Bruter­folge im Europa­re­servat in Braun­schweig wie seit 20 Jahren nicht

Die Eisvogel-Population hat sich in Riddagshausen erholt. Foto: Jürgen Eickmann

Die großen Wasser­flä­chen der Riddags­häuser Teiche mit den sie umgebenden Schilf­gür­teln sind für brütende und rastende Vögel von enormer Bedeutung.

Die vergan­gene Brutsaison im Vogel-Europa­re­servat Riddags­hausen war aufgrund der großen Nieder­schlags­mengen und des damit verbun­denen, durch­gängig hohen Wasser­standes in den Teichen ein großer Erfolg, heißt es in einem Bericht des Förder­ver­eins Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft e. V.. Am Schapen­bruch­teich wurden demnach insgesamt sieben Brutpaare Hauben­tau­cher mit mehr als 20 Jungen beobachtet. Das sind mehr als in den vergan­genen 20 Jahren dort gebrütet haben. Die Zwerg­tau­cher waren mit zwei Brutpaaren und zusammen sechs Jungen erfolg­reich und auch die Eisvogel-Bestände haben sich wieder deutlich erholt. Von ihnen brüteten mindes­tens drei Brutpaare an drei verschie­denen Stellen, darunter zwei in den vom Förder­verein Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft e. V. errich­teten Nisthilfen.

Hauben­tau­cher mit Nachwuchs. Foto: Förder­verein Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft e. V.

Seit 1962 inter­na­tional gewürdigt

Im Jahr 1962 wurde die Bedeutung der Teich­land­schaft in Riddags­hausen für die Vogelwelt erstmals inter­na­tional gewürdigt. Sie erhielt das Prädikat Europa­re­servat. Der Inter­na­tio­nale Rat für Vogel­schutz zeichnete Vogel­schutz­ge­biete aus, die eine beacht­liche Zahl an Wat- und Wasser­vö­geln aufwiesen und damit als Brut- und Rastge­biete inter­na­tio­nale Bedeutung besaßen. Voraus­set­zung dafür war der Schutz des Gebiets als Natur­schutz­ge­biet und das Verbot der Jagd auf zu schüt­zende Vögel.

Dem Natur­schutz­ge­biet wurde 1962 wegen der überre­gio­nalen Bedeutung als Vogel­le­bens­raum das Prädikat “Europa­re­servat” verliehen. Foto: Stadt Braun­schweig

Von 1992 an wurde das Schutz­ge­biets­netz „Natura 2000“ in der Europäi­schen Union einge­führt, in dem das Riddags­häuser Teich­ge­biet nun als EU-Vogel­schutz­ge­biet (2002) sowie Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet, 2005) zusammen mit zahlrei­chen inter­na­tional bedeut­samen Schutz­ge­bieten geführt wird. „Damals wie heute sind die großen Wasser­flä­chen der Teiche mit den sie umgebenden Schilf­gür­teln für brütende und rastende Vögel von enormer Bedeutung. Aber auch die umgebende Landschaft mit klein­räumig wechselnden Biotop­struk­turen bietet einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen Lebens­räume“, erläutern Anke Kätzel, Rangerin im Natur­schutz­ge­biet Riddags­hausen, und Martin Bollmeier, Vorsit­zender des Förder­ver­eins Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft e. V..

Mehr als 200 Arten beobachtet

Die Liste der im vergan­genen Jahrzehnt an den Riddags­häuser Teichen beobach­teten Vögel umfasst mehr als 200 Arten, darunter mehr als 50 der Roten Liste der in Nieder­sachsen und Bremen gefähr­deten Vogel­arten, führen sie weiter aus. Charak­ter­vögel des Natur­schutz­ge­biets sind Höcker­schwan, Hauben­tau­cher, Blässhuhn, Reiher­ente und die Graugans, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun­derts in ganz Norddeutsch­land ausge­storben war. Ein Wieder­an­sied­lungs­pro­gramm, das Ende der 1960er Jahre zu ersten Bruter­folgen in Riddags­hausen führte, bildete den Grund­stock für die heute in Nieder­sachsen freile­bende Graugans­po­pu­la­tion. An manchen Tagen kann man bis zu 1.000 Graugänse im Natur­schutz­ge­biet beobachten.

Wichtige Station für rastende Arten

Darüber hinaus stellt das Natur­schutz­ge­biet eine wichtige Station für rastende Enten­arten dar. Gefähr­dete Enten­arten wie Tafelente, Löffel­ente, Pfeifente, Krickente, Knäkente, Kolben­ente, Spießente, Moorente und Schel­lente können regel­mäßig beobachtet werden, die ersten vier durchaus in Gruppen von mehr als 100 Tieren.

Die große Lebens­raum­viel­falt wird besonders deutlich an der hohen Zahl der Brutvögel. Unter den knapp 100 Arten, die im Natur­schutz­ge­biet brüten, sind gefähr­dete Arten wie Kiebitz, Neuntöter, Kuckuck, Wendehals, Klein­specht, Pirol, Waldlaub­sänger, Schilf­rohr­sänger, Feldschwirl, Garten­gras­mücke, Star, Trauer­schnäpper, Wiesen­pieper, Bluthänf­ling und auch der Rotmilan als häufig zu beobach­tender Greif­vogel. Auf der Vorwarn­liste stehen Stockente, Wasser­ralle, Teichhuhn, Eisvogel, Zwerg­tau­cher, Fluss­re­gen­pfeifer, Drossel­rohr­sänger, Teich­rohr­sänger, Rohrammer und Rohrweihe, die auf Gewässer und deren Randstruk­turen wie Schlamm­bänke und Schilf­flä­chen angewiesen sind.

Ein Kranich­paar watet im Kreuz­teich. Foto: Jürgen Eickmann

Aber auch Arten wie Habicht, Feldlerche, Grauschnäpper, Nachti­gall, Feldsper­ling, Baumpieper, Stieglitz und Goldammer finden in Wäldern, Hecken und zumeist ökolo­gisch genutzten landwirt­schaft­li­chen Flächen Riddags­hau­sens Lebens­räume, die in der freien Landschaft selten geworden sind. Ein großes Angebot an Brut- und Rastplätzen und gleich­zeitig ausrei­chend Nahrung bilden die Grundlage für eine vielfäl­tige Vogelwelt. Bestes Beispiel ist der Weißstorch, der in Riddags­hausen zehn der elf in Braun­schweig etablierten Amphi­bi­en­arten verspeisen kann.

Watvögel im Schapen­bruch­teich

Da aktuell das Wasser im Schapen­bruch­teich abgelassen ist, sind zurzeit wieder verstärkt Watvögel zu beobachten. Sie sind Nutznießer der abgelas­senen Teiche, die auf ihrem Zug in die Winter­quar­tiere auf den freien Schlamm­flä­chen Nahrung finden. Eine bunte Vielfalt aus Grünschen­keln, Dunklen Wasser­läu­fern, Fluss­ufer­läu­fern, Wald- und Bruch­was­ser­läu­fern, Bekas­sinen, Kampf­läu­fern und Alpen­strand­läu­fern lässt sich regel­mäßig beobachten.

„Zur Erhaltung und Förderung der für Brutvögel wichtigen Schilf­flä­chen waren die im vergan­genen Winter durch­ge­führten Maßnahmen sehr erfolg­reich. Das zurück­drängen der Weiden soll nun fortge­setzt werden. Dafür wird der Wasser­stand stark abgesenkt“, kündigen Anke Kätzel und Martin Bollmeier an.

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