Das Museum für Photographie in Braunschweig zeigt ein außergewöhnliches Fotoalbum. Wie es half, ein Krankenhaus zu unterstützen.
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat … lebte in Braunschweig eine Frau, die ihrer Zeit ein bisschen voraus war. Käthe Buchler, geboren 1876, war eine talentierte, ambitionierte und experimentierfreudige Amateurfotografin, die der Stadt Bilder hinterließ, die zu wertvollen Zeitzeugnissen wurden: Ihre Bilder aus den Jahren des Ersten Weltkrieges führen eindringlich vor Augen, wie es im Alltag an der „Heimatfront“ zuging. Sie fotografierte verwundete Soldaten im Lazarett, Frauen in Männerberufen und Kinder im Braunschweiger Rettungshaus, einer Erziehungsanstalt für sozial benachteiligte Jungen und Mädchen.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 27.11.2024
Das Museum für Photographie in Braunschweig präsentiert in seiner aktuellen Jubiläumsausstellung zum 40-jährigen Bestehen aber auch die verspielte, romantische Seite der gebildeten, wohlhabenden Bürgersfrau: Käthe Buchlers Märchenalbum. Die Sammlung poetischer Inszenierungen vor allem von Märchen der Brüder Grimm entstand noch vor dem Ersten Weltkrieg. Das Fotoalbum ist datiert auf den 19. November 1909 und in der Ausstellung sorgsam hinter Glas geschützt. Familie, Freunde, Bekannte der Fotografin standen damals Pate für das Märchenpersonal der hessischen Brüder.
So sehen wir ein traurig dreinschauendes, blumenbekränztes Schneewittchen mit wallendem Haar im weißen Kleid, umgeben von einem Zwergen-Trio – allerliebst dargestellt von drei Kindern mit angeklebten Rauschebärten. Unter dem Foto ist vermerkt, wer Schneewittchen darstellt: eine gewisse Elisabeth Hartwig. Für die lächelnde Gänseliesel mit ihren dicken Zöpfen hat Käthe Buchler ihre Tochter Ellen gewinnen können, die die fette Gans unter den Arm geklemmt hat. Wir sehen auch die Mutter der sieben Geißlein, die mit dem Finger droht vor dem bösen Wolf, der sich schon herangepirscht hat und seine Pranke auf eines der kleinen Geißenkinder legt. Alle Darsteller tragen Tiermasken; die Ziegenschar hat auch noch üppige weiße Kragen um die Hälse gelegt bekommen. Ob „Aschenbrödel“ im geschnürten Mieder, „Die sieben Raben“ (junge Frauen mit federbesetzten Häubchen) oder „Rotkäppchen“ mit Wein und Kuchen im Körbchen: Die Fotos sind sorgsam arrangiert und die Modelle liebevollst kostümiert und ausgestattet mit allerlei Requisiten.
„Die Bilder dieses einmaligen Märchenbuchs dienten dazu, Geld zu sammeln für wohltätige Zwecke“, berichtet Museumsleiterin Barbara Hofmann-Johnson. Die Fotografin hatte auf der ersten Buchseite vermerkt: „Aufgenommen für den Bazar zum besten eines Krüppelheim‘s in Braunschweig“. Das Museum vermutet, dass die Spende dem Herzogin Elisabeth Hospital galt, das im Juni 1909 auf Betreiben der namensgebenden Herzogin und des damaligen Stadtrates Max Jüdel als Herzogin-Elisabeth-Heim (Landeskrüppel-, Heil- und Pflegeanstalt) gegründet worden war. Fortschritte in der chirurgischen Orthopädie sollten hier für die Behandlung körperlich benachteiligter Kinder genutzt werden.
In Käthe Buchlers Märchenalbum sind 35 Aufnahmen enthalten, die die Fotografin mit 23 Bildern des professionellen Braunschweiger Fotografen Adolph Sternitzky erweiterte. Er besaß ein eigenes Studio; die Märchenbilder von Käthe Buchler waren im Atelier ihres befreundeten Kollegen Wilhelm Müller entstanden. Das Originalbuch war der Museumssammlung 2019 überlassen worden. Bilder des Albums waren dort 2021 zum ersten Mal zu sehen gewesen: als Abzüge von Vintage-Fotografien aus dem Album sowie Neuabzüge (sogenannten Modern Prints) von digitalisierten Glasplattennegativen. Das Märchenbuch war für die Ausstellung „Double Dialoges“ erstmals digitalisiert und 2024 im Braunschweiger Stadtarchiv restauriert worden.
Nachfahren Käthe Buchlers hatten dem Museum im Jahr 2003 rund 1000 beschichtete Glasplatten, Kontaktabzüge und Abzüge überlassen. Noch in diesem Jahr sollen die letzten 300 Platten digitalisiert werden, um ihre Motive für die Nachwelt zu erhalten.
Käthe Buchler entdeckte ihre Leidenschaft für die Fotografie 1901, nachdem sie von ihrem Mann eine in Braunschweig gefertigte doppeläugige Voigtländer-Kamera geschenkt bekommen hatte. Sie versuchte es erst autodidaktisch, nahm ab 1906 jedoch an Fotografiekursen an der Lette-Schule in Berlin teil. „Dort waren Frauen zugelassen, was sonst zu jener Zeit nicht selbstverständlich war“, betont Museumsleiterin Hofmann-Johnson. Später habe Käthe Buchler ihre Bilder unter anderem in Lichtbildervorträgen gezeigt, die häufig aufklärerische und karitative Ziele verfolgt hätten.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 27.11.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article407588937/kaethe-buchler-eine-maerchenhafte-braunschweigerin.html
Fotoausstellung „Der weiße Faden“ von Elena Kaufmann in der Klosterkirche Riddagshausen
Mit einer ungewöhnlichen Fotoausstellung zu unseren Bildern von Gegenwart, Glauben und Religion eröffnet die Kirchgemeinde Gliesmarode-Riddagshausen das Jubiläumsjahr anlässlich der 750. Wiederkehr der Weihe der Klosterkirche Riddagshausen im Jahr 1275. Vom 16. Januar (Vernissage 18 Uhr) bis 3. April 2025 zeigt die Ausstellung „Der weiße Faden“ der Erfurter Künstlerin Elena Kaufmann 20 zeitgenössische Porträts von Frauen aus 20 Religionen und ihre Lebensgeschichten – getrennt voneinander.
