Drei gute Gründe, um Heinrich Büssing gebührend zu feiern

Heinrich Büssing. Archivfoto: Eckhard Fischer

Verein „Heinrich Büssing – Technik und Geschichte“ veran­staltet am 1./2. Juli sein inter­na­tio­nales Büssing-Treffen mit Ausstel­lung auf dem Schüt­zen­platz an der Hamburger Straße.

Heinrich Büssing, der geniale Erfinder und Konstruk­teur, zählt fraglos zu den bedeu­tendsten Braun­schwei­gern. Als Pionier der schie­nen­un­ge­bun­denen Mobilität erlangte er weltweit Respekt und Bedeutung. Und in diesem Jahr gibt es gleich drei Gründe, ihn gebührend zu feiern: Vor 180 Jahren am 29. Juni wurde er in Nordsteimke geboren, vor 120 Jahren gründete er seine Heinrich-Büssing-Spezi­al­fa­brik für Motor­wagen und Motor­om­ni­busse an der Frank­furter Straße und vor 100 Jahren verlieh ihm die Stadt die Ehren­bür­ger­würde. Anläss­lich dieser drei Jubiläen veran­staltet der Verein „Heinrich Büssing – Technik und Geschichte“ am 1./2. Juli sein inter­na­tio­nales Büssing-Treffen mit Ausstel­lung auf dem Schüt­zen­platz an der Hamburger Straße.

Ankün­di­gungs­plakat für das Büssing-Treffen 2023. Foto. Heinrich Büssing – Technik und Geschichte e.V.

Mehr als 60 Fahrzeuge

Die Ausstel­lung öffnet an beiden Tagen jeweils um 10 Uhr, endet am Sonnabend um 18 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro, Kinder bis 14 Jahren frei. Für Fotografen gibt es an beiden Tagen eine Fotostunde, jeweils von 9 bis 10 Uhr. Die Teilnahme kostet 10 Euro. Die Besucher erwarten neben den mehr als 60 Fahrzeugen Geschichts­in­seln, an denen an das Leben und Werk Büssings erinnert wird, die Darstel­lung einer histo­ri­schen Verla­de­sta­tion auch eine große Büssing Dioramen und Modell­au­to­aus­stel­lung von Vereins­mit­glied Albert Kierchner. Nur am Sonntag wird ein Busshuttle zum Geburts­haus Büssings in Nordsteimke angeboten, das heute das Büssing-Museum behei­matet. Die Ausstel­lung wird von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und von der Richard Borek Stiftung gefördert.

Bereits an Büssings Geburtstag findet ein Festakt in der Dornse des Altstadt­rat­hauses statt. Den Festvor­trag wird Eckhard Fischer halten. Es gibt wohl keinen größeren Büssing-Experten als den früheren Ausbil­dungs­leiter bei MAN in Salzgitter und München. Gemeinsam mit dem damaligen MAN-Vorstands­vor­sit­zenden Wilfried Lochte trug Fischer dazu bei, dass Büssing zu Ehren in seinem Geburts­haus in Nordsteimke eine Gedenk­stätte einge­richtet wurde. „Büssing hat mich als Mensch und Unter­nehmer faszi­niert. Ich bewundere seine Lebens­leis­tung“, sagte Fischer in einem Interview mit dem Löwen.

Die Idee von schie­nen­un­ge­bun­dener Mobilität für Güter und Menschen kam Büssing bereits im Alter von 18 Jahren. Seine Wander­schaft als Schmied hatte ihn zu einer Zeche im Saarland geführt. Elektri­zität und Dampf­ma­schine hatten die Produk­ti­vität bereits erheblich erhöht, aber der Abtrans­port der Kohle und die Beför­de­rung der Arbeiter mit Pferde­fuhr­werken schienen ihm da schon nicht mehr angemessen.

Der erste Büssing-Omnibus fuhr von 1904 an regel­mäßig die Strecke Wendeburg-Braun­schweig. Foto: Braun­schwei­gi­sche Landschaft

Innova­tive Technik und Fortschritt

„Büssings Leben war geprägt von innova­tiver Technik und Fortschritt. Als er in unsere Region zurück­ge­kehrt war, hörte er zunächst als Gast Vorle­sungen an der Techni­schen Univer­sität. Mit seinem beruf­li­chen Rüstzeug begann er aber schnell seine unter­neh­me­ri­schen Tätig­keiten“, so Fischer. Büssing wurde 1928 auch die Ehren­dok­tor­würde der Carolo-Wilhel­mina verliehen.

Erst im Alter von 60 Jahren zog sich Büssing aus der Eisen­bahn­si­gnal­an­stalt Max Jüdel (heute Siemens) zurück und widmete sich fortan dem Lastwa­genbau. Sein erster Lastkraft­wagen von 1903 ist im Deutschen Museum in München ausge­stellt. Sein erster Omnibus aus dem Jahr 1904 hat seine Heimat im Städti­schen Museum Schloss Salder in Salzgitter gefunden.

Erste Kraftpost-Omnibus­linie der Welt

Am 5. Juni 1904 richtete er seine erste Omnibus­linie zwischen Wendeburg und Braun­schweig ein. Die Buslinie gab ihm die Möglich­keit, seinen Omnibus weiter unter seiner ständigen Kontrolle zu erproben. Die Zuver­läs­sig­keit und Pünkt­lich­keit veran­lasste nur wenige Monate später die Kaiser­liche Ober-Postdi­rek­tion Braun­schweig, mit Büssing einen Vertrag über die Beför­de­rung von Postsa­chen abzuschließen. Die Omnibus­linie Wendeburg-Braun­schweig gilt daher als erste erfolg­reiche Kraftpost-Omnibus­linie der Welt. Die Büssing-Omnibusse traten ihren Siegeszug an. Sie fuhren unter anderem in Berlin und London.

Büssing machte Dinge alltags­taug­lich gemacht. Er hat beispiels­weise als Erster in Deutsch­land Fahrräder in Serie produ­ziert. Er hat die Luftbe­rei­fung für Lastwagen erfunden. Und er hat auch den ersten Dreiachser-Lkw gebaut, mit dem viel höhere Nutzlasten als zuvor bewältigt werden konnten. Insgesamt meldete Büssing rund 250 Patente an. Dank seines Erfin­der­geistes eroberte Deutsch­land die Führungs­po­si­tion im weltweiten LKW- und Omnibus-Bau.

Büssings Fahrrad zierte 1985 eine Brief­marke der Deutschen Bundes­post. Foto: Archiv

Sozialer Unter­nehmer

Büssing galt zudem als sehr sozial einge­stellter Unter­nehmer. Bereits 1906 führte er eine Arbei­ter­ver­tre­tung in seinem Betrieb ein. Anläss­lich seines 70. Geburts­tages gründete er die „Dr.-Heinrich-Büssing-Stiftung“. In der Stiftungs­ur­kunde hieß es, dass „hilfs­be­dürf­tige und würdige Mitar­beiter der Firma zu unter­stützen“ seien. Zeitgleich gründete auch seine Frau die „Anne-Büssing-Stiftung“.

Nach seinem Tod im Jahre 1929 führten zunächst Famili­en­an­ge­hö­rige das Unter­nehmen weiter, später wurde es in eine Aktien­ge­sell­schaft umgewan­delt. 1971/72 wurde Büssing von MAN übernommen. Übrig blieb der Braun­schweiger Löwe, der bis heute die MAN-Fahrzeuge am Kühler­grill ziert und jede Menge Erinne­rungen an einen genialen Erfinder und erfolg­rei­chen Unter­nehmer.

Mehr zu „Büssing 180“ unter: www.buessing-verein.de

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