Momente Braunschweiger Theatergeschichte: Vom ersten feststehenden Theaters Deutschlands in Wolfenbüttel bis zum Staatstheater am Steinweg.
Als am 1. Oktober 1861 das Herzogliche Hoftheater am Steinweg eröffnet wurde, begann eine neue Epoche der Theatergeschichte in Braunschweig. Nach 171 Jahren endete die traditionsreiche Zeit des Hoftheaters am Hagenmarkt. Die Neueröffnung 1861 erfolgte mit dem Schauspiel „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe. Am 2. Oktober 1861 folgte die Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner unter der musikalischen Leitung von Hofkapellmeister Franz Abt (1819 -1885). Damit war das neue Herzogliche Hoftheater am Steinweg eröffnet. Es war ein prächtiger Neubau, der damals als einer der schönsten und bedeutendsten in Europa galt.
Großes Ansehen in Deutschland
Braunschweig stand damals in einer langen Theatertradition, für die das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel in seiner Zeit großes Ansehen in Deutschland besaß. Der eigentliche Ursprung des Theaters im Braunschweigischen lag in Wolfenbüttel. Im 16. Jahrhundert hatte Herzog Heinrich Julius (1564 – 1613) bei seiner Hochzeit am Hof von Dänemark die Aufführung englischer Schauspieltruppen erlebt und seiner Anregung dürfte es zu verdanken sein, dass bald englische Komödianten in Wolfenbüttel antraten. Er richtete in Wolfenbüttel das erste feststehende Theater in Deutschland ein und gilt als wichtiger Vertreter der deutschen und braunschweigischen Theatergeschichte.
Als Ernst August von Hannover 1689 sein Opernhaus eröffnete, erfolgte dies mit dem Stück „Enrico Leone“, das die Geschichte Heinrichs des Löwen behandelte. Damit setzte der Hannoveraner ein politisches Zeichen im Konkurrenzkampf zwischen hannoverschen und braunschweigischen Welfen. Nur wenige Monate später, am 4. Februar 1690, feierte Herzog Anton Ulrich die Eröffnung seines Opernhauses in Braunschweig, eingerichtet im umgebauten Hagenrathaus. Es galt seinerzeit als das „vollkommenste aller norddeutschen Theater“. Für 170 Jahre wurde das neue Theater am Hagenmarkt der zentrale Ort der Kultur und Kunst im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel.
Das Opernhaus am Hagenmarkt, 1714, Sich von Johann Georg Beck. Foto: Stadtarchiv
Nur für das „gehobene“ Publikum
Der Eintritt in das Theater betrug damals zwölf Mariengroschen. Es war ein nicht unerheblicher Betrag, offenbar sollte damit sichergestellt werden, dass nur das gewünschte „gehobene“ Publikum es sich leisten konnte, die Oper zu besuchen. Zunächst sollten und durften auch nur musikalische Aufführungen stattfinden. Das Schauspiel dagegen galt noch als primitiv und nicht gesellschaftsfähig. Daher waren dessen allgemein unterhaltsame Auftritte nur in Gaststätten und Unterhaltungsbetrieben möglich. Dort spielten die wandemden Schauspieltruppen.
Gotthold Ephraim Lessing, Porträt von Anna Rosina des Gasc. Foto: gemeinfrei
Am 13. März 1772, dem Geburtstag der Herzogin Philippine Charlotte (1716 – 1801), wurde Lessings bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti“ am Herzoglichen Theater zu Braunschweig am Hagenmarkt uraufgeführt. Es war dies die erste der drei großen historischen Uraufführungen der Braunschweigischen Theatergeschichte. Es war ein großer Theatererfolg. Äußere Widerstände gesellschaftlicher Konventionen und innere Barrieren einer hindernd bewahrenden Selbstverpflichtung einer jungen Frau spiegelten den Zwiespalt des Zeitverständnisses eindrücklich wider. Lessing war auf der Höhe der Zeit und Braunschweigs Theater in aller Munde.
Der Skandal um Heines „Almansor“
Die nächste große Uraufführung wurde 1823 Heinrich Heines Tragödie „Almansor“ und diese sollte ein denkwürdiges Ereignis der braunschweigischen Theatergeschichte werden. „Was, den Unsinn des albernen Juden sollen wir länger anhören?“, so konnte man in den hinteren Reihen des Braunschweiger Theaters bei einem Uraufführungsabend deutlich hören. Noch deutlicher vernahm man das rhythmische Trampeln der Füße, schließlich Pfeifen und laute Rufe. Es wurde so laut, dass die Schauspieler die Aufführung mit einer vorgezogenen, improvisierten Schlussszene abbrachen und der Vorhang fiel. Die Medien berichteten in großer Aufmachung von diesem Skandal.
Heine polemisierte mit seinem Werk gegen den Antisemitismus der Restaurationszeit, den er persönlich kennengelernt hatte. Mit der Tragödie „Almansur“ nutzte er die Glaubenskämpfe und die Unterdrückung der Mauren im Spanien des 15. Jahrhunderts, um Problematik und Zwiespalt der eigenen Zeit und Person zu thematisieren. Wie der Autor befindet sich der Held des Dramas, der junge Maure Almansor, im Zwiespalt zwischen Assimilation an die vorherrschende christliche Kultur und Treue zur eigenen Herkunft und Religion. Vor dem Hintergrund des Holocausts ist der Ausspruch eines spanischen Moslems in dem Stück, als Reaktion darauf, dass der Kardinal den Koran öffentlich verbrennen ließ, bedeutend: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende Menschen“. Die Uraufführung in Braunschweig blieb die einzige Inszenierung der Tragödie „Almansur“ zu Heines Lebzeiten.
