Startseite Heimat & Identität Neue Stoffe für die Wichern-Ki...

Neue Stoffe für die Wichern-Kirche

Ute Sauerbrey befestigt das neue Altartuch. Foto Meike Buck
von

Die HelmstedterParamentenwerkstatt der von Veltheim-Stiftung beim Kloster St. Marienberg fertigte neue Paramente für die Wichern-Kirche in Braunschweig-Lehndorf.

„Als ich vor sechs Jahren in die Wichern-Gemeinde kam, gab es keine Antependien in der Kirche“, erzählt Pfarrerin Hanne-Elisabeth Reinhard. Der Kirchenraum sei das Herz der Gemeinde und müsse deswegen ansprechend gestaltet sein, findet sie. Der dunkle Altar in der Wichern-Kirche wirkte ohne Schmuck lieblos und kalt. So entstand die Idee, Paramente passend für die eigene Kirche fertigen zu lassen. Bereits im Sommer 2016 nahm Reinhard deshalb Kontakt mit Ute Sauerbrey, der Leiterin der Paramentik der Werkstatt in Helmstedt, auf. Der Begriff „Paramente“ bezeichnet alle im Kirchenraum und der Liturgie verwendeten Textilien wie Gewänder, Stolen, Altarwäsche und auch Antependien, der Behang des Altares und der Kanzel.

„Wir fertigen die Paramente individuell für Kirchenräume, in Abstimmung mit der jeweiligen Gemeinde“, beschreibt Sauerbrey den Vorgang. So habe sie sich auch sehr gefreut, dass ihr Entwurf bei der Wichern-Gemeinde eine rege Diskussion auslöste und sich viele Menschen am Entstehungsprozess beteiligten. Da die aus dunklem Stein gefertigte Altarplatte in der Wichern-Kirche ein starker Kontrast zur weißen Ostwand der Kirche ist, schlug sie vor, für den Altar ein Ganzjahrestuch in hellen Farben zu fertigen. Die vier liturgischen Farben Violett, Weiß, Grün und Rot finden sich in der farbigen Stickerei, drei weiße Felder symbolisieren die Dreieinigkeit. Das Antependium der Kanzel hingegen kann in den Farben des Kirchenjahres gewechselt werden und greift die gestalterischen Elemente des Altartuches auf. Statt eines einfachen Kreuzes das Wichern-Kreuz, das Symbol der Gemeinde, in den Mittelpunkt zu stellen, war eine Idee aus der Gemeinde, die Sauerbrey gerne aufgegriffen hat.

Als der Entwurf stand, konnten Altar- und Kanzeltücher in Helmstedt gestickt und genäht werden. „Wir haben Materialien verwendet, die auf die klimatischen Bedingungen in der Kirche ausgelegt sind: schnelle Temperaturwechsel, auch mal Kälte und Feuchte“, erklärt Sauerbrey, in diesem Fall Baumwolle-Leinen-Stoffe und Seide.

Auf dem Marienberg in Helmstedt hat die Herstellung von Paramenten eine lange Tradition. Bereits 1176 wurde die Kirche zusammen mit einem Kloster für Augustiner-Chorfrauen gegründet. Nachdem der Glanz des Klosters mit der Reformation verblasste, belebte Domina Charlotte von Veltheim gemeinem mit ihrer Freundin Gräfin Anna von der Schulenburg die evangelische Paramentik wieder. Der heutige Konvent, 1989 wieder gegründet, hat neben sozialen und mildtätigen Aufgaben auch die Förderung der Paramentik übernommen.

Das Kloster ist heute in der Trägerschaft der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Werkstatt gilt als eine der ersten ihrer Zunft. Neben der Produktion zeitgenössischer Paramente kümmert sie sich auch im die Konservierung und Restaurierung historischer Textilien. Eine moderne Labor- und Dokumentationseinrichtung ermöglicht qualifiziertes wissenschaftliches Arbeiten. Und auch das Kloster verfügt über einen textilen Schatz: mittelalterliche Paramente, das älteste aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die historischen Sticktechniken dienten Domina Charlotte von Veltheim als Vorbild für ihre Arbeit. „Paramente sind mehr als nur Dekoration in einer Kirche“, findet Sauerbrey. „Sie sind Teil der gottesdienstlichen Liturgie und können die Worte der Predigt ergänzen.“

Reinhard gelang es, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und die Ev.-luth. Landeskirche Braunschweig als Förderer für die neuen Paramente zu gewinnen, das verbleibende Drittel der Kosten trägt die Gemeinde.

Hanne-Elisabeth Reinhard und Ute Sauerbreyblicken zufrieden durch den Kirchenraum und nicken: „Ja, die Paramente passen hier genau rein“.Am 2. Advent wird Reinhard einen besonderen Gottesdienst zur Einweihung der Paramente mit Musik des Kirchenchores gestalten.

 

Information

Führungen durch Kloster, Schatzkammer und Paramentenwerkstat beim Kloster St. Marienberg in Helmstedt Montag bis Freitag nach Vereinbarung.
Telefon: 05351 – 6769
klostermarienberg@gmx.de
www.parament.de

 

Bilboard 2 (994x118 px)