Verschwundene Kostbarkeiten, Folge 29: die Gördelingerstraße – Fachwerk, Patrizier und Kaufmannshäuser
Nach dem vorherigen Beitrag in dieser Reihe betrachten wir nach der Schützenstraße heute einen weiteren historischen Straßenzug im einstigen Kernbereich der Altstadt: die Gördelingerstraße. Schon ihre Einmündung direkt auf den Altstadtmarkt zeigt: Sie war eine der führenden Adressen im einst bedeutendsten Weichbild des alten Braunschweigs. Sie verläuft in nördliche Richtung mit leichtem Knick bis zur Langen Straße und bildet damit eine wichtige Verkehrsachse für die Erschließung der Innenstadt. Die Mündung auf der Langen Straße ist jedoch ein Ergebnis des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Ursprünglich stieß die Gördelingerstraße auf den Straßenzug Hintern Brüdern und endete hier. Sonst wurde der Straßenverlauf beim Wiederaufbau weitgehend beibehalten.
Der Name der Gördelingerstraße gehört zu den frühesten in der Löwenstadt überlieferten Ortsbezeichnungen. Bereits 1248 erfolgte mit der Erwähnung eines Wicpertus de golingestrate ihre erste indirekte Erwähnung. In den Archivalien wurde sie 1268 Goderingestrate und 1298 als Godelingestrate genannt. Die heutige Bezeichnung ist schließlich seit der Barockzeit üblich. Ob der Straßenname von gordelinge (einer alten Bezeichnung für Gürtelträger) abgeleitet werden kann, ist fraglich. Grund für diese Annahme war in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts der Bezug zum nahegelegenen Brüdernkloster – Gürtel sind Bestandteile der Kleidung (Habit) der Franziskanermönche. Vermutlich geht der Name jedoch auf eine hier im Mittelalter ansässige Familie der Goderinge oder Godelinge zurück.
Gördelingerstraße 38, Westfassade, um 1930 Foto: aus Flesche, Brunswiek, 1932
Vor 1944 bildete die Gördelingerstraße ein geschlossenes Ensemble historischer Bürgerhäuser in großer Mannigfaltigkeit. Der Straßenzug bot eine lebendige Abfolge der Baustile von der Gotik bis zum Klassizismus – mit Spitzenwerken des privaten Profanbaus. In der Südhälfte der Straße – in der Nähe zum Altstadtmarkt – standen die großen und aufwendig gestalteten Patrizierhäuser. Ihre steinerne Bausubstanz reichte bisweilen in das 13. Jahrhundert zurück. Im weiteren Verlauf nach Norden folgten ausschließlich Fachwerkhäuser auf kleinteiliger Parzellierung, ein Abbild des sozialen Gefüges in der mittelalterlichen Stadt.
Eines der „kleinen“ Fachwerkgebäude gehörte jedoch zu den bedeutendsten Denkmälern spätmittelalterlicher Holzbaukunst in der Stadt: das Haus Gördelingerstraße 38. Das um 1470 entstandene Bauwerk zeigte ein stark vorkragendes Obergeschoss mit reichen Schnitzereien: figürlich gestaltete Knaggen und Balkenköpfe sowie ein Treppenfries mit Fabelwesen. Tierdarstellungen waren auch an Knaggen und an einem Balkenkopf zu finden, so ein Fuchs mit erbeuteter Gans und ein realistisch dargestellter Hundekopf. Einer der letzten Vertreter des spätgotischen Fachwerks war der stattliche Bau Gördelingerstraße 19. Seine Schwellbalken trugen eine lange Inschrift mit der Datierung in das Jahr 1519 sowie einen Treppenfries. Ein gediegener Spätbarockbau in Fachwerk war das um 1760 errichtete Haus Nr. 22. Um den Eindruck einer echten Symmetrie der mit leicht vorspringendem Mittelbau und Zwerchgiebel gestalteten Front zu erzeugen, spiegelte man die Rokoko-Portalarchitektur des außermittig gelegenen Hauseingangs auf die benachbarte Fensterachse.
Größtes Privathaus der Gördelingerstraße war das von Strombecksche Haus (Nr. 43), dessen massiver mittelalterlicher Kernbau 1584 einheitlich in Renaissanceformen umgestaltet wurde. Dabei erhielt es ein Obergeschoss in Fachwerk. Von der wiederaufbaufähigen Ruine, die noch in den 1970er Jahren abgetragen wurde, blieb lediglich das prächtige Portal. Es kündet heute denkmalhaft isoliert vom einstigen baukulturellen Reichtum des Quartiers. In unmittelbarer Nachbarschaft dieses Patrizierbaus existierte mit Gördelingerstraße 42 ein weiteres zweigeschossiges Steinhaus mit Fachwerkaufbau und Fassadengestaltung der Zeit um 1550.