Die Porträts verzichten auf religiöse oder weltliche Symbole, damit man sie keiner Religion oder Kultur zuordnen kann – der Mensch steht im Mittelpunkt. Es geht um Respekt und darum, über unsere Vorstellungen nachzudenken. Passen sie zur Wirklichkeit? Die einfache Frage – Wer ist Wer? – ruft auf zum Dialog über Kulturen, Religionen und den Umgang zwischen den Menschen.
Ihre Motivation beschreibt die Künstlerin wie folgt: „Mich hat die Frage fasziniert, was uns als Menschen unterscheidet und was uns trotz aller Unterschiede verbindet. ‚Der weiße Faden‘ steht dabei für das, was uns menschlich macht und uns zusammenhält. Mit der Porträtserie wollte ich dieses Verbindende sichtbar machen und den Fokus auf das Wesentliche legen: den Menschen selbst.“
Dies hat sie auch im künstlerischen Prozess erlebt: „Meine Fotositzungen sind weniger ein technischer Ablauf als vielmehr ein Energieprozess. Jeder Mensch bringt seine eigene Energie mit, und es ist meine Aufgabe, diese wahrzunehmen und darauf einzugehen. Am Ende geht es darum, einen authentischen Moment einzufangen, der nicht perfekt sein muss, sondern echt. Denn diese Echtheit ist es, die berührt.“
Eröffnet wird die Ausstellung am 16. Januar um 18 Uhr mit einem Gespräch zwischen Elena Kaufmann und Cord Berghahn (TU Braunschweig, Präsident der Lessing-Akademie) über Fragen von Toleranz und die Gleichberechtigung von Religionen.
Im Rahmen der Ausstellung finden Workshops für Schülerinnen und Schüler statt. Darüber hinaus wird die Fotografin am 20. März um 18 Uhr in einem Gespräch zusammen mit Barbara Hofmann-Johnson (Museum für Photographie, Braunschweig) und dem Fotografen und Stifter Christoph Borek (Braunschweig) über die vielfältigen Ausprägungen des Porträts in der fotografischen Praxis diskutieren und im Anschluss durch die Ausstellung führen.
Der Eintritt in die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Kirche 10-18 Uhr (und für Führungen nach Vereinbarung) frei. Zur Ausstellung ist ein Kunstbuch erschienen, das in den Buchhandlungen Graff und Bücherwurm in Braunschweig erhältlich ist.
Das Jubiläumsjahr steht im Zeichen der lebendigen Vielfalt des Gemeindelebens der Klosterkirche Riddagshausen. Neben der Ausstellung „Der weiße Faden“, einem Video-Konzert der Capella della Torre (29. März) und einer Aufführung der Musik Hildegard von Bingens von „Ordo Virtutum“ (16. August) ist der Festgottesdienst am 15. Juni ein Höhepunkt des Festjahres. Darüber hinaus finden zahlreiche Veranstaltungen wie etwa der 22. Internationale Riddagshäuser Orgelsommer (29. Juni – 10. August), der Dorfmarkt (30./31. August) oder der 7. Zisterziensertag (14. Juni) statt, die ganz im Zeichen des Jubiläums stehen.
Aktuelle Informationen: www.klosterkirche-riddagshausen.de.
Das Jubiläum wird unterstützt durch die Landeskirche Braunschweig, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Evangelische Stiftung Neuerkerode, die Richard Borek Stiftung, die Braunschweigische Stiftung und die Braunschweigische Sparkassenstiftung.
Die Verwaltung legt Zahlen für das Großprojekt in der City vor. Dabei handelt es sich um eine „erste grobe Schätzung“ in Millionenhöhe.
Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa hat im Finanzausschuss des Rates am Donnerstag erstmals eine Kalkulation der Kosten vorgelegt, die auf die Stadt für das Großprojekt „Haus der Musik“ zukommen. Bereits bekannt war, dass 15 Millionen Euro für den Ankauf des früheren Karstadt-Einrichtungshauses am Gewandhaus investiert werden sollen. In diesem soll nach einem erheblichen Umbau die Städtische Musikschule sowie ein Konzertsaal mit rund 1000 Sitzplätzen eingerichtet werden. Möglich ist aber auch ein Abriss und Neubau. Darüber soll Mitte kommenden Jahres nach einem Architekten-Wettbewerb entschieden werden, zu dem zehn Büros eingeladen wurden.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 29.11.2024
Das Karstadt-Gewandhaus ist im Besitz des Mitte November verstorbenen Unternehmers Friedrich Knapp beziehungsweise von dessen Erben. Der Gründer des Modeunternehmens New Yorker hatte der Stadt Anfang vergangenen Jahres die gemeinsame Gründung einer Stiftung vorgeschlagen, die Bau und Betrieb des „Hauses der Musik“ übernehmen soll. Oberbürgermeister Thorsten Kornblum hatte von einer „herausragenden Initiative“ gesprochen, da Knapp sich auch finanziell einbringen wolle. Die Stadt und Knapp schlossen daraufhin eine Grundsatzvereinbarung für die Stiftungsgründung, der der Verwaltungsausschuss des Rates zustimmte.
In die Beratungen über den städtischen Doppelhaushalt 2025/26 brachte die Verwaltung jetzt einen Änderungskatalog ein, der auch weitere Positionen für das „Haus der Musik“ umfasst, die allerdings größtenteils erst in den Jahren 2027-29 fällig werden: insgesamt rund 62,8 Millionen Euro. Wie die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, handelt es sich „um die erste grobe Annahme für die Beteiligung durch die Stadt Braunschweig“. Diese „Schätzung“ orientiere sich am erwarteten Aufwand, der vor allem aus Investitionen für den Bau entstehen werde – die tatsächlichen Kosten hingen vom Ausgang des Architekten-Wettbewerbs ab.
