Zeichen setzen im gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess

Friederike von Bünau im Haus der Braunschweigischen Stiftung. Foto: Simone Hobrecht-Kettner

Friede­rike von Bünau, neue General­se­kre­tärin des Bundes­ver­bands Deutscher Stiftungen, kam zum Antritts­be­such ins Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen.
Sie ermutigte die Stiftungen, Zeichen zu setzen im gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess.

Wenn die freiheit­lich-demokra­ti­sche Grund­ord­nung gefährdet sei, könne der Bundes­ver­band Deutscher Stiftungen nicht schweigen und müsse Position beziehen, sagte die neue General­se­kre­tärin Friede­rike von Bünau während ihres Antritts­be­suchs im Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen. Ihren Impuls­vor­trag hatte sie mit „Mehr Haltung wagen. Stiftungs- und Verbands­ar­beit in Zeiten gesell­schaft­li­cher Trans­for­ma­tion“ überschrieben. Sie erklärte, dass der Dachver­band seine Orien­tie­rungs­funk­tion für seine Mitglieder sehe und wahrnehme. Rückmel­dungen belegten, dass das eine Hilfe für viele Mitglieds­stif­tungen sei, sich selbst zu positio­nieren.

Aktive Inter­es­sen­ver­tre­tung

Dem Bundes­ver­band gehören rund 4800 Stiftungen an. Alle eine, dass sie Gesell­schaft gestalten, verändern und ein Stück besser machen wollten, so von Bünau. Der Bundes­ver­band sei für die Mitglieder die aktive Inter­es­sen­ver­tre­tung gegenüber der Politik. „Wir setzen uns in Berlin für gute Rahmen­be­din­gungen ein, damit Stiften attraktiv bleibt“, erklärte die General­se­kre­tärin. Dabei gehe es um Fragen zum Trans­pa­renz- und Lobby­re­gister sowie der Gemein­nüt­zig­keit.

Podiums­dis­kus­sion mit (von links) Rosa-Maria Berghahn, Friede­rike von Bünau, Susanne Hauswaldt und Susanne Schuberth. Foto: Simone Hobrecht-Kettner

Friede­rike von Bünau bekräf­tigte vor rund 50 Vertre­te­rinnen und Vertre­tern regio­naler Stiftungen aus dem Braun­schwei­gi­schen, dass der Bundes­ver­band dabei sei, gerade das Thema regionale Netzwerke stärker in den Blick zu nehmen. „Ich bin der Auffas­sung, dass das Regionale und Lokale in diesen unüber­sicht­li­chen Zeiten immer wichtiger werden. Die Menschen wollen sich vor Ort gut aufge­hoben fühlen. Und dafür füllen Stiftungen eine wichtige Rolle aus. Sie begleiten den gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess und können Zeichen setzen“, sagte sie. In diesem Zusam­men­hang lobte sie das Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen als beispiel­ge­bend: „Wenn jede Stadt so einen Ort der Zivil­ge­sell­schaft hätte, wäre das sehr hilfreich.“

Auch in der anschlie­ßenden, von Susanne Hauswaldt, stell­ver­tre­tende Vorsit­zende und geschäfts­füh­rendes Mitglied der Bürger­stif­tung Braun­schweig, moderierten  Diskus­si­ons­runde mit Rosa-Maria Berghahn, Direk­torin der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, und Susanne Schuberth, Stell­ver­tre­tende Leiterin der Geschäfts­stelle der Braun­schwei­gi­schen Stiftung, wurde das Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen als öffent­lich­keits­wirk­sames Kompetenz- und Kommu­ni­ka­ti­ons­zen­trum für die Stiftungs­land­schaft im Braun­schwei­gi­schen hervor­ge­hoben.

Wichtige Akteure der Zivil­ge­sell­schaft

„Es habe sich in den Debatten mit der Politik gezeigt, dass Stiftungen noch immer lediglich als Vermö­gens­masse gesehen werden, die es zu erhalten gelte, aber nicht so sehr als wichtige Akteur der Zivil­ge­sell­schaft, der in seinem Handeln auch ein bisschen eine Flexi­bi­lität benötigt“, betonte von Bünau. Stiftungen könnten nicht nur fördern, sondern wertvolle Impulse bei der gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­tion geben zum Beispiel im Bildungs- und Umwelt­be­reich sowie im sozialen Sektor.

Sie fragte in den Kreis der Stiftungs­ver­treter: „Wie politisch können, wollen und müssen wir kommu­ni­zieren?“ Sie meinte, dass heute anders über politi­sche Positio­nie­rungen nachge­dacht werden müsse als noch vor fünf oder drei Jahren. Deswegen habe sich der Bundes­ver­band dem Bündnis zivil­ge­sell­schaft­li­cher Organi­sa­tionen unter dem Slogan „Nie wieder ist jetzt“ angeschlossen, um gegen jede Form von Antise­mi­tismus und gruppen­be­zo­gener Menschen­feind­lich­keit zu protes­tieren. Auch der Initia­tive „Zusam­men­land – Vielfalt macht uns stark“ der Medien­häuser ZEIT, Handels­blatt, Süddeut­scher Zeitung, Tages­spiegel, Wirtschafts­woche und dem Werbe- und Medien­un­ter­nehmen Ströer sei der Verband beigetreten. Rund 500 Unter­nehmen haben sich zu der Initia­tive gegen Rechts­extre­mismus angeschlossen.