Johann Wolfgang von Goethe, Porträt von Joseph-Karl Stieler. Foto gemeinfrei
Die Uraufführung von Goethes „Faust“ fand am 19. Januar 1829 im Herzoglichen Hoftheater in Braunschweig statt. Die Resonanz auf die Uraufführung war überwältigend positiv, entscheidender jedoch die indirekte Wirkungsgeschichte durch die überregionale Berichterstattung und den Versand des Bühnenmanuskriptes an andere Theater. Eine solche Abschrift des Bühnenmanuskripts wurde auch von der Weimarer Bühne erworben und hat der dortigen Aufführung des „Faust“ am 29. August 1829 zugrunde gelegen. Goethe selbst war bei der Uraufführung nicht anwesend.
Verdienste um Goethe und „Faust“
Bereits am Tage nach der Premiere berichtete ihm Theaterdirektor August Klingemann (1777 – 1831) brieflich und legte Theaterzettel sowie einen eigenen Zeitungsaufsatz bei. Dem Weimarer Hofrat und Naturforscher Soret hatte Goethe außerdem das Bühnenmanuskript Klingemanns ausgeliehen. Dieser gab es zurück mit einem Begleitschreiben, in dem stand: „Anbei der interessante Aufsatz von Klingemann mit vielem Dank zurück. Ich las ihn, mit dem ‚Faust‘ daneben, um eine klarere Vorstellung davon zu gewinnen, welche Wirkung das Stück trotz der Kürzungen erzielen kann, und bin mehr und mehr überzeugt, daß sie immer noch gewaltig gewesen sein muß“. Braunschweig hat sich also um Goethe und dessen „Faust“ verdient gemacht.
Trotz dieser theatergeschichtlich bedeutsamen Erfolge und der großen Bedeutung, die das Hoftheater am Hagenmarkt für die Kulturgeschichte Braunschweigs besaß, allmählich war es in die Jahre gekommen. Zeitweilige Einbauten neuer Theatertechnik und immer wieder neue Um- und Erweiterungsbauten, zuletzt der große Umbau 1826 durch Krahe, schufen keine dauerhafte Abhilfe. Der durch seine Berliner Erfolge im Theaterbau als „Theaterarchitekt“ berühmt gewordene Carl Theodor Ottmer (1800 – 1843) legte sogar einen Entwurf für einen völligen Neubau eines Theaters am Hagenmarkt vor, der jedoch nicht realisiert werden konnte.
Furchtbare Panik entstand
Einen entscheidenden letzten Anstoß, über einen zeitgemäßen Neubau des Herzoglichen Hoftheaters nachzudenken dürfte ein Unfall der Primaballerina Charlotte Leinsitt vom 20. Januar 1856 gegeben haben. Der Theaterchronist Fritz Hartmann schrieb zu diesem traurigen Geschehen: „Am 20. Januar 1856 ward die Zauberposse ‚Aladin oder die Wunderlampe‘ gegeben. Die Leinsitt führte die Amazonen auf tanzte einen eingelegten Pas und trat dann zur Seite, um sich die weiteren Evolutionen anzusehen, an denen sie unbeteiligt war. Ein Luftzug bewegte ihre Gazekleider; sie kamen einer Lampe nahe und fingen Feuer. Im Nu stand die Ärmste in hellen Flammen. Eine furchtbare Panik entstand. Die Kolleginnen zerstoben, um nicht dem gleichen Geschick zu verfallen; die nächsten Männer waren schreckgelähmt wie das Opfer selber, das gar nicht wußte, wie ihm geschah, und einem Kulissenschieber, der die Lohe durch Umarmung ersticken wollte, wuchtig ins Gesicht schlug, so daß er betäu abließ. Als der Maschinenmeister v. d. Kerkhoven herbeistürzte, das flackernde Menschenkind zu Boden warf und mit seinen Kleidern bedeckte, war es zu spät. Zwei Tage litt das arme Mädchen noch die furchtbarsten Qualen, dann hauchte es in den Armen seiner Mutter den Geist aus.“
Mehrere Entwürfe entstanden bei einem Wettbewerb für einen Neubau und wurden vor dem Hintergrund des früheren Ottmerschen Entwurfs diskutiert. Doch es sollte bei der bekannten Sparsamkeit von Herzog Wilhelm (1806 – 1884) noch einige Zeit dauern, bis der Beschluss für einen Theaterneubau nach den Plänen der Architekten Karl Heinrich Wolf (1793 – 1869) und K.F. Heinrich Ahlberg (1816 – 1874) am Steinweg getroffen wurde. Mit der festlichen Eröffnung am 1. und 2. Oktober 1861 begann eine neue Ära der Braunschweigischen Theatergeschichte am Steinweg.
Prof. Dr. h. c. Gerd Biegel ist Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung an der TU Braunschweig.
Als geschäftsführende Vorständin leitet Sarah Mager-Mundstock die Erich Mundstock Stiftung, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.
Freundlichkeit, Fairness und die Begegnung auf Augenhöhe – das sind die Werte, die Sarah Mager-Mundstock prägen. Als geschäftsführende Vorständin leitet die 33-Jährige die Erich Mundstock Stiftung, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Wie sich im Gespräch schnell zeigt, erfüllt die Enkelin des namensgebenden Stiftungsgründers und Busunternehmers ihre Aufgaben ganz im Sinne des Großvaters.