Drei Millionen Euro der Summe fallen bereits in 2026 an. Die Stadt rechnet allerdings damit, sie durch den Verkauf der bisher von der Musikschule genutzten Gebäude Magnitorwall 16 und Augusttorwall 5 gegenfinanzieren zu können. Für 2025/26 kommen laut Haushaltsentwurf noch knapp eine Million Euro für Kaufnebenkosten für den Erwerb des früheren Karstadtgebäudes hinzu, zuzüglich zum Kaufpreis von 15 Millionen Euro.
Auf die Frage unserer Zeitung, in welcher Höhe sich das Unternehmen New Yorker beziehungsweise Friedrich Knapps Erben an den Bau- und Investitionskosten für das „Haus der Musik“ beteiligen werden, antwortete Stadt-Sprecher Adrian Foitzik: „Nach der Kooperationsvereinbarung ist vorgesehen, dass die Stiftung als Bauträger mehrheitlich von privaten Stiftern errichtet wird, die Beteiligung der Stadt also weniger als 50 Prozent umfasst.“ Die Verteilung der Kosten sei Gegenstand der derzeit noch laufenden Verhandlungen. Die Gesamtkosten für die Errichtung des „Hauses der Musik“ werden demnach offenbar auf mindestens 125 Millionen Euro geschätzt.
Wie Foitzik weiter erklärt, „treffen sich Verwaltung sowie Vertreter von Herrn Knapp regelmäßig und arbeiten den Entwurf einer Stiftungssatzung inklusive Wirtschafts- und Finanzplanung aus“. Das Braunschweiger Beratungsunternehmen PKF begleite den Prozess. Wirklich konkret würden Planung, Vorbereitung und Bau des „Hauses der Musik“ erst nach der Entscheidung zur Stiftungsgründung, also nach aktuellem Stand 2026, so Foitzik.
Im Finanzausschuss kam es zu keiner längeren Diskussion über das Großprojekt. Die Linke-Ratsherr Udo Sommerfeld kritisierte allerdings für die Fraktionsgemeinschaft BS, dass das Verfahren undurchsichtig sei und die Stadt hier „einen Blankoscheck“ ausstelle, während es in anderen Bereichen starke Kürzungen oder wie beim maroden Jugendzentrum B 58 keinerlei Mittel gebe.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 29.11.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article407785929/haus-der-musik-stadt-braunschweig-plant-64-millionen-euro-ein.html
Traditioneller Silvestervortag von Gerd Biegel im Kaiserdom Königslutter am 31. Dezember um 15 Uhr
„Königswahl vor 900 Jahren – König Lothar III. und der Weg der Welfen nach Sachsen“ lautet der diesjährige Titel des traditionellen Silvestervortrags von Gerd Biegel, dem Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBR). Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem IBR. Sie findet am 31. Dezember um 15 Uhr im Kaiserdom in Königslutter statt. Der Eintritt ist frei. Gerd Biegel blickt mit dem gewählten Thema schon einmal auf das neue Jahr.
Denn das Jahr 2025 ist für die Region Braunschweig und den Kaiserdom Königslutter ein bedeutsames historisches Jubiläumsdatum. Vor 900 Jahren, im August 1125, wurde der Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg (1075 – 1137) in Mainz zum römisch-deutschen König gewählt. Den zur Wahl versammelten Fürsten waren drei mögliche Kandidaten zur Entscheidung präsentiert worden. Dabei kam es zu heftigen Kontroversen und wilden Diskussionen.
Nach einer insgesamt recht turbulent verlaufenden Debatte wurde schließlich der Süpplingenburger Lothar von Sachsen sehr zum Unmut der Stauferanhänger gewählt. Mit dieser Entscheidung aber hatte sich eindrucksvoll erwiesen, dass nicht erbrechtliche Legitimation und dynastisches Anspruchsdenken, wie vom staufischen Kandidaten reklamiert, die Thronfolge im römisch-deutschen Königtum bestimmten, sondern die Wahl durch die Fürsten.
Weniger die Person des Gewählten als vielmehr die deutliche Bestätigung des fürstlichen Wahlprinzips, die daraus sich ableitenden Konsequenzen und Folgen für das Verhältnis sowie die Abhängigkeiten zwischen Fürsten und Königtum machten den Herrscherwechsel von 1125 zu einer weitreichenden Zäsur in der Reichsgeschichte.
Für die braunschweigische und niedersächsische Regionalgeschichte bahnte sich mit den Ereignissen im Umfeld der Mainzer Wahl eine Zukunftsentwicklung an, deren Wirkungsmächtigkeit die Geschichte des Landes bis 1918 maßgeblich prägen sollte, aber zu diesem Zeitpunkt in ihrem Ausmaß für die Zeitgenossen keineswegs absehbar war.
Im Jahr 1133 war Lothar nach Italien gezogen, um sich in Rom von Papst Innozenz II. zum Kaiser krönen zu lassen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht entschloss er sich zum Bau des Kaiserdoms, dessen Grundstein er im Sommer 1135 gemeinsam mit seiner Gemahlin Richenza (um 1087/89 – 1141) legte. Auf der Rückreise vom zweiten Italienzug starb Lothar III. am 4. Dezember 1137 in Breitenwang/Tirol. Seine Gebeine wurden nach Königslutter überführt.
Seinem Schwiegersohn, Heinrich dem Stolzen, gelang die Übernahme der Reichsherrschaft nicht. Zwei Jahre nach Lothar starb auch er. Sein Sohn, Heinrich der Löwe (um 1129/30 – 1195), vollendete schließlich um 1170 den Bau des Kaiserdoms. Im 12. Jahrhundert galt er mit 65 Metern Länge und 58 Metern Höhe als das größte Bauwerk Norddeutschlands.
Der Kaiserdom befindet sich heute im Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Er ist Teil der TRANSROMANICA, die seit 2007 das gemeinsame kulturelle Erbe der Romanik in Europa verbindet.
Die sogenannte Braunschweiger Revolution trieb den ungeliebten „Diamantenherzog“ Karl II. (1804-1873) in die Flucht.
Am 7. September 1830 ging das Braunschweiger Schloss in Flammen auf. Eine wütende Menge stürmte die herzoglichen Privatgemächer und die benachbarte Kanzlei. Die sogenannte Braunschweiger Revolution trieb den ungeliebten „Diamantenherzog“ Karl II. (1804-1873) in die Flucht. Karls jüngerer Bruder Wilhelm (1806-1884) übernahm wenige Tage später provisorisch die Regierung.
