Neue Brief­marke mit Ricarda Huch

Die Briefmarke erscheint am 3. Juli.
Die Briefmarke erscheint am 3. Juli.

Professor Dr. h.c. Gerd Biegel: „Sie war eine faszi­nie­rende Persön­lich­keit der deutschen Kultur- und Geistes­ge­schichte“.

Die Deutsche Post widmet der Braun­schweiger Schrift­stel­lerin Ricarda Huch (1864–1947) anläss­lich ihres 150. Geburts­tags eine eigene Brief­marke. Sie wird am 3. Juli erscheinen und einen Wert von 145 Cent haben. Der Brief­marken-Jahrgang 2014 der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land wird am Ende rund 50 neue Brief­marken aus den Bereichen „Staat und Gesell­schaft“, „Kunst und Kultur“, „Wissen­schaft und Technik“, „Natur und Umwelt“, „Sport“ und „Ehrenamt“ umfassen. Es werden Personen und Ereig­nisse gewürdigt, die die Menschen bis heute bewegen.

Zu den Personen zählt zweifellos Ricarda Huch. „Sie war Deutsch­lands erste promo­vierte Histo­ri­kerin. Fast 12.000 gedruckte Seiten umfasst ihr überra­gendes Lebens­werk. Mag Ricarda Huch den Liberalen zu konser­vativ, den Konser­va­tiven zu sozia­lis­tisch, den Sozia­listen zu natio­na­lis­tisch und den Histo­ri­kern schließ­lich zu litera­risch sowie den Literaten zu histo­risch erscheinen, gerade die Vielsei­tig­keit ihres Denkens und Schaffens macht bis heute ihre ungebro­chene Aktua­lität aus. Sie war eine faszi­nie­rende Persön­lich­keit der deutschen Kultur- und Geistes­ge­schichte“, sagt Professor Dr. h.c. Gerd Biegel, Leiter des Instituts für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte an der TU Braun­schweig, und empfindet die Würdigung auf einer Brief­marke richtig und wichtig.

Auf der Brief­marke ist neben dem Konterfei von Ricarda Huch der Satz „Kein Fürchten soll mich lähmen“ geschrieben. Er stammt aus ihrem Gedicht „Zuver­sicht“. Für Biegel steht mit und ohne Brief­marke fest: „Ricarda Huch wird in Erinne­rung bleiben als eine große Bürgerin Braun­schweigs sowie als eine heraus­ra­gende Schrift­stel­lerin und Histo­ri­kerin Deutsch­lands.“

Ihr zu Ehren veran­staltet er eine eigene, achttei­lige Vortrags­reihe an seinem Institut. Sie beginnt am Montag, 19. Mai, 19 Uhr, mit dem Thema „Ricarda Huch im Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lismus“ und dauert bis November (alle Termine sind unten aufge­führt). Der Eintritt ist jeweils frei. Am 21. und 22. November findet im Institut eine wissen­schaft­liche Tagung zu Ricarda Huchs Gedichten statt.

Die Brief­marke 2014 ist nicht die erste, die sich mit Ricarda Huch beschäf­tigt. Ihr Porträt zierte bereits 1975 schon einmal eine 40-Pfennig-Brief­marke. Die damalige Deutsche Bundes­post erinnerte in der Serie an bedeu­tende deutsche Frauen. Neben Ricarda Huch waren mit Annette Kolb (1870–1967), Else Lasker Schüler (1869–1945) und Gertrud von Le Fort (1876–1971) weitere Dichte­rinnen und Schrift­stel­le­rinnen abgebildet. Die Brief­marken waren wegen der Euro-Einfüh­rung bis zum 30. Juni 2002 gültig.

Ricarda Huch wurde am 18. Juli 1864 in Braun­schweig geboren. Sie studierte in Zürich Geschichte, Philo­so­phie und Philo­logie. Nach dem Studium arbeitete sie von 1891 bi 1897 als Biblio­the­karin und als Lehrerin in Zürich und Bremen. Ihr erster großer Roman erschien 1893 („Erinne­rungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren“). 1930 wurde sie als erste Frau in die preußi­sche Akademie der Künste aufge­nommen, erklärte aber 1933 ihren Austritt, weil jüdische oder politisch unlieb­same Mitglieder ausge­schlossen wurden. Ricarda Huch lebte in Triest, München und Berlin. Sie starb am 17. November 1947 in Schöne­berg im Taunus.

Vortrags­reihe „Huch 150“:

19. Mai, 19 Uhr: „Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum”. Ricarda Huch im Wider­stand gegen den Natio­nal­so­zia­lismus.

16.Juni, 19 Uhr: “Das Leben der Benach­tei­ligten in der Gesell­schaft”. Richarda Huchs Roman “Aus der Triumph­gasse”.

21.Juli, 19 Uhr: „Frau von europäi­scher Geltung”. Ricarda Huchs Lebens­sta­tionen von Braun­schweig bis Jena.

18. August, 19 Uhr: „Freun­dinnen, die mir so gut wie Familie wurden”. Ricarda Huch – Frauen­stu­dium und Frauen­freund­schaft.

15. September, 19 Uhr: „Der Krieg ist auf Gewalt­tä­tig­keit und Zerstö­rung gegründet”. Ricarda Huch und der Erste Weltkrieg.

20. Oktober, 19 Uhr: „Mir schmeckt eure Zeit nicht mehr”. Ricarda Huchs Roman “Der Fall Deruga”.

17. November, 19 Uhr: „Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit”. Ricarda Huchs letzte Jahre.

Alle im Institut für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte an der TU Braun­schweig, Fallers­leber-Tor-Wall 23. Eintritt frei.

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