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Der Loewe - Journal der Braunschweigischen Stiftungen
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Die Arbeitsgruppe der Heimatpfleger in der Braunschweigischen Landschaft macht mit Informationstafeln auf historisch und touristisch besondere Orte aufmerksam.

Die 162 Jahre alte Dettumer Windmühle gilt als ein bedeutendes technisches Denkmal und als ein Wahrzeichen der Region. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatpfleger der Braunschweigischen Landschaft würdigt das mit einer ihrer beliebten Hinweistafeln, die jetzt enthüllt wurde. Die Tafel wurde in Kooperation mit dem Verein zur Erhaltung der Dettumer Windmühle e.V. betextet und gestaltet.

Die Hinweistafel wird montiert. Foto: Der Löwe

Die Hinweistafel wird montiert. Foto: Der Löwe

Die seit 1995 aufgestellten Schilder laden zu spannenden Entdeckungsreisen an weniger bekannte, regionalgeschichtliche Orte im Braunschweigischen ein. Auf den mittlerweile mehr als 30 gestalteten Tafeln wird an den betreffenden Orten mit Texten, Fotos und Grafiken über die jeweiligen Hintergründe informiert. Die meisten Tafeln stehen an Rad- oder Wanderwegen und sind wie die jetzt in Dettum gut sichtbar angebracht.

Eine Windmühle zieht um

Die Bockwindmühle in Dettum wurde 1863 erbaut. Doch 2016 musste sie auf ihre alten Tage noch umziehen. Wegen Umsturzgefahr war sie 2006 außer Betrieb genommen worden. Zehn Jahre später wurde die Mühle an ihrem ursprünglichen Standort auf dem Grundstück des ehemaligen Müllers Alfred Weste abgebaut. 2017 wurde sie rund 80 Meter weiter westlich auf einem Grundstück des Mühlenvereins wieder errichtet. Der Verein hatte das Grundstück vom Nachbesitzer des einstigen Mühlenanwesens erworben.

Die beschädigte Windmühle Anfang der 1960er Jahre. Foto: Verein zur Erhaltung der Dettumer Windmühle e.V.

Die beschädigte Windmühle Anfang der 1960er Jahre. Foto: Verein zur Erhaltung der Dettumer Windmühle e.V.

Zwei Jahre vor ihrem 100. Geburtstag, Silvester 1961, hatte ein Sturm die Mühle stark beschädigt. Die Flügel waren zerbrochen. Seitdem stand die Mühle still und zerfiel. Der Vorläufer des 1978 gegründeten Vereins, der Freundeskreis zur Erhaltung der Dettumer Mühle, setzte die Mühle von 1975 an wieder instand. 1977 erfolgte Wiedereinweihung der mahlfähigen Mühle. Möglich wurde das auch durch Spenden der Bürger. Seither organisiert der Verein auch Führungen, Feste und Treffen.

34 Tonnen schwer

Bockwindmühlen sind der älteste Windmühlentyp Europas. Ihr Name resultiert aus ihrer Bauweise. Auf vier Sandsteinquadern wurde eine hölzerne Balkenkonstruktion errichtet, der sogenannte Bock. Auf ihm wurde die eigentliche Mühle drehbar gelagert. Der Mühlenkasten der Dettumer Mühle wiegt mit Getriebe, Mahlwerk und Flügeln etwa 34 Tonnen. Die Flügel haben eine Spannweite von 19 Metern. Die Höhe der Mühle beträgt elf Meter.

Herzogliches Kalenderblatt, Folge 8: Vor 65 Jahren wurde das historische Braunschweiger Residenzschloss abgerissen.

In diesem Jahr jährt sich in Braunschweig der städtbauliche Sündenfall zum 65. Male: der Abriss der Ruine des Residenzschlosses. Nur fünf Jahre später wäre das Schloss aufgrund einer den Bauten des 19. Jahrhunderts gewogeneren Haltung erhalten geblieben, wie z. B. in Braunschweig der große Empfangsbau des Alten Hauptbahnhofes, der in den Neubau der NORD/LB einbezogen wurde. Carl Theodor Ottmers Hauptwerk wäre gerettet gewesen.Wie kam es damals zu der in Westdeutschland einzigartigen Fehlentscheidung?

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Ein Stück braunschweigische Automobilgeschichte: Jahrzehntelang fuhr der „herzogliche Ober-Chauffeur“ Wilhelm Schmidt den deutschen Hochadel, unter anderem auch den letzten Braunschweiger Herzog. In seinem Nachlass befindet sich der erste Führerschein der Löwenstadt.

Sichtlich stolz steht Wilhelm Schmidt vor seinem frühen Automobil, im Hintergrund das Braunschweiger Schloss. Die Uniform weist ihn als „herzoglichen Fahrer“ aus. Wie die Zeitung „Wochenend“ in Schmidts Todesjahr 1951 schrieb, sei er „fast sein ganzes Leben nicht mehr hinter dem Steuerrad hervorgekommen“: Er fuhr die Reichen und Mächtigen durch die Welt und erhielt Braunschweigs Führerschein Nummer 1.

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St. Leonhard hat ein neues, altes Kleinod: Das zwischen Garten und Kapelle stehende Gemeindehaus zeigt sich nun mit neuem Gesicht.

