stärken. Träger sind die Städte Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter sowie die Landkreise Wolfenbüttel, Helmstedt und Peine. Der Verein ist einer von 13 Landschaftsverbänden in Niedersachsen.
In Kooperation zwischen Niedersächsische Heimatbund und Braunschweigischer Landschaft ist eine Freiluft-Ausstellung entstanden, die das Bewusstsein für die Region wecken soll. Die Tafeln sind noch bis Ende Mai in der Peiner Innenstadt zu sehen und zu studieren. Sie gehen auf die Besonderheiten der Kommunen der Landschaft sowie die Struktur und die Arbeitsweise der Braunschweigischen Landschaft ein.
Von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr werden auf einem Forum die Themen Industriekultur und Klimawandel in Impulsvorträgen behandelt. Dr. Gudrun Fiedler referiert über die Industrialisierung im Peiner Land, Wilfried Henties über Landwirtschaft im Wandel, Dr. Jan Schmidt über das Stahlwerk Peine im Wandel und Dr. Harmut Berndt über Klimawandel im ländlichen Raum.
Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Ensembles der Kreismusikschule Peine sowie der Owl Town Pipe & Drum Band.
Niedersächsischer Heimatbund e.V.
Rotenburger Straße 21
30659 Hannover
Telefon: 0511 / 35 33 77-0
E-Mail: heimat@niedersaechsischer-heimatbund.de
Internetseite: www.niedersaechsischer-heimatbund.de
Mediävist Thomas Scharff vom TU-Institut für Geschichtswissenschaft hält am 10. Mai um 19 Uhr in der Dornse des Altstadtrathauses einen Impulsvortrag zu Stadtbüchern des Mittelalters.
Stadtbücher bildeten im Mittelalter das Rückgrat der städtischen Verwaltung. Sie deckten ein breites, den vielfältigen Aufgaben der vormodernen Stadtverwaltung entsprechendes Spektrum ab, das von Rechts- und Statutenbüchern, über den Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit bis hin zu Rechnungs- oder Steuerbüchern reicht. Sie gehören damit zu den zentralen Quellen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte. Sie für Braunschweig besser zu erschließen, ist eine Aufgabe, die sich das Stadtarchiv in Vorbereitung auf das Jubiläum zum 1000-jährigen Bestehen der Stadt gestellt hat.
Weddeschatzbuch (1435-1485). Foto: Stadtarchiv Braunschweig
Die Braunschweiger Stadtbücher, besonders jene des 15. bis 17. Jahrhunderts, seien bisher nur wenig erschlossen. Es gelte die Forschung in den Stadtbuchbestand des Stadtarchivs in den nächsten Jahren zu intensivieren, erläutert Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs Braunschweig, im Vorfeld der Tagung „Stadtbücher – Zugang und Forschung“ vom 10. bis 12. Mai im Haus der Wissenschaft. „In jedem Falle sollte es gelingen, mit den Stadtbüchern einer Quellengattung die ihr zustehende Geltung zu verschaffen und ein verbessertes Angebot für die Forschung bereitzustellen“, meint Henning Steinführer.
Stadtbücher sind seit dem 13. Jahrhundert in vielen deutschen Städten überliefert. „Mit der Tendenz zur Verschriftlichung nimmt auch die Zahl der Stadtbücher seit dem 15. Jahrhundert zu. Sie decken ein breites, den vielfältigen Aufgaben der vormodernen Stadtverwaltung entsprechendes inhaltliches Spektrum ab, das von Rechts- und Statutenbüchern, über zahlreiche Bücher aus dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit bis hin zu Rechnungs- oder Steuerbüchern reicht“, erklärt der Chef des Braunschweiger Stadtarchivs.
