Das Staats­wappen hängt wieder an seinem angestammten Platz

Das restaurierte Mittelwappen im Portikus. Foto: Wedemeyer

Restau­rie­rung der histo­ri­schen Wappen des Braun­schweiger Residenz­schlosses ist abgeschlossen.

Die Reihe der fünf Wappen im Portikus des rekon­stru­ierten Schlosses sind wieder vollständig an ihrem angestammten Platz. Die Restau­rie­rung begann 2017. Nach und nach wurden die Schilde abgenommen und bearbeitet. Ziemlich genau vor einem Jahr hatten Restau­ra­toren das verschmutzte mittlere Wappen als letztes abgehängt. Zeitgleich war das linke innere Wappen frisch restau­riert wieder angebracht.

Zinkguss statt Holz

Die Wappen bestehen aus Zinkguss und wurden um 1866/68 nach dem großen Schloss­brand erneuert. Das Feuer hatte die Reihe der ersten, hölzernen Wappen­schilde an gleicher Stelle zerstört. Markant ist die Erschei­nung der metal­lenen Wappen. Die Wappen­schilde sind überkrönt und werden von nachge­bil­deten Herme­lin­män­teln hinter­fangen. Es sind Origi­nal­teile des histo­ri­schen, 1960 abgebro­chenen Schlosses, die damals geborgen wurden. 2006 konnten sie restau­riert und nach heral­di­schen Vorgaben farblich neu gefasst werden. 2007 kehrten sie in die profi­lierten Nischen der ebenfalls gebor­genen Schloss­quader zurück.

So stehen die Wappen (jeweils von links) für ehemalige Braun­schwei­gi­sche Grafschaften: die äußeren Wappen für Regen­stein und Blanken­burg, die inneren Wappen für die Grafschaften Lauter­berg sowie der Schild rechts für Hoya, Neu- und Altbruch­hausen. In der Mitte steht das Kleine Braun­schwei­gi­sche Staats­wappen mit den beiden Braun­schwei­gi­schen Leoparden (links) und dem Lüneburger Löwen (rechts), beide von einem stehenden Löwenpaar auf blauer Stand­leiste flankiert. Diese Auswahl von 1840, und 1866 wieder­holt, symbo­li­siert die seit dem späten 16. Jahrhun­dert sicher zum Herzogtum gehörigen Landes­teile aus der benach­barten Harzre­gion und aus dem nördli­chen, ferneren Weserraum.

Ätzender Taubenkot

So stark verschmutzt war das Wappen bei der Abnahme. Foto: Wedemeyer

Wie erstmalig 2007 und von 2017 an bei den vier anderen Schloss­wappen wurde von der Verwal­tung der Schloss-Arkaden die Dresdener Restau­ra­to­ren­werk­statt Rainer Tisch­endorf beauf­tragt. Nötig wurde die Restau­rie­rung, weil die Wappen zehn Jahre nach ihrer Hängung vor allem durch den stark ätzenden Taubenkot stark verschmutzt waren. Die Tiere ließen sich dort gerne im Schutz des Porti­kus­bal­kons nieder, nicht einmal verscheucht durch die zwischen­zeit­lich angebrachten Reihen von Metall­dornen. Der Kot zersetzte die oberen Farbschichten und führte lokal zur Beschä­di­gung der äußeren Zinkschichten der Wappen.

Im Verlaufe der Arbeiten wurden zunächst die beiden äußeren Wappen, dann die inneren und zuletzt das umfäng­lichste Wappen in der Mitte abgenommen. Jahr für Jahr konnte ein Wappen­feld restau­riert werden. Die Arbeiten umfassen grund­sätz­lich die Abnahme der alten Grundie­rungen und der Farbschichten, ferner die Sicherung der Zinkober­flä­chen und der vielfäl­tigen Ornamente wie der Bügel­kronen mit Tatzen­kreuzen und der heral­di­schen Formen. Darauf folgten die Erneue­rung der Grundie­rungen und der heral­di­schen Farbschichten, jeweils unter­bro­chen durch lange Trock­nungs­zeiten.

Träger­löwen im Test

Bei dem mittleren Wappen mit den seitli­chen Träger­löwen kam erschwe­rend hinzu, dass in Frage stand, ob die aus spezi­ellem Kunst­stoff 2007 gegos­senen Löwen­fi­guren und ihre Verschrau­bungen noch stabil wären. Die Überprü­fung durch verschie­dene Restau­ra­toren zog sich über Wochen hin. Im Ergebnis wurde aber beschieden, dass die alten Löwen­fi­guren insgesamt stand­si­cher sind und wieder vor Ort im Portikus aufge­stellt werden können. Nach diesem Befund erfolgte die aufwen­dige Neuver­gol­dung.

Die fünf Wappen erstrahlen wieder in dem Glanz ihrer ersten Farbfas­sung. Feinma­schige Netze werden verhin­dern, dass sich die Tauben dort wieder zum Nachteil der Wappen nieder­lassen oder verfangen können.

Dr. Bernd Wedemeyer ist Kunst­his­to­riker und Verfasser mehrerer Bücher über das Residenz­schloss Braun­schweig.

Das könnte Sie auch interessieren