Die Erstürmung des Schlosses brachte Diverses von dort in Umlauf, von Alltagsdingen bis zu Schrifttum, Bargeld und Kostbarkeiten. Wir können uns vorstellen, wie unübersichtlich die Lage war; zeitgenössische Darstellungen zeigen große Menschenmengen. Gegenstände wurden eingesteckt und weggeschafft, um sie vor den Flammen zu schützen. Was passierte mit diesen Sachen und mit den Menschen, die sie an sich nahmen?
In Archivakten zur Wiederbeschaffung von Gegenständen aus dem herzoglichen Besitz und aus der Staatskanzlei entsteht interessanterweise der Eindruck, als sei beim Schlossbrand nichts Besonderes passiert. Statt Plünderung und Diebstahl zu kriminalisieren, wurde nämlich auf Verständigung gesetzt. Wir entdecken sogar ein Motiv des Heldentums!
Das Herzogliche Staatsministerium bedankte sich nämlich unmittelbar nach dem Feuer mit einer Bekanntmachung in den Braunschweiger Anzeigen für den „thätig und unermüdet geleisteten Beistand“ vieler Bürger, die geholfen hatten, Akten aus der brennenden Staatskanzlei zu retten. „Bei der fraglichen Feuersbrunst sind aber auch viele Acten […] entweder ein Raub der Flammen geworden, oder auf sonstige Weise abhanden gekommen“, hieß es weiter. Das Ministerium forderte die Einwohner auf, Papiere und Gegenstände „an den Rath Wolpers im Dompropsteigebäude unverzüglich abzuliefern.“
Zentrale Anlaufstellen sollten es den Braunschweigern leicht machen, Gegenstände abzuliefern. Rat Wolpers, der zuständige Beamte, erstattete dem Ministerium regelmäßig Bericht: „Der hiesige Einwohner Söchtig, wohnhaft auf der Kaiserstraße, erschien heute [am 9. September 1830] um an mich das angeblich von ihm gerettete Große Staats Siegel abzuliefern, worüber er sich eine Bescheinigung und demnächst wegen seiner Armuth eine Erkenntlichkeit erbat. Erstere wurde ihm von mir ertheilt und wegen Letzterer desfalls zur Geduld verwiesen.“ Söchtig stellt sich also als Held dar, der das Siegel gerettet habe. Wolpers scheint nicht so recht an selbstlose Motive zu glauben. Aber das Ministerium ließ nur fraglos Quittungen ausstellen.
Aus diesen Amtsvorgängen erfahren wir heute etwas mehr über die Ausstattung der herzoglichen Residenz; zum Beispiel lernen wir, dass Bücher, Bargeld, silberne Dessertmesser und Korkenzieher abgeliefert wurden. Vor allem kleine Handwerker und Tagelöhner wurden vorstellig und erhofften sich eine Belohnung. Das Jahr 1830 war schwierig gewesen, die Ernte schlecht, die Getreidepreise hoch. Herzog Karl II. hatte kaum in öffentliche Bauprojekte investiert, also waren viele Handwerker ohne Arbeit. Das Schloss wurde somit zu einem Ort, der in harten Zeiten plötzlich Wohlstand versprach, wenn man es geschickt anfing. Viele Braunschweiger – genaue Zahlen haben wir leider nicht – entschieden sich dafür, „heiße Ware“ einzureichen und stattdessen „Finderlohn“ einzufordern. Damit wurden sie nicht weiter behelligt. Um weitere Unruhe zu vermeiden, verständigten sich der Magistrat und das herzogliche Ministerium mit den Bürgern auf generelle Amnestie.
Es gab aber auch schwerere Fälle von Plünderung und Diebstahl, die tatsächlich zum Prozess führten. Die Schuhmachergesellen Werner und Henning hatten beim Schlossbrand „Pretiosen und Gelder“ gestohlen und in ihrem Rucksack außer Landes gebracht. Schmuck, Edelsteine und Siegel mit dem herzoglichen Wappen wurden von der Polizei in einem Bordell in Hannover sichergestellt. Die beiden Diebe wurden zu neun Monaten „öffentlicher Arbeitsstrafe“ verurteilt.
Heidi Mehrkens ist Lecturer in Modern European History an der schottischen University of Aberdeen. Sie lehrt und forscht unter anderem zur Kultur- und Politikgeschichte moderner europäischer Monarchien sowie zur Militär- und Mediengeschichte des 19. Jahrhunderts. Sie arbeitet derzeit zur Regierungszeit Herzog Karls II. von Braunschweig im internationalen Kontext.
Elmar Arnhold hat ein neues Buch über die Fachwerkarchitektur in Braunschweig herausgebracht. Es ist mehr erhalten, als man denkt.
Rund 2000 Fachwerkhäuser besaß Braunschweig noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts und war damit eine der größten deutschen Fachwerkstädte. Nach dem von den Nazis entfachten Zweiten Weltkrieg blieben nur noch 120 im Stadtkern erhalten, einige davon umgesetzt, mit mehr oder weniger Originalteilen wiederaufgebaut.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.11.2024
Für Elmar Arnhold, Bauhistoriker und Lehrbeauftragter für Bautechnikgeschichte der TU Braunschweig, genau der Grund, diese verbliebenen Schätze zu dokumentieren. Nachdem er in ähnlichem Format bereits die Braunschweiger Brücken und Plätze erörtert hat, stellt der neue Band nun 46 Objekte in schönsten Farbbildern und kurzen Erklärungen vor. Spannend zu lesen ist aber auch sein einleitender Überblick über die Geschichte des Fachwerkbaus und seine Besonderheiten in Braunschweig. Mit Beispielbildern und Glossar erschließt er so die Entwicklung des Fachwerkbaus und seiner Zierformen über die Jahrhunderte.