„Oft habe ich miterlebt, wie sehr meinem Opa seine Heimat am Herzen lag. Aus dieser Verbundenheit zur Region Braunschweig-Peine entwickelte sich sein Wunsch, mittels einer gemeinnützigen Stiftung den guten Menschen vor Ort zu danken. Ich freue mich und bin stolz, diesen Auftrag mit meinem Engagement in der Erich Mundstock Stiftung fortführen zu können“, sagt Mager-Mundstock. Entsprechend den Überzeugungen ihrer Familie unterstützt die Stiftung Personen, die infolge von Alter, Krankheit, Behinderung oder sonstigen Gründen auf die Hilfe von Dritten angewiesen sind. Gefördert werden zudem begabte Schülerinnen und Schüler, Auszubildende sowie Studentinnen und Studenten oder auch Kindergärten und Schulen, Jugendfeuerwehren und Wohn- und Tagesstätten.
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Seit dem Jahr 2007 gibt das Wirtschaftsmagazin Standort38 den Unternehmen und Entscheidern der Region 38 in authentischen Portraits und sorgfältig recherchierten Reportagen ein Gesicht sowie neue Impulse: zum Beispiel durch aktuelle und branchenübergreifende Trends und Marktberichte, technische Innovationen und exklusive Interviews mit Experten aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Kultur. Die Themenselektion und -aufbereitung orientiert sich an der anspruchsvollen Zielgruppe und hat einen klaren Fokus auf die Wirtschaftsräume Braunschweig, Wolfsburg, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter und Wolfenbüttel.
Kooperation der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel mit dem TU-Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte sowie der belgischen Hogeschool in Kortrijk.
Das Forschungsprojekt „Ewige Zuchthäusler?!“ der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel widmet sich am Beispiel des ehemaligen Strafgefängnisses Wolfenbüttel einer bislang kaum berücksichtigten Verfolgtengruppe: den im Nationalsozialismus inhaftierten und hingerichteten Justizverurteilten. Im Fokus des Projekts steht die Entschädigung für Justizverurteilte und die individuellen sowie gesellschaftlichen Auswirkungen. Am Donnerstag, 1. Juni (15-16 Uhr), findet im Rahmen des Projekts eine Führung zum ehemaligen Schießstand in der Buchhorst statt. Anlass ist der Besuch von belgischen und braunschweigischen Studierenden im Rahmen des Forschungsprojektes.
„Die meisten der in ihre Heimatländer zurückgekehrten NS-Verfolgten hatten Haft- und Gesundheitsschäden erlitten. Überlebendenverbände kämpften für Entschädigungsleistungen und forderten in öffentlichen Veranstaltungen von ihren Regierungen die Durchsetzung von Entschädigungsabkommen. Nach Kriegsende stellten Überlebende individuelle Anträge auf Entschädigung. Später wurden zwischenstaatliche Vereinbarungen über Wiedergutmachungsregelungen getroffen“, heißt es in dem Buch „Recht. Verbrechen. Folgen“ über das Strafgefängnis Wolfenbüttel im Nationalsozialismus.
Während der Enthüllung legten (von links) Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne, die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten Elke Gryglewski, Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbütte, Gerhard Glogowski, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung, Ulrich Markurth, Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, und Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, weiße Rosen an der Erinnerungsstele ab. Foto: Archiv/Peter Sierigk
Forschungslücke schließen
Durch die wissenschaftliche Untersuchung der individuellen Erfahrungen bei der Durchsetzung von Entschädigungsleistungen und dem Kampf um gesellschaftliche Anerkennung der Justizverurteilten trägt das Projekt zur Schließung einer Forschungslücke bei. Das Thema soll in die Hochschullehre integriert und Angebote für juristische Berufsgruppen zur weiteren Vermittlung entwickelt werden. Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung (IBRG) an der Technischen Universität Braunschweig sowie der belgischen Hogeschool VIVES in Kortrijk noch bis zum 30. September.
Im Zentrum steht darin die Zusammenarbeit von Studierenden aus Deutschland und Belgien: Über Archivrecherchen, lebensgeschichtliche Interviews mit Angehörigen und die Bearbeitung von Nachlässen werden gemeinsam biografische Zugänge zur Thematik „NS-Justizunrecht und Entschädigung“ erschlossen.
Belgische Widerstandskämpfer hingerichtet
Im Strafgefängnis Wolfenbüttel saßen während der NS-Zeit mehr als 15.500 Menschen ein. 526 von ihnen wurden hingerichtet. Mindestens 229 Belgier waren unter den Inhaftierten, 52 von ihnen fanden den gewaltsamen Tod. Bei ihnen handelte es sich um Widerstandskämpfer, die sich nach der Besetzung im Mai 1940 gegen das NS-Regime aufgelehnt hatten und als sogenannte „Nacht- und Nebel“-Gefangene nach Wolfenbüttel kamen.
Am Schießstand in der Buchhorst wurde der belgischen Offiziers Arnould van de Walle erschossen. Sein Konterfei ziert die dort im Januar 2022 errichtete Erinnerungsstele. Arnould van de Walles Sterbedatum ist der 16. Juni 1944. Um 16.57 Uhr trafen den Belgier aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere Kugeln. Überliefert ist dies, weil der Oberstaatsanwalt beim Landgericht Braunschweig, Dr. Hirte, dies dem Reichsminister der Justiz in Berlin berichtete. Die 16 anderen mit van de Walle von der Gestapo verhafteten Widerständler der Gruppe namens „Lichtervelde“ wurden mit dem Fallbeil im Strafgefängnis Wolfenbüttel hingerichtet.
