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Der „Schwarze Herzog“ und sein Vater sind sehr beliebt

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In diesem Sommer stehen die beiden Reiterstandbilder bereits seit 15 Jahren wieder vor dem Schloss.

Auf den Stufen unter den Standbildern der Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand (1771-1815) und dessen Sohn Friedrich Wilhelm (1771-1815), dem „Schwarzen Herzog“, genießen die Menschen in diesen Tagen den herrlichen Sonnenschein. Seit 15 Jahren ist das wieder möglich. Seit dem Sommer 2007 sind die beiden historischen Reiterstandbilder vor das Schloss zurückgekehrt und tragen dort wesentlich zur braunschweigischen Identität bei.

Dass die beiden Skulpturen wieder auf ihrem angestammten Platz zurückkehren konnten, ist dem Engagement von Braunschweiger Bürgern zu verdanken. Sie finanzierten den Umzug der Reiterstandbilder von ihrem Nachkriegs-Standort an der vielbefahrenen Verkehrsschneise Kurt-Schumacher-Straße zurück vor das rekonstruierte Schloss mit Blick zum Bohlweg.

1963/64 rekonstruiert

Wie die Quadriga waren auch die Standbilder der beiden Herzöge nach dem Krieg Opfer von dreisten Buntmetalldieben geworden. Ihre Fragmente wurden auf dem städtischen Bauhof gesichert. Mitte der 1960er Jahre bewilligte der Rat schließlich 50.000 Mark für ihre Restaurierung. Das war gleichzeitig der Beginn für die lange Suche nach einem Standort für die beiden Herzöge, denn den Schlossplatz gab es ja seinerzeit nicht mehr.

Die beiden Reiterstandbilder an der Kurt-Schumacher-Straße. Foto: Archiv Ostwald

Zunächst wurde der Platz vor dem Herzog Anton Ulrich-Museum favorisiert. Es folgten Überlegungen, sie vor den ehemaligen Hauptbahnhof, einem Ottmer-Bau, aufzustellen oder auf dem Forumsplatz der Technischen Universität. 1973 fiel schließlich die Entscheidung für den Platz an der Kurt-Schumacher-Straße, einer nichtssagenden Position, die der Bedeutung der Reiterstandbilder nie gerecht werden konnte. Die Skulpturen waren aus dem Blick und damit dem Bewusstsein der Braunschweigerinnen und Braunschweiger geraten.

Zweimal Bürgerinitiative

Nachdem die Debatte um die Rekonstruktion des Residenzschlosses begonnen hatte, bildete sich eine von Lothar Hagebölling und Gustav Klauenberg forcierte Bürgerinitiative, deren Ziel es war, die herzoglichen Reiter wieder vor dem Schloss zu platzieren. Die Initiative begann mit einer Spendensammlung. Das überwältigende Ergebnis ermöglichte nicht nur den Umzug der Reiterstandbilder, sondern auch den Bau der neuen Sockel nach historischem Vorbild.

Nach einem nächtlichen Transport, für den der Strom der Stadtbahn wegen der Höhe der Skulpturen abgestellt werden musste, standen die Herzöge am 3. Juli 2007 wieder auf dem Schlossplatz. Den Spendern wurde als Erinnerung und Dankeschön eine Gedenkmedaille überreicht. Auf ihr sind die Standbilder abgebildet.

Der Schlossabriss hat begonnen, die Reiterstandbilder sind schwer beschädigt. Foto: Archiv Wedemeyer

Entworfen von den Bildhauern Anton Dominik von Fernkorn, Franz Xaver Pöninger (Wien) und Ernst Julius Hähnel (Dresden) sind sie – wie die ersten beiden Quadrigen – in der Braunschweiger Werkstatt von Georg Howaldt in Kupfer getrieben worden. Die Denkmale wurden auch damals von Braunschweiger Bürgern aus Hochachtung vor den in den Freiheitskriegen gegen Napoleon I. gefallenen Braunschweigischen Herzöge gestiftet. Das „Denkmalscomité“, bestehend aus 28 betuchten Braunschweiger Bürgern, beauftragte am 1. Mai 1864 die Fertigung der Skulpturen. Am 10. November 1874, dem Sterbetag von Karl Wilhelm Ferdinand, wurden sie aufgestellt.

Herzog Carl Wilhelm Ferdinand (geb. 1735) starb 1806 an den Folgen seiner schweren Verletzung aus der Schlacht von Jena und Auerstädt, Friedrich Wilhelm (geb. 1771) 1815 bei Quatrebras (Belgien).

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