Wie im Mittel­alter: Wallfahrt zum Kaiserdom

Zum Domfest in Königslutter gehört traditionell das Mittelalterlager. Foto: SBK/N. Funke
Zum Domfest in Königslutter gehört traditionell das Mittelalterlager. Foto: SBK/N. Funke

Mit dem Domfest am 24. Juni wird an die „Lutter­sche Fahrt“ erinnert, bei der Tausende über Jahrhun­derte von weit her nach Königs­lutter pilgerten und auf Vergebung ihrer Sünden hofften.

Einmal im Jahr, immer am Sonntag vor dem Peter- und Paulstag (29. Juni), diesmal also am 24. Juni, verwan­delt sich das sonst so beschau­liche Areal rund um den Kaiserdom in Königs­lutter anläss­lich des Domfests in einen großen Markt­platz, auf dem es quirlig und auch mal lauter zugehen kann. Im späten Mittel­alter war das schon ganz ähnlich: Damals kamen alljähr­lich zum Festtag der beiden Kirchen­pa­trone Scharen von Wallfah­rern zum Dom. Sie erhofften sich die Vergebung ihrer Sünden, wollten aber auch Waren kaufen und natürlich gut essen. Die letzten beiden Aspekte sind auch heute noch gefragt. Vor dem Kaiserdom werden Klein­kunst, Kunst­hand­werk und Kulina­ri­sches angeboten.

Spätes­tens seit dem 13. Jahrhun­dert spielte der Peter- und Paulstag eine große Rolle für Königs­lutter. Tausende Pilger strömten zum Dom, um ihren Segen zu erhalten. Viele kamen von weit her, aus Thüringen, dem Rheinland oder von der Ostsee. Im Verlauf des 15. Jahrhun­derts entwi­ckelte sich die kaiser­liche Stifts­kirche zu einem der wichtigsten Wallfahrts­orte Norddeutsch­lands. Heute erinnert das  Domfest an den Peter- und Paulstag und die mittel­al­ter­liche Tradition der sogenannten „Lutter­schen Fahrt“. Das neuzeit­liche Domfest findet nun schon zum 38. Mal statt.

Es ist als Ereignis für die ganze Familie konzi­piert und erfreut sich deswegen großer Beliebt­heit in der Region. Am Beginn steht tradi­tio­nell um 10 Uhr der ökume­ni­sche Gottes­dienst im imposanten Kaiserdom. Bis 18 Uhr gibt es dann ein vielfäl­tiges, weltli­ches Programm mit Musik, Mitmach­ak­tionen und Domfüh­rungen. An den zahlrei­chen, oftmals liebevoll dekorierten Ständen lassen sich die unter­schied­lichsten Dinge entdecken. Das Angebot reicht von Schmuck über antiqua­ri­sche Bücher bis hin zu Gewürzen, Kleidung oder Garten­ke­ramik.

Neben dem schon tradi­tio­nellen Mittel­al­ter­lager gibt es in diesem Jahr noch etwas Besonders. Im Kreuzgang des Kaiser­doms ist eine mongo­li­sche Jurte aufgebaut. In dem tradi­tio­nellen Nomaden­zelt können die Besucher Geschichten und Märchen lauschen, die von profes­sio­nellen Erzähl­künst­le­rinnen vorge­tragen werden. Im Rahmen des 2. Festivals der Erzähl­kunst führen Dorothea Nennewitz (Schöningen) und Kathleen Rappolt (Berlin) bereits am 22. Juni ihr Programm in der im Kreuz­ganghof des Kaiser­domes aufge­bauten Jurte auf. Eine Voranmel­dung wird aufgrund des begrenzten Platz­an­ge­bots empfohlen (Tel.: 05352 / 90 79 16 bzw. E‑Mail: d.nennewitz@t‑online.de; Eintritt 10 Euro, ermäßigt 6 €)

Unter dem Motto „Urlaub vor der Haustür“ gibt die Touris­mus­ge­mein­schaft Elm-Lappwald während des sonntäg­li­chen Domfestes zusätz­liche Tipps für Ausflugs­ziele in der Region. Klar ist dabei, dass sich ein Besuch des Kaiser­doms immer lohnt. Er zählt schließ­lich zu den wichtigsten Kultur­denk­mä­lern der Romanik in Deutsch­land.

Im Jahr 1135 legte der sächsi­sche Kaiser Lothar von Süpplin­gen­burg den Grund­stein. Die Fertig­stel­lung erlebte er aller­dings nicht mehr. 1137 wurde Lothar, Großvater Heinrichs des Löwen, im damals noch unvoll­endeten Mittel­schiff der Kirche beigesetzt. Das Grabmal des Kaisers und seiner Gemahlin Richenza ist in der Westka­pelle zu besich­tigen. Erst in den 1970er Jahren war es wieder entdeckt worden. Von 1990 bis 2010 wurde der Kaiserdom unter anderem mit erheb­li­chen Mitteln der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) restau­riert.

Eine besondere Führung, die viel über die Bedeutung und die Bauge­schichte des Kaiser­doms aussagt, findet unter dem Motto „Der Dom und seine Steine“ am 21. Juli, 10 Uhr, statt. Im Verlauf der Erleb­nis­füh­rung wird im Dom- und Stein­metz­mu­seum gezeigt, wie aus einem unschein­baren Stein­block ein kunst­volles Kapitell entsteht. Im Anschluss haben die Teilnehmer die Möglich­keit, unter Anleitung selbst zu Hammer und Meißel zu greifen (Kosten 12 Euro pro Person). Eine Anmeldung ist bis 6. Juli (Tel. 05353 912–129 oder ‑202) erfor­der­lich.

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