„Museum der Religionen“ als Ort der Toleranz

Jüdisches Museum im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien
Jüdisches Museum im Ausstellungszentrum Hinter Aegidien

20 Experten aus ganz Deutsch­land beraten über neue Nutzung des ehema­ligen Klosters Hinter Aegidien.

Lässt sich das ehemalige Kloster Hinter Aegidien, das heute zum Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum gehört, zu einem Ort des inter­kul­tu­rellen und inter­re­li­giösen Dialogs entwi­ckeln? Eine Tagung im Landes­mu­seum hat sich mit diesem Thema befasst, um ein Konzept für ein „Museum der Religionen” zu erarbeiten. Denn ohne die Kenntnis ihrer Religionen seien die Kulturen nur schwer zu verstehen, so die Veran­stalter des Sympo­siums, das die STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE gefördert hat.

Mehr als 20 Experten der drei monothe­is­ti­schen Religionen sowie aus Politik, Kultur und Wissen­schaft aus ganz Deutsch­land befassten sich im Rahmen eines Sympo­siums mit den Möglich­keiten, im Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum solch ein „Museum der Religionen” einzu­richten. Dort soll ein Ort der Toleranz zur Entwick­lung gegen­sei­tigen Verständ­nisses zwischen unter­schied­li­chen Glaubens­rich­tungen geschaffen werden.

Die Fragen, die bei der Tagung im Landes­mu­seum behandelt worden sind, erläutert Dr. Hans-Jürgen Derda, der das Projekt beim Landes­mu­seum betreut: „Ausgehend von dem Weltethos-Gedanken steht der Dialog der Religionen im Zentrum. Wie lassen sich religiöse Tradi­tionen heute vermit­teln und welchen Beitrag können Museen als säkulare Bildungs­ein­rich­tungen dabei leisten? Welchen Einfluss haben die gewach­senen Religionen auf die Gegenwart? Wie lässt sich die Geschichte einer Region mit der Geschichte der Religion verknüpfen?”

Welche Konflikte aus Unwissen erwachsen, zeigen die weltweiten politi­schen und Ereig­nisse, die in einer globa­li­sierten Welt mit starken Wande­rungs­be­we­gungen nicht mehr nur als lokale Ereig­nisse wahrzu­nehmen sind. Die Wurzeln für die meisten der weltweiten Konflikte, deren Auslöser auf unter­schied­liche Glaubens­rich­tungen zurück­ge­führt werden, sind in der Geschichte zu suchen.

Im ehema­ligen Kloster Hinter Aegidien zeigt das Braun­schwei­gi­sche Landes­mu­seum bereits seine bedeu­tende Judaica-Sammlung in einer Dauer­aus­stel­lung. Da trifft schon jetzt christ­liche mit jüdischer Tradition zusammen. Ergänzend – so der Plan einer neuen Ausstel­lungs-Konzep­tion – soll dort jetzt auch der Islam präsen­tiert werden.

Diese inter­kul­tu­relle Dauer­aus­stel­lung könnte zu einem außer­schu­li­schen Standort für den Religions‑, Philo­so­phie- und Werte-und-Normen-Unter­richt avancieren. Im Rahmen der Ausstel­lung könnten die histo­ri­schen Entwick­lungen der drei großen monothe­is­ti­schen Religionen anschau­lich vermit­telt werden und so auch die Basis für Veran­stal­tungen unter­schied­lichster Art bilden.

Pfarrer Dieter Rammler begrüßt die Initia­tive: „Toleranz ist eine Frucht von Bildung. Oft genug war Unwissen die Quelle von Vorur­teilen, die ihrer­seits zur Ursache der Unter­drü­ckung anders­gläu­biger Minder­heiten wurden. Die Kenntnis der religiösen Tradi­tionen, Riten und Symbole, der Ähnlich­keiten und Unter­schiede verhilft uns zu einem Perspek­ti­ven­wechsel. Was ist den anderen heilig? Wo würden sie ihre religiösen Gefühle verletzt sehen?”

Deshalb seien es die Bemühungen des Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seums um den Aufbau eines Museums der Religionen wert, weiter­ver­folgt und unter­stützt zu werden. Rammler, Direktor des Theolo­gi­schen Zentrums mit Predi­ger­se­minar und Evange­li­scher Akademie Abt Jerusalem in Braun­schweig, kann sich vorstellen, bei gemein­samen Veran­stal­tungen die Evange­li­sche Akademie im Rahmen des Projekts in den inter­re­li­giösen Dialog einzu­be­ziehen.

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