Dieser Plus-Artikel ist zuerst erschienen am 30.11.2023 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article240712580/Wie-der-Verkehr-Braunschweig-voellig-veraendert-hat.html
Das neue Buch „Verkehrsknoten Braunschweig“ zeigt die Entwicklung. Autor Christian Ernst erklärt die Meilensteine der Veränderungen.
Lückenschluss! Für viele Städte gibt es bereits ein Buch aus der Reihe „Verkehrsknoten“. Nun ist auch „Verkehrsknoten Braunschweig“ erschienen. Der Braunschweiger Autor Christian Ernst hat zusammengetragen, wie der Verkehr seit dem Jahr 1838 die Stadt und das Leben der Braunschweiger verändert hat.
Dieser Plus-Artikel ist zuerst erschienen am 30.11.2023
Ernst kann aus dem Vollen schöpfen. Er gehört zu den Gründern der Stiftung Eisenbahnarchiv Braunschweig. Rund 100.000 Fotos hat die Stiftung mittlerweile zusammengetragen, die zeigen, wie sich die Mobilität, aber auch Braunschweig selbst verändert hat. 207 Fotos und Abbildungen fanden am Ende Aufnahme in das Buch. Wobei Ernst sagt: „Ein reiner Bildband ist es nicht geworden. Viele der Fotos sind zwar noch nie gezeigt worden. Was bislang fehlte, war jedoch eine Gesamtbetrachtung, die all die Erkenntnisse zusammenführt, die in der Vergangenheit zum Verkehr in Braunschweig gesammelt wurden.“
Ernst musste straffen und sagt: „Das Buch hat zwar 144 Seiten. Es hätte aber auch leicht doppelt so dick werden können. Doch dann hätte sich der Preis von 29,90 Euro nicht mehr halten lassen. Die Buch-Reihe Verkehrsknoten wendet sich an eine ganz breite Leserschaft.“ Die Auflage betrage 1500 Stück. Wobei es von Braunschweig natürlich außerordentlich viel zu berichten gibt. Dafür sorgt allein der Umstand, dass im Jahr 1838 von Braunschweig aus Deutschlands erste Staatseisenbahn Richtung Wolfenbüttel dampfte. Und da ist natürlich auch Heinrich Büssing, der unter Beweis stellte, dass sich Post auch per LKW ausliefern lässt und Büssing-Fahrzeuge aus dem Werk Braunschweig prächtig für den Personen- und Güter-Verkehr taugen.
Wobei Mobilität in Braunschweig zunächst Eisenbahn hieß: Braunschweigische Landes-Eisenbahn-Gesellschaft, Braunschweig-Schöninger Eisenbahn, Hafenbahn, Schmalspurbahnen. Und dann die Pläne für einen neuen Braunschweiger Bahnhof aus dem Jahr 1938. Pläne, die „zum Glück“, so Ernst, nie vollständig umgesetzt wurden: „Braunschweig sollte Drehkreuz zwischen den Stahlwerken Salzgitter und dem Automobilbau in Wolfsburg werden.“ Angedacht sei gewesen: „Die Echobrücke im Kennel, dort liegen heute keine Schienen mehr, sollte doppelt so breit werden. Durch Gliesmarode sollten elf Gleise führen. Gleise sollten auch dort liegen, wo sich heute der Siemens-Parkplatz befindet.“
Die Erwartung sei gewesen: „6000 Waggons täglich werden in Braunschweig verteilt.“ Ernst macht die Dimension so deutlich: „Bei einer Länge von 10 Metern je Waggon ergibt sich eine Gesamtlänge von 60 Kilometern. Hannover liegt 61 Kilometer entfernt.“ Nach dem Krieg sei planerisch abgespeckt worden. „Der Vertrag aus 1938 sorgte allerdings dafür, dass Braunschweig seine Straßenbahn behalten musste. Die Büssing-Werke setzten in den 1950er Jahren alles daran, dass Braunschweig zur Modellstadt wird, wo der ÖPNV ausschließlich per Bus erfolgt.“ Folge sei zum Beispiel gewesen: „Die Straßenbahnlinie A nach Wolfenbüttel wurde eingestellt. Ein riesiger Fehler, wie man heute weiß.“
Der thematische Schwerpunkt von „Verkehrsknoten Braunschweig“ liegt auf den 1950er Jahren bis zum Jahr 1976, als die Dampflock-Ära in Braunschweig endete. Eine ganz spannende Zeit, wie Ernst sagt: „Die Kriegsschäden, aber auch die Planungen für die autogerechte Stadt, änderten Braunschweig wie nie zuvor in seiner Geschichte.“ Im nächsten Jahr plant die Stiftung Eisenbahnarchiv eine Ausstellung zum Thema.
