Heraus­ra­gende Zeugnisse fürst­li­cher Reprä­sen­ta­tion

Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel (1662–1731) erhielt die Silbermöbel aus Prinz Maximilian Wilhelms Nachlass. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Herzog Anton Ulrich-Museum zeigt mit den Silber­mö­beln und den Silber­me­daillen der Welfen zwei außer­ge­wöhn­liche Sammlungen.

Mit den beiden neuen Dauer­aus­stel­lungen „Grandios! Die Silber­möbel der Welfen“ und „Schatz aus der Tiefe. Silber­me­daillen der Welfen“ zeigt das Herzog Anton Ulrich-Museum zwei außer­ge­wöhn­liche Sammlungen. Nach einer abenteu­er­li­chen Reise durch drei turbu­lente Jahrhun­derte europäi­scher Geschichte sind einer­seits die Silber­möbel der Welfen nun als langfris­tige Leihgabe nach Braun­schweig gekommen, und anderer­seits wird in einzig­ar­tiger Genau­ig­keit die Entwick­lung der welfi­schen Münzprä­gung und Medail­len­kunst darge­stellt.

Kernbe­stand des Kultur­erbes

Die Triade, bestehend aus einem Prunk­spiegel, einem Wandtisch und zwei Beistell­ti­schen. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Ernst August Erbprinz von Hannover hat die Silber­möbel dem Herzog Anton Ulrich-Museum als Dauer­leih­gaben des Hauses Hannover für die Zeit der Sanierung der Marien­burg bei Hildes­heim anver­traut. Für Ernst August gehören die Silber­möbel zum Kernbe­stand des Kultur­erbes seiner Familie. „Seit ihrer Entste­hung vor fast 300 Jahren nehmen die Silber­möbel einen beson­deren Platz in meiner Familie ein. Sie verbinden durch ihre wechsel­volle Geschichte die ältere Linie der Herzöge von Braun­schweig-Wolfen­büttel mit den Kurfürsten und Königen von Hannover“, sagt er. Die Silber­möbel werden nach Schloss Marien­burg zurück­kehren, sobald die Sanierung des Famili­en­sitzes abgeschlossen ist und die Silber­möbel dort angemessen präsen­tiert werden können.

Die Silber­möbel gelten als heraus­ra­gende Zeugnisse fürst­li­cher Reprä­sen­ta­tion und sind Meister­werke Augsburger Goldschmie­de­kunst. Die Objekte sind in verschie­denen Werkstätten der besten Gold- und Silber­schmiede in zwei Etappen zwischen etwa 1725 und 1730 herge­stellt worden. Beschäf­tigt waren Künstler der berühmten Goldschmie­de­dy­nas­tien Biller und Drentwett. Die schon in ihrer Zeit als „könig­liche“ Stücke gefei­erten Silber­möbel reprä­sen­tieren einen kaum je wieder erreichten Stand gestal­te­ri­schen Könnens in der Silber­ver­ar­bei­tung, heißt es auf der Inter­net­seite des Herzog Anton Ulrich-Museums. Das Ensemble nimmt unter den wenigen erhal­tenen Werken dieser Art einen inter­na­tional heraus­ra­genden Platz ein.

Die Reise der Silber­möbel. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Ebenbürtig mit den Gemälden

„Die Möbel gehören zu den bedeu­tendsten Stücken ihrer Art. Ihr künst­le­ri­scher und materi­eller Wert ist hervor­ra­genden Gemälden der Braun­schweiger Galerie absolut ebenbürtig. Für das Herzog Anton Ulrich-Museum bedeutet diese Leihgabe eine hohe Auszeich­nung und die einzig­ar­tige Chance, bedeu­tendstes Kulturgut einer inter­es­sierten Öffent­lich­keit zu präsen­tieren“, erläutert Museums­di­rektor Dr. Thomas Richter. Gezeigt werden 13 Stücke – zwei Prunk­spiegel, zwei Tische, vier Gueridons und fünf Stühle.

In Auftrag gegeben wurden die ersten acht Silber­möbel – die beiden Prunk­spiegel, zwei Tische und vier Guéridons (Beistell- bzw. Kerzen­ti­sche) – von dem in Wien residie­renden Prinz Maximi­lian Wilhelm von Hannover (1666 – 1726), dem jüngeren Bruder König Georgs I.  Lange konnte er sich aller­dings nicht an den kostbaren Stücken erfreuen. Er starb schon 1726, kurz nach Fertig­stel­lung. Herzog August Wilhelm von Braun­schweig-Wolfen­büttel (1662–1731) erwarb die Silber­möbel und gab die weiteren fünf Stücke, einen Armlehn­stuhl sowie die vier weiteren Stühle, als Ergänzung ebenfalls in Augsburg in Auftrag.