Gördelingerstraße 43, Renaissanceportal. Foto: E. Arnhold
Südlicher Nachbar des Strombeckschen Hauses war dagegen ein bedeutender Barockbau des Landbaumeisters Hermann Korb. Der 1714 fertiggestellte Steinbau wurde für den braunschweigischen Postmeister Heinrich Georg Henneberg errichtet. Kennzeichen der klar gegliederten Fassade war ein Balkon mit geschwungenem Gitter. Diese Fassade war für eine Wiederherstellung vorgesehen, bevor sie schließlich ebenfalls verschwand. Auf das Hennebergsche Haus folgte die Bebauung Gördelingerstraße 45/Neue Straße. Sie stellte eine Besonderheit im alten Braunschweig dar: Der langgestreckte Fachwerkbau war im Erdgeschoss zur Neuen Straße (im 18. Jh.: Jungfernstieg) mit einem Pfeiler-Laubengang ausgestattet. Das Bauwerk entstand 1712 für die 1682 eingerichteten Braunschweiger Warenmessen und war Schauplatz diplomatischer Friedensverhandlungen zur Beendigung des Nordischen Krieges. Sie endeten im Jahr 1714 ergebnislos … Der Nachfolgebau von Friedrich Wilhelm Kraemer („Pfeiffer&Schmidt“, 1950-54) nimmt das Motiv des Laubengangs wieder auf.
Gördelingerstraße 48, Westfassade, um 1930. Foto: Nieders. Landesamt f. Denkmalpflege
Auf der westlichen Straßenseite wurde mit dem Haus Nr. 7 in den 1950er Jahren eine barocke Fassade wiederhergestellt. Die schlichte Front stammt vermutlich ebenfalls von Hermann Korb, die Bogenöffnungen im Erdgeschoss deuten auf die ursprüngliche Nutzung als Messekaufhaus. Die „Messgewölbe“ waren typisch für die großen Handelshäuser im Umfeld des Altstadtmarktes. Die klassizistischen Umbauten der Fassade wurden beim Wiederaufbau rückgängig gemacht, ein Beispiel der „schöpferischen Denkmalpflege“ jener Zeit. Im 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Hotel – dort nächtigten 1875 Richard Wagner und seine Gemahlin Cosima zur Aufführung des „Tannhäuser“ in Braunschweig. Ein beachtlicher Spätbarockbau war Gördelingerstraße 48, der 1751 wiederum als Kaufmanns- und Messehaus nach Entwurf von Georg Christoph Sturm errichtet wurde.
Mit Zerstörung, Abbruch und Wiederaufbau verschwand auch die kulturhistorische Tiefe dieser Altstadtstraße. Heute erinnert hier nichts mehr an den Kongress von 1714, an das ehemalige Postkontor im Hennebergschen Haus Nr. 44 oder an das erste Lichtspielhaus in Braunschweig, das 1906 im Eckhaus Gördelingerstraße 45 eröffnet wurde. Auch die einstigen Messehäuser mit ihren charakteristischen Bogenöffnungen muss man heute mit der Lupe suchen.
Elmar Arnhold ist Bauhistoriker (Gebautes Erbe) und Stadtteilheimatpfleger. Auf Instagram @elmararnhold veröffentlicht er regelmäßig Beiträge zu historischen Bauten in Braunschweig.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 9: die Magnikirche
Die Magnikirche hat für Braunschweig eine ganz besondere Bedeutung. Denn die Weiheurkunde aus dem Jahr 1031 ist die Ersterwähnung der Stadt unter dem Namen „brunesguik“. Mit dem Umbau der ursprünglich viel kleineren und Braunschweigs ältester Kirche zu einer Hallenkirche wurde im Jahr 1252 begonnen. Bis 1475 entstand in mehreren Bauabschnitten die „neue“ St. Magni-Kirche als gotische Hallenkirche. Zwischen 1873 und 1877 wurde das Gebäude durch Stadtbaurat Ludwig Winter restauriert und von Max Osterloh und Adolf Quensen im Stil des Historismus ausgemalt. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche durch den Bombenangriff vom 23. April 1944 sehr stark beschädigt und von 1956 bis 1964 in seiner heutigen Gestalt wieder aufgebaut.
Die Ersterwähnungsurkunde Braunschweigs aus dem Jahr 1031. Foto: Peter Sierigk
Bei Grabungen in den Jahren 1873 und 1956 waren Fundamentreste der geweihten Kirche entdeckt worden. Demnach war sie 14 Meter lang und 9 Meter breit. Die heutige Magnikirche ist dagegen 56 Meter lang und 20 Meter breit. Westportal und Turmhalle stammen noch aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Südturm misst stolze 41 Meter. Den Nordturm gab es dagegen nie. „Die Turmfront blieb mit ihrem Nordturm unvollendet. Während der Südturm wohl noch im Spätmittelalter eine zweistufige Haube mit Laterne erhielt, bedeckte man den Stumpf des Nordturms mit einer geschweiften Barockhaube“, erläutert Bauhistoriker Elmar Arnhold in seinem Standardwerk „Mittelalterliche Metropole Braunschweig“. Das Buch bildet die Basis unserer Serie. Es wurde unter anderem von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Richard Borek Stiftung gefördert.
Südseite vor der Zerstörung, um 1930. Foto: Stadtarchiv
Im Gegensatz zur Magnikirche waren nur wenige Häuser rund um den Magnikirchplatz von den Fliegerbomben getroffen worden. Die Kirche aber brannte zu großen Teilen aus, auch die Barockhaube des Südturms wurde vernichtet. Keine andere Kirche Braunschweigs war so sehr zerstört wie St. Magni. Beim Wiederaufbau wurden die südlichen Fenster zugemauert. Nicht gesichert ist, aber immer wieder kolportiert wird, dass das im Vorgriff auf den seinerzeit geplanten Straßendurchbruch zurückzuführen sei. Der Plan wurde glücklicherweise verworfen, und der Horten-Bau verhinderte das Schlimmste.
