Eine national heraus­ra­gende Sammlung

Die zivilen Uniformen am Braunschweiger Hof waren besonders aufwendig verziert. Foto: BLSM / Ilona Döring
Die zivilen Uniformen am Braunschweiger Hof waren besonders aufwendig verziert. Foto: BLSM / Ilona Döring

Kunst auf Lager: Abschluss­be­richt des Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seums zum Sanie­rungs­pro­jekt „Die Zivil­uni­formen des Herzog­tums Braun­schweig (1815–1918)“  in der Sammlung des Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seums“ liegt vor. 

Im Braun­schweiger Landes­mu­seum lagert mit der frisch aufpo­lierten Sammlung von Zivil­uni­formen am Braun­schweiger Hof von 1815 bis 1918 ein wahrer Histo­ri­en­schatz, der fast in Verges­sen­heit geraten wäre. Im Rahmen des bundes­weiten Bündnisses „Kunst auf Lager“, das sich das Erschließen und Sichern von Museums­de­pots zur Aufgabe gemacht hat, wurden unter anderem 160 stark in Mitlei­den­schaft gezogene zivile Uniformen wieder aufge­ar­beitet und stellen deutsch­land­weit eine bemer­kens­werte Sammlung dar.

Der Abschluss­be­richt des 18-monatigen Projekts liegt jetzt vor. „Der entste­hende Katalog mit den Ergeb­nissen wird erstmals in Deutsch­land diese Art der Uniformen innerhalb einer Sammlung vollständig publi­zieren“, freut sich Projekt­leiter Dr. Ole Zimmer­mann. Eine noch nicht termi­nierte Präsen­ta­tion ist ebenfalls vorge­sehen. Die Exponate sind durchweg in ausstel­lungs­taug­li­chen Zustand versetzt worden.

Am Braun­schweiger Hof trugen nicht nur Militärs Uniformen. Die höfische Kleider­ord­nung verlangte auch von Beamten und Bediens­teten das Tragen von Uniformen, etwa von Steuer­auf­se­hern oder Kutschern, Bahnhofs­vor­ste­hern oder Hofärzten. „Die Uniformen dienten in erster Linie zur Erkennung am Hofe. Nach Innen ging es um Hierar­chie und nach Außen um Reprä­sen­tanz“, berichtet  Histo­riker Zimmer­mann. Zu den zivilen Uniformen zählen auch jene des Bürger­mi­li­tärs, das unter anderem 1830 half den ungeliebten Herzog Karl II., den Diaman­tenen Herzog, zu vertreiben.

„Im Ergebnis stellen sich die zivilen Uniformen als ein ganz heraus­ra­gender Sammlungs­be­stand dieser Art in Deutsch­land dar. Insbe­son­dere die typisch braun­schwei­gi­schen Elemente an den höfischen Galauni­formen sind in der Qualität, der Vielfalt, der Farben­wahl und der Symbolik der Stickerei einzig­artig für diese Art der Uniformen in Deutsch­land“, erläutert er. Die ebenfalls in den Projekt­rahmen mitein­be­zo­genen Livreen, also der Kleidung der am Hofe Bediens­teten, zeigten ein ähnlich hohes Niveau in Verar­bei­tung und Diffe­ren­zie­rung. Zu den Aufgaben zählte auch die Zuordnung von Kopfbe­de­ckungen und Abzeichen.

Im Jahr 2007 war in dem Magazin für Uniformen ein großflä­chiger Schim­mel­be­fall festge­stellt worden. Eine vollstän­dige Räumung war der Objekte unumgäng­lich. Die Reinigung und die grund­le­gende Neukon­zep­tion der Lagerung wurden zum Anlass genommen, die Milita­ria­samm­lung durch Teilpro­jekte umfassend wissen­schaft­lich aufzu­ar­beiten und durch Bestands­ka­ta­loge der Allge­mein­heit zugäng­lich zu machen. Das von der Richard Borek Stiftung, der Stiftung Nieder­sachsen und dem Nieder­säch­si­schen Minis­te­rium für Wissen­schaft und Kultur geför­derte Projekt über die Zivil­uni­formen stellte das das erste Teilpro­jekten dar.

Während des Projekt­zeit­raumes vom 1. Juni 2016 bis zum 30. November 2017 wurden mehr als 500 Objekte vermessen, beschrieben und wissen­schaft­lich einge­ordnet, so dass nun der Gesamt­be­stand an zivilen Uniform­ob­jekten über die Projekt­grenzen weitge­hend bearbeitet ist. Die Objekte verteilten sich auf die Obergruppen der Blank­waffen, der täglichen Dienst­uni­formen, der höfischen Galauni­formen und der Livreen. Nach Abschluss der wissen­schaft­li­chen Bearbei­tung der Objekte wurden diese nach einer neuen Konzep­tion wieder einge­la­gert und sind nun erstmals auch räumlich von den militär­his­to­ri­schen Objekten vollständig getrennt.

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