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Lernen auf dem Rücken der Pferde

Kümmern sich um die Kinder und die Pferde: (von links nach rechts) Gundula Fischer, Cornelia Moselewski, Maria Hagebölling.
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Reitförderung an der Grundschule Comeniusstraße für Kinder mit Defiziten in Motorik, Wahrnehmung, Konzentration oder Sozialverhalten.

Die Fähigkeiten, die Grundschulkinder von Haus aus mitbringen, sind sehr verschieden. Oft ist die soziale Herkunft der Kinder entscheidend dafür, was sie können und was eben nicht. Die Grundschule Comeniusstraße, im Jahr 2013 mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet, hat für sich die Reitförderung entdeckt, um Jungen und Mädchen, die Probleme mit der Grob- und Feinmotorik, der Wahrnehmung, der Balance, der Koordination, der Konzentration, der Ausdauer oder dem Sozialverhalten zu unterstützen. Mit großem Erfolg, wie Schulleiterin Brigitte Rössing bestätigt. Ohne die finanzielle Hilfe u.a. der Richard Borek Stiftung wäre diese „Psychomotorik auf und mit dem Pferd“ der Schule nicht möglich.

„Wir stellen ausgesprochen gute Veränderungen bei den Kindern fest. Sie sind selbstbewusster, mutiger, werden sich ihrer Stärken bewusst und können so besser mit ihren Schwächen umgehen. Auch ihre Motorik entwickelt sich positiv“, versichert die Schulleiterin. Sie bezeichnet das Reiten als eine Art „Schulfach Glück“. Als Beispiel dafür führt sie einen Jungen aus der 1. Jahrgangsstufe an. Er stammt aus einer sogenannten Multiproblemfamilie mit besonderer finanzieller Notlage. Er liegt mit geschlossenen Augen auf dem Pony und lässt sich „durch die Welt schaukeln“. Dabei ist er für ein paar Momente entspannt und glücklich. „Das Reiten hat insbesondere für Kinder aus problematischen, sozial schwachen Familien einen hohen Stellenwert hat“, sagt Brigitte Rössing.

„Unsere Erfahrungen mit der tiergestützten Arbeit sind durchweg ausgesprochen  positiv und zeigen in beeindruckender Weise, dass die Bewegungsentwicklung und soziale Integration gefördert werden können. Das Pferd ist ein natürlicher Lehrmeister. Den Schülerinnen und Schülern wird während der Reitstunden viel abgefordert: Vorsicht, Mut, Konzentration, Disziplin, Kooperation und Verantwortung“ erläutert die Pädagogin.

Aktuell nehmen sieben Kinder der Grundschule Comeniusstraße an dem besonderen Unterricht im Reitstall Fischer in Volkmarode teil. Die Auswahl erfolgt nach Förderbedarf. „Die Lehrkräfte der Klassen schlagen Kinder aus ihren Lerngruppen vor, die diese Art der Förderung besonders nötig haben. Gemeinsam mit unseren Förderschullehrkräften wird dann die Auswahl getroffen“, erläutert die Schulleiterin, die auf Hinweis einer Kollegin schon vor einem Jahrzehnt mit dem Programm begann. „Im Umgang mit Pferden entwickeln die Kinder Selbstbewusstsein und erleben eine besondere Art der Selbstwirksamkeit. Lebensfreude und Naturerfahrung kommen wie von selbst dazu. Kinder und Tiere, das ist eine Verbindung, die wie von selbst gelingt“, schildert sie weiter.

Beim Schulreiten bekommen die Kinder in engen Kontakt zu den Pferden. Sie spielen mit Heu und Stroh, erfahren der Weite von Reitplatz, Wald und Wiese. „Nachhaltige Erfolge zeigen sich in den Bereichen Motorik, Arbeits- und Sozialverhalten. Eltern und Lehrkräfte berichten von einer besonderen Persönlichkeitsentwicklung durch gesteigertes Selbstwertgefühl. Der Umgang mit einem so großen Tier lässt das Kind seine eigenen Kräfte spüren. Die Bewegung des Pferdes erzeugt kinesiologische Impulse, die bei den unterschiedlichsten Kindern eine ausgleichende Wirkung erzielen. Verblüffend sind die Reaktionen auf die Wärme und Ausstrahlung des Pferdes“, heißt es in einer Ausarbeitung der Grundschule Comeniusstraße, die froh ist, diese besondere Förderung weiterhin gezielt einsetzen zu können.

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