Dem Zusammenhang zwischen Herrschen, Schreiben und Verwalten geht der Braunschweiger Mediävist Thomas Scharff vom Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig in seinem Vortrag am 10. Mai um 19 Uhr in der Dornse des Altstadtrathauses bei freiem Eintritt nach. Er gibt einen Überblick über die Entwicklung der europäischen Schriftkultur im Mittelalter. In diesem Prozess, der von Italien ausgehend seit dem 12. Jahrhundert große Teile des Kontinents erfasste, spielten die Städte eine wesentliche Rolle. Der Vortrag ist Teil einer Tagung zu Stadtbüchern, die das Stadtarchiv vom 10. bis 12. Mai im Haus der Wissenschaft in Vorbereitung auf das 1000-jährige Stadtjubiläum 2031veranstaltet. Sie soll aktuelle auf Stadtbüchern beruhende Forschungen sowie neue Erschließungsmöglichkeiten zu dieser nicht immer leicht zugänglichen Quellengruppe zur Diskussion stellen.
„Der Braunschweiger Stadtbuchbestand, der im Stadtarchiv Braunschweig verwahrt wird, ist mit rund 3.000 Stadtbüchern aus der Zeit zwischen dem 13. und dem 19. Jahrhundert sowie etwas mehr als 10.000 Bände an Rechnungen aller Art sehr umfangreich“, berichtet Henning Steinführer. Sei es anfangs noch üblich gewesen, verschiedene Sachbetreffe in ein Buch einzutragen, sei man noch im Mittelalter dazu übergegangen, spezialisierte Buchserien nach inhaltlichen Kriterien zu schaffen. So beträfen beispielsweise die Kopialbücher Angelegenheiten des Gemeinen Rates und enthalten Abschriften der eingegangenen Urkunden und Briefe. Die ausgehenden Briefe seien in speziellen Briefbüchern verzeichnet worden. Und in den Gedenkbüchern fänden sich neben Dienstverträgen, Ratsherrenverzeichnissen sowie Rechtsgeschäften der einzelnen Weichbilde auch wichtige, so der Chef des Stadtarchivs.
Die Ersterwähnungsurkunde Braunschweigs aus dem Jahr 1031. Foto: Peter Sierigk
„Einen hohen Quellenwert für die Stadtgeschichte haben die 111 Ratsprotokollbücher. Die mit 71 Bänden sehr umfangreiche Serie der Finanzbücher enthält neben Zinsbüchern für die einzelne Weichbilde und für die Gesamtstadt unter anderem auch Zollbücher sowie einzelne Kämmerei- und Brauregister. Hinzu kommen noch Testamentbücher, Neubürgerbücher, Degedingbücher, Urteilbücher, Prozessbücher sowie Rechts- und Gerichtsbücher“, zählt Henning Steinführer auf.
Die älteste vom Rat (der Altstadt) ausgestellte Urkunde datiert von 1231, die ersten Stadtbücher wurden 1268 in der Altstadt und im Hagen angelegt. Bis zum 15. Jahrhundert hatte sich ein differenziertes und auf professionellen Kräften beruhendes administratives Schriftwesen herausgebildet. Bis heute sind die zahlreichen erhaltenen Urkunden, Briefe, Stadtbücher, Rechnungen und Akten eindrucksvolle Zeugnisse.
Die Anfänge des Stadtarchivs reichen bis ins ausgehende 12. Jahrhundert zurück, als erste schriftgestützte Privilegien aufbewahrt wurden. Systematisch wird in der Stadt seit 1408 archiviert. In den Beständen spiegelt sich die lange und wechselvolle Geschichte der einstigen Hanse- und Residenzstadt wider. In den klimatisierten Magazinen im nördlichen Flügel des rekonstruierten Residenzschlosses nehmen die Ersterwähnungsurkunde Braunschweigs aus dem Jahr 1031 und das Zollprivileg von Kaiser Otto IV. als älteste Urkunde der Stadt aus dem Jahr 1199 Sonderstellungen ein.
Mehr unter: https://www.braunschweig.de/kultur/bibliotheken_archive/stadtarchiv/tagung-stadtbuecher_2023.php
Stadtarchiv Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531-4704711
E-Mail: stadtarchiv@braunschweig.de
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 14: Bis auf wenige Ausnahmen existieren die Bauten Georg Christoph Sturms aus dem 18. Jahrhundert nicht mehr.
