Galka Scheyers Jahre in Amerika

Galka Scheyer in ihrem Haus in den Hügeln von Hollywood zeigt, das sie von 1934 an bewohnte. Foto: Alexander Hammid, used by permission of Julia Hammid & Estate of Tino Hammid
Galka Scheyer in ihrem Haus in den Hügeln von Hollywood zeigt, das sie von 1934 an bewohnte. Foto: Alexander Hammid, used by permission of Julia Hammid & Estate of Tino Hammid

Theater Zeitraum beleuchtet in seiner dokumen­ta­ri­schen Auffüh­rung die Zeit der tempe­ra­ment­vollen Kunst­ver­mitt­lerin von 1924 bis 1945.

Zwei Jahre nach der dokumen­ta­ri­schen Auffüh­rung „Galka Scheyers Fotoalbum“, die sich mit der Kindheit und der Jugend in Braun­schweig sowie den Freund­schaften zu Malerinnen und Malern der tempe­ra­ment­vollen Kunst­ver­mitt­lerin beschäf­tigte, präsen­tiert das Theater Zeitraum mit „Galka Scheyer in Amerika“ in diesem Herbst die Fortset­zung der bewegenden Geschichte. Regie führt erneut Gilbert Holzgang. Die Auffüh­rungen finden vom 13. Oktober im Theater­saal der Gaststätte „Glies­ma­roder Thurm“ statt.

Weltgel­tung für die „Blaue Vier“

Beleuchtet werden die Jahre, die Emmy Esther Scheyer (1889–1945) in den USA verbrachte, um die Kunst der Maler Feininger, Jawlensky, Kandinsky und Klee zu bekannt zu machen. Es gelang der gebür­tigen Braun­schwei­gerin, dem Quartett letzten Endes Weltgel­tung zu verschaffen. Die Bekannt­schaft mit den Malern hatte sie in Lausanne und im Bauhaus in Weimar gemacht. Von 1924 an wurden sie als Gruppe „Blaue Vier“ von Scheyer in den Verei­nigten Staaten vertreten.

Galka Scheyer schrieb am 4. Juni 1929 aus den USA recht begeis­tert an die Gruppe: „Ich will im Telegra­phen­stil erzählen, weil ich positiv keine Zeit habe, ausführ­lich zu schreiben. Hollywood … ein Kunst­händler … reiche Movie­kunden … Archip­enko vor Eröffnung verkaufte 18 Werke an einen von Sternberg, einen Kinomen­schen. Ich setzte mich sofort mit ihm in Verbin­dung, er wird hierher­kommen und inter­es­siert sich für die Blaue Vier…Kunsthändler, Name Braxton … existiert sechs Monate in Hollywood, von New York, war hier am 25. Mai (mit Frau) … beide hell begeis­tert… mit Verständnis. Resultat: 1. bis 15. September Jawlensky-Ausstel­lung. 15. September bis 1. Oktober Kandinsky. 1. bis 15. Oktober Feininger. 15. Oktober bis 1. November Klee. Adieu San Francisco, Oakland, Berkeley. Guten Tag Hollywood. (Werde ich noch als Movie­schau­spie­lerin enden?).“ (Aus Archives of American Art, Galka Scheyer Papers, 1917–1945)

In New York geschei­tert

Galka Scheyer, wie sie von Jawlensky und bald auch von seinen Kollegen der Gruppe „Die Blaue Vier“ genannt wurde, war zunächst nach New York gereist. Ernüch­tert zog sie weiter nach Kalifor­nien, wo sie große Erfolge für die „Baue Vier“ verzeichnen konnte, aber auch schwere Krisen erlebte. Deutsch­land besuchte sie nur noch zweimal. Ihre Familie litt schwer unter der Verfol­gung der Natio­nal­so­zia­listen.

Am 28. Dezember 12.1937 schrieb sie Kandinsky: „Fritz Lang hat sich bei mir zum Picknick angesagt, und da er sein ganzes Geld für den Kampf gegen Hitler ausgibt, werde ich ihm sagen, dass Sie zu den von Hitler Geschä­digten gehören, und da er Ihre Arbeiten wirklich versteht, muss er eigent­lich wegen Hitler von Ihnen kaufen. Von Sternberg ist in Paris. Zeigen Sie ihm nur möglichst frühe Sachen, er versteht nichts von der reinen abstrakten Kunst. Greta Garbo ist wieder nach Schweden und die Sache mit Stokowsky scheint aus zu sein. Aber ich glaube es war überhaupt Mrs.  Stokowsky, die kauft. Garbo gibt nie Geld aus. Sie ist bekannt dafür.“ (Aus Archives of American Art, Galka Scheyer Papers, 1917–1945)

Früher Tod mit 56 Jahren

Das neue Holzgang-Stück zeigt Galka Scheyer und die Maler Lyonel Feininger, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky und Paul Klee beim Schreiben und Lesen von Briefen. Geschil­dert wird das drama­ti­sche Auf und Ab, das sie in Amerika und Europa bis 1945 erlebten. Ihr Idealismus überlebte die schlimmsten Krank­heiten, Krisen und Kriegs­er­eig­nisse. Befreundet mit Marlene Dietrich und Greta Garbo starb Galka Scheyer im Alter von nur 56 Jahren nach einem bewegten Leben, das seinen Ursprung in Braun­schweig hatte, an einer Krebs­er­kran­kung in Hollywood.

Die Mitwir­kenden sind Kathrin Reinhardt als Galka Scheyer, Jürgen Beck-Rebholz als Lyonel Feininger, Andreas Döring als Wassily Kandinsky, Ronald Schober als Paul Klee und Hans Stallmach als Alexej von Jawlensky. Das Spiel wird ergänzt durch viele Abbil­dungen von Kunst­werken, zahlreiche Ansichts­karten der erwähnten Städte, einige Filmdo­ku­mente und etwas Musik.

Die Auffüh­rung wird unter­stützt von der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz.

Termine:

13., 15., 29., 30. Oktober, 3., 5. und 6. November (jeweils 19.30 Uhr) und 7. November 11 Uhr. (Die an den Auffüh­rungs­tagen gefor­derte Nachweise zum Corona-Status“ sind erfor­der­lich, bis zum Sitzplatz besteht Masken­pflicht).

Eintritt:

Abend­kasse:  15 Euro (ermäßigt für Schüle­rinnen und Schüler sowie Studen­tinnen und Studenten 12 Euro).

Vorver­kauf: 12 Euro (ermäßigt für Schüle­rinnen und Schüler sowie Studen­tinnen und Studenten 10 Euro) zzgl. VVK-Gebühr bei Musika­lien Bartels, Wilhelmstr. 89, 38100 Braun­schweig. Die Reser­vie­rung von Sitzplätzen ist möglich per Telefon 0531–79 83 98 oder per E‑Mail an Gilbert.Holzgang@t‑online.de.

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