Man muss schon zweimal hinsehen, um das gleiche Gebäude „vorher“ und „nachher“ zu erkennen. Die „Alte Schmiede“, das Gemeindehaus und Begegnungszentrum der Christengemeinschaft direkt neben der Kapelle St. Leonhard, erstrahlt in neuem Glanz.

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Aus den persönlichen Erinnerungen meines Vaters Adolf Meyer zum Kriegsende 11./12. April 1945

Am 12. April 1945 endeten in Braunschweig der verheerende Zweite Weltkrieg und die schreckliche NS-Herrschaft. 80 Jahre ist das her. Zeitzeugen, die das Elend noch bewusst miterlebten, werden rar. Mein Vater, Adolf Meyer (12. März 1925 – 24. Oktober 2017), berichtete im Gegensatz zu vielen heimgekehrten Soldaten oft über seine Erlebnisse, waren sie doch eigentlich angesichts der deutschen Gründlichkeit jener Tage in anderen so schuldbeladenen Fragen schier unglaublich. Geprägt durch den frühen und sinnlosen „Heldentod“ seines Bruders Herbert auf Kreta, wohl am 20. Mai 1941, und den Verlust der elterlichen Wohnung in der Karlstraße durch einen schweren Bombentreffer am 10. Februar 1944, entzog sich mein Vater (zum Glück) bis zuletzt der Nazi-Diktaur erfolgreich. Mehrfach hätte ihn dafür ein Todesurteil ereilen können, aber das ist eine andere Geschichte. Im Februar 1998 schrieb er unter anderem seine Erinnerungen auf. Daraus berichte ich in Auszügen über das Kapitel der letzten Kriegstage.

Gedenken oft unpersönlich

Je mehr man sich zeitlich vom Ende des Krieges 1945 entfernte, so schreibt Gerd Biegel, Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte, in seinem jüngsten Beitrag, desto geringer wurden die persönlichen Erinnerungen an das reale Geschehen, vielleicht auch der Grad der Verdrängung größer. Die Analyse der damaligen Medienberichte lässt erkennen, dass an die Stelle des persönlichen Erinnerns mehr und mehr ein offiziell-öffentliches und politisches Gedenken – anonym und unpersönlich – trat. Zum 12. April 1945 anlässlich der 75. Wiederkehr des Kriegsendes veröffentlichte „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ einen allgemeinen Bericht über das Kriegsende in Braunschweig.

Hier Auszüge aus den persönlichen Erinnerungen meines Vaters: 

„Was Hitler seiner Jugend zudiktierte, äußerte er im Jahre 1938:

Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Sie kommt vom Jungvolk in die Hitlerjugend, dann nehmen wir sie sofort in die Partei. Und wenn sie dort noch nicht ganz Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst. Und was dann an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht. Sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.

Das war nun überhaupt nicht meine Welt, und so habe ich mir schon mit 15/16 Jahren andere Wege gesucht. In dieser Hinsicht positive Einflüsse meines Elternhauses und weltweit gereister Mühlenbau-Ingenieure während meiner Lehrzeit in der MIAG sowie negative Beobachtungen einiger Onkel in braunen Uniformen (SA-Sturmführer beziehungsweise Partei-Ortsgruppenleiter) … haben mich dazu motiviert. Tanzmusik bei Börner und Swingmusik von BBC London lagen mir sehr viel mehr als dröhnende Marschmusik hinter einer Fahne, die mehr sein sollte als der Tod…

Die für mich kritischen Kriegsjahre 1943 – 1945 (18 – 20 Jahre alt) habe ich für meine Kinder und Enkel geschildert und festgehalten, die gar nicht wissen können, wie grausam diese Zeit war, denn das Tausendjährige Reich währte zum Glück nur zwölf Jahre, aber mit 55 Millionen Toten als Blutspur eines der größten Verbrecher der Weltgeschichte…

Volkssturmuntauglich geschrieben

Am 17. Januar 1945 wurde ich bei einer Volkssturm-Nachmusterung volkssturmuntauglich geschrieben – von dem Zahnarzt Dr. Stuntz, Hagenring/Ecke Roonstraße. Diese Nachmusterung hatte ich erwirkt, indem ich beim ersten Antreten mit 1,85 m Körpergröße ganz nach hinten ging, was erwartungsgemäß auffiel und mir Gelegenheit gab, meine ganze Vorgeschichte aus Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht [lädierte Knie] in aller Ausführlichkeit zu schildern. Herr Dr. Stuntz war dann vertraulich der Meinung, dass Hitler mit mir den Krieg auch nicht mehr gewinnen würde und auch nicht gewonnen hätte…

Nur Deppen glaubten noch an den Endsieg, den die Nazis verkündeten, um ihr kümmerliches Leben noch ein paar Wochen zu verlängern und dafür Tausende junger Menschen auf die Schlachtbank zu führen…