So wurde eines der ältesten Stadtviertel Braunschweigs als herausragende Traditionsinsel erhalten. In dessen Zentrum liegt der Magnikirchplatz mit der Magnikirche. „Das ist ein Sympathieort ohnegleichen. Der Platz hat alles, was ich mir wünsche. So stelle ich mir Stadt vor“, zeigte sich Lessing-Preisträger, Dokumentarfilmer und Autor Dieter Wieland 2017 im Gespräch mit Stadtplaner Walter Ackers begeistert vom Magnikirchplatz (Hier gehts zu unserem Video). Der Ur-Münchner Wieland, ein kritischer Geist, der immer wieder gesichtslose Bauarchitektur anprangert, geriet ins Schwärmen: „Wenn ich hier sitze, könnte ich mich in Braunschweig verlieben.“
Der Wiederaufbau der Magnikirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nach Plänen der Architekten Rudolf Pramann und Heinrich Otto Vogel in bewusst moderner Formensprache realisiert. „Die ursprünglicher Gestalt des Langhauses ist anhand der erhaltenen Pfeilerreihe mit Scheidbögen im Süden des Mittelschiffs noch ablesbar … Beim Wiederaufbau wurden die nördliche Pfeilerreihe und die Nordaußenwand beseitigt. Stattdessen errichtete man eine Betonkonstruktion mit raumhohen Fenstern“, erklärt Bauhistoriker Arnhold. Die Fensterwand ziert Glasmalerei von Hans Gottfried Stockhausen (1920-2010). Das 1961 geschaffene Kunstwerk stellt den Aufbruch des Volkes Israel auf dem Weg aus pharaonischer Knechtschaft in Ägypten zum „gelobten Land“ dar. Zur Wiedereinweihung 1964 erhielt die Kirche ein modernes Kruzifix von Ulrich Henn.
Zu den Besonderheiten der Magnikirche zählt auch die „Magnusglocke“. Sie stammt aus dem Jahr 1335 und ist damit die älteste Kirchenglocke Braunschweigs. Erwähnenswert sind zudem die sichtbaren Grabplatten an der Südseite zum Magnikirchplatz hin. Sie zeugen von der einstigen Nutzung des Platzes als Friedhof. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde er geschlossen. Der Dom- und St. Magnifriedhof wurde zusammengefasst und an die Ottmerstraße verlegt. Dort befinden sich unter anderem die Gräber von Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781, Nathan der Weise), Baumeister Carl Theodor Ottmer (1800-1843, Residenzschloss), Schriftsteller Friedrich Gerstäcker (1816-1872, Flusspiraten des Mississippi) oder Baumeister Peter Joseph Krahe (1758-1840, Wallring). Nach Eröffnung des Hauptfriedhofes 1887 fanden dort keine Beerdigungen mehr statt.
Kontakt:
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Magni
Hinter der Magnikirche 7
38100 Braunschweig
Telefon: 0531-4 68 04
E-Mail: magni.bs.buero@lk-bs.de
Internet: www.magni-kirche.de
Wegen der Umbaumaßnahmen entfielen kurzfristig einige Parkplätze, später sollen Autos dort gar nicht mehr parken können. Das ist geplant.
Im Juni kam es zu vorübergehenden Einschränkungen auf dem Parkplatz an der Kannengießerstraße. Als Vorbereitung für den geplanten ersten Pocket-Park in der Innenstadt entfielen vom 10. bis 28. Juni etwa 32 Parkplätze durch das Setzen eines Technikschachtes für das geplante Wasserspiel, informierte die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 31.5.2024
Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde der Parkplatz vorübergehend wieder freigegeben, allerdings mit einer reduzierten Anzahl von Parkplätzen. Ab Mitte September müssen Nutzerinnen und Nutzer des Parkplatzes andere Parkmöglichkeiten in der Umgebung suchen, da der Parkplatz dann vollständig umgestaltet wird, heißt es. Es wird empfohlen, auf die umliegenden Parkhäuser auszuweichen.
Der neue Park werde Gehölze, Staudenflächen, Sitzmöglichkeiten, ein Wasserspiel und Wegeverbindungen bieten. Die Anlage des Pocket-Parks sei ein wichtiger Schritt zur Aufwertung der Innenstadt und diene als Maßnahme gegen den Struktur- und Klimawandel und die damit verbundene Überhitzung der Innenstadt. Die Idee zur Anlage sogenannter Pocket-Parks sei ein wesentlicher Beitrag für eine attraktivere und lebenswerte Stadt. Die Stadt werde voraussichtlich auf eine Förderung von etwa 40 Prozent durch die NBank zurückgreifen können.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 31.5.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article406462102/baustart-dieser-parkplatz-in-braunschweig-wird-zu-einem-park.html
Eine neue Berechnung zeigt: Mehrkosten in Millionen-Höhe werden erwartet. Das sind die Gründe, warum es plötzlich so teuer wird.
Erst wurde lange und intensiv darüber gestritten, wie Braunschweigs neuer Hagenmarkt aussehen soll. Die Umbauarbeiten sollen nun aber bald beginnen. Doch jetzt kommt eine richtig schlechte Nachricht aus der Bauverwaltung: Zwar wird alles teurer. Doch im Fall des neuen Hagenmarktes bedeutet das: Der Umbau wird um gleich fünf Millionen Euro teurer. Die erwarteten Kosten werden um mehr als das Dreifache steigen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.6.2024
Katerstimmung im Mobilitätsausschuss, wo Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer die neue Kostenschätzung für den Hagenmarkt-Umbau vorstellte: aus 2,4 Millionen Euro werden 7,3 Millionen Euro, obwohl die ursprüngliche Planung bereits abgespeckt ist. Wobei Heidemarie Mundlos (CDU) düster orakelte: „Am Ende werden daraus zehn Millionen Euro.“ Denn gebaut sei schließlich noch nichts. Läuft alles nach Plan, wird in den Jahren 2025 und 2026 gebaut. Das Misstrauen ist groß, dass die kalkulierten 200.000 Euro Reserve, um steigende Kosten aufzufangen, tatsächlich ausreichen werden.