Der Schießstand Buchhorst liegt heute im Stiftungswald der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Auf dem Schießstand wurden mehr als 25 Menschen während der NS-Zeit hingerichtet. Vor der Erschießung waren sie alle im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert und von der NS-Militärjustiz beziehungsweise dem Volksgerichtshof als Deserteure oder Widerstandskämpfer zum Tode verurteilt worden. Das Strafgefängnis Wolfenbüttel war die zentrale Haftanstalt des ehemaligen Freistaates Braunschweig und seit 1937 eine von 22 Hinrichtungsstätten im NS-Deutschland.
Sonnenbaden an der Oker, Fahrradparkhäuser, Pocketpark – wo der neue Architektur-Pavillon errichtet wird, steht bereits fest.
Ein Millionen-Programm soll Braunschweigs Innenstadt zu mehr Strahlkraft und Magnetwirkung verhelfen. Die Stadtverwaltung bereitet zehn Förderanträge vor. Es geht um Millionen. Europäische Union und Land Niedersachsen sollen Zuschüsse zahlen, damit sich das Gesicht der Innenstadt verändert.
Vorgespräche gab es bereits. Die Aussichten auf Fördergelder stehen gut. Klappt alles wie erhofft, werden bis zum Jahr 2027 mindestens 10,5 Millionen Euro investiert. Davon sollen 4,2 Millionen Euro als Fördergeld fließen. Vier Anträge werden bereits vorbereitet. Im Herbst könnten die Förderzusagen vorliegen. Bei zwei dieser Vorhaben handelt es sich um Alt-Projekte: die Umwandlung des Parkplatzes Schützenstraße in den Pocketpark Kannengießerstraße. Der Umbau zur grünen Insel in der Innenstadt könnte bereits im November beginnen und Ende 2024 beendet sein. Kosten: etwa zwei Millionen Euro.
Dieser Bezahlartikel ist zuerst erschienen am 4.5.2023
Auf der Förderliste steht auch der Hagenmarkt: Im Jahr 2017 entwurzelte der schwere Sturm Xavier dort unzählige Bäume. Mittlerweile gibt es einen Umbauplan. Die Kosten werden auf 2,4 Millionen Euro geschätzt. Die Arbeiten sollen etwa ein Jahr dauern und im nächsten Jahr beginnen. Zu beiden Vorhaben sagt Oberbürgermeister Thorsten Kornblum: „Die Projekte sind wichtig für die Innenstadt. Natürlich wollen wir wissen, ob wir Fördergelder erhalten können. Falls nicht, müssten wir ganz allein finanzieren.“
An der Oker sollen Terrassen zum Verweilen einladen
Dieses Förderprogramm „Resiliente Innenstädte“ ist nur ein, aber ein ganz wichtiger Baustein, um die Innenstadt zu stärken. Das bleibe Ziel, bekräftigt Kornblum während der Vorstellung der Vorhaben: „Wir glauben nämlich an die Zukunft unserer Innenstadt.“ Die erste Änderung im Bild der Innenstadt wird durch einen sogenannten Architektur-Pavillon erfolgen. Standort, so Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa: der Domplatz.
Wie der Pavillon aussieht, weiß man noch nicht. Nächsten Monat beginnt ein Wettbewerb. Aufbau im Frühjahr 2024. Der Pavillon soll einerseits Veranstaltungsort und Treffpunkt sein. Andererseits Nachweis der hohen Qualität der Architektur-Ausbildung an der Technischen Universität. Kosten: etwa 330.000 Euro. Der Pavillon soll in der Innenstadt mehrfach umziehen.
Ebenfalls im nächsten Jahr könnten Jugendparlament und Jugendbüro in der Innenstadt entstehen. Ein Angebot für 14- bis 21-Jährige. Es wird mit Kosten von zwei Millionen Euro gerechnet. Räume werden noch gesucht. Eventuelle Umbau- und Sanierungskosten lassen sich momentan nur schwer fassen.
Ein Großprojekt soll später folgen: Am alten Bahnhof rückt die Innenstadt an die Oker heran. Okerterrassen sollen entstehen und zum Entspannen und Sonnenbaden einladen. Die Kosten werden auf 1,35 Millionen Euro geschätzt. Wobei der Oberbürgermeister sagt: „Der Autoverkehr auf dem Kalenwall müsste umgeleitet werden. Es ist noch unklar, ob das möglich ist.“
Innenstadt erhält überdachte Fahrrad-Parkplätze
Für weiter 558.000 Euro, ebenfalls eine Schätzung, sollen in der Innenstadt drei bis vier Fahrrad-Parkhäuser oder Überdachungen für je 100 Räder entstehen. Einen Zeitplan gibt es noch nicht. Mögliche Standorte: An der Karstadt-Spindel Schützenstraße, westliches Magni-Viertel, Schlossplatz, Fritz-Bauer-Platz, die Parkhäuser Lange Straße und Steinstraße.
Umbau Magni-Viertel: Im nächsten Jahr soll ein Konzept vorliegen. Vorstellbar ist: Gut gestaltete Freisitzflächen und Grünelemente anstelle von parkenden Autos. Nach Möglichkeit soll der Fuß- und Radverkehr gestärkt werden. Grob wird mit Kosten von 600.000 Euro gerechnet.
Weitere zwei Millionen Euro, ebenfalls geschätzt, sollen in die sogenannte Kultur.Raum.Zentrale fließen. Das „Herzstück der zukunftsorientierten Kulturförderung“. Dort soll Beratung für Kulturschaffende und die Vermittlung von Räumen für Kulturschaffende erfolgen. Die Projektumsetzung könnte im nächsten Jahr beginnen.
