Ein Fall für das Städti­sche Museum

Die Brücke am Neuen Petritor. Foto: Der Löwe
Die Brücke am Neuen Petritor. Foto: Der Löwe

Braun­schweigs Brücken, Folge 15: Für die Brücke am Neuen Petritor ist Krahes kompletter Plansatz erhalten.

Die Okerbrücke am Neuen Petritor ist wohl die allgemein unbekann­teste in Braun­schweig, weil sie seit den 1960er Jahren abseits der Haupt­ver­kehrs­ströme im Verbor­genen liegt. Und dennch ist sie etwas ganz Beson­deres. „lm Gegensatz zu den übrigen Brücken­bauten Krahes ist für diese Brücke ein vollstän­diger Plansatz erhalten. Er befindet sich im Städti­schen Museum. Grund­risse, Ansichten und Schnitte sind in brillanten Zeich­nungen darge­stellt, die selbst den Rang von Kunst­werken beanspru­chen können“ berichtet der renom­mierte Bauhis­to­riker Elmar Arnold. Gemeinsam mit ihm stellt „Der Löwe – das Portal für das Braun­schwei­gi­sche“ Braun­schweigs Okerbrü­cken in monat­li­cher Folge vor.

Eine erste Brücke an dieser Stelle wurde bereits 1698 errichtet. Wegen der Anlage der barocken Bastio­när­be­fes­ti­gung musste das ursprüng­liche Petritor nach Norden verlegt werden. Die Neuanlage wurde fortan als das „Neue Petritor” bezeichnet. Die in dieser Zeit entstan­dene massive Bogen­brücke wurde jedoch 1819 als baufällig beurteilt. Und Krahe schuf den Entwurf zu dem bis heute weitge­hend erhal­tenen Neubau. Er führt über den Neustadt­müh­len­graben und verbindet die Innen­stadt (Radeklint) mit dem Petri­tor­wall und der Petri­tor­brücke.

Peter Joseph Krahe (1758–1840) war Leiter des Bauwesens im Herzogtum Braun­schweig und1803 von Herzog Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) mit der Neuge­stal­tung der aus militä­ri­scher Sicht überflüssig gewor­denen Wallan­lagen. Der Herzog erlebte die Umgestal­tung aller­dings nicht mehr. Er erlag den schweren Verlet­zungen, die er bei der Schlacht  bei Jena und Auerstedt erlitten hatte.

Krahe entwi­ckelte das Konzept des grünen Prome­na­den­rings, der bis heute Braun­schweig prägt und der Stadt eine ganz besondere Ausstrah­lung verleiht. Durch das Schleifen der Befes­ti­gungs­an­lagen wurde die Ausdeh­nung der Stadt über die mittel­al­ter­li­chen Grenzen hinaus möglich. Pläne, den Wallring  zum UNESCO-Weltkul­tur­erbe zu erheben, schei­terten vor einigen Jahren.

Die Brücke über den Neustadt­müh­len­graben wurde nach Krahes Entwurf zwischen 1819 und 1823 gebaut. Die klassi­zis­ti­sche Anlage ist weitge­hend erhalten geblieben. Aller­dings ist die Westseite durch den Ausbau des Radeklints (1961–63) zum Verkehrs­kno­ten­punkt nicht mehr sichtbar. Der Graben wird bis zur Straße „Am Alten Petritore“ unter­ir­disch geführt.

„Die östliche Stirn­seite der aus Quader­mau­er­werk errich­teten Doppel­bo­gen­brücke zeigt eine besonders signi­fi­kante Form. Sie ist halbkreis­förmig nach innen einge­schwungen. Kräftige Gesimse markieren die Gewöl­be­kämpfer und schließen die Stirn­seite oben ab. Eindrucks­voll ist der geome­trisch kompli­zierte Stein­schnitt an den zweifach gekurvten Bogen­kanten“, erläutert Bauhsto­riker Arnhold. Die verwen­deten Steine stammen aus dem Park von Salzdahlum und von den Kasematten des Philipps­berg in Wolfen­büttel. Das klassi­zis­ti­sche Eisen­ge­länder ist ebenfalls erhalten.

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