Anfang April 1945 erhielt ich von der NSDAP-Ortsgruppe die Aufforderung, mich als Melder im Bunker Methfesselstraße (an der Gliesmaroder Straße) einzufinden. Das ging auf eine Denunziation … zurück. Mit dieser Einberufung konnte ich mich legal bei der MIAG beurlauben lassen. Etwa acht Tage vor dem Einzug der 30. US Infantery-Division hatte ich meinen ersten Dienstweg ins Flieger- (heute Maler-)viertel auszuführen. Der Weg zum Bahnhof Gliesmarode war nur ein Katzensprung, so dass ich es vorzog, mich von dort aus zu meinen Eltern nach Meine abzusetzen…

Todesstrafe durch Erhängen

Die acht Tage bis zur Befreiung durch die US-Army habe ich bei herrlichem Sonnenschein, alle Hamstermöglichkeiten (sogar per Fahrrad bei der Öffnung der Wehrmachts-Silos in Gliesmarode – nicht weit von der Dienststelle entfernt) ausnutzend, in Meine … verbracht und von dort die Tiefflieger über Braunschweig beobachtet. Es wäre für die NS-Ortsgruppe ein Leichtes gewesen, mich aufzuspüren, denn nach unserer Ausbombung auf der Karlstraße war ich offiziell Gliesmaroder Str. 89 (beim Bruder meiner Mutter) und meine Eltern in Meine (bei der Schwester meiner Mutter) gemeldet. Ich habe mich in keiner Weise versteckt gehalten, indes ließen wohl die nahenden US-Truppen und das Ende ihrer Macht die Bonzen ängstlich und vorsichtig werden. Denn eigentlich war mein Verschwinden eine Fahnenflucht mit der üblichen Folge der Todesstrafe durch Erhängen mit umgehängtem Schild ‚Ich bin ein Feigling‘ oder ‚Ich bin ein Verräter‘…

Das Kriegsende war für meinen Vater endlich ein Neustart ohne Angst. Foto: privat

Das Kriegsende war für meinen Vater endlich ein Neustart ohne Angst. Foto: privat

Mein eigener Onkel (SA-Sturmführer der Reiter SA) schämte sich, wie er mir erklärte, einen Neffen zu haben, der nicht das Ehrenkleid des Führers trug und tragen wollte, obwohl außer meinem Bruder sogar sein eigener Sohn Friedel mit 19 Jahren bei Rshew für den heißgeliebten Führer gefallen war. Ich durfte ihm dafür dann seine braune Uniform samt Orden und Ehrenzeichen auf dem Fahrrad nach Meine schmuggeln und unter dem Waschkessel verbrennen, sowie ihm köstliche amerikanisch-englische Feind-Zigaretten abtreten. So ging die politische Meinungsvielfalt damals oft quer durch die Großfamilien. Der allerdings schon 1941 verstorbene Ehemann der Schwester meiner Mutter in Meine war NSDAP-Ortsgruppenleiter gewesen. Von der Konsequenz meiner Eltern war ich stets beeindruckt, denn sie hielten nie mit ihrer anderen Überzeugung hinter dem Berg (Mutter hatte stets ‚christlich‘ und Vater sozialdemokratisch gewählt).

Von Feindseligkeit keine Spur

Am 11. April 1945 habe ich mich gegen 20 Uhr auf die Straße gewagt, auf der die US-Panzer durch Meine rollten. Ich war zwar in Zivil, aber doch ein junger Mann von 20 Jahren. Die GIs fuhren grinsend und kaugummikauend an mir vorbei, von Feindseligkeit keine Spur. Ich war weit und breit mutterseelenallein auf der Straße, aber glücklich und froh, dass der braune Spuk ein Ende hatte.

Für jeden, der die damaligen Verhältnisse nicht erlebt hat, ist dieses vielfältige Glück während der Zeit der gnadenlosesten Diktatur nicht zu begreifen. Ich selbst komme nur zu dem Schluss, dass der Herrgott es wohl besonders gut mit mir gemeint hat (… in wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet … aus ‚Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren‘)…“

So war der Zweite Weltkrieg für meinen Vater einen Tag früher zu Ende als für die Menschen in Braunschweig. Die große Erleichterung spricht aus seinen Zeilen. Zeit Lebens war er den Amerikanern verbunden, ob das freilich heute mit Donald Trump immer noch so gewesen wäre, wage ich, wie ich meinen Vater kannte, ehrlicherweise zu bezweifeln.

Geschichte(n) von nebenan, Folge 1: Ein vergessener Ort am Rande Querums.

Wer heute den Wöhrdenweg aus Querum kommend in Richtung Schunteraue geht, ahnt nicht, dass sich dort in der Nähe einst eine sehr beliebte, von Schunterwasser gespeiste Badeanstalt befand. Der Wöhrdenweg ist heute ungefähr 150 Meter hinter der Zufahrt zum ehemaligen „Parkhaus Querum“, seinerzeit eine der besten Adressen in Querums Gastronomie, komplett gesperrt. Der weitere Weg hinter dem Gebäude, das derzeit von der Evangelischen Stiftung Neuerkerode genutzt wird, ist untersagt. Ein Blick auf das ehemalige Schwimmbad ist daher nicht mehr möglich.

Mit diesem Beitrag starten wir eine Kooperation mit den Braunschweiger Stadtteilheimatpflegern. Unter dem Titel „Geschichte(n) von nebenan“ werden sie in unregelmäßigen Abständen einen Artikel für „Der Löwe – Portal für das Braunschweigische“ beisteuern, in dem sie von allgemein interessanten und wichtigen Episoden aus ihrem jeweiligen Bereich erzählen.

