Die älteste Brücke Braun­schweigs

Die Brücke an der Neustadtmühle, Nordwest-Ansicht. Foto: Elmar Arnhold
Die Brücke an der Neustadtmühle, Nordwest-Ansicht. Foto: Elmar Arnhold

Braun­schweigs Brücken, Folge 2: Die Brücke an der Neustadt­mühle besitzt noch Bausub­stanz aus dem 16. Jahrhun­dert.

Die Brücke an der Neustadt­mühle ist das älteste noch erhaltene Brücken­bau­werk Braun­schweigs. Sie ist als mittel­al­ter­liche Bogen­brücke über einen der inneren Wallgräben die letzte ihrer Art. Sie beinhaltet heute noch Teile aus dem 16. Jahrhun­dert, schreibt der renom­mierte Bauhis­to­riker Elmar Arnholds, der auch Stadt­teil­hei­mat­pfleger der Innen­stadt ist. In Koope­ra­tion mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ alle 22 inner­städ­ti­schen Brücken in monat­li­cher Folge vor.

Die Brücke an der Neustadt­mühle ist als Baudenkmal geschützt, gleich­wohl ist nur noch die Nordwest-Ansicht histo­risch. Im Rahmen einer Brücken­sa­nie­rung wurden 1984 die Bruch­stein­ge­wölbe der Südost-Seite durch Beton­bögen ersetzt. Bereits 1902 war nach Anlage der Okerstraße eine Verbrei­te­rung nötig geworden. An der Südost-Seite wurde die alte Bogen­brücke mit eıner Konstruk­tıon nach dem Möller-System ergänzt, das im Gegensatz zu Bögen trotz niedriger Uferhöhen genügende Bauhöhe zum Wasser­spiegel ermög­lichte.

Der Bau der Brücke geht auf die Gründung des Weich­bildes Neustadt im 13. Jahrhun­dert zurück. Sie war zunächst Bestand­teil der mittel­al­ter­li­chen Befes­ti­gungs­an­lage. Vor den Stadt­mauern war Braun­schweig durch von der Oker gespeiste Stadt­gräben gesichert. Die Brücke an der Neustadt­mühle führt über den Neustadt­müh­len­graben und gehörte einst zum ehema­ligen Neustadttor im Norden des Wollmarkts. Die heute noch existie­rende und zunächst zweifache Bogen­brücke aus Bruch­stein­mau­er­werk stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhun­derts, vermutet Bauhis­to­riker Elmar Arnhold. Damals sei die Toranlage umfassend erneuert und ein Vortor errichtet worden, erläutert der Experte. Während des Neubaus der Neustadt­mühle (1850) wurde das Bett des Mühlen­gra­bens verengt und damıt der nördliche Brücken­bogen zugesetzt.

1693 wurde das Neustadttor als Siche­rungs­an­lage geschlossen, weil der Befes­ti­gungs­ring erheblich erweitert wurde. Damit wurde die hölzerne Brücke über den äußeren Graben überflüssig und in der Folgezeit abgerissen. Die innere Graben­brücke aber blieb erhalten, um aus der Stadt zu den Wällen und zur damaligen Neustadt­mühle zu gelangen. Auch das Magnitor wurde in dem Zuge aufge­hoben. Michae­listor, Steintor und Petritor wurden verlegt, wie Elmar Arnhold in seinem neuen Standard­werk „Mittel­al­ter­liche Metropole Braun­schweig“ schreibt.

Dort heißt es weiter: „1798 verfügte Herzog Karl Wilhelm Ferdinand die Schlei­fung der Befes­ti­gungs­an­lagen und die Umgestal­tung des Walls in einen Prome­na­den­ring.   Nach den genialen Planungen des Baumeis­ters Peter Josef Krahe entstand bis 1825 der heutige Wallring.“ Im Zuge dieser Umgestal­tung der Wallan­lagen entstand eine Vielzahl der heutigen Brücken, über die wir die Innen­stadt bis heute erreichen. Grund genug für diese kleine Serie!

Fakten

Länge: 8,49 m

Breite: 9,53 m

Stütz­weite: 7,27 m

Lichte Höhe: 2,12 m

Video zum Wallring: www.youtube.com/watch?v=ZMYkizbylIs&list=UUlaE6f-ZEmvBswtlxyklSiQ&index=35

Fotos

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