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„Der Beratungsbedarf ist durch Corona gestiegen“

Friedemann Schnur, neuer geschäftsführender Vorstand der Braunschweigischen Stiftung. Foto: DBS
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Friedemann Schnur, neuer geschäftsführender Vorstand der Braunschweigischen Stiftung, zieht im Interview mit „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ seine 100-Tage-Bilanz.

In schwieriger Zeit übernahm Friedemann Schnur (38) die Geschäftsführung der Braunschweigischen Stiftung am 1. Januar dieses Jahres vom ausgeschiedenen Axel Richter. Die Corona-Pandemie hat die Herausforderungen seiner Startphase stark verändert. Die von Friedemann Schnur schon in seiner vorherigen Funktion als stellvertretender Geschäftsstellenleiter forcierte Digitalisierung kam der Stiftung jetzt sowohl im Innen- wie im Außenverhältnis zugute. Selbstverständlich wurde auch das 100-Tage-Interview mit „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ digital über eine Zoom-Konferenz geführt.

Herr Schnur, wie oft waren Sie in Ihren ersten 100 Tagen als geschäftsführender Vorstand der Braunschweigischen Stiftung in Zoom-Konferenzen wie dieser?

Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, aber es waren sehr viele, so viele wie in diesen Zeiten notwendig, aber mehr als ich mir unter normalen Umständen wünschen würde. Die Digitalisierung vereinfacht die Kommunikation an vielen Stellen aber schon erheblich. Wir haben schon 2016 begonnen eine digitale Strategie zu entwickeln. Davon konnten wir profitieren. Über unseren Weg haben wir unser E-Paper „Digitale Strategie: Die Weiterentwicklung einer gemeinnützigen Organisation“ veröffentlicht und auf dem 3. nationalen Digital Social Summit quasi als „Blaupause“ vorgestellt. Wir freuen uns, wenn wir damit anderen Institutionen der Zivilgesellschaft helfen. Digitalisierung führt zu weiterer Professionalisierung und hört nicht mit Corona auf.

Wie wird sich unter diesem Gesichtspunkt die Zusammenarbeit mit der Braunschweigischen Stiftung entwickeln?

Viele der neuen Gewohnheiten werden sicher auch nach Corona bleiben und auf vielen Feldern für größere Effizienz sorgen. Ganz klar ist aber auch, dass es weiter Gespräche von Angesicht zu Angesicht geben muss, gerade in kreativen Prozessen oder der Bewältigung größerer Probleme. Alle Mitarbeitende der Stiftung und ich freuen sich, wenn wir wieder Gesprächspartnerinnen und -partner im Haus der Braunschweigischen Stiftungen empfangen können. Der persönliche Austausch bleibt für uns als regionale Stiftung trotz aller Digitalisierung die solide Basis für gute Partnerschaften.

Wovon war Ihre Arbeit in den ersten 100 Tagen geprägt?

Der Beratungsbedarf unserer Projektpartnerinnen und -partner hat sich durch Corona gesteigert, und die Themen sind andere geworden. Geplante Projekte mussten verschoben, viele auch komplett gecancelt werden. Die Sorgen unserer Partnerinnen und Partner sind größer geworden und haben bei einigen auch existentielle Dimensionen erreicht. Damit ist der Beratungsaufwand natürlich gestiegen. Wir haben in sehr gutem Austausch mit dem Vorstand und dem Kuratorium schnell reagiert. Wir haben die Kriterien für unsere Förderungen angepasst und so die Flexibilität für die Projekte erhöht. Außerdem hat die Stiftung ein Corona-Budget zur Verfügung gestellt. Wir haben keinen unserer Partnerinnen und Partner im Regen stehen lassen, denn für die düsteren Corona-Wolken können sie schließlich nichts. Auf der anderen Seite führt der Lockdown auch zu weniger Anfragen, da weniger Projekte realisiert werden.

Wie wird sich die Fördertätigkeit unter Ihrer Regie verändern?

Zunächst werden wir der verlässliche Partner bleiben, den die Region seit 26 Jahren schätzt. Teil der Stiftungs-DNA war seit jeher, sich selbst und die geförderten Projekte regelmäßig zu überprüfen. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit dem Vorstand und dem Kuratorium am 6. Evaluationskonzept. Spruchreif ist noch nichts, aber wir können sicher sagen, dass wir uns in der Förderphase von 2022 bis 2026 auch neuen Themen zuwenden und nicht alle Projekte fortsetzen werden. Wir werden eine gute Balance zwischen Alt und Neu finden.

Sie haben die Führung der Stiftung in der schwierigen Niedrigzinsphase übernommen. Wie wirkt sich das auf die Förderfähigkeit aus?

Die Niedrigzinsphase stellt ein herausforderndes Umfeld für Stiftungen dar. Es ist aber natürlich nicht so, dass aus dem Kapital keine Erträge erwirtschaftet werden. Deswegen stellen wir das Konzept der Vermögensverwaltung der Stiftung regelmäßig auf den Prüfstand. Das Risikomanagement der Öffentlichen Versicherung Braunschweig berät uns und die Anlagestrategie wird nach den aktuellen Erfordernissen angepasst. Wir sind zuversichtlich, dass wir die Niedrigzinsphase abfedern und weiterhin stabile Erträge erwirtschaften, die dann unseren Partnerinnen und Partner zugutekommen.

Sie kommen als Teammitglied in die Führungsposition. Wie gehen Sie mit dieser oft nicht einfachen Situation um?

Viele Kolleginnen kenne ich schon viele Jahre, einige sogar seit 2011 als ich zur Braunschweigischen Stiftung kam. Von Beginn an stand das gesamte Team hinter dieser Nachfolge-Entscheidung und das hat mir natürlich ein gutes Gefühl gegeben. Die neue Rolle ist eine Herausforderung und eine Veränderung für alle. Bereits seit 2015 konnte ich als stellvertretender Geschäftsstellenleiter und als Geschäftsführer unserer Tochter-GmbH Führungserfahrung sammeln. Ich möchte ein gutes, vertrauensvolles und produktives Umfeld schaffen und die Mitarbeiterinnen in ihren Kompetenzen stärken. Grundsätzlich haben wir ein sehr kompetentes Team, pflegen einen regen Austausch auf Augenhöhe und gehen wertschätzend miteinander um. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam als Team durch Offenheit, Transparenz und Gespräche eventuelle interne Konflikte früh erkennen und lösen können.
Wir werden gemeinsam die anstehenden und nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie nicht leichten Aufgaben lösen. Unsere Motivation ist hoch, Braunschweigische Projekte weiterhin zu unterstützen und guten Ideen zum Erfolg zu verhelfen.

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