Soldaten schwammen auch im Winter

Im Jahr 1908 wurde das Bad als Militär-Schwimmanstalt gegründet und erbaut. Bereits vor dem ersten Weltkrieg erwarb die damals noch eigenständige Gemeinde Querum das Schwimmbad mit dem Ziel, die Nutzung für Personen außerhalb des Militärs zu ermöglichen. Im Jahre 1922 wurde die Anlage an den Schwimm-Sport-Club Germania 08 verpachtet. Eine große Liegewiese, ein wettkampfgerechtes 50-Meter-Becken, ein Drei-Meter-Sprungturm, ein Ein-Meter-Sprungbrett sowie zahlreiche Aktionen lockten die Besucher an: Länderkämpfe, Schwimmfeste in den Abendstunden. Die sogenannten Italienischen Nächte waren die Attraktion für viele tausend Besucher.

Schwimmunterricht für Militärangehörige fand weiterhin statt. Sogar in den Wintermonaten lernten die Soldaten dort das Schwimmen. Zeitzeugen erzählten, dass das Eis im Becken aufgehackt wurde. Weiterhin berichteten sie vom anschließenden „Rum trinken“ in den Umkleidekabinen – von Soldaten liebevoll als „Eisheilige“ bezeichnet. Das Schulschwimmen fand ebenfalls im Germaniabad statt.

1952 schloss die Badeanstalt

Im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung lehnte der Schwimmsportclub Germania e. V. als erstes Schwimmbad in Braunschweig den Besuch von Juden öffentlich ab. Im zweiten Weltkrieg wurde die Schwimmanlage nicht nennenswert beschädigt, der Badebetrieb war ohne große Einschränkungen weiterhin möglich. Von der notleidenden Bevölkerung wurden die Holzverkleidungen im Bad nahezu komplett demontiert und verheizt. Der Schwimmverein richtete das Bad wieder notdürftig her. Dringend notwendige Instandsetzungs- und Instandhaltungsmaßnahmen waren aufgrund der Beschaffungsprobleme der Nachkriegszeit nicht möglich, sodass die bauliche Erhaltung der Schwimmbadanlage seitens des Vereins scheiterte. Der Grund für die Schließung im Jahre 1952 war aber letztlich der hohe Verschmutzungsgrad der Schunter, die das Schwimmbad mit Wasser speiste.

Weil das Wasser der Schunter zu stark verschmutzt war, musste das Germania Bad 1952 geschlossen werden. Foto: Archiv Wendt

Weil das Wasser der Schunter zu stark verschmutzt war, musste das Germania Bad 1952 geschlossen werden. Foto: Archiv Wendt

Ein großer, quer liegender Baum und dicht gewachsene Sträucher verhindern heute das Durchkommen zum alten Schwimmbad. Die Natur hat sich diesen Bereich zurückerobert.
Nichts erinnert mehr daran, dass hier in den guten Sommermonaten früher „das Leben tobte“. Zahlreiche Schwimmbadbesucher tummelten sich in diesem Bereich und Kinder badeten im kühlen Nass, spielten und lachten.

Bad war lange noch sichtbar

Vom gesperrten Bereich sind es nur noch 50 Meter bis zum ehemaligen Germania-Schwimmbad. Für Spaziergänger oder Interessierte sind das unüberwindbare 50 Meter, leider ist der Bereich vor einigen Jahren den Spaziergängern und Radfahrern entzogen worden. Der Weg wurde beidseitig, also auch aus Richtung des benachbarten Stadtteils Schunteraue, aus Gründen des Naturschutzes komplett gesperrt. Früher konnte man vom Wöhrdenweg direkt am alten Schwimmbad vorbei bis in den benachbarten Stadtteil Querum gelangen. Dies war auch in den Jahren, als das Schwimmbad schon lange nicht mehr in Betrieb war, noch möglich.

Das damalige Germania-Bad galt in den Jahren seines Betriebes als wichtigstes und auch schönstes Schwimmbad in Norden der Stadt Braunschweig. Noch heute erzählen viele ältere Querumer und ehemalige Querumer Bürger davon, wie sie im Schwimmbad am Wöhrdenweg großen Spaß hatten.

Thorsten Wendt ist Heimatpfleger für den Stadtteil Querum.

„Timejumps“ machen die Veränderungen des Stadtbilds anhand historischer Fotos und Zeitraffer-Überblendungen ins Hier und Jetzt deutlich.

In dieser Folge wirft Kameramann Dirk Troue einen Blick auf die bemerkenswerte Transformation des Alten Braunschweiger Bahnhofs – früher das Tor zur ersten Staatseisenbahnstrecke Deutschlands, heute das Direktionsgebäude der Braunschweigischen Landessparkasse.

Am 1. Dezember 1838 eröffnete südlich der Altstadt auf der sogenannten Küsters Insel ein neogotisches Bahnhofsgebäude, entworfen von Hofbaumeister und Architekt Carl Theodor Ottmer, der auch den Neubau des Braunschweiger Residenzschlosses entwarf. Dieser erste Bau musste jedoch bereits 1843 dem steigenden Verkehrsaufkommen weichen. Ottmer entwarf daraufhin einen spätklassizistischen Neubau, der von 1843 bis 1845 errichtet wurde. Er gilt als erster repräsentativer Bahnhofsbau in Deutschland.