Dieser Plus-Artikel ist zuerst erschienen am 30.11.2023 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article240712580/Wie-der-Verkehr-Braunschweig-voellig-veraendert-hat.html
Schlossmuseum zeigt kleine Ausstellung zum „Vaterländischen Denkmal“ am Löwenwall.
Der Obelisk am Löwenwall ist neben dem Burglöwen das wohl eindrucksvollste Denkmal Braunschweigs. Das 22 Meter hohe Monument steht genau seit 200 Jahren im Zentrum des Promenadenovals, das im Zuge der Schleifung der Befestigungsanlage auf dem Wallring (von 1803 an) entstand und zunächst Monumentsplatz hieß. Der Obelisk erinnert an den „Schwarzen Herzog“ Friedrich Wilhelm (1771-1815) und seinen Vater Carl Wilhelm Ferdinand (1735-1806). Beide Herzöge waren während der Freiheitskriege gegen Napoleon I. gefallenen. Das „Vaterländisches Denkmal“ wurde 1823 auf Initiative einflussreicher Bürger nach Plänen von Peter Joseph Krahe (1758-1840), Leiter des Bauwesens im Herzogtum Braunschweig, errichtet. Krahe hatte auch die Wallanlagen geplant.
Anlässlich des Jubiläums zeigt das Schlossmuseum im Weißen Saal eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Obelisken. Ausgehend vom repräsentativen Gemälde Herzogs Wilhelm (1806-1884), in dessen Hintergrund der Obelisk zu sehen ist, werden die Geschichte und Hintergründe zu seiner Errichtung anhand von verschiedenen Exponaten erzählen. Wilhelm war der zweite Sohn des „Schwarzen Herzogs“ und Maria von Baden (1782–1808). Gezeigt werden Leihgaben der Richard Borek Stiftung, des Museums Schloss Wolfenbüttel, des Napoleon-Museums Bad Harzburg und privater Leihgeber. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 29.Februar 2024.
Die Idee für ein Denkmal zu Ehren der Herzöge entstand bereits 1815, also im Todesjahr des Herzogs Friedrich Wilhelm. Er starb nur wenige Tage vor der entscheidenden Schlacht in Waterloo am 18. Juni 1815. Der „Schwarze Herzog“ war zwei Tage zuvor am 16. Juni in der Schlacht bei Quatre-Bras im heutigen Belgien gefallen. Die Niederlage der Franzosen beendete Napoleons Herrschaft und führte zum Ende des Französischen Kaiserreichs. Bei Quatre-Bras erinnert ein Denkmal an Herzog Friedrich Wilhelm.
Tod des Schwarzen Herzogs, Friedrich Matthäi, um 1835. Foto: Braunschweigisches Landesmuseum
Sein Vater, der zuvor 1806 als Generalfeldmarschall des preußischen Heeres die Truppen bei Jena und Auerstedt/Hassenhausen im Vierten Koalitionskrieg gegen Napoleon führte, wurde während der Schlacht lebensbedrohlich verwundet. Am 10. November 1806 erlag Carl Wilhelm Ferdinand im damals dänischen Ottensen den Folgen der Verletzung. Zu Ehren des Herzogs Ferdinand und der Gefallenen steht bei Hassenhausen ein Mahnmal. Das Museum in Hassenhausen erinnert mit originalen Fundstücken (darunter der Säbel Carl Wilhelm Ferdinands) an die Schlacht. Die Niederlage Preußens war vernichtend, und bereits am 27. Oktober 1806 besetzte Napoleon Berlin.
