Von der Anstif­tung zum Leben

Beim Empfang: (von links) Petra Gottsand, Sybille Hempel-Abromeit, Prof. Annelie Keil, Erika Borek. Foto: Thomas Ammerpohl
Beim Empfang: (von links) Petra Gottsand, Sybille Hempel-Abromeit, Prof. Annelie Keil, Erika Borek. Foto: Thomas Ammerpohl

Hospiz Stiftung für Braun­schweig lud zum 10. Jahres­emp­fang für Damen.

Vor zehn Jahren wurde das Hospiz am Hohen Tore eröffnet. Um den Bau und Betrieb zu ermög­li­chen, wurde bereits zwei Jahre zuvor die Hospiz Stiftung für Braun­schweig gegründet. „Es ist ein Grund, glücklich zu sein, dass es dieses Haus gibt“, sagte  Erika Borek, Vorsit­zende der Stiftung, während der Begrüßung beim zehnten Jahres­emp­fang für Damen. Zeit, Kraft, Hilfe und den letzten Stunden mehr Leben zu geben, das sei der Hospiz­ge­danke, den die Mitar­bei­te­rinnen und ehren­amt­li­chen Kräfte verin­ner­licht hätten.

Petra Gottsand, Leiterin des Hospizes, nannte als nächsten Meilen­stein in der Entwick­lung des Hospizes am Hohen Tore die anste­hende Zerti­fi­zie­rung, die die besonders hohe Qualität der Braun­schweiger Einrich­tung auszeichnen wird. Für den Empfang im Jubilä­ums­jahr lud die Stiftung mit Prof. Annelie Keil eine Sozial- und Gesund­heits­wis­sen­schaft­lerin ein, die sich intensiv mit dem Hospiz­ge­danken beschäf­tigt. Gemeinsam mit Bremens früherem Bürger­meister Henning Scherf veröf­fent­lichte sie zuletzt das viel beachtete Buch „Das letzte Tabu – Über das Sterben reden und den Abschied leben lernen“.

Prof. Keil hielt einen bemer­kens­werten, inspi­rie­renden Vortrag vor allem über das Leben, aber eben auch über dessen Ende. „Die einzige Sache im Leben, die wir wirklich wissen, ist, dass wir sterben müssen“, sagte sie. Sie sprach von der Anstif­tung zum Leben, die Menschen mit der Geburt bekämen. Was sie aus dem Stiftungs­ka­pital machten, dafür sei jeder selbst verant­wort­lich. „Das Leben ist schön, von einfach hat niemand geredet. Das Leben hat nichts verspro­chen“.

Die 78-Jährige weiß wovon sie spricht. Sie wuchs zunächst in einem Waisen­haus auf, sie erkrankte schwer und doch sprüht sie vor Lebens­freude. Unter anderem engagiert sie sich in der Hospiz­ar­beit. Ihr Credo: „Das einzige was wir wirklich wissen, ist der Tod. Zum Glück wissen wir nicht wann und wie. Bis dahin haben wir die Möglich­keit, unser Wissen, unser Glück, unsere Liebe, unsere Freude zu mehren. Und zum Ende müssen wir den Abschied leben lernen.“

Die Menschen, die ins Hospiz kämen, hätten sich bereits vorbe­reitet auf das Ende. Sie brächten den Pflege­kräften mit ihrer Entschei­dung, ins Hospiz zu gehen, großes Vertrauen entgegen. Das sein großes Geschenk. So ließe sich die Aufgabe, das Leben am Ende von außen zu begleiten, erfüllend  bewäl­tigen. Ein Hospiz ist für Prof. Annelie Keil ein „Gasthaus auf Zeit“.

Deutsch­land könne sich glücklich schätzen, dass sich eine so große Hospiz­be­we­gung etabliert habe. Rund 100.000 Menschen engagierten sich in der Hospiz­ar­beit. Die Wissen­schaft­lerin geht davon aus, dass der Hospiz­ge­danke in Zukunft weiter gestärkt werden müsse. „Wir sind die erste Genera­tion, die so alt wird, dass Demenz in der Hospiz­ar­beit relevant wird“, erklärte sie. Es müsse darüber nachge­dacht werden, wie Menschen mit Demenz angemessen begleitet werden könnten. Darüber hinaus gebe es immer mehr Menschen ohne Familie, immer mehr Menschen, die auf der Straße lebten.

Weitere Infor­ma­tionen unter:

www.hospiz-stiftung-fuer-braunschweig.de

www.hospiz-braunschweig.de

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