Die gesamte Fußgängerzone soll außerdem Geräte erhalten, die passiv ausgesendete Handysignale erfassen. Das Stadtmarketing will mehr darüber wissen, wie Besucherfrequenzen, Verweildauer und Besuchshäufigkeit aussehen. Wo befinden sich Haupt-Laufwege? Aber auch, so Gerold Leppa: „Welche Straßen werden gemieden?“ Verlässliche Daten soll es ab dem nächsten Jahr geben. Es werden Kosten von etwa 450.000 Euro erwartet.
Anfang des nächsten Jahres könnte außerdem ein Programm für Gründer starten, die sich in der Innenstadt niederlassen wollen. Für die Dauer von drei Jahren soll es Beratung und Unterstützung geben. Workshops in leeren Räumen der Innenstadt sind geplant. Es wird mit Kosten von etwa 661.000 Euro gerechnet.
Eine Bedingung für Fördergelder ist: Die Umsetzung muss bis zum Jahr 2027 erfolgen. Zudem kann der Rat der Stadt Änderungen beschließen.
Konzert des Kammerchors Vela Cantamus mit der Camerata Instrumentale aus Berlin zur Helmstedter Trinitatismesse am 4. Juni.
Der Helmstedter Kammerchor Vela Cantamus veranstaltet am Sonntag, 4. Juni (18 Uhr), in der Klosterkirche St. Marienberg sein traditionelles Konzert an Trinitatis. Auf dem Programm stehen „Les sept paroles du Christ“ von Theodore Dubois und das „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Kammerchor wurde 2006 gegründet und 2011 im Rahmen des CANTA SACRA Festivals mit dem Chor-Stipendium 2011 für Geistliche A-Cappella-Musik ausgezeichnet.
Chorleiter Andreas Lamken entwickelte bereits 1991 die Marientaler Trinitatismessen, um am Sonntag nach Pfingsten geistliche Werke aufzuführen. 2019 fand mit Georg Friedrich Händels Messias erstmals eine Veranstaltung der Reihe in der Klosterkirche St. Marienberg statt, bevor es eine coronabedingte Pause gab. Lamken ist seit 1981 als Kirchenmusiker für verschiedene Gemeinden tätig. Während seines Musikstudiums in Osnabrück belegte er die Nebenfächer Chorleitung, Klavier und Posaune.
Auftritt in der Kloster Kirche St. Marienberg. Foto: Veranstalter
„Wieder richtig groß“
„Da die Pandemie keine langfristigen Planungen zuließ, gab es 2022 lediglich ein kleineres Konzert mit Chor und Orgel – aber in diesem Jahr soll es wieder richtig groß werden“, verspricht Andreas Lamken. Dafür hat er das „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart für vier Vokalsolisten (Sopran, Alt, Tenor und Bass), vierstimmigem Chor und einem klassischen Orchester ausgesucht.
Das Requiem zählt zu den beliebtesten Werken von Mozart, obwohl der Komponist vor seinem Tod nur etwa zwei Drittel davon fertigstellen konnte. Der ungewöhnliche Aufführungstermin eines Requiems am Sonntag Trinitatis entspricht dem Konzept der Helmstedter Trinitatiskonzerte, die an dem besonderen Tag im Kalender traditionell einen Ritt durch das Kirchenjahr bieten.
Für das Konzert hat der Kammerchor die Camerata Instrumentale aus Berlin eingeladen, mit den Musikerinnen und Musikern verbindet ihn eine lange Freundschaft. Dazu kommen Christina Bischoff (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Joo-hoon Shin (Tenor), Georg Streuber (Bass), Finnja Bronold (Harfe) und Barry Jordan (Orgel) nach Helmstedt. Karten sind bereits an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Sehr gute Akustik
Neben dem bekannten Werk probt der Chor „Les sept paroles du Christ“ von Théodore Dubois (1837–1924) ein. Es war zu Lebzeiten des Komponisten dessen meist aufgeführtes Chorwerk. Heute steht es selten auf Konzertprogrammen. „Das ist sehr schade, denn Dubois schafft es, die verschiedenen Stimmungen der Worte Jesu am Kreuz eindrücklich in Musik umzusetzen“, bedauert Andreas Lamken, der das Werk auf die Instrumente der Camerata Instrumentale anpasste.
Da das Werk in dieser Fassung erstmals zu hören sein wird, wird der Chor es mit einer Ton- und Videoaufnahme mit professioneller Technik dokumentieren. Denn die Voraussetzungen sind ideal: „Ein professionelles Orchester, wunderbare Solisten, eine Kirche mit sehr guter Akustik und ein toller Chor“, freut sich der Chorleiter.
Das Konzert wird gefördert von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung.
Informationen
Konzert 32: Théodore Dubois: Les sept paroles du Christ, Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll KV 626
Christina Bischoff (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Joo-hoon Shin (Tenor), Georg Streuber (Bass), Finnja Bronold (Harfe), Barry Jordan (Orgel), Camerata Instrumentale Berlin, Kammerchor Vela Cantamus, Leitung: Andreas Lamken,
Verschwundene Kostbarkeiten, Teil 15: Der ursprüngliche Charakter des historischen Stadtquartiers wurde Hinter der Magnikirche bewahrt.
Die Sanierung des Fachwerkensembles am Ackerhof kann als die gegenwärtig wohl interessanteste Denkmal-Baustelle in der Löwenstadt angesehen werden. Damit findet das historische Stadtquartier, das sich mit seinen fünfzig Fachwerkhäusern um die Magnikirche schart, eine wundervolle Abrundung. Aber auch hier hinterließen die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges empfindliche Lücken. Dieser Beitrag soll verschwundene Kostbarkeiten im Magniviertel in die Erinnerung zurückrufen.