Während des Zweiten Weltkriegs erlitt das Gebäude erhebliche Schäden. Nach der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs im Jahr 1960 verlor der Alte Bahnhof seine ursprüngliche Funktion. Die Braunschweigische Staatsbank, heute Braunschweigische Landessparkasse, erwarb die Ruine und beauftragte den Architekten Hannes Westermann mit dem Wiederaufbau. Unter Erhalt der historischen Nordfassade entstand bis 1966 ein Neubau, der seither als Direktionsgebäude der Bank dient.

Gute Gründe zum Feiern mit umfangreichem Programm: 750 Jahre Kirchweihe und 50 Jahre Rettung vor dem Verfall.

Wir schreiben das Jahr 1968. Die Klosterkirche ist schon seit einigen Jahren wegen akuter Baufälligkeit geschlossen. Gottesdienste finden, als Pastor Armin Kraft (1941-2022) seine neue Stelle in Riddagshausen antritt, nur noch in der Frauenkapelle statt. Richard Borek II. (1911-1993) pflegt morgens stets einen Spaziergang zu unternehmen.

Dabei blickt er oft hoch zur Wetterfahne auf dem Turm der Klosterkirche, um die Windrichtung zu erfahren: gutes Wetter vom Osten, Regen vom Westen. Doch diesmal bewegt sich da oben nichts mehr. Die defekte Wetterfahne wurde damals zum Symbol des desolaten Zustands der Klosterkirche. Die reparierte Fahne steht heute für die erfolgreiche Sanierung der Klosterkirche, die mit der Einweihung 1975 zur 700-Jahr-Feier abgeschlossen wurde.

Schreckgespenst Abriss

Es war ein schöner Erfolg für Pastor Kraft und „Macher“ Borek, die sich trotz großen Altersunterschieds bestens verstanden und ein gemeinsames Ziel verfolgten. Dank ihrer Initiative und Anstrengungen ist die Klosterkirche immer noch gerüstet für 750 Jahre Kirchweihe in diesem Jahr. Damals machte schon das Schreckgespenst Abriss die Runde. Die Klosterkirche wäre womöglich heute nur eine Ruine, weil andere Dinge der Stadt wichtiger erschienen.

Henning Borek, heute Vorsitzender Förderverein Riddagshausen - Naturschutz und Bürgerschaft, der damalige Pastor Armin Kraft und Richard Borek III.

Henning Borek, heute Vorsitzender Förderverein Riddagshausen – Naturschutz und Bürgerschaft, der damalige Pastor Armin Kraft und Richard Borek III., hatten neben Richard Borek II. großen Anteil an der Sanierung der Klosterkirche vor 50 Jahren. Foto: privat

Basis der Sanierung war die Gründung der Bürgerschaft Riddagshausen (heute Förderverein Riddagshausen – Naturschutz und Bürgerschaft). Die Vereinsgründung und der Einsatz von Richard Borek II. ermöglichte das Einwerben von Drittmitteln von Landeskirche, Stadt und Denkmalpflege.

Im Grunde gibt es in diesem Jahr sogar ein drittes Jubiläum zu feiern: Denn nach der Sanierung übernahm Henning Borek die Führung der Bürgerschaft. Sein Bruder Richard Borek III. und Armin Kraft hatten ihn dazu ermuntert. Henning Borek ist also seit 50 Jahren im Amt und im Einsatz für Riddagshausen und die Klosterkirche. „Die Leistung der Altvorderen ist auch Auftrag für die nachfolgende Generation“, sagt Henning Borek zu seinem Engagement, das längst zur eigenen Passion wurde.

Neuer Reparaturstau

Rund 40 Jahre nach der Sanierung stand die Zukunft der Klosterkirche wegen massiven Reparaturstaus erneut auf wackeligen Beinen. Es gelang aber der Richard Borek Stiftung, gemeinsam mit der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, erneut die eindrucksvolle Klosterkirche als stark identitätsstiftenden Ort zu erhalten. Durch die Auflösung der Jägerhofstiftung nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bauunterhaltung der Klosterkirche an die Stadt Braunschweig gefallen, die aber ihrer Verpflichtung nicht ausreichend nachkam.

Es konnte eine umfassende Vereinbarung geschlossen werden. Danach sind neben der Klosterkirche auch Frauenkapelle, Klostergarten und Streuobstwiese, Gärtnerei, Kloster, Zisterziensermuseum, Bockwindmühle, Jägerhof, Gaststätte Grüner Jäger und weitere Wohngebäude mit Wirkung vom 1. Januar 2014 in das Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz übergegangen. Die Evangelische Stiftung Neuerkerode pachtete einen Großteil der Grundstücke für 99 Jahre.

Umfangreiches Festprogramm

Anlässlich der 750-jährigen Kirchweihe der Klosterkirche Riddagshausen lädt die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz zusammen mit der Kirchengemeinde Riddagshausen-Gliesmarode, der Evangelischen Stiftung Neuerkerode und der Richard Borek Stiftung Besucherinnen und Besucher ein, gemeinsam die Vielfalt der Klosterkirche zu feiern. Zu diesem besonderen Jubiläum ist ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm geplant. Die Broschüre der Gemeinde können Sie hier herunterladen.