„Den Einbruch in das Vaterland, dem Feinde mit seinem Blute wehrend, sank Braunschweigs Welfe Carl Wilhelm Ferdinand, mit ihm seines Volkes Glück“ steht für ihn auf dem Obelisken geschrieben. Für seinen Sohn heißt es: Des Vaterlandes vom Feinde neu bedrohtes Glück, schützend in rettender Schlacht, sank Braunschweigs Welfe Friedrich Wilhelm an seiner Krieger Spitze“. Dazu steht unter anderem: „Ihr Ruhm lebt ewig, dauere mit ihm ihr Stamm dem Vaterland zum Segen.“
Die Inschrift für den „Schwarzen Herzog“. Foto: das medienatelier
Der Obelisk setzt sich aus in Zorge/Harz gegossenen Eisenplatten zusammen. Den Sockel bildet eine dreistufige quadratische, steinerne Plattform, an deren Ecken vier Löwen liegen. Sie wurden nach einem Modell des Bildhauers Johann Gottfried Schadow (1764-1850) gegossen. Das Gebiet Zorge/Wieda galt als das „Ruhrgebiet“ „des Herzogtums Braunschweig“. Dort wurden auch von 1842 an die Dampflokomotiven für die Herzoglich Braunschweigische Staatsbahn gebaut. An die Zeit erinnert das Heimatmuseum Zorge.
Das Denkmal am Löwenwall wurde 1996/97 mit Unterstützung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Richard Borek Stiftung umfassend restauriert. 2017 wurde, erneut mit Förderung der Richard Borek Stiftung, die goldene Schrift saniert. Die Buchstaben waren durch Rostbefall stark beschädigt. Durch die Sanierung der gesamten Platzanlage, die in diesem Jahr abgeschlossen wurde, hat auch der Obelisk in seiner Wirkung stark profitiert.
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Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 2: Der Westbau von St. Katharinen entstand in einer Zeitspanne von fast 300 Jahren.
So, wie wir die Katharinenkirche am Hagenmarkt heute kennen, sah sie lange Zeit nicht aus, denn das Bruchsteinmauerwerk, größtenteils Rogenstein, war sichtbar. Die Außenwände wurden erst in den 1990er Jahren verputzt und gestrichen. Die Farbfassung unterstreicht seither die Architekturgliederung. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass sie auch im Mittelalter verputzt war. Gefundene Farbreste unter den steinernen Gesimsen könnten daraufhin hindeuten.
Unabhängig von der Gestaltung der Außenhaut, hat die Katharinenkirche eine vor allem in jüngerer Zeit sehr bewegte Vergangenheit. Nach der fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche nach erster Notsicherung der Gewölbe zwischen 1950 und 1960 wieder aufgebaut. In der Bombennacht vom 14. auf den 15. Oktober 1944 waren beide Türme völlig ausgebrannt.
Die in der Bombennacht vom 14. Auf 15. Oktober 1944 zerstörte Katharinenkirche. Foto: Archiv Heimatpfleger Braunschweig
Und Ende der 1960er Jahre stellte sich heraus, dass am Südturm ein Überhang nach Osten von 85 Zentimetern und am Nordturm ein Überhang nach Ost-Nord-Ost von 75 Zentimetern eingetreten war. „Daher musste der ganze Westbau unterfangen werden. Diese Arbeiten wurden von 1974 bis 1978 unter Einsatz großer finanzieller Mittel und mit erheblichen technischen Schwierigkeiten erfolgreich ausgeführt. Von 1979 bis 1980 musste die durch diese Arbeiten stark in Mitleidenschaft gezogene Kirche erneut restauriert werden. 1987 wurde endlich auch mit der Restaurierung der Außenmauern begonnen, die nicht nur noch zahlreiche Kriegsverletzungen aufwiesen, sondern vor allem auch durch den ‚sauren Regen‘ stark gelitten hatten“, heißt es auf der Internetseite der Kirchengemeinde.
Wann der Baubeginn der Katharinenkirche stattfand, ist nicht eindeutig überliefert. Er dürfte in den Jahren um 1200 gelegen haben, meint Bauhistoriker Elmar Arnhold. Mittelalterliche Chroniken berichteten zwar, Herzog Heinrich der Löwe habe bereits im Jahre 1172 den Grundstein gelegt, aber das wird stark bezweifelt. Wie auch immer ist die Katharinenkirche nach dem Dom und St. Martini die drittälteste große Stadtkirche in Braunschweig. Heinrich der Löwe hatte nicht nur den Burgbezirk zu seiner festen Residenz ausgebaut, sondern auch die neue städtische Siedlung Hagen um 1160 gegründet.