Wobei zumindest Lisa-Marie Jalyschko (Grüne) den Schwarzen Peter für den unerwarteten Preissprung nicht gänzlich der Verwaltung zuschieben wollte. Sie erinnerte daran: Nachdem der Sturm Xavier im Jahr 2017 einen Großteil der Bäume umgerissen hatte, sei bereits im Jahr 2020 ein Umbauplan fertig gewesen. Weil die Kritik daran jedoch groß war und die Kommunalwahl vor der Tür stand, sei der Plan nicht umgesetzt worden. Stattdessen wurde von der Politik ein Wettbewerb zur Zukunft des Hagenmarktes beschlossen. Zeitverlust und: „Das Honorar für die bisherige und weitere Planung umfasst 620.000 Euro.“
Und auch sonst kommen zunächst unkalkulierte Kosten hinzu. Denn der Hagenmarkt ist historischer Boden. In ihm könnten wichtige Schätze der Braunschweiger Stadtgeschichte verborgen liegen. Dort befand sich Braunschweigs Opernhaus. Es wurde wegen Baumängeln im Jahr 1864 abgerissen. Und auch das mittelalterliche Hagen-Rathaus befand sich dort. Es wurde im Jahr 1230 errichtet. Was bedeutet: Es kommen nicht nur Bagger zum Hagenmarkt, sondern auch Archäologen.
Daran könne man nichts ändern, so die Verwaltung: „Diese archäologischen Grabungen und Dokumentationen sind gesetzlich vorgeschrieben. Die Stadt muss als Bauherrin und Projektverantwortliche dieser rechtlichen Verpflichtung nachkommen.“ Das wird etwa 833.000 Euro kosten. Wobei es heißt: Das sei „grob geschätzt“. Vorgesehen ist: Die Archäologen sollen noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen.
Allerdings weiß niemand, was sich im Boden verbirgt. Es könnte mehr als erwartet sein. Denn die Tiefbauverwaltung nimmt Abstand vom ursprünglichen Plan, das Prinzip der Schwammstadt mit einer Art von Zisternen umzusetzen. In ihnen sollte Regenwasser gesammelt werden. Plan für die sogenannte blaue Infrastruktur ist nun, so der Stadtbaurat: keine Zisternen, stattdessen wird großflächig ausgekoffert und eine Aktivkohleschicht eingebracht. In ihr soll Wasser gespeichert werden. Technische Probleme seien nicht zu erwarten, „kostengünstiger“ sei die Lösung noch dazu.
Weitere Zusatzkosten: Der Heinrichsbrunnen wird auch saniert. Was etwa 376.000 Euro kosten wird. Leuer machte deutlich: Man könne nicht den gesamten Platz umbauen, aber ausgerechnet den Heinrichsbrunnen, der zentrales Element des neuen Hagenmarkts bleiben wird, aussparen. Der Brunnen stammt aus dem Jahr 1879. Vor etwa 30 Jahren wurde er letztmals saniert, was umgerechnet etwa 280.000 Euro kostete. Seitens der CDU wurde Leuer vorgehalten, sich nicht um Sponsoren aus der Bürgerschaft bemüht zu haben.
Die beiden größten Kostenblöcke machen jedoch die Umbauarbeiten der Verkehrsanlagen am Hagenmarkt aus, was mit 2,1 Millionen Euro veranschlagt ist. Der Platzumbau selbst wird nun mit 3,2 Millionen Euro kalkuliert. Die volle Summe von 7,3 Millionen Euro wird Braunschweig nicht bezahlen müssen. Denn der Hagenmarkt ist Bestandteil eines Förderprogramms, um Innenstädte zu stärken. Das Land beteiligt sich mit 40 Prozent an den Kosten.
Eine Förderzusage besteht jedoch nur bezüglich der ursprünglich erwarteten Umbau-Kosten von 2,4 Millionen Euro. Der Zuschuss wird somit etwa 1,1 Millionen Euro betragen. Die Stadt versucht, nachzubessern. Weitere rund 500.000 Euro Fördergelder wurden erwartet, damit in der Fußgängerzone Fahrradparkhäuser entstehen. Der Plan lässt sich nicht umsetzen. Die Stadt möchte diese Fördergelder für den Umbau Hagenmarkt verwenden. Von der Gegenfinanzierung ist bereits bekannt: Die Innenstadt-Radwege entlang von Hohe Tor und Sonnenstraße werden nicht gebaut.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.6.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/braunschweig/article406495121/millionen-fehlen-so-teuer-wird-braunschweigs-neuer-hagenmarkt.html
Kostenpflichtiges Parken sorgt für viele leere Parkplätze in der Innenstadt. Das Wallring-Forum fordert, einen ganz neuen Weg zu gehen.