Braunschweigischen Landschaft legt thematischen Archivführer „Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte“ vor.
Es ist so viel mehr geworden als ein schnödes Nachschlagewerk für Archive hierzulande. „Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte“ ist ein Plädoyer für die Nutzung gesicherter Quellen jenseits der Fakes, die nur allzu oft im Internet kursieren und Nutzern glauben machen wollen, dass sie die Wahrheit gefunden hätten. Schon der Untertitel „Ein thematischer Archivführer“ verrät, was die Herausgeber Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer im Sinn hatten, als sie das von der Braunschweigischen Landschaft in Auftrag gegebene Buch in Angriff nahmen: Erkenntnisgewinn durch Recherche an wahrhaftigen Orten.
Titel „Von Asse bis Zucker“. Foto: BSL/Heike Ullmann
Für fünf Euro zu haben
Das sehr gelungene Buch orientiert sich dabei nicht an den einzelnen Institutionen, sondern an den Überlieferungen zu besonderen Themen und stellt so exemplarisch vor, wie Quellen zu engeren und breiteren Fragestellungen in Archiven gefunden werden können. Der Archivführer ist gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro in der Geschäftsstelle der Braunschweigischen Landschaft erhältlich. Das Projekt wurde unter anderem von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz gefördert.
„Das Braunschweiger Land ist eine ausgesprochen geschichtsträchtige Region. Im Laufe der Zeit ist eine Vielzahl von Institutionen entstanden, deren Aufgabe die Bewahrung, Erforschung oder Vermittlung dieses reichen kulturellen Erbes ist. Unter diesen Einrichtungen kommt den zahlreichen öffentlichen Archiven eine besondere Bedeutung zu. Als ‚Gedächtnisorte des Braunschweiger Landes‘ sind sie ein wesentlicher Träger und Bewahrer der historischen Erinnerung. Ohne die in den Archiven in authentischen Quellen gespeicherten historischen Informationen wäre eine regionale Geschichtsschreibung bloß nach dem Hörensagen möglich. Der vorliegende thematische Archivführer soll einen Überblick über die Fülle und die Vielfalt der archivischen Überlieferung im Wirkungskreis der Braunschweigischen Landschaft geben“, erläutern die Herausgeber in ihrem Vorwort.
Birgit Hoffmann, Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Wolfenbüttel, Brage bei der Wieden, Leiter der Abteilung Wolfenbüttel des Niedersächsischen Landesarchivs, und Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs in Braunschweig, haben in diesem anregenden Lesebuch dem Alphabet nach 49 populäre geschriebene Beiträge zusammengestellt, die eine „historische Relevanz besitzen und zugleich charakteristisch für die Geschichte des für Braunschweiger Landes“ sind. Neben den Herausgebern haben die Texte Mitglieder der Arbeitsgruppe Geschichte der Braunschweigischen Landschaft verfasst. Die Beiträge sind jeweils mit zwei Abbildungen illustriert sind. Ein Foto beschreibt symbolhaft das Thema, das andere zeigt jeweils eine dazu passende Archivalie.
Ein Kapitel widmet sich Fritz Bauer. Foto: BSL/Heike Ullmann
Breites Themenspektrum
„Das Spektrum der behandelten Themen vermag durchaus zu beeindrucken und reicht von den Naturphänomenen (Asse, Harz, Oker) über Ereignisse und Spezifika der Geschichte des Braunschweiger Landes (Reformation, Konservenindustrie, Welfen) bis hin zu Fragen der Symbolik (Blau und Gelb, der Löwe), der Erinnerungskultur (Nationalsozialismus, Konzentrationslager) oder der Kultur- und Alltagsgeschichte (Braunkohl, Karneval). Kurzum, jede und jeder wird ein Thema finden, das sie oder ihn zu fesseln vermag“, lobt Anja Hesse, Geschäftsführerin der Braunschweigischen Landschaft und Kulturdezernentin der Stadt Braunschweig.
Das Buch „Von Asse bis Zucker“ ist Ergebnis eines Projekts der AG Geschichte. Die Arbeitsgruppe entstand bereits im Gründungsjahr der Braunschweigischen Landschaft 1990. Ihr gelangen seitdem mehrere Standardwerke zur Regionalgeschichte und zur regionalen Identität. „Das Braunschweigische Biographische Lexikon“, „Die Braunschweiger Bürgermeister“ und in „Amt und Verantwortung“. Beteiligt war jeweils ein ganzes Netzwerk an Historikerinnen und Historikern.
Visitenkarten der Archive
Wie Braunschweigs Schoduwel entstand. Foto: BSL/Heike Ullmann
Am Ende des Buches sind neben den Visitenkarten von mehr als 20 Archiven im Braunschweiger Land weiterführende Leseempfehlungen sowie eine kurze Anleitung zur Nutzung eines Archivs enthalten. Darin heißt es unter anderem: „lm Archiv werden Ihnen sogenannte Findbücher vorgelegt, das sind Kataloge der Akten, die Sie bestellen können. Dazu müssen Sie sich die Signatur, die Bestellnummer, notieren. Anders als in Bibliotheken erhalten Sie in jedem Fall eine individuelle Beratung. Die Akten (Urkunden, Karten, Pläne, Bilder …) werden Ihnen im Lesesaal vorgelegt. Dafür gelten Regeln wie sie in Lesesälen gelten: Ruhe und Rücksicht, Fotografieren nur mit Erlaubnis. Die Archivalien sind im Unterschied zu Büchern und Zeitungen alle original und unersetzlich, das heißt Beschädigungen müssen unter allen Umständen vermieden werden. Eine Ausleihe nach Hause ist nicht möglich.“
Es ist keine Frage, dass die Lektüre des Buches nicht nur an den vorgestellten Themen, sondern auch an der Recherche in Archiven weckt. Das war das Ziel von Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer.