Für die Katharinenkirche gilt, wie auch für St. Martini, dass sie zunächst nach dem Vorbild des Doms angelegt wurde. „Somit entstand in Braunschweig die dritte große, über kreuzförmigen Grundriss errichtete Pfeilerbasilika mit Westbau. Auch hier waren der Hauptchor und die Querarme mit Apsiden ausgestattet. Das System der Einwölbung durch Kreuzganggewölbe mit spitzbogigem Querschnitt und die Gestaltung der Pfeilerarkaden zwischen Mittelschiff und Seitenschiffen entsprach ebenfalls den genannten Vorbildern“, schreibt Bauhistoriker Elmar Arnhold in seinem Standardwerk „Mittelalterliche Metropole Braunschweig“. Das Buch wurde unter anderem von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Richard Borek Stiftung gefördert. Es bildet für die Stadtkirchen die Grundlage unserer Serie.
Langhaus mit Blick nach Osten. Foto: Elmar Arnhold
Der Westbau von St. Katharinen mit seinen beiden schlanken Türmen dokumentiert eine fast 300-jährige Baugeschichte. 1220 begann er, 1511 wurde er mit dem Turmhelm des nördlichen Turms vollendet. Der südliche der beiden unterschiedlich hohen achteckigen Türme erhielt 1379 seine spitze Turmhaube. Die einzelnen Stockwerke des Turmwerkes zeigen in eindrucksvoller Weise den Übergang von der Spätromanik über die Früh- zur ausgeprägten Hochgotik, während die Turmschäfte und -helme bereits in das Spätmittelalter datieren. „Damit präsentiert sich diese Fassade wie ein Lesebuch mittelalterlicher Stilgeschichte“, erläutert Elmar Arnhold.
Von der mittelalterlichen Ausstattung sind außer zwei wertvollen Abendmahlskelchen und einer Madonnenfigur aus Alabaster (um 1450, Stadt. Museum Braunschweig) keine weiteren Kunstwerke erhalten. Die zahlreichen Epitaphe (Totengedenktafeln) sind das Kennzeichnende der seit 1528 evangelischen Pfarrkirche. „Die Epitaphe sind als kunsthistorische und auch stadtgeschichtliche Kostbarkeiten zu betrachten. Dabei sticht besonders das Epitaph für Jürgen von der Schulenburg und seine Gemahlin Lucia von Veltheim heraus. Das als Fassadenarchitektur der Spätrenaissance aufgebaute Monument befand sich ursprünglich am Übergang vom Langhaus zum Chor in einer dem Standort eines Lettners vergleichbaren Position. Es wurde 1789 an die Westwand des Nordseitenschiffs versetzt“, berichtet Bauhistoriker Arnhold.
Ostansicht der Katharinenkirche mit ihren schlanken, achteckigen Türmen. Foto: Elmar Arnhold
Wer sich die Katharinenkirche einmal von Innen ansehen möchte, dem sei das Weihnachtskonzert mit selten aufgeführter, festlich barocker Weihnachtsmusik am 10. Dezember um 16 Uhr empfohlen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Kontakt:
Pfarramt St. Katharinen
An der Katharinenkirche 4
38100 Braunschweig
Telefon: 0531 44669
E-Mail: katharinen.bs.buero@lk-bs.de
Gemeindepfarrer: werner.busch@lk-bs.de
Website: https://katharinenbraunschweig.de/
Der frühere Pfarrer der Klosterkirche, Joachim Hempel, verbindet in seinem Impulsvortag anlässlich des 3. Riddagshäuser Braunkohlessens Geschichte und Gegenwart des heutigen Naturschutzgebiets.
Anlässlich des 3. Riddagshäuser Braunkohlessens im Landgasthaus „Grüner Jäger“ hielt der ehemalige Domprediger und Pfarrer an der Klosterkirche (1976 – 1987), Joachim Hempel, den Impulsvortrag „Riddagshausen – Ort der fröhlichen Büßer. Anmerkungen aus Geschichte und Gegenwart, den der „Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ hier im Wortlaut veröffentlicht:
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 21: Der Querschnitt der Straße Hagenbrücke wurde in den 1970er Jahren für den Verkehr mehr als verdreifacht.
Hagenbrücke und St. Katharinen, Blick von der Kemenate Hagenbrücke. Foto: E. Arnhold
Der Blick durch die Hagenbrücke auf den elegant aufstrebenden Westbau von St. Katharinen gehörte zu den eindringlichsten Stadtbildern im alten Braunschweig. Und ein solches Motiv existierte hier vor den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges gleich zweifach: Weberstraße und Andreaskirche in der Neustadt bildeten ein ebenso imposantes Ensemble. Diese einzigartigen Zeugnisse mittelalterlichen Städtebaus wurden nach ihrer Vernichtung durch einen geradezu erschütternd belanglosen Wiederaufbau völlig entwertet.
