Die Wirklich­keit der Digita­li­sie­rung

Szene aus dem Stück „Transformer“. Foto: LOT/Faktotum
Szene aus dem Stück „Transformer“. Foto: LOT/Faktotum

Wie verändert die Digita­li­sie­rung unseren Alltag und unsere Wirklich­keit? Dieser Frage sind vier Gruppen des Theater­päd­ago­gi­schen Zentrums nachge­gangen und haben eigene Stücke entwi­ckelt, die nun im LOT-Theater Premiere feiern.

 

„Durch die Digita­li­sie­rung entsteht ein umfas­sender Struk­tur­wandel“, begründet die Theater­päd­agogin Mirja Lendt die Wahl des Themas. „Das wollen wir mit den Kindern und Jugend­li­chen hinter­fragen. Wie verändert uns das, was bewegt junge Menschen, wovor haben sie Angst?“ So trafen sich im Herbst 2018 rund 60 bis 70 Kinder und Jugend­liche zwischen 6 und 23 Jahren in vier Gruppen zum „Treff­punkt Wirklich­keit“, um sich kennen zu lernen und sich an das Thema anzunä­hern. Die eigent­liche Arbeit der Entwick­lung der Stücke begann dann im Januar 2019 bei der „Aktion Wirklich­keit“.

Neben einer Annähe­rung an das Thema auch durch Infor­ma­tionen von verschie­denen Referenten und schau­spie­le­ri­schen Übungen stand auch viel Recher­che­ar­beit. „Dabei spielen auch biogra­fi­sche Aspekte eine große Rolle“, berichtet Mirja Lendt. So hat jede Gruppe einen anderen alters­spe­zi­fi­schen Zugang zum Thema gefunden. „Da wurde zum Beispiel die Frage disku­tiert, was Kinder gemacht haben, als es noch kein Handy gab, welche Spiele sie gespielt haben.“

Wie bei mehreren theater­päd­ago­gi­schen Projekten fördert die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz das Koope­ra­ti­ons­pro­jekt zwischen dem TPZ und dem LOT-Theater.

 

BITS – Wandelndes Ich

„Sind wir wirklich wir? Oder glauben wir nur, dass wir es sind“, fragen die Bits. Sie sind eine inklusive Theater­gruppe für Menschen zwischen 6 und 23 Jahren, ihr neues Stück geht den existen­zi­ellen Fragen auf den Grund. Auch wenn es Fotos gibt – sind wir darauf wirklich zu sehen? Was inter­es­siert uns und wofür lassen wir uns begeis­tern? Wodurch haben wir uns verändert? Sind wir nicht ganz andere, wieviel Ich steckt in der Person, die auf der Bühne steht? Die Bits verkleiden sich, schlüpfen in andere Rollen und laden ein, sich auf eine Reise durch ihre Welten zu begeben. Und in einer Welt der zuneh­menden Digita­li­sie­rung stellt sich natürlich auch die Frage nach unserer Kommu­ni­ka­tion. Kommu­ni­zieren wir in einer Welt, in der wir uns gegen­über­stehen, uns ansehen und anfassen können? Oder digital – oder doch noch ganz anders, als wir uns es vorstellen können…

 

INFLUENCER – Wo kackt eigent­lich der Hund hin?

Bücher in Zeiten der Digita­li­sie­rung – brauchen wir die überhaupt noch? Das digitale Leben ist doch eh viel besser. Freunde auf der ganzen Welt haben, mit denen man immer reden kann. Und das, ohne das Haus zu verlassen! Ist doch super, oder? Aber wie viel Digital-Life tut uns eigent­lich gut und ist es nicht hin und wieder besser, das Handy auch mal zur Seite zu legen und den PC ausge­schaltet zu lassen? Aber draußen gefähr­lich. Wir könnten von einem Bus überfahren werden, von einem wilden Tier angegriffen, ausge­raubt werden… Das Leben kann uns wirklich Angst machen! Die Influencer, Jugend­liche zwischen 14 und 18 Jahren, haben sich dieses Jahr mit zeitge­nös­si­scher Jugend­li­te­ratur ausein­an­der­ge­setzt, gelesen, impro­vi­siert und ein eigenes Stück entwi­ckelt, das sich mit Digita­li­sie­rung beschäf­tigt. Bleibt die Frage: Wo kackt eigent­lich der Hund hin? Wer es weiß – kann ja einen like dalassen.

 

TRANSFORMER – Zukunft schmeckt nach Hafer­flo­cken

Wie die Vergan­gen­heit schmeckt, wissen wir oft. Erinne­rungen verbinden wir mit Geschmack, das Weihnachten der Kindheit mit Herings­salat, der Sommer­ur­laub nach Erdbeereis. Aber wie schmeckt die Zukunft? Nach Hafer­flo­cken, sind die Trans­former überzeugt, Jugend­liche und junge Erwach­sene zwischen 17 und 27 Jahren. Und Zukunft ist ein aufzie­hender Sturm. Ist durch­sichtig, ist schil­lernd, ist prickelnd und erfri­schend, ein Zischen, ist unbequem und düster, fühlt sich staubig an, heißt Überleben, tut so, als würde sie existieren, aber wenn man sich konzen­triert, ist sie doch nur ein Hirnge­spinst – oder?

 

AVATARE – Neue Welt/en

Als vor 50 Jahren in Kalifor­nien das Internet entwi­ckelt wurde, ahnte wohl noch niemand, wie sehr es einmal unser Leben beein­flussen würde. Heute ist es für uns normal geworden, über ein Smart­phone mit der ganzen Welt verbunden zu sein. Auf Instagram teilen und liken wir Bilder, per WhatsApp bleiben wir mit jedem in Kontakt und über YouTube erreichen uns Trends aus der ganzen Welt. Das Smart­phone ist zum wichtigsten Gegen­stand unserer Zeit geworden. Die Spiele­rinnen und Spieler zwischen 9 und 14 Jahren haben sich mit den Themen Smombie, Smarthome und digitale Freund­schaften beschäf­tigt und daraus ein eigenes Stück entwi­ckelt. Mit Kameras, Lego und Emojis gewappnet begeben sie sich unerschro­cken in die Welt des Internets. Was sie dabei besonders beschäf­tigt ist die Frage, ob wir durch die neuen Techniken und Möglich­keiten gezwungen sind, in zwei Welten zu leben. Sie laden uns ein, mit ihnen gemeinsam die Entste­hungs­ge­schichte des Internets zu entdecken.

 

Termine, jeweils im LOT-Theater

BITS – Wandelndes Ich
Inklusive Gruppe 6 – 23 Jahre
29. Mai, 10 Uhr (Premiere) und 19 Uhr
sowie beim Klubfes­tival am 29. Juni, 16 Uhr

INFLUENCER – Wo kackt eigent­lich der Hund hin?
Jugend­gruppe 14 – 18 Jahre
1. Juni (Premiere),| 20 Uhr
2. Juni, 18 Uhr
3. Juni, 11 Uhr
sowie beim Klubfes­tival 28. Juni, 18 Uhr

TRANSFORMER – Zukunft schmeckt nach Hafer­flo­cken
Erwach­se­nen­gruppe 17 – 27 Jahre
8. Juni (Premiere), 20 Uhr
9. Juni, 20 Uhr
sowie beim Klubfes­tival am 29. Juni, 20 Uhr

AVATARE – Neue Welt/en
Kinder­gruppe 9 – 14 Jahre
15. Juni (Premiere), 18 Uhr
16. Juni, 16 Uhr
17. Juni, 11 Uhr
sowie beim Klubfes­tival am 29. Juni, 18 Uhr

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