Das wenig bekannte Kapitel eines Jahrhun­dert­künst­lers im Fokus

Der Müller und seine Frau (Ausschnitt), Privatbesitz, 1936. Foto: HAUM

Das Herzog Anton Ulrich-Museum zeigt in der Ausstel­lung „Max wird Beckmann. Es begann in Braun­schweig“ 100 Werke mit beson­derem Blick auf dessen Herkunft.

„Ich glaube, dass ich alles erreichen kann, was ich will – alles, nur weiß ich nicht, ob ich mich immer darüber freuen werde“, sagte Max Beckmann 1903, gerade einmal 19 Jahre alt, bei seiner kurzen Rückkehr nach Braun­schweig, vor dem Aufbruch nach Paris und dem Beginn einer bemer­kens­werten Weltkar­riere. Das Zitat ziert den Veran­stal­tungs­flyer zur bevor­ste­henden und bedeu­tenden Ausstel­lung „Max wird Beckmann. Es begann in Braun­schweig“, die am 28. Oktober im Herzog Anton Ulrich-Museum eröffnet wird. Als jugend­li­cher Schul­ab­bre­cher in Braun­schweig hatte sich Beckmann seit 1898 gegen enorme Wider­stände zu einem begna­deten Künstler entwi­ckelt.

Selbst­bildnis Max Beckmann, Sprengel Museum Hannover, 1899. Foto: HAUM

Familie aus dem Braun­schwei­gi­schen

Beckmann wurde 1884 in Leipzig geboren und starb 1950 in New York. Wie er aber stets betonte, sei er in Braun­schweig erzogen worden. Von dort stamme er. Seine Eltern kamen aus der Region, ihre Familien waren Handwerker und Bauern. Beckmann lebte von 1895 bis 1900 in Braun­schweig. Er wurde zu einem der inter­na­tional wichtigsten Künstler der Moderne, als Maler, Zeichner, Druck­gra­phiker, Bildhauer und Schreiber. Eine Vielzahl seiner Werke galt in der Nazidik­tatur als „entartet“ und war beschlag­nahmt worden.

Seine allgemein eher unbekannten Braun­schweiger Wurzeln nehmen das Herzog Anton Ulrich-Museum und die Kuratoren Prof. Dr. Thomas Döring und Dr. Andreas Uhr mit der Ausstel­lung in den Fokus. Präsen­tiert werden 100 Werke Beckmanns aus allen Gattungen. Sie sind Leihgaben namhafter Museen und aus Privat­be­sitz. Die Ausstel­lung ist geglie­dert in die fünf Kapitel „Herkunft“, „Berufung“, „Aufbruch“, „Liebe“ und „Inspi­ra­tion“.

Zwei Kriege, Diktatur und Exil prägten seinen Lebensweg. Die Ausstel­lung schlägt ein für Leben und Werk dieses Jahrhun­dert­künst­lers entschei­dendes und doch wenig bekanntes Kapitel auf. Als er Braun­schweig 1906 nach dem für ihn erschüt­ternden Tod der Mutter auf seiner Hochzeits­reise erneut besuchte, markierte dies das endgül­tige Ende seiner Jugend. Künst­le­ri­sche Erinne­rungs­ar­beit leistete er in seinem reifen Werk in dem kurz vor der Emigra­tion gemalten Bildnis seiner Eltern („Der Müller und seine Frau“).

Berüh­rendes Bildnis der Mutter

Aufge­zeigt wird Beckmanns früheste Entwick­lung in ihren familiären, gesell­schaft­li­chen und künst­le­ri­schen Zusam­men­hängen. Neue Erkennt­nisse liefert die Ausstel­lung etwa zu seiner anfäng­li­chen künst­le­ri­schen Zusam­men­ar­beit mit seiner Braut und späteren Ehefrau Minna Tube. Ihrer Initia­tive und ihrer Vorarbeit ist sein berüh­rendes Bildnis seiner Mutter zu verdanken.

Bildnis der Mutter, Hamburger Kunst­halle, 1906. Foto: HAUM

Im letzt­ge­nannten Kapitel wird Beckmanns lebens­lange Inspi­ra­tion durch die Alten Meister beleuchtet. Sie nahm im damaligen Herzog­li­chen Museum (heute Herzog Anton Ulrich-Museum) in Braun­schweig ihren Anfang. Dort studierte er Werke von Palma Vecchio, Veronese, Rubens und Rembrandts berühmtes spätes „Famili­en­bild“, das er besonders bewun­derte. Zur Verdeut­li­chung findet die Beckmann-Ausstel­lung ihre Fortset­zung in der Gemäl­de­ga­lerie. Dort wird sein neugie­riger und heraus­for­dernder Blick auf die Werke seiner Vorgänger erfahrbar. Kreativ reflek­tiert wird sein Zugang zu den Alten Meistern veran­schau­licht.

Inspi­ra­tion fand der junge Max Beckmann auch in der Welt der Literatur, des Theaters und der Musik. Diese Seite beleuchtet das Staats­theater Braun­schweig in enger Koope­ra­tion mit dem Museum in einem vielsei­tigen Programm.

 

Begleit­pro­gramm (Auswahl):

30.10.2022 (15 Uhr): Kurato­ren­füh­rung mit Prof. Dr. Thomas Döring und Dr. Andreas Uhr. Weitere Termine: 11.12.2022, 15.01.2023.

17.11.2022 (18.30 Uhr): Vortrag „Vom Werden – Max Beckmanns Bildungs­wege in Braun­schweig, Prof. Dr. Kerstin Jergus, Techni­sche Univer­sität Braun­schweig.

20.11.2022 (15 Uhr): Dialog­füh­rung „Beckmann-Orte-fotogra­fi­sche Spuren­suche“ mit dem  Fotografen Uwe Brodmann und Prof. Dr. Thomas Döring.

25.11.2022 (20 Uhr): Premiere „Max Beckmann: Das Hotel“, Szenische Lesung, Aquarium, Kleines Haus.

27./28. 11. 2022: Sinfo­nie­kon­zert „Zyklus Max Beckmann Musik und Bilder“, Staats­or­chester,  Großes Haus, weitere Termine: 18./19.12.2022, 29./30.01.2023, sonntags jeweils 11 Uhr, montags jeweils 20 Uhr.

19.01.2023 (18.30 Uhr): Vortrag „Gewaltige Famili­en­kra­walle – Max Beckmann malt seine Lieben“, Prof. Dr. Thomas Döring, Herzog Anton Ulrich-Museum.

Mehr unter: www.3landesmuseen-braunschweig.de/kalender

 

Fakten:

Ausstel­lungs­titel: Max wird Beckmann. Es begann in Braun­schweig

Ausstel­lungs­zeit­raum: 28.10.2022 – 12.02.2023

Ausstel­lungsort: Herzog Anton Ulrich-Museum, Museumstr. 1, 38100 Braun­schweig

Öffnungs­zeiten: Di – So von 11 bis 18 Uhr, Mo geschlossen

Eintritts­preise: Erwach­sene 9 €, ermäßigt 7 €, Kinder (6–17 Jahre) 2 €, Kinder bis 5 Jahre frei. Ticket gilt auch für die Dauer­aus­stel­lung.

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