Die Hagenbrücke ist in den 1970er Jahren im so genannten Kerntangentenviereck zur Erschließung der Innenstadt für den Individualverkehr aufgegangen. Damit wurde ihr Querschnitt – genauso wie derjenige von Küchen- und Lange Straße – mehr als verdreifacht. Der 1311 erstmals als „upper Hagenbrugke“ erwähnte Straßenzug zwischen Hagenmarkt und Neustadtrathaus war jedoch von Beginn an bedeutend für den innerstädtischen Verkehr: Er war die wichtigste Verbindung der Weichbilde Hagen und Neustadt. Obwohl sie über den inzwischen verrohrten innerstädtischen Okerlauf führte, der hier übrigens die Weichbildgrenze zwischen Hagen und Neustadt markierte, lassen auch die ältesten Abbildungen dieser Straße keine Brücke erkennen.
Seit dem Spätmittelalter sind beide Seiten der Hagenbrücke auch über den Fluss hinweg mit geschlossener Bebauung versehen. Es handelte sich daher um eine bebaute Brücke. Im Prinzip vergleichbar mit der berühmten Krämerbrücke in Erfurt, aber eben nur mit einem Brückenbogen. In Wolfenbüttel ist eine gleichartige Situation im Bereich der Krambuden erhalten („Klein-Venedig“).
Hagenbrücke 22, vor 1893. Foto: Nieders. Landesamt f. Denkmalpflege
Die enge und kleinteilige Bebauung der Hagenbrücke bestand bis zum Abbruch des Eckhauses zur Straße Höhe im Jahr 1893 fast ausschließlich aus Fachwerkbauten des 15. und 16. Jahrhunderts. Stattlichstes Haus war Hagenbrücke 2 mit zwei kräftig auskragenden Stockwerken (ursprünglich Speichergeschosse) und steinernen Brandgiebeln. Die Brandmauern des um 1500 entstandenen Hauses bildeten mit ihren Stufengiebeln ein Unikat im spätgotischen Hausbau der Stadt. Die aus Backsteinen gemauerten Giebel kragten über aufwendig gestalteten Konsolen mit den Stockwerken entsprechend vor.
Hinter den Häusern Hagenbrücke 1, 2 und 4 standen Kemenaten. Von diesen mittelalterlichen Steinbauten ist lediglich die heutige Kemenate Hagenbrücke, als einziges historisches Bauwerk der Straße erhalten geblieben. Vor der Zerstörung waren die Kemenaten für den Passanten nicht sichtbar – sie befanden sich an den Rückseiten der Vorderhäuser in den zuletzt dicht bebauten Höfen. Der Standort der 2015 sanierten und baulich erweiterten Kemenate Hagenbrücke lag hinter einem kleinen und zuletzt verputzten Fachwerkhaus Nr. 4 aus dem 15. Jahrhundert.
Hagenbrücke mit St. Katharinen vor 1893. Foto: aus Braunschweigs Baudenkmäler 1893
Weitere bemerkenswerte alte Bürgerhäuser waren an der südlichen Straßenseite zu bestaunen. Die reichsten Schnitzereien zierten das schmale Haus Hagenbrücke 12. Die beiden einstigen Speicherstöcke des inschriftlich mit 1523 datierten Fachwerkhauses zeigten gotisches Maßwerk und einen Laubgewindestab. Zu den größeren Häusern gehörte Nr. 15, dessen Baujahr ebenfalls inschriftlich mit 1483 angegeben war. Es gehörte zu der überaus umfangreichen Gruppe spätmittelalterlicher Holzbauten mit Treppenfriesen. Solche Treppenfriese finden sich auf den Schwellbalken der Stockwerke und tragen mit Knaggen und Balkenköpfen zur überaus plastischen Wirkung der vorkragenden Hausfronten bei. Erhaltene Beispiele sind die Stiftsherrenhäuser an der Kleinen Burg oder das Haus Ritter St. Georg in der Alten Knochenhauerstraße.