Infos: Von Asse bis Zucker – Fundamente Braunschweigischer Regionalgeschichte
144 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen
Hrg: Birgit Hoffmann, Brage bei der Wieden und Henning Steinführer
Im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft
Verlag Uwe Krebs
ISBN 979-3-910570-01-06
In Teil 7 der Podcast-Reihe zum Braunschweiger Residenzschloss mit Dr. Bernd Wedemeyer geht es um die historische Grundsteinplatte.
So schnell vergeht die Zeit. Vor einem halben Jahr starteten wir in Kooperation mit Radio Okerwelle unsere Podcast-Reihe „Wie das Schlossmuseum lebendig wird – der LÖWE zum Hören“. Heute folgt schon die siebte und letzte Folge, in der der Braunschweiger Kunsthistoriker und Schlossexperte Dr. Bernd Wedemeyer einen weiteren Blick hinter die Kulissen des Schlossmuseums gewährt und Anekdoten erzählt, die in keinem Geschichtsbuch auftauchen.
Das Team von „Hey, Alter! Alte Rechner für junge Leute“ stattet Schüler mit digitaler Technik aus und sorgt so für mehr Chancengleichheit.
Munter weht die blaue Fahne vor dem Torhaus Nord im Wind: „Hey, Alter!“ steht darauf und erinnert daran, dass hier Menschen sitzen und ehrenamtlich an Rechnern schrauben, damit bald möglichst alle Schüler und Schülerinnen in der Stadt ein Laptop oder ein Tablet zur Verfügung haben.
Dieser Bezahlartikel ist zuerst erschienen am 5.5.2023
Die Fahne war lange geplant, gehisst wurde sie nun, weil besonderer Besuch erwartet wurde: Oberbürgermeister Thorsten Kornblum informierte sich über das Projekt. Der Verein nutzte die Gelegenheit für eine klare Botschaft: „Zuletzt wurden weniger Geräte gespendet. Wir bräuchten mehr“, sagt Lars Andresen vom Verein und zeigt auf einige leere Regalfächer. Mund-zu-Mund-Propaganda ist gefragt, und ein guter Draht zu Unternehmen, damit diese Wind davon bekommen, dass sie nicht mehr benötigte Rechner spenden können.
„Homeschooling“ ist zum Glück vorbei – aber Rechner werden weiter benötigt
„Wir tun das nicht für uns“, verdeutlicht Moritz Tetzlaff: „Wir tun das für die Kinder und Jugendlichen.“ Dem Verein würde es helfen, wenn er für das Torhaus keine Miete zahlen müsste, wandte sich Tetzlaff an den Oberbürgermeister. Über eine institutionelle Förderung könne man durchaus mit den Fraktionen sprechen, so Kornblum.
Zu Beginn der Pandemie im Mai 2020 ist das Projekt „Hey, Alter!“ aus der Not heraus entstanden: Tetzlaff und Martin Bretschneider riefen spontan zu Rechner-Spenden auf, arbeiteten die ausrangierten Geräte auf und verschenkten sie an Schüler und Schülerinnen, die kein eigenes hatten – damit auch diese am Homeschooling teilnehmen konnten.
„Homeschooling“ mutet inzwischen wie ein Albtraum-Begriff aus vergangenen Zeiten an. Laptops und Tablets für Kinder und Jugendliche aber werden nach wie vor dringend benötigt. „Damit am Ende alle eins haben“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Das Potenzial ist riesig: In vielen Firmen liegen Rechner herum, die nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen und abgeschrieben sind – sie werden dort nicht mehr gebraucht, sind aber noch gut genug, damit Schüler im Internet recherchieren, Texte verfassen und ihre Hausaufgaben erledigen können.
2180 Rechner wurden in Braunschweig schon aufbereitet und verteilt
Und so appelliert der Verein insbesondere an große Firmen, ausrangierte Laptops und Tablets sowie funktionstüchtiges Zubehör wie Kameras, Lautsprecher und Mikrofone für Schüler zu spenden. Der Braunschweiger Verein hat mittlerweile Ableger in 35 Städten und Regionen, von Aachen bis Cottbus, von Hamburg bis München. Sie alle organisieren sich selbst vor Ort, aus Braunschweig kommen die Idee und Starthilfe. Mehr als 14.000 gespendete Rechner sind bundesweit mittlerweile von ehrenamtlichen Teams aufbereitet und verschenkt worden, allein in Braunschweig sind es rund 2180.
Erst kürzlich wurden 25 moderne Tablets an die Schulleiterin der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule übergeben, Ilona Gerhardy-Grotjan, und an ihren Kollegen Fred Lorenz. Gedacht sind sie für geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine und aus anderen Ländern. Die Schulleiterin sagt: „Die Sprachbarrieren sind groß. Mit Hilfe der Tablets können die Schüler und Schülerinnen Texte und Gesagtes direkt in ihre Muttersprache übersetzen lassen.“
So können Sie helfen
Gebraucht werden insbesondere funktionstüchtige Laptops, die mindestens einen 2 GHz Dual Core Prozessor und 4 GB RAM haben. Komponenten wie Kameras, Mikrofone, Lautsprecher und Monitore sollten funktionsfähig sein.
Annahme der Geräte: immer donnerstags von 17 bis 19 Uhr im „Torhaus Nord“, Am Wendentor 2 in Braunschweig. Kontakt für Fragen: braunschweig@heyalter.com oder per Telefon (0531) 38822499 (Dienstag und Donnerstag zwischen 14 und 18 Uhr).