Seit Parkgebühren in der gesamten Braunschweiger Innenstadt verlangt werden, stehen besonders am Wallring viele Parkplätze leer. Der Bürgerverein Wallring-Forum ist der Ansicht: Braunschweig muss diese einmalige Chance ergreifen, um die Bäume am Wallring besser vor Autos zu schützen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 11.05.2024
Das Wallring-Forum ist bislang nicht als Verfechter des Baumschutzes in Erscheinung getreten. Wobei Hartmut Gaedecke, Vorsitzender des Wallring-Forums, sagt: „So ganz stimmt das nicht. Vor rund zehn Jahren haben wir verhindert, dass in den Gärten der Wallring-Häuser unzählige alte Bäume gefällt wurden. Denn es war vorgesehen, dort zusätzliche Bebauung zu gestatten.“ Nach einer Klage verschwanden diese Pläne wieder in den Schubladen. „Jetzt geht es nicht um die Bäume hinter den Häusern, sondern um die, die davor stehen.“
Gaedecke erhofft sich Unterstützung vom Bezirksrat Mitte, damit eine „einmalige Chance“ ergriffen wird. Es geht um den Wilhelmitorwall. Von ihm sagt der Forum-Vorsitzende: „Der Wilhelmitorwall hieß einst Wilhelmitor-Promenade. Promenieren mag dort heute keiner mehr. Man will nur noch möglichst schnell durch. In den vergangenen 50 Jahren ist es dort immer schlimmer geworden. Es ist Zeit, dass es wieder besser wird.“
Auslöser war für Gaedecke: „Vor einigen Jahren wurde beschlossen, am Wilhelmitorwall nur noch Längsparken zuzulassen. Die Zahl der Parkplätze hätte sich stark verringert. Anlieger hatten heftig protestiert. Das kostenpflichtige Parken hat jetzt dafür gesorgt, dass tatsächlich weniger Parkplätze genutzt werden. Protest blieb aus.“ Konsequenz für das Forum: „Jetzt ist der Platz da, damit die Bäume am Wilhelmitorwall endlich richtige Baumscheiben bekommen.“
Falls nicht, so meint Gaedecke: „Schon jetzt gehen dort immer mehr alte Bäume ein. Es werden zwar kleine Bäume nachgepflanzt. Die werden aber nicht alt werden, weil ihnen eine Baumscheibe in ausreichender Größe fehlt.“ Sein bitteres Fazit über den Wilhelmitorwall: „Die Autos stehen so eng an den Bäumen, der Regen erreicht nicht das Wurzelwerk. Der Regen fließt in die Kanalisation.“
Lage des Wilhelmitorwalls.
Grafik: Jürgen Runo/FMN
Es gehe anders. Gaedecke nennt „Gaußstraße und Abt-Jerusalem-Straße. Dort findet man am Wall große Baumscheiben, die von den Anwohnern zusätzlich bepflanzt werden.“ Das wünscht sich der Wallring-Forum-Vorsitzende auch für den Wilhelmitorwall. Obwohl er natürlich auch weiß: Große Baumscheiben heißt nicht automatisch, dass Braunschweigs alte Bäume dem lebensfeindlichem Stadt-Raum dauerhaft trotzen. Gaedecke meint dazu: „Na und? Jetzt ist der Platz da. Wollen wir tatsächlich weiterhin tatenlos zusehen, wie am Wilhelmitorwall ein alter Baum nach dem anderen abstirbt? Die Bäume müssen jetzt alle große Baumscheiben bekommen.“ Und sterben die alten Bäume dennoch ab, „dann werden die jungen Bäume gleich in den großen Baumscheiben nachgepflanzt“.
Im Bezirksrat Mitte hatte Gaedecke während der Anwohner-Fragestunde darum gebeten, dass demnächst ein Tagesordnungspunkt dazu eingerichtet wird. Die Fraktionen zeigten sich zögerlich. Im Nachgang, berichtet er, habe er Kontakt zu Bezirksbürgermeisterin Jutta Plinke gehabt: „Die Stadtverwaltung soll jetzt Stellung beziehen.“ Das Wallring-Forum sei optimistisch: „Vielleicht tut sich in diesem Jahr noch nichts. Dann aber im nächsten Jahr.“
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 11.05.2024 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article242303266/Wer-schuetzt-Braunschweigs-alte-Baeume-vor-den-Autos.html
„Herzogliches Kalenderblatt“, Folge 3: Am 5. Juli 2004 stimmte der Braunschweiger Stadtrat ab.
Mit Bangen ging ich frühmorgens am 6. Juli 2004 zum Bäcker. Erlösend war die Schlagzeile in der ausliegenden BZ! „Rat sagt Ja zu Schloss-Arkaden“ und damit auch zu der Schlossrekonstruktion. Der Leitartikel offenbarte, wie sehr SPD, Grüne und PDS (später „die Linke“) das Projekt in der öffentlichen Sitzung am Vortag nochmals infrage gestellt hatten. Sechs Stunden dauerte der zum Teil emotional geführte Schlagabtausch.
Ihre Hauptargumente blieben: die Schwächung des innerstädtischen Einzelhandels und der Verkehrskollaps im Bohlweg-Umfeld durch die Kundenmassen des zukünftigen Schlosscenters. Im Hintergrund drohten das – schlussendlich erfolglose – Bürgerbegehren mit 24.000 Unterschriften gegen das Projekt auch zur Rettung des Schlossparks, einige Rechtsklagen und die massive Ablehnung des Projekts seitens der TU-Fakultät für Architektur und der hiesigen Museumsleute wegen der die Amoralität einer Schlossrekonstruktion schlechthin, insbesondere die des Ottmer-Schlosses.