Für uns hat er seine fünf Favoriten zusammengestellt:
Dieses bestens restaurierte Fachwerkhaus ist heute unter dem Namen des dort betriebenen Restaurants Ritter St. Georg bekannt. Das Eckhaus wurde 1489 für den Schlachter Hans Haverland gebaut, die Schlachter – Knochenhauer – waren in dieser Straße ansässig. Zur Straße hin ist die Dachseite (Traufe) des Hauses zu sehen, diese „traufständige“ Anordnung ist typisch für Braunschweig. In anderen norddeutschen Städten wie z.B. Celle sind die Häuser mit dem Giebel zur Straße angeordnet. Der Giebel ist hier nur zu sehen, weil es sich um ein Eckhaus handelt. Sehr schön sind die vorkragenden Stockwerke hervorgehoben, die auf sogenannten Knaggen ruhen. Diese senkrechten Streben sind hier mit Heiligenfiguren verziert. Darunter befinden sich St. Georg, der heilige Ritter, und an der Ecke St. Christophorus, der Christusträger: Er steht mit den Füßen in Wellenlinien, also im Wasser, über das er das Christuskind auf seinem Arm trägt. Am Balkenkopf darüber ist eine Fratze zu sehen, die das Böse abwenden soll. Zwischen den Fächern der Etagensimse befindet sich ein Fries aus auf- und abführenden Stufen, ein sogenannter Treppenfries.
Die geschwungenen, sogenannten Vorhangfenster im Erdgeschoss sind allerdings eine Zutat aus der ersten Sanierung im 19. Jahrhundert, als man gern historische Formen nachahmte. Die Epoche heißt daher Historismus. Arnhold betont, dass erst in dieser Zeit ein Bewusstsein für die historische Bausubstanz entstand. Auch in Braunschweig waren bis dahin viele Fachwerkhäuser abgerissen worden, um neuen Wohn-, Geschäfts- und Verwaltungsgebäuden zu weichen. Beim Abriss des Hauses zum Stern am Kohlmarkt gab es allerdings so viele Proteste, dass ein Umdenken einsetzte.
Dieses für den Patrizier Friedrich Huneborstel 1525 am Sack 5 erbaute Fachwerkhaus verdankt seine Rettung dem neuen Geschichtsbewusstsein. Fassade und Dachkonstruktion wurden 1902 an den Burgplatz versetzt, wo sie den Neubau der Handelskammer mit Originalteilen historisch erscheinen lassen. Als für Braunschweig typisches Querdielenhaus – in der Heide waren dagegen die Hallenhäuser mit Giebel zur Straße und Längsdiele üblich – zeigt es die Dachseite zum Platz und eine Diele, in die seitlich und übereinander über die gesamte Dielenhöhe Kontor und Kammern eingebaut waren. Aus dem beheizten Kontor ließen Löcher Warmluft auch in die Kammern dringen. Die Etagen dienten als Warenlager, nicht zum Wohnen. Das änderte sich erst im Barock.
Die während des Zweiten Weltkriegs ausgelagerte Fassade ist mit Darstellungen der Planetengötter verziert. In der Ecke der zweiten Etage ist ein dudelsackspielender Affe versteckt, der mit einer verblassten niederdeutschen Inschrift in Verbindung steht und den Betrachter verhöhnt: Während er Affe sitze und gaffe, könnte der andere weitergehen, womit ihn der Affe quasi zum Mitaffen macht.
Gerade erst fertig geworden ist die Restaurierung des Fachwerkkomplexes Ackerhof 2 mit Anbauten in der Langedammstraße und am Ölschlägern. Arnhold, der als Bauhistoriker auch für den Denkmalschutz und private Sanierer Gutachten erstellt, hat hier die historischen Bauphasen und Veränderungen dokumentiert. Finanziert von der Richard-Borek-Stiftung konnte hier ein Fachwerkhaus mit der ältesten bekannten inschriftlichen Fachwerkdatierung gerettet werden. Die Inschrift von 1432 ist nach historischem Befund wieder mit Blattgold hervorgehoben. Im Erdgeschoss befand sich zuletzt die Zoohandlung Adam, schon länger hatten dort Schaufenster die alte Substanz zerstört.
Auf Arnholds Anraten musste entschieden werden, welcher historische Zustand rekonstruiert werden sollte. Für die Hauptfront zum Ackerhof wurde die barocke Überarbeitung zum Maßstab genommen, als die Vorkragungen zurückgebaut, die Knaggen und Verzierung abgetragen waren, um eine symmetrische, plane Erscheinung zu erzielen. Damals waren Gebälk und Füllungen einheitlich übermalt, so dass der Eindruck eines Steinhauses erzeugt wurde. Am Nebengebäude soll es sogar einen Marmor imitierenden Putz gegeben haben. Jetzt ist das Holz am Ackerhof wieder rotbraun abgesetzt. Im Anbau Langedammstraße wurde eine Wandmalerei aus der Spätrenaissance freigelegt, sie zeigt einen Mann, der einen Fisch in einen Topf legt.
Nach dem hier lange Zeit ansässigen Restaurant wird das Gebäude bis heute oft Haus zur Hanse genannt. Es wurde 1567 für den Knochenhauer Cyriakus Haverland gebaut und ist eines der größten Fachwerkhäuser Braunschweigs. Deutlich zu sehen ist die Vorkragung des obersten Stocks, die als Konsolen gearbeiteten Knaggen als Stützen und der Kettenfries, der sich als Band ovaler Glieder darüberhinzieht. In dem Haus betrieb die Familie Wolters seit 1739 eine Brauerei, die später zum Hofbrauhaus ernannt wurde und an die Wolfenbütteler Straße zog, wo sie bis heute besteht. Arnhold nennt das Haus aber auch als Beispiel früher Restaurierung. Schon 1869 wurde es saniert, aber auch historisierend überarbeitet. So gehen die Brüstungen mit den Löwenköpfen im ersten Stock und der Eingang sowie die Gauben und das Zwerchhaus im Dach erst auf diese Zeit zurück.
Das unmittelbar am Katzenbrunnen gelegene Fachwerkhaus von 1522 zeigt noch sehr schön die vorkragenden Stockwerke. Auch sind an den Knaggen zum ersten Stock noch die geschnitzten Heiligenfiguren erhalten. Dagegen wurden die Schnitzereien an den Querbalken, Gesimsen und den Fächern abgeschlagen, um glatte Oberflächen zu schaffen, als das Fachwerk im Biedermeier verputzt wurde. Entsprechend poliert sehen die jetzt wieder freigelegten Balken aus. Die Lüftungsgitter vor den Fenstern im letzten Geschoss erinnern an die ursprüngliche Funktion als Speicher. Dort, wo die Dreiecke unter den Gittern fehlen, befand sich einst eine Ladeluke, erläutert Arnhold.
