Vom harten Leben der Bauern

Küche im Bauernmuseum „Lenges Hof“. Foto: Der Löwe.
Küche im Bauernmuseum „Lenges Hof“. Foto: Der Löwe.

Braun­schweigs Museen, Folge 7: Lenges Hof in Schapen zeigt landwirt­schaft­liche Geräte und hauswirt­schaft­liche Gebrauchs­ge­gen­stände von vor 100 Jahren.

Wie beschwer­lich die Landwirt­schaft in längst vergan­genen Tagen gewesen sein muss, veran­schau­licht ein Besuch im Bauern­mu­seum „Lenges Hof“ in Schapen eindrucks­voll. Hartmut Lenge hat dort eine imposante Sammlung alter landwirt­schaft­li­cher Geräte und hauswirt­schaft­li­cher Gebrauchs­ge­gen­stände zusam­men­ge­tragen, die in dieser Vollkom­men­heit ihres­glei­chen sucht.

Sein Fachwerkhof, der seit 1663 in Famili­en­be­sitz ist, bildet dazu eine herrlich authen­ti­sche Kulisse für so einen Ausflug ins Vergan­gene. Das älteste ausge­stallte Gerät ist ein Hebepflug um 1850, das älteste präsen­tierte Exponat ist jedoch ein statt­li­cher Teil eines Mammut-Zahns, der bei der Feldar­beit gefunden wurde.

Museumsgründer Hartmut Lenge. Foto: Der Löwe
Museums­gründer Hartmut Lenge. Foto: Der Löwe

Zu sehen gibt es eine Vielzahl von Arbeits­ge­räten, die alle im Origi­nal­zu­stand erhalten sind und werden. Darauf legt Hartmut Lenge wert, weil es in vielen anderen Bauern­mu­seen anders gehand­habt wird. „Um das Holz vor dem Verfall und Befall durch Holzwürmer zu schützen, haben wir alle Holzteile imprä­gniert und so belassen wie sie waren. Nichts ist bei uns mit Farbe übertüncht worden“, sagt er. Einzige Ausnahme ist ein Traktor der Marke Nordtrak, der Jahrzehnte draußen gestanden hatte. Er wurde fachge­recht restau­riert. Das Besondere an diesen Traktoren: Sie besitzen schon Allrad­an­triebe, die aus ehema­ligen US-Armee­jeeps stammten, die die Ameri­kaner in Hamburg bei ihrer Heimreise zurück­ge­lassen hatten. Gebaut wurden die Trecker von 1947 bis 1957.

Blick in die Werkstatt. Foto: Der Löwe
Blick in die Werkstatt. Foto: Der Löwe

Das Museum auf „Lenges Hof“ eröffnete 1997. In dem Jahr hatte Hartmut Lenge seine Landwirt­schaft aufge­geben. Seine drei Söhne wollten nicht in seine Fußstapfen treten, entschieden sich für andere Berufe. Die Idee, eine Sammlung der Öffent­lich­keit zu präsen­tieren, hatte er bereits 1984, als er das Hesseberg-Museum in Waten­stedt besucht hatte. Am Anfang stand die aufwän­dige Vorbe­rei­tung der Räume, ehe tatsäch­lich die ersten eigenen Geräte museal gezeigt wurden. Mit Helmut Poppe und Ewald Gens hatte er in Schapen fleißige Mitstreiter gefunden.

Seither ist die Sammlung konti­nu­ier­lich gewachsen. „Immer wieder rufen Leute an und bieten etwas an“, erzählt Hartmut Lange beim Rundgang durch die Räume, in denen einst Kühe, Schweine und Hühner gehalten sowie Stroh und Heu gelagert wurden. Neu ist zum Beispiel ein funkti­ons­fä­higer Webstuhl aus dem Jahr 1848, der ursprüng­lich aus Schleswig-Holstein stammt, und von einem Braun­schweiger überlassen wurde.

Die Spargel-Abteilung mit ihren Geräten. Foto: Der Löwe
Die Spargel-Abteilung mit ihren Geräten. Foto: Der Löwe

Die Vielzahl an Arbeits­ge­räten vom Dreschflegel bis zur Sämaschine, von der Kartof­fel­schleuder bis zum Häcksel­schneider beein­druckt ebenso, wie die Geschichten die Hartmut Lenge darüber zu berichten weiß. Die Präsen­ta­tion der Exponate ist thema­tisch geordnet nach Getreide‑, Kartoffel‑, Rüben‑, Gemüse- und Spargel­anbau. „Früher wurde in Schapen auf 200 Morgen Spargel angebaut“, erzählt Hartmut Lenge, dessen Leiden­schaft für „sein“ Museum an jeder Station zu spüren ist. Darge­stellt wird auch der Haushalt vor rund 100 Jahren mit einer vollständig einge­rich­teten Küche, einer Stube und der Schlaf­kammer.

Insgesamt gibt es sechs Personen, die fachkundig durch „Lenges Hof“ führen und die techni­schen Zusam­men­hänge erklären können. In Zeiten der Corona-Pandemie sind aktuell jedoch nur Einzel- oder Famili­en­füh­rungen möglich. Norma­ler­weise wird das Museum vor allem von Schul­klassen und Gruppen stark frequen­tiert. Wichtige Zusam­men­hänge und Entwick­lungen in der Landwirt­schaft werden sehr anschau­lich verdeut­licht. Dazu zählen auch die Geschichte der Landwirt­schaft und die Verän­de­rungen über die Genera­tionen im Ort Schapen anhand von Fotos, Grafiken und Karten.

Kontakt:

Der Hof. Foto: Der Löwe
Der Hof. Foto: Der Löwe

Förder­verein Museum „Lenges Hof“ e.V.
Hartmut Lenge
Linden­allee 5
Ortsteil Schapen
38100 Braun­schweig

Telefon: 0531–360700
E‑Mail: h.lenge@arcor.de
Internet: www.lengeshof.de

Besuch und Führung nach Verein­ba­rung.

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