Das private Bauwesen in Braunschweig stand in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Zeichen des Baumeisters Georg Christoph Sturm. Der Architekt wurde 1698 als Sohn von Christoph Leonhard Sturm in Wolfenbüttel geboren und starb 1763 in Braunschweig. Nachdem er 1750 erstmals in Braunschweig „aktenkundig“ wurde, erhielt er im drauffolgenden Jahr als ersten Auftrag die Planung des Hauses Gördelingerstraße 48. Zu Georg Christoph Sturm erschien 1978 eine Monographie von Fritz von Osterhausen.
Sein Vater Christoph Leonhard Sturm gehörte zu den bekanntesten deutschen Architekturtheoretikern seiner Zeit. Er lehrte unter anderem an der Ritterakademie zu Wolfenbüttel und verfasste eine große Zahl von Lehrbüchern zur Baukunst. Für Georg Christoph war eigentlich eine theologische Laufbahn vorgesehen. Nach seiner Schulzeit an den Franckeschen Stiftungen in Halle studierte er in der Saalestadt von 1724 an Medizin. Seine Neigungen gingen jedoch eher in die Richtung Bauwesen, womit er letztlich seinem Vater folgte.
Bei der Betrachtung historischer Darstellungen des alten Braunschweig fällt die absolute Dominanz des mittelalterlichen Stadtbildes ins Auge. Dies gilt auch für die Straßen und Plätze mit ihrer einst unermesslichen Fülle historischer Bürgerhäuser. Die Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit ihren Stockwerksvorkragungen und reichen Schnitzereien wurden immer wieder gemalt, gezeichnet oder abgelichtet. Dagegen standen die auf den ersten Blick schlichteren Häuser aus dem 18. Jahrhundert im Hintergrund.
Georg Christoph Sturm erlangte 1752 den Titel eines Hofbaumeisters und schuf bis zu seinem Tod Entwürfe für 72 Bürgerhäuser, hinzu kamen Projekte wie der Neubau des Altewiekkellers am Aegidienmarkt. Außerdem gingen zahlreiche Entwürfe Braunschweiger Zimmer- und Maurermeister über seinen Zeichentisch: Von 1750 an mussten auch private Bauvorhaben mit Planunterlagen bei der fürstlichen Baubehörde eingereicht werden. Auf Anweisung Herzog Karls I. erhielten Bauwillige Zuschüsse für ihre Bauvorhaben. Der Landesherr verfolgte damit die Absicht, das mittelalterliche Stadtbild zu modernisieren.
Dabei hatte die Tätigkeit Sturms einen wesentlichen Anteil. Oftmals handelte es sich um Umbaumaßnahmen älterer Häuser – Bauen im Bestand. Wenn seine Bauten auch fast sämtlich im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden – die qualitätsvollen Zeichnungen des Baumeisters sind im Landesarchiv Wolfenbüttel vollständig erhalten. Seine Architektur brachte einen Schuss süddeutsch geprägten Barocks in die Löwenstadt.
Picken wir nun einige der Bauten Sturms heraus. Sein Erstlingswerk, das Haus Gördelingerstraße 48, gehörte zu den lediglich fünf steinernen Bürgerhäusern des Meisters. Das stattliche Haus stand nahe der Einmündung des Straßenzugs auf den Altstadtmarkt und wurde 1751 für die Witwe des Kaufmanns Hinke errichtet. Es zeigte den typischen Aufriss eines großen Barockhauses mit symmetrischer Front und elf Fensterachsen. Die Bogenöffnungen im Erdgeschoss – die sogenannten Messgewölbe – verdeutlichten: Dieses Gebäude gehörte zu den Messehäusern, in denen sich während der Braunschweiger Warenmessen auswärtige Kaufleute einmieten konnten. Die Architektur erinnerte noch sehr an die Werke des 1735 verstorbenen Landbaumeisters Hermann Korb.