Heute formuliert Elmar Arnhold unmissverständlich: „Braunschweig kann sich keine Verluste mehr leisten!“ Die erhaltenen Häuser ermutigen ihn aber zu der Aussage: „Fachwerk trägt noch immer zur unverwechselbaren Identität unserer Stadt bei.“ Wie schön die meisten Häuser inzwischen restauriert sind, zeigen die Fotos der 46 ausgewählten Vorzeigeobjekte. Am besten mit dem Buch in der Hand an einem Sonnentag einmal die Häuser abgehen, sie liegen fast alle geballt auf den Traditionsinseln um St. Michaelis, Kohlmarkt, Vor der Burg und im Magniviertel.
Elmar Arnhold: „Fachwerkhäuser in Braunschweig“, Richard-Borek-Stiftung, 128 Seiten, 255 Farbbilder, 12,90 Euro.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.11.2024 und erreichbar unter: www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article407761670/die-fuenf-schoensten-fachwerkhaeuser-braunschweigs.html
„Fritz Bauer Ultras“ ist mehr als ein Schauspiel von Christian Weiß über den legendären früheren Braunschweiger Oberstaatsanwalt, der die Ausschwitz-Prozesse in Frankfurt initiierte.
Die Produktionen von xweiss gehen oft über das reine Schauspiel im Theatersaal hinaus. Mit besonderen Aktionen soll die Relevanz eines Themas unterstrichen und den Besuchern ein Mehrwert geboten werden. Bei dem aktuellen Stück „Fritz Bauer Ultras“, das kürzlich im Kleinen Haus des Staatstheaters Premiere feierte und noch bis in den Februar 2025 hinein gespielt wird, wird das „Mehr als Theater“ auf die Spitze getrieben. Es wurde die für das Stück namensgebende Fan-Initiative gegründet. Es gibt ein Sammelbildheft a la Panini sowie eine komplette Fan-Kollektion mit Fan-T-Shirt, Fan-Schal, Basecap und Poster. Erhältlich ist alles am „Fritz Bauer Kiosk“ vor und nach den Vorstellungen im Foyer des Kleinen Hauses.
Kultstatus posthum
Fritz Bauer (1903-1968) ist fraglos eine sehr bemerkenswerte Persönlichkeit der Zeitgeschichte, die es verdient, in den Kultstatus erhoben zu werden – so wie es sonst nur Fußball- oder Pop-Stars vergönnt ist. Was jenen zu Lebzeiten zuteil wird, geschieht bei Fritz Bauer spätestens seit dem Fernsehfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ aus dem Jahr 2015 posthum.
Eine Schlüsselfigur der jungen Demokratie
Zu Lebzeiten, als Bauer als Generalstaatsanwalt wirkte, wurde seine famose juristische Leistung im Nachkriegs-Deutschland längst nicht so bejubelt wie der Schuss von Helmut „Boss“ Rahn im WM-
Finale 1954 gegen Ungarn. Den Respekt, den er verdient hätte, hätten ihm seine Zeitgenossen versagt. Dabei sei er in der Rückschau eine der Schlüsselfiguren der jungen Demokratie gewesen, die Deutschland den Rückweg in die Gemeinschaft der Völker geebnet hätten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum 50. Todestag von Fritz Bauer am 1. Juli 2018.
Späte Anerkennung
Seine Arbeit als Staatsanwalt begann Fritz Bauer nach der Rückkehr aus dem Exil bis 1956 in Braunschweig. Nach Verhaftung durch die Nationalsozialisten 1933 war er 1935 nach Dänemark emigriert. Als Oberstaatsanwalt erreichte er in dem aufsehenerregenden Remer-Prozess vor dem Landgericht Braunschweig 1952 die Rehabilitation der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Mit seinem Wirken bis 1968 verbinden sich die Entführung Adolf Eichmanns und die Auschwitz-Prozesse. Der streitbare Jurist stieß auf vielfältige Ablehnung, als Jude auch auf offen antisemitische Anfeindungen. Er setzte sich für die konsequente strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts ein und trug damit wesentlich zur Demokratisierung der westdeutschen Gesellschaft bei.
Vorbild für die Demokratie
„Wir müssen in Zeiten, in denen die AfD erstarkt und durch das Setzen von Triggerpunkten die Gesellschaft polarisiert, stärker zusammenrücken und aktiv etwas für den Erhalt unserer Demokratie tun. Hierzu stellt die Inszenierung Fritz Bauer in den Mittelpunkt. Sein unermüdlicher Einsatz für die Demokratie kann ein Vorbild sein. Wir wollen das nutzen und ihn popikonisch aufladen“, erläutert Regisseur Christian Weiß. „Wir müssen etwas tun gegen die Risse im Fundament der Demokratie“, lässt er in dem Stück eine Darstellerin sagen. Das steht sinnhaft als Überschrift zu Stück und Bewegung.
Auf die Menschen kommt es an
Im ersten Teil der Aufführung trägt das Publikum Kopfhörer und taucht akustisch in eine Art Traumwelt ein, in der sich historische Tonaufnahmen mit puzzleartig verschnittenen Aussagen von und über Fritz Bauer mischen. Der Generalstaatsanwalt ist tot. Aber, als sich die Gegenwart, mit all ihren Hasskommentaren Bahn bricht, die auch Bauer zu Lebzeiten bereits selbst erleben musste, ist es Zeit, aufzustehen und etwas zu tun.
„Es bleibt nichts anderes übrig, als dass wir einfach zusammenstehen und diese Fülle von Dingen tun“, ist Fritz Bauer im Originalton zu hören. „Sie können Paragrafen machen, Sie können Artikel schreiben, Sie können die besten Grundgesetze machen, was Sie brauchen, sind die richtigen Menschen, die diese Dinge leben. Kein Mensch schafft Demokratie, es sei denn, Sie und ich und wir, jeder für uns.“ In diesem Sinne zeigt der zweite Teil des Abends dann die fünf Frauen auf der Bühne, wie sie darum ringen, sich selbst für die Demokratie im eigenen Alltag einzusetzen.