Eine besonders eindrucksvolle Häusergruppe befand sich bis zum 1893 erfolgten Abbruch dem Neustadtrathaus gegenüber an der Ecke zur Höhe. Das mit 1509 datierte Eckhaus Hagenbrücke 22 war wiederum mit einem Treppenfries verziert. Fragmente der Schwellbalken mit Inschrift wurden beim Abbruch geborgen und befinden sich im Städtischen Museum Braunschweig. Die Inschrift lautet: „Anno d(omi)ni m° ccc°cc vnn ix / santi vrba(n)i we ka(n) midat alle man tho wille(n) sy“ (Wer kann, der sage mir, wie man es allen Menschen recht machen kann). Überragt wurde das Haus Nr. 22 von seinem östlichen Nachbarn mit seinen beiden ganz schlichten und weit auskragenden Speichergeschossen. Es war vermutlich das älteste Fachwerkgebäude der Hagenbrücke. Konstruktion und Gestaltung deuteten hier auf eine Bauzeit in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Betrachtet man die Gesamtansichten des alten Straßenzuges, so erwecken die Dachaufbauten (Zwerchhäuser) den Eindruck von Giebelhäusern. Es handelte sich jedoch durchweg um traufständige Häuser, deren Dachseiten der Straße zugewandt waren. Ein Gang durch das Magniviertel lässt diese für das alte Braunschweig prägende Bauweise noch heute erkennen. Die Zwerchhäuser wurden im 18. und 19. Jahrhundert auf den älteren Häusern zumeist mit der Absicht errichtet, Wohnraum zu gewinnen. Damals sind auch die ursprünglichen Speichergeschosse vielfach zu Wohnzwecken umgebaut worden. Die Lagerräume verlegten Handwerker und Kaufleute nun häufig in die Hinterhöfe, wo sich die Bebauung verdichtete. So spiegeln die alten Häuser neben Architektur- und Kunstgeschichte auch den Alltag der Menschen und den Wandel des Wohnens und Arbeitens in früheren Jahrhunderten wider. Diese historische Tiefe ist durch die Zerstörungen durch den Krieg und seine Folgen unwiederbringlich verloren gegangen.
Elmar Arnhold ist Bauhistoriker (Gebautes Erbe) und Stadtteilheimatpfleger. Auf Instagram @elmararnhold veröffentlicht er regemäßig Beiträge zu historischen Bauten in Braunschweig.
Fotos
Bau am Fachwerkensemble Ackerhof 2 abgeschlossen: Passanten bleiben stehen, staunen und fotografieren.
Das restaurierte Fachwerkensemble Ackerhof 2 ist, wie vom Investor Borek Immobilien angekündigt gewesen, tatsächlich zu einem wahren Schmuckstück geworden. Es wertet nicht nur das Magniviertel erheblich auf, sondern die gesamte Innenstadt. Nach 30-monatiger Bautätigkeit ist der Blick auf die vier historischen Häuser sowie die beiden neu errichteten Fachwerkhäuser endlich frei. Immer wieder bleiben Passanten stehen, staunen und fotografieren das für die Stadt und darüber hinaus herausragende Projekt des Denkmalschutzes.
Objekt des Monats aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung, Folge 1: Die Prunkuhr war ein Hochzeitsgeschenk für Ernst August und Victoria Luise.
Es ist an der Zeit! Mit der prunkvollen Kaminuhr, einst ein Hochzeitsgeschenk, startet die neue Reihe „Objekt des Monats“ von „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“, in der besondere Exponate aus der Sammlung der Richard Borek Stiftung vorgestellt werden.
Die am 24. Mai 1913 in Berlin vollzogene Trauung des Prinzen Ernst August von Hannover, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, mit Prinzessin Victoria Luise von Preußen, der einzigen Tochter Kaiser Wilhelms II., stellt in vielerlei Hinsicht ein denkwürdiges Ereignis dar. Es handelte sich um eine für damalige Zeiten untypische Liebeshochzeit. Darüber hinaus wurde damit die jahrzehntelange Fehde zwischen den feindlichen Häusern der Welfen und Hohenzollern beendet, die einst durch die preußische Annexion Hannovers ausgelöst worden war.
Die insgesamt viertägige Hochzeitsfeier geriet zu einem wahren Medienereignis. Unter den mehr als 1.100 geladenen Gästen befand sich das „Who ist Who“ der europäischen Adelshäuser. So reiste beispielsweise nicht nur das britische Königspaar Georg V. und Mary an, sondern auch der letzte Zar Nikolaus I. von Russland.
