Später Start ins helle Licht

Sir Mark Fehrs Haukohl während der Presseführung im Städtischen Museum. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp
Sir Mark Fehrs Haukohl während der Presseführung im Städtischen Museum. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp

Wegen der Corona-Pandemie eröffnete das Städti­sche Museum die bemerkens- und sehens­werte Ausstel­lung „Im Licht der Medici“ mit zweimo­na­tiger Verspä­tung.

Die Haukohl Family Collec­tion gilt als die weltweit bedeu­tendste Privat­samm­lung von Barock­kunst aus Florenz. Dass rund 40 Kunst­werke daraus im Städti­schen Museum Braun­schweig gezeigt werden können, adelt das Haus von Museums­di­rektor Peter Joch durchaus. Die Ausstel­lung „Im Licht der Medici“ ist bis zum 27. September in den Räumen am Löwenwall zu sehen. Gezeigt werden Werke aus dem 17. und 18. Jahrhun­dert. Die Künstler beschäf­tigten sich vor allem mit religiösen Motiven und Porträts, die sie als Auftrags­ar­beiten für wohlha­bende Familien anfer­tigten.

Absage während der Presse­füh­rung

Der US-ameri­ka­ni­sche Investor und Begründer der Sammlung, Sir Mark Fehrs Haukohl (69), war zwei Tage vor der ursprüng­lich geplanten, feier­li­chen Eröffnung am 15. März ins Städti­schen Museum nach Braun­schweig gekommen. Er führte gerade die lokale Presse durch die Ausstel­lung, als die Nachricht herein­platzte, dass die Corona-Pandemie den Museums­be­trieb stoppen würde. Jetzt, erst zwei Monate später, kann die Öffent­lich­keit schließ­lich die Werke doch anschauen. Selbst­ver­ständ­lich sind die geltenden Kontakt­be­schrän­kungen und Hygie­ne­re­geln strikt einzu­halten. Das angekün­digte Rahmen­pro­gramm kann aber bis auf Weiteres nicht statt­finden.

Dali riet zur Barock­kunst

Ausschnitt „Die Madonna erscheint dem heiligen Hyazinth“, Jacopo da Empoli. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp
Ausschnitt „Die Madonna erscheint dem heiligen Hyazinth“, Jacopo da Empoli. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp

Sir Mark Fehrs Haukohl Leiden­schaft für Barock­kunst wurde vor 40 Jahren in einem New Yorker Schnee­sturm entfacht, wie er in einmal in einem Zeitungs­in­ter­view Interview erzählte. Als junger Mann kämpfte er sich da durch das Schnee­treiben, um zu einer Auktion zu gelangen. Wegen des Wetters waren nur 30 Inter­es­sierte gekommen. So konnte er sein erstes floren­ti­ni­sches Gemälde erstei­gern. Der Grund­stein der heute einzig­ar­tigen Sammlung war gelegt. Dass sie inter­na­tio­nale Strahl­kraft bekam, liegt, so berichtet Fehrs Haukohl, auch an Salvador Dali (1904 – 1989), der eine Zeitlang sein Nachbar war und zum Sammeln der Barock­kunst riet. In den 1970er Jahren hätten sich nur wenige Kunst­lieb­haber für die Floren­tiner Meister inter­es­siert. Die Gemälde seien zu erschwing­li­chen Preisen gehandelt worden. Heute sind sie ein Vermögen wert.

Familie wanderte 1836 aus

Die Familie Haukohl wanderte 1836 von Mannheim nach Milwaukee aus. Bereits der Urgroß­vater von Sir Mark sammelte Gemälde, die Nachfahren eher seltene Bücher oder moderne Kunst. Für die inter­es­sierte sich zunächst auch das aktuelle Famili­en­haupt. Bereits als 15-Jähriger erwarb er sein erstes Bild. Es war ausge­rechnet eine Zeichnung von Salvador Dali. Heute gehört Fehrs Haukohl zu den ausge­wie­senen Experten der italie­ni­schen Barock­ma­lerei. Unter anderem ist er Mitbe­gründer des Projekts „The Medici Archive“ in Florenz.

Blick in die Ausstellung. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp
Blick in die Ausstel­lung. Foto: SBK / Andreas Greiner Napp

Werke von Jacopo da Empoli, Cesare Dandini, Vincenzo Dandini, Giovan Domenico Ferretti und Onorio Marinari bilden den Kern der Ausstel­lung im Städti­schen Museum. Alle Gemälde sind mit pracht­vollen, zumeist histo­ri­schen Rahmen aus ihrer Entste­hungs­zeit versehen und entfalten so einen ganz beson­deren Charme. Beein­dru­ckend sind die Stuck­re­liefs der Renais­sance­größen Michel­an­gelo Buonar­roti, Niccolò Machia­velli, Marsilio Ficino sowie des Univer­sal­ge­lehrten Galileo Galilei von Antonio Monauti (1683–1746). Eine Haupt­rolle spielt auch die Harle­kin­dar­stel­lung von Domenico Feretti (1692–1768), die auch das Titel­motiv der Ausstel­lung ist.

Nächste Station Luxemburg

„Im Licht der Medici“ war bereits in mehreren nordame­ri­ka­ni­schen Museen zu sehen, bevor die Kunst auf Europa-Tournee ging. Organi­siert wird die Tour vom Musée national d’hsitore et d’art Luxem­bourg. Dort wird die Ausstel­lung vom 1. Oktober an gezeigt. Nächste Station ist dann Brüssel. Zuvor waren die Kunst­werke in Augsburg und im Arp Museum Bahnhof Rolandseck präsen­tiert worden.

Einen Eindruck über die Ausstel­lung vermit­telt ein Video mit Museums­di­rektor Joch: https://youtu.be/CdvfNiZOPVw.

Fakten:

Die Familie Medici zählte zu den einfluss­reichsten Dynastien in der italie­ni­schen Geschichte zwischen dem 15. Und 18. Jahrhun­dert. Angesichts ihres großen Reichtums, der zunächst aus dem Handel mit Stoffen und später auch aus Bankge­schäften herrührte, förderten sie Kunst, Archi­tektur und Wissen­schaft. Ihre Kunst­samm­lung ist der Kern der Uffizien, dem Kunst­mu­seum der Stadt Florenz.

Kontakt:

Städti­sches Museum Braun­schweig
Haus am Löwenwall
Stein­tor­wall 14
38100 Braun­schweig

Telefon: 0531–4704505
E‑Mail: staedtisches.museum@braunschweig.de

Öffnungs­zeiten: Di., Mi. ‚Fr., Sa., So., Feiertage: 11 Uhr bis 17 Uhr, Do.: 11 Uhr bis 18.30 Uhr.

Eintritt: Erwach­sene 5 Euro, Ermäßi­gung (für Schüler, Studie­rende, Auszu­bil­dende, Menschen mit Behin­de­rung, Rentner sowie Inhaber des „Braun­schweig Passes“) 2,50 Euro, Kinder von 6 – 16 Jahre 2 Euro, Schul­klassen und Kinder bis 6 Jahre freier Eintritt.

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