Einstieg in die Ultraszene
Ein schöner Einstieg in die „Fritz Bauer Ultraszene“ ist das Sammelbildheft zu Fritz Bauer und der Produktion. Es ist wie ein erweitertes Programmheft und liefert noch mehr Inhalt zu der Figur Fritz Bauer. Das Heft ist im Staatstheater erhältlich. Die dazugehörigen Sammelbilder gibt es bei verschiedenen Kooperationspartnern in der Stadt, die ein gesellschaftliches Engagement verbindet.
Es sind: Gedenkstätte Schillstraße, Refugium e.V., Haus der Braunschweigischen Stiftungen, Café Riptide, Theater Fadenschein, Cura e.V., Kunstverein Braunschweig, Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V., Staatstheater und DRK Kaufbar.
Weitere Termine: 8., 12., 14., 19., 22., 28. Dezember, 5., 12., 24., 26. Januar und 14. Februar.
Kontakt: post@xweiss.info
Fritz Bauer Ultras (Trailer): https://www.youtube.com/watch?v=0-GDPCEr6gU&t=3s
Fritz Bauer Ultras (Teaser): https://staatstheater-braunschweig.de/produktion/fritz-bauer-ultras-at
„Timejumps“ machen die Veränderungen des Stadtbilds anhand historischer Fotos und Zeitraffer-Überblendungen ins Hier und Jetzt deutlich.
Kameramann Dirk Troue blickt in dieser Folge auf das Haus Ackerhof 2 und in die Langedammstraße. „Das in markanter Position gelegene Vorderhaus gibt in seiner heutigen Erscheinung kaum Hinweise auf seine außergewöhnliche Bedeutung. Die Schwelle des Nordgiebels zeigt jedoch eine Inschrift: die in römischen Ziffern geschnitzte Jahreszahl MCCCCXXXII (1432). Die bauhistorische Untersuchung hat mit Hilfe einer dendrochronologischen Untersuchung erwiesen, dass der Kernbau von 1432 in großen Teilen noch erhalten ist“, schreibt Bauhistoriker und Stadtteilheimatpfleger Elmar Arnhold in seinem neuen Buch „Fachwerk in Braunschweig“ über das gerade aufwändig sanierte Gebäude. Damit handelt es sich um das bisher älteste nachgewiesene inschriftlich datierte Fachwerkhaus Deutschlands. Die beiden sich anschließenden Anbauten an der Langedammstraße aus dem Jahren 1517 und 1646 wurden ebenfalls denkmalgerecht saniert.
42 Teilnehmer aus acht niedersächsischen Hospizen trafen sich zur Fachtagung „Arbeitsplatz Hospiz (k)ein Platz für Veränderungen?“
Allen in Hospizen arbeitenden Kräften ist bewusst, dass die Entwicklungen im Gesundheitswesen natürlich auch nicht an ihnen vorbeiziehen. Auf einer Fachtagung „Arbeitsplatz Hospiz (k)ein Platz für Veränderungen?“ in Braunschweig ging es darum, Wege aufzuzeigen, wie trotz der umfassenden Veränderungen in der Pflege der hospizliche Gedanken im Fokus bleiben kann, um den zu betreuenden Menschen weiter gerecht zu werden.
Den 42 Teilnehmern aus acht niedersächsischen Hospizen war klar, dass die Einschnitte und Veränderungen nicht ignoriert werden dürfen, sondern auch an einem so fordernden Arbeitsplatz wie dem in einem Hospiz angenommen und bewältigt werden müssen. Um dafür Lösungsansätze zu finden, hat der Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen e.V. (HPVN) mit dem Landesstützpunkt Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen e.V. (LSHPN) den Fachtag angeboten. Unterstützt wurde er von der Hospizstiftung für Braunschweig.
„Viele Pflegekräfte haben angesichts der gravierenden Veränderungen Sorge, den Ansprüchen der schwerstkranken, sterbenden Menschen nicht mehr gerecht werden zu können. Gemeinsam wurden Wege gesucht und auch gefunden, die für Hospize geltenden Werte zu erhalten und trotzdem neue Wege zu gehen“, zog Petra Gottsand, Leiterin des Hospizes Braunschweig „Am Hohen Tore“ ein durchaus hoffnungsvolles Fazit nach dem intensiven Gedankenaustausch.
„Stationäre Hospize sind spezialisierte Einrichtungen für Menschen, die zum Beispiel bei Krebserkrankungen unter starken Symptomen wie Schmerzen leiden. Ziel muss es bleiben, diesen Menschen so viel Lebensqualität wie möglich auf ihrem letzten Teil des Lebensweges zu ermöglichen“, schildert Petra Gottsand die besonderen Herausforderungen, die alle Teilnehmer nur zu gut kennen. Der Austausch und die Impulse von Prozessberaterin Romy Kranich-Stein, die den Fachtag inhaltlich geleitet und alle Kursteilnehmer mit auf die Lösungssuche genommen hat, haben Wege aufgezeigt, wie sich die anspruchsvolle Arbeit an manchem Punkt erleichtern lässt.
„Seit den Anfängen der stationären Hospizarbeit vor 25 Jahren hat sich tatsächlich viel verändert. Die Hospizarbeit ist Rahmenbedingungen unterworfen und damit sind auch Vorgaben zu erfüllen, die es am Anfang so noch nicht gegeben hat“, erläutert Petra Gottsand. Oft seien bei den angesprochenen Problemstellungen während der Tagung Fragen gestellt worden wie: Wo bleibt denn hier der hospizliche Gedanke? Warum spielt die Finanzierung mittlerweile eine so große Rolle bei der Versorgung von sterbenden Menschen? Wie können wir mit Veränderungen in der Sterbebegleitung umgehen?
Alle Teilnehmer waren sich am Ende des Fachtages einig: „Veränderungen sind da, und es ist unsere Aufgabe, diese in einem guten Prozess in den einzelnen Einrichtungen umzusetzen.“ In Arbeitsgruppen wurde dazu gearbeitet. Es wurde sich mit den Themen Zusammenarbeit, Kommunikation, Führung und Entwicklung sowie „Best Practice“-Beispielen beschäftigt. Die auf Flipcharts aufgeschriebenen Aspekte boten viele Ansätze, wie den Anforderungen der Zukunft in Niedersachsens Hospizen noch effektiver begegnet werden kann.