Titelseite der Broschüre zu 750 Jahre Klosterkiche Riddagshausen

Titelseite der Broschüre zu 750 Jahre Klosterkiche Riddagshausen. Foto: Kirchengemeinde Riddagshausen-Gliesmarode

 

29. März: Renaissance-Musik und Videokunst. Capella de la Torre: The Elements – Living Earth (20 Uhr). Capella de la Torre zählt zu den weltweit führenden Ensembles für Bläsermusik der frühen Neuzeit. Besonderer Höhepunkt sind die Projektionen mehrerer Video-Kunstwerke von Jean-François Guiton.

bis 3. April: Fotoausstellung in der Klosterkirche. Elena Kaufmann: Der Weiße Faden. Das Kunstprojekt beschäftigt sich mit der vorurteilsfreien Begegnung von unbekannten Menschen.

13. April: Eiermarkt am Palmsonntag in der Klosterkirche. Nach dem 11-Uhr-Gottesdienst ist der Markt in der Zeit von 12–16:30 Uhr für Besucher geöffnet. Im Hohen Chor wird ein festlich gedeckter Abendmahlstisch zu sehen sein. Die Aussteller bieten österliches Kunsthandwerk zum Schmücken des Osterfests an.

14. Juni: 7. Riddagshäuser Zisterziensertage. Ein traditionsreiches regionalgeschichtliches Symposium im Management-Marketing-Institut (10–16 Uhr). Beleuchtet werden die besonderen Aspekte der Geschichte der Zisterzienser in Norddeutschland. Dazu gehört auch die Geschichte der Riddagshäuser Abtei im Kontext der wechselvollen Geschichte der Stadt Braunschweig und des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel.

15. Juni: Festgottesdienst 750-Jahre Klosterkirche (11 Uhr). Am Trinitatis-Sonntag hält Landesbischof Dr. Christoph Meyns die Predigt des Festgottesdiensts. Anschließend wird im Garten der Geburtstag mit Überraschungsgästen gefeiert.

29. Juni–10. August: 22. Internationaler Riddagshäuser Orgelsommer, Konzerte jeweils sonntags (17 Uhr). 29. Juni: Ourania Gassiou und Eleni Keventsidou (London/GB, Athen/GR), 6. Juli: Martin Setchell (Christchurch/NZ), 13. Juli: Alma Bettencourt (Paris/F), 20. Juli: Hector Olivera (Sarasota/USA), 27. Juli: Alexander Flood (London/GB), 3. August: Colin Mark Andrews (Franklin/USA), 10. August: Hans-Dieter Karras

2. Juli: Der Dresdner Kreuzchor zu Gast in Riddagshausen (19:30 Uhr). Seit mehr als 800 Jahren bewegt der Chor mit seinem Gesang die Menschen, seit Hunderten von Jahren strömen sie in die Dresdner Kreuzkirche am Altmarkt, um die Kruzianer singen zu hören. Ein Gastkonzert des Kreuzchors unter Kreuzkantor Martin Lehmann bringt diese Magie der Musik nach Riddagshausen.

16. August: Die Musik der Hildegard von Bingen. Ars Choralis Coeln, Ordo Virtutum (20 Uhr). Hildegard von Bingen (1098–1179) hat mit ihren visionären Schriften und Gesängen eine Art theologisches Gesamtkunstwerk hinterlassen. Die Musik wurde für diese Inszenierung aus dem Original transkribiert. Mit dem Ensemble Ars Choralis Coeln wird die Aufführung eine visuelle und akustische Zeitreise.

30.–31. August: Riddagshäuser Dorfmarkt. Buntes Treiben rund um die Klosterkirche (11–18 Uhr). Erwartet werden mehr als 130 Aussteller, die alte Handwerkstechniken wie Filzen, Korbflechten, Puppenherstellung, Klöppeln, Steinmetzarbeiten und Drechslerei hautnah präsentieren. Musikalisch unterhalten werden die Besucher vom Philharmonic Volkswagen Orchestra und den Krazy Kats.

5. Oktober: Erntedankfest mit Herbstmarkt (11 Uhr). Der reich geschmückte Altar mit Erntegaben und die Erntekrone schmücken die Klosterkirche und stehen für die Dankbarkeit für eine reiche Ernte. Im Anschluss an den Gottesdienst beginnt im Klostergarten ein buntes Markttreiben mit Kunsthandwerk und Kulinarischem.

9. November: Martinsmarkt (11–17 Uhr). Nach dem Gottesdienst erwartet die Besucher auf dem Gemeindehof und im Gemeindehaus ein Martinsmarkt mit Kunsthandwerk.

Mehr zur Klosterkirche Riddagshausen

Video: Die Klosterkirche und ihre Geheimnisse
Video: Braunschweigische Spaziergänge: Riddagshausen
Video: Das Klostergut Riddagshausen

Erneut zieht der 47. Braunschweiger Schoduvel durch die Stadt. Braunschweigs Karnevalsumzug ist der längste in Norddeutschland und der viertgrößte bundesweit.