„Schlossfreund“ zu sein, war damals nicht leicht; auch wenn der Kommentar der Braunschweiger Zeitung die Entscheidung lobte und nicht zuletzt eine der bedeutendsten Großinvestitionen in der Innenstadt in der Nachkriegszeit hervorhob.
Aber ich war einer von jenen Schlossfreunden und stolz auf die Braunschweiger Stadtverwaltung: auf Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann, seine Koalition aus CDU und FDP im Rat, die das Projekt durchsetzte und auf das Baudezernat, das hinter seinem Chef stand.
Schlossrotunde von Osten und Inneres, 1959 / Schlossfassade von Südwesten, 1959. Foto: Archiv Bernd Wedemeyer
In Braunschweig war ein Wunder geschehen. Das im Jahr 1960 ohne Not abgebrochene Schloss entstand nun als Denkmal der jüngeren Braunschweigischen Geschichte von Stadt und Land. Der Charakterzug der Stadt als herzogliche Residenz würde wieder sichtbar.
Diesem hatte sie seit gut 200 Jahren sehr viel zu verdanken: die Universität, die NORD/LB, die Brandschutzversicherung, das Klinikum, den großen Prinz-Albrecht-Park und selbst die lokale Grundschullehrerausbildung! Auch die Pflasterung und Beleuchtung der Straßen seit dem 18. Jahrhundert, die Einrichtung der großen Armen- und Waisenhäuser, die Industrieansiedlung, der Eisenbahnanschluss und der Vorstadtbau zählen dazu. Das Begleitheft zur Ausstellung „Wer ist Carl I.“ im Schlossmuseum von 2013 listet davon noch mehr auf.
Die bürgerliche Stadt hat diese Erbschaften weitergepflegt. Aber die Herkunft der Grundlagen verdrängte man 2003/04 in den Diskussionen der Schlossrekonstruktion und verknappte die Geschichte der Stadt auf die der Handelsstadt, die spätestens um 1671 abgewirtschaftet hatte und erst 1946 wiedererstand.
Es ist am Ende nicht entscheidend, ob noch etwas an der Schlossrekonstruktion fehlt. Das gewonnene Gesamtbild des Gebäudes, die Annahme durch die Bevölkerung und die Aufnahme in die Außendarstellung der Stadt ist entscheidend. Der heutige Bau zeigt unverwechselbar das einst in den 1830er Jahren am Bohlweg erbaute Schloss. Seine Größe spiegelt seine Geschichtsmächtigkeit wider.
Blick entlang der Westfassade 1959 (links) und heute. Fotos: Archiv Bernd Wedemeyer / Bernd Wedemeyer
Nun beginnen die Fragen aufs Neue, denen man 2003/04 auch ausweichen wollte: nicht nur nach dem Warum des Auslöschens der Residenz, sondern auch nach dem Woher und Wohin von Stadt und Land Braunschweig vor und nach den Schlüsseljahren 1671, 1918, 1946 und 1990. Seit dem 5. Juli 2004 sind sie im Begriff, wieder ein greifbarer Teil unserer Geschichte zu werden, wenn wir dem Schloss und seiner Geschichte nachspüren.
Die Zeitungsbeiträge zur Geschichte des Residenzschloss sind im Beitrag verlinkt und auf der umfangreichen Pressedokumentation unter www.braunschweiger-residenzschloss.de nachzulesen.
Die Tiere wurden am 6. Oktober 1927 in den Käfig auf dem Burgplatz gelassen und mithilfe einiger Fleischbrocken auf den Löwensockel gelockt.
Am 30. September 1927 kontaktierte Dr. Wiehe, der Leiter des Städtischen Verkehrs- und Presseamtes, Zirkusdirektor Hans Stosch-Sarrasani: „Ihre Anwesenheit in Braunschweig, der Löwenstadt, hat mich auf einen Gedanken gebracht, der für Sie von größtem Interesse sein wird.“ Es sei technisch möglich, den Burgplatz mit dem Löwendenkmal abzusperren und einige echte Löwen am Fuße zu fotografieren und zu filmen. Die Aufnahmen sollten werbetechnisch genutzt werden, „Sarrasanis Löwen in der Löwenstadt Braunschweig“. Die Polizei gab ihr Einverständnis und so meldete die Presse: „Mit Sarrasani sind die Könige der Wüste in die Löwenstadt eingezogen. Was liegt näher, als zwischen den lebenden Nachfolgern des stolzen Wappentieres und ihm selbst eine Verbindung, die Jahrtausende überbrückte, herzustellen.“
Die Aktion fand großen Zuspruch bei der Braunschweiger Bevölkerung. Foto: Stadtarchiv Braunschweig
Der 6. Oktober stand dann „im Zeichen des Löwen“. Um den grünen Rasenplatz um den Burglöwen wurden ein Zaun und der Vorführungskäfig aufgebaut, das Käfignetz über dem Rücken des Löwen gespannt. Das gewaltige Zuschauerinteresse überraschte die Organisatoren, schließlich: „Wenn auch alle Sicherungen getroffen worden sind, muss das Publikum doch darauf aufmerksam gemacht werden, dass es auf seine eigene Gefahr hin den Burgplatz betritt.“ An den Fenstern der umliegenden Häuser, auf den Dächern, die Jungen kletterten auf den Baum auf dem Burgplatz. Unter dem Andrang auf dem Platz brach ein Zaun zusammen, die Polizisten hatten Mühe, die Menge auf Abstand zu halten. Die Feuerwehr hatte Schläuche bereitgelegt, um sie notfalls gegen die Löwen einzusetzen – nun erwies es sich als notwendiger, sie gegen die Menschen zu richten.