Ein weiteres ehemaliges Messehaus mit Messgewölben stand An der Martinikirche 2. Es entstand als Umbau eines großen mittelalterlichen Steinhauses 1759 für den Brauer Herdtmann. Blickpunkt der eher schlichten Fassade ist das Pilasterportal mit gesprengtem Giebel. Eine Entwurfszeichnung Sturms zeigt die Front mit reicher Architekturbemalung. Die Fassade wurde als eine der wenigen nach der Kriegszerstörung in allerdings veränderten Proportionen wiederhergestellt. Auch das große Haus Bohlweg 51 diente als Messehaus. Es grenzte unmittelbar an den Autorshof (Altstadtrathaus) und wurde 1763 für den Kaufmann Wilmerding errichtet. Auch dort wurde die Bausubstanz eines wesentlich älteren Bürgerhauses einbezogen, im Hof blieb die mittelalterliche Kemenate erhalten. Das umseitig abgewalmte Mansardendach und der breite Schweifgiebel ließen das Haus wie ein spätbarockes Palais wirken. Das Grundstück blieb bis heute als Zufahrt für einen Parkplatz unbebaut.
Ebenfalls als Umbau mittelalterlicher Bausubstanz präsentierte das unweit des Hagenmarktes gelegene Haus Wendenstraße 5. Die 1762 entstandene Bauzeichnung Sturms überliefert neben seinem Fassadenentwurf auch den Vorzustand – ein ehemaliges Giebelhaus mit seitlichem Durchfahrtstrakt. Auch dort blieb die mittelalterliche Grundstruktur mit Kemenate bis 1944 erhalten. Der barocke Umbau erfolgte für den Obersten von Gernreich, wobei die Straßenfront weitaus schlichter ausfiel als der engagierte Entwurf Sturms. Die seitliche Lage der Torfahrt sollte durch Fassadengliederung ausgeglichen werden.
Eine solche Scheinsymmetrie konnte mit der beschwingt wirkenden Fassade des Hauses Bohlweg 51 realisiert werden. Auch dieses Haus entstand als Umbau 1759/60 für einen Hofbeamten, den Kammerfourier Wittmann (ein Fourier war für die Versorgung des Hofes oder einer militärischen Einheit zuständig). Die mit einer gequarderten Doppelbogenstellung im Erdgeschoss und Pilastern gegliederte Fassade gehörte zu den schönsten ihrer Art in Braunschweig. Leider wurde das nur teilbeschädigte Haus 1949 abgebrochen.
Von den zahlreichen Fachwerkbauten Sturm sei an dieser Stelle ein erhaltenes Beispiel dargestellt: das 1757 errichtete Haus Ziegenmarkt 2. Es zeigt nach seiner Sanierung 1978 in mustergültiger Weise die Fassadengestaltung nach dem Vorbild der zeitgenössischen Steinbauten. Sie ist in der Bauzeichnung Sturms überliefert und war ursprünglich wohl als Fassadenbemalung gedacht.
Hat man während des Wiederaufbaus Braunschweigs auch die mittelalterlichen Großbauten und wichtigsten Ensembles mit den Traditionsinseln retten können – das 18. Jahrhundert ist leider weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden.
Elmar Arnhold ist Bauhistoriker (Gebautes Erbe) und Stadtteilheimatpfleger. Auf Instagram veröffentlicht er regemäßig Beiträge zu historischen Bauten in Braunschweig.
Prüfauftrag an die Verwaltung: Machbarkeitsstudie soll klären wo und ob der Wiederaufbau möglich ist.
Die CDU-Ratsfraktion lässt beim Thema „Machbarkeitsstudie Wiederaufbau des Ackerhofportals“ nicht locker. Nach der überraschenden Ablehnung im Rahmen der Haushaltsdebatte stellt sie einen erneuten Antrag. Er wird erstmals am 3. Mai im Ausschuss für Planung und Hochbau behandelt. Am 16. Mai wird im Rat der Stadt über den Antrag abgestimmt.
Im Braunschweiger Land gab es in der Frühen Neuzeit zahlreiche Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen.
Hexenglauben und Brockenfahrt (Blocksberg) in der Walpurgisnacht waren seit dem Mittelalter auch im Braunschweigischen in vielfältiger Form Bestandteil des Volksglaubens. In der Nacht zum 1. Mai, um Mitternacht, so glaubte man, reiten die Hexen auf Besen, Schweinen oder Ziegen auf den Brocken zu ihrer Zusammenkunft mit dem Teufel, um dort ihre Feste zu feiern. Heute feiern viele Menschen ausgelassen die Walpurgisnacht, aber es gibt in dieser Nacht auch Anlass zum historischen Erinnern und durchaus auch zum Nachdenken über aktuelles Geschehen an vielen Orten dieser Erde.