Detail Reiter, Foto: Richard Borek Stiftung
Die Hochrangigkeit der Gäste spiegelte sich auch in den Hochzeitsgeschenken wider, die in außergewöhnlich hoher Zahl im Berliner Schloss eintrafen und dem Brautpaar in einer Zeremonie überreicht wurden. Neben kostbarem Schmuck, edlen Gold- und Silberwaren, Gemälden und Porzellane, finden sich in der Geschenkeliste prunkvolle Tisch- und Standuhren. Einige Geschenke konnten glücklicherweise bis heute bewahrt werden und haben ihren Platz in der Sammlung der Richard Borek Stiftung gefunden. Dazu gehört auch die Prunkuhr, die im Jahr 2015 als Leihgabe in der Ausstellung „Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wurde“ im Theaterbau des Berliner Schlosses Charlottenburg zu sehen war.
Derartige Uhren dienten nicht nur als Zeitmesser, sondern vor allem auch als Repräsentationsobjekt. Anhand einer Inschrift wird die Lüneburger Ritterschaft als Auftraggeber beziehungsweise Schenker offenbart: „Gewidmet von der Landschaft und Ritterschaft des Fürstentums Lüneburg zum 24. Mai 1913“. Die ca. 80 cm große Kaminuhr gehört ohne Zweifel zu den eindrucksvollsten Geschenken. Es ist zu vermuten, dass sie aufgrund der aufwendigen Herstellung erst 1914 dem herzoglichen Paar überreicht wurde.
Das Thema der Uhr, die Aussöhnung zwischen Welfen und Hohenzollern durch die Hochzeit, wird durch eine aus Silber gefertigte Figurengruppe symbolisiert. Zu sehen sind zwei Reiter, die sich versöhnlich die Hände reichen. Ihre Helmverzierungen, Löwe und Adler, weisen sie als Verkörperung Preußens und des Welfengeschlechts aus. Bei genauerer Betrachtung der Reiter fällt auf, dass sie nicht in zeitgenössischen Uniformen, sondern als mittelalterliche Ritter des beginnenden 13. Jahrhunderts dargestellt sind. Das bewusste Spiel mit zwei unterschiedlichen Epochen sollte vermutlich dem noch kürzlich vorhandenen Konflikt die politische Schärfe nehmen.
Andererseits wird zugleich ein Bezug zur Aussöhnung des Streites zwischen Welfen und Staufern im Jahr 1235 hergestellt, als Kaiser Friedrich II. den Enkel Heinrichs des Löwen, Otto das Kind, auf dem Mainzer Hoftag mit dem neu gegründeten Herzogtum Braunschweig-Lüneburg belehnte.
Das Uhrengehäuse wurde von W. Lameyer & Sohn aus Hannover gefertigt, einem der damals führenden Unternehmen in Sachen Juwelen, Gold- und Silberarbeiten. Es hat die Form eines nach oben hin schmaler werdenden Sockels, der in seiner Erscheinung mit dem des Braunschweiger Löwen assoziiert werden kann. Auf der Schauseite ist ein vergoldetes romanisches Portal mit Doppelsäulen aus geschliffenem Lapislazuli zu sehen, die an den Kapitellen mit filigranem Ranken- und Vogelornament dekoriert sind. In dem halbkreisförmigen Bogenfeld über dem Portal, dem sogenannten Tympanon, ist ein blaues Ziffernblatt aus Emaille platziert. Die ornamentverzierten Arkadenbögen sind mit sieben geschliffenen Lapislazuli-Steinen veredelt.
Direkt unter dem Ziffernblatt steht der aus Silber gearbeitete Braunschweiger Löwe. Er hält ein silbernes Wappenschild in seinen Pranken. In Anlehnung an das Gesamtprogramm sind darauf der Reichsadler beziehungsweise der preußische Adler (rechts) sowie die zwei Leoparden des welfischen Stammlandes Braunschweig (links) zu erkennen. Die eindrucksvolle Uhr kann zurzeit in der Ausstellung im Weißen Saal des Schlossmuseums Braunschweig betrachtet werden.
Seien Sie gespannt: Anlässlich des 300. Geburtstages des Landschaftsmalers Pascha Johann Friedrich Weitsch und der ab dem 8. Dezember im Herzog Anton Ulrich-Museum eröffneten Sonderausstellung „Naturtalent. 300 Jahre Pascha Weitsch“, in der auch Leihgaben der Richard Borek Stiftung zu sehen sind, widmet sich das Objekt des Monats Dezember einem Werk des bedeutenden Braunschweiger Künstlers.
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 1: Vor 850 Jahren wurde der Grundstein für die Stiftskirche von Heinrich dem Löwen gelegt.
