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„Warum springt der Dirigent so rum?“

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„Junge Menschen treffen Klassik“: 10- bis 11-jährige Schülerinnen und Schüler der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße waren zu Besuch beim Meisterkonzert.

Keines der Kinder hatte jemals zuvor ein klassisches Konzert besucht. Dementsprechend überwältigend waren die Eindrücke, die die 10- bis 11-jährigen Jungen und Mädchen beim Meisterkonzert des Sinfonieorchesters des Norddeutschen Rundfunks und des weltberühmten Pianisten Kit Armstrong sammeln konnten. Die 23 Schülerinnen und Schüler der Grund- und Hauptschule Pestalozzistraße waren die ersten, die an dem neuen Projekt „Junge Menschen treffen Klassik“ der Richard Borek Stiftung teilnehmen konnten.

Fortsetzung folgt

Kit Armstrong am Flügel und das Sinfonieorchester des NDR im Staatstheater. Foto: Meisterkonzerte/Sören L. Schirmer

Ziel der Initiative ist es, junge Menschen an klassische Musik heranzuführen. „Als die Anfrage der Richard Borek Stiftung kam, haben wir sofort begeistert zugesagt. Wir freuen uns sehr über die Initiative, weil wir mit dem Besuch des Konzerts den Horizont der Kinder erweitern konnten“, sagt Schulleiter Till Rückriem. Der Besuch eines so hochklassigen Konzerts wäre natürlich aus dem Schulbudget nicht zu leisten und ist so nur durch die Förderung der Stiftung möglich. Nach der Premiere folgt am 19. Dezember (20 Uhr) die Fortsetzung des Projekts. Dann sind Jugendliche der Internationalen Schule zu Gast bei German Brass mit dem Programm „Christmas around the world“. German Brass ist ein professionelles Blechbläserensemble und ist das dritte Meisterkonzert dieser Saison.

Experiment gelungen

„Es war ein Experiment, und es ist wirklich gut gelungen“, urteilt Lydia Daniel von der Braunschweiger Konzertdirektion, die die Meisterkonzerte veranstaltet. Sie hat auch die Organisation der Schülerbesuche übernommen. An ihrer Seite steht Georg Renz, viele Jahre Solo-Fagottist des Braunschweiger Staatsorchesters. Er hält den Kontakt zu den Schulen und vor allem begleitet er die Besuche mit einer kurzen Einführung vor dem Konzert und einer Nachbereitung in der Schule. Er schaffte es mit seiner unkomplizierten, sympathischen Art, den Kindern das erforderliche Verhalten während des Konzerts sowie im Nachgang auch die verschiedenen Instrumente sowie Vorgänge kindgerecht zu vermitteln.

Voll des Lobes für ihre Schülerinnen und Schüler waren die Klassenlehrerinnen Chiara Sachwitz und Julia Hübner sowie Förderschullehrerin Maren Tettenborn: „Die Kinder haben sich toll verhalten und waren aufmerksam bei der Sache. Immerhin dauerte die erste Hälfte des Konzerts so lange wie eine Schulstunde.“ Und da sitzen die Kinder bestimmt nicht so akkurat auf ihren Plätzen wie im Staatstheater. Von vornherein war klar, dass die Kinder in der Pause das Konzert verließen. Auch bei der Nachbereitung zwei Tage später zeigten sich die Schülerinnen und Schüler interessiert, teilten ihre Beobachtungen mit und stellten Fragen, die Georg Renz kompetent und verständlich beantwortete.

Einführung im Foyer des Staatstheaters. Foto: Der Löwe

Pianist ohne Noten

Beispielsweise hatten die Kinder bemerkt, dass der Pianist ohne Noten spielte, die Orchestermitglieder aber sehr wohl welche hatten. Georg Renz erklärte, dass die verschiedenen Musiker eines Orchesters anhand der Noten genau ihre Einsätze verfolgen müssen, um das Zusammenspiel perfekt zu schaffen. Und er berichtete, dass ihm ein bekannter Pianist einmal verraten habe, dass er 45 Stücke aus dem Kopf spielen könne.

Gewundert haben sich die Schülerinnen und Schüler beispielsweise über den Dirigenten. „Warum springt der so rum“, war die Frage. Er gibt einerseits den Takt vor und drückt andererseits mit seinem Körper auch die Emotionen aus, die die Musik vermitteln soll, lautete die Antwort. Und Georg Renz wusste unterhaltsam und lehrreich zugleich über Instrumente zu berichten, die den Kindern nicht geläufig waren wie Harfe, Tuba, Posaune oder Pauke. „Es hat Spaß gemacht“, zog er ein zufriedenes Fazit. Mit so viel Aufmerksamkeit hatte Georg Renz nicht gerechnet als er für das Projekt angefragt wurde.

Infos:

Die Meisterkonzerte besitzen in Braunschweig eine lange Geschichte. Kurz nach Ende des Krieges ereilte Walter Ernst Schmidt der Ruf in die Stadt, wo er am stark beschädigten Staatstheater die Leitung des künstlerischen Betriebsbüros übernahm. Zusätzlich begann er mit der Organisation von Sinfoniekonzerten und gründete 1946 die Braunschweiger Konzertdirektion Walter E. Schmidt. Die ersten „Meisterkonzerte für Werktätige“ fanden 1947 im Gloria-Kino in der Wendenstraße statt. Es folgten Konzerte in der Villa „Salve Hospes“, in der Aula der Neuen Oberschule und schließlich seit 1965 in der Stadthalle. Während der Renovierungsphase der Stadthalle sind die Meisterkonzerte allerdings im Staatstheater zu Gast.

Mehr unter: https://www.meisterkonzerte-braunschweig.de

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