Zum dritten Mal im Braun­schwei­gi­schen

Konrad Detlev von Dehn erstei­gerte die Silber­möbel in Wien, die das neue Braun­schweiger Residenz­schloss fürstlich ausstat­teten. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Weil August Wilhelm seinem Nachfolger hohe Schulden hinter­ließ, verkaufte dieser die Silber­möbel an die rivali­sie­rende kurfürst­lich-könig­liche Welfen­linie in Hannover. 1933/34 verlegte der letzte Herzog von Braun­schweig seinen Wohnsitz von Öster­reich nach Schloss Blanken­burg im Harz. Damit fanden die Silber­möbel zum zweiten Mal den Weg ins Braun­schweiger Land, bis sie 1945 von der briti­schen Besat­zungs­macht nach Schloss Marien­burg gebracht wurden. 1952 waren die Stücke im Victoria and Albert Museum in London zu sehen. Jetzt „gastieren“ sie zum dritten Mal in drei Jahrhun­derten im alten Land Braun­schweig.

In Koope­ra­tion mit der Braun­schwei­gi­schen Sparkas­sen­stif­tung präsen­tiert das Herzog Anton Ulrich-Museum außerdem Silber­me­daillen der Welfen aus der „Münzfor­schungs­samm­lung der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse in der Braun­schwei­gi­schen Sparkas­sen­stif­tung“. Sie ist ein Schatz der beson­deren Art: Mehr als 8.000 Münzen und Medaillen der Welfen­her­zöge aller Linien, der im welfi­schen Terri­to­rium gelegenen Städte, insbe­son­dere Braun­schweigs, und der mit den Welfen verbun­denen Bistümer, Abteien und Stifte, reflek­tieren spannende Facetten der Wirtschafts- und Geldge­schichte. Die Ursprünge der „Münzfor­schungs­samm­lung“ reichen ins 19. Jahrhun­dert zurück und liegen in Münzbe­ständen der Braun­schwei­gi­schen Staats­bank. Eigen­tü­merin der Sammlung ist heute die Braun­schwei­gi­sche Sparkas­sen­stif­tung, die Sammlung wurde dem Herzog Anton Ulrich-Museum als Dauer­leih­gabe zur Verfügung gestellt.

Symbol­fi­guren des Harzes

In der Ausstel­lung „Schatz aus der Tiefe. Silber­me­daillen der Welfen“ werden 50 ausge­wählte Silber­me­daillen des 16. bis 18. Jahrhun­derts gezeigt. Sie bieten faszi­nie­rende Einblicke in die Medail­len­kunst der Welfen. Dabei tauchen immer wieder auch die Bergwerke im Harz und der Wilde Mann als Symbol­figur des Harzes auf, denn der Harz spielte eine heraus­ra­gende Rolle für die Silber­ge­win­nung. Daneben finden sich klassi­sche Themen der fürst­li­chen Reprä­sen­ta­tion, insbe­son­dere Porträts der Herrscher und Symbole ihrer Macht wie etwa Darstel­lungen der Schlösser und Residenzen oder das Welfen­ross.

Die Silber­me­daillen der Welfen zeigen die spannenden Facetten der Wirtschafts- und Geldge­schichte. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Begleitet werden die Dauer­aus­stel­lung von einem umfang­rei­chen Veran­stal­tungs­pro­gramm, das neben ‑Führungen und Fortbil­dungen für Lehrkräfte auch Kostüm­füh­rungen für Kinder und Familien umfasst. Zu themen­be­zo­genen Fachvor­trägen werden darüber hinaus renom­mierte Exper­tinnen und Experten namhafter Kultur­in­sti­tu­tionen einge­laden.

Mehr unter: www.3landesmuseen-braunschweig.de/herzog-anton-ulrich-museum

Kontakt

Herzog Anton Ulrich-Museum
Museum­straße 1
38100 Braun­schweig

Telefon: 0531 1225 – 0
E‑Mail: info.haum@3landesmuseen.de

Eintritt:

  • Erwach­sene: 9 Euro (ermäßigt 7 Euro)
  • Kinder (6–17 Jahre): 2 Euro

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