Bis der Braunschweiger Dom St. Blasii das uns heute so lieb gewonnene Gebäude wurde, dauerte es rund 300 Jahre. Die letzte große bauliche Veränderung erfuhr die Stiftskirche von Heinrich dem Löwen zwischen 1463 und 1474, als das nördliche Seitenschiff Richtung Burgplatz neu errichtet und dafür der dort zuvor stehende Gebäudeteil vollständig abgebrochen wurde. Für den Bauhistoriker Elmar Arnhold ist der Dom „das bedeutendste Baudenkmal Braunschweigs“. Nicht von ungefähr bildet der „Leitbau der niedersächsischen Spätromanik“ den Auftakt zu unserer neuen Serie „Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land“: Denn genau vor 850 Jahren, also 1173, ließ der Herzog von Sachsen und Bayern mit dem Bau seiner Grab- und Memorialkirche beginnen.
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 20: Durch Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau ist der historische Stadtorganismus am ehemaligen Augusttor völlig überformt worden.
Die Auguststraße gehört zu den breiten Einfallstraßen in das Stadtzentrum Braunschweigs. Ihre heutige Gestalt geht auf den verkehrsgerechten Ausbau der Innenstadt mit der Schaffung des „Kerntangentenvierecks“ in den 1960er und 70er Jahren zurück. Der Straßenzug führt mit vierspuriger Trasse und zusätzlichem Gleiskörper für die Stadtbahn vom John-F.-Kennedyplatz über den Aegidienmarkt zum Bohlweg. Durch Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau ist der historische Stadtorganismus am ehemaligen Augusttor völlig überformt worden.
Die Braunschweiger Agentur LIO Design gestaltete in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Lengede und dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte eine attraktive, zeitgemäße und empathische Ausstellung.
Am 24. Oktober 1963 ertönte ein mächtiges Donnergrollen auf dem Bergwerksgelände Lengede-Broistedt. Fast 500.000 Kubikmeter Schlamm und Wasser fluteten den Schacht „Mathilde“, weil der Klärteich am Förderturm gebrochen war. 129 Bergleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt unter Tage. 79 Kumpel konnten sich schnell retten, sieben Bergleute gelangten am nächsten Tag ins Freie. Am 1. November konnten drei weitere Vermisste aus einer Luftblase gerettet werden. Die Rettung von weiteren elf Eingeschlossenen am 7. November, 14 Tage nach dem Einbruch, ging als das „Wunder von Lengede“ in die Geschichte ein. Aber auch 29 Bergleute verloren auf tragische Weise damals ihr Leben.
Das neue Buch „Verkehrsknoten Braunschweig“ zeigt die Entwicklung. Autor Christian Ernst erklärt die Meilensteine der Veränderungen.
Sonderausstellung im Herzog Anton Ulrich-Museum bietet erstmals einen breiten Einblick in die umfangreiche Sammlung von Werken des braunschweigischen Landschaftsmalers Pascha Weitsch.
Schlossmuseum zeigt kleine Ausstellung zum „Vaterländischen Denkmal“ am Löwenwall.
Unter dem Motto „Advent am Kaiserdom“ werden am 9. und 10. Dezember jeweils von 11 bis 17 Uhr eine Reihe weihnachtlicher Programmpunkte angeboten. Die Veranstaltung ist eine Kooperation von Stiftskirchengemeinde, Stiftun...
Die herausragenden Kirchen im Braunschweiger Land, Teil 2: Der Westbau von St. Katharinen entstand in einer Zeitspanne von fast 300 Jahren.
Serie über die Braunschweiger Manufaktur Stobwasser, Folge 6: Zweigunternehmen wurde 1773 in Berlin gegründet.
Mehr als 102.000 Ankünfte und rund 185.000 Übernachtungen erfasste das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) von Juli bis September in Braunschweig. Damit liegt das dritte Quartal nur noch rund zehn Prozent bei den...
Dieter Brinkmann betreut die Pilgerherberge in der Lehndorfer Pfarrscheune. Dort kümmert er sich ums Wohlergehen der Pilger und bietet Informationen.
„Junge Menschen treffen Klassik“: 10- bis 11-jährige Schülerinnen und Schüler der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße waren zu Besuch beim Meisterkonzert.
Der frühere Pfarrer der Klosterkirche, Joachim Hempel, verbindet in seinem Impulsvortag anlässlich des 3. Riddagshäuser Braunkohlessens Geschichte und Gegenwart des heutigen Naturschutzgebiets.