„Als der Durchbruch der Schutzmannkette unvermeidlich schien, wurde das Kommando zum Spritzen gegeben, und im nächsten Augenblick ergoss sich der Regen über die Menge. Das half – obwohl freilich die Polizei in der vordersten Reihe das meiste abbekommen hatte, sodass den anderen Betroffenen immer noch die Schadenfreude als Trost blieb“, wie die Braunschweigischen Neuesten Nachrichten berichteten. Die Löwen wurden in den Käfig gelassen und konnten von dem Dompteur im Kostüm Heinrichs des Löwen und unter der Musik der „Argentinierkapelle“ mithilfe einiger Fleischbrocken auf den Löwensockel gelockt werden. „Zu den ‚historischen‘ Löwen-Kratzspuren am Dom sind nun also noch funkelnagelneue am Denkmal dazugekommen.“
Schließlich überreichte Zirkusdirektor Stosch-Sarrasani Oberbürgermeister Paul Trautmann zwei junge Löwen (mit Seidenschleifchen, eines blau-gelb, eines rot-weiß) vor dem Rathaus. Dieser schien begeistert, „Jedenfalls fühlten sich die beiden Tierchen auf seinen Armen sichtlich wohl.“ Zum Dank erhielt Stosch-Sarrasani einen kleinen Bronzelöwen und einen Korb mit Braunschweiger Spezialitäten.
Oberbürgermeister Trautmann bedankte sich einige Tage später noch einmal schriftlich bei Stosch-Sarrasani für das „prächtige und zugleich originelle Geschenk“. „Glücklicher konnte die Verknüpfung der Zeit, die Braunschweigs Entwicklung bestimmte, und der Gegenwart nicht hergestellt werden als durch dieses Geschenk.“
Oberbürgermeister Trautmann bekam zwei kleine Löwen überreicht. Foto: Stadtarchiv Braunschweig
Doch die so fabelhaft klingende Idee des Dr. Wiehe rief auch Kritiker auf den Plan. Aus Mühlheim traf ein Brief ein, der Schreiber konnte es sich nicht versagen, sein Erstaunen darüber auszudrücken, „weshalb Sie uns Menschen eines aufgeklärten Zeitalters, – nein, ich gehe weiter,- uns Menschen einer christlichen Weltanschauung, etwas Derartiges auftischen.“ Das konnte Dr. Wiehe nicht unkommentiert lassen und räumte ein, Netze und Gitter hätten „gewiss die Gesamtwirkung stark beeinträchtigt“. „Wenn Sie aber Gelegenheit gehabt hätten, Glied der Zuschauermasse auf dem Burgplatz zu sein, wenn Sie die Begeisterung mit geatmet hätten, die Zehntausende auf diesem kleinen Platz zusammenführten, die eine findige Jugend auf Bäume und Dächer steigen ließ, dann hätten Sie gespürt, wie das alte urtümliche Volksschauspiel auf dem alten Burgplatz zu neuem Leben erwachte.“ Das beruhigte den Kritiker immerhin.
Aber auch die Presse reagierte längst nicht so begeistert auf die Bilder, wie Dr. Wiehe es sich ausgemalt hatte. Die Berliner Illustrierte Zeitung antwortete auf seine Rückfrage: „Es ist richtig, dass wir sehr viele Bilder von der Löwenhuldigung bekommen haben, aber die Aufnahmen erschienen uns nicht schön. Die ganze Veranstaltung machte auf den Beschauer der Bilder keinen angenehmen Eindruck, obgleich sie vielleicht in Wirklichkeit sehr nett war. Die Aufnahme von Herrn Oberbürgermeister Dr. Trautmann mit den Löwen ist gewiss ein hübsches Bild. Man hat aber diese Aufnahmen von bekannten Persönlichkeiten mit kleinen Löwen schon so oft gesehen, dass diese Bilder etwas banal wirken.“
Und dann kam noch Ärger mit dem Zirkus auf Dr. Wiehe zu. Ärgerlich meldete sich Zirkusdirektor Stosch-Sarrasani: „Entsinnen Sie sich noch, wie ich skeptisch war, als Sie mir die rosigen Versprechungen machten über den Bombenerfolg an Reklame für mein Unternehmen bei der ‚Löwenhuldigung‘. Ich schüttelte immer nur den Kopf und sagte: für mich wird nichts dabei herausschauen. Nun haben wir den Salat! Fast die gesamte Reichspresse hat wohl Bilder gebracht, hat auch wunderbar schön die Stadt Braunschweig erwähnt, das rührige Verkehrs- und Presseamt, Sie sogar persönlich, Herr Dr. Wiehe und den Herrn Oberbürgermeister, nur mich nicht, nur die Sarrasani-Schau nicht. Das ist tief betrüblich.“ Ob Dr. Wiehe den Hinweis auf den Zirkus nicht mitgegeben hatte – wie die Redaktionen meinten – oder die Redaktionen diesen einfach nicht mitgedruckt hätten – wie Dr. Wiehe sich verteidigte – muss offenbleiben, die „Löwenaffäre“ jedenfalls raste, wie der Zirkusdirektor es formulierte.