Wahrnehmbar in gesell­schaft­li­chen Diskursen

Sie warb dafür, in gesell­schafts­po­li­ti­schen Diskursen als Stiftungen wahrnehmbar zu sein. „Wir merken, dass das, was aus der Politik und aus der Gesell­schaft an uns heran­ge­tragen wird, oft mit Trans­pa­renz zu tun hat. Weil der Großteil der Stiftungen steuer­be­güns­tigt ist, hat die Öffent­lich­keit ein berech­tigtes Interesse gewisse Dinge über die Stiftungen zu erfahren“, erläu­terte sie. Dier Anzahl der Stiftungen in Deutsch­land nehme stetig zu. Mittler­weile sind es mehr als 25.000.

Das Stiftungs­ka­pital ist dem Bundes­ver­band Deutscher Stiftungen von 12.768 Stiftungen bekannt und beläuft sich auf 110 Milli­arden Euro. „Heute ist es so, dass die meisten Stiftungen schon zu Lebzeiten errichtet werden und dass sich auch immer mehr junge Menschen einbringen wollen, weil die Idee des Sinnstif­tens, schon viel eher als früher verfängt. Wir sehen, dass auch junge, vermö­gende Menschen an das Gemein­wohl denken“, ist Friede­rike von Bünau überzeugt, dass der positive Trend bei den Stiftungen anhält.

„Initia­tive Zukunfts­wege Ost“

Nachhol­be­darf gibt es vor allem in den neuen Bundes­län­dern. Denn 93 Prozent aller Stiftungen sind in den alten Bundes­län­dern angesie­delt. Um dieses Missver­hältnis zu verrin­gern, engagiere sich der Bundes­ver­band in der vom Ostbe­auf­tragten der Bundes­re­gie­rung, Carsten Schneider, forcierte „Initia­tive Zukunfts­wege Ost“. Ziel der Initia­tive ist es, privates Kapital zu akqui­rieren, um die Zivil­ge­sell­schaft in Ostdeutsch­land zu stärken. „Wir sind froh, dass das Thema auf die politi­sche Agenda gekommen ist. Gerade vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Branden­burg geht es darum, zu zeigen, dass es auch dort ganz viel bürger­schaft­li­ches Engage­ment gibt“, sagte Friede­rike von Bünau.

Rund 50 Vertre­te­rinnen und Vertreter von Stiftungen aus dem Braun­schwei­gi­schen waren gekommen. Foto: Simone Hobrecht-Kettner

Das könnte Sie auch interessieren

  • „Mischt euch ein, sprecht mitein­ander und kommt zusammen“

    „Mischt euch ein, sprecht mitein­ander und kommt zusammen“

    General­se­kre­tärin Bundes­ver­band Deutscher Stiftungen: Friede­rike v. Bünau über die Aufgaben und den Einfluss von Stiftungen. Anfang März war Friede­rike v. Bünau, die General­se­kre­tärin des Bundes­ver­bandes Deutscher Stiftungen, im Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen am Löwenwall zu Besuch. Die Stand­ort38-Redaktion hat vor der Veran­stal­tung mit ihr gespro­chen – über Gelas­sen­heit bei der eigenen Karrie­re­pla­nung, die Fragmen­tie­rung unserer… Weiterlesen

  • Gesell­schaft­liche Trans­for­ma­tion

    Gesell­schaft­liche Trans­for­ma­tion

    Die General­se­kre­tärin des Bundes­ver­bandes Deutscher Stiftungen, Friede­rike von Bünau, ist am Dienstag, 5. März, zu Gast im Haus der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen. Die Bürger­stif­tung Braun­schweig, die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und die Braun­schwei­gi­sche Stiftung haben sie zu einem Austausch-Format nach Braun­schweig einge­laden. Friede­rike von Bünau wird von 15 Uhr an im Rahmen einer öffent­li­chen Veran­stal­tung zum Thema… Weiterlesen

  • Die glücklose Erbprin­zessin

    Die glücklose Erbprin­zessin

    Eine neue Reihe beleuchtet Schick­sale am einstigen Braun­schweiger Hof: Folge 1 beschäf­tigt sich mit Friede­rike Luise Wilhel­mine. Die Heirat der 19jährigen Friede­rike Luise Wilhel­mines Prinzessin von Nassau-Dietz-Oranien mit Karl Georg August Prinz von Braun­schweig-Wolfen­büttel war 1790 keine Überra­schung. Die Verbin­dungen zwischen den Familien waren eng. Doch was so hoffnungs­froh begann, endete für die junge Frau… Weiterlesen