Ein Pracht­ex­em­plar des Histo­rismus

Die Theaterbrücke, Nordansicht. Foto: Der Löwe
Die Theaterbrücke, Nordansicht. Foto: Der Löwe

Braun­schweigs Brücken, Folge 3: Die Theater­brücke glänzte einst mit vier präch­tigen Bronze­sta­tuen.

Die Theater­brücke zählt immer noch zu den schönsten und reprä­sen­ta­tivsten Okerbrü­cken in Braun­schweig, auch wenn sie den Glanz vergan­gener Tage leider verloren hat. Auf den Eckpos­ta­menten waren 1902 vier prächtige Statuen mit Darstel­lungen der antiken Tugenden Gerech­tig­keit, Mäßigung, Tapfer­keit und Weisheit aufge­stellt worden. Entworfen hatten sie die Künstler Ernst Müller und Gottlieb Elster aus Berlin. Herge­stellt wurden die Bronze­sta­tuen in der Braun­schweiger Gießerei Rinck­leben. Die Figuren fielen der Einschmel­zung im Zweiten Weltkrieg zum Opfer, schreibt der renom­mierte Bauhis­to­riker Elmar Arnhold, der auch Stadt­teil­hei­mat­pfleger der Innen­stadt ist. In Koope­ra­tion mit ihm stellt der „Der Löwe – das Portal der Braun­schwei­gi­schen Stiftungen“ alle 22 inner­städ­ti­schen Brücken in monat­li­cher Folge vor./

Immerhin erlangte die abgeschmückte Brücke der Jaspe­r­allee noch einmal durch den Licht­par­cours 2008 künst­le­ri­sche Berühmt­heit über die Stadt­grenzen hinweg, als die Künst­lerin Yvonne Goulbier die Brücke in rotes Licht tränkte und das Ganze „Evokation in Rot“ taufte. 150 in Blüten­form gestal­tete, rot-leuch­tende LED-Lampen und 250 gelbe hatte die Hanno­ve­ra­nerin montiert. Die Leucht­kraft wurde von der Oker wider­ge­spie­gelt. Die atmosphä­risch ins rechte Licht gerückte Theater­brücke war ein Höhepunkt des Licht­par­cours.  Als Ensemble mit dem Braun­schwei­gi­schen Staats­theater machte die Licht­in­stal­la­tion Braun­schweig alle Ehre, so dass sie auch 2010 noch einmal bei der nächsten Auflage des Licht­par­cours erstrahlte.

Die Brücke war 1888/89 im Zug der Stadt­er­wei­te­rung um das Östliche Ringge­biet nach einem Entwurf des genialen Stadt­bau­rats Ludwig Winter errichtet worden. Die Brücke führt stadt­aus­wärts in Verlän­ge­rung des Stein­weges um das Staats­theater herum in die Jaspe­r­allee. Die Allee hieß damals „Kaiser-Wilhelm-Straße”. Bis heute ist sie die Haupt­achse der östlichen Stadt­er­wei­te­rung aus dem späten 19. Jahrhun­derts. Die Planung der Erwei­te­rung stammte ebenfalls von Winter. Die „Kaiser-Wilhelm-Straße”, die nach der Revolu­tion 1918 eine Zeitlang Friedens­allee hieß, und ihr Umfeld waren für Angehö­rige der höheren Bevöl­ke­rungs­schichten angelegt. Für sie sollte mit der neuen Brücke ein angemes­sener Auftakt geschaffen werden. Diese nach dem damaligen Staats­ober­haupt „Kaiser-Wilhelm-Brücke” genannte Fluss­über­gang ist eine der in den „Gründer­jahren” (1871–1914) neu angelegten Okerbrü­cken.

Sie ist eine in Werkstein­mau­er­werk errich­tete Bogen­brücke mit viertel­kreis­förmig ausschwin­genden Wider­la­gern. Auf der Stadt­seite besteht ein doppel­bo­giger Durchgang für Fußgänger. „Großfor­ma­tige Stein­quader mit tiefen Fugen und rauer Oberfläche betonen die Pfeiler und Bogen­öff­nungen. Über einem Gesims­profil ist das Geländer als kräftige Balus­trade ausge­bildet. Die Formen­sprache orien­tiert sich an der Renais­sance und dem Barock“, schreibt Bauhis­to­riker Elmar Arnhold.

Damit ist die Theater­brücke ein typischer Bau des Histo­rismus in Deutsch­land (ca.1840–1914). Diese Epoche ist in der Archi­tektur durch das Aufgreifen vergan­gener Baustile geprägt. Nach der wissen­schaft­li­chen Beschäf­ti­gung mit der Antike folgte schon zu Beginn des 19. Jahrhun­derts ein Interesse an mittel­al­ter­li­cher Baukunst. Die meisten Brücken über die Oker-Umflut­gräben wurden in der Zeit des Histo­rismus und in den so genannten Gründer­jahren (nach 1871) umgebaut. Die Theater­brücke gilt als bedeu­tendstes Brücken­bau­werk des Histo­rismus in Braun­schweig und ist als Baudenkmal geschützt.

Fakten

Planungs- und Bauzeit:   1887–89 (1902: Einwei­hung des Skulp­tu­ren­schmucks)

Länge: 24 m

Breite: 15 m

Stütz­weite: 24,80 m

Umbauten/Reparaturen: 1989 / Sanierung

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