Das ‚Geschenk des Zirkus‘ hatte auch für die Stadt Braunschweig einige Folgen. Zunächst einmal finanzielle, regelmäßig stellte der Schlachthof, wo Traute und Männe – in Anlehnung an den Oberbürgermeister Trautmann – vorübergehend untergebracht wurden, seine Auslagen für Futter, Heu, Tierarztkosten etc. in Rechnung. Diskutiert wurden in der Folge verschiedene Standorte und Möglichkeiten der Unterbringung – als Grundstock zur Errichtung eines Zoos oder lediglich ein Sonderzwinger für die Wappentiere der Stadt. Der Rathaushof, der Burgplatz und die Burg Dankwarderode, die das Verkehrs- und Presseamt favorisierte, wurden schnell ausgeschlossen – die Bewohner der umliegenden Häuser würden sich bald über das Gebrüll und den Geruch der Löwen beklagen.
Konkrete Pläne gab es für die Errichtung einer Zwingeranlage auf dem Gelände der alten Tennisplätze im Bürgerpark. „Der Platz ist sonnig und frei, auch steht eine Belästigung von Bewohnern der in der Nähe liegenden Straßen Hennebergstraße und Am Bürgerpark durch Geruch und Gebrüll mit Rücksicht auf die immerhin doch genügend weite Entfernung wohl nicht zu befürchten.“ Auch könnten sie hier vom Publikum besichtigt werden. Schließlich entschied man sich jedoch wohl auch aus Kostengründen pragmatisch dafür, die Zwingerräume im Schlacht- und Viehhof etwas zu erweitern.
Traute starb bereits am 15. März 1928, Männe am 3. Juni 1931, beide an einer perniziösen Anämie (Vitamin B12-Mangel), vermutlich eine Folge von Inzucht im Zirkus. Die verstorbenen Tiere wurden vom Zirkus stets durch neue ersetzt (Putzi bzw. Traute II, Saida, Stummel und Lux), wann der letzte starb, kann nicht mehr ermittelt werden. Die Löwen wurden im Naturhistorischen Museum präpariert und präsentiert, ihr heutiger Verbleib ist jedoch ungeklärt.
(Der Beitrag erschien zuerst auf dem Braunschweiger Geschichtsblog)
Verschwundene Kostbarkeiten, Folge 28: Vom Kohlmarkt zum Brüdernkloster: die Schützenstraße
Die Schützenstraße mündet in unmittelbarer Nähe zum Kohlmarkt in die Poststraße ein und endet im Norden auf dem kleinen dreieckigen Platz vor der Brüdernkirche. Während ihr südlicher Teil heute zum innerstädtischen Fußgängerbereich gehört, ist der Nordteil befahrbar und dient in erster Linie zur Erschließung des Parkplatzes am ehemaligen Brüdernkloster (Kannengießerstraße).
Es tut gut, sich den Puls im Wasser des Eulenspiegelbrunnens zu kühlen oder das Plätschern am Ringerbrunnen zu hören.
Gerade an heißen Sommertagen erfreuen sich Braunschweigs Brunnen besonderer Beliebtheit. Sie versprechen Erfrischung. Es ist ein Versprechen, die Wasserfontäne des Springbrunnens am Inselwall zu sehen. Es tut gut, das Plätschern am Ringerbrunnen zu hören oder sich den Puls im Wasser des Eulenspiegelbrunnens zu kühlen. Gerade die im Rahmen des Schloss-Wiederaufbaus angelegten großflächigen Wasserspieler am Ritterbrunnen, auf dem Platz der Deutschen Einheit und auf dem Domplatz haben dazu positive Auswirkungen auf das Stadtklima.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 8: Die Marktkirche in Goslar
Die Marktkirche in Goslar ist selbst für Ortsfremde gar nicht zu verfehlen. Ihre beiden Türme sind von allen Ecken und Enden der Altstadt aus bei einem Blick nach oben zu entdecken. Der Nordturm ist in seiner heutigen Bauweise stolze 66 Meter hoch, der Südturm in seiner ursprünglichen Form nur gerade mal 60 Zentimeter kleiner.
Verschwundene Kostbarkeiten, Folge 29: die Gördelingerstraße – Fachwerk, Patrizier und Kaufmannshäuser
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 9: die Magnikirche
Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz vergab die mit insgesamt 12.000 Euro dotierten Diplomstipendien 2024. Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) hat zur Eröffnung des Rundgangs an der Hochschule für ...
Wegen der Umbaumaßnahmen entfallen einige Parkplätze, später sollen Autos dort gar nicht mehr parken können. Das ist geplant.
Teilnahme für Schul- und Vereinsmannschaften am Mehrkampf-Cup Braunschweiger Land (MKC) 2024 ist noch bis Ende Oktober möglich. Die Erkenntnis ist nicht neu: Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland bewegen sich vi...
Eine neue Berechnung zeigt: Mehrkosten in Millionen-Höhe werden erwartet. Das sind die Gründe, warum es plötzlich so teuer wird.
Eine neue Publikation beleuchtet die Geschichte und Bedeutung des Braunschweiger Burglöwen.
Objekt des Monats, Folge 8: Die Wandkonsole aus dem Schlossmuseum.
Im Berichtszeitraum 2022/2023 förderte die Kroschke Kinderstiftung 109 Projekte mit 633.000 Euro.
Kroschke Kinderstiftung fördert das Projekt der Stiftung „Achtung! Kinderseele“ im Raum Braunschweig.