Gedenkstein am Lechlumer Holz. Foto IBR
Das Thema „Hexen“ ist nicht nur ein besonderer Aspekt der Vergangenheitsbetrachtung, sondern begleitet uns auch im heutigen Alltag vielfach. Von der kindlichen Ausdrucksform im Stil des Kinderbuchs „Die kleinen Hexe“, über noch immer existierende Hexenverfolgungen in Afrika oder Südamerika bis hin zu regionalem Marketing, wie im Harz, ist uns das Thema stets gegenwärtig. Der Volksglaube hatte jedoch nichts gemein mit touristischer Eventvermarktung in unserer Zeit. Vielmehr wird völlig verdrängt, was sich in der Frühen Neuzeit mit Hexenverfolgungen an Schrecken und Grausamkeit verband.
Ohne Zweifel waren die Hexenprozesse eine der schlimmsten von Menschenhand angerichteten Katastrophen der europäischen Geschichte. Dabei sind Klischeevorstellungen und Vorurteile noch längst nicht überwunden. Über neun Millionen Hexen seien alleine in Deutschland verbrannt worden, angeführt von der katholischen Kirche und der Inquisition und Ausdruck des „finsteren Mittelalters“, so lautet eine nicht auszumerzende vorurteilsbeladene Fehlinformation.
Längst weiß man in der Forschung, dass die Zahl der als Hexen verbrannten Personen in Europa zwischen geschätzten fünfzig- und sechzigtausend lag. Dabei waren es keineswegs nur Frauen, die als Hexen Verfolgt, gefoltert und hingerichtet wurden, sondern auch Männer, und es gab Gebiete, in denen die Zahl der hingerichteten Männer überwog.
Nicht nur In Norddeutschland und besonders im Braunschweiger Land gab es in der Frühen Neuzeit zahlreiche Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen, wobei sich die Herzöge in Wolfenbüttel einen wenig hervorzuhebenden Ruhm verschafft haben sollen, ja geradezu berüchtigt gewesen seien sollen für die Grausamkeiten der Folter.
Das Lechlumer Holz vor Wolfenbüttel soll als Haupthinrichtungsstätte der Braunschweiger Herzöge ein ganzer Wald von Brandpfahlen gewesen sein und Herzog Heinrich Julius (1564 – 1613) habe Hexen und Zauberer dem Worte gottesgemäß recht streng bestraft, berichtet seine Leichenpredigt. Selbst der als Bücherfreund und Wissenschaftsförderer berühmte Herzog August der Jüngere (1579-1666) war ein eifriger Verfechter der Hexenverfolgung.
Herzog Heinrich Julius hatte dagegen nicht nur Hexen verbrennen lassen, sondern er stand zugleich am Beginn jener neuzeitlichen Tradition, bei der die große Zeit der Hexenverfolgung zum Thema der Literatur wurde. Er war nicht nur aktiv in der Verfolgung der Hexen, er machte sie zum Thema seiner Dramen, wie etwa in seiner „Susanna“ (1592): „Gott hat befohlen, man soll keine Zauberer leben lassen, sondern mit Feuer verbrennen; denn Zauberer und Zauberinnen fallen ab von Gott, verleugnen Gott, verbinden sich mit dem Teufel, buhlen mit ihm und fügen durch des Teufels Hülfe den Leuten Schaden zu.“
Ebenfalls im Braunschweiger Land tätig war 1628/29 der durch seine Schriften gegen die Hexenverfolgung bekannt gewordene Priester und Barocklyriker Friedrich von Spee (1591 – 1635). Er wurde jedoch 1629 bei einem Attentat nahe Woltorf lebensgefährlich verletzt. Kompromisslos kämpfte er gegen den Hexenwahn, etwa in seiner 1631 anonym erschienenen Schrift „Cautio Criminalis“. Spee erklärte die Hexenverfolgungen als „die unselige Folge des frommen Eifers Deutschlands“.