Mit mehr als 130 großen Motivwagen zählt der 47. Braunschweiger Schoduvel nach Köln, Düsseldorf und Mainz erneut zu den größten Karnevalsumzügen in Deutschland. In diesem Jahr startet der Umzug am Sonntag, 2. März, um 12.40 Uhr am Europaplatz. Dort wird er nach rund vier Stunden ausgelassener Stimmung auch wieder ankommen. Erwartet werden traditionell zehntausende Jecken aus dem Braunschweigischen Land, die die Straßen gutgelaunt säumen. Brunswick helau!

Direktübertragung im NDR

Und wie üblich wird die Direktübertragung des NDR-Fernsehens (13 – 16 Uhr) Braunschweig und seinen Schoduvel vom Altstadtmarkt aus mit Blick auf das Altstadtrathaus und die Martinikirche wieder ins beste Licht rücken. Veranstaltet wird der Schoduvel seit 1977 vom Komitee Braunschweiger Karneval, zu dem sich seinerzeit die Braunschweiger Karneval-Gesellschaft von 1872, die 1922 gegründete Karneval-Vereinigung der Rheinländer e. V. und die Mascheroder Karnevalgesellschaft Rot-Weiß von 1965 zusammenschlossen.

Der Schoduvel findet in diesem Jahr mit der Botschaft „Keine Angst vor der Zukunft! Wir lassen uns nicht einschüchtern! Wir sind kreativ und stellen uns den Herausforderungen. Freuen wir uns des Lebens und scheuchen die bösen Gedanken fort!“ statt. Das passt bestens zur Deutung des Schoduvels. Denn er soll Volkskundlern zufolge in vorchristlicher Zeit zur Wintersonnenwende dazu gedient haben, die bösen Geister des Dunkels und der Kälte zu verscheuchen. Der Begriff Schoduvel verbindet das Wort Teufel (Duvel) und schuen (scheuchen, verscheuch).

Ein Wagen mit einer Elefantendarstellung.

Traditionell führt ein Motivwagen mit einem Elefanten den Umzug an. Foto: Stadtmarketing/Daniel Möller

Mehr als 700-jährige Geschichte

Das Komitee Braunschweiger Karneval verkündet auf seiner Internetseite nicht ohne Stolz, dass der Karneval in Braunschweig bereits im Jahr 1293 nachweisbar stattfand, aber in Köln erst 1341. Somit ist die Fastnacht, mit der die Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern beginnt, in Braunschweig seit mehr als 700 Jahren verankert.

Der Karnevalsumzug, wie wir ihn heute kennen, hatte seinen Ursprung allerdings erst 1979. Der damalige Oberbürgermeister und heutige Ehrenbürger Gerhard Glogowski war es, der die Anregung für einen „Kinder-Karnevalsumzug“ gab. Und so wurde das närrische Karnevalstreiben mit diesem ersten, kleinen Umzug neu belebt. Seit 2005 wird der Braunschweiger Karneval mit dem Begriff Schoduvel verbunden. Dessen fester Bestandteil ist neben dem närrischen Dreigestirn mit Till, Bauer und Prinz ein historisches Dreigestirn, das aus dem Schoduvel, dem Erbsenbär und dem Frühling besteht. Während des Umzugs vertreiben Hexen unter großem Jubel der Jecken den „Scheuchteufel“ mit ihren Besen.

Fünf Kilometer langer Zug

Der Braunschweiger Umzug ist mit etwa fünf Kilometern Länge und mehr als 5.000 Teilnehmern der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands. Angeführt wird von einem Wagen mit Elefantenfigur. Damit wird an den ersten Umzug angeknüpft, der vor mehr als 40 Jahren von einem Zirkuselefanten angeführt wurde. In diesem Jahr führt die Strecke vom Europaplatz über die Güldenstraße, rechts in die Sonnenstraße, über den Altstadtmarkt links in die Gördelingerstraße, über die Lange Straße, Küchenstraße und am Hagenmarkt rechts in den Bohlweg ein dann rechts in den Waisenhausdamm, die Friedrich-Wilhelm-Straße, rechts in den Kalenwall und zurück zu Volkswagenhalle.

Das alte Opern- und Schauspielhaus am Hagenmarkt in Braunschweig zählte im 18. und 19. Jahrhundert zu den großen Musikhäusern in Norddeutschland. Nicht nur wegen seiner hervorragenden Akustik, sondern auch wegen der damals  modernen Bühnentechnik. Der Name des großen zeitgenösssichen Bühnenbildners Johann Oswald Harms (1643-1708), der auch mit der berühmten Hamburger Oper zusammenarbeitete, stand für das „größte, prächtigste und schönste […] Theatrum“ seiner Zeit.

Das Haus war eine herzogliche Einrichtung, nicht der Braunschweiger Bürger! Der theaterbegeisterte Herzog Anton Ulrich (reg. 1685-1714) ließ sich den Bau 27.000 Reichstaler kosten, und er entstand unter der Federführung von Anton Ulrichs Hofbaumeister Hermann Korb. Umgebaut wurden das alte, nach 1671 nicht mehr benötigte Rathaus des Weichbildes Hagen und dessen Gewandhaus. Am 2. Februar 1690 wurde es mit einer Aufführung der Oper „Cleopatra“ eröffnet (Musik von Johann S. Kusser). Die Uraufführungen  von G. E. Lessings Emilia Galotti anläßlich des Geburtstages von Herzogin Philippine Charlotte am 13. März 1772 und Goethes „Faust“ (Teil I) im Jahr 1819 belegen den nationalen Rang der Spielstätte.

