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„Schätze“ aus Braunschweig, die erlöst werden wollen

Auch dieses Fragment der Ackerhofportals lagern im städtischen Bauhof. Foto: Norbert Jonscher
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Im städtischen Bauhof an der Ludwigstraße lagern historische Fragmente wie das Ackerhofportal.

Das 1772 nach Plänen von Wilhelm von Gebhardi (1738 – 1809) in Form eines römischen Triumphbogens gebaute Ackerhofportal, inklusive Türflügel, lagert abseits in einer Ecke. Unter freiem Himmel. Wind und Wetter nagen an den historischen Sandstein-Fragmenten, die früher einmal, bis in die 1970er Jahre, mit Blick auf den Schlossgarten standen. Weiter hinten, in einer Lagerhalle: Relikte des früheren Nicolaikirchenportals, ordentlich in raumhohe Regale eingelagert.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.02.2020 (Bezahl-Artikel)

Im städtischen Bauhof an der Ludwigstraße, quer gegenüber der Moschee, lagern, gesichert durch Maschendrahtzaun, wahre „Schätze“ unserer Stadtgeschichte – und kaum jemand weiß das. Wir schauen uns dort um.

Nicolai-Kirche

Die Fragmente der früheren Nicolaikirche an der Friesenstraße – sie könnten, einem politischen Wunsch folgend, schon sehr bald an ihren alten Platz zurückkehren – an einen zweiten Anbau der Edith-Stein-Schule nämlich, wenn es diesen denn geben wird. Die Schule befindet sich gleich hinter den Schloss-Arkaden. Zurzeit wird an einem ersten Anbau gearbeitet. Nur, Platz für die Fassadenteile gebe es hier leider nicht, so die Meinung der städtischen Bauverwaltung.

Was gibt es noch?

Doch es gibt weitere „Schätze“, die unscheinbar und verlassen in einer Ecke des Bauhofes darauf warten, dass sie erlöst werden – und wieder zurück dürfen in ihre Heimatstadt, unter die Augen der Braunschweiger. Renaissancetorbögen sehen wir, Zaunpfähle, Steine und Gitterteile vom Schloss, diverse Gussformen für Plastiken, noch von dem Braunschweiger Professor Jürgen Weber stammend, aber auch das Originalwappen vom Zaun der Herzogseiche am Petritorwall, Skulpturen der Gerloff’schen Villa, Spitzbogenfenster des Rathauses, Kanonenrohre unbekannter Herkunft, Säulenteile, verschiedene historische Türen und, und, und.

Das Ackerhofportal

Das Ackerhofportal war einst als Eingang zum Schlossgarten errichtet worden. Später wurde es an den Ackerhof versetzt. Mit dem Bau der Georg-Eckert-Straße wurde der städtebauliche Bezug jedoch zerstört und das Portal 1971 schließlich abgebaut. Doch die Braunschweiger haben es nicht vergessen. Seit den 1970er Jahren hat es immer wieder Versuche gegeben, einen Wiederaufbau durchzusetzen. „Ein Schatz, der unser Stadtbild unbedingt bereichern würde“, so plädieren bis heute nicht wenige.

Bereits weit gediehen waren die Pläne in den 1980er Jahren. Im städtischen Hochbauamt waren die Pläne für den Aufbau fix und fertig. Das Projekt sollte 300 000 Mark kosten. Die Sandsteinquader waren ausgebessert und exakt katalogisiert. Das schmiedeeiserne Tor, das in den Wirren der Nachkriegszeit verschwand und erst 1985 aus dem Bauschutt geborgen werden konnte, hatte der Schlosser Burkhard Weber exzellent restauriert. Doch der damalige Oberstadtdirektor wiegelte 1991 ab: Es sei bei dem Portal „keine kulturelle und soziale Nutzung“ möglich.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 20.02.2020 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article228481289/Schaetze-aus-Braunschweig-die-erloest-werden-wollen.html (Bezahl-Artikel)

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