Postkarte zur Walpurgisnacht auf dem Brocken, 1909. Foto: IBR
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich die Forschung in zunehmendem Maße mit dieser historischen Problematik beschäftigt, gleichzeitig war und ist sie ein beliebtes Feld der Medien sowie nicht zuletzt der touristisch vermarkteten Alltagskultur unserer Zeit. Auch die Berichte über Satanskulte, Wunderheiler und selbst Hexenprozesse der Gegenwart belegen die Aktualität des Themas.
Gerade deshalb sollte man sich die Mühe machen, darüber nachzudenken, welchen historischen Hintergrund die Hexenfeiern in der Walpurgisnacht haben und ob es wirklich angebracht ist, wenn auf Wunsch der Tourismusmanager im Harz die Menschen zu Hexenfeiern in der Walpurgisnacht in den Harz strömen und feucht-fröhlich durch die Lande und durch den Harz ziehen.
Derzeit gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass in 29 Länder aktuell Hexenverfolgungen und Hexenhinrichtungen stattfinden. Am heftigsten ist dies offenbar in Papua-Neuguinea der Fall und die Vereinten Nationen schätzen, dass Jahr für Jahr rund 200 Menschen als Hexen in Papua-Neuguinea getötet werden.
Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel ist Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung an der TU Braunschweig.
Die spektakuläre Sanierung der vier Fachwerkhäuser aus den Jahren 1432, 1517, 1645 und 1646 soll bereits Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Mit Stolz steht Christoph Borek hoch oben auf einem Gerüst des Hauses Ackerhof 2, dem Flaggschiff eines der bedeutendsten Fachwerk-Ensembles Deutschlands. „Am 27. Februar haben wir das Ackerhof-Ensemble mit dem Gedanken erworben, dieses alte Stück Braunschweig den Braunschweigerinnen und Braunschweigern restauriert zurückzugeben. Nun stehen wir zehn Jahre später hier und können mit Gewissheit sagen, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben“, ruft der Geschäftsführer der Borek Immobilien den zahlreichen Gästen des Richtfestes zu. Mit Vehemenz werfen er und Zimmerpolier Steffen Behrens die obligatorischen Schnapsgläser nach unten. Die Gläser zerbersten in tausend Teile. So soll es sein, denn das verspricht Glück.
Bauhistoriker Elmar Arnhold zeigt neben zum Teil erstmals veröffentlichten Plänen und eindrucksvollen historischen Fotos auch Aufnahmen von der aktuellen Bausituation und Luftbilder.
Der Verein Kunstrauschen lädt noch bis zum 11. Juni in der Helmstedter Innenstadt zu einem Kulturstreifzug mit 24 historischen und zeitgenössischen Persönlichkeiten wie Hoffmann von Fallersleben, Albert Einstein oder Ban...
Momente Braunschweiger Theatergeschichte: Vom ersten feststehenden Theater Deutschlands in Wolfenbüttel bis zum Staatstheater am Steinweg.
Als geschäftsführende Vorständin leitet Sarah Mager-Mundstock die Erich Mundstock Stiftung, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.
Kooperation der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel mit dem TU-Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte sowie der belgischen Hogeschool in Kortrijk.
Sonnenbaden an der Oker, Fahrradparkhäuser, Pocketpark – wo der neue Architektur-Pavillon errichtet wird, steht bereits fest.
Die Braunschweigische Landschaft lädt gemeinsam mit der Kontaktstelle Heimatpflege des Landkreises Peine am 15. Juni (17 Uhr) in das Konferenz- und Schulungszentrum des Landkreises Peine zum Vortrag „Heimatpflege - Aufga...
Konzert des Kammerchors Vela Cantamus mit der Camerata Instrumentale aus Berlin zur Helmstedter Trinitatismesse am 4. Juni.
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 15: Der ursprüngliche Charakter des historischen Stadtquartiers wurde Hinter der Magnikirche bewahrt.
Braunschweigischen Landschaft legt thematischen Archivführer „Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte“ vor.