Johann Oswald Harms, Bühnenentwurf für eine unbekannte Aufführung im Opernhaus, Aquarell 1691.

Johann Oswald Harms, Bühnenentwurf für eine unbekannte Aufführung im Opernhaus, Aquarell 1691.

Das Opernhaus als Teil herzöglicher Politik

Die Herzöge, seit 1671 wieder im Besitz der größten Stadt des Landes, wollten die Bürger schrittweise für sich gewinnen, nachdem schon in den 1680er Jahren mehrere Sozialstiftungen zur Entlastung von Bedürftigen eingerichtet worden waren. Als Opernnutzer im Blick hatte man neben den zahlenden, „wohlgekleideten“  Bürgern auch an die vielen Besucher der beiden Braunschweiger Handelsmessen, die jedes Jahr seit 1681 im Februar und August zwischen Altstadt- und Kohlmarkt stattfanden.

Das Haus besaß ferner einen großen Redoutensaal, einen Festsaal zur allgemeinen Benutzung. Solange kein repäsentatives Stadtschloss vorhanden war und sich die Herzöge bis 1724 bei ihren Besuchen in Braunschweig im Burgpalast und in den umgebauten Wirtschaftsgebäuden der Riddagshäuser Zisterzienser, im Grauen Hof, aufhielten, diente auch ihnen der Redoutensaal als Feststätte.

Das Opernhaus bildete schon 1690 den nördlichen Abschluss einer zukünftigen „Residenzmeile“ in Braunschweig. Sie erhielt seit dem frühen 18. Jht. entlang des Bohlwegs das herzogliche Zeughaus (1712-1735), das „Cavaliershaus“ (1748; für adelige Hofgäste), das Collegium Carolinum (1745), die Reitbahn (1748) und als südlichen Abschluß das Graue Hofschloss (1717-1724 ff.). Das Opernhaus bildete den Auftakt zu dieser Perlschnur an höfischen Bauten inmitten Braunschweigs, die allerdings 60 Jahre brauchte, bis sie vollständig war.

Das Opernhaus im Wandel der Zeiten

Das Äußere, wie es August Beck 1714 überlieferte, machte einen schlichten Eindruck: zweigeschossig mit Mezzanin und einfacher Giebelfront nach Westen, Balkons vor der ersten Etage der Besuchersäle. Unter Carl I. wurde 1745 durch Martin Peltier die Hauptseite nach Süden an die Straße verlegt, wo auch die Zugänge lagen. Hier beeindruckte eine frühklassizistische Tempelfront mit einem Relief des Musengottes Apollon, die von zwei übergiebelten, großen Dachgauben begleitet wurde. Damit war in Richtung Residenzschloss eine repäsentative Fassade entstanden, deren Tempelfront die höfische Formensprache des Grauen Hofschlosses zitierte.

Unbekannter Maler, Opernhaus am Hagenmarkt in Braunschweig nach Umbau von 1745 mit neuer Fassade nach Süden, Gemälde um 1830.

Unbekannter Maler, Opernhaus am Hagenmarkt in Braunschweig nach Umbau von 1745 mit neuer Fassade nach Süden, Gemälde um 1830.

1861 wurde das Opernhaus am Hagenmarkt aus Gründen der Feuergefährdung geschlossen und am heutigem Standort am Ende des Steinwegs ein neues Schauspielhaus errichtet. 2025 blickt das Staatstheater in Braunschweig auf eine 335jährige Tradition zurück. Eine Auszeichnung, die gewiß nur wenige Schauspielhäuser Europas bieten können.
In der derzeitigen Ausstellung „ResidenzWechsel“ (noch bis 31. August 2025) im Schlossmuseum ist dem Operhaus eine eigene  Abteilung mit umfangreichen Betrachtungen gewidmet. Und: am Hagenmarkt finden gerade Ausgrabungen statt, die die Kellergewölbe des Opernhauses und angrenzender Gebäude freilegen – sehenswert!

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Im Vortrag wird gezeigt, wie sich über rund 200 Jahre ein baulicher Organismus entwickelte, der schließlich zu einer einheitlich wirkenden Architektur zusammengeführt wurde – stets im Wechselspiel mit der benachbarten Stadt- und Ratspfarrkirche St. Martini. Vergleiche mit anderen Rathausbauten und Erläuterungen zur Nutzungsgeschichte ergänzen den Vortrag. Neben den klassischen Verwaltungsfunktionen war das Altstadtrathaus demnach auch Ort für Handel, Gastronomie und Feste.

Nach mehreren Sanierungen im 19. Jahrhundert brannte das Gebäude 1944 bei der Bombardierung der Stadt aus. Der sofort nach dem Krieg begonnene Wiederaufbau am Altstadtmarkt ermöglichte die Erhaltung eines der schönsten Bauensembles des späten Mittelalters in Deutschland.

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