Startseite Heimat & Identität Nach außerehelichen Eskapaden ...

Nach außerehelichen Eskapaden verbannt

Elisabeth Christine Ulrike und Friedrich Wilhelm II. als junges Paar. Archiv: IBR
von

Geschichte(n) aus dem Braunschweigischen, Folge 12: Kronprinzessin Elisabeth Christine Ulrike tat es ihrem Ehemann, dem späteren König Friedrich Wilhelm II., gleich und wurde dafür hart bestraft.

In der niedersächsischen Welfengeschichte nimmt die legendäre Überlieferung der „Prinzessin von Ahlden“ einen besonderen Platz ein. Das Drama ihrer Ehe und die lebenslange „Verbannung“ werden meist überstrahlt von der Tatsache, dass ihr geschiedener Ehemann, Kurfürst Georg Ludwig, als Georg I. in Personalunion als König Georg I. England regierte. Fast vergessen aber ist ein ähnliches Ehedrama und Frauenschicksal bei den braunschweigischen Welfen und deren Familienbindungen mit Preußen. Es handelt sich dabei um eine Tochter des Herzogspaares Carl I. und Philippine Charlotte, Elisabeth Christine Ulrike.

Diese war am 8. November 1746 in Wolfenbüttel geboren und stand als eine der Nichten des preußischen Königs Friedrichs II. bei mehreren Heiratsprojekten Preußens in der engeren Auswahl. Vor allem ihre Mutter, Herzogin Philippine Charlotte, war als Schwester Friedrichs II. an einer engen familiären Bindung Braunschweigs an Preußen interessiert. Die Prinzessin wird in den Berichten als sehr schön, musikalisch begabt und intelligent geschildert. Besonders hervorgehoben werden dabei ihr lebhaftes Wesen, ihre gewandte Konversation und ihre robuste Konstitution. Große Sympathie genoss die junge Prinzessin vor allem bei ihrem Onkel Friedrich II. Daher war es kein Zufall, dass der Berliner Hof sie als Frau für den Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm II. auswählte. 1764 fand die Verlobung statt und ein Jahr später eine prunkvolle Hochzeit in Schloss Charlottenburg.

Nicht lange Zeit aber konnte das glanzvolle Äußere der politisch bestimmten Verbindung die zunehmenden privaten Probleme in der Ehe überdecken, einer Ehe, die offenbar von Anfang an durch beiderseitige menschliche Unzulänglichkeiten gefährdet war. Insbesondere die außerehelichen Frauengeschichten des Kronprinzen trugen zu einer wachsenden Ehekrise bei. Auch die Geburt der einzigen Tochter Friederike Charlotte, der späteren Herzogin von York, im Jahr 1767 führte zu keiner Normalisierung der Eheverhältnisse.

Als Elisabeth Christine Ulrike versuchte, als Reaktion auf die Untreue ihres Ehemannes ebenfalls eigene (außereheliche) Wege zu gehen, eskalierte das Geschehen und wurde zum dynastischen Nachfolgeproblem. Preußen und Braunschweig sahen sich plötzlich vor einem ähnlichen Skandal betroffen, wie einige Jahrzehnte zuvor die hannoversche Welfenfamilie. Das Verhalten des Kronprinzen wurde in vergleichbarer Weise ebenso wenig kritisiert wie etwa als Ursache für ein Scheitern der Ehe gewertet, die am 21. April 1769 geschieden wurde.

Elisabeth Christine Ulrike wurde allein für schuldig befunden und erhielt als sofort zu vollziehende Strafe die Verbannung nach Stettin. Dort musste sie schließlich die restlichen 71 Jahre ihres Lebens verbringen, ausgeschlossen aus dem braunschweigischen und preußischen Familienkreis, dessen Mitglieder sie nicht mehr wiedergesehen hat. Ihr Leben in der Verbannung gestaltete Elisabeth Christine Ulrike jedoch in steter Erinnerung an den Welfenhof in Braunschweig, selbst ihre Stühle, Sessel und sonstige Polstermöbel ließ sie in den braunschweigischen Farben blau-gelb beziehen.

94 Jahre alt wurde die Prinzessin. Angeblich hatte sie nach ihrer Scheidung noch zahlreiche Kinder bekommen, auf jeden Fall boten das hohe Alter und die damit verbundenen Verhältnisse im Schloss Legende und Legenden um ihre Person mehr als genügend Stoff. So war ihr Verhalten gegenüber ihrer Umgebung bisweilen schockierend. Als eine eingeladene Offiziersgattin  Klavier spielte, soll sie mit lauter Stimme gepoltert haben: „Das Weib spielt wie ein Schwein!“.

Aufgrund ihrer vielfach eigenwilligen Handlungen, aber auch weil sie hilfreich gegenüber sozial Schwachen und offen für Anliegen der Bürgerschaft in Stettin war, hat sich Elisabeth Christine Ulrike von Preußen, Prinzessin von Braunschweig – Wolfenbüttel, einen fast legendären Ruf und große Beliebtheit bei der Bevölkerung Stettins geschaffen. Die verbannte Kronprinzessin starb am 18. Februar 1840 im hohen Alter von 94 Jahren.

Bilboard 2 (994x118 px)