800 Jahre alte Steine im Rampen­licht

Ende Juni eröffnet die Ausstellung historischer Steine im Zisterzienserkloster Mariental. Foto: privat
Ende Juni eröffnet die Ausstellung historischer Steine im Zisterzienserkloster Mariental. Foto: privat

Das Lapida­rium im Zister­zi­en­ser­kloster Mariental bei Helmstedt wird Ende Juni eröffnet.

Das Zister­zi­en­ser­kloster Mariental entwi­ckelt sich mehr und mehr zu einem kunst­his­to­ri­schen Kleinod. Das Klostergut der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz ist aktuell durch die Einrich­tung eines Lapida­riums um eine touris­ti­sche Attrak­tion reicher geworden. Die Eröffnung der Sammlung histo­ri­scher Steine ist für Ende Juni geplant und vom 1. Juli an getreu dem Kloster-Motto „porta patet, cor magis…“ („Das Tor steht auf, das Herz noch mehr…“) für die Öffent­lich­keit kostenlos zugäng­lich.

Kreuzgang 1835 abgetragen

Lothar von Dewitz, Pächter des Kloster­guts, war bei der Sanierung der Außen­mauern in den Jahren von 1998 bis 2002 auf Werksteine gestoßen, die nach einge­hender Prüfung zum 1835 zu großen Teilen abgetra­genen Kreuzgang gehören. Durch den Kreuzgang gelangten die Mönche im Mittel­alter zu ihren Räumlich­keiten. Erhalten sind vom Kreuzgang nur noch Fragmente mit romani­schen Rundbo­gen­fens­tern und Konsol­steinen aus der Zeit um 1225.

Vorbild des Marien­taler Lapida­riums ist das Lapida­rium in der Goslarer Kaiser­pfalz, das von Dewitz besucht hatte. Seither blieb er mit seiner Initia­tive beharr­lich am Ball, bis die SBK schließ­lich überzeugt war und sich für die Einrich­tung der Ausstel­lung erwärmen konnte. Architekt Uwe Kleine­berg plante und entwarf das Lapida­rium Brigitte Moritz kuratierte es. „Das Ergebnis ist wunder­voll. Ich bin begeis­tert. Genau so hatte ich mir das Lapida­rium vorge­stellt“, lobt Lothar von Dewitz kurz vor der Eröffnung. Die Familie von Dewitz setzt sich seit 1969 für Erhalt und Sanierung des Zisters­zi­en­ser­klos­ters ein.

Kapelle der Familie von Alvens­leben

Einge­richtet wurde die Ausstel­lung im Kapel­len­haus der Stifter­fa­milie von Alvens­leben, das Teil der romanisch-gotischen Kloster­an­lage ist. Es befindet sich westlich der Kloster­kirche und steht mit seinen beiden Kapel­len­räumen und dem Vorraum in baulicher Verbin­dung zu Kirche und Klausur. Das Kapel­len­haus wurde im 13. Jahrhun­dert als Grablege der Stifter­fa­milie errichtet und als solche bis ins 16. Jh. genutzt. Danach gab es diverse Umnut­zungen, unter anderem in einen Pferde­stall und in eine Brennerei.

Neben der Stein­samm­lung werden im Zuge der Einrich­tung des Lapida­riums auch die Marien­taler Zister­zi­enser-Äbte gewürdigt. Dadurch werden die steinernen und museal insze­nierten Ausstel­lungs­stücke in ihren histo­ri­schen Kontext gesetzt. Als heraus­ra­gende Persön­lich­keiten leiteten die Äbte vom Mittel­alter bis zur Refor­ma­tion Kloster und Mönchs­ge­mein­schaft über mehr als 400 Jahre durch Blüte- und Krisen­zeiten.

Die Anlage weist mit der Kloster­kirche St. Marien, dem Kapitel­saal, dem einstigen Versamm­lungs­raum der Mönche, der Grabka­pelle der Familie von Barten­sleben mit einer außer­ge­wöhn­li­chen Ritzzeich­nung auf einer Grabplatte aus dem 15. Jahrhun­dert und einem Raum mit latei­ni­schen Graffiti weitere Sehens­wür­dig­keiten auf, die einen Besuch allemal recht­fer­tigen.

Fakten zum Klostergut

Mariental ist das größte von den neun zur Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gehörenden Kloster­güter. Das Kloster wurde 1138 gegründet und bis 1569 von Mönchen bewohnt. Die Gutsan­lage und die dazuge­hö­rigen Lände­reien werden heute vom Pacht­be­trieb der Familie von Dewitz bewirt­schaftet. Die Klausur­ge­bäude werden als attrak­tive Mietwoh­nungen genutzt. Die 500 Hektar landwirt­schaft­li­cher Nutzfläche dienen dem Ackerbau. Die Viehhal­tung spielt heute keine Rolle mehr. Manche Wirtschafts­ge­bäude werden daher heute nicht mehr genutzt. Gleich­wohl werden sie, ebenso wie die kilome­ter­lange Außen­mauer, die das Kloster abschirmte und hohen bauge­schicht­li­chen Wert besitzt, von der Stiftung sowie dem Pächter mit hohem Aufwand unter­halten.

Foto

Das könnte Sie auch interessieren

  • Parks in Braun­schweig: Das sind die 19 grünen Ruhepole der Stadt

    Parks in Braun­schweig: Das sind die 19 grünen Ruhepole der Stadt

    Naherholung ist in Braunschweig nicht weit. Einige Parks laden zum Spazieren, Sportmachen und Entspannen ein. Hier liegen Braunschweigs Parkanlagen. Weiterlesen

  • Auf der Suche nach neuen Ideen

    Auf der Suche nach neuen Ideen

    Ganztä­giger Workshop mit Auszu­bil­denden gab Impulse zur Steige­rung der Attrak­ti­vität des Kloster­guts Riddags­hausen. Das Kloster Riddags­hausen, eines der populärsten Ausflugs­ziele Braun­schweigs, ist bei jungen Erwach­senen bei weitem nicht so bekannt, wie man meinen möchte. Das war eines der überra­schenden Ergeb­nisse eines ganztä­gigen Workshops, den die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz, die Evange­li­sche Stiftung Neuerke­rode und die Richard… Weiterlesen

  • Hier werden die Städte erhört

    Hier werden die Städte erhört

    Klang­kunst im Allge­meinen Konsum­verein Braun­schweig: Der Klang der Städte. Es ist ein durch­glühter Hochsommer-Nachmittag. Schräg fallen sonnen­gelbe Streifen durch die Fenster des alten Lager­hauses. Auf diese Wand, die für sich schon so etwas wie ein Kunstwerk ist. Weiterlesen