Schüler und Schülerinnen erhalten die Geräte über ihre Schule. Sie können sich bei Bedarf aber auch direkt an den Verein wenden: schule@heyalter.com
Die Braunschweigische Stiftung erwartet Bewerbungen für das Vorhabenstipendium „Idee“ und das Werkstipendium „Abdruck“.
Bereits zum sechsten Mal vergibt die Braunschweigische Stiftung in diesem Jahr Stipendien in ihrem Projektfeld „Bildende Kunst“ an regionale Künstlerinnen und Künstler. Das Stipendienprogramm umfasst zwei Stipendien: ein Vorhabenstipendium und ein Werkstipendium. Der Bewerbungszeitraum beginnt am 29. Mai und endet am 31. Juli. Als regionale Stiftung fördert die Braunschweigische Stiftung zeitgenössische Kunst mit dem Ziel, die hiesige Kunstszene zu stärken.
Eine neue Wendung im Werk
Das mit 8.000 Euro dotierte Vorhabenstipendium „Idee“soll Künstlerinnen und Künstlern aus der Region die Möglichkeit geben, sich auf besondere Weise mit relevanten und zukunftsweisenden Themen oder Ideen auseinanderzusetzen. Das skizzierte Vorhaben sollte neu sein, sich aus dem bisherigen Schaffen begründen und eine neue Wendung im Werk bedeuten. Gefördert werden professionell arbeitende bildende Künstlerinnen und Künstler, die im Braunschweigischen wohnen und arbeiten oder Vorhaben mit einem ausgeprägten regionalen Bezug realisieren wollen. Qualität der Kunst und Qualität des Vorhabens sind entscheidende Kriterien für die Vergabe.
Das Werkstipendium „Abdruck“ ist eine Kooperation mit der Druckwerkstatt in der Städtischen Galerie in Wolfsburg. Ziel dieser Förderung, ist die Entwicklung neuer, experimenteller Grafikarbeiten. Das Werkstipendium umfasst die professionelle Assistenz in der Werkstatt durch einen erfahrenen Drucker, die Arbeitsmaterialien sowie die Nutzung einer Künstlerwohnung in der Städtischen Galerie Das Werkstipendium ist kein finanzielles Stipendium. Es richtet sich an professionelle Künstlerinnen und Künstler, aber auch an Kunstschaffende, die noch keine Erfahrungen mit dem Medium Druckgrafik gesammelt haben. Begleitet und kuratiert wird das Stipendienprogramm vom stellvertretenden Direktor und Kuartor der Städtischen Galerie Wolfsburg Marcus Körber.
Jury berät den Vorstand
Die Stipendien unterliegen keiner Altersbeschränkung. Die Jury besteht aus sechs Personen. Sie wird den Vorstand der Braunschweigischen Stiftung bei der Förderentscheidung beraten. Zur Jury gehören Lars Eckert (Lehrbeauftragter Hochschule der Bildenden Künste), Dr. Anja Hesse (Kulturdezernentin Braunschweig), Jule Hillgärtner (Direktorin Kunstverein Braunschweig), Prof. Dr. Susanne Pfleger (Direktorin der Städtischen Galerie Wolfsburg), Susanne Schuberth (Fachreferentin der Braunschweigischen Stiftung) und Professor Gerd Winner (Freischaffender Künstler).
Im Projektfeld Bildende Kunst fördert die Braunschweigische Stiftung neben dem Stipendienprogramm auch in den Sparten Förderung kunstvermittelnder Einrichtungen sowie Würdigung arrivierter Künstlerinnen und Künstler mit ausgeprägtem Bezug zum Braunschweigischen Land.
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Die Braunschweigische Stiftung, die Stadt Wolfenbüttel und die Lessing-Akademie laden für den 22. Juni, 19.30 Uhr, in das LOT-Theater (Kaffeetwete 4a, 38100 Braunschweig) ein. Vanessa Vu, Trägerin des Lessing-Preises für Kritik 2022, wird Prof. Dr. Reza Asghari, Leiter des Entrepreneurship Hub der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule, als Gast in ihrem „Klassenzimmer“ befragen. Der Eintritt ist frei.
Die Journalistin Vanessa Vu erwartet in ihrer monatlichen Reihe an der Berliner Schaubühne Gäste, die sie mit ihrer Frage „Woher kommst du?“ konfrontiert. Das Bühnenbild ist ihr ehemaliges Kinderzimmer mit Stockbett, Matratze, Röhrenfernseher und viel Plastik. Nach einer langen Zeit im Asylbewerberheim startet dort ihr sozialer Aufstieg. Als Nachfolgeveranstaltung zur Verleihung des Lessing-Preises kommt das Format einmalig nach Braunschweig.
Die Frage nach der Herkunft beantworten die meisten geografisch - aber ist es wirklich der Ort, der uns prägt? Die Wenigsten erzählen von ihrer kleinen Wohnung, von den arbeitslosen Eltern, von Kleidern oder Worten, an denen alle sofort ablesen konnten, aus welchen Verhältnissen man kommt. Warum tun wir uns so schwer damit, Kapitalverhältnisse zu benennen? Ist es die Sehnsucht einer liberalen, leistungsgetriebenen Nachkriegsgeneration, das Leben ab der eigenen Geburt zu betrachten, ohne das Gepäck der Familie, das Startvorteil oder ein lebenslanger Bremsklotz sein kann?
Anmeldungen werden erbeten unter www.lot-theater.de oder an der Theaterkasse, Öffnungszeiten: Mo bis Mi, 14 bis 17 Uhr.