Der Leitsatz lautet: Täter­ar­beit ist Opfer­schutz

Beate Ulrich (links) und Vanessa Reupke von der Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V. Foto: Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V.
Beate Ulrich (links) und Vanessa Reupke von der Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V. Foto: Jugendhilfe Wolfenbüttel e.V.

Die drei Täter­be­ra­tungs­stellen der Region zur Präven­tion von häusli­cher Gewalt sind bei der Jugend­hilfe Wolfen­büttel e.V. konzen­triert.

Das liest sich bitter: Rund 3 Prozent der Frauen in Deutsch­land wurden in der Zeit des ersten Lockdowns zu Hause Opfer körper­li­cher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner verge­wal­tigt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalt­tätig bestraft. So lauten die erschüt­ternden Ergeb­nisse einer reprä­sen­ta­tiven Umfrage der Techni­schen Univer­sität München zu häusli­cher Gewalt während der Corona-Pandemie. Rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren waren befragt worden.

Nachmel­dungen erwartet

In der Region Braun­schweig-Wolfsburg kümmert sich die Jugend­hilfe Wolfen­büttel e.V. in Form von Täter­pro­grammen feder­füh­rend um die Präven­tion von „häusli­cher Gewalt“. „Für unseren Bereich haben wir während des ersten Lockdowns zum Glück keine vermehrten Mittei­lungen der Polizei von häusli­cher Gewalt in Paarbe­zie­hungen erhalten. Auch aktuell sieht es nicht danach aus, obwohl wir nach Ende des jetzigen, zweiten Lockdowns noch nicht wissen, ob sich die Anzahl der Mittei­lungen durch die der Polizei erhöhen wird“, sagt Beate Ulrich, Geschäfts­füh­rerin der Jugend­hilfe Wolfen­büttel.

Seit Juni 2014 führt der Verein Jugend­hilfe Wolfen­büttel in Koope­ra­tion mit der Labora gGmbH aus Peine die mit Landes­mit­teln geför­derte Täter­be­ra­tungs­stelle Salzgitter, Wolfen­büttel und Peine. Es folgten im Jahr 2019 die kommunal geför­derten Täter­be­ra­tungs­stellen für Wolfsburg, Helmstedt und Gifhorn sowie für Braun­schweig. Der Leitsatz aller drei Stellen lautet „Täter­ar­beit ist Opfer­schutz“. Die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz unter­stützt die spezi­fi­sche Ausbil­dung von Mitar­bei­tenden zur Fachkraft Täter­ar­beit Häusliche Gewalt.

Keine Paral­lel­struk­turen

„Um die Effizienz bei recht beschei­denen Finanz­mit­teln hoch zu halten, sind alle drei Täter­be­ra­tungs­stellen unter dem Dach der Jugend­hilfe Wolfen­büttel angesie­delt. Es geht darum, keine kostspie­ligen Paral­lel­struk­turen aufzu­bauen und Synergien zu nutzen“, erläutert Beate Ulrich. Das angebo­tene Training beinhaltet das Erkennen, Benennen und Verändern von gewalt­tä­tigem Verhalten. Damit gewalt­tä­tige Männer alter­na­tive, gewalt­freie Verhal­tens- und Kommu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien im Rahmen von Partner­be­zie­hungen entwi­ckeln und anwenden können, müssen sie vor allem Verant­wor­tung für ihre Taten übernehmen, Grenzen respek­tieren und Empathie entwi­ckeln können. Das wird in den Gruppen­sit­zungen thema­ti­siert.

Zu oft kommt es vor, dass Männer Kontroll­ver­lust erleiden und ihre Partne­rinnen oder Kinder schlagen. Gewalt in zwischen­mensch­li­chen Bezie­hungen kommt, so lauten auch die Erfah­rungen der hiesigen Täter­be­ra­tungs­stellen, in allen gesell­schaft­li­chen Schichten vor. Allein in Braun­schweig gab es 2018 knapp 900 angezeigte Fälle. Die Dunkel­ziffer ist jedoch hoch. Denn dort, wo häusliche Gewalt geschieht, wird sie nicht selten noch immer aus Angst, Scham und Hilflo­sig­keit verdeckt oder tabui­siert.

Bereit­schaft und Einsicht

Rund 450 Männer werden von den drei Täter­be­ra­tungs­stellen der Region kontak­tiert oder melden sich selbst­ständig, um Hilfe zu erhalten. Viele kommen aus eigenem Antrieb, die meisten aber, weil es ihnen angeraten wird oder sie Auflagen erhalten an den Täter­be­ra­tungs­pro­grammen teilzu­nehmen. Ziel ist es, bei ihnen allen, gewalt­freie Verhal­tens­weisen zu etablieren. Grund­vor­aus­set­zung dafür ist dabei natürlich die Bereit­schaft und die Einsicht der Täter. Das Angebot umfasst ein sechs­mo­na­tiges Training mit wöchent­li­chen Gruppen­sit­zungen und beglei­tenden Einzel­ge­sprä­chen.

Kontakt:

Jugend­hilfe Wolfen­büttel e.V.
Täter­be­ra­tung Häusliche Gewalt
Neuer Weg 6
38302 Wolfen­büttel

Ansprech­part­nerin:

Vanessa Reupke
Telefon: 05331 996316
E‑Mail: taeterberatung@jugendhilfe-wolfenbuettel.de
Inter­net­seite: https://www.jugendhilfe-wolfenbuettel.de/

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