Neue Sonderausstellung im Schlossmuseum Braunschweig: „Residenzwechsel – zwei Museen, eine Ausstellung“
Eine Residenz zieht um. Mitte des 18. Jahrhunderts verlegt Carl I. seinen Hof wieder von Wolfenbüttel in die Handelsstadt Braunschweig, die damit zur Hauptresidenz der Braunschweiger Welfen wird. In der Ausstellung „Residenzwechsel. Zwei Museen, eine Ausstellung“ befasst sich das Schlossmuseum Braunschweig mit der Bedeutung des herzoglichen Umzugs für die Stadt Braunschweig und schaut insbesondere auf den Schlossbau des „Grauen Hofs“. Mit kostbaren Exponaten und bedeutenden Archivalien werden die Besucher bis zum 31. August nächsten Jahres mitgenommen in das 18. Jahrhundert.
Eine Besonderheit: „Residenzwechsel“ ist eine gemeinschaftliche Ausstellung mit dem Schloss Museum in Wolfenbüttel, bei der jedes Schlossmuseum den Fokus auf die jeweilige Stadt legt. „Wir haben uns sehr über die Möglichkeit gefreut, zu diesem Thema eine Kooperationsausstellung zu konzipieren“, sagt Museumsleiterin Helga Berendsen. „Die Besucher haben dadurch die Möglichkeit, von beiden Stadtseiten aus auf die Zeit der Residenzverlegung zu blicken. Der Umzug war für beide Städte prägend – auf unterschiedliche Weise.“
Braunschweig wurde 1671 von den Welfenherzögen eingenommen, die jedoch nicht unmittelbar ihre Residenz in die größte Stadt des Herzogtums verlegten, sondern erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Das genaue Datum des Residenzumzuges ist nicht überliefert, sodass sich anhand von verschiedenen Fragestellungen und Quellenuntersuchungen dem Thema für die Ausstellung angenähert werden musste. „Wir haben insbesondere den Bau des Braunschweiger Schlosses ‚Grauer Hof‘ untersucht und konnten anhand der Bauakten deutlich machen, wie und wann die Voraussetzungen aus baulicher Sicht für einen Umzug gegeben waren“, erläutert Helga Berendsen. Das Thema solle gern einen wissenschaftlichen Austausch anregen. Bereits am Eröffnungsabend seien neue Aspekte aus musikhistorischer Sicht hinzugekommen.
Zu sehen sind Ausstellungsstücke aus dem Museum Schloss Fürstenberg, dem Museum Schloss Wolfenbüttel, der Richard Borek Stiftung, dem Naturhistorischen Museum Braunschweig, dem Niedersächsischen Landesarchiv, dem Stadtarchiv Braunschweig, dem Archiv der TU Braunschweig und mehreren Privatsammlungen. Abbildungen aus der Herzog August Bibliothek und dem Herzog Anton Ulrich-Museum sowie dem Städtischen Museum Braunschweig runden die Exponatsliste ab. Gefördert wird die Ausstellung von der Braunschweigischen Stiftung sowie der Stadt Braunschweig und dem Stadtmarketing Braunschweig. Wer beide Ausstellungen sehen möchte, erhält beim jeweils zweiten Besuch einen ermäßigten Eintrittspreis von 2,50 Euro statt 5 Euro an.
Im Rahmenprogramm zur Sonderausstellung „Residenzwechsel – zwei Museen, eine Ausstellung“ werden Führungen und Vorträge angeboten. Den Auftakt macht am 5. Februar 2025 um 18 Uhr Sebastian Mönnich mit seinem Vortrag „Gegeben in Unserer Stadt Braunschweig. Die herzogliche Nebenresidenz 1671-1753“. Silke Wagener-Fimpel spricht am 5. März 2025 um 18 Uhr über „Das Ende des Schlosses Antoinettenruhe am Lechlumer Holz bei Wolfenbüttel“. Zwei besondere Ereignisse werden ein Konzert auf historischem Instrument in der Ausstellung sein und eine Fahrradtour von Braunschweig nach Wolfenbüttel. Für Familien sind spezielle Führungen ab März vorgesehen und Kinder können in den Oster- und Sommerferien in Workshops ein Zimmer im Schloss in einem Karton bauen.
Kontakt:
Schlossmuseum Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Telefon: 0531/470 4876
E-Mail: schlossmuseum@residenzschloss-braunschweig.de
Homepage: www.schlossmuseum-braunschweig
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr
Das Museum für Photographie in Braunschweig zeigt ein außergewöhnliches Fotoalbum. Wie es half, ein Krankenhaus zu unterstützen.
Objekt des Monats, Folge 11: Günther Kaphammels „Heiliger Abend“ aus dem Jahr 1992:
Fotoausstellung „Der weiße Faden“ von Elena Kaufmann in der Klosterkirche Riddagshausen
Die Verwaltung legt Zahlen für das Großprojekt in der City vor. Dabei handelt es sich um eine „erste grobe Schätzung“ in Millionenhöhe.
Traditioneller Silvestervortag von Gerd Biegel im Kaiserdom Königslutter am 31. Dezember um 15 Uhr
Die sogenannte Braunschweiger Revolution trieb den ungeliebten „Diamantenherzog“ Karl II. (1804-1873) in die Flucht.
Das Berliner Ensemble Polyharmonique präsentiert ihre „Historia Nativitatis“, wie sie im 17. Jahrhundert in Mitteldeutschland hätte erklungen sein können.
Nachruf auf Bernd Assert: „Er war einfach ein Mensch, glaubwürdig, aufrecht und ehrlich“
Rund 2000 Fachwerkhäuser besaß Braunschweig noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben nur noch 120 im Stadtkern erhalten.
„Fritz Bauer Ultras“ ist mehr als ein Schauspiel von Christian Weiß über den legendären früheren Braunschweiger Oberstaatsanwalt, der die Ausschwitz-Prozesse in Frankfurt initiierte.
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