Der Frosch macht auf Kultur

In der Grimm-Welt in Kassel holte sich die AG Literatur der Braunschweigischen Landschaft Inspiration für die Kulturnacht. Foto: Braunschweigische Landschaft
In der Grimm-Welt in Kassel holte sich die AG Literatur der Braunschweigischen Landschaft Inspiration für die Kulturnacht. Foto: Braunschweigische Landschaft

Die Kultur­nacht machen nicht nur die bunten, lauten und poppigen Momente aus: Autoren­le­sungen im Garten des Hauses der Braun­schweigen Stiftungen laden zum besinn­li­chen Entspannen zwischen­durch ein.

Luna machte sich auf den Weg. Sie huschte über den Rasen und durch eine Lücke in der Hecke, schon war sie im Wald und gleich darauf am Brunnen. Sie fischte das Handy aus seinem Versteck. Plötzlich kam ein kräftiger Wind auf, ein Blitz zuckte, es donnerte. Luna erschrak so sehr, dass ihr das Smart­phone entglitt und in den Brunnen fiel. Es versank sofort. Luna beugte sich über die Steine und schaute auf die Wasser­ober­fläche. Der Wind war plötzlich verschwunden, sogar einige Sonnen­strahlen erreichten die Erde. „Scheiße, fuck!“

Es sind nicht immer die großen Dinge, die einer Veran­stal­tung beson­deren Charme verschaffen. So ist das auch bei der 13. Braun­schweiger Kultur­nacht an diesem Sonnabend (22. Juni), bei der 2500 Künst­le­rinnen und Künstlern auf 300 Bühnen und an 100 Veran­stal­tungs­orten auftreten. Neben bunten, lauten und poppigen Auftritten gibt es auch die stillen Momente wie Autoren­le­sungen im Garten des Hauses der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen.

Veran­stalter der Kultur­nacht ist das Kultur­in­stitut der Stadt Braun­schweig. Haupt­för­derer der Kultur­nacht, die erstmals vor 25 Jahren stattfand, um die enorme kultu­relle Vielfalt der Stadt heraus­zu­strei­chen, ist die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz. Mit ihrem Engage­ment allein und dem Einsatz weiterer Partner und Sponsoren lässt sich so ein Riesen­event finan­ziell nicht wuppen. Deswegen gibt es den mittler­weile zum Sammel­ob­jekt gewor­denen Kultur­nacht-Pin. Mit dem Kauf des Pins für 5 Euro, der gleich­zeitig als Fahrschein der Verkehrs AG gilt, kann jeder Besucher auch zum Unter­stützer werden. Der Erwerb ist natürlich freiwillig. Alle Auffüh­rungen sind kosten­frei zu erleben. Das ist seit jeher das Konzept.

Eröffnet wird die Kultur­nacht um 18 Uhr von Oberbür­ger­meister Ulrich Markurth, der gleich­zeitig ja auch Präsident der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz ist, und Tobias Henkel, dem Direktor der SBK, auf dem Schloss­platz, bevor dort unter anderem die 70er Jahre-Coverband Sweety Glitter & The Sweethe­arts spielt.

Sie setzte sich auf die Mauer, überlegte, ob das Gerät wasser­dicht war und wie sie es aus dem Brunnen fischen könnte. Plötzlich hörte sie ein Platschen und fühlte Wasser­spritzer auf ihren Armen. Ein großer Frosch saß ihr gegenüber. „Komisch”, dachte sie, „eigent­lich springen die glibber­grünen Hüpfer immer in das Wasser, wenn ich mich dem Brunnen nähere.” „Quack auch“, sagte der Frosch. „Sehr originell“, erwiderte Luna. „Irgendwie musste ich das Gespräch ja eröffnen. Kann ich dir helfen?“

So fährt Helga Thiele-Messow in ihrem am „Frosch­könig“ angelehnten Märchens „Luna verliert ihr Smart­phone“ fort. Nach einem Besuch in der Grimm-Welt in Kassel war sie inspi­riert, das Märchen umzuschreiben und in das Hier und jetzt zu trans­fe­rieren. Im Rahmen der Kultur­nacht wird die Sprecherin der AG Literatur der Braun­schwei­gi­schen Landschaft ihre Geschichte auf der Märchen­wiese im Garten hinter der Villa Gerloff (18 – 22 Uhr) zum Besten geben. Die Zuhörer können in Liege­stühlen den fabel­haften Geschichten lauschen und dabei Feencock­tails und Löwen­snacks genießen. Was für ein Kontrast zum lauten Geschehen auf dem Schloss­platz und anderswo in der Stadt. Vielleicht genau das Richtige um ein wenig zu entspannen. Die Autoren­le­sungen werden von der Braun­schwei­gi­schen Landschaft und der Bürger­stif­tung getragen.

Neben Helga Thiele-Messow werden Eva Ehmke, Rainer Geller­mann, Sigrid Herrmann, Helga Rattay und Lutz Tantow ebenfalls ihre eigenen Märchen-Texte im Garten des Hauses der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen lesen. Weitere Lesungen von AG-Mitglie­dern wird es im Rahmen der Kultur­nacht von 17.30 und 19.30 Uhr auch in der Jakob-Kemenate zu den Themen „Frieden“ und „Liebe“ geben. Kirsten Döbler, Eva Ehmke, Sigrid Herrmann, Karola Meling, Helga Rattay, Lutz Tantow, Karin Tantow-Jung, Helga Thiele-Messow, Heinz-Dieter Vonau und Kathrin Wiemann werden jeweils eigene Texte vortragen.

„Du könntest mir mein Handy vom Grund holen, falls du das hinbe­kommst!“ Luna wunderte sich nicht mal mehr, dass es in diesem Wald auch sprechende Frösche gab. „Bekomme ich etwas dafür?“ „Ja klar, was willst Du? Whisky?“ „Nein, etwas anderes.“ „Geld?“ „Ich will dein Freund sein, zusammen mit dir essen und mit dir in deinem Bett schlafen.“ Luna sprang auf. „Bist du überge­schnappt? Vergiss es!“ Luna wurde wütend. Was dachte sich dieser Frosch überhaupt?

Unter dem Motto „Kultur verbindet“ betei­ligen sich erstmals alle neun Partner- und Freund­schafts­städte Braun­schweigs an der Kultur­nacht. Von 18 bis 23:30 Uhr bieten die rund 60 Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer ein vielsei­tiges Programm. Zu erleben gibt es eine kanto­ne­si­sche Oper aus Zhuhai (China), Break­dance aus Magdeburg, Jazzmusik aus Omaha (USA), orien­ta­li­sche Musik aus Sousse (Tunesien), Musical­songs und Ukulele­musik aus Bath (Großbri­tan­nien), Chansons aus Nîmes (Frank­reich), eine Arumba-Perfor­mance aus Bandung (Indone­sien), modernen Tanz aus Kiryat Tivon (Israel) sowie klassi­schen Gesang und Tanz aus Kasan (Russ. Födera­tion).

Zum finalen Flashmob-Song um 23.25 Uhr, dem gemein­samen Auftritt aller Teilneh­menden aus den Partner­städten, können dann auch alle Autorinnen und Autoren der AG Literatur mit dabei sein. Voraus­ge­setzt, sie haben noch nach so vielen Märchen noch die Kraft dazu …

Das komplette Programm der Kultur­nacht: